muffen, die er erfüllt mit neuem Freiheitssehnen, mit dem Sehnen nach Emanzipation. Gewih wird diese Emanzipation zunächst unter Führung des Bürgertums und unter nationalistischer Ideologie bekämpft im Gegensatz zu dem gewaltsamen Eindringen. Aber wir sehen hierin einen großen historischen Fortschritt, den wir zu unter- stützen haben, andererseits jedoch auch eine große Gefahr, die E n t- stehung neuer Krisenherde, wenn es uns nicht gelingt, durch unseren Einfluß aus die gegenwärtige Politik zu verhindern, daß die Entwicklung eine furchtbare Bedrohung der Menschenmasse Europa » wird. Unser Prinzip der gegenwärtigen Politik ist daher die Forderung der notwendigen Solidarität der Ikationen, die die Rettung Europgs fein wird.(Lebhafte Zustimmung.) Wir treten deshalb für die Schaffung einer europäischen Wtrt- schaftseinheit, für die Bildung der vereinigten Staaten von Europa ein. Aber nicht etwa im Sinne der bürgerlichen An- jchauungen zum Konkurrenzkampf mit den Vereinigten Staaten von Amerika , oder etwa als Ausschließungsmittel gegen England oder gar Rußland . Das Erwachen der geschichtslofen Nationen muß ge- fördert werden durch eine einflchtige Politik der europäischen Staaten, die die Unterdrückung anderer Nationen der Kolonialoölker und die Zerstörung ihrer Kultur und ihrer Rechte ablehnen. Im Innern bedeutet diese Konzentration und Monopols- sierung für alle großen kapitalistischen Länder eine neue Phase heftigster Kämpfe. Vorgeschritten« bürgerliche Gelehrte, wie Professor Bonn . Alfred Weber , sprechen setzt viel von einer Krise der europäischen Demokratie. Diesen Betrachtungen liegt doch nichts anderes zugrunde, als das Erschrecken über dteungeheure Ersiarkung der partikulari st i scheu Wirtschafts- i n t e r e s s« n, zusammengefaßt in den Händen einiger weniger Beherrscher der Großbanken, der Rohstoffquellen, der Energieer- zeugung, die die Verfügung über die Staatsgewalt fordern. Ein Kampf, wie er von S t i n n e s offen proklamiert wurde, der ver- langt, daß die Staatsmacht seinen Wirtschaftsbezirken untergeordnet werden sollte, die er gründen wollte. Dieser Kampf der großen kapitalistischen Monopole um die Staatsmacht bestätigt unsere alle Auffassung, daß die Geschichte aller Gesellschaften, die auf Privat- ecgentum begründet sind, eine Geschichte von Klassen- kämpfen ist, die geführt werden, um die Staatsmacht für jene großen Partikularisten der Wirtschaft zu erringen.(Sehr richtig!) Dieser Klassenkampf muß auch dem indifferenten Arbeiter immer mehr offenbar machen, was die Eroberung der politischen Macht bedeutet. So haben sich heute die Klassengegensätze auf beiden Seiten inimer mehr oertieft, und wir stchen vor der Eat- scheidung: Entweder Fortdauer der Virkschastsmacht einiger privilegierter oder Unterwerfung der Dirtsctnistsmachl unter die Dedürfuiss«, unter die Kontrolle, die Verfügung der Gesamtheit. Daß die Klassenkämpfe immer erbitterter werden, liegt also in der Natur der gesellschaftlichen Entwicklung, in den realen Gegensätzen, die sich immer mehr vertiefen und die schließlich ausgetragen werden müssen, weil nur so ein neues Werden des gesellschaftlichen und geschichtlichen Seins möglich ist. Deshalb haben wir dem Programm eingefügt, daß die Klassengegensätze schärfer geworden sind. Das beocutel aber selbstverständlich nicht, daß diese in immer knüppet- hasterer Form ausgetragen werden müssen.