Umständen für die Liberale Partei bei den nächsten Neuwahlen M einem bedeutenden Gewinn an Sitzen und damit erhöhter parlamentarischer Bedeutung führen und alle Theorien über eine baldige Rückkehr Großbritanniens zum reinen Zwei- parteiensystem für die nächste Zeit über den Haufen werfen. Für die Labour Party aber, die, trotzdem sie infolge der geringeren Wahlbeteiligung 2000 Stimmen verloren hat. den Sitz in Stockport zum ersten Male erobern konnte, eröffnet diese Nachwahl ganz außerordentliche Perspektiven. Sie be- sagt nämlich klipp und klar, wie auch der konservative Chef- re'dakteur des„Observer", I. L. Garvin, mit einiger Be« sorgnis feststellt, daß unter den gegenwärtigen Parteiverhält- nissen und dem gegenwärtigen Wahlsystem eine Neuwahl „mit beinahe mathematischer Sicherheit zu einer sozialistischen Regierung mit einer absoluten Majorität im Par- l a m e n t führen" würde, trotzdem sie möglicherweise nur ein Drittel der abgegebenen Stimmen auf sich vereinigen wird. Daß eine solche Situation für die Verwirk- lichung eines sozialistischen Programms die größten Schwierig- keiten bieten müßte, liegt auf der Hand, und so ist es begreif- sich, daß die Labour Party wegen der offensichtlichen Gefahren einer solchen Situation für die Zukunft der Partei und somit das Schicksal des sozialistischen Gedankens in England ent- schloffen ist, alles, was an ihr liegt, daran zu setzen, daß die Eroberung einer parlamentarischen Majorität gleichzeitig auch mit einer Mehrheit der abgegebenen Stimmen, also einer Entscheidung des britischen Volkes für den Sozialismus, zu- sammenfällt._
Anüenburg-Wahl auf pump. Jetzt sollen die Kosten aus der Ernte bezahlt werden. Die„gemeinen" und„hundsgemeinen" Flugblätter, die vom Loebell-Iarres-Block zugunsten der Wahl Hindenburgs verteilt wurden, kosteten schweres Geld, die Musikkorps und Autofahrten nicht minder. Aber Zahlen ist ein« Leidenschaft, die bei den Reichsblöcklern unbekannt ist. Die ganze Wahlarbeit für den„Retter" ist des- halb auf— Pump geleistet worden. Der„Demokratische Pressedienst" ist in der Lage, das folgende, vom 25. August datierte Schreiben des Landbundes Prenzlau zu ver- öffentlichen, das die Unterschrift des Vorstandsmitglieds H oft er trägt: „Sehr geehrter Herr! Bei der Reichspräsidentenwahl im vergangenen Frühjahr waren die Sassen aller Im Reichsdlock zusammengeschlossenen Parteien leer. Nur durch den Kredit des Landbundes wurde es möglich, die Kosten der H i n d e n b ur g- W a h l zu decken, ohne an die einzelnen Mitglieder des Landbundes damals direkt heranzu- treten. Der Vorstand glaubte, da zurzeit der Wahl die wirtschaftliche Notlage der Landwirtschast von Tag zu Tag klarer, ober auch drückender wurde, bie Interessen unserer Berufsgenossen am besten wahrzunehmen, wenn er zunächst den Kredit der Organi- s a t i o n anspannt«. Dieser Kredit muß jetzt ober abgedeckt werden. Zurzeit ist wohl überall mit dem Ausdreschen begonnen worden und damit eine gewisse Erleichterung in der Geldwirtschast für unseren Berussstond eingetreten. Wir holten es deshalb für an der Zeit, auf den Be° schluß der Generalversammlung vom 24. April zurückzukommen und zu bitten, die damals bewilligten Gelder auf unser Konto bei der Märkischen Bank, Prenzlau , oder be! der Kreiskasse einzuzahlen unter dem ausdrücklichen Vermerk: Für den Landbund-Wahl- sonds, damit eine Buchung auf Bestragskonto vermieden wird. Zur Deckung der Unkosten sah sich der Vorstand genötigt, den Satz auf 20 Prozent festzusetzen. Auf Sie entfallen demnach Mark... Wir bitten nun darum, den fälligen Betrag für da? ganze Jahr IllLS schnellstens an uns zu überweisen." Die Sache ist wirklich herrlich: die politischen Parteien, die den Wahlkampf führten, waren pleite. Die Mampisten be-
