Mmfterreüen im Neichswirtsth astsrat. Und ei» Bericht von BnZtrusch. Der Wirtschaftspolitisch« Ausschuß des Vorläufigen Reichswirtschaftsrats hat in feiner letzten Sitzung sich mit der Preisabbauaktion der Reichsregierung befaßt und dabei zwei Reden des Reichswirtschasts- und des sogenannten Reichs- ernährungsministers entgegengenommen, um zu dem einzigen vernünftigen Schluß zu kommen, den man bei so einer ver- fahrenen Aktion machen kann: er setzte eine Kommission von sechs Mitgliedern ein. die weiter über den Preisabbau reden wird. Aus der Rede des Reichswirtschastsministers R e u h a u s ist hervorzuheben, daß er ein« ziemlich deutliche Drohung aus> sprach, die die Interessenten dem Preisabbau gensigt machen soll. Er sagte nämlich: Da— anders als 1902— der autonome Zolltarif früher in Kraft tritt als die chandelsverrräge, durch die autonome Zölle be> kanntlich vielfach Aenderungen erfahren, besteht die Gefahr, daß dos Preisniveau der deutschen Wirtschaft sich auf die autonomen Sätze einstellt, bevor die niedrigeren Sätze des Dertragstarifes in Geltung getreten sind. Geschieht dos, so wird der Zweck desauto nomen Tarifs, seine Sätze nur gegen Kompensationen zu ermäßigen und die hohen Zollmauern im Auslände zugunsten der deutschen Absatz- Möglichkeiten abzubauen, zunichte gemacht: denn die Rücksicht auf unsere eigene Wirtschast könnte die Regierung zwingen, die Sähe des autonomen Tarifs auf Grund der ihr erteilten Ermächtigung zu senken. Dazu kommt, daß, wenn aus Grund der Ermächtigung der Zollsatz gesenkt werden müßte, oder aber, wenn die Vertrags- tarife, wie es doch zu erwarten steht, einen geringeren Schutzzoll vorsehen, damit zugleich die zu den erhöhten Preissätzen eingekauften Warenvorräte nur noch mit großen Verlusten abgesetzt werden tonnen. Dann aber würden in unserer kapitalschwachen Wirtschaft Zahlungsschwierigkeiten in großem Umfange auftreten, und eine Vertrauenskrise könnte einsetzen, die die Wirtschaft als Ganzes um Jahre zurückwerfen würde. Damit hat. her Reichswirtschostsminister zum erstenmal .zugegeben, daß die Z ö l l e die wahren Ursachen der Teuerung sind und daß nur mit ihrem Abbau eine wirklich« Bekämpfung der hohen Preise möglich ist. Die Drohung, di« Regierung könnte sich vielleicht von sich aus auch zu einem Ab- bau der Zollsätze verstehen, wird natürlich von den maßgeben- den Wirtschaftskreisen ebensowenig ernst genommen, wie der ganze Preisabbaurummeli der Reichsverband der deutschen Industrie ist bereits gegen die Kartellbe- kämpfung aufgetreten und die einzelnen Jndustrieverbände lassen bei der. Senkung der Preise fteunblichst den anderen den Vortritt, wenn sie nicht sogar ihrerseits di« Preise heraufsetzen, wie dos neuerdings wiederholt geschehen ist. Herr Neuhaus batte schon recht, wenn er sagte, die Zusagen der Interessenten für einen Preisabbau nutzten ihm nichts, wenn nicht Taten folgten. Aber wie kann eine Negierung. die selber alles zur Preissteigerung tut, verlangen, daß die kapitalistischen Interessenten im Sinne des Preisabbaues handeln? Nach Neuhaus sprach Könitz , der auf die Senkung der Oroßhanbelspreise für Getreide und Kartoffeln hinwies und dabei betonte, daß der Brotpreis in Berlin je Kilogramm sich seit dem Ist. März von 40,8 auf 35,3 Ps. ermäßigt habe, die Teuenmg beim Fleisch aber nicht bestreiten konnte und erklärte, daß die Einwirkung auf die Preise von den Gemeinden und den unteren Verwaltungsbehörden ausgehen müsse. Bekannt- lich hat die Regierung diese Instanzen bisher dadurch im Kampfe gegen die hohen Preis«.unterstützt", daß sie den Abbau der Preisprüfungsorgane