(Sehr gutl) Rein, gerade die Demokratie ertaubt ee, die Klassengegensätze in der Form der politischen Demokratie auszutragen. Aber das bedeutet andererseits nicht etwa, daß den faschistischen Vorstößen die Demokratie Hinhollen müsse. Nein, wenn die anderen die Demokratie aufheben, wird sie in uns die Verteidigung finden mit allen zweckdienlichen Mitteln, die geeignet sind, die Faschisten, die Reaktionär«, die Gegner der Republik niederzuschlagen um jeden Preis.(Lebhafte Zustimmung.) Groß und gewaltig sind die Probleme, die ims die Zeit stellt. Wir sind in Nebel gekommen im Auf- und Abfluten der historischen Geschehnisse. Bald hat uns die Welle gehoben, bald, schien sie uns senken zu wollen. Aber ich glaube, die Zeit, da wir uns haben entmutigen lassen, ist vorüber. Wenn nur eine Gipfelwanderung vor uns haben und der Marsch beginnt, so steht die Spitze vor uns scheinbar zum Greifen nahe. Dann beginnt der Marsch durch das Vorgelände, ein Wald nimmt uns die Aussicht, der Weg dauert viel länger, als wir gedacht haben. Plötzllch treten wir aus dem Wall» heraus— und vor uns erhebt sich das Bergmasstv, steil, unwegsam. Auf den ersten Blick glauben wir verzagen, zu müssen, aber dann sagen wir uns, wir sind näher gekommen, wir haben bie Vorbereitungszeit hinter uns. seht geht a zu» Aufstieg und wir müssen hinauf! Das ist die Stimmung, in der heute die wiedererstarkte Sozialdemo- kratie und die International« den letzten Zielen de» Sozialismus
gegenübertrftt: Wir müssen hinauf, wir werden hin- auf kommen und unser Programm ist ein guter Wegweiser.(Stürmisch anhallender Beifall.) Vorsitzender Wels gibt bekannt, daß einige neue Anträge einge- gangen sind. Erstens, den Satz des Görlitzer Programms:„Religion ist Privatsache", wieder in das Programm aufzunehmen.� Zweitens ein Antrag L e o i, in den Passus über die inter - nationale Politik einzufügen: Die Sozialdemokratie wird drohende Kriege mit allen parlamentarischen und außerparlamentarischen Mitteln zu verhindern suchen. Sollte ein Krieg desungeachtet doch ausbrechen, so wird sie ohne Rücksicht auf die gegebene militärische Lage durch unmittelbaren Appell an die Volksmatzen durch parlamentarische Opposition, durch Generalstreik oder andere Mittel auf die sofortige Beendigung Hinarbellen. Zu der erhält zunächst das Wort Schcidemann: Die neu« Prvgrvmnwortag« stellt gegenüber dem ersten Entwurf zweifellos eine Verbesserung dar. Sicherlich wird mancher hier im Saale wünschen, daß man noch mehr verbessert hätte. Vielleicht hätte die �rllrennbare Verbunden- hell des demokratischen mit dem sozialistischen Gedanken und die positive Einstellung der Partei dem Staat gegenüber noch klarer zum Ausdruck gebracht werden können. Vielleicht wäre es auch möglich gewesen— vorbehaltlich neuer Ausführungen in den angekündigten Agrarprogramm— jetzt schon auf die große Bedeutung der Landwirtschaft und auf die Zugehörigkeit auch der schwerschaffenden kleinbäuerlichen Be- völkerung zur Arbeiterklasse, wie wir als Sozialisten sie vorstehen, hinzuweisen. Wenn in der Vorlage von der Verschärfung des Klassen- kampfes die Rede ist, so halte ich diesen Gedanken für richtig, in dem Sinne, daß auf der einen Seite eine immer größere Anhäufung der ökonomischen Machtmittel und auf der anderen Seite eine ständige Vermehrung der Massen stattfindet, die ihrer Klassenlage nach am Kampf gegen den Kapllalismus interessiert sind. Diese Verschärfung