Stimme und Persönlichkeit. / von Kurt Singer . Es scheint, daß die Nachkriegszeit der Entwicklung schöner Stimmen auch in Deutschland günstig ist. Man hörte vor 30 und 40 Jahren zwar so Außerordentliches von Primadonnen und Bir- iuosen des Singens, daß wir heute arm an derartigen Phänomenen zu sein scheinen, nach einem Intervall der Fruchtlosigkeit will aber jetzig wieder eine Blütezeit der Singkultur kommen. Wovon das abhängt, ist in allen Ausmaßen nicht bekanm, doch spielen hier wie bei jeder musikalischen Kulturbewegung, auch die Einflüsse der Politik, des staatlichen Gedeihens, der seelischen Allgemeinbewegung, der veränderten Ernährung, der besseren Lern- und Ausbildung?- Möglichkeit eine entscheidende Rolle. Wie im Konzertlcbcn. so ent- wickeln sich auch auf der Bühne Stimmen von besonderem Reiz und besonderer Größe. Ob für einen Sänger oder eine Sängerin die Stimme das Wesentliche bedeutet, oder ob nicht die Stimme nur der besonders faßbare und empfundene Ausdruck für eine Persön- lichkeit fein soll, diese Frage ist nicht schwer zu beantworten: die Persönlichkeit entscheidet allemal über die Wirkung. Eher kommt man über gewisse Hemmungen oder Unentwickeltheiten eines Organ? hinweg, als über die Kühle und Leblosigkeit einer noch so herrlichen Stimms. Wir haben jüngst den Han» Sachs des Dr. Emil Schipper als recht bedeutungslos gekennzeichnet. Das Urteil, soweit es diese Rolle betrifft, bleibt bestehen. Das Urteil, soweit es die persönlich. keit Schippers angeht, muß revidiert werden in dem Augenblick, da man seinen Telramund erlebt. Hier sah man recht, daß gerade einem großen Künstler nicht alles und jedes liegt. Seine Leistung im „Lohengrin " war so packend, so elementar und aufrüttelnd, daß selbst für Teile des Werkes, die sonst keinem menschlichen Interesse mehr begegnen, ein Außerordentliches an Stimmung und Wirkung gewonnen war. Der gleiche Abend belehrte auch über die Qualitäten der aus Wien hergeholten Lotte Lehmann aufs neu«. Ihre Elsa darf stimmtechnisch und nach dem Format ihres Miterlebens als Meisterleistung gepriesen werden. Zu diesen Stimmen gesellte sich noch der immer wieder schöne Baß von Kipnis und die sopranhafte, an Dunkelheit allerdings nicht erhebliche Stimme der hochdraniatischen Sängerin Fortner-Halbaerth Wenn solche Stimmen in einem Ensemble zusammentreffen, so sollte man glauben, ein Muster an Sauberkeit und Verinnerlichung käme zu- ßbnde. Diese Rechnung stimmte allerdings nicht, denn das A-cappeUa. Quintett des 1. Aktes geriet in allen Tönen daneben. Sicher glauben Äapellmeistör und Solisten immer noch, daß derartige Ensembles nicht geübt zu werden brauchen. Im Kontrast zu dieser Schön- stimmigkeit stand der unfertige,«nghalsige Tenor Fritz P e r r o n S. dessen Schulung und Entwicklung abzuwarten bleibt, wie auch der Leiter der Aufführung noch durchaus nicht in der Entwicklung seines Handwerks die Mitte der Vollendung erreicht hat. In der Staatsoper sang Schaljapin . Tausende hätten ge-.
