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Herr Bittor v. Rafowsti, der Sozius des Millionenschiebers Wolpe, Mitglied der Deutschen Adelsgenossenschaft " und des Nationalen Klubs" hat mit der Filiale Forst der Depositenund Handelsbank unerlaubte Effektengeschäfte gemacht und ist darauf hin fristlos entlassen worden. Er sowohl wie sein Kollege von der Beamten- Genossenschafts- Bant" Dr. Juntes, ist in der sträflichsten Beise mit den Geldern der Staatsbant, der Preußenkaffe und der Reichsversicherungsanstalt für Angestellte um gegangen. Große Feste, Autotouren, lleberziehung der Konten und eine ungebedte Schuld von vielen hundertausend Mart war das Ende vom Lied.
haben.
Daß die Kommunistische Internationale im Interesse der miffischen Außenpolitik in den meisten Ländern ungeheure Geldsummen für bolschewistische Propaganda innerhalb der Arbeiterschaft ausgegeben hat, steht außer jedem Zweifel. Daß sie es auch in England versucht hat, ist wahrscheinlich. Daß aber die Dokumente, die der Daily Graphic" veröffentlicht, echt sind, müßte erst erwiesen
werden.
Macdonald und der Siuowjewbrief.
führung der Einheitsschule in ganz Frankreich | ft abis bezeichnet. Tirpitz hat diese Beschuldigung stillschweigend| könnte daher sehr wohl diese mitteilungen aus bester Quelle geschöpft fertigaustellen, und zwar entsprechend den sozialistischen und bingenommen! lintsradikalen Vorschlägen. Der Ministerpräsident hat darüber hinaus in seiner Eigenschaft als Kriegsminister wissen lassen, daß er in der Herbstfession den Entwurf zur großen Heeres reform, die von den Reaktionären als gefährliche Utopie" bekämpft wird, auf den Tisch des Parlaments niederlegen wird. Schließlich verpflichtete sich der Arbeitsminister im Senat, alles daran zu setzen, um endlich das Gefeß zur Einführung der allgemeinen sozialen Versicherung zur Annahme zu bringen, und endlich hat der Sozialist Paul Boncour im Namen der franzöfifchen Regierung in Genf ein Frie bensprogramm entwidein dürfen, das die Rechte von jeher als„ pazifistische Dufelei" bekämpft und verspottet hat. So beginnt man in den Reihen des Bloc national jew damit zu rechnen, daß dem blutigen Marokkodorn zum Trotz die Linismehrheit der Kammer erhalten bleiben könnte, fei es zur Unterstützung des Kabinetts Painlevé, fei es zur Bildung einer neuen Linksregierung. Mit Bestimmtheit voraussagen, daß es so tommen wird, wäre allerdings vermessen. Klar wird die Situation erst werden, wenn der Nationalfon greh der Radicalsozialistischen Bartei, der Anfang Oktober in Nizza stattfindet, gesprochen haben wird.
Die gut deutschnationalen Bostbeamten, Postmeister Bartel und Poftinspettor Nagel von Hermsdorf find wegen Kreditschwindeleien im Zusammenhang mit einem deutschnationalen Schriftsteller und Heiratsschwindler Knauft, dem Liebling der Hermsdorfer deutschvölkischen Kreise, aus dem Amt gejagt worden. Das durch sogenannte Kreditreiterei" erschobene Geld hat sich durch
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Autotouren und Seftgelage verflüchtigt. nationafen, Nun noch ein Wort über den echt nationalen, treudeutschen, biederen und grundehrlichen Landbund!" Erst kam die große Plette mit den Roggenanleihen in Pommern , dann wurden die großen Steuerunterschlagungen durch einen Angestellten des Landbundes im Kreise Greifenhagen bekannt, etwas später erfolgte der Zusammenbruch einer Hirschberger Landbund gründung und erst vor furzem bildetet der betrügerische Bankrott der Landbank" in Reppen das Tagesgespräch. Jetzt hat die Niederlaufizer Landbundgenossenschaft" mit einer Unterbilang von 840 000 Mart Pleite angemeldet, furz nachdem sich die Herren Ritterguts befizer durch Abstoßung ihrer Anteilscheine in Sicherheit gebracht haben. Auch die Mecklenburger Landbundorganisation steht mit ihrem Fehlbetrag von 500 000 Marf vor dem Bankrott. Haftbar sind nach dem zeitgerechten Abzug der Großgrundbefizer die Einzelmitglieder, b. h. die kleinen Landwirte und Gütler, denen man unter der Maste des treudeutschen Biedermanns die Anteilscheine aufgeschwatzt hatte. Eine Empfehlung für außerordentliche Beförderung im Staatsdienst ist also die Tätigkeit als rassereiner Landbundagitator gerade nicht.
