Die deutschnationale Sabotage.
Die Wirkung des Hergt- Vorstoßes im Auslande.
London , 18. September. ( EP.) Die Morgenpresse tommentiert bie Rede Hergts und die daran geknüpften Betrachtungen der deutschen Presse. Wenn auch ein Teil der deutschen Presse die Rede Hergts als ein Signal auffassen müsse, Stresemann und damit die Baftverhandlungen zu Fall zu bringen, so sei dies doch unwahr scheinlich, weil die deutschnationalen Minister des Kabinetts Luther ein Interesse daran hätten, ihre Stellungen zu behaupten. Der Ber liner Berichterstatter der„ Times" meint, die Deutschnationalen müßten sich entscheiden, ob die deutsche Unterschrift unter dem Sicherheitspakt auch Verpflichtungen für ihre Chre mit sich bringen folle oder ob sie eine Krise heraufbeschwören wollten, bei der die europäische öffentliche Meinung ein für allemal die Ehrlichkeit Deutschlands richten würde. In Wirklichkeit sei die deutschnationale Politif unbeständig, da sie sich dauernd vor Der Uebernahme von Verantwortlichkeiten scheue.
Auch die Völfischen gegen Stresemann . München , 18. September. ( TU.) Die Bundesleitung des Nationalsozialistischen Voltsbundes erläßt eine Er flärung, in der es u. a. heißt:„ Der Nationalistische Boltsbund tritt der Stresemann- Außenpolitik auf das schärffte entgegen. Durch die Politik des derzeitigen Außenministers läuft das deutsche Volt Gefahr, für ewig in die Fesseln der Un friedensverträge von Versailles und St. Germain verstridt zu wer den und zum dauernden politischen und militärischen Sklaven derer zu werden, die die sogenannten Verträge diftiert haben. Rein Fuß breit deutschen Landes darf in einem Vertrag neuerdings preis. gegeben werden, auch nicht durch eine Anerkennung der Grenzen der jetzt bestehenden Staaten und durch das Versprechen der Sicher heit für diese Grenzen. Ohne feste Sicherheiten in dieser Richtung darf keine weitere Berhandlung geführt werden. Die Räumung Kölns ist von den Westmächten sofort zu vollziehen. Das deutsche Land darf nicht zum Schauplay fommender Kriege fremder Völker gemacht werden, auch nicht auf dem Wege über einen Eintritt des Deutschen Reiches in den Völkerbund. Eine Politit, die wirklich Deutschland dient, fann nach Meinung des Nationalsozialistischen Wolfsbundes von Stresemann niemals geführt werden. erwartet der Nationalsozialistische Volksbund auf das bestimmteste, daß die bayerische Regierung mit aller Kraft gegen die Stresemann- Politit vorgeht und ebenso auf das entschiedenste auf einen Rücktritt des derzeitigen Außenministers hinwirft."
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Deshalb
Justizwillkür in Mecklenburg . Standalöse Prozesse gegen das Reichsbanner. Am 29. und 30. September findet vor dem Schöffengericht in Grevesmühlen der seit langem angekündigte Reichsbannerprozeß gegen 17 Kameraden des Reichsbanners Schwarz Rot- Gold wegen Landfriedensbruchs und Körperverlegung statt Der Prozeß wird das ganze Problem des völlischen Terrors in Mecklenburg neu aufrollen. Diesem Grevesmühlener Prozeß ging der sogenannte Teschendorfer Reichsbannerprozeß voraus. Auf dem in der Nähe Rostocs gelegenen Rittergut Teschendorf, wo sich infolge des Terrors der auf den Gütern der Umgebung untergebrachten Roßbach- Horden schon viel Zündstoff angehäuft hatte, fand im letzten Wahlkampf eine öffentliche Wahlverfammlung der SPD . statt, zu der das Reichsbanner den Saalschutz übernommen hatte. Infolge der Provotation der Stahl. helmleute entstand furz nach der Versammlungseröffnung eine Schlägerei. Obwohl feststeht und auch von Zeugen unter Eid befundet wurde, daß Stahlhelmleute zuerst geschlagen haben, ist doch von der Staatsanwaltschaft nicht gegen diese, sondern gegen die Republikaner eingeschritten worden. Fünf Reichsbannerleute, unter diesen der Versammlungsleiter, ein parteigenössischer Lehrer, wurden unter Anklage gestellt. Gegen vier derselben fand im April die Verhandlung in dem Städtchen Tessin statt. Ein großes Heer von Zeugen waren aufgeboten. Die Klein stadt hatte ihre Sensation. Dazu kam, daß, wie schon berichtet, der Zeuge Ehrhardtmann" Rosen trang, von dem feststand, daß er den Hauptangeflagten nicht belasten würde, plöglich ver. schwunden mar. Nach elfftündiger Berhandlung wurden zwei der angeklagten Republikaner freigesprochen, ein Reichsbannermann wegen Körperverlegung zu vier Wochen und der Versammlungsleiter( Hauptangeflagte) wegen Aufforderung zum Ungehorsam gegen bestehende Geseze" zu zwei Monaten Gefängnis Somit ist der Teschendorfer Reichsbannerprozeß, der demnächst in Rostoc in zweiter Instanz behandelt wird, bereits heute schon als restlos zusammengebrochen zu betrachten.
