Industriekartelle von den Aussichten, die ihnen dieser Ausschlußfremder Konkurrenz brachte, vollen Gebrauch machen würden.Man hatte bestürm ite Zollgruppen, so diejenigen für Auto-mobile, sogar mit der ausgesprochenen Absicht geschaffen,den durch den Stand der Weltmarktkonkurrenz gebotenenPreisabbau hinauszuzögern. Istzt stellt man sich hinund gibt den Interessenten gute Worte, damit sie wenigstensvon ihren überspanntesten Preisforderungen ablassen und ver-bucht es bereits als einen großen Erfolg, wenn die Preise nichtso schnell steigen, wie man befürchtete. Im Lande geht derPleitegeier um, Ricsenkonzerne krachen wie Kartenhäuser zu»sammen, kleine Firmen verschwinden ohne großes Geräusch.Der Drang, aus der Geldklemme herauszukommen, veranlagtvielleicht in einzelnen Branchen hie und da zu Not» undSchleuderverkäufen. Prompt registriert das der amtlicheApparat als einen Erfolg der„Preissenkungsaktion"; nurvergißt er zu erwähnen, daß der Preisabbau an diesenStellen keineswegs ein Erfolg der Regierung, sondern allen-falls ein Ergebnis der R e i ch s b a n k p o l i t i k ist, die imKampf um die Erhaltung der Währung sich weigert, die Kredit-gewährung auszudehnen.Darüber kann kein Zweifel bestehen, daß die Wirkungder Zölle auf die Dauer eine verteuerndeist und daß sich diese Wirkung nicht mit kleinen und kleinlichenMaßnahmen ausschalten läßt. Im Gegenteil: Die Teuerungwird mit um so größerer Heftigkeit fortschreiten, je mehr dieZerrüttung des Warenmarktes durch Kreditnot und Kapital-knappheit nachläßt. So steht schon von den großen Kapital-aufnr.hinen der Landwirtschaft und der Industrie zu be-fürchten, daß sie jeden Ansatz der Preise, unter den durch dasWeltmarktniveau und den Zoll gegebenen Stand zu sinken,wieder in sein Gegenteil verkehren. Man kann eben nichtmit der einen Hand die Boraussetzung für Preiserhöhungenschaffen, mit der anderen dam so vorgezeictmetsn Lauf derDinge Einhalt gebieten.Die ganze Aktion ist nur ein E i n g e st ä n d n i s derFehler, die die Regierung mit ihrer Zollpolitik auf Be-treiben der Interessenten trotz aller Warnungen der Oppositiongemacht hat. Man wußte, daß man bis zum 1. Oktober keineMöglichkeit zum Abschluß wesentlicher neuer Handelsverträgehat, die geeignet find, die hohen Zolltarifsätze sozusagen auto-matisch zu revidieren und herabzusetzen. Trotzdem ließ manes nicht nur darauf ankommen, daß die hohen Zölle des auto,nomen Tarifs zum Maßstab der Preisstellung der Industriewurden, man kündigte sogar den deutsch-spa-nischenVertrag, dessen ganze Behandlung ein Freibrief für alleQuertreiber einer vernünftigen 5)andelLpolitir ist. Man be-schwor den Zollkrieg mit Polen herauf, ohne zu bedenken, daßein geschwächtes Polsn der Einfuhr aller Staaten und da-mit auch dem deutschen Export dorthin größere Schwierig-keiten in den Weg legen könnte als ein ungeschwächtes. Manließ die günstige Verhandlungsmöglichkeit mit Frankreichvorüber, man hat mit Italien noch immer keine geordnetenHandelsbeziehungen. Und je länger dieser Zustand andauert,je weniger Erfolg« der deutschen Außenhandelspolitik sichtbarwerden, desto mehr schwillt denjenigen Unternehmergruppender Kamm, die auf die hohen Zölle wie auf einen' Dauer-zustand rechnen. Desto mehr müssen sich auch die Fehler derganien Struktur unseres Zolltarifs zeigen, der viel zu sehrdie Rohstoff- und Halbstofferzeuger begünstigt und die Fertig-Industrie und unseren Export schädigt. Der Ausweg.'hen denkfaule Unternehmerlogik aus diesem Wirrwarr sucht, geht überniedrige Löhne, über die Abwälzung aller Lasten aufdie Schultern