sonders waren am Ende ihres Lateins, denn wer wollte fein Geld in ein Geschäft stecken, das feit dem 29. August 1924 als brüchig hinreichend bekannt war? Da springt der Landbund ein. die Organisation der „Notleidenden", deren Klagelieder schaurig übers Land zu hallen pflegen. Die Landwirtschaft ist am Erliegen, sie kann keine Steuern zahlen, sie yrbeitet dauernd mit Defizit. Ja, sie bekommt keinen Kredit mehr, weil sie die Zinsen nicht auf- bringen kann. Der Staat muß eingreifen, muß öffentliche Kredite hergeben zu niedrigem Zinsfuß, nur damit„die Landwirtschaft" dem deutschen Volke erhalten bleibt. Inzwischen nutzt„die Landwirtschaft" ihren angeblich nicht mehr vorhandenen Kredit aus, um die W a h l H i n d e n- b u r g s zu finanzieren. Sie belastet sich mit Schulden, um dem„Retter" zum Siege zu verhelfen. Und hinterher sorgt die Regierung Luther-Schiele-Stvese- mann-Brauns dafür, daß dieser„Landwirtschaft" die Wucher- zölle bewilligt werden. Denn eine Hand muß die andere waschen!_
Schieles Schulgesetz. Tie unangenehme Veröffentlichung des Entwurfs. Der Entwurf des Reichsschulgesetzes, wie er im Bereich des Herrn Schiel« fertiggestellt worden ist, wurde sehr zum Leidwesen seiner Bäter vorzeitig veröffentlicht. Dadurch wurde zwar dem ganzen Dolke die Gefahr aufgezeigt, die der Entwicklung der Schule drohen, aber die Dunkelmänner sahen sich plötzlich ins Licht der Oeffentlichteit gerückt und da» war ihnen unangenehm. Sie verlegten sich deshalb aufs Leugnen, behaupteten, der Entwurf sei nur ein Referenten-Erzeugnis, fei noch keineswegs abgeschlossen und was derartige billige Redensarten mehr sind. Dem„Berliner Tageblatt" geht nun von informierter Seite eine Darstellung zu, die diese Ausreden Lügen straft. Danach hat das Reichs nrini st erium des Innern den Entwurf, als er ab- geschloffen war. an die R e i ch s t a n z l e i geschickt, und zwar mit einem Begleitbrief des Inhalts, die Reichskanzlei werde ge- beten, den Entwurf aufdieTagesordnung einer der nächsten Kabinettsfitzungen zu setzen. Das Reichsfinanzministerium und das Reichsjustizminifterium seien durch Kommissare bei der Aufstellung des Entwurfs beteiligt gewesen. Einwendungen seien von ihnen nicht erhoben worden. Der Entwurf sei aufgestellt worden unter Berücksichtigung der früheren Reichstagsverhandlungen, so- dann seien Grundsätze besprochen worden mit Vertretern der Deutschnationalen, der Volkspartei und der W! r t f ch a f t s p a r t e i. Die Grundsätze der Regierung hätten bei diesen Parteien völlige Zustimmung gefunden. Sind diese positiven Angaben richtig oder nicht? Das Schiele- Ministerium mag sich offen dazu aussprechen, wenn die Sicherheit?- pakt-Sorgcn ihm dazu noch Zeit lassen. Trotzdem auch eine Reih« von Länderregierungen gegen den Entwurf auf das entschiedenste Einspruch erhoben haben, holt die Reichsregierung an diesem„Re- ferentcn-Entwurs" fest. Sie will ihn sogar zur Grundlage neuer Be- sprechungen machen, die mit den Vertretern der Länder stattfinden sollen. Und der deutschnationole Vertrauensmann Schieles, Gürich, soll sein Kind dort verteidigen. Der frühere preußische Kultusminister von Zedlitz wurde durch einen Sturm der Entrüstung hinweggefegt, als er versuchte, die preußische Schule noch mehr der Kirche auszuliefern, als das ohnehin schon der Fall war. Wann werden Schiele-Gürich von dem gleichen Sturm der Entrüstung an die frisch« Luft befördert?