und her Wuchergesetzgebung oerlangte! Aiuh hier also ein gewaltiger Widerspruch zwischen Worten und Taten. Trotzdem gab sich Herr B a l t ru sch, den die christlichen Gewerkschaften nocy immer als ihren Bertreter dulden, dazu her, die Regierung mit einem Zustimmungsantrag und mit Einzelanträgen, die zum Teil geradezu kindisch anmuten, zu unterstützen. Da die Vertreter der freien Gewerkschaften natür- lich diese Komödie nicht mitmachten, sondern eine sorgfältige Prüfung im Ausschuß forderten, fällt er im„Deutschen " über sie her und hat sogar die Dreistigkeit, von einer„Sabotage des Preisabbaues durch sozialistische Gewerkschafter" zu reden. /zerr Baltrusch berichtet damit erstens aus einer vertrau» l i ch e n Sitzung, zweitens berichtet er aus ihr das Gegen- teil der Wahrheit, drittens unterstützt er das schmutzige Manöver, durch das die Schuld an dem Mißlingen der„Preis, scnkungsaktion" den Gewerkschaften, nicht nur den freien, son- dern allen Gewerkschaften, die Arbeiter- und Angestellten- interessen sachlich vertreten, zugeschoben werden soll. Die christlichen Gewerkschaften können auf diesen ihren „Bertreter" stolz sein! Reichsrat unü provinzialverwaltungen. Abänderungsvorschläge für Preusten. Dem Landtag liegt zur Aendcrung des Gesetzes über die Bestellung von Mitgliedern des R« i ch» r a t» durch die Provin- zialverwoltungen ein Gefeftentwurk vor, dessen einziger Artikel die S t r e i ch u n g d e s Z 1V des Gesetzes vom 3. Juni 1921 fordert. Di« Streichung bedeutet für die Provinzen Ober- und Niederschlesien , daß an Stelle des beiden Provinzen gc- meinsamen Provinzialausschusies als Wahlkorper die Einzelprovin- zialausschüsie zuständig werden. Unmittelbar nach der nächsten Neu- wähl der Einzelprovinziolaueschüsse von Nieder- und Oberschlesten hätte dann durch diese Ausschüsse auch di« Neuwahl der von den Provinzioloerwaltungen Nieder, und Oberschlesten zu bestellenden Reichsratsmitglieder zu erfolgen, während die bisherigen Mitglieder ihr Amt bis zum Eintritt dieser Mitglieder ausüben. Die sozialdemokratische Fraktion fordert zu der Gesctzeiänderung noch folgende weitere Aenderungen:„Jeder Wahlkörper wählt in einem Wnhlgong ein Mitglied und ein stellvertretendes Mitglied zum Reichsrat. Die Wahl erfolgt nach den Grundsätzen der V e r h ä l t n i e w a h l.'(Aenderung des§ 2, Absatz 2>„In Fällen vorübergehender Behinderung ist jedes Mit- glied verpflichtet, mit der Vertretung seinen gewählten Stell- Vertreter oder eines der vom Staatsministerium b«. stellten Mitglieder zu beaustragen."(Neuer Absatz 3 zu ß 6.)„Die Vorschläge über die Richtung der Stimmabgab» im Reichsrat werden zwischen den bestellten und den gewählten Reichsratsinitgliedern vorberaten. Kommt hierbei eine Einigung nicht zustande, so hat jedes der gewählten Mitglieder das Recht,«ine nochmalige Beratung des Gegenstandes mit dein Staatsministerium zu ver- langen. Zn den Aueschüsse« des Reichsrals sührl«in vom Sloals. Ministerium bestimmte« Mitglied die Stimme Preußen». Zn den Vollsitzungen des Reichsrals werden di« Stimmen Preußens, gemäß der Entscheidung der Vorberatung, einheitlich durch ein vom Staats. Ministerium bestimmte» Mitglied abgegeben. Jedem gewählten Mit- glied steht hierbei das Rechl zu, seine von dem Beschluß der Vor- bervtung abweichende Stellungnahme im Reichsrat bekannt zu geben.' jNeue Fassung des§ 8.)