der wirtschaftlich Schwächsten durch Schmälerung iihrer sozialen Existenz und Verlängerung der Arbeitszeit.Dieser Ausweg ist derselbe, den man in der Inflation sooft angepriesen hat und der schließlich dort endete, daß diedeutschen Unternehmer nichts so sehr fürchteten wie die mitdoppelten und vierfachen Löhnen hergestellten Waren derenglischen und amerikanischen Konkurrenz, daß wir erport-unfähig wurden an unseren hohen Preisen.Der Zestpunkt des Inkrafttretens der Zölle hat den ganzenMusikantisihe Arbeit.Sonzerlumschau voa Kurl Singer.Dar wenigen Tagen wurde hier die außerordentliche Arbeit»-lefftimg Erich Kleibers bei Gelegenheit der„Fidelio"-Aussührunggepriesen. Daran schloß sich die Bemerkung, daß..Fidelio" eineSinfonie sei. Nein, er i st nicht Sinfonie, sondern wird von Kleiberzur Orchestermusik gemacht. Und das ist ein Mangel an thcatra-lischer Einstellung ein Verkennen dramatischer Linien, ein Für-slch-selbcr-Musizieren, das, selbst als Erfolg minutiöser Detailarbeit, demWerk gefährlich ist. Arbeit tut not, aber sie muß vergessen sein;Intuition, Verbindung des Einzelnen zum Ganzen,'stürmischesDraustosgehen, musikalische Freuds am Vorgang der Bühne, all dasmuß auf dem Boden der Arbeit Hauptreiz, letzter Effekt sein. Nichtdie Verdeutlichung allein, die Säuberung, das Stillmachen der sub»jektiven Regung mißerhalb des Pults, das pathetische Knien iinAdagio des Sängers, das Kommandieren des Takts und das Diri-gieren nach eigenem Kopf, auch wenn ein Gefangenenchor dem Or-chestrr ooraufläuft oder eine Freiheitssängerin eine Sekunde aus sichherausgeht. Arbeit ist gut. Arbeit ist gefährlich. Sie tötet dieStimmung, wenn Tüftelei bemerkbar wird. Kleiber neigt dazu;er mißachtet jede Tradition so weit daß man auch einer Inlerpreta-tionsmarotte rettungslos ausgeliefert ist. Beweis: Aida und Fi-delio mit den weit gespannten, breit atmenden Tempi, mit der Zu-spitzimg auf Einzelnes und dem Versanden des Ganzen. Waseinem Chor an Einheit der Willensgebärde gut tut, kann einem erst-rangigen Orchester zur Stumpfheit, zur vorübergehenden Erstarrungwerden, muß den Spieler entpersönlichen. Das alle» sei gesagt, weiles prinzipiell alle Meister des Stabes angeht, und weil maiiche Fragendes Tempos eben doch keine Geschmacksragen mehr sind, sondern all-gemeine musikdramatische Angelegenheiten: sei gesagt, weil Kleiberdas Zeug hat, als Musikant sich noch stärker durchzusetzen denn alsErzieher.Auch Otto Klemperex hat die Neigung, sich persönlich imdargestellten Werk spiegeln zu lassen. Man hat von ihm im vorigenJahre Aufillhrungen Mozartscher und Beethovenscher Sinfoniengehört, in denen die Auslegungswut aufdringlich wurde. Einanderes Mal ist er so ganz MusikaM, fühlender, beherrschender, ingeschmackvoller Zucht Unbeherrschter, daß ein Ingenium ausstrahlt,wie es nur wenigen Dirigenten gegeben ist. Wie man eine künstle-rifche Persönlichkeit darstellt, ohne an das Heilig-Vorbedachte, ob-jektw Manifestierte im Werk zu rühren, dafür ist ja Furtwänglerdas ragsndste Beispiel. Klemperer Kol es in der Volksbühnebei der Ausführung von Bruckners Vlil. Sinsonic. Wer an Bruckner modelt, verdirbt das Beste seiner begnadeten Kunst, ihre kühn«Einsall, ihre sorglose Musizierseligkeit, ihr schwingende», in ehernemRhythraus pendelndes Melos, ihre Gebets- und Kriegsspannung.Wer hier dem Motiv nachrennt und es in Durchführungen„inter-cssant" heraushebt, wer im festen Rahmen eines Tempos perfön-liche Nuancen versucht, der wirkt nur noch auf die Allzuvielen. DerAusschwung von der Erde zum Himmel aber gelingt solchen