die Gärung im Zentrum. stürmische Bertranensmänner-Iitzung im Ruhrgebiet . Die durch den Austritt de» ehemaligen Reichskanzler» Dr. Wirch au« derZentrumsfraktion ausgelöste Gärung innerhalb der Zentrums- parte! frißt sich, allen Mahnungen der Bes.chwichtigungsapostcl zum Trotz, von Konferenz zu Konferenz und von Versammlung zu Versammlung innerhalb der Partei weiter. So fand kürzlich«ine Der-
wünscht, daß man ihn endlich in einer Oper gehört hätte. Vielleicht wartet man. bis der Boris Godunow einstudiert ist, vielleicht hat dieser große Mann und Künstler seine Launen, vielleicht bei den vielen Konzertverpflichtungen keine Zeit, einem Ensemble beizu- treten. Wenn Schaljapin etwas tut, so hat man durchaus dos Gefühl, als dreh« sich nun alles um seinen scharf umrissen«» Willen. Das spürt man bereits beim Liedgesang. Er ist in ollerbester Form, schöpft aus der Urkraft einer Bombenstimme, der da» Schwärzest « in der Tiefe so gut gelingt wie dos Ausdrucksvolle in der Höhe. Er macht au» lyrischen Belanglosigkeiten Kunstwerk«, modelt Ge- sänge von Schumann oder Schubert" ganz nach seinem eigenen Fühlen und bezwingt einen Widerspruch gegen gar zu dramatische Auslegung deutscher Lieder durch das Elementare und Faszinierend« einer Persönlichkeitswirkung. Nur daß er seinen Begleiter zwingt. das Nachspiel zu den Schumannschen„Grenadieren" unter das Klavier fallen zu lasten, befremdet bei einem so geschmackvollen Mann. Das Podium wird bei Schaljapin zur Szene: es ist unnach- ahmlich und Hot seinen tiefsten Zauber, wenn er in Mimik, Hand- bewegung, Stimmschattierung jede Phos« eines Borganges dar- zustellen scheint und dennoch schön singt, wie z. B. die Düsterheit der„Nächtlichen Heerschau" beweist, oder das kleine Kabareltstückchen von dem trunkenen Rechnungsrat, oder da» flammende Hinaus- schreien der Marscllajse, oder das Sterben eine» Kriegers. In allen diesen Momenten der inneren Erfüllung einer Musik geht Schaljapin �bis zur Grenze der Ausdrucksmöglichkcit, aber nicht über sie hmaüs. Hier ist der Einzelfall gegeben, daß sich Stimme und künstlerisch« Persönlichkeit gegenseitig anregen und befruchten. Ein herrlicher Abend, zumal in der Gebesreudigkeit dieses Gesangesmeisters. Nicht ohne den Wert und das Wollen einer Spannungssteigerung, ober gleichzeitig vorbildlich im Sinne eines„Schutzes der Minderheiten" ist es, wenn Schaljapin regelmäßig in seinen Konzerten jüngere Künstler, Landsleute mitwirken läßt. Der Geiger Daniel K a r p i- low sty führt« sich mit einer Postocoglia von Tommoso Pstoli lnicht russisiziert„Ditaly") al» ein großes Talent mit sehr beseelter Technik«in. Die Einzelpersönlichteit verschwindet bi« zum Nichts beim Ge- sang der Donkosaken . Das Phänomenale an der Leistung und Wirkung dieses Männerchores ist die Exaktheit des Singens bei allen Nuanzierungen des Ausdrucks, die der junge Dirigent Iarojf ihren Leistungen abzwingt. Im plötzlichen Ansturm und im ebenso plötzlichen Rückfall in«in säuselndes Piano, im keuchenden Sturm der Stimmen, wie in der langatmigen Fixierung eines Brumm- atkords, in der Einmütigkeit des Atmens, der Leichtigkeit de» Fol- sett», de» geordneten Hervortreten» und Selbstbeschwichtigen« der Einzelstimmen, in all dem bewahrt die Kasakengrupp« eine tünst- lerische Disziplin, die ihresgleichen in Deutschland nicht hat. Der Reiz der tiefen Stimmen ist bekannt, und er wird vielleicht öfter aufgeboten, als es dem Sinn oolksliedhaster Werke(Roter Sarafan) entspricht. Wenn aber in einem asten Donkosatenlied zu der Vehe- menz der glutvoll und blutig angepeitschten Stimmen der Steppenwind pfeift(wirtlich pfeift) und die Hunde gegen den Rhythmus w