verurteilt.
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3weifellos wird der Grevesmühlener Prozeß ebenso zusammenbrechen, wie sein Borgänger in Teschendorf . Das bedeut fame an dieser Justizgroteste ist auch hier, daß durch die merkwürdige Rechtsauffassung des republikanischen" Staatsanwalts der über fallene und geschädigte Teil wieder einmal auf der Antlagebant figt und sogar durch 17 Haftbefehle über die Straf fälligteit einer republikanischen Notwehr gegen völtische Angreifer belehrt worden ist.
Der Verteidiger der Angeklagten, Genoffe Rechtsanwalt Dr. Bärensprung- Magdeburg, hat nunmehr gegen das Vorgehen Der Staatsanwaltschaft, das mit dem Bericht an das Ministerium des Innern völlig in Widerspruch steht, Beschwerde eingelegt und widerflage gegen die Frontbann Leute erhoben. Auch diese 17 Untersuchungsgefangenen in Grevesmühlen sind lediglich die Opfer wohlorganisierten völtischen Terrors, ber seit Monaten vor allem von Herrn Titus Livius und dessen Rittergut Teschendorf aus über den Rostoder Kreis ausgeübt wird. So mußte allmählich gegen die Banden des Herrn Titus Livius eine Art Notwehrorganisation aufgestellt werden, um republikanische Wahlversammlungen überhaupt abhalten zu fönnen. Die Polizei und die Gendarmerie aber war gegen das medlenburgische Rowdytum völlig machtlos geworden.
Als der Zündstoff glücklich reif zur Explosion war, wurde dann einer der tätigsten Republikaner und jungen Landarbeiter, Richard Wolfow, in Sanitz bei Teschendorf von zwei 18- bis 20jährigen Hafenfreuglern überfallen und furzerhand auf der Dorfstraße niedergeschossen.
Die Rostoder Gerichte hätten also ein recht dankbares Feld der Tätigkeit, wenn sie dem völkischen Strauchrittertum gründlich ein Ende bereiten wollten, anstatt die niedergefnüppelten Republikaner aus ihren Familien herauszureißen und ins Gefängnis zu stecken, weil fie so frei waren, das Recht der Notwehr für sich in Anspruch zu nehmen.
Der Deutsche Richtertag in Augsburg hat zornbebend die Bedeutung der republikanischen Abwehr gegen die Tendenzurteile deutscher Richter durch den Alarmruf in der Presse anerkannt. Auch der Herr Amtsgerichtsrat in Grevesmühlen wird es noch zu foſten bekommen, was es bedeutet, wenn ein republikanischer Richter es magt, die Mitglieder einer Schußorganisation der Republit hinter Schloß und Riegel zu setzen und deren Angreifern, d. h. Den staats feindliden rölfishen Organisationen, die Rolle des Antlägers zu zuspielen
Keine Wohnungsnot- im Zoo.
Ohne Wohnungsnot und ohne Bautostenzuschuß find die Affen in unserem 300 zu neuen Wohnungen gefemmen. Ein ganzes Haus hat man diesen Affen hingebaut. richtet, als Wintergarten könnten es selbst Menschen benutzen. Die Es ist wunderschön einge Bauherren zeigten es heute einem Kreis geladener Gäste, und sie ernteten vollsten Beifall für ihr Wert. Mancher wird an sein faltes möbliertes Zimmer oder an seine gekaufte Wohnung gedacht und die glücklichen Affen beneidet haben. Ganz heimlich aber nur. Offen stellt man solche Vergleiche nicht.
