fachlicher Schärfe diefen Rampf geführt. Allerdings darf fie nicht vorgehen wie der Stier im Porzellanladen. Die taktische Klugheit gebietet ihr die Gegensätze im gegnerischen Lager auszunuten. Auch der Antrag Priem, wonach man für Abschaffung der Reichswehr wirfen soll, ist wenig durchdacht. Es würde die Werbefraft der Partei sicher nicht verstärfen, wenn wir die Abschaffung auch noch des Heeres von 100 000 Mann, das uns die Siegermächte gestattet haben, in einer Situation fordern würden, wo die Groß staaten Europas , einschließlich Rußlands , bis an die Zähne gerüstet find. Wenn Briem statt dessen die Einführung einer republitanischen Reichspolizei fordert, so müßte dann dazu die Einstellung der Genoffen eine andere sein. als fie in weiten Kreisen der Partei bei Gründung der republikanischen Reichswehr war. ( Sehr gut!) Sonst würden wir auch dabei eine republikanische Reichspolizei ohne Republifaner haben. An schärfster Rritit der Reichswehr haben wir es gewiß nicht fehlen lassen, aber die Parteigenossen dürfen auch nicht in jedem Uniformierten ein Werkzeug der Reaktion erblicken.( Sehr richtig!) Wir müssen uns vielmehr bemühen, die Reichswehr zu einem wirklichen Organ der deutschen Republit auszugestalten.( Sehr gut!) Die alte Barole: Diesem Syftem feinen Mann und feinen Broschen" können wir hier nicht mehr anwenden. Eine Ablehnung des Reichswehretats wäre im übrigen nicht möglich, weil es Sonderabstimmung über einzelne Etats nicht gibt. Bei der Abstimmung des Gesamtetats wird die Fraktion diesmal selbstverständlich mit Nein stimmen.
Ich komme dann zu den übrigen Anträgen. Von einem längeren Antrag Hamburg bitte ich die beiden Abfäße betr. die Ratifitation des Washingtoner Abkommens und über die Aufhebung der Technischen Nothilfe anzunehmen. Der britte Absatz bezieht sich auf die Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten. Hierzu empfehle ich die Fassung des inzwischen eingebrachten Antrages Knad- Hamburg. Einige weitere Anträge in bezug auf Handarbeiterfürsorge, Erwerbslosenversicherung, Festlegung von Ferien für alle Arbeitnehmer, Arbeitsgerichtsgesez können der Reichstags fraktion als Material überwiesen werden, ebenso die Anträge in bezug auf die sozialistischen Kulturforderungen. Anzunehmen wäre der Antrag, der die Gleichstellung der Geschlechter insbesondere im Beamtenrecht verlangt. Dagegen bitte ich, den Antrag von Rheinhausen abzulehnen, der von der Reichs- und Land tagsfraktion fordert, daß sie die loyale Stellung gegenüber den bürgerlichen Barteien aufgibt und zum traditionellen Klaffentampf übergeht. Das würde eine Verurteilung der bisherigen Taktik bedeuten. Ein Antrag, der fordert, daß alle Maßnahmen gegen das bayerische Konkordat ergriffen werden, ist eigentlich überflüssig, tann aber andernfalls der Fraktion überwiesen werden. Zur Schulfrage empfehle ich die Fassung des Antrags Müller. Durch feine Annahme werden die Anträge Breslau und Löwenstein zur selben Materie erledigt. Einige Anträge beziehen sich auf landespolitische Fragen; sie wären dem Parteivorstand und der Landtagsfraktion zu überweisen.