Etwas für die deutschnationalen Spürhunde. Der Alarmschuß, den die Deutschnationale Boltspartei anläßlich der bevorstehenden Provinziallandtags- und Kreistagswahlen abge feuert hat, um ihre Orts- und Bezirksvereine zur Auffpürung von Musterbeispielen der Korruption" innerhalb der sozialdemokratischen Beamtenschaft anzustacheln, fällt mit aller Wucht auf die Kanoniere zurüd. Wenn man die Reinheit" und ,, Unbestechlichkeit" nur einiger weniger in der Deutschnationalen Boltspartei vereinigten Sunfer, Schlotbarone und Musterbeamten des alten Regimes unter die Lupe nimmt, dann ist man erschlagen. Hierzu nur einige Beweismittel aus ber allerletzten Zeit: Der deutschnationale Professor Schellenberger ,,, Unbestechlichkeit“ und„ Grundehrlichkeit" des 100prozentigen BeLehrer an der landwirtschaftlichen Schule in Meißen , wurde am 21 Februar 1924 wegen Hinterziehung der Einkommen- und Um fagsteuer mit der zulässigen Höchftstrafe bestraft.
Der deutschnationale Chariottenburger Stadtverordnete Fed. Ler hat, wie die Debatte in der Charlottenburger Bezirksver fammlung am 26. März 1924 einwandfrei ergab, sein Ehrenamt als Mitglied der Wohnungstommiffion zu gefchäftlichen Zweden miß
braucht.
Der dem alten Regime entmachsene Ministerialamt. mann S. wurde am 7. Mai 1924 von der Reich.disziplinarkammer mit Dienstentlaffung bestraft, weil er Wilhelms Randglossen". deren dienstliche Bearbeitung ihm anvertraut war, gegen 50 000. an Ausländer verlauft hatte.
Der Borsigende der Magdeburger Handwertstammer, der deutschvolksparteiliche Abg. Thierfopf mußte im Sommer 1924 fein Mandat niederlegen, weil er von dem berüchtigten Rahardt, feinem Handwertstammerfollegen aus Berlin , die Summe von 12 000 Mart als Schweigegeld angenommen hat.
Der Steuerberater des Pommerschen Landbundes Karl Steer hat im Sommer 1924 ungefähr 24 000 Marf Steuergelder unter schlagen und ist geflüchtet. Sein Nachfolger Dr. Bettertopf mußte ebenfalls verschwinden, weil er sich den Doftortitel zugelegt hatte.
Lumpen und schwache Menschen gibt es überall, in jeder Organisation, in jeder Partei. Man bleibe uns aber vom Halse mit der
amten des alten Regimes! Selbst auf Bismards Kürassierstiefel sprißte der Dred der Gründerzeit"! Am allerwenigsten aber haben die Deutschnationalen Anlaß, sich über die Moral anderer zu unterhalten oder gar aufzuregen. Ihre ganze Politit ist ein Stüd fort gesetzter Unmoral und damit ergibt sich von selbst, von welchem der Firma„ Deutschnational" verbirgt. Geifte unsere größte Regierungspartei beseelt ist und was sich hinter
Sowjetgelder in der Labour Party ? Auffehenerregende Andeutungen in der englischen Presse.
Condon, 24. September. ( WTB.)„ Daily, Graphic" meldet, das ministerium des Innern habe eine Sammlung von Kopien von Dokumenten erhalten, von denen versichert werde, daß fie die von der Sowjetregierung für Propaganda3wede in England in der Zeit von 1922 bis April d. 3. geleisteten 3ahlungen aufweisen. Ein Sondervertreter dieses Blattes habe dieje Kopien selbst gesehen. Die angeblichen Zahlungen belaufen fich auf insgesamt 638161 Pfund Sterling. Gewisse Gewert haftsvertreter follen zusammen etwa 98 000 Pfund und fozialistische Parlamentsmitglieder und hervorragende Führer der Extremisten je 3000 Pfund erhalten haben; die höchste Summe, die ein Propagandist erhalten haben fole, betrage 5250 Pfund. Die Dokumente geben auch die Namen der Emp. Das Blatt bemerkt, daß die Echtzeit der Dokumente allerdings noch nicht bewiesen sei; eine amtliche Untersuchung der Angelegenhelt fei dringend erforderlich. Daily Graphic" fagt fodann, wenn man die Namen der Persönlichkeiten, die Geld empfangen hätten, nennen würde, so würde das eine ungeden Gründen fönne dies gegenwärtig nicht geschehen.
