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Reichswehr   und Sozialdemokratie. Der..Papphelm". DasGift des Pazifismus" und die Tehlls«cht desOsfizierskorps"uach der Sozialdemokratie. Im Entwurf des Parteiprogramms der Sozialdemo- kratie hat es de?. Reaktionären aller Couleur der Satz besonders angetan: Umgestaltung der Reichswehr   zu einem zuverlässigen Organ der Republik  ." Sie fefeln von einer unerhörten ,.B e l e i d l- gung der Reichswehr" im Jruftton gekränkter Patrioten und Reserveoffiziere, als ob es gar niemals einen G e n e r a l o. L o s s o w gegeben hätte und als ob die Berichte über die leider immer noch allzu engen Bindungen zwischen unserer Wehrmacht und den mehr oder minder putschistischcn.vaterländischen Ver- bänden" vollkommen aus der Luft gegriffen seien. Meistens wird dann mit einem strafenden Blick auf die deutsche Sozialdemokratie ein schwülstiges Loblied ausi die herrliche.Rote Armee  " in Rußland   gesungen und die ö st e r r c i ch i s ch e Armee als eine zu irgendwelchen militärischen Aufgaben durch sozial- demokratischen Einfluß unbrauchbar gemachte.Horde Bewaff- n e t e r" bezeichnet. Den Gipfel der Hysterie erreicht dann das Klagslied über das angeblich von der Sozialdemokratie beherrschte.Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold". Anstatt sich über die Strammheit und Zähigkeit der Reichsbannerobteilungen zu freuen und die Trommler und Pfeifer, die.Schwalbennester", Brorbeutel, Windjacken und Hakenstöcke fachtechnisch zu würdigen, stimiM die antisemitische.Ber- liner Börsenzeitung" folgenden Trauerkantus über das Reichs- bajmer an: .In Deutschland   strebt die Sozialdemokratie... die Aufstellung eines illegalen.E r f a tz h e e r e s" an. Sie unterstützt die Organi- sation des Reichsbon ners Schwarz-Rot-Gold. In Wirklichkeit erstrebte sie die Schaffung einer Parteitrupp«, die an sich militärisch wertlos ist, als politisches Kampfmittel aber ihre Bedeutung hat.... Es bildet eine Gefahr für unser Volk, in dem es den Klaffen- k a m p f g e d a n k e n in breiten Doltsschichten oerstärkt und diese mit dem entnervenden Gift des Pazifismus durchseucht. hier werden die militärischen Formen als An- z i e h u n g s m i t t e l für den an sich gefunden Sinn der deutschen  Jugend zum verbrecherischen«piel entwürdigt. Die Ausstellung einer für militärische Aufgaben brauchbaren Armee im Geiste des internationalen Pazifismus und in gewerk- schasUichen Formen ist ein Unding. Eine nach internationalen Grundsätzen aufgebaute Armee oerdient den Spottnamen.Papp- h« l m". Alsowertvoll" ist ein Windjacken-.Ersatzheer" nur, wenn es für die Junker und Schlotbarone, für den Militär- und Klassen- staat marschiert:.wertlos" aber ist es, wenn die Demokratie und der großdeutsche Volks st aatgedaNke auf den Standarten , geschrieben steht. Dann heißt das Ding.Papphelm". Im übtigen weiß die»Börsenzeitung  ' von einer stillen Sehn- sucht des Offizierkorps unserer Wehrmacht.zur Sozial- de m o kratie zu berichten und schreibt: Die deutsche Reichswehr könnte über die sozialdemo- krotische Anmaßung lächeln, wenn sie nicht die Tragik empfände, daß ihr g u t e r Wille, mit der S o z i a l,d e m o k r a t i e in der Liebe zum Daterlande sich zu einen, gescheitert wäre. Das Offizierkorps, dos über die Revolution hinweg zum Wohl unseres Voltes der Armee treu blieb, hat dies mit h e i ß e m herzen ersehnt. Das wissen viele namhafte Sozial- d e m o k r a t e n. Wer den größeren Schaden in diesem steten weiteren Auseinanderstreben von Armee und Sozialdemokratie trägt, wird die Zukunft lehren." Stimmt. Es hat eine Zeit gegeben, in