Abzulehnen bitte ich einen Antrag Stolzenau , der zur Folge haben würde, daß in den Schulen allmorgendlich ein schwarz- rotgoldenes Morgengebet gehalten werden müßte. Verschiedene Anträge in bezug auf die Boden und Wohnungspolitik, die in der Richtung der bisherigen Tätigkeit der Fraktion laufen, Tönnen angenommen werden. Ebenso ein Antrag Hannover betr. den Mieterschuß. Andere Anträge zu dieſen Materien sollten der Fraktion als Material überwiesen werden, gleich einem Antrag auf Bereinfachung und Vereinheitlichung der Vermögensverwaltung cller Sozialversicherungsträger. Abzulehnen bitte ich auch diesmal wieder den Antrag auf Aufhebung des Impfzwanges.
Die Absicht deckt sich mit den Aufaffungen der Fraktion. Aber wir fönnen uns auf die Zahl nicht festlegen. Daher bitte ich, den Antrag der Fraktion als Material zu überweisen. Anzunehmen wäre der Antrag, der von der Fraktion fordert, daß fie Stellung nimmt gegen die Wünsche einzelner Arbeitergruppen auf Sicherung von Mindestpreisen ihrer Erzeugnisse, und ein weiterer Antrag, der eine vollständige Amnestie aller politischen Gefangenen bestimmter Kategorien fordert. Sämtliche Anträge inbezug auf Strafrechtsreform bitte ich der Fraktion als Material zu überweisen.
Zum Artikel 48 bitte ich, den Antrag Hilferding onzunehmen, der den schleunigen Erlaß des betreffenden Ausführungsgefeßes mit der Maßgabe fordert, daß die Bollzugsgewalt nicht auf einen Militärbefehlshaber übertragen werden darf. Angenommen werden fann auch der Antrag, der den Anschluß Deutschösterreichs an Deutschland mit allen Mitteln erstreben will.( Zuruf: Mit allen Mittein?) Diese Worte könnten gestrichen werden.( Buruf Hermann Müller : Mit allen geeigneten Mitteln!)
Der Frattion als Material zu überweisen empfehle ich die An
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träge zur Prostitutionsfrage, sowie einen Antrag Remscheid , der: ein umfangreiches Finanzprogramm aufstellt. Zu den Fragen der Justiz wäre der Antrag Döbbert- Meißen anzunehmen. Zur Frage der Bekämpfung des Alkoholismus der Antrag Hoch, allerdings unter Streichung des Sazes, der sich gegen jede Vergärung von Nahrungsmitteln wendet, also auch gegen jede Biererzeugung. Anzunehmen wären auch die Anträge Karnaf in bezug auf die Bevölkerungspolitit, Karsten zur Sozialpolitik und Scherpel zum Wahlverfahren im Reichswahlgesetz, sowie auch ein Antrag aus Biele feld über die Stellung der Partei zur Schutzzollfrage, Anträge in bezug auf Berücksichtigung der Wünsche der Kleinhandwerker und Kleingewerbetreibenden und auf reichsgefeßliche Regelung der Bermögensauseinandersetzung mit den ehemals landesfürstlichen Familien mären der Fraktion als Material zu überweisen.
Dann liegt noch der politisch bedeutsame Antrag Sende. wig vor. Sendewitz hat sich darüber gefreut, daß ich seinem Artikel solche Beachtung geschenkt habe. Darüber empfinde ich heute doppelte Genugtuung aus Gründen menschlichen Mitleids, nachdem ich Zeuge feines mißglückten Versuchs war, zu erflären, was er eigentlich will. ( Seiterfeit.) Gegen Levi sprechen die Erfolge der von ihm empfohle= nen Politik in den letzten Jahren. Die Anhänger der Resolution Seydewitz haben nicht den Mut der Konsequenz: fie müßten nämlich verlangen, daß wir aus der Preußenregierung austreten, auf jede Machtentfaltung der Partei im heutigen Staate Verzicht leisten und allen direkten Einfluß lediglich den bürgerlichen Parteien überlassen -und das im Namen des Klassenftampfes.( Große Heiterfeit.) Aber der Klaffentampf hängt nicht von unserem Willen ab und nicht von Beschlüssen des Barteitages. Der Klaffentampf ist eine geschicht fiche Tatsache. Diese Tatsache haben wir nie geleugnet, wir haben fiche Tatsache. Diese Tatsache haben wir nie geleugnet, wir haben nie bestritten, daß die bisherige Geschichte eine Reihe von Klassenkämpfen ist. Aber unsere Politik wird nicht erfolgreicher, wenn in jedem Satz das Wort Klaffenkampf vorkommt. Der Antrag Seydewith will unter Ablehnung der ganzen bisherigen Politit der Partei uns auf verbrauchte Schlagworte festlegen. Wir hingegen wollen im bisherigen Geifte weiter arbeiten und werden es um so erfolgreicher tönnen, je cinmütiger die Barteigenoffen uns ihre Unterstützung und ihr Bertrauen schenken.( Lebhafter Beifall.)
