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1. Beilage des vorwärts
GonnabeoS, t6. September 1425
Luch und fyuch
Die Neoenhagener?nfel.
Ein« Wand«7ung zur Nruenhagener Ins«! unter- nehmen wir von Freienwalde aus, das wir vom Stertiner Fernbahnhos erreichen(Sonntagskarte) Die Bahnfahrt von Ebers- woli»e nach Freienwalde gewährt besonders schöne Ausblicke aus das durchfahrene Gelände. Wir glauben oft, den Talzug einer mitteldeutschen Gebirgslandschaft zu durcheilen. Nach rechts blicken wir auf den Nordhang der Barnimhochsläche, der wild zerrissen und von Schluchten durchzogen ist. Die zwischen den Schluchten stehen gebliebenen Höhenrücken(Riedel) und Bergkuppen sind teils be» maldet. teils beackert. Nach links sehen wir aus die Eben« des Niederoderbruchs, an dessen Rand Niederfinow , Liepe und Oderberg liegen. In Freienwalde , dem.Homburg der Marl ", wie es erfahrene Reilende nennen, verlassen wir den Zug. Die Stadt und die Schönheiten ihrer Umgebung sparen wir uns für einen anderen Besuch aus. Wir wenden uns über die Bahn, überschreiten alsbald einen Oberarm und wandern nun auf der Chaussee, an einer Entfernungssäule(86 Kilometer von Bertin) vorüber, durch den schmalen Teil dos Oderbruchs, der Freienwalde von der Neuen- bogener Insel trennt, nach Schissmühlc. Die Chaussee führt aus dem Weidendanun hin, der bereits 1842 aufgeschüttet wurde, um die II eberfahrt über die Oder zu erleichtern. Kurz vor Schissmühle überschreiten wir die Alte Oder. Wir sind nunmehr a»s der Neuenhagener Insel. Früher folgte die Oder von Freien- walde bis Oderberg der Talniederung, die die Neuenhogener Insel »n einem großen westwärts gerichteten Logen umzieht, und die noch jetzt zahlreiche vielfach gewundene Altläute(Altwasser) diese» ehe- maligen Hanptstromes aufweist. Durch den in den Iahren 1746 bi» 1783 vorgenommenen Durchstich bei Neu-Glietzen und die Anlegung des neuen Oderbettcs von Güstebiese nach Neu-Glietzen wurde der Lauf des Stromes östlich an der Neuenhagener Insel vorbeiaesührt und von 46 auf 21 Kilometer verkürzt. Dadurch wurde auch die Neuenhagener Insel, die vordem einen halbinselartigen Nor. sprwng der neumärkischen Hochfläche bildete, zur wirtlichen Insel. Am West- und Südrand der Inlel liegen Teile der großen süd- baltischen Endmoräne der letzten Eiszeit, die die lleberleitung von dem uckermärtischen Teil der Endmoräne bei Liepe und Oderberg zum neumarkischen Teil bei Altküftrinchen und Zehden bilden. In ihren höchsten Punkten steigt die Neuenhaaener Endmoräne bi» 54 Meter über den Meeresspiegel oder 82 Meter über den Spiegel der Oder an. Nach Ueberschreiten der 1911 neuerbauten Fähitrug- brücke bei Schissmühle wandern wir geradeaus den Fußsteig bergan. Bon der Höh« links schöner Blick nach Freienwalde . Auf der Chaussee gehen wir in nordöstlicher Richtung bis zum Kilometerstein 22,6. Gegenüber dem Stein rechts ab. sogleich wieder halblinks durch den Wald. Rechts abseits liegt in tiefer Woldesruhe ein Friedhof. An einem Neinen Moor linker Hand vorüber kommen wir zum Wald-
