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Gestohlene Briefe."

Der entrüftete Dr. Jarres. Wir haben vor einigen Tagen den Brief des Oberbürger meisteres Dr. Jarres aus Duisburg   an die Rhein- und Ruhrzeitung" veröffentlicht, in dem Jarres sich bitter über die nationale Unzuverlässigkeit der bürger lichen Presse beschwert. Herrn Dr. Jarres ist diese Ver­öffentlichung offenbar außerordentlich unange nehm gewesen. Wir hoffen, nicht etwa deshalb, weil es ihm schwer fällt zu seinen Worten zu stehen. Dr. Jarres beschwert sich in einem Brief an die" Duisburger Volksstimme" über die Veröffentlichung. Und dieser Brief spricht für den Deutschesten aller Deutschen   so sehr, daß wir ihn wörtlich mit­teilen möchten:

In Nr. 209 vom gestrigen Tage bringt die Volksstimme" einen Brief von mir an den Hauptschriftleiter Lucko der Rhein­und Ruhrzeitung" vom 30. Dezember 1922 zum Abdruck. Dieser Brief tann nur auf unlauterem Wege in den Besitz dieser Zeitung gelangt sein. Es handelt sich um ein rein privates Schreiben, das nicht für die Deffentlichteit be­stimmt war. Meines Wissens gehörte es bisher zu den guten journalistischen Gepflogenheiten. auch im publizistischen Kampf offen­sichtlich persönliche Schreiben ohne Einverständnis des Absenders nicht zu veröffentlichen. Ich muß Ihnen mein Befremden zum Aus­druck bringen, daß Sie von dieser guten Sitte abgewichen sind und sich für berechtigt gehalten haben, mein Schreiben abzudrucken.

Im übrigen bin ich der Ansicht, daß es völlig müßig ist und den Frieden in der Bevölkerung nuklos stört, wenn nachträglich nach Ab­zug der Befahung darüber geftritten wird, wer in schwerer Zeit am besten auf dem Posten gewesen ist. Jeder, der in jener Zeit des Rampfes feine Person und seine Sache nicht geschont hat, hat eine Selbstverständliche Pflicht erfüllt und mag sich mit dem Bewußtsein Selbstverständliche Pflicht erfüllt und mag sich mit dem Bewußtsein diefer Pflichterfüllung begnügen. Die Möglichkeiten, in dieser Hin ficht hervorzutreten, waren sehr verschieden, und auch die Auffassungen über das Mögliche und Vertretbare mögen aus= einander gegangen sein. So habe ich damals weitgehende Erwartungen an die hiesige Presse gestellt; es liegt mir jedoch fern, nachträglich noch darüber zu richten, ob meine Auffaffung in jeder Hinsicht gerechtfertigt war. Ueber derartige Gradunterschiede natio­nalen Handelns nachher splifferzurichten, erscheint mir völlig wert­los. Nur wer offensichtlich nicht im deutschen   Lager gestanden hat, der mag und soll gebrandmartt bleiben.

Sonniger Nachmittag in Werder.

Der törichte Berliner   fährt nur zur Baumblüte nach Werder, menn dort Wege und Stege überflutet sind von Menschenmassen. Er weiß nicht, daß die Werdersche Landschaft an sich eine der schön­sten ist, wenn nicht gar die schönste, die in der leicht erreichbaren nähe zu finden ist. Reine Bahnstunde von Berlin   und man ist in einer anderen Welt. Noch hat taum ein Rühlhauch die Blätter ge­färbt. Alle Kirsch, Apfel- und Birnenbäume stehen noch im vollen grünen Sdmud. Wieder stehen, wie zur Kirschernte, Leitern an den Bäumen, aber jetzt gilt es ber legten Ernte, den Aepfeln. Und in den Höfen duftet es weithin nach frischem, töstlichen Obst. Obst macht gesund, drum ziehe nach Werder", so lautet der Merkspruch der Werderschen Verkehrspolitik, der gar nicht so übel ist. Noch Ausland ein. Wir fönnten also noch viel mehr Obstzüchter brauchen. immer führt Deutschland   90 Proz. seines Obstverbrauches aus dem Die Wege in und um Werder find an so einem Wochennach mittag völlig einsam. Aus den Gärten schallen die Stimmen der Fleißigen. Ganz langsam steigt man zur Höhe. Weithin fällt das Land zum Horizont ab. Man flimmt aber einen zinnengetrönten Turm des Bergrestaurants, empor und steht nun in der Mitte eines Panoramas, das seinesgleichen kaum hat. Die vom reinen Himmel atlasblaue Havel   faltet sich wie ein breiter Gürtel. Man sieht die Gözer Berge bei Brandenburg   und die Turmspigen der uralten Havelstadt selber. Man sieht gen Norden tief in das Havelland hinein dem unsichtbar werdenden Lauf der Havel   nach. Man sieht von Potsdam   Schlösser und Türme. Aus der Potsdamer Forst ragt das breite Massiv des Ravensberges auf. Und dann nach Süden Geltom Kaputh und sein aussichtsreicher Krähenberg   und die mächtig sich gebenden Höhen dahinter. Das alles sieht man im frohen Glanz einer herbstlich durchsonnten Luft. Tiefe Stille herrscht auf dem Weg, der über den Höhenrücken der Obstberge in die Stadt hinunterführt. Unterwegs lernt man einen Entel des Heidelberger Fasses" fennen, rund 8888 Liter faffend.