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In der Abstimmung werden die Anträge durchweg nach dem Antrage des Berichterstatters erledigt. Die Anträge auf erweiterte Amnestie bittet Keil nachträglich, nicht anzunehmen, sondern der Fraktion als Material zu überweisen, da heute noch nicht abzu Es wird sehen sei, wann eine neue Amnestie in Frage tomme. Die Resolution Seydewig wird demgemäß beschlossen. Die Resolution Seydewig wird mit 285 gegen 81 Stimmen abgelehnt.( Beifall.)
( Schluß in der Morgenausgabe.)
Völkischer Katzenjammer.
Der Parteitag in der Presse des Gegners. Verschwunden sind die schönen Zeiten, wo die fleinen Geister der völkischen Bewegung die Sozialdemokratie schon am Boden liegen fahen. Das Echo, das der Parteitag in Heidelberg in liegen fahen. Das Echo, das der Parteitag in Heidelberg in der bürgerlichen Presse findet, zeigt, wie sehr auch die Gegner anfangen, mit der wachsenden Kraft der sozialistischen Bewegung zu rechnen. Die Deutsche Zeitung widmet diefen beklemmenden Erwägungen einen langen Leitartikel. Der Kazenjammer scheint ausgiebig zu sein. Wörtlich schreibt fie:
Täuschen wir uns darüber nicht, die allerschlimmste Gefahr hat die Sozialdemokratie dank unserer Faulheit und Unfähigkeit glücklich überwunden. Mag die Partei auch über ein Zwölftel ihrer Mitglieder verloren haben, und mögen die Gewerkschaften, von den Jugendorganisationen ganz zu schweigen, fläglich zusammengeschmolzen sein, die alte Unternehmungslust und die Zuversicht ist wieder da; Geld ebenfalls. Diefelbe schlaue Ueberlegung, die die Genossen veranlaßte, im rechten Augenblid aus der Regierung auszuscheiden, um eine Partei fatastrophe zu vermeiden, tann in fürzester Zeit dringend dazu raten, fich wieder der Regierung zu bemächtigen. Dann wird aber sicher nicht mehr der alte Fehler wiederholt werden, sondern die Genossen werden aufs Ganze gehen, auf die sozialistische Republik, die Vorstufe zum Sowjetstaat.