Das neue Affenhaus ist ein Erweiterungsbau des alten. Der Bauleiter, Architekt Behrend, hat gemeinsam mit dem Bildhauer Georg Roch den Neubau streng dem schon bestehenden angepaßt. Das gute Vorbild des alten Affenhauses fonnte getroft als Muster für die neuen Wohnungen genommen werden, wenn sie auch im Innern den Erfordernissen der Neuzeit angepaßt find. Man hat feine fahlen Räfige gebaut, sondern in einer intimen Berbindung von Tier und Pflanzenwelt etwas Neues und Bemerkens wertes geschaffen. Die Besucher des Hauses bewegen sich auf feucht gehaltenen Rieswegen, so daß jede Staubentwicklung ausgefchloffen ist. Ein durch das ganze Haus laufender breiter Bilanzen- und Blumenstreifen wird durch eine Regenvorrichtung fünftlich bewässert. Durch die Aufstellung von allen möglichen fremden und einheimischen Pflanzen hat man ein Pflanzenhaus mit Tieren geschaffen, im Gegensah zu den sonst üblichen Tierhäusern, die lediglich durch Ein großer Gesell. einige Rübelpflanzen verschönt wurden. ihaftstäfig soll besonders die kleineren Affenarten aufnehmen. Er ist mit Kletterbäumen und Turn- und Schaufelapparaten, auf denen sich die Bewohner nach Herzenslust tummeln fönnen, reichlich ausgestattet. Die beiden Einzeltäfigreihen, in der jeder Käfig nur eine Affenart beherbergt, sollen dagegen mehr dem ernsteren Zwed der Belehrung dienen. Die Einzelfäfige erhalten als besondere Neuerung rot angestrichene Futterluken, die jedem Besucher fofort auffallen und durch die eine Fütterung der Affen durch die Beschauer ermöglicht wird. Daneben hat man einen fleinen Verlaufstand errichtet, in dem man sogar das passende Futter, in Tüten verpadt, taufen kann. Ein hübscher Bers:
Sohn und Tochter, Bater, Mutter Kaufen hier ein schönes Futter! Bezeig' mir deine Güte
Durch eine volle Tüte!
wird seine Wirkung nicht verfehlen. Das neue Affenhaus ist ein weiterer Anziehungspunkt unseres Berliner Zeo, und besonders die Kinder werden an dem lustigen Treiben des Affenvöllchens weiter ihre besondere Freude haben.
„ Brillante" Geschäfte.
Reinfall eines Amerikaners bei einem Uhrenkauf. Die Nepper machen neuerdings wieder„ brillante" Geschäfte. vor einigen Monaten wurden eine ganze Reihe dieser Spezialisten von der Kriminalpolizei hinter Schloß und Riegel gesetzt. Jetzt haben sich aber wieder andere Gauner zusammengefunden, die in alien Stadtteilen mit Erfolg arbeiten.
Ein
In der Nähe des Stettiner Bahnhofs bot ein Mann, der altgeblich in Berlegenheit war und deshalb Wertsachen zu Geld machen mußte, einem Fremben eine goldene Schlipsnadel mit echter Perle" und einen fostbaren Brillantring" zum Kauf an. Der erste Helfershelfer, der zufällig" hinzufam, reizte unauffällig zum Kauf, und der harmlose Käufer erwarb die ziem lich wertlosen Schmuckstücke für 3000 mart. Amerikaner fam am Rosenthaler Tor etwas billiger weg. Ihm bot ein Mann auf der Straße eine goldene Uhr an, wie es schien, zweiter Mann. Der fuhr entrüftet den Verkäufer an:" Wie fannst zu einem verhältnismäßig billigen Preise. Diesen Handel sah ein bu die Uhr verkaufen? Die gehört uns beiden doch gemeinsam! Außerdem ist der Preis viel zu niedrig." Der Verkäufer ließ dicse Burechtweisung unbeachtet, und der Amerikaner, dem jetzt das Ge schäft erst recht schmackhaft erschien, erklärte sich bereit, den Preis zu zahlen, auf den ein fachverständiger Juwelier die Uhr schäzen werde. Der Juwelier war bald gefunden. Vor einem Laden in haber des Geschäftes wäre. Der Verkäufer bat ihn um sein Gutder Nähe stand ein Mann ohne Mantel und Hut, als ob er der In. achten. Der vermeintliche Juwelier trat ein wenig beiseite, sah sich ..die goldene Uhr" an und erklärte, daß sie unter Brüdern 1200 mart mert sei. Jezt war der Amerikaner überzeugt, daß er ein gutes Geschäft mache, zahlte die 1200 m. und ging befriedigt mit der Uhr davon. Bald erfuhr er jedoch, daß nicht alles Gold ist, was glänzt. Die Uhr war vollkommen wertlos. Die beiden Be trogenen und noch einige andere Opfer der Nepper haben jetzt zu sammen eine Belohnung von 3000 mart auf die Ergreifung der Schwindler, anscheinend Russen, ausgesetzt.