der führend« Sozialdemokraten von Reichswehr  - und Freitorpefüchrern überlaufen worden und mit Lobeshymnen über die deutsche Sozial- demokratie überschüttet worden sind! 2lls aber R o s k e am Vor- abend des Kapp-Putsches die Sperrung des Spandauer   Defilees gegen die schwach« Putfchistenbrigade von den Offizieren seines Stabes und vom Berliner   Wehrkreiskommandanten ver- langte, da stand er mit einem Te n e r a l und mit einem Stabs- offizier allein!. Dos Gros des deutschen   Offizierkorps hält es wie der Alte Fritz, mit den.stärkeren Bataillonen", das heißt mit der Seite, die die politische Macht besitzt. Woraus zu folgern ist, daß die Sozialdemokratie die politisch« Macht erobern muß! Dyr Londespfandbriefanstalts-prozeß. Vernehmung von Luders und Etzdorf. Während der vorgestrige Tag sitzungsfrei war, wurde gestern im Londespsandbriefanstaltsprozeß festgestellt, daß der zweite Direktor der Anstalt. L ü d e r s, seine Stellungen aufsallend oft gewechselt hat und daß er sich auch unter der Hand bemüht«, von der LPA. fort- zukommen, nachdem er sie in der Angelegenheit der Schappach  - Kredite festgelegt hatte. Weiter stellte sich heraus, daß er nach der Angelegenheit Schappach   noch einmal über einen Kredit von 200 000 M. verfügt hat. ohne den hauptdirettor Reh- ring zu unterrichten. Er hat im ganzen dem Staat einen Schoden von 1>4 000 IN. zugefügt, den abzutragen er sich verpflichtet hat. Unabhängig vom Landespfandbriefanstaltsprozeß schwebt gegen ihn noch ein Verfahren wegen Kreditverteuerung. Das Bild, das die gestrige Dormittagssitzung ergab, faßte der Vor- fitzende dahin zusammen, daß sich Lüders nicht nur einer Bilanzverschleierung, sondern direkt einer Fälschung schuldig gemacht hat. Auch die Persönlichkeit de» Rittergutsbesitzers von Z i tz e w i tz wurde im Lauf der Verhandlungen berührt. Seine Un- bescholtenheit und Ehrenhaftigkeit, für die sich die deutschnationale Presse so lebhaft einsetzt, erscheint in einem immer fragwürdigeren Lichte. Schon jetzt steht fest, daß er von der Landespsandbriefanstalt 600 000 TO. jtt erlangen versucht«, u nt e r d e r Vorspiegelung. er bekomme vom Reichslandbund binnen vier Wochen eine Hypothek von zwei Millionen. Da» fei ihm s ch r i f t- lich und mündlich zugesichert worden. Der Reichslandbund leugnet demgegenüber beharrlich, mit Zigewitz irgend etwas zu tun gehabt zu haben. Bezeichnend ist es, daß weder Lüders noch Reh- ring von Zitzewitz eine Unterlage für feine Behauptungen verlangten, obwohl es doch selbstverständlich war, sich die schriftliche Zusicherung. von der Zitzewitz sprach, zum mindesten einmal anzusehen. In der sich endlos hinziehenden Vernehmung wird von dem Angeklagten L ü d e r s immer wieder behauptet, daß es sich bei dem Ankauf des Bureauhauses Börse um ein.Bombengeschäft" und um voraussichtliche ,M i l l i 0 n e n g e w i n n e" gehandelt habe. Die Landespsandbriefanstalt hat in ihrer Jahresbllanz einen Gewinn von nicht weniger als S00000 TO. vor- weg verbucht. In der Nachmittagesitzung wird der.Kauf- mann" 0. Etzdorf vernommen. Auch er schildert da, Geschäft als ein glänzende» Spekulationsgeschäft. Bei der Besprechung der Reis« nach London   kommt es zu einem aufsehenerregenden Zwischenfall. An dieser Reise hat sich auch der ehemalige D i r e k t 0 r F l e i s ch m a n n von der Privat- und Commerzbank beteiligt. Die Spesenrechnung von nicht weniger als 30 000 TO., die Geheimrat Rehring bewilligt hotte, wird jetzt 0. Etzdorf ganz anders er- klärt als vor dem llnterfuchungsausschuh des Landtags. Nach einer
Das Provinziallanötagswahlgefch.
Vom Landtag beschlossen.