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Herrn Hauptschriftleiter Ludo habe ich Abschrift dieses Schreibens mit dem Anheimgeben der Beröffentlichung übersandt.

Die Stadt Werder liegt ganz von Waffer umgeben, ein richtiges den, in deren Mansarde man sich bequem hineinschwingen fann. Inselstädtchen. Ein märkisches Kleinstadtidyll. Man findet Häus Das Kammerfensterin" muß hier leicht sein. weiß man's denn er Luft hat, läßt sich von hier über die Havel   setzen und wandert in Stunde auf schönsten Pfaden nach Station Wildpark   zurück. Ben's aber gelüftet die Werderfche Straßenbahn zu benußen, der tue es mit stillem Ergögen. Sie ist wie aus dem Berkehrsmuseum zurüdgetauft, wird von Pferdchen betrieben und wenn der Wagen sehr voll ist und der Herr Fahrleiter tassieren muß, überläßt er die Pferdeführung folange einem freundlichen, hilfsbereiten Knaben, der Mit vorzüglicher Hochachtung gez. Dr. Jarres. Die Entrüstung des Herrn Dr. Jarres über die Veröffent- agen, Pferd und Inſaſſen ſo ſicher wie der Fahrer selber zum Bahnhof bringt.

lichung seines Briefes ist in diesem Falle vollkommen unangebracht. Seine Parteifreunde find es, die in der widerwärtigsten Weise mit gestohlenen Dokumenten den politi­schen Kampf verpesten. In diesem Falle aber handelt es sich einfach darum, daß die Wiedergabe der Feststellungen, die Jarres selbst in seinem Briefe bereits 1922 treffen mußte, in der Abwehr gegen die deutschnationalen Verleumder not­wendig war.

Gerade die Splitterrichterei", die Dr. Jarres als merilos bezeichnet, ist die besondere Eigentümlichkeit der Deutschnationalen und Völkischen  . Jarres wird nicht unbe­fannt sein, daß die deutschnationale Parteileitung auf An­regung ihres Landtagsabgeordneten B a chem Rundschreiben an ihre Organisationen im Rheinland losgelassen hat, um antinationale Handlungen des Zentrums" festzustellen und gegen den Bundesgenossen in der Regierung Material zu sammein. Mit dem Tage, an dem die Bejagung das Ruhrgebiet   und Duisburg   verlassen hat, beginnen die Delfischen Kläffer, unterstüßt von den Deutschnationalen, mit einer widerlichen Heze gegen alle übrigen Parteien, nicht zum wenigsten gegen die Sozialdemokratie. Die Splitter richter figen also im Lager der Kreise, die Jarres als den " Deutschesten aller Deutschen  " zum Präsidentschaftskandidaten gemacht haben. Die Empfindlichkeit des Herrn Dr. Jarres über die Veröffentlichung feines Briefes ist dann in diesem Falle alles andere als angebracht. Wenn er wirklich zu feinen Worten stünde, dann hätte er in jedem Fall alle Ber­anlaffung, fich auch heute unaufgefordert gegen die demagogische Hege seiner Freunde zu wenden.

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Fritz Kunert   75 Jahre.