rand. Wir sind hier im Endmoränengebtet mit seiner kuppigen, zerrissenen Oberslächengestaltung, eine.buckliche Welt', wie sie genannt wird. Wir bleiben immer in nordöstlicher Richtung, bis wir schließlich durch einen Hohlweg nach G a b o w kommen. Vom Weg aus haben wir oft schöne Blicke ins Oderbruch . Gabow ist ein altes Runddorf. Wir verlassen es sogleich wieder aus der Straße nach Neuenhagen in nördlicher Richtung. Hinter den letzten Häusern de« Dorfes biegen wir rechts ab und klettern aus die ziemlich steile Granitkoppe. Sie steigt 74 Meter über die Oder steil auf. Hier oben weht nieist ein lebhafter frischer Wind. Prächtig ist die Aussicht: weit schweift der Blick über die ausgedehnte Fläche des Oderbruchs und über die Uferhöhen des Barnim , der Uckermark und der Neumark . Zahlreiche Ortschaften und Siedlungen sehen wir an den Rändern und inmitten des Bruches. Bei Oderberg ragt der Aussichtsturm auf dem Pimpinellenberg auf. Wir steigen herab von der Granittoppe und wandern aus der Chaussee nach Neuen- Hägen. Wenden wir uns zurück, so sehen wir ganz deutlich den Endmoränenbogen aussteigen. Wir durchschreiten das ganze Dors und kommen durch Wald und an ausgedehnten Kiesgruben vorüber zum Bahnhof Oderberg -Bralitz. Nun wandern wir auf der Chaussee an großen Schneidemühlen vorüber nach Oderberg . Etwa zwanzig Minuten vom Bahnhos entfernt biegen wir links ab zur.Festung', auch Bärenkasten genannt. Einige Mauerüberreste, die uns die Stärke und das feste Gefüge der Bauten jener Zeit zeigen, ragen hier auf. Die Festung wurde 1372 errichtet, wahrscheinlich auf der Stelle einer wendischen Siedlung. Wir lasten uns über die Oder nach Oderberg übersetzen oder wir wandern über die Brücke dorthin. Ein Rundgang durch die alte Bergstadt Oderberg , die als Ort bereits 1258 erwähnt wird, beschließt die Wanderung. Auf dem Markt sprudeln zwei in Röhren gefaßte Quellen aus der Erde. Don Oderberg gehen zu gewisten Zeiten Motorboote nach Faltenberg (Reiherbuschbrücke, eine Viertelstunde vom Bahnhof entfernt) oder Freienwalde . Haben wir jedoch keine Gelegenheit, mit dem Motor- boot zu iahren, dann wanden, wir zum Bahnhof Oderberg-Bralitz (eine Dreiviertelstunde von der Stadt) und kehren von hier über Freienwaldc(umsteigen) noch Berlin zurück. Weglänge bis Oder- berg etwa 14 Kilometer. Wildpark Grübe � Golm. Das Havelland zeigt sehr viel« Stellen, die von Luch und Bruch bedeckt sind. Weite, grüne Ebenen, die in der Ferne mit dem Himmelsdom verschmelzen, die von natürlichen und künstlichen Wafserläufen durchzogen sind. In ihrer Abgeschiedenheit bilden sie manchem seltenen Pflänzchen, manchem in den übrigen Landes- teilen völlig oder nahezu ausgerotteten Bertreter der gefiederten Tierwelt eine willkommene Zufluchtsstätte. So bilden die Luch- und Bruchebenen oft wegen ihrer Unzulänglichkeit wahre Naturschutz- gebiete, in denen Pflanzen und Tiere vor menschlichen Nachstellungen
verhältnismäßig sicher sind. Um ein weitausgedehntes, schönes Luch- gebiet kennen zu lernen, fahren wir über Potsdam nach Wild- park. Bom Bahnhof wenden wir uns nördlich, durch den Park von Sanssouci , am Neuen Palais und am Schloß Lindstedt vorüber nach Bornim , besten südliche Ausläufer wir nur berühren. Der Name des Ortes ist wohl wendischen Ursprungs und wahr- scheinlich auf dorno= Lehm zurückzuführen. Wir finden hier eine sprachliche Verwandtschaft mit Borna in Sachsen und Brünn (tschechisch brnv). Bei Bornim haben sich Spuren einer wendischen Besiedelung gefunden. Auch geschichtlich zeigt der Ort ein hohes Alter, wird er doch bereits 1335 mvähnt. Wir wandern nordwestlich, an der Haltestelle Bornim-Grube der Bahn von Wildpark nach Nauen , der sogenannten Umgehungsbahn vorüber, nach Grube. Dieses Dorf, das ebenfalls