schließt natürlich nicht aus, daß der Kampf in zivilisierten Formen geführt wird, die einzuhalten Im Interesse der kämpfenden Arbeiterklasse selbst liegt. Die Einrichtungen einer demokratischen Verfassung bieten auch die Möglichkeit, in den notwendigen Klassen- kämpfen gewaltlose Entscheidungen zugunsten des arbeitenden Voltes herbeizuführen. Ich führe das nicht als Polemik gegen den Programmentwurf aus, der natürlich auch nichts anderes meint, sondern nur zur Verdeutlichung seiner offenbaren Ab- sichten. Darum, und um die Einigkeit über die Geschlossenheit ver Partei nach außen zu dokumentieren, werde ich für den Pro- grammentwurf stimmen, und ich bitte alle, die gleichen Sinnes mit mir sind, das gleiche zu tun.(Lebhafter Beifall.) viedermanil-Hamburg : Es wird natürlich sehr schwer sein im letzten Augenblick noch Zlenderungen in das Programm hinein-' zubringen. Aber unser Aktionsprogramm sollte nicht an dem Bank- kapital vorübergehen. Gerade die Völkischen gehen mit großem Erfolg bei ihrer Gesellschafts- und Wirtschaftstritit von den Geld- i n st i t u t e n aus. Weiter hätten die Hamburger gewünscht,, daß die Auseinandersetzungen über die Fortbildung des R ä t e s y st e m s sich schärfer dem Gedanken angenähert hätten, den der Gewerkschafts- kongreß in Breslau deutlich ausgesprochen hat. lim nicht in einen Gegensatz zu den Gewerkschaften zu kommen, sollte sich der Parteitag klar für Arbeilskammern. nicht Arbeilerkammern. aussprechen. Nach- dem von einer planmäßigen Bevölkerungspolitik im Pro- gramm nichts gesagt ist, hoffen wir, daß der Parteivorstand und die Reichstagsfraktion praktisch im Sinne der Ausführungen des Ge- nassen Knock dazu wirken werden. In bezug auf die internationale Abrüstung hätte nicht nur negativ gesagt werden müssen, daß wir die Abrüstung fordern, sondern es hätte positiv Stellung ge- nommen werden müssen zum Wehrgedanken. Aber gegenüber dem Gesetzentwurf fällt all dies« Kritik noch nicht besonders ins Gewicht. Möge es sich a I s st 0 rke Wafsie erweisen im Kampf für den Sozialismus.(Bravot) Levi-Berlin : Das beste, was Hilferding gesagt hat, und das absolut Versöhnende war, daß er selbst das Programm nicht als Schlußpunkt sondern als Anfang unserer Arbekl bezeichnet hat. Der Entwurf ist so rasch gekommen, daß die MU» alledschaft vorher nicht dazu Stellung nehmen konnte. In einigen Punkten weicht der Entwurf zu seinem Nachteil von dem Er- furter Programm ab. 1. Der Satz des Erfurter Programms von der dauernden Zuspitzung der Gegensätze und der immer größeren Unverträglichkeiten der kapitalistischen Wirtschast mit den Interessen der brellen Volksmassen ist gestrichen und nur ein kurzes
Gruß an Sie Städtische Gper. In vier Teilen von fl. Sn I, Der Zuschauer spricht: Das Hat» war kahl: nun scheint et gefüllt. Es war kall , nun weht ein warmer Hauch. Das Haus war lapidar, nun wurde es intim. Ein Parkett, flankiert von dunklen Holztäfelungen, die Brüstungen der Ränge' vorgebaut, den Gesamt- räum einengend. Logen mit ausgebautem Putz weisen auf repräsen- tatioe Wünsche. Der Ueberblick von oben ist frei und bequem. Vor- räume und anregendes Rot der Innenbekleidung wallen mehr Lust- als Andachtsstimmung erregen. Das Graufllber der Ringe, in sanfter Tönung wirkungsvoll, entzieht bei voller Beleuchtung den Blick leider nicht stark genug einem überladen prunkhaften Rot in der Um- rahmung der Logen. Man wird es abdunkeln