Unter Leitung und Mitwirkung" des deutschnationalen Land. rats und Bermaltungsratsvorsitzenden Freiherr v. Thiele. mann richteten sich die Beamten und Angestellten der Kreis- und Stadtgirofalfe in Grantenstein in Schlesien mit Hilfe gepumpter Gelber ihrer Staffe eine Art Inflationsbörse" ein, so daß die Be- fänger der Gelder an hörde bagegen einfchreiten mußte.
Condon, 24. September. ( WTB.)„ Daily Expreß " zufolge wird heute ein vertraulicher Bericht des besonderen sozialistischen Untersuchungsausschusses veröffentlicht werden, der sich mit der Angelegenheit des Sino wje w Briefes befaßt, und erklärt, Macdonald sei durchaus im Recht gewesen, den Brief zu veröffentlichen und in Moskau Proteſt einzulegen. Als britischer Premierminister und Staatsjefretär des Aeußern habe er nicht anders handeln fönnen. Macdonald habe das Dokument für echt halten müssen, wenn auch das seither erlangte Beweismaterial es wahrscheinlich mache, daß es gefälscht war.„ Daily Expreß " sieht hierin eine erste Gegenattion gegen die von den Kommunisten auf der bevorstehenden Jahreskonferenz i der Arbeiterpartei in Liverpool geplanten Angriffe auf die Führer der Arbeiterpartei.
Angriffe auf die
Die„ Rettung" naht.
Der Sekt soll billiger werden.
Im„ Deutschen Offizier- Bund", dem Organ des gleichnamigen Berbandes, preist eine süddeutsche Sektkellerei ihr Erzeugnis folgendermaßen an:
Zum bevorstehenden Geburtstag unseres beliebten und allverehrten Herrn Generalfeldmarschalls und Reichspräsidenten offe rieren wir das nationale Festgetränt des deutschen Voltes, die führende Marfe
Hindenburg- Seft.
Seine Exzellenz Herr Generalfeldmarschall und jeziger Reichs. präsident hat mich mit Schreiben vom 2. Mai 1925, Tagebuch Nr. 930, ermächtigt, meinen neuen Seft mit seinem Namen zu bezeichnen.
Einer anderen ebenfalls süddeutschen Seftfirma schien wohl ein solcher Appell an die patriotischen Gefühle der Offiziere nicht wirksam genug; fie sucht ihre Kunden bei ihren materiellen Intereffen zu paden und inseriert in der gleichen Nummer desselben Organs:
Energische Schritte zur Preisfenfung
sind auch in der Sektindustrie sehr notwendig, denn es geht nicht an, daß in öffentlichen Lokalen eine Flasche„ RieslingGett" 15 bis 20 M. fostet. Für dieses Peld erhalten Sie bei mir in bestimmt gleicher Qualität fünf Flaschen Selt statt einer, wenn Sie meinen flaschenvergorenen, aus hochwertigen deutschen Rieslingweinen hergestellten Sett, Marte Hausspitz- Riesling" taufen.
Nun haben die Herren Dfiziere ja die Wahl: fie fönnen patriotischen Hindenburg Seft trinten oder sie fönnen fünf Flaschen statt einer den Hals brechen, wenn sie sich für Hausfpiz- Riesling entscheiden.
Dem ganzen Bolte aber wird bei diesem letzten Inserat wohl werden: es ist Bresche geschlagen, der Preisabbau ist im Gange der Seft, das„ nationale Festgetränk des deutschen Volkes wird billiger! Und jeder fann sich einen Settrausch zulegen, wenn ihm der Magen zu sehr fnurrt.