Einer von der alten Garde, der langjährige Redaktionssekretär des Vorwärts" und Reichstagsabgeordnete von Halle Saalfreis, Genosse Friz Kunert, ist nun 75 Jahre alt geworden. Sein Leben, ganz der Arbeiterbewegung gewidmet, liegt offen vor den pielen älteren Barteigenossen, die ihn fennen und schäzen. Agitator, Organisator, Redakteur, oftmals Opfer der wilhelminischen Klassen. justiz und Polizei es hieße ein Stüd Parteigeschichte schreiben, wollten wir Runerts Leben schildern. Genug für heute damit, daß er rüſtig und frisch ist und daß wir ihn so weiter wünschen, damit nir zu seinem 80., wenn nicht wieder gerade der Parteitag allen Raum beansprucht, den Jüngeren mehr von ihm erzählen fönnen!

Deutsche   Justiz".

Verhaftung wegen einer Schrift gegen den Krieg. Leipzig  , 16. September.  ( Eigener Drahtbericht.) Der frühere

Der schwarze O."

Ein Posteinbrecher gesucht.

Ein Einbruch in das Poftamt Teltow  , der in der Nacht zum 27. Auguft verübt wurde, ift jezt zum Teil aufgeklärt. Einer der Verbrecher ist bekannt, aber noch nicht ergriffen.

Vor dem Postamt waren in jener Nacht drei Männer beobachtet worden, die im tiefen Schatten der Bäume dem Gebäude gegen. überstanden. Als die drei merkten, daß ein junger Mann sie wahr­fie jedoch zurück, öffneten den Torweg und die Türen zum Dienst­genommen hatte, gingen sie davon. Im Laufe der Nacht fehrten und Badkraum und stahlen sechs Batete mit Kunstseide, Gummimänteln und Wurstwaren und mehrere Briefe, darunter einen, der einen Sched über 29,04 mt. enthielt. Die Ermittlungen ergaben, daß ein junges Mädchen diesen Scheck auf der wurde ermittelt. Es hatte im Auftrage eines 25 Jahre alten Schiffs Bant eingereicht und das Geld dafür erhalten hatte. Das Mädchen. heizers Erich Hey m gehandelt, der am 22. April d. J. aus dem gesucht wird. Dieser Heym, in seinen Kreisen der schwarze Offi" Buchthause Untermarsfeld in Thüringen   entwichen ist und seitdem genannt, ist einer der Einbrecher von Teltow  . Sein erster Bersuch, den fleinen Sched burch ein Mädchen zu Geld zu machen, scheiterte, meil der Sched fein Giro trug. Darauf lud er einige ihm bekannte Mädchen zu einem Kaffeekränzchen und ließ dabei das eine Mädchen Kokain schnupfen. Im Kokainrausch fonnte er mit dem Mädchen machen, was er wollte. So girierte es ihm auch den Scheck, ohne Dann schickte er mit dem jetzt vollständigen Scheck ein anderes Mädchen nach der Bank und erhielt das Geld.

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Drei Straßenbahnunfälle an einem Abend. Es scheint wieder einmal in eine Aera der Straßenbahn zusammenitöße hineinzugehen. Am Dienstag abend ereignete fich in der Wiímersdorfer Straße Ede Kurfürstendamm ein ihmerer Straßenbahnzusammenstoß. Ein Straßenbahnzug der Linie 79 fuhr infolge Bersagens der Bremse auf einen an der Haltestelle stehenden Triebwagen der Linie 76 auf. Die Berrons wurden schwer beschädigt und 8 Fahrgäste teils Glassplitter vericht. Sämtliche Berlegten fonnten nach Aniegung durch die Bucht des Zusammenstoßes und teils durch herumfliegende Don Notverbänden in einer naheliegenden Rettungsstelle in ihre Wohnungen entlassen werden, bis auf eine Dame, die mit einem Nervenschock in das Krankenhaus Achenbachstraße eingeliefert werden mußte. Fast zu gleicher Zeit stieß in der Wiener Straße Ede Laufiger Straße ein Straßenbahnzug der Linie 191 mit einer Krafteroschte zusammen. 3 Personen zogen fich Schnitt wunden durch Glassplitter zu und eine Frau erlitt einen Nerven schock. Auch hier fonnten sich die Berlegten nach Anlegung von Notverbänden in thre Wohnungen begeben. Durch den muchtigen Anprall war der Triebwagen aus den Gleisen gesprungen, so daß noch eine längere empfindliche Berkehrsstörung eintrat. Det britte Borhagener Straße. Dort fuhr ein Wagen der Linie 9 auf den Anhänger des Straßenbahnzuges 113 mit solcher Bucht auf, daß schädigt wurden. jämtliche Scheiben zertrümmert und der Hinterperron fchwer be Personen erlitten größtenteils Schnitt und leichtere Quetschwunden und fanden auf der Rettungsstelle in der Warschauer Straße erste Hilfe. Auch diese Per fonen fonnten sich sämtlich in ihre Wohnungen begeben. fachen des Zusammenstoßes find noch nicht aufgeflärt.