müssen, mn das gar zu Kräftige der Farbe in der Fortführung des Spielraums nicht mll der Intimität einer Gluck - oder Mozart-Oper zusammenprallen zu lassen. Ein wenig verdeckt sei die blaugetönte Decke. Diese soldatisch aufgepflanzten Klischees harfenspielender Jungfrauen sind als Drnament nicht geschlossen genug, als antike Dekoration allzu mathe» mattsch. Im ganzen ist ein« außerordentliche Besserung des Ge- samteindruckes unverkennbar, auch In den freundlich hell getäfelten Rebenräumen. II. Das Mitglied des Aufstchtsrats, neben- und ehrenamtlich wirkend: Das Haus, lange Jahre ein Stieftjnd des Glücks, oft auch ein Stiefkind der Betrachtung, trete nunmehr mit der Stadtoper in eitlen Ring. Der Maßstab des Urfeils werde gesteigert nach dem hochfliegenden Wollen und Versprechen der verantwortlichen Leiter. Was in einer Sitzung der Aufstchtsräte gesprochen, gelobt, getadelt werden müßte, finde seinen adcquaten Widerhall in geschriebenen, gedruckten Worten. Nicht anders verbindet sich Rat und Urteil zum Ausdruck heiliger Ueberzeugung. Sympathie gilt einer Institution, nicht Menschen, Liebe wird das Urteil so wenig beeinflussen, wie eine traditionelle Bewunderung des Lindencheaters jemals vor heftiger Kritik zurückschreckte. Wir wollen schärfer sehen als je, das Starke und Gesunde, wie das Schwache und das Kranke. Wir wollen mit Fingern darauf zeigen. Die wirtschaftliche Position der Oper ist eine gute: Intendanz' und musikalische Führung werden erweisen müssen, ob künstlerisches Niveau und Prosperität sich die Wagschale halten. Ein erster, ein letzter Wunsch: ÄrbelletI Ein allerletzter: Werdet froh in eurer Arbeit. Führer und Geführte! HI. Der Kritiker spricht: Wartezeit sei gewährt. Nicht in einem einzigen Tag, mcht einem Jahr wirkt sich bester Wille und reinstes Können cm.;. Eine Wartezeit, eine Arbeitszeit, in der das Ideal des Ensemble» Erfüllung werden soll. Noch stören große Namen mehr als sie nützen, Eilcheitsjptel jogenannter Mominenter ist ent»>
weder unmöglich oder allzu bequem. Es ist keine Leistung, mit der Onegm, Olschewska, Wildbrunn Starerfolge zu erzielen. Die Spuren schrecken uns. Erziehung ist notwendig. Hinausführen der guten Kräfte zu besten. Bruno Walter soll das verstehen, erzählt sich die Welt. Wird er bei einer Erst- oder Uraufführung erweisen, daß er seine Prominenten in der Hand hat, daß sie üben lernen, arbellen, und daß sie nicht bloß zwischen ihren großen Tourneen in der Stadtoper Visite machen? Das wäre unerträglich für Stadt und Steuerzahler� Walters kapellmeisterllch« Adjutanten werden sich zu bewähren haben. Neben Zweig, der ein Talent ist, stehen die von Walter ausgesuchten Dirigenten Reuß und Dessau . Un. beschriebene Blätter. Es fehlt noch einer, ein starker. Wird Waller ihn rufen, wird er ihn rufen wollen? Er selbst steht am Ziel einer künstlerischen in stch vollendeten Lebensbahn. Mit größtem Re- spekt sei er gegrüßt. Wer 6* ist, wissen wir. Was er dem Theater bedeuten kann, ahnen wir. Der Intendant Tietjen beharre in seinem Eifer, zu schaffen, zu lenken, zu bauen und zu wollen. Wartezett auch für ihn, auch für das Orchester, das sich langsam ergänzt und erhöht. IV. Eindruck der ersten Aufführung:«M e i st e r s i n g e r", mtt dem kurz angebundenen, wenig tiefgehenden S ch i p p e r t als Sachs, dem herrlich tragenden Organ von K i p n i s(Pogner), der seingeschnttte- neu Eva-Figur der Lotte Lehmann , dein durchdringend groß- gewachsenen Tenor von Fritz Krauß. Daneben bewegen und bewähren sich einheimische Kräfte gut(K a n d l, Z a d o r, W e r n« r. Marck-Lüders). Keine Einzelheit sei berichtet, weil Einzelheiten auf feinste Art im geschlossenen Gesamteindruck verschwinden. Paulys Inszenierung, im ganzen unaufdringlich, bringt in den ersten Akt ein paar mathematische Züge, die allzu bewußt die Meisterfingerfreihett antastet. Bruno Walter betreute das Orchester freihändig, überlegen, höchst delikat gerade in den zarten, frohen und launigen Momenten, fein differenzierend in den Uebsr- gängen und mit breiten Bayreuther Tempi. Es ist wohl nicht seine Schuld, wenn das Orchester, besonders Holz und Blech, noch nicht sehr nobel klingt und die Stimmen gelegentlich deckt. Mathematiker vor, Kapellmeister auf die Ränge! Horcht auf den neuen Klang des Hauses, dgs akustisch niemals erstrangig war. Manches Derbe scheint gemildert, manches Scharfe schon zart geworden. Aber es fehlt noch viel. Ein Anfang ist gemacht. Wird er der rechte sein,. der rechte im rechten Geist? Sprechen wir im Meisterstnger-Stll:„Scheint mir schon der Rechte!" X"
Das neue amerikanische Wörterbuch. Der Ruhm des zehnbän- digen Oxforder Wörterbuchs der englischen Sprache, das vor nun- mehr etwa zwei Iahren nach mehr denn vierzigjäbriger Arbett ob- geschlossen wurde und aus mehr denn ItOOi) Veiten über die Ge- schichte und Bedeutung von über 400 000 englischen Wörtern berichtet, läßt die Amerikaner nicht schlafen. Sie wollen ein eigenes Wörterbuch der amerikanischen Sprache haben, und haben einen der
Amendement in diese»« Sinne angefügt worden. Dieser Saß war aber das Kernstück der Diskussion zwischen den sogenannten Revisio- nisten und den Radikalen, und ich bedaure, daß dieser Stein des Anstoßes der Reformisten von damals heute gestrichen ist. 2. Ist unsere Stellung zum Staate nicht klar genug, und ist der Gegensatz der sozialistischen und bürgerlichen Politik auch scharf betont, so ist dos doch keine Absage an die Demokratie. Wir glauben im Gegen- teil, daß eine wahre Demokratie nur zu verwirklichen ist in einem anderen Staat als in dem vom Bürgertum beherrschten. Der 3. Punkt berrisft die Internationale. Gerade die von H i l f e r- ding geschilderte Entwicklung zwingt uns zu einer schärferen Konkretisierung unserer internationalen Pflichten. Es gilt, die inter - nationale Aktion vorzubereiten, die schon Marx als die erste Bedin- gung zur Befreiung des Proletariats bezeichnet hat. Der 4. Punkt ist die K o a l i t i o n s p o l i t i k. Der Satz, daß die Befreiung der Arbeiterklasse nur das Werk der Arbeiterklasse sein kann, ist gestrichen und jeder weiß, was das zu bedeuten hat. Im Schlußabsatz des Programmentwurfs bekennt sich die Parlel zur reinen Evolution. Das ist eine gewisse U n lra nkbarkeit gegenüber dem November 1918, der trotz�alkr' Mängel und Schwächen der Bewegung die erste große revolutionäre Tat der deutschen Arbeiterklasse gewesen ist. Das Bekenntnis zur Evolution stimmt nicht zu unserer jüngsten Vergangenheit und wird auch nicht stimmen für die n ä ch st e Zu- kunfü Für diese trifft zu. was im Jahre 18S0 Karl Marx in visionären Sätzen geschrieben hat: Das jetzige Geschlecht müsse nicht nur durch die Wüste wandern, sondern untergehen, um den Menschen Platz zu machen, die der neuen Well gewachsen sind. Heute aber wird kein neues Geschlecht mehr nachwachsen, ehe die nächste große Welle der Arbeiterbewegung kommt und die ganze Schwere dieser Aufgabe geht nech zu Lasten dieser Generation. Für diese größte Aufgabe der Arbeiterbewegung ist dieses Pro- gramm der letzte Wegweiser nicht. Vieles, wms an ihm an Gold erscheint, wird sich in der Entwicklung als Flitter erweisen. Nicht um die Aktionen zu stören, sondern um der ferneren Zukunft willen werden wir gegen dieses Programm Zeugnis ab- legen.