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3ufammentritt des thüringischen Landtages. Der Bräsident des Der Land thüringischen Landtages hat auf Grund der Weltestenratssitzung den Landtag auf den zwölften Oftober einberufen. tag wird sich zunächst auf Wunsch der SBD. und KPD . mit der 2 m neft ie vorlage der Regierung befaffen.
fchlagung. Untreue, Bucher , Wechselschieberei und Steuerhinter. beure Sensation hervorrufen, aber aus auf der Hand liegen schlug sich und ging mitten in der manöver gegend bei Freiberg
In der zweifellos fozialistenreinen" Generalversammlung der Magdeburger Banfattiengesellschaft, in her eine beträchtliche Anzahl pon Gutshefizern, Grafen und Baronen die Mehrheit der Aftien Banfdirettor repräsentierte. murde dem Beat Unterziehung nachgewiefen, ohne daß die Herren Retter" mit der Wim per aucten und den Schädling" von seinem Posten entfernten. Der deutschnationale Reichstagsabgeordnete Großadmiral D. Tirpik mird von Professor Dr. Thimme des Attendieb
Romantik nach modernem Schnitt
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Eine Premiere im Theater am Kurfürstendamm ift immer irgendwie ein Galaabend. Die Stimmung des ohnehin feft. lichen Hauses wurde gestern durch mehrere Umstände noch feftlicher. Eine neue Direttion Saltenburg gibt auf der umgebauten und vergrößerten Bühne ihr Debüt. Franz Molnar , der beliebte Elfanist, hot die letzten Proben seiner neuen Komödie„ Der gläferne Pantoffel" felbft geleitet. Das elegante Berlin faßt die Beranstaltung als gefelifchafiliches Ereignis auf und spitzt sich nebenher auf eine literarische Ueberraschung, auf eine espritSchillernde Unterhaltsamkeit. Eine Ueberraschung erlebte der Snob in der Tat: er bekam in der Komödie, die sonst durchaus von heute ift, einen gehörigen Schuß Lyrik fredenzt, und zwar so: Frau Adele, angejahrte Besizerin eines Pensionats, beschließt, um den Fährnissen ihres gefährlichen Alters zu entgehen, ihren Mieter Schiposch, einen alten Griesgram von Möbeltischler, zu heiraten. Diefen Shiposch liebt aber mit der ganzen Gülle ihres poesievollen Herzens die Dienfimego Irma. Sie versucht, ihr dealbiib von der Heirat zurückzuhalten. Er aber hat für mehrere Jahre sein Effen nicht bezahlt und gerät trotz seiner scheinbaren Energie ganz unter den Einfluß seiner Wirtin Adele. Die Hochzeit findet statt. Aber Irma inszeniert einen Standal, indem sie die Seitensprünge der ältlichen Frau Adele aufdeckt. Zunächst ist dieser tollkühne Schritt nicht non Erfolg gefrönt. Bu sehr ist Echiposch in den Negen seiner Gläubigerin verfangen. Da beschließt die Dienstmagd, Freuden mädchen zu werden, um die Erinnerung an ihre erste und reinfte Liebe in hellerem Licht zu behalten. Vor ihrem Fall wird sie aber von der Polizei gerettet, und Schipofch, von großer Liebe weich gemorben, beginnt mit ihr ein neues, vielversprechendes Leben der Liebe und Kamerabschaft.
Das ist eine Art Käthchen von Heilbronn" in mondänem Plauderstil. Eine Bermengung zartester Lyrif mit realistischer Reinmalerei, ein Bersuch, auf die moderne Komödie aus dem Klein bürgertum den Reiz romantischer Phantastik aufzupfropfen. Der Berjuch ift originell, aber nicht ganz gelungen, weil man nicht weiß, ob ber Dichter sentimental oder ironisch oder bloß mißig sein will. Immerhin enthält das Spiel einige entzückende Szenen. Es zeigt, mie die großen Tragödien des Lebens aus lauter fleinlichen An läffen entstehen. Es enthält neben einer Fülle von Banalitäten Züge von menfchlicher Tragit, die trotz des leichten Blaubertons erschüttern, Nur der lezzie Aft macht einen impropisierten Eindrid. Er erscheint wie eine Sammlung von Attschlüssen. Alle Augenblicke ben? t man, bas Epiel ist aus und dann geht es doch immer noch weiter.