Ob diese Vorschläge genügen werden, um dem beschämenden Zu, stand«in Ende zu machen, daß die stärkste Landesvertretung im Reichsrat durch die Unzulänglichkeiten der Verfassung den anderen Landern gegenüber ins Hintertreffen gerät, muß bezweifelt werden. Dazu wäre eine Aenderung der Reichsverfassung nötig. Solange das nicht durchzusetzen ist, könnten allerdings die Bor- schläge der sozialdemokratischen Fraktion«ine Milderung der jetzigen unmöglichen Zustände bringen. Die Geschäfte öer Zitzewche. Weitere Vernehmungen im Prozeß Nehring v. Gen. Im Landespfandbriefanstaltsprozeß wurde gestern di« Ver- nehmung des Angeklagten Nehring beendet. Sie bezog sich in ihrem weiteren Verlauf hauptsächlich auf den Eintritt des Konsuls Wähler in die Verwallung des Zitzewitz-Konsortiums und auf dos Scheingeschäft mit der Stettiner Sparkaste. Konsul Möhler wurde mit der Geschäftsführung beauftragt, nachdem Z i tz e w i tz die Etzdorf, Carlowig und Karstedt beschuldigt hotte, Veruntreuungen begangen zu haben, v. Zitzewitz hat Möhler als Geschäftsführer vor- geschlagen und Nehring hat sich mit dem Vorschlag einverstanden erklärt, obwohl ihm bekannt war. daß Möhler selbst unter Geschäsls- aufsichl stand. Diesem bankrotten Wähler hat Nehring aus den Mitteln der Anstalt ebenso wie vorher dem Adelskonzern Hundert- tausende„zur Verfügung" gestellt, wobei der Rittergutsbe- I i tz e r v. Z i tz e w i tz. der von der deutschnationalen Presse als der allein geschädigte Ehrenmann hingestellt wird, di« Rolle de» Ein- peitschers übernahm, die vorher in den Händen des Adelskon- sortiums gelegen hatte. Auf diese Weise schwoll das Saldo der Landespfandbriefanstalt auf 5,7 Millionen Goldmark an. Das Scheingeschäft Mehrings mit der S t e t t i n e r Spar- lasse ist bekannt. Das Konto Zitzewitz wurde ohne geldliches Ein- treten der Sparkasse dieser übertragen, so daß der Name Zitzewitz aus den Büchern der LPA. verschwand. Die Stettiner Sparkasse bekam für dieses„Geschäft" Zj Proz. pro Monal, also bei einem Kapital von sechs Millionen 90 000 M.. die, beileibe nicht von Herrn v. Zihewltz, sondern von der LPA. bezahlt wurden. Die Akten über diesen Vorgang wurden vom Angeklagten vernichtet und damit ist, wie der Vorsitzende feststellt, der Tatbestand der Urkunden- Vernichtung(§ 348, Absatz 1) erfüllt. Mit dieser Feststellung schloß die Vernehmung des„erfahrenen Verwaltungsbeamten alten Stils" Nehring, und damit ist es nicht mehr möglich, das Geschäfts- gebaren dieses Oberbeomten aus seiner Gutgläubigkeit dem Adels- konsortium gegenüber ollein zu erklären, wie auch das Verholten des Rittergutsbesitzers v. Zitzewitz, der nach den Cr- fahrungen mit seinen jüngeren Standesgenosien dem Direktor der LPA. einen bankrotten Kaufmann als Geschäftsführer aufdrängt und seinen Namen für eine Schiebung mit der Stettiner Sparkasse her- gibt, ein sehr zweifelhaftes Aussehen gewinnt. Eine Figur für sich macht der Angeklagte L ü d e r-. als ehe- maliger Beamter der Seehandlung und nachmaliger 2. Direktor der LPA. ein höherer Beamter, der seinen Beamteneid geleistet hat. Dieser sonderbare Heilige findet heute selbst seine andauernden Ver- sehlungen unoerständlich und versucht sich darauf herauszureden, daß er das eine Mal unter dem Einfluß körperlicher Hin- f ä l l i g k c i t, die anderen Mol« unter den Einslüffen nervöser Hall und nervöser Aufregungszu stände gehandelt habe! Unter diesen„Einflüsien" hat er der Firma Schopp och «inen Kredit von 100000 Mark ohne Deckung ein- geräumt und diese Tatsache durch Schiebungen mit zwei weiteren Firmen(Kreipc-Albrccht und Schönberger) zu verschleiern versucht. Der Vorsitzende sieht sich genötigt, sestzustellen, daß es sich um ein« Verschleierung im Sinne de»§ 312 des Handelsgesetzbuches und um Vuchfäljchung handelt. Hauptdirektor Nehring war im Bilde. Auf