Täuschen wir uns aber nicht über die Aussichten eines neuen Generalangriffs der Sozialdemokratie. Außenpolitisch hat sie mit bewunderswertem Geschickt ihre Laft von Verbrechen auf die gegenwärtigen Regierungsparteien abgewälzt. Frohlodend konnten die Genoffen mit einem gewiffen Recht verkünden, die Regierung Luther verfolge genau die außenpolitischen Richtlinien der früher geschmählen und befehdeten sozialistischen und demokratischen Pazi
Soll Berlin die griechische Statue erwerben? batterlich, ja geradezu beschämend empfinden, wenn Berlin sich diese
Vou Dr. Bruno Borchardt
Diese Frage beantwortet Genosse Horlig mit einem entschiedenen Nein. Es ist ja' immer sehr bequem, bei der Verwendung von
Mitteln für Münstlerische Zwecke auf die gegenwärtige wirtschaftliche Notlage und auf wichtigere Aufgaben der Kommune hinzuweisen Bon bürgerlicher Seite ist das seinerzeit recht kräftig geschehen, als Charlottenburg fich anschickte, das deutsche Opernhaus zu bauen, glücklicherweise ohne Erfolg, und von bürgerlicher Seite erhoben fich auch die ersten Widerstände, als der Anlauf des in Rede stehenden Kunstwerks in der städtischen Kunstdeputation verhandelt wurde. Nun steht Horlig freilich nicht auf dem banausischen Standpunkt, die Stadt solle für die Kunstpflege überhaupt keine Mittel aufwenden, aber er sagt, fie muß mit den zur Verfügung stehenden Mitteln das Schaffen der lebenden Künftler fördern, und äußert sich dann recht abfällig über die bisherige Tättigkeit der Kunstdeputation. Es ist jedoch nicht richtig, daß sie sich in der Hauptsache als eine Wohlfahrtseinrichtung betrachtete; nicht einmal bei der Berwendung der ihr im borigen Etatsjahr als Künstlernothiljefonds überwiesenen 200 000 0. war der Wohlfahrtszweck der allein ausschlaggebende. Kunstpflege ist keineswegs identisch mit Fürsorge für notleidende Künstler. Bei ihren Ankäufen hat die Kunstdeputation sich stets in erster Linie leiten laffen von dem Bestreben, ein anschauliches Bild der verschiedensten Kunstrichtungen, also des gesamten Kunstschaffens der jüngst verflossenen Zeit und der Gegenwart zusammenzustellen. Das wird sicherlich auch weiterhin fo bleiben. Freilich die Kunst, es allen recht zu machen, wird auch die Kunstdeputation nicht lernen.
nie wiederkehrende Gelegenheit entgehen läßt, ein ganz einzigartiges Runstwert zu erwerben, durch das Berlin als Kunststadt einen ganz besonderen Ruf erringen muß, ähnlich wie Dresden durch die Sirtinische Madonna, wie Paris durch die Venus von Milo , mie London durch den Parthenon - Fries im Britischen Museum. Läßt Berlin diese Gelegenheit umbemußt, fo wird eine nicht ferne Zukunft sie in Kunstdingen nicht mit diesen Städten, sondern mit Schilda vergleichen, und das mit Recht. vergleichen, und das mit Recht.
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Wie wir hören, wird der preußische Staaf 200 000 Mart zum Ankauf der Statue beitragen. Ferner wollen Kunstfreunde erhebliche Summen für den Ankauf zur Verfügung stellen, so daß der von Berlin zu leistende Beitrag starf verringert würde.
„ Lady Fanny und die Dienstbotenfrage." Das ist ein ausgezeichneter Titel für ein Lustspiel. Spannend und luftig und klingt nach Bernard Shaw . Dieser Klang ist, dem nach den ersten Szenen der Komödie merkt man, daß man sich auf Himmel jet's geklagt, das Einzige, was an Shaw erinnert. Schon eine bedenklich behagliche Breite gefaßt zu machen hat. Der Berfasser, der Engländer Jerome R. Jerome, den sein spaßiges und weitverbreitetes Buch Drei Mann in einem Boot" über die Grenze seines Landes bekanntgemacht hat, glänzt hier mit seiner eigenen Fähigkeit: auf liebenswürdige Art Langeweile zu erzeugen. Er beschwört folgenden Konflikt herauf: Fanny, eben noch Barieté girl, ist durch die Heirat mit einem Lord zur Lady Fanny geworden. Seine Lordschaft befißt auf seinem Schloß eine 23töpfige Dienerschaft, allesamt einer Familie Bennett angehörend. Lady Fannys Aufgabe, sich bei dieser hochnäfigen Gesellschaft Respekt zu verschaffen, wird durch die tragische Tatsache kompliziert, daß der Oberlatai ihr Onkel ist. Die Diener erziehen die Herrin, statt umgekehrt. Die Bennetts nehmen ihre neue Herrin folange in scharfe Zucht, bis sie hat aber auch der Zuschauer die Geduld verloren, weil ihm die teildie Geduld verliert und die ganze Gesellschaft entläßt. Inzwischen weise nedische, teilweise üblich moralische Behandlung des sozialen Problems auf die Nerven gegangen ist.