Die Inszenierung, für die Emil Lind verantwortlich zeichnet. ließ die wiespältigkeit der Komödie an sich nicht vergessen. Trog bes Aufgebots großer Namen war eine Einheitlichkeit nicht zu spüren. Am bewunderungswürdigsten war die übermenschliche
Blätter vom Echlage der„ Daily Graphic" find mit Vorbehalt zu genießen. Der„ Daily Graphic" steht der Regierung nahe und
Darstellerin angefaulter Menschen, war ihrer Rolle am wenigsten
Leiftung der Souffleuse. Rosa Baletti, sonst eine prächtige gewachsen. Mag Pallenberg, der den Möbeltischler Schiposch gab, verlieh dieser galligen Type ergreifende Züge der Bersonnen heit und Tragit und löste doch ab und zu aus dem Herzen kommende Heiterkeit bei der Zuschauerschaft aus. Die zarteste Figur war wiederum Käthe Dorsch als poetisch- mystisch angehauchte Dienst magd Irma ganz Boefie, Hingebung und Andacht. Ein Mensch, dem die Herzen zufließen müssen, auch wenn er Ueberspanntheiten daherflappert. Die Aufnahme des Stückes war geteilt. Ernst Degner.
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Londoner Spätsommer. Im September ist London mild und gütig. November und Februar mit ihrer endlosen Dämmerung, wenn sich Tag und Nacht unbemerkbar die Hände reichen und für vierzig, für siebzig Stunden tein Lichtstrahl des Tages durch die gelbschwarze Rebelwand bricht, mögen beffer die Stadt als das zeigen, was sie wirklich ist: eine troft und erbarmungslose Steinwüste, in der sich unter einem ewig grauen Himmel ein nervöses, feelenleses Leben entfaltet; Frühsommer mag mit seinem launijchen Aprilwetter ihren Charakter offener enthüllen. Im September aber beginnt London zu strahlen. Die Sonne steht am seidigen Himmel, und die Straßenzeilen glänzen wie die Gefichter von Liebenden. Alles ist so unverhofft hell und frei. Die Menschen eilen fröhlicher von ihrer Arbeit nach Hause; das hoffnungslose Nebeneinander scheint aufgehoben und eine unsichtbare Brücke von Mensch das Leben zu Mensch führen. Alles freut sich seines Daseins scheint ohne Schwere zu fein, nicht mehr ein ewiger aussichtslofer Stampf ums tägliche Brot. Die Stadt selbst, in der die Menschen wie die Häuser durch nichts zusammengehalten- sonst ausein anderzufallen scheinen, wird eine Einheit wie Wien oder Paris , und selbst die armseligen Mietstasernen der Nebenstraßen und Vorstädte, die ausbrudslos und einförmig wie Refruten in Uniform aufgerichtet sind, bekommen etwas von dem großen Leuchten ab, das in der Luft liegt. Die Straße, die gestern noch nichts weiter als Mittel zum 3wed war, erhält ihr eigenes Leben und die Straßenmufifanten, die Blumenverfäufer, die ihre Karren schieben und dabei durchbringende Rufe ausstoßen, haben gute Tage. Die großen Parts, diese Inseln im Meere der Stadt liegen verzaubert im Lichte der müden Sonne. Das tiefe Smaragdgrün der Rasen strahlt, wie von innen heraus erleuchtet, und die alten Bäume schauern in ihr dunkles Laub wie in Mäntel gehüllt. Sanfter geht der Bulsschlag des Lebens, und der melodische Stundenschlag der Glocken von Big Ben , der von der Themie herüberflingt, ist ohne Mahnung zur Haft.
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Abends erstrahlen die Laternen und tausend Lampen der Stadt in weichem Gelb und Rot. Trafalgar Square liegt in der Dämmerung der frühen Nacht. Ein leichter Dunst ist in der Luft, eine Ahnung von Herbst und Nebel. E. W- r.( London ).
Ein Denkmal für Jofeph Haydn foll in Eisenstadt , der neuen Hauptflabt des öfterreichischen Burgenlandes, errichtet werden, in der ber be rühmte Tondichter viele Jahre als Leiter der Kavelle des Fürsten Esterhazy herbett, hat. Das Dential wird von der Eisenstädter Bergkirche aufgeftelt werden, in der die Gebeine des Komponisten beigesetzt sind.