Ohne Aussprache überwies gestern der Landtag   eine Reihe von Anträgen über die Rot im Waldenburg-Reoroder Industrie. gebiet, über die Wohnungsnot in Ostpreußen  , über Er- hohung des Staatszuschusses für die Handelshochschule in Königsberg  , über die Notlage der Optanten sowie über die Be- Hebung des Notstandes in der Grenzmark der Ausschußberatung. Das Haus tritt hierauf in die zweite Lesung des Provinziallandlags- und öreisiagsgesehes ein. Der�Entwurf führt ein neues Wahlsystem«in, um den bis- herigen �Island   zu beseitigen, daß einzelne Teile der Kreise und Provinzen in den Vertretungskörperschaften unvertreten sind. In der allgemeinen Besprechung erklärt Abg. Frhr. v. Mirbach(Dnot.) das Einverständnis seiner Fraktion für den 2 0. November als Wahltermin. Auch für den Anttag der Wirtschaftspartei, der einen sechsmonatigen Aufenthalt als Voraussetzung für die Wahlberechtigung fordert, würden seine Freunde zustimmen. Bei Kreistagswahlen würden sie für eine Listenverbindung eintreten. Abg. v. Eynern(D. Vp.) erklärt sich namens seiner Freunde gegen die Vorlage. Ein alter demokratischer Grundsatz sei, daß Neuwahlen sofort stattfinden müssen, wenn die Wahlperiode ihr Ende erreicht habe. Bei den Kreistags- und Provinziallandtagswahlen fei dieser Grundsatz gröblich verletzt worden. Eine weitere hinaus- schiebung der Wahlen bis zum 29. November könnten seine Freunde nicht mitmachen. Am 2S. Oktober, der von der Regierung als Wahl- termin festgesetzt sei, könne man noch nach dem alten Mahlrechl wählen. Abg. Haas-Köln(Soz.) weist auf die S i n n l 0 s ig k e i t des deutschoolksparteilichen Stand- Punktes hin. Man kann doch nicht ein neues Wahlgesetz be- schließen und dicht vor seinem Inkrafttreten eine Wahl aus vier Jahre noch dem altem Gesetz vornehmen. Nach dem neuen Gesetz aber kann unmöglich schon am 25. Oktober gewähst werden. Die Verbesserungen des neuen Gesetzes, die nach der Auf- fasiung der Deutschen Volkspartei   nur geringfügig sein sollen, sind in Wahrheit gar nicht so unwesentlich. So beseitigt z. B. das Gesetz die'schematische Reihenfolge des Wahlvorschlags: das ist entschieden ein Fortschritt. Die Anträge der Wirtschoftspartei sind völlig reaktionär: wir lehnen alle diese beabsichtigten Vor- schlechterungen ab. Die W i r t s ch a f t s p a r t e i möchte mit Hilfe der Listenverbindung ihre Felle, die sie bereits wegschwimmen sieht, retten, und auf den Krücken anderer Parteien das Rennen mit- machen. Es handelt sich bei den Provinziallandtogs- und Kreistags- wählen um politische Wahlen und deshalb muh jede Ver- mehrung der Splitterparteien vermieden werden. Wir brauchen politische Entscheidungen und nicht Kirchturmspolitik eines Rattenkönigs von Interessenvertretungen. Die weitere Forderung der Wirtschaftspartei, die Wahlberechtigung an einen Auf- enthalt von sechs Monaten zu knüpfen, steht im Widerspruch zu der Preußischen Verfassung: wir lehnen sie ebenfalls ab. Die Wirt- schastspartei wollte auch noch den Antrag einbringen, das Wahl- alter von 20 auf 2S Jahre hinauszusetzen. Erst auf unseren hin- weis, daß das mit der Reichsverfassung im Widerspruch steht, ging ihr ein Licht auf und verzichtete auf ihren sauberen Antrag. Am 29. November muß zu allen Prooinziallondtagen und Kreistagen gewählt werden: jetzt muh überall nach dem neuen Gesetz neu gewählt werden, damit eine klare Situation für die Arbeit der Selbstverwaltung geschaffen wird. Abg. Schüling(Z.): Um die Schwierigkeit des Termins möglichst zu beheben, wollen wir die Wahlen bis zum 29. November ver- schieben. Wtt stimmen für das Gesetz in der Ausschußfassung. Abg. Därr(Komm.): Di« V-rtr»tung von Splitter­parteien und Parteisplittern wird nur dann unmöglich. wenn nach unserem Antrag einheitlich« Listen für die ganze Provinz aufgestellt werden müsien. Die Beschsidenhett, mit der heute Erhr. v Mirbach austrat, zeugt für die große Wahlangst, die die eutschnotionalen erfaßt hat. Abg. Schmilian(Dem.) bedauert, daß der Wahltermin immer weiter hinausgeschoben, worden ist, und polemisiert gegen den Abg. v. Eynern. Dem Antrage auf L i st e n v e r b t n d u n g tonnten die Demokraren nicht zustimmen. Sie wünschten, daß die noch immer rückständioe Zusammenlegung der Kreise so beschleunigt wird, daß die Wahlen spätestens bis zum 1. April l92S erfolgen können. Abg. flöget(Wirtsch. Dgg.) meint, daß erheblich« wirtschaftlich« Interessen maßgebend in die Kommunalwahlen hineinspielten.