fiffen. Kommt der anselige Sicherheitspatt zuffande, dann hat die Sozialdemokratie gefiegt, zerschlägt er sich, ebenfalls. Zwei Fliegen mit einer Klappe. Noch günstiger ist die gegenwärtige innenpolitische Lage für, die Sozialdemokratie. Der für die Partei nahezu lebensgefährliche Bar mat Standal ist so gut wie totgeschwiegen. Das Berhalten der Baterländischen in dieser Angelegenheit gehört zu den größten Unbegreiflichkeiten. Aus der sicheren Stellung der für Recht und Sauberkeit fämpfenden Angreifer haben sie sich in die finstere Deckung schüchterner Verteidiger zurückdrängen lassen. Sie müssen sich mehren, gegen den Vorwurf der Verleumdung, und die Barmat- Leute tragen die Nasen höher denn je.
Verteidigen müssen sich die Baterländischen auch in Sachen der Zölle, der Steuern und der Aufwertungsfragen, obgleich jedes fleine Rind weiß, wo die eigentlichen Schuldigen figen. Da nun noch aller Wahrscheinlichkeit nach mit einer ernsten wirtschaftlichen Notlage im Winter zu rechnen ist, sehen die Sozialdemokraten bereits die verloren geglaubten hunderttausend Parteimitglieder zurückgekehrt, die fläglich zufammengeschmolzenen Ges wertschaften wieder aufgefüllt und die Jugendorganisationen zu neuem Leben erwacht."
Die Dummheit, die in all dem Geschreibsel zum Ausdruck kommt, ist nach wie vor bewunderns- oder vielmehr bemitleidens. wert. Nur das eine haben die Herrschaften bei ihrem fanatischen Haß gegen die Sozialdemokratie doch offenbar langsam fapiert, mit dem Niederreiten ist es vorbei. Die Sozialdemokratie marschiert, die Demagogen haben sich schließlich doch in ihrer eigenen Schlinge gefangen und werden ohnmächtig zusehen müssen, wie in der Republik schließlich doch die Macht dem Bolte und nicht ihnen gehört
Die Pariser Wirtschaftsverhandlungen. Wiederaufnahme der deutsch - französischen Verhandlungen. Paris , 17. September. ( Eigener Drahtbericht.) Nach der Unterredung, die die deutsche Handelsdelegation am Mittwoch nachmittag im französischen Handelsministerium hatte, wurde ein amtlicher Bericht herausgegeben, in dem es u. a. heißt:
„ Die beiden Delegationen haben ihrer festen Absicht Ausdruc gegeben, die deutsch - französischen Wirtschaftsverhandlungen sobald als möglich zu Ende zu führen. Sie haben übereinstimmend anertannt, daß es zweckmäßig wäre, die Wiederaufnahme der Verhandlungen auf neuer Grundlage unter Berüdsichtigung der vorhergegangenen Arbeiten der Unterfommission und der Sach verständigen ins Auge zu faffen. Es besteht Einverständnis darüber, daß die deutsche Delegation in einer Rote die deutschen Forderungen und Angebote auf der von ihr vorgeschlagenen Grundlage bekannt geben wird. Die französische Delegation wird ihrerseits schriftliche Gegenvorschläge ausarbeiten, woran fich dann die mündlichen Ber handlungen anschließen werden."
Unter diesen Umständen tehren Staatssekretär Dr. Eren delenburg und seine Mitarbeiter nach Berlin zurück, um mit ihrer Regierung den Tert der deutschen Note festzulegen, die zusammen mit der Note der französischen Delegation als Distuffionsgrundlage bei den Berhandlungen dienen soll, die wahrscheinlich Mitte Oltober wieder aufgenommen werden.