auf ein hohes Alter zurückblickt(erste Nachricht von 1322), liegt an der W u b l i tz, einem Nebenfluß der Havel , der in der Gegend von Wustermark entspringt. Von der Brücke haben wir einen schönen Ausblick auf den seeortig erweiterten Fluß und auf Grübe, dessen Kirche 1746 neuerbaut wurde. Aus dem Ostufer der Wublitz wandern wir nach Nattwerder. Hier wurden 1685 vier Schweizer Familien angesiedelt, um das durch den Dreißigjährigen Krieg verwüstete Land wieder urbar zu machen. Zur Linken haben wir ein« weitausgedehnte Wiesenfläche, das Golmer Luch. Auf Dämmen führen die Wege am Luch hin. Alte Pappeln, von denen leider schon ein Teil niedergeschlagen ist. besäumen die Dämme. Da» Golmer Luch gehört zu jenen Gebieten, die selten« Böge! und Pflanzen beherbergen. Etwa 120 verschiedene Vogelarten sind festgestellt worden, und auch der Pflanzenkundig.' findet reiche Schätze. Dieses Gebiet mit seinem reichen Naturlebcn steht in Gefahr, vernichtet zu werden. Man will die großstädtischen Scherben hierher schassen und das Luch damit ausfüllen. Hoffentlich gelingt es noch, diesen Plan zu durchkreuzen, denn nicht nur«in prächtiges Anschauungsgebiet für Naturbeobachtungen, sondern auch ein landschaftlich schönes und eigenartiges Gelände würde dadurch unwiderbringlich aus dem Landschaftsbild der Heimat verschwinden. Im Herbstsonnenschein wandert stch's schön am Rande de» Luchs. Zur Seite die Wublitz, vor uns die blauen Haoelsecn, an den Rändern die Dörfer und Siedlungen, in der Ferne der Wildpark und die Werders che» Berge mit der Insel- stadt davor, und ganz hinten die Türme und Kuppeln von Potsdam. jo wandern wir noch Golm.»Dieser Ort ist nebst Potsdam aus dem Potsdamschen Werder vermutlich der erste, dessen in alten Zeiten in den Historien gedacht worden. Er war nämlich dersenige Ort, der nebst Potsdam 933 von dem Kaiser Otto III. an die Aebtistin zu Quedlinburg verschenkt wurde,' so berichtet ein Pots- damer Chronist. Südlich vom Dorf liegt der 69 Meter hohe Reibe'- berg(49 Meter über der Havel ).
5ilmzauber in üea Rehdergen. Große Aufregung herrscht seit einigen Tagen im Norden Berlins . Man hat erfahren, daß die Ufa in den R e h b e r g e n den monu- mentalen Millionenfilm»Metropolis' drehen will. Ganz stimmt es zwar nicht, aber etwas wahres ist doch daran. Die Ufa hat ihre Filmstadt in Babelsberg . Dort aber gibt es keine Berge. So fuhr man denn, kurz entschlosten, eines Tage» mit 36 hoch beladenen Wagen nach den Rehbergen in Berlin N. Gerüchte von der Er- richtung einer Riesensilm stadt hatten sich in der Gegend schnell herumgesprochen. Da aber das Wetter schlecht war und blieb, mußten die Aufnahmen wiederholt hinausgeschoben werden. Run hosst man aber, daß am Dienstag oder Mittwoch nächster Woche endgültig mit den Aufnahmen begonnen werden kann. Das große Gelände ist durch einen provisorischen Zaun abgesperrt, und zroet riesige Zelte sind aufgestellt, die der Komparserie als Garderobe dienen sollen. 