daß eine große und sehr schöne Robelbahn im Bau ist, die wahr scheinlich schon in diesem Winter der Jugend übergeben werden jou. Wieder eine Brandstiftung.

Der Brandherd in einem Klavier. Wächter entdeckt, bevor sie großen Schaden anrichten fonnte. Eine raffiniert vorbereitete Brandstiftung wurde heute von einem

Leffingbrücke in Moabit   liegt ein fleines ein stödiges Ge Auf dem Grundstück Holsteiner Ufer 11 in der Nähe der bäude, in dem sich im Querflügel die Pianofortefabrit pon 2ffer befindet. Der Wächter des Betriebes jetzt jeden Morgen zur bestimmten Zeit die Heizung in Gang. Auf seinen Rundgängen nahm er heute früh noch nichts wahr. Erst um 5% 11hr, als er zum Heizen fam, merfte er an einem leichten Qualm, daß etwas nicht in Ordnung war. Er sah nach und entdeckte, daß es in einem Klavier brannte. Mit einigen Eimern Wasser löschte. diesem unterrichtet, rief das 21. Revier die Brandkommission. er das Feuer und benachrichtigte dann den Fabrikbesizer. Von

Vorbereitungen. Das Klavier war mit Lumpen gefüllt. Die Kommissare entdeckten in dem Brandherd überraschende Von ihm aus führten fünf Wollschnüre, zum Teil unter Hobelspänen entlang, nach fünf verschiedenen Stellen des Raumes. Sie waren mit einer Flüssigkeit getränkt. Eine Schnur im Innern des Instrumentes hatte sich bereits entzündet und die Lumpen an­gesengt. Wäre der Wächter nicht zur rechten Zeit noch dazu ge­Brand geraten können, und das Feuer hätte ohne Zweifel das ganze tommen, so hätten auch die anderen fünf vorbereiteten Herde in Gebäude in Asche verwandelt. Die Ermittelungen der Brand­tommission sind noch nicht abgeschlossen. Die Feuerwehr brauchte diesmal nicht gerufen zu werden.

Ein fiebzigjähriger Parteiveteran.

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Am heutigen Tage vollendet Genosse August Bohl sein 70. Lebensjahr. Sein proletarisches Klaffengefühl zog den Ge noffen Bohl schon frühzeitig in die sozialistische Bewegung hinein. Bereits 1878 war er politisch tätig. 1884 gründete er mit Partei­freunden den Arbeiterbezirksverein Glückauf", dessen Vorstand er auch angehörte, um sich später an dem Bezirksverein ,, Borwärts" zu beteiligen. In der damaligen schweren Zeit nahm Bohl alle Mühen, Opfer und Gefahren ruhig auf sich, immer als Bezirks­führer wirkend. Vorsitzender er lange Zeit erfolgreich tätig war, sandten Bohl wieder­Die Genossen des 3. Kreises, als dessen holt auf die Parteitage, in einem Falle auf den Internationalen Kongreß. Auch in der gewertschaftlichen Bewegung Berlins   hat Bohl in den achtziger Jahren als Metallarbeiter in der wirksamsten Weise die Interessen seiner Berufskollegen vertreten, nicht ohne deswegen oft gemaßregelt zu werden. Nach den ereignis­reichen Tagen des 9. November 1918 wurde August Bohl Amts­gehilfe im Bureau des Reichspräsidenten   und der erste Reichs­präsident Friedrich Ebert   hat in ihn einen gewissenhaften und zu­Derlässigen Mitarbeit gehabt. Nur der Plagegeist Rheumatismus  zwang unseren Alten, mehr als ihm lieb ist, zum Berzicht auf die schwer zu missende Parteiarbeit. Hoffen wir, daß es dem Geburts tagsfind vergönnt ist, noch recht lange seine Kräfte der Partei zu widmen. In einer Zeit wie die heutige, tönnen solche fampf­erprobten Genossen wie August Pohl, die unbeirrt und unbe fümmert um alle Umlerner ihren Weg gehen, nur vorbildlich wirken.