Tendenzlügen über Schneidemühl .
Schneidemühl , 16. September. ( Tul.) Prof. Dr. Langstein, Direktor und Chefarzt des Kaiserin Augufta VittoriaHauses in Charlottenburg , der Reichsanstalt zur Bekämpfung der Kleinkindersterblichkeit, besuchte die von Dr. Weltring eingerichtete Säuglings und Kleinkindertlinit des Optantenlagers Schneidemühl . Er gab folgendes Urteil ab:
„ Die gesundheitliche Fürsorge für die Kinder steht durchaus auf der Höhe. Die Klinik ist sowohl ärztlich mie pflegerisch ausgezeichnet versorgt. Alle Fälle werden flinisch mit größter Sorgfalt beobachtet. Die Erfolge sind bei der Schwere der Fälle ein großer Teil der Kinder tam mit schwerer englischer Krankheit aus Bolen ausgezeichnet zu nennen. Dazu ist die Sterblichkeit nicht größer als in den beftgeleiteten Rinder tliniten."
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Die Selwerkzeuge der Pflanzen. Die in jüngster Zeit gemachten Entdeckungen des indischen Gelehrten Jagadis Chandra sollen die schon von anderen aufgestellte Hypothese, daß die Pflanzen und die Bäume Sehwerkzeuge befizen, in überraschender Weise be stätigen. Wie das aber auch sein mag so liest man in der„ Sunday Times" sicher ist, daß die Versuche des Indiers hochinterJagadis Chandra endlich gelungen, ein Instrument, das er„ leber effant find. Nach etwa dreißig vergeblichen Experimenten ist es retina"( Retina ist die Nezhaut des Auges) nannte, zu erfinden. Mit dessen Hilfe fann er die elektrischen Strahlen oder elektrischen Wellen, die die Wissenschaft unter dem Namen unsichtbares Licht" fennt, fichtbar werden lassen. Der Beweis für ihr Vorhandensein und ihre besonderen Eigenschaften wurde möglich gemacht und erbracht durch die Tatsache, daß jene Bellen von manchen Körpern aufgenommen, von anderen aber zurückgewiesen werden. Bei den von Jagadis Chandra gemachten Bersuchen fonnte man die vollftändige Transparenz eines dicken Buches feststellen; durchsichtig werden auch Kohle und Kohleprodukte; Basser dagegen wird nicht beeinflußt und bleibt undurchfichtig. Diejes geheimnisvolle unsichtbare Licht", das ohne die von dem indischen Gelehrten fondaß man berechtigt wäre, von einem Sehwerkzeug der Pflanzen zu struierten Instrumente allen Menschen und Tieren unbekannt bleibt, foll von der Pflanzenwelt vollkommen wahrgenommen werden, so
sprechen.
Eine Stadt ohne Männer. In der englischen Grafschaft Esseg gibt es ein Städtchen namens Lawford, dessen Verwaltung aus Schließlich in den Händen von Frauen liegt. Aber nicht nur sämt liche öffentlichen, sondern auch alle privaten Unternehmungen verden nur von Frauen betrieben. So gibt es einen weiblichen Bürgermeiſter, einen weiblichen Postmeister, zwei weibliche Briefträger, einen weiblichen Bäckermeister, einen weiblichen Schuhmachermeister usw. usw. Dabei fehlt es in Lawford feineswegs an Männern. Sie sind jedoch übereingekommen, den Frauen ganz das Feld zu überlaffen. Sie selbst gehen in der näheren und ferneren Umgebung ihren verschiedenen Beschäftigungen nach, weil sich hierbei angeblich beide Teile besser stehen. Diese Art von Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern stellt etwas Neues dar. Sie bewährt sich jedoch angeblich vorzüglich, und die Männer von Lawford und ihre tüchtigen Frauen sind daher entschlossen, fie auch in Zukunft beizubehalten. Amundsens Vortrag im Großen Schauspielhaus beginnt heute um
Im Ceffingmuseum spricht Donnerstag, 8 Uhr, Susanne Trautwein über„ Romantische Erzähltunst".