Ankunft des zweiten japanischen Fliegers.
Heute vormittag 11 Uhr 30 Minuten landete das zweite japanische Flugzeug mit Hauptmann Kawaihi und Rafagiri, das gestern wegen Motordefekts in Königsberg zurüd bleiben mußte. Die Flieger sind heute früh 8 Uhr 10 Minuten vom Flugplatz Königsberg aufgestiegen und haben die Strede von 600 Rilometer Luftlinie in fnapp 3½ Stunden zurückgelegt. Auf dem Flugplay Tempelhof herrschte unter den Japanern, die zur Bes grüßung gefemmen waren, graße Begeisterung, die noch die gestrige. bei weitem übertraf. Zur Begrüßung war der japanische Botschafter Exzellenz Henda und von der deutschen Regierung der Oberregierungsrat mülich- Hoffmann erschienen. Die Begrüßung der Gäste erfolgte durch den Direktor des Aero- Lloyd, Dr. v. Raumer. Es folgten Ansprachen des japanischen Botschafters. Unter Absingen der japanischen Nationalhymne schloß der Empfang. Die Abfahrt der Japaner machte einen überraschenden und erfreulichen Eindrud. Die etwa zwölf Automobile waren mit japanischen und mit fchwarzrotgoldenen Fahnen geschmückt.
Im Belange der Volksgesundheit." Bor einiger Zeit hat ein Reichsministerium einen Erlaß herausgegeben, der sich mit der unzulässigen Beschäftigung von Kindern in gewerblicher Arbeit beschäftigt. Darin heißt es:
" So verständlich bei der seit längerer Zeit bestehenden wirt. schaftlichen Notlage arbeitender Bevölkerungskreise das Bestreben Der Eltern in einzelnen Fällen sein mag, die Kinder zu gewerb licher Arbeit heranzuziehen, so muß doch im Belange der Wolfs gesundheit auf eine möglichste Schonung der Kinder und auf die Abstellung auftretender Auswüchse und Unzuträglichkeiten Bedacht genommen werden."
Was heißt das: Im Belange der Volksgesundheit?" Die maßen ein heiliges teutsches Wort, denn es ist das einzige, daß sich wenigsten werden es wissen. Das Wort„ Belang" ist aber gewisser aus dem Karneval der Sprachreiniger, der nach den Tagen der Mobilmachung einsetzte, bis auf unsere Zeit gerettet hat. Man versuchte sich damals an allem möglichen. Das Wort„ Delikatessen mußte verschwinden und Feinkost statt seiner dastehen. Heute fieht man längst wieder das Wort Delikatessen. Den Hoteliers legte man es sehr an ihr deutsches Herz, das Fremdwort Hotel " verschwinden zu laffen und dafür das schlichte deutsche Wort„ Gasthaus zu setzen. gleichbedeutend sein können mit dem feudalen Hotel. So tragen Eine grimme Federfehde entstand, denn wie sollte jemals Gasthof gerade tie„ pornehmsten" deutschen aber natürlich ganz international eingeſteliten Hotels Ramen mis Bristol, Central, Continental, Monopol, Esplanade und höher geht's nicht Excelsior. Als
ben Sprachreinigern num nirgends recht Erfolge blühen wollten, fiel ihnen das Wort Interesse in die Hände. Und da zwar alle Delifateffenhändler, Hoteliers, Im- und Exporteure, Kommissionäre, Interesse haben, nicht aber dem Intereffe, so fonnte man das arme Interesse haben, nicht aber dem Wort Interesse, so tonnte man das arme Nachdem man sich die Köpfe genug erhitzt hatte, wurde man sich Fremdwort walfen und fneten wie man wollte. Es war hilflos. darüber einig, daß für das infame Fremdwort Interesse nur ein einziges edles deutsches Wort in Betracht komme und das sei Belang. Seit der Zeit kann man gewiß sein, daß überall wo das Wort Belang auftaucht, ein echter deutscher Mann dahinter steht. Wer also nun nicht weiß, pas Belange der Rolksgesundheit" heißt, dem ist nicht zu helfen. Im übrigen soll einer verständigen und wirklich verständlichen Berdeutschung unnötiger Fremdwörter nichts in den Weg gelegt werden.