(Beifall.) Grötzsch-Dresden : Auch ich könnte mir ein b e s s e r e s Pro- gramm denken. Aber warum hat die Programm k r i t i k uns nicht einen Entwurf aus einem Guß vorgelegt? Er könnte besser sein als dieser Programmentwurf, der alle Merkmale von Kompromiß- arbeit trägt. Aber zu einem Gegenentwurf, der nicht vorliegt, können die Delegierten nicht Stellung nehmen. Der Entwurf der Programm- kommission ist außerordentlich gewissenhaft in der Analyse der kapitalistischen Gesellschaft. Seine Gewissenhaftigkeit grenzt da und dort an Pedanterie. Aber freilich hat auch der allgemeine Teil des Erfurter Programms schon nicht die wünschenswerte agitatorisch zündende Kraft gehabt. Der Entwurf vermeidet alle Prophetie. Daß wir in einem Jahre einen besseren Entwurf bekämen, halte ich für eine zu optimistische Annahme. Wir wissen gar ttickt, wie glänzend in einem Jahre die politische Situation auf unsere Programmarbeit wirken kann. In den Entwurf noch mehr hineinzuarbeiten, würde ich für verfehlt halten. Er wird dann immer mehr einem Königsberger Klops gleich. Eher könnten wir die von Levi angeführten Sätze des allgemeinen Teils streichen, der meiner Meinung nach nur eine Trivialität ist. Schmerzlich vermissen wir die Stellungnahme zu den Wirtschaftsproblemen. Wir haben zum Problem der So- zlallsierung keinen gülligen Standpunkt. Sehr viel Arbeiter werden nicht wissen, wie wir uns denn nun das Hineinwachsen in die sozia- listische Gesellschaft vorstellen. Wir hoben Angst vor dem realen lltopismus, ohne den keine Partei auskommt, die in die Zukunft blickt, wir müssen möglichst eine Wirlschasls- und Sozialisierunzs- kommission bekommen, die Siarheil schafft. Hackelberg-Altona: Wer die Geschichte der Programmarbeit der Partei kennt, wird mit dem grundsätzlichen Teil des Programms nur einverstanden sein können. Die strittigen Punkte des Erfurter Programms sind geschickt und glücklich so formuliert, wie die neuere Entwicklung es erfordert. Dagegen scheint es mir bedenklich, daß die Forderung der Erklärung über die Religion zur Privat- fache weggefallen ist, da sie prinzipiell richtig war und uns ogita- .torisch wertvolle Dienste geleistet hat. Röltig-Fronkfurt a. M.: Mit einer gewissen Bangigkeit tun viele heute den Schritt in das Reue, Dunkle und Ungewisse. Eine gewisse Wehmut des Abschieds liegt über uns. Soziologisch gesehen, besteht das Neue darin, daß die arbsttsreiche und unermüdliche Analyse von Karl Marx ausgesetzt wird in einem polttischen Aktionsprogramm. Ich begrüß«, daß unser neues Programm neben den grundsätzlichen Dingen, die dauernden Wert haben, auch ein Aktionsprogramm für die Gegenwart enthält. Auch in die neue Phase der Verwirklichung d�s Sozialismus treten wir mit Karl Marx ein, der mit der Freiheit des überlegenen Geistes