1209 Personen, größtenteils Arbeitslos«, werden bei den Masienszenen mitwirken. Vier Feldküchen stehen für sie bereit, 709 Komparsen sollen als.Sklaven" vor«inen riesigen Obelisken gespannt werden, um diesen einige Meter sortzu- ziehen. Diele Neugierige umstehen das Gelände und hoffen etwas Sensationelles zu erleben. Der»> u st r o m v o n A r b c i t s l o s e n. Männern, Frauen und auch Kindern, läßt nicht nach. Man hofft, hier auf ein oder zwei Tage in der Komparserie mitbeschüftigt zu werden. Leider müssen sie alle, auch die oondenArbeits nach- weisen hier herausgeschickt werden, zurückgewiesen wer- den, da hier keine Engagements abgeschlossen werden, sondern nur in Babelsberg oder in der Direktion der Ufa . Die Hauptaufnahmen zu dem Film, der etwa 5 bis 6 Millionen Mark kosten wird, werden in den Ateliers in Babelsberg und in der Umgebung Babelsbergs gekurbelt. Allein dcr Traneport der Kulisten usw. von Babelsbeirg nach den Rehbergen hin und zurück, sowie die Gagen der Komparserie an zwei Tagen und dcr Arbeitslohn der Arbeiter machen insgesamt
Das unbegreifliche Ich. i Geschichte einer Jugend. Roman von Tom kristensen. (Berechtigt« llebersetzung au,' dem Dänischen von F. E. Bogel .) „Waldmar, es ist, als ob ich dir aus einer anderen Welt zulächelte. So glaube ich, kann ich dich auch sehen, wenn ich wt bin.' Da fiel ich in heftigem Schmerz zusammen. Was war das für eine Einsegnung? Ich verlor meine Mutter heute, den einzigen Menschen, dcr mich vielleicht verstanden hätte. „Warum bist du so fein heute?" fragte Mutter auf ein- mal, und im Spiegel konnte ich ihre weitaufgerissenen, er» staunten Augen sehen. „Er ist ja eingesegnet worden,' sagte Samuelseu. Ich fing an zu weinen. Eine Krankenpflegerin kam herein. „Nun wird es am besten sein, wenn der Desuch geht.' be- fahl sie.„Die Patientin kann nicht soviel reden vertragen.' Wir standen auf und sagten Lebewohl. Mutter sah uns nach, als ob wir Schatten wären. Ich drehte mich noch einmal in der Türe um: doch da hatte ihr Blick uns bereits verlassen. Sie lag und starrte die Wand an. als ob sie sie nicht verstehen könnte. Ich war nicht mehr ihr Sohn. Samueljen existierte nicht mehr. Es gab nur noch eine unverständliche Wand. Wir kamen ins Freie unter lebendige Menschen. Ich weinte; und Samuelsen ging ganz krumm und sprach mit sich selbst. „Ich wußte nicht, daß es so schlimm stände, ich wußte nicht, daß sie so krank wäre.' „Samuelsen, ich kann nicht verstehen, wie man vergessen kann, daß Mutter trank ist. Ich hatte es während der Ein- segnung beinahe ganz vergessen. Ist man schlecht, wenn man so etwas vergißt?" Er sah zu mir herüber. -„Das Leben ist so stark, daß man alle« Möglich« ver» gessen kann.' „Das finde ich nicht," antwortete ich. Wir gingen mit schweren Schritten nebeneinander her. „Warum denkt Mutter an ihr Haar, wenn sie sterben muß?' fragt« ick. „Sie muß nicht sterbe».' «Doch.' raK*'
Kurz danach sagte ich: „Und warum dachte ich an das Gesangbuch und Klara und alles Mögliche, als ich eingesegnet werden sollte?' .Du mutzt deine Gedanken beherrschen lernen: aber das kann dich die Landeskirche nicht lehren,' antwortete Samuelsen. Als wir zu Haufe anssangten, erwartete uns eine kleine fertige Mahlzeit. Die Gäste waren der dünne Diktualien- Händler Grönbech und feine üppige Frau. Es wurde ein stilles Fest, und Grönbech hielt eine kleine Rede darüber, daß ich von meiner neuen Uhr lernen könnte. Ich sollte stets so fleißig sein, wie meine Uhr. Irl) sollte immer auf meine Uhr hören und ihrem Rate folgen, nicht ihrem Tik, sondern ihrem Tak*) und mich meiner Mutter und dem Zigarrenhändler Samuelsen gegenüber dankbar erweisen. „Und du sollst dich daran erinnern, daß gerade so wie die Uhr stets ausgezogen werden muß, so muß der Mensch auch seinen Schnaps haben!' unterbrach ihn Samuelsen, und danach stießen sie auf mich an. Ich hätte ebenso gut ein ganz anderer an einem ganz anderen Orte sein können, schien mir. 11.'".' 