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Verbesserungen bei der Straßenbahn.
Borbereitungen für den Winter.
Im Anschluß an den von uns vor einiger Zeit veröffentlichten Beitrag über straßenbahntechnische Fragen können wir heute noch folgendes hinzufügen:
Die Verkehrsunternehmen Groß- Berlins stellen sich langsam auf den Wintervertebr um. Noch immer wird raftlos und be= schleunigt an der Fertigstellung der Gleisumbauten und Reparaturen gearbeitet, um möglichst vor Eintritt des Frostes die Arbeiten auf ben geplanten Gtreden beendet zu haben. Immerhin find im Laufe des Jahres wieder zirka 50 kilometer Gleise erneuert bzw. repariert worden, movon der größte Teil auf Hauptverkehrsstreden entfällt. Die alljährlich bedingte Notwendigkeit, daß bie für ben Sommerverkehr eingerichteten Bagen bereits wieder mit Scheiben versehen und gut abgedichtet find, ist in Anbetracht der vor einigen Wochen einsehenden falten Regenperiode erfolgt. Von den neuen gelben Triebwagen, die als 100 Wagen in Betrieb. Die Wagenbauwerte geben sich, nach Standardtyp angenommen worden sind, sind bereits bis heute den gewordenen Mitteilungen, alle erdenkliche Mühe, zum Winter redit viele Wagen fertigzustellen, um sie dem Verkehr zu übergeben
Sehr erfreulich ist ferner, daß die neuen Wagen mit einer guten Heizung versehen sind und daß die Heizungsvorrich tungen bei den älteren Wagen typen ebenfalls wieder, in Funktion treten merden, was zur talten Jahreszeit vornehmlich auf der Straßenbahn doppelt wohltuend empfunden werden wird. Eine noch immer aftuelle Angelegenheit ist die erst neuerlich durch mehrere Straßenbahnunfälle hervorgerufene Frage der Bremsvor richtungen. Algemein ist jetzt die elektrische Bremse eingeführt worden, die am geeignetsten, also auch am fichersten für unsere klimatischen Verhältnisse gegenüber den Luftdruckbremsen, die sich nur noch an wenigen Triebwagen befinden, anzusprechen ist. Luftdruc bremsen unterliegen zu sehr Niederschlagseinflüssen und die Betriebsdirektion hat sich endgültig für elektrische Bremsen, der im äußersten Notfall noch die übliche Sandstreubremse beigegeben ist, entschlossen. Ein zweites llebel ist das häufige herausspringen der Rolle aus der Oberleitung. Hier könnte ein Erfinder eine Borrichtung erfinden, die das Abspringen der Rolle, das oft zu unliebfamen Störungen und Verkehrshemmungen führt, verhindert. Der früher bei der Städtischen" in Gebrauch befindliche Bügel, dessen Einführung bereits in Erwägung gezogen wurde, ist leider noch nicht praktisch durchführbar, da dies eine mänderung der gefamten Straßenbahntontatt stangen und Überleitungsanlagen zur Folge haben müßte.