Nun aber zu der Frage, ob die der Kunstdeputation zur Verfügung gestellten Mittel ausschließlich zur Anregung des Schaffens lebender Künstler dienen sollen. Das ist durchaus nicht der Fall, und es ist ein Irrtum zu glauben, daß, wenn die in Rede stehende Statue nicht gekauft wird, für den Ankauf der Werke lebender Künstler jährlich 50 000 Mart mehr verwendet werden. Zunächst steht noch gar nicht fest, daß die Mittel für den Anlauf( einige Jahre Vielleicht hätte das Stück in anderer Besetzung eine halbwegs hindurch je 50 000 Mart) aus den Mitteln der Deputation genommen fustige Wirkung erzielt. Das Theater am Schiffbauerwerden sollen; sie können, da die Angelegenheit durch die Stadt- damm" stellte als Lady Fanny Tilla Durieur heraus, die ihrer 6 Uhr. verordnetenversammlung entschieden werden wird, ebensowohl be Rolle so wenig ähnlich war, wie Jerome dem Bernard Shaw . Sie sonders in den Etat eingesetzt werden. Ferner könnte in Museum spielte eine große Dame und ließ die Bescheidenheit, das verwunderte Sichhineinfühlen in ihre neue Stellung, das Schelmische, was für für die Besichtigung dieses einzigartigen Wertes ein kleines Entgelt die Rolle unbedingt notwendig war, vollkommen vermissen. gefordert werden, das der städtischen Kunstdeputation zufließen müßte. brillierte mit ihrem alten Trid, durch große Mimit, Modulation Jedenfalls sind bei dem fast eine Milliarde erreichenden Etat Berlins einer wenig flangschönen Stimme und tragische Gesten nach Effekten 50 000 Marf einige Jahre hindurch keine Ausgabe, über die man sich zu haschen. Auf die Art wurde die Geschichte noch unmöglicher, als zu entsetzen braucht. Die wirtschaftliche Notlage hat uns nicht ge= fie im ganzen Stück angelegt war. Mar Adalbert versuchte den hindert, die Einfeßung von 50 000 Mark in den diesjährigen Etat zu Oberlakai Bennett durch seine bekannte Trockenheit luftig und lebenerzwingen, um Reichsfahnen für alle Schulen anzuschaffen. So dig darzustellen. Aber hierbei mangelte es so sehr an der vormie wir es als eine Schande empfanden, daß man alle möglichen gezeichneten Rolle, daß auch er nicht frohe Laune hervorzaubern fonnte. Das schleppende Tempo, das der Regisseur Friedrich Lobe fadenscheinigen Gründe gegen die höchst notwendige Anschaffung nicht hatte bannen fönnen, tam natürlich dem langatmigen Lustanführte, müssen es wahre Kunstfreunde als im höchsten Grade bespiel auch nicht zugute, Dar
Herrnfeld- Theater. Das Theater in der Bülowftraße eröffnet völlig renoviert am Sonnabend seine Wintersaison mit der Komödie, Bas tut sich im Separee?"
Das Rhein - Mainische Marionetten- Theater, das die Wiederbelebung des Goethefchen Kinder Theaters mit Märchen- Stüden von Bocci und dem alten Puppenspieler Dr. Faust betreibt, gastiert in der Urania unter Leitung von Waldemar Heder. Nachmittags werden Stüde , die sich sonder lich für die Jugend, abends solche, die sich für Erwachsene eignen, gegeben.
Für den großen Zyklus Orchesterkonzerte, den Oskar Fried mit dem Berliner Sinfonie- Orchester an Sonntagen leiten wird, wurde focben für die ersten 12 Stonzerte ein Abonnement in zwei Zyllen A und B I aufgelegt,