ihn ist es zurückzuführen, wenn nicht schon damals der Verwaltungsrat unterrichtet wurde. Den D e u t s ch n a t i o n a l e n ist der Prozeß natürlich sehr peinlich. Sic versuchen, ihm jede politisch« Bedeutung abzusprechen und wollen nichts davon wissen, daß es sich hier(wie im Fall Seehandlung) um höhere Beamte alten Stils handelt. die den Staat in der unverantwortlichsten Weise hintergangen haben. Sic wollen nichts davon wissen, daß sich der Skandal in einer Sphäre abgespielt hat. die ihre eigene ist. Am angenehmsten wäre es ihnen, wenn der ganze Prozeß von der Bildsläche verschwände. und der„T a g" geht in seiner Schügerrolle für die Zitzewitze sogar so weit, daß er eine wütende Attacke gegen den Gerichtsvorsitzenden reitet, weil er es wagt, die Dinge beim rechten Namen zu nennen! Es ist sonderbar, wie empfindsam di«„Reiniger" de» öffentlichen Lebens werden, wenn man einmal auf eine wirkliche Kloake stößt! �
Mewitz-debatte im Lanütag. Teutschnationales Unbehagen, Der Landtag genehmigte gestern zunächst ohne Aussprache einen Vertrag mit den Provinzen Nieder, und Oberschlesien , der Stadt B?c»lau und den schlesischen Industrie, und Handelskammern. durch den sich diese Stellen an den Kosten für den Aufbau der Hochschule in Breslau beteiligen. Eine Reihe von Gegen- ständen wird den zuständigen Ausschüssen überwiesen. In der inrt- gesetzten Besprechung über di« Dorkommnijs« bei der Preußischen Landespfandbriefanstalt kündigt Abg. Rtedel(Dem.) einen Antrag seiner Partei an, in die Geschäftsordnung des Hause» besondere Bestimmungen über dos Verfahren bei den Unter. fuchungsausschüssen einzuführen, da deren bisherige Praxis nicht aufrechterhalten werden könne. Parlamentarische Unter- suchungsausschüssc dürften dem Strasrichter nicht vorgreisen. Der Deutschnationale Koch habe gestern mit seiner Kritik der beteiligten Persönlichkeiten in das Sirasverfahren elngegrijsen. (Lebhafter Beifall links. Widerspruch und Zischen rechts.) Abg. Ladendarsf(W. Vg.) erklärt, es handele sich um die Frage. wie es möglich war, daß ein solches Institut unter Aufsicht der höchsten Staatsbehörden sich wegen Mißwirtschaft in Antlagezustand versetzt steht. Der Verwaltung»«« habe seine Pflicht und Schuldig- keit nicht getan. Abg. Wiegershau»(Völk.) meint, der Pfandbriefousschuß sollte mir von der Barniat-Aftör« ablenken. Ministe? für Dolkswohlsahrt hictjieser erklärt daß die Landes- pfandbriesanstaft nach den derzeitigen Geldmarktoerhältnissen noch in einem durchaus befriedigenden Zustande sei. Ihr Kapital belauf« sich auf mebr ol» 13 Millionen Goldmark, der P l an d- b r i« s u m l a u f auf mehr als 10 Millionen. Ein Treuhänder sei bestellt, der dos Abwicklungsgeschätt leite. Die Piandbries» anstatt sei heute notwendiger als je, 30 bis 40 Stadt- und Landkreise seien mit Geldmitteln an die Anstalt angeschlossen: alle dies« seien von der Bedeutung des Instituts für den Realkredll überzeugt. Abg. Dr. Hamburger(Soz.) nennt Nehring einen großartigen Fachmann, der Millionen hin- gebe, ohne Belege und ohne Erkundigungen, und Herr Direktor Lüders leiste sich solschc Buchungen, Bilanzverschleierungen und gebe Kredite ohne Deckung lediglich aus die adligen Rainen hin. Wenn auch Herr v. Z i tz e w> tz sich von den anderen unterscheide. so habe doch auch er oersucht, wichtige Maßnahmen der Reichsbant im Interesse der Währung'zu umgehen. Daß Verluste nicht ein- getreten seien, müsse sich erst zeigen, jedenfalls seien Millionen für «in Spekulationsgeschäft festgelegt worden. Eine Revision alle zwei Jahre genüg« nicht, man habe deu alten Beamten tei» Mißtrauen