Es erscheine daher eine sechsmcnatliche Tarifzeit durchaus angemessen.(Widerspruch links.) Der Redner setzt sich für die Listen. Verbindung ein und polemisiert gegen den Abg. Haas, der seiner Partei vorgeworfen habe, daß sie das Wahlalter auf 2S Jahre have hinaussetzen wollen. In der Abstimmung werden die Anträge der Kommunisten und der Wirtschaftlichen Vereinigung abgelehnt. Das Haus trttt durchweg den Ausschußvorschlägen bei. Für die Streichung des§39 stimmen mit den Kommunisten auch die Sozialdemokraten: die Streichung wird aber mit 177 gegen 138 Stimmen abgelehnt. Der Reuwahllermin wird aus den 29. November festgesetzt. Nachdem so die zweite Beratung der Vorlage erledigt ist, beginnt das Haus die Fortsetzung der zweiten Beratung des Haushalls des wohlsahrtsmiaisterium». volkswohlsahrlsminisler hirlsiefer tritt den gegen ihn erhobenen Angriffen gegenüber. Für die Haltung des Ministeriums in der Frage der Besetzung von Kreisarzt st ellen im besetzten Gebiet durch nicht geprüfte Aerzte sei die hastuna der Vesatzungsbehörden verantwortlich zu machen. Wenn ihm Mangel an Initiative vorgeworfen werde, müsse betont werden, daß in vielen Fragen erst die Stellung des R e i ch e s abzuwarten ist. Daß nur zwei Drittel der Erwerbslosenfürsorge in einzelnen Fällen gezahlt werde, treffe nicht zu: seit zwei Monaten werde vielmehr'das Doppelte gezahlt. Ein Gesetz zur Bekämpfung der G e s ch l e ch t s k r a n k- heilen liege dem Reiche vor, erst nach dem Reichsgesstz könne ein Landesgesetz folgen. Das Einkommen der Hebammen fei nicht ausreichend und solle erhöht werden. Bezüglich der Schwan- gerenfürscrge erklärt der Minister, die Wochensürsorge sei ollen hilfsbedürftigen Müttern durch ein genau bestimmtes Verfahren gesichert. Die Hebamme dürfe ihre Hilfe nicht ablehnen. Bezüglich der Bekämpfung des Typhus habe die Regierung alle denk- boren Maßnahmen ergriffen. Es müsse vor allem für gutes Trink- wasser gesorgt werden. Ein Gesetz zur sofortigen Anzeige jeder Typhuserkrankung werde kommen. Aerzte und Versicherungsträger mützlen sich zu gemeinsamer Arbeit verbinden. Es solle versucht werden, die Spitzenorganisationen der Aerzte und Kranken- lassen zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammenzuführen.(Peisall.) Abg. Frau Tloack(Dnat.) bespricht die Schwangeren- und Wochensürsorge. Wenn die Aerzte Abtreibungseingriff« ablehnten, zeuge das von ihrem idealen Standpunkt. Die Stellung der Frau würde durch eine Aufhebung der Abtreibungsparagraphen nicht gehoben werden. Di« Rednern wünscht wirksame Maß­nahmen zur Bekämpfung des Kurpfuschertums. Abg. Dr. Faßbender(Z.) bezeichnet es als wünschenswert, daß bei dem ärztlichen Fortbildungswesen nicht allein die Jnsektionskrankbeiten, sondern vor allen Dingen auch das Ernäh- rungsproblem bessere Behandlung erfahr«. Die Staalliche Nah- rungsmitteluntersuchungsanstalt solle ihr Augenmerk auch daraus richten; welche Verschlechterung die Nahrungsstofse durch falsche Be- arbeitung erfahren. Die Staatsregierung müsse auf die Reich»- rcgierung einwirken, daß möglichst bald die gesetzlichen Grundlagen für geeignete Verordnungen über die Milchversorgung vom Stand- punkte der Wissenschaft. Wirtschaft und Verwaltung aus geschaffen werden. Abg. Berkemeyer(DVp  .) äußert Bedenken gegen die Forderung, in dem Reichsgesetz zum Schutze der Jugend das Selbst- bestimmungsrecht der Gemeinden Aufnahme finden zu lasten. Das könne sich als starken Eingriff in das Familienrecht erweisen. Damit schließt die allgemeine Auesprache