trauensmännerfitzung der Zentrumsporiel des Ruhr- g e b i e t s in Essen statt, die nach dem Bericht der„Essener BolkSzeitung"„sehr stürmisch" verlaufen sein soll. So mußte sich der vom Parteioorstand entsandte Referent vom Führer de» Essener Gewerkvereins nach dem Bericht des Essener Zentrumsblattes folgende Wahrheiten ins Gesicht sagen lassen: „Es herrscht in unseren Kreisen Unzufriedenheit. Aus Verdrossenheit und wirtschaftlicher Not sind manche in unseren Reihen im Begriffe, sich von der tätigen Mitarbeit zurück- zuziehen. Eine Reihe van Gründen spricht mit. Nicht zuletzt auch da» Zusammengehen mit der Rechten. Das Glück kommt für uns nicht von rechts, denn die Arbeiter. Beamten und Angestellten haben noch nicht vergessen, wie es früher war, was uns früher die Rechtsleute angetan haben. Wir bedauern, daß innerhalb der Fraktion der republikanische Gedanke so wenig oerankert ist. Zum Beweise erinnern wir an die Wahl des Reichspräsidenten , wo wir nur zwei gehört haben, die offen und frei für den Volkskandidaten geredet haben: Marx und Wirth. Die augenblicklichen Weggenossen des Zentrums in der Regieruitg sind nicht alle wahrhaft aus die Sozialpolttik eingestellt, denn darunter sind die, die in dem reichen und starken Deutschland den Arbeiter in einem Dreiklassenparlament entrechtet haben. Das macht uns mißtrauisch... Der Name Wirth ist in dem Referat nicht genannt worden. Und doch darf'er nicht übergangen werden. denn er ist der Interpret des sozialen Gedankens im Zentrum. Ein Vertreter des Jesuitenordens, Pater S ö d l e r, konstatierte, daß wir unbedingt unserer Stimmung Ausdruck verleihen müssen, zumal die Verdrossenheit und Bedrücktheit eine Abwanderung ausderPartei besürchien lassen. Die katholisch« Arbeiterschaft sei der Meinung, daß Wirth ihre Lage verstehe, darum hange sie mit großer Liebe an ihm. Man beschwere sich auch darüber, daß der schlichte Mann nicht frei seine Meinung sagen könne. Das Volk. dessen Wort ernst zu nehmen sei. habe.nicht zu allen Abgeotdueleu de« Zentrum« vertrauen". Diese unzweifelhaft in den breiten Masten der Zcntrumsarbelter- schaft durch die Wirth-Krise ausgerührte Grundstimmung gegen die „Bürgerblockpolitik" der Zentrumesraktion grcist allmählich so tief in das Gcfüge der Zentrumspartei ein. daß man in unterrichteten Kreisen des Zentrums bereits mit der vorzeitigen Ein- berufung des Parteitages rechnet.
Die Moröfeme. Neue Verhaftungen in der Jememordaffär«. Im Zusammenhang mit der Festnahme des früheren Feldwebel» Klapproth, der nach Landsberg o. d. W. übergeführt worden ist. wo sich bekanntlich binnen kurzem Oberleutnant Schulz unter der An- klage der Urheberschaft mehrerer Fememord« zu ver- antworten haben wird, sind jetzt in Berlin mehrere neue Aer- Haftungen vorgenommen worden. Die Abteilung la des Berliner Polizeipräsidium» hat eine Anzahl von Personen verhastet, darunter den ehemaligen Fähnrich Hellmut M e d e r. der seinerzeit während des Küstriner Putsche» im Fort Hahneberg bei Döberitz eine Rolle gespielt hat. Di« Untersuchung wird nach der Richtung geführt, ob die letzt Verhafteten zusammen mit Klapproth den Leutnant Sand im Döberitzer Kesselbruch beseitigt haben. Bon Med« wird behauptet, daß er der Adjut.ant des Oberleutnants Schulz ge- wesen ist.
Der sremzäsische Flieger Eosle hat gegen den Strasbesehl aus 5000 M. Geldstrafe in Freiburg i. B. E i n s p r u ch erhoben, sodch eine Gerichtsoerhandlung stattfinden wird. Die französische Schuldenkammission Eaillanx ist in New Park eingetrosfen und wird Donnerstag vom Präsidenten Coolidge emp- sangen werden.. � Bolschewiflen-Answelsung ans England. Z>a» englische Außen. Ministerium hat beschlosten, sofort 50 Russen und Franz o» s e n wegen bolschewistischer Propaganda aus England auszuweisen. Wegen der kommunistischen Propaganda in der Armee ist ein besonderes Bureau gegründet worden. Zu den einzeinen Truppenteilen sind geheim« Polizeiaaenten, die sich von den Soldaten durch nichts unterscheiden, entsendet worden. Di« austraNschen Mahlen sind auf den 14. November festgesetzt.