Die neue Verfehrstarte wird aller Wahrscheinlichkeit in der Mitte des Monates Ottober der Deffentlichkeit übergeben werden. Augenblicklich schweben noch mit verschiedenen Bezirksämtern Verhandlungen über Linienführungen und neuen Linien, die vor dem Abschluß stehen. Die vor einiger Zeit zum Schuße des Publifums zur Probe aufgestellten Pfeiler haben sich voll bewährt, so
daß diese nach und nach in Hauptverkehrsstraßen Aufstellung finden. werden, Die Rücksichtslosigkeit gewiffer Automobilisten wird wohl am besten durch die Mitteilung illustriert, daß schon einige Bfeiler am Kurfürstendamm von den Automobilen in Grund und Boden gefahren wurden, was ja bei der heutigen Raserei, die trotz aller polizeilichen Verordnungen cher zu- als abnimmt, fein Wunder ist. Immerhin fann sich das Bublifum der Hoffnung hingeben, daß in diesem Winter auf bessere Beförderungen, wie es der an und für sich so anspruchslos gewordene Berliner fehnlichst wünscht, zu rechnen ist.
Eine furchtbare Familientragödie. Doppelmord und verfuchter Selbstmord.
Eine schreckliche Blufiat ereignete sich heute vormittag gegen 11 Uhr in dem Hause Bürtnerstr. 27 in Neukölln, dem wei Menschenleben zum Opfer fielen. Seit Jahren wohnt dort der 34jährige Kaufmann Gustav Engelmann mit seiner Ehefrau und feiner jetzt 12jährigen Tochter Edith. Heute vormittag hörten Mitbewohner in der Wohnung E.'s einige Schüffe fallen. Darauf ertönten Hilfefchreie. Die Wohnung wurde gewaltsam erbrochen and den Eintretenden bei sich ein schredlicher Anblick. Frau E. und ihre Tochter lagen, von mehreren Schüssen des Ehemanns getroffen, tot am Boden, während der Mann, der versucht hatte, nach der Tat
ich selbst zu enfleiben, noch schwache Lebenszeichen von sich gab. In hoffnungslosem Zustand wurde er durch das Rettungsamt in das Krantenhaus Neukölln übergeführt. Dem Bernehmen nach sollen gänzlich zerrüftete Berhältnisse des einstmais gut fituierten Engelmann, zu denen sich Nahrungsforgen gefellten, ihn zu dieser entsetzlichen Tat getrieben haben.
Die Bestattung des Genossen Paul John findet am Sonnabend nachmittag 4% Uhr auf dem Friedhof der Freireligiösen Gemeinde in der Bappelallee statt.
Bolt und Zeit", unsere illustrierte Wochenschrift, und Der Kinderfreund" liegen der heutigen Postauflage bei.
Achtung! Zehlendorf , 74. Abteilung. In ungemein wichtigen und dringenden, unaufschiebbaren Angelegenheiten findet heute ( Freitag) abend bei Mickley eine Funktionärsizung statt, zu der affe Funktionäre erscheinen müssen.
Das Berliner Fortbildungsinstitut des Reichsverbandes Deutscher Dentisten begeht am 26. und 27. September das Fest seines 25jährigen Bestehens. Aus diesem Anlaß werden in den Gesamträumen des 3po eine Ausstellung der einschlägigen Industrien, jomie fachwissenschaftliche Borträge veranstaltet. Im Fortbildungsinstitut felbft wird eine Fachausstellung alle ins Gebiet der Dentistes schlagenden Arbeiten veranschaulichen. Die Ausstellung ist auch dem Publikum zugänglich.
Ein Auto in Kirchturmhöhe abgestürzt. Wie die Basler Nationalzeitung" berichtet, ereignete fich in Andermatt auf schweres Automobilunglück. In einer Kurve der Furkaſtraße fuhr der Furtastraße in einer der zahlreichen Kurven ein folgenbeschung hinaus und stürzte etwa 100 meter tier auf die ein mit 5 Personen besetztes Privatautomobil über die Straßenuntere Straße hinab. 4 Insassen wurden getötef, darunter auch die in Deutschland bekannte Sängerin Frau Dr. med. Lichtenhahn- Brenner. Der fünfte Insasse hatte sich durch rechtzeitiges Abspringen retten fönnen.
Vorträge.
Vereine Vereine und Versammlungen.
Arbeiter Rabio- Stlub, Begiet Reutön. Heute abend 8--10 Uhr in der Mut foule Gruppenabend". Anmeldung zur Teilnahme an der Befid, tigung der Groß Funtstation Nauen am 25. September 1925. Gäfte willkommen.