über den ersten Ab- schnitt. Um 5 Uhr wird die Weiterberatung aus Sonn- abe n d yormistag 11 Uhr vertagt. ver Neltestenrat öes Lanütages beriet am Freitag über den weiteren Arbeitsplan. Man rechnet damit, daß die Beratungen des W 0 h l f a h rt s h 0 U pH al ts d«n Landtag noch bis zum Mittwoch befchäfitgen werden. Dann fall nicht, wie ursprünglich beabsichtigt war, das Ministerium des Innern, sondern zunächst der Haushalt der Handel»- und Gewerbeverwaltung in Angriff genommen werden. Dom 5. bis 12. Oktober tritt dann, wie bereit» angekündigt war,«ine Paus« in den Plenarsitzungen ein. Für die Beratung des Haus- Halls des Ministeriums des Innern sind die Tage vom 13. bis 17. Oktober in Aussicht genommen. In der nächsten Woche sollen die weiteren Dispositionen über den Beratungsstoff festgelegt werden.
Pause, in der sich Etzdorf mit seinem Verteidiger berät, erklärt er. daß Fleischmann an diesen Spesen 15 000 711. für sich persönlich verdient habe. Fleischmann selbst ist nach England verreist, so daß eine Gegenüberstellung nicht erfolgen kann. Etzdorf behauptet, daß die höhe dieser Spesenrechnung ihm selbst außerordentlich pein- l i ch gewesen sei. Fleischmann habe sich offenbar aus diese Weise für seine Bemühungen bezahlt machen wollen. Der Prozeß geht weiter. Es scheint eine tagelange Vernehmung der ein- zelnen Angeklagten bevorzustehen. Spanischer Rückzug im Rif. Neue Offensive angekündigt. Madrid  , 25. September.  (WTB.) Der heute ausgegeben« amt. liche Bericht besagt: Der Rückzug der Truppen, die gestern im Front- abschnitt von Alhucemas tätig waren, ist ohne Zwischenfall vor sich gegangen. Die letzt« Nacht ist ruhig oerlausen. Im Verlauf der vor, gestrigen Kämpfe verlor der Gegner mehr als 300 Tote, die Spanier erbeuteten 300 Gewehre und machten etwa 15 Gefangen«. Abd el Krim bemüht sich, Kontingente zu requirieren, aber er stößt aus Schwiecigteiteu, die durch den spanischen Erfolg von yorgestern nur noch größer werden. Zwischen Tewan und dem Hauptquartier des Marschalls Petain   wurde ein« Fernsprechleilung gelegt. Zwei Offiziere des in Melitta stehenden Kommandos begaben sich im Flugzeug nach Taza. Die französischen   und spanischen Kommando siellen bestimmen noch die letzten Einzelheiten der dicht bevor- stehenden gemeinsamen Offensive. Pari», 25. September.  (MTB.) Der.Temps" berichtet daß am 23. d. M. die Kolonnen der Generale Sara und P e r« z mit Unterstützung von Eingeborenentruppen den Vormarsch aus Asdir unternommen und erst nach äußerst heftigen Kämpfen die Siel- lungen des Gegners bei Morro Viejo und Dschebel Molmusti ge- Nammen hätfen. Die Abteilung Saro habe alsdann auf dem er- obenen Gelände ein Lager aufgeschlagen, während die Abteilung Pcrez sich auf ihre Ausgangsbasis zurückgezogen habe. Der militärische Mitarbeiter des.Journal des Debats' erklärt, die spanischen   Kräfte seien vielleicht einem heftigen Gegen- angriff der Risleute ausgesetzt gewesen, so daß der Rückzug ge- wiss ermaßen als erzwungen anzusehen sei. Dann aber würden die politischen Nachwirkungen, die wegen der Ausgabe der genommenen Stellungen zu gewärtigen seien, s« h r« r n st sein. Wenn man der Operation die g ü n st i g st e Auslegung geben wolle, müste man doch sagen, daß das spanische Vorgehen gegen die Risleute keineswegs-inen F 0 r tf ch r i t t in der Richtung auf Ajdir, die Hauptstadt Abd el Krims. ergebe. Die Nachrichten aus spanischen Quellen ließen erkennen, daß nunmehr alles von dem Vor- rücken der französischen   Truppen abhänge.