Der arme Belle- Alliance- Play.

Manche Straßen und Pläge in Berlin   fönnen sich keines holden Friedens erfreuen. Sofort, wenn sie gerade neu asphaltiert worden find, werden fie aufgerissen, weil irgendetwas Wichtiges vergessen worden ist. Am bedauernswertesten in dieser Beziehung sind natür­lich Bläge, unter denen die Untergrundbahn geführt wird und die sich eines ausgedehnten Straßenbahnverkehrs erfreuen. In der Reihe dieser beflagenswerten Opfer steht der Belle- Alliance- Blaz ruine, wegen der Anlegung eines Untergrundbahnhofes vollkommen an hervorragender Stelle. In der Kriegszeit eine einzige Asphalt­aufgewühlt, erhielt er endlich eine neue Aiphaltierung. Aber der nun die Straßenbahn an der Neulegung der Gleise. Friede dauerte nicht lange. Seit drei Monaten arbeitet Zuerst baute man wochenlang auf der östlichen Seite an der Neu­legung eines zweiten Schienenstranges, weil der westliche ausge wechselt werden mußte, der auch, wie es einmal jogar hieß, ganz eingezogen werden sollte. Jezi reißt man den provisorischen östlichen wieder heraus und legt doch wieder einen westlichen Strang. Augen. blicklich arbeitet man mit einem entfesselten Tätigkeitsfieber. durch die Gleisverlegung eine Umgestaltung erfahren sollte, bald und Hoffentlich kommt der Belle- Alliance- Plaz, der ja doch angeblich endgülig zur Ruhe.

Uebertritt zur SPD  . Die Stadtverordnete, Frau Berta Lungwi, bisher dem Soz. Bund angehörend, ist zur Sozialdemokratischen Partei übergetreten.

und der Räucherwarenhändler von Groß- Berlin E. B. veranstalten Billiges Krabbenfleisch. Die beiden Bereine der Fleischhändler zwei preiswerte Verkaufstage von entschältem Krabbenfleisch am Donnerstag den 17. September und Freitag den 18. September. Es tostet ein viertel Pfund 35 Pfennig. Das Krabbenfleisch ist ein bekömmliches Nahrungsmittel und deshalb als Zuspeise sehr beliebt. nahrhaftes, wohlschmeckendes und wegen des Eiweißgehalts ein sehr

Wasserflugzeugunglück in Bremen  .

Zwei Paffagiere ertrunken.

In Bremen   hat sich am Dienstag abend ein schweres Wasser­flugzeugunglüd ereignet, das leider zwei Menschenleben forderte. Ein in Bremen   ftationiertes offenes Junters­Wassersportflugzeug. das von Bremerhaven   tam, mußte aus unbekannten Gründen in völliger Dunkelheit gegen 10 Uhr abends außerhalb des Wafferflugzeughafens auf die Weser   nieder­das Waffer auf, daß fofort beide Schwimmer verloren gingen, das Flugzeug fich überschlug und im nächsten Augenblid ver­fant. Der Pilot fonnte gerettet werden, während die beiden paffagiere, der Leiter des Nordseebäderdienstes Winter und der Leiter der Bremer   Flugpolizei, die von einer Konferenz in Bremer­ haven   tamen, ertranten.

Sefretär der Gemeinschaft proletarischer Freidenfer Karl Ctto of Unfall ereignete fich abends gegen 10% Uhr im Often Berlins   in der gehen. Infolge mangelnder Sicht schlug die Maschine so hart auf

isi wegen einer Broschüre Krieg dem Krieg", die in seinem Berlag Die Wölfe" erschienen war, verhaftet worden. Die Schrift wurde bereits vor einigen Tagen beschlagnahmt.

Die deutsche   Staatsanwalt und Richterschaft, die soeben durch den Mund des Allerweltsschwägers Dr. Müller Meiningen am Deutschen Richtertag" in Augsburg   ihr deutsch  national- deutschvölkisches Glaubensbekenntnis abgelegt hat, scheint die neuefte Sampagne gegen deutsche   Arbeiterdichter auf die Spize treiben zu wollen. Während sie fich bis jetzt wegen der angeb­lichen Propagierung des Klassentampfes und Bürger. frieges in völlig unverständlichen Urteilen gegen Literaten, Dichter und Journalisten gewandt hat, ohne ihren Opfern irgendwelche triminell ernstzunehmende Vorbereitungshandlungen nachweisen zu fönnen, stellt sie nunmehr den Rampf gegen nachweisen zu fönnen, stellt sie nunmehr den Rampf gegen den Krieg unter das Strafgeleg.