Inter-Preten nicht. Run kann ich mir das Adagio dieser VIII. Sinfoniewohl noch breiter das Scherzo trotz der schweren Tromvetenstgnalenoch toller, leichisinniger denken, aber dos tut der Ganzwirkung nichtAbbruch, Dos Heldenhaste im Allegro kmw nicht schöner, nicht er-I K o n f l i k t. w den die Regierung mit ihrer wteressenten-freundlichen Zollpolitik hineingeschliddert ist. in voller Schärfegezeigt. Sie, und niemand anders ist verantwortlich für das,was kommt. Und sie ist an ihr Wort gegenüber den großenMassen der Arbeiter und der Verbraucher gebunden, die jeden-falls den Preisbetrug nicht mit derselben Gelassenheit auf-nehmen werden, mit der man den Aufwertungsbetrug auf-genommen hat.Konsumgenossenschafte« und Preisabbau.Der Reichskanzler empfing gestern nachmittag Vertreter de«Zentraloerbandes deutscher Konsumverein« zu einer Aus-spräche über Möglichkeiten weiterer Preissenkung..Die Per-treter der Konsumvereine erkläten sich bereit, die eingeleitete Preis-scnkung mit allem Nachdruck zu unterstützen. Die Konsumvereinewerden darauf Bedacht nehmen, daß ihre Verkaufspreise unter spar-samster Kalkulation sestgesetzt werden.Nach der diplomatischen Niederlage.Kuddelmuddel bei den Rechtsparteien.Die dsutschnationale Presse setzt ihre grotesken Versuchefort, dem schwarzweißroten Stimmvieh einzureden, daß dieKriegsunschuldsaktion wunschgemäß verlausen sei. Nur zweidsutschnationale Zeitungen tauzen außer der Reihe, well dieRegie der Parteileitung offenbar keinen Einfluß auf sie mehrausüben kann. Die halbvölkische„Deutsche Zeitung" nimmtkein Blatt vor den Mund-»Wir haben uns blamiert, grenzenlos blamiert.und unsere Regierenden sind dabei noch stolz aus das, was wirihrer Meinung nach erreicht haben."Das alldeutsche Organ ruft sogar pathetisch aus:„Für alle diejenigen aber, die noch eine deutsche Ehre imLeibe haben, sollten die Vorgänge der letzten Tage Anlaß geben,nun endgüllig den Gedanken aufzugeben, daß mit der seit November1318 beliebten Negierungsmcthode der Weg ins Freie gesundenwerden kann. Das nationale Deutschland darf, wenn es vorden kommenden Geschlechtern und der Weltgeschichte bestehen will.nichts von dem anerkennen, was auf der Konferenz zuLocarno verabredet oder vereinbart wird, es sei denn, daß dieMaschinengewehre seiner cigeneu Regierung es dazu zwingt odermit Hilfe des Republikschutzgesetzes im Kertlr mundtot macht.Der Feind kann uns jedenfalls nicht zwingen, unsere Ehre preis-zugeben.Das sind ja nette Aussichtenl Dielleicht bereitet IustizratC l o ß noch ein kleines Attentat gegen den„Retter vor,unter dessen Auspizien mit der deutschen Ehre dermaßenSchindluder getrieben wird.Auch der„Reichsbote" gesteht offen ein:„Die dsulsche Regierung hat gleich im Ansauge eine schwereNiederlage erlillen, die auf den Verlauf der Konferenz die tiefstenSchatten vorauswirst und für die deutschen Belange keinenFunken von Hoffnung, daß wenigstens etwas nicht ganz Unerttäg-llchcs herauskommen könnte, auskommen läßt. Die S t r e s e-mannsche Pakt Politik ist das schwerste Verhängnis,das Deutschland nach allen schweren Schlägen und Demütigungennoch hat treffen können. Wir können nicht glauben, daß die deutsch-gesinnten Kreise im Lande sie ruhig hinnehmen werden. Hier liegtein neuer schwerer Stein des Anstoßes, an dem sich die Ge l st e rs ch e id e» müssen. Zur Befriedigung und Einigung des deutschenVolkes kann diese auf schlaffe Unterwürfigkeit gestützteAbenteucrungspölitik nicht führen."Nach diesen beiden Zitaten wirken die Borwürfe, dieandere deutschnationale Blätter ausgerechnet gegen diedeutschen