Ein tschechisches Flugzeug mußte in Sachsen noflanden, über nieder. Der schmerverlegte Flieger soll verhaftet sein. An der meist gebirgigen und waldigen deutsch - tschechischen Grenze find solche Grenzverfehlungen nicht selten und sind bisher immer still beigelegt
worden.
21. September hatten fich die deutschen Landerziehungsheime
Eine Olympiade von Landerziehungsheimen. Bom 19. bis ( Dr. Liek) im Landerziehungsheim Schloß Ettersburg bei Weimar Gedanken gruppierten sich die Darbietungen, den gymnischen( Sport zur Feier ihrer diesjährigen Olympiade versammelt. Um zwei große und Turnen) und den musischen( Musik) im Bestreben, die pädagogischen Biele der Landerziehungsheime weiter und höher zu stecken. In der Tat legte das Fest, geleitet vom Oberleiter der Heime, Dr. Andreesen, Zeugnis ab von dem Wert der Durchdringung des Schullebens mit gemeinschaftsbildenden Kräften, wie sie vor allem im Zusammenleben im Schulheim und Zusammenwirken in törperlichem Wettspiel und musikalischen Darbietungen erzeugt werden. An die Olympiade schloß sich eine Versammlung des Vereins „ Der Freunde der Landerziehungsheime" an, worin der Wunsch laut wurde, es möchten sich einmal alle Landerziehungsheime und Schulgemeinden Deutschlands zu einer großen gemeinsamen Olympiade zufammenfinden.
Eine Frau von 68 Jahren, die Muffer wird. Aus Balladolid wird englischen Blättern gemeldet, daß eine Frau namens Lorenzo in ihrem 68. Lebensjahr ihren 29. Sohn geboren hat. Trotz dieser zahlreichen Nachkommenfchaft hat die Frau feine Tochter. Während mun die englischen Aerzte, die darüber befragt wurden, im allgemeinen der Meinung sind, daß es sich hier um einen Reford handle, sowohl was das Alter der Mutter wie die Zahl der Kinder betrifft, macht ein Arzt auf den glaubwürdig überlieferten Fall der Ellin Ellis von Anglesey aufmerksam, die im Mai 1776 im Alter von 72 Jahren im 46. Jahr ihrer Ehe ein Kind geboren hat. Auch Dor 8 Jahren soll eine Frau in Heartshire in ihrem 70. Lebensjahre Mutter geworden sein.
Der Vortrag von Gerhart Hauptmann im Herrenhaus, der am 7. Dllober stattfinden sollte, muß auf die Zeit zwischen dem 20. und 25. Oktober verlegt werden. Die gelösten starten behalten Gültigkeit.
Das Eröffnungsfonzert der Bollsbühne am Sonntag im Theater am Bülowplatz ( Leitung Klemperer) beginnt präzise 12 Uhr.
Jaryfrele Kunstschau Berlin 1925. Ein Saal der Ausstellung wird eine größere Anzahl Malereien abeffinischer lebender Künstler zeigen. Diefe Malereien find von einem deutschen Diplomaten während seines mehrjährigen Aufenthaltes in Abessinien 3. 3. unmittelbar von den Stanstlern selbst, z. T. aus dortigen Stultstätten erworben.
Borträge. In der Arbeitsgemeinschaft für praktische Bibchologie spricht Freitag, 7%, br, Kurfürstendamm 45, Dr. Albert Moll über das Thema: Wie untersucht man das Problem des Dftultismus.
Leipziger Kunstverein eine Goethe- Ausstellung eröffnet werden, in ber bie Goethe- Austellung im Leipziger Kunftverein. Um 25. Dtober wird in Sammlung Rippenberg in Leipzig , die weitaus bedeutendste in Privatbesit befindlime Goethe- Sammlung, ihre Schabe an Dandschriften. Büchern, Bildern, Büften und Medaillen aus dem Umkreis der Belt Goethes zeigen wird. Eine Reihe namhafter Gelehrter werden Vorträge halten.
Ein Neandertal- Mensch in der Krim . Der Profeffor der Petersburger Universität Bontsch- Asmolowfli, der seit mehreren Jahren Ausgrabungen in der Krim leitet, hat in der Nähe von Simferopol in der großen Höble Stiil- Kobe Knochenrefte entoedt, die er als die Ueberrefte eines Menschen der Neandertalperiode fefiftente. In derselben poble urban are Mammuttnochen gefunden und ebenso die Reste eines Nashorns der Urzeit.