Die Schrift Otto Wolfs Krieg dem Krieg" enthält auch nicht eine Beile, welche die Auflehnung gegen die Staatsgewalt in irgendwelcher tonkreter Form fordert; allertings stellt sie ein glühendes Bekenntnis gegen den Krieg dar.

Es wird ein höchst interessanter Brozeß werden, der einen friegsgegnerischen Dichter wegen Vorbereitung zum Landes­verrat" vor die Geschworenen bringt, ein Monstre prozeß des politischen Bantrotts der deutschen   Richterschaft. Bielleicht überlegt sich der Herr Oberreichsanwalt noch einmal die Folgen dieses Schrittes und einer Ruhm estat, über die sich seine amerikanischen Kollegen in" Monkeyville", in der Affenstadt", zu Tode ärgern würden aus Neid über die beuliche Konkurrenz.

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Die Ur­

Kinderfest im Volkspark Tempelhofer Feld. Das für den Sonntag vom Bezirtsjugendamt Reutölln im Boltsvart Tempelhofer Feld geplante Große Kinderfest" follte des unbeständigen Wetters toegen ausfallen. Sicherheitshalber war bereinbart worden, daß das Berhalten des Himmels zur Zeit der Mittagsstunde maßgebend für das Stattfinden des Festes sein sollte. wurde das Fest endgültig abgefagt. Da es aber gerade um 1 Uhr in Mollen" vom Himmel heruntergoß. Aber bereits eine Stunde später durchris fiegreich die Sonne den dichten Wolfenschleier und Todte Taufende von Kindern und Erwachsenen nach dem Bollspark. Run fand das Kinderfest doch noch statt, allerdings unter der Leitung der zahlreich erschienenen Mitglieder der Saundabwehr stelle der Jugend". In prächtigfter Weise unterhielt sich die zabl­reich erschienene Jugend. Eine Mufillapelle spielte luftige Bolts lieder. Das Jungvoll tobte sich im Sadhüpfen, Gierlaufen usw. tüchtig aus und ab und zu Hagelte ein Bonbonregen bernieder. spiele gezeigt, die den Beifall der fleinen und großen Buichauer Auf der Freilichtbühne wurden noch Tanzvorführungen und Jugend­fanden. Hier hatte man den Beweis, daß auch mit geringen Mitteln inmitten der schönen Parkanlagen den Kindern ein freudiger Rachmittag geboten werden konnte. Ganz nebenbei sei noch verraten,

Maffenerkrankungen an gehacktem Rindfleisch. In Barmen sind Maffenerkrankungen nach dem Genuß von Hackfleisch eingetreten. Eine der ertrantien Personen ist gestorben. Nach den Mitteilungen des Kreismedizinalrats Dr. Kriege in der Barmer Stadtverwaltung sind insgesamt 97 Personen ertrantt. Einer weiteren Ausdehnung der Er­frantungen wurde dadurch vorgebeugt, daß die Reftftüde des Fleisches, durch das die Erkrankungen hervorgerufen wurden, ein­gezogen werden konnten. Unter den Erkrankten liegen noch einige ich mer darnieder. Lebensgefahr besteht jedoch nicht mehr, so daß es voraussichtlich bei dem einen Todesfall bleiben wird. Der Schlachthoftierarzt hat die bakteriologische Untersuchung geleitet und berichtet, daß das Fleisch des Tieres vollkommen frisch ausgesehen habe; äußerlich habe es keine verdächtigen Kennzeichen getragen. In allen bakteriologisch untersuchten Teilen feien Batterien des Paratyphus enteritis in großer Anzahl gefunden worden. Die Schuldfrage ist noch nicht geklärt.

Vorträge. Vereine und Verfammlungen.

Eine Protest- Rundgebung gegen den neuen Reichsschulgefet: Entwurf findet morgen Mittwoch, abends 7, Uhr, in der Aula des Realgymnasiums in Weißenfee, Worldpromenade 37, statt. Referentin ift Studienrätin Bybia Stöder Alle Eltern und Lehrer der 36 weltlichen als auch der andern Schulen find eingeladen.