zeigen wollen, aber mit republikanischen Beamten wäre man ander» umgesprungen, da hätte sich sofort«in Herr Kußmann gefunden. Abg. Jäger(Dnat.) erklärt, die Rechte sei nicht verantwortlich für Vorgänge die sich unter den Ministern der Linken ereigneten. (Zuruf links: Und Herr v. Richfer?) Dr. Kann ist der ärgste Blut- sauger gewesen.(Sehr richtig! rechts. Zuruf links: Und von Carlo- witz, von Etzdorf usw.?) Die Namen der Beteiligten interessieren uns nicht, sondern lediglich die Toten.(Aha! links.) Es kann keine Rede sein von einer Korruption dcr alten Beamten oder der Angehörigen des Adelsstandes. Nicht der Adel gehört zu uns, sondern der Geist!(Schollendes Gelächter links.) Wir werde» in unserem Bestreben sortfahren, das öffentliche Leben zu reinigen! (Lebhafter Beifall rechts. Lärm links.) Ministerialdirektor Dr. Eonhe erklärt, daß bei de? ganzen An- aelegenheit die politische Stellung der Beteiligten keine Rolle ge- spielt habe. Noch weiteren Aeuherunge« der Agg. Dörr(Komm.) und Leinerl(Soz.) werden die Ausschußanträae, die Sicherungen für di« Zukunft verlangen, angenommen, ebenso der Antrag der Wirt- schaftlichen Vereinigung auf Vorlegung einer Ueberstcht über Soll und Haben: ferner soll die Bestallung eines S t a a t s k s m- missqrs im Hauptamt für alle öffentlichen Geldanstalten erwogen werden. Das Haus setzt sodann die Etotsberatung mit dem Haushalt des Wohlfahrtsministeriums fort und vertagt sich nach einer Rede des Abg. Dr. v. Brehmer(D. Volk.) gegen ö Uhr aus Dpnnerstgg 12 Uhr.
verleumüer an üer Arbeit. Wie die Teutschnationale» kämpfen. In wenigen Wochen werden in Preußen die Propinzial» l a n d t a g «- und Kreistagswahlen stattfinden. Ihr Aus» gang ist auch ein Gradmesser für die Stimmung innerhalb der preu» ßischen Bevölkerung und gerade deshalb sehen die Deutschnationalen dem Wahltag mit Entsetzen entgegen. Sie fürchten die Folgen ihrer Reichspolitik und ihre Auswirkung auf Preußen! Das-wird in einem, dem„Soz. Pressedienst' in die Hände gefallenen Rundschreiben der D e u t s ch n a t i o n a l e n Volkspar- tei, Landesverband Niederrhein , an die Ortsgruppen und Kommunalabgeordneten dieses Landesverbandes schmerzvoll zugegeben. Dort heißt es u. o., daß ein« Stärkung des Z e n- trums(!) und der Sozialdemokratie unter allen Um» ständen und mit allen Mitteln vermieden werden muß, weil im ande. ren Falle„der Wunsch zur vielfach erörterten Auflösung de» Landtags zur Ausführung gelangen könnte". Auch die Mittel, mit denen ein Sieg der jetzigen preußischen Koalition verhütet und damit die befürchtet« Ausläsung des Landtags vermieden werden soll, werden angegeben. Mit Schmutz, Gemeinheit und Verleumdung will man sich vor der Nieder- lag« retten und so wird in dem Rundschreiben der Charakter der deutschnationalen Regierungspartei wieder einmal in seiner vollen Würde und Größe ausgerollt! Jedes maßgebende Mitglied soll zu der neuesten Hetzkampagne beitragen. Es wird von Ihnen gefordert, in aller Vertraulichkeit postwendend folgende Fragen zu beant- warten, die wir nach dem Wortlaut des Rundschreiben» miede» geben: .1. Welche roten Oberpräsidenten, Regierungspräsidenten, Oberbürgermeister, Polizeipräsidenten , Landräte, Bürgermeister sich regelmäßig betrinken, Meineide schwören, Wohnungen verschieben und öffentlich« Gelder unterschlagen. 2. Genaues statistisches Material über unzulänglich vorgcbildc'e Außenleiter in der Verwaltung und vor allem auch über die Fälle. in denen sich dies« Herrschaften mit Hilfe entsprechend züsammen- gesetzter Stadtverordnetenversammlungen, Kreistag« usw. unzu» lässig hohe Besoldungen. Auswandsentschähi. gungen, besondere Zuwendungen, Pensionsoergünstigungen usw. erschoben haben. 