7'-* Der Tod hatte auf Waldemar stets wte ein sinnloser Zu- fall gewirkt. Nie hatte er erlebt, daß da« Leben sich auf natürliche Art abgerundet hätte. Ein Leben brach plötzlich ab, ein Fragment und ein kurzer, gellender Laut, als ob etwas in Stücke ging! Das war der Tod. Die Menschen aus der Umgebung des Toten, ihr Versuch weiter zu leben, und ander«, lebende Menschen aus seiner Nähe, ihre vorübergehende Verwirrung, ihre Grimassen und dann ihre sieghafte Gleichgültigkeit! Das war der gellende Ton. und das war das, was ihm das Leben als Possenspiel enthüllt und einen unnötigen Haß in ihm gegen die Auftretenden geweckt hatte. Er kam zusammen mit May in hurtigem Trab in ihren Rickshaws vor die Eisenbahnstation gefahren. Aus alter Ge- wohnheit ließ er Mays Rickshaw voranfahren, so daß er sie die ganze Zeit im Auge behalten konnte. Da sah er plötzlich chren Kuli zur Seite springen wie ein Pferd, das von einem Stück flatternden Papiers erschreckt wird. Der Rickshaw neiate sich und schwankte einen Augenblick auf seinem einen Rad dann machte er einen Bogen, und im selben Augenblick sprang sein eigener Kuli auch zur Seite.— Da log ein toter Chinese. *) Do» dänssche Tat--- Daut.
Waldemar beugte sich heraus und sah die Leiche an. Sie lag. die Backe sanft an die Erde gedrückt, mit geöffnetem Munde, als ob sie riefe. Die eine Hand war in die nackte Brust vergraben, um das kranke Herz zu fassen, und der andere Arm lag hintenüber gebrochen. So war der Tod. Der Ort war zufäMg, die Stellung war zufällig. Die Beine sahen aus, als ob sie sich in einem hurtigen Trab befänden. Es gingen Leute vorbei. Sie schielten zur Leiche hin und setzten dann ruhig ihren Gang fort. Es ensstand kein Auflauf, kein Aufenthalt. Es bildete sich bloß ein leerer Raum um den Toten, ein heller Fleck in dem bunten Der- kehrsleben. Als sie ausstiegen, um Billets zu kaufen, sah er zu Mary hinüber. Sie nickte und lächelte. „Fine day!" sagte sie bloß. Am Abend kamen sie zurück. Der tote Chinese lag noch immer da, ein dunkler Haufen auf dem schwach beleucbteten Weg. Sie hielten nicht an. Den Tag nach meiner Konfirmation verlor Mutter das Bewußtsein. Ich kam nach dem Krankenhaus hinaus, aber erhielt nur die Erlaubnis hineinzusehen: Mutter erkannte mich nicht. Ihr Blick war starr und ihre Stirn war feucht, so daß einzelne Haarbüschel daran festklebten. Sie sprach von Heuschobern. Als ich wieder auf die Straße kam, war ich wie benommen vor Schmerz. Ich fing stark zu gehen an: ich war gewiß auf Fälladen geraten, denn ich entsinne mich an neblige. grüne Flächen unter mir. Ich bin auch durch Alleen ge- gangen, eine rote Fassade tritt hervor zwischen den Baum- stämmen, ein schreiend gelbes, vierstockwerkhohes Haus hängt üöer mir: doch alle diese Einzelheiten sind ein seelisches Erleb- nis mit dem gleichen inneren Wogen, den gleichen ver- schwommenen Konturen, wie sie Häuser und Bäume im Traume haben. Ich wollte nicht mehr nach dem Krankenhaus heraus und einen fremden Menschen mit bekannten Zügen sehen. sagte ich zu mir selbst. Das war nicht zum aushalten! Das schmerzte, und jedesmal, wenn das Bild meiner kranken Mutter mit dem starren Blick in meiner Erinnerung auf- tauchte, fing ich an zu laufe» in der dunklen Hoffnung, ihm entrinnen zu können.! (Fortsetzung solztzj