bisherigen Mitarbeiter am Oxforder Wörterbuch, Professor William A. E r a ig i e, beauftragt, ein solches zu schaffen. Professor Craigic, der bisher an der Oxforder Hochschule als Lehrer der englischen Sprache tätig war, haf zu diesem Zweck eine gleiche Professur an der Universität Chicago übernommen, wo er sogleich seine neu« Aufgabe in Angriff nehmen wird. Dieses amerikanische Wörterbuch wird, wie das Orsorder, die Geschichte jedes Wortes und jeder Redewen- dung von ihrem ersten Vorkommen bis zur Gegenwart verfolgen. Die Beispiele werden ausschließlich amerikanischen Schriftstellern entnommen sein. Es wird indessen keineswegs ein Wörterbuch des .Slang" oder der bloßen Umgangssprache sein: es soll vielmehr alle jene Wörter umfassen, die in Amerika , aber nicht in England ge- bräuchlich sind oder dort eine abweichende Bedeutung haben. Natür- lich wird es ober viele Wörter enchollen, die im amerikanischen .Slang" ihren Ursprung haben, doch inzwischen in der amerikanischen Sprache Bürgerrecht erlangten. Die Arbett an diesem Wörterbuch soll schon im kommenden Winter ihren Ansang nehmen; ein großer .Slang" ihren Ursprung haben, doch inzwischen in der amerikanischen nischen Modern Language Association die die Finanzierung des Werkes übernommen hat, ist bereits gesichert und es sind somit alle Bürgschaften geboten, daß oieses Werk an Wissenschaftlichkeit dem großen Oxforder Wörterbuch nicht nachstehen wird. Theakerzensur in Sowjetruszland. Die Unterdrückung geistiger Freiheit durch die bolschewistische Diktatur macht auch vor dem künstlerischen Schaffen nicht Halt. Ein besonderes Zensurkomitee überwacht den Spielplan der. staatlichen akademischen Theater in Moskau und hat für die kommende Spielzett einig« Bestimmungen getroffen, die eine einzioartige Bornierthett und Angst vor einer Gefährdung echt kommunistischer Gesinnunq aufweisen. So darf beispielsweise der„Lohengrin " von Wagner wegen seines „mystischen Inhalts" nicht aufgeführt werden. Auch Schillers .Maria Stuart " wurde verboten, weil es.ein religiöses und monarchisches Wert" sei. Die Theatcrzensur im überrevolutionären Moskau zeigt also eine geradezu groteske reaktionäre Einstellung. Die Präger SnnSldegalerle Im Rnbolfinam weist larauf Sin, bah sie gegenwärtig vom Staat eine geringere Dotation erhält, als ehedem von privater Seite. Entsprechende Schritte bei den maßgebenden Stellen waren vergeblich. Aus Mangel an Ersatzräumen für die vielen zu parlamentarischen Zwecken beschlagnahmten Säle dürfte eS zu einer Schließung des RubenS- «aaleS und des Niederländischen Saales kommen. Fund eine« Rabeus-Gemälde». Sei einer öffentlichen versieigerung in London erstand ein Sammler eine Anzahl Bilder, unter denen sich ein? nach der Reslaurieiung al« unzloeifelbast echtes, bisher verschollen gewesenes Original des Porlräis eines Aristokralcn von RubenS erwies, dessen Kopie in der Londoner Nalionalgalerie hängt. Eine Goldader im Fichlelgeblrge. In der Gegend von Warmenffeinach im Aichtelgebirge stieg man aus Gesteinsmaffen, die bei vorgenommenen chemischen Untersuchungen einen durihschnittltchen Goldgehalt von 27»ramm aus die Tonne auswiesen. In«wem Falle fand mau sogar SV Gramm Gold in einer Tonne Gestein. Spielplanäuderoug. Die aus Sonnabend angesetzte Erstaufführung de» .Kaufmann von Venedig» tn der Volksbühne mutz wegen «ine» Unfalls des Herrn Reug verschoben werden. Die Karten be- halten ihre GiUlizkett. Die Galerle 3- Casper . Kursürslendanun 233, eröffnet dl« Herbstausstellung am Sonutag, den 20. September, mit einer Kollektion Gemälden qou Rudolf Srohne, Berlin .