7: v•V'- � 3. Welche«reis « durch Unzuvsrlässtgkeit oder Dummheit roter Landrät« in finanzielle Schwierigkeiten gekommen sind oder bei ihren Sparkassen oder wirtschaftlichen Unternehmungen wegen Fahrlässigkeit und Kenntnislostgkeit dieser Herrschasten<xt» hebliches zusetzen mußten.- 4. Zusammenstellung von Fällen, in denen solche Leute öffentliche Mittel oder Einrichtungen(z. B. Kreisauto, in WahNawpsen) mißbräuchlich zu parteipolitischen oder gewerkschaftlichen Zip ecken benutzt haben." Man sieht: In ihren Grundsätzen werden sich di« Deutsch - nationalen innerhalb 24 Stunden, wenn es sein muß, 24mal untreu� ihre niederträchtige Kampf-sweise aber blecht- die gleiche. Bei jeder Wahl der letzten Jahre haben sie sich schon jener Mittel bedient, di« sie jetzt zu vervollkommnen trachten, um durch einen Appell an die Instinkt« de? gläubigen Bevölkerung die drohende Niederlage zu vermeiden. Es verlohnt wirklich nicht, auf die deutschnationalen Verleumdungen im einzelnen sachlich einzu- gehen. Der Fast Ehrhardt zeugt dasstr, in welchen Reihen Meineid« geleistet werden und die endlosen Unterschlagungen deutschnationaler Londbundführer zeigen, wo Unterschlagungen an der Tagesordnung sind. Haben nicht in P o m m t r n erst vor wenigen Monaten deutschnationate Mitglieder des Landbundes mit der Kasse dos Weite gesucht und wurde nicht erst vor ganz kurzer Zeit ein deutschnationales Stahlhelmmitglied in Halle wegen Unter- schlagung verurteilt? In der gleichen SMdi hat übrigens auch ein deutschnationaler Pfarrer wegen Sittlich- keit-Verbrechens an kaum zehnjährigen Kindern?n-das Gefängnis wandern müssen Endlos sind die Beweise für Ver- gehen deutschnationaler Mitglieder an der Moral, ohne daß es not- wendig wäre, große Rundschreiben zu erlassen und in ihnen bestimmte Kreise zur Lüge und Verleumdung auszüfordern. A«m sozialdemokratischer Politiker wird deshalb di« Deutschnationalen als Partei mit solchem Material bekämpfen. Dafür bietet die P�o l,- tik der Mampe-Gesellschoft Angriffspunkt« genug. Dl« V-rleum. dung als Kampfmittel— dos ist eine deuffchnationale Spezialitot. Wir überlassen sie neidlos den„E r n e u- r e r n D e u t s ch ta n d s. Uedrigens wie gesällt dem Zentrum dieser„Bundesgenosse? Luther unö tzohenzollern. Der Notschrei des..Reichsbote«". Im kaiserlichen Deutschland gab e» ein hochkonser» ootives Leib- und Magenblatt für Lakeien. Hofdamen, Stalltünker und Majoratsherren, den.Reichsboten", der an Derschrob«.,- heit, Erklusivität und Bigotterie alle anderen. Blatter der R-chscn turmhoch übertraf. Dieser„Reichsbote" befindet sich, trotzdem er offensichtlich die Sturmiohre der Inflation stegreich überdauert hat i n G e s a h r und hißt das R o t z e i ch e n auf dem wracken Schiff In einein Ausruf, unterzeichnet von den treuesten Stützen von Thron und Altar, wendet er sich an seine z«rflat�e.r,t« L e s e r g e m e i n d e mit Worten, die triefen vom Oel eines salbungsvollen Pastorentum» und vom Schmatz eines unverwüst» lichen ttntettanenverstandes und schreibt: „Laßt die Sturmfahn« i,n Kampfe für das Kreuz Christi, Luthers reine Lehre, de« deutschen Dolke» nationale Machtstellung, die Bedeutung de» allen, vom G gifte. der strengsten Pflichterfüllung beseelten Preußens der H o h e n z o l l« r n, für soziales Denken und christliche Durchdringung de» täglichen Lebens nicht m den Staub sinken!" Also Martin Luther und Wilhelm v. Hoheu'zqliesn sind in Gefährt Darum raus mll dem Portemonnaie und mit den Movetenl