Wechsel der französischen   Taktik. Varl». 25. September.  (EP.) Die vorliegenden Bericht« au» Marokko  , die keine besonder« Gefechtstätigkeit melden, lasten«r> kennen, daß dys bisher von den Franzosen angewandte System von Massenangriffen in Zukunft fallengelassen werden dürft«, da es offenbar, abgesehen von dem Geländegewinn, kein« besonderen Erfolge zeitigte, weil die Rifiabylen diesen Angriffen mehrmals geschickt auswichen, weshalb die französische   Heeres- leitung in Zukunft anscheinend eine Zerm'ürbungstqltik anzuwenden beabsichtigt, die in einer raschen Folge pon Teilaktionen an den verschiedenen Frontpunkten bestehen soll.
Lemberger Gefängnisgreuel. Hungerstreik der politischen Gefangenen. Warschau  . 25. September.  (Mtb.) Wie derRobotnit"(Soz.) sich aus Lemberg   melden läßt, hungern die politischen Gefan, > genen bereits den siebenten Tag. da ihnen gegenüber die primi- tiosten, gesetzlich begründeten Erfordernisse nicht erfüllt werden. Die Gefängnisverwaltung hat ihnen pie strengsten Disziplinar- st r a f« n auferlegt. Die erschöpften und fiebernden häslliNste wurden mit Gewall in den Kellerraum gesperrt, wo man sie verprügelte und sogar verwundete(!). Die Bitte der Leiste!- diger,«ine ärztliche Untersuchung der Mihhandellen in Gegenwart der Verteidiger vorzunehmen, wurde abschlägig beschieden. Der Untersuchungsrichter gestattete zwar den Verteidigern, mit den Haft« lingen   zu sprechen, doch unter der Bedingung, daß sie letztere nicht danach fragen, ab sie mißhandell worden seien! Di« G e- r i ch t s behörden schützen Nichtzuständigkeit vor. Obige imRo> botnik" veröffentlichte Depesche ist im Namen der Verteidigung von zwei Rechtsanwällen unterzeichnet, die das Ministerium zur un- verzüglichen Entsendung eine- Delegierten ersuchen, der die Zustände an Ort und Stelle zu prüfen und die Verteidiger anzuhören hätte._ Redeverboi für hiller ia Preußen. Der preußische Minister des Innern hat das rednerische Auftreten Hitlers   verboten. Begründet wird dos Verbot damit, daß Hitter wegen eines hochverräterischen Unternehmens verurteilt und Ausländer sei. Außerdem seien schon in den Ankündigungen seines öffentlichen Auftretens di? heftigsten Anorisf« gegen sämtliche Mitglieder der Reichs- und Staotsregierung enthalten gewesen. hungenrnruhen in Teheran  . Bei Brotkrawollen hat eine er- regte Volksmenge das Parlamentsgebäude in Teheran   geplündert. Mehrer« Parlamentsmitglieder sind, dabei verletzt worden. Das Parlamentsgebäude ist beschädigt, verschiedene wichtige Dokumente sind vernichtet worden. Bald darauf drangen D"nonstrante» in die russische   Gesandtschaft ein. Bei perschicdenen Hus.uniNe-i- »tößen mtt der Polizei wurde eine Reihe von Personen getotst und verwundet.