die Musik hinein bellen, so ist eine allerletzte Dollkommenheit der Technik und der Willensunterordnung erreicht, die jedes klang» ästhetisch« Bedenken hinwegfegt. Di« brondenburaischen volk?bühnenvereine traten am Sonntag in Berlin zu einer Konferenz zusammen. Die Tagung begann mit einem Vortrag von Fritz Holl , dem Direktor des Theaters am Bülowplatz über den„Spielolan der Volksbühnen". Der Referent zeigte, wie die Dolksbühnenvereine auch in den kleine- ren Orten die Aufgabe erfülle» können, die Hüter der Kunst zu sein. Die Volksbühnen hätten die Aufgabe, ohne Rücksicht aus irgend- welche politischen oder religiösen Tendenzen allen Kunstwerken Geltung zu verschassen. Dabei müßte nicht nur an bewährtes Alte» angeknüpit werden, sondern e» sei auch der jungen Kunst Schritt- macherdienst zu leisten. Die Tradition der Bolksbühnen verlange. daß sie unbeirrt den Weg einer freien Kunst ging«. Es sei klar, daß in den kleinen Orten nicht große literarische Experimente oer- sucht werden könnten: aber e» müsse doch im Spielplan immer wieder der ernste Will«, allem menschlichen Großen Geltung zu ver- schaffen, der Glaube an die Entwicklung zum Ausdruck kommen. Au» dem Geschäftsbericht, den Dr. L ö w e n b e r g erstattete, ging hervor, daß die Zahl der Voltsbühnen der Provinz Bran- denbura sich im Laufe eines Jahres mehr als verdreifacht habe. Zur- zeit bestehen in 15 Orten der Provinz Volksbühnenvereine, in einer ganzen Anzahl weiterer Orte steht die Gründung vor der Tür. Gerade in der Provinz Brandenburg kann die kulturell« Müsio" der Bewegimg, auch in entlegene theaterlose Orte gute Kunst zu bringen. »echte Ersülliing finden. Durch die Organisation der Theaterbeiucher auch in Orten'wie Finsterwalde und Zehdenick werde die Wirtschaft- lich« Grundloge für den Genuß guter Kunst aeschafsen. Da» Ostdeutsche Landestheater des Verbandes Hot dt« orgamsa. torisch« Arbeit in der Provinz wesentlich erleichtert.. In der Diskussion kam zum Ausdruck, daß die wiriichaftlich« Not natürlich auch die Bolksbühnen in starkem ttmlange tnfit. Dr. N e st r i e p k e, der al» Dertreter des Vorstandes de« Der- band«« der deutschen Volksbühnenverein« teilnahm warnte davor, daß die kleinen Theater sich an Ausgaben heranmachten, denen sie nicht gewachsen seien. Es müsse bei den Ausführungen»mmer mit den künstlerischen Möglichkeiten gerechnet werden. Rektor I u s ch. t a. Fürstenwalde, und Buchholz, Wittenberge , forderten besondere Jugeiüworstellungen. Kockegey, Frankfurt a. d.!A, hofft, daß die Stadtverwaltungen ähnlich der von Frankturt a. d O. den Volksbühnen mehr als bisher Unterstützung zuteil werden lassen.— Wie bisher wurde Potsdam als Vororr des Bezirks bestimmt. Flrmon Gömler. der Direktor des Pariser Odeon-Theaters. der zweiten Notionalbühne Frankreich «, trifft heut« tn Berlin ein, um hier für die Verwirklichung seine« Gedanken» eine» internationalen Theater» in Poris zu werben. Daß gerade Gömier aus dem Gebiete des Theaterwesen« die deulsch-sronzö fisch« Zusammenarbeit und Per» söhnung so tatkräftig propagiert, ist kein Zufall: als ein persönlicher Freund und glühender Verehrer des unvergeßlichen Jaures stand er fett jeher den sozialistischen Ideen sehr nahe, und er hat gerade in den letzten Jahren seiner Gesinnung dadurch Ausdruck oerliehen. daß er bei den Iaures-Gedenkfeiern stet» den künstlerischen Teil geleitet und außerdem im Zusammenwirten mit dem Gewerkschaft»- vund proletarische Kunstabende wiederholt veranstaltet hat.