Links Parteien erheben, doppelt komisch. Die„Deutsche Tageszeitung" schreibt nämlich:„Deutsche Lintskreis« bemühen sich, aus Grund ihrerrein innerpolitischen Einstellung, die sie sür die Erforder-niste einer nationalen deutschen Außenpolitik vollkommen blindmacht(1!), den Schritt der deutschen Reichsvertreter in den Hauptstädten der Alliierten nicht nur als bedeutungslos, sondern geradezual» einen F e h l s ch l a g und als«ine Blamage hinzustellen."lebter dargestellt, das Romantisch-Schwärmende im Trio des Scherzonicht herzhafter, die Inbrunst des Adagio-Seiteiühemas nicht fällt-ger gegeben werden als es Klemperer tut. Er hat die Partitur imKopf, was viel bedeutet, er hat sie im Herzen, was mehr, er hatsie in den Fingern, was alles bedeutet. Da» Philharmonische Or-chester, ganz Hingabe und lebendige Folgsamkeit, wollte an jenemMorgen nicht so klingen wie sonst. Liegt es am Podium der Volks-bühne?Arbeit— so heißt das Fundament allen sozialen Lebens, Arbeitist auch die Parole jeder künstlerischen Kulturbewegung. Muß manda» Arbeitern sagen? Wie und wie weit mustkalischcr Dienst, selbstauf den Fittigcn einer Tendenz, siegreich zur Höhe führen kannwelch« Notwendigkeiten sich in unserer Zeit, welche Wirkungsmöglich-ketten ergeben, wenn man Geschichte und Dasein des Arbeiter-Sängerbundes von hoher Watte betrachtet, das erweist undlehrt die kluge, eindringliche, freigeistige Schrift SiegfriedGünthers über„Kunst und Weltanschauung"(Verlag des Ar-beiter-Sängerbundes). Aus lebendiger, zeitnaher Tendenz her-auszuführen in eine höchste Allgemeinkunst, aus dem Einzelpersön-liehen in die Gesamtheit. Das ist nach Programm, Wirken, Schaf-fen und Wollen schönster Zweck der Sängerbünde. Günthers Schriftist klares, deutliches, erhellendes Bekenntnis zum lang noch aus-stehenden Ideal des Männergesangs.Vergessen fei der Liederabend Goldwater». der zu solcherKunstarbeit den Weg von Los Angelas nach Berlin sparen konnte:nicht vergessen die etwas breiter geratene, aber würdige und stil-sichere Wiedergabe der IV. Mahlerschen Sinfonie(mit dem klang-schön-edel aufklingenden Sopransolo von Frau Nora Boas-P i s l i n g) unter Leitung P r ü w e r s.„Das Gesicht de» roten Ruhland. Der zurzeit w der„Urania" oorgesühtte Film„Das Gesicht des roten Rußland"erweckt bei seiner Betrachtung gemischte Gefühle. Er ist in Ruß-land von den Bolschewisten hergesteilt und verfolgt unter anderemden Zweck, dem europäischen Publikum die in"der Tat beinaheunbegrenzten Möglichkeiten, die die rationell« Ausbeutung der Natur-schätze Rußlands— vor allem auf dem londwiiüschaftlichen Gebiete— bieten, zu demonstrieren. Würde es sich nur um diesen Teil desFilms handeln, so könnte man ihn nur begrüßen. Auch der Grund-idee dieses Teiles kann man ohne weiteres zustimmen: die Votteil«der friedlichen Zusammenarbeit des russischen und des deutschenVolkes zu zeigen.Die Hauptaufgabe, die sich die Urheber dieses Film» gestellt haben.liegt aber auf einem ganz anderen Gebiete: E» sollen dem deut-schcn Arbeiter alle Vorteile der Eowjetherrschast und olle Herrlich-leiten vorgefühtt werden, die den russischen Arbeitern und Bauerndurch die bolschewistische Revolution in den Schoß gefallen sind.Es muß von vornherein gesagt werden, daß dieser Teil desFilms keine übaezeugende Wirkung ausübt. Die Behauptung, daßdie Einführung des Dampfpfluges auf dem Lande und die Be-wässerungsarbeiten auf dem Kaukasus der bolschewistischen Rovern-berrevolution zuzuschreiben sind.— kann keinesfalls als glaubhostelten. Auch mit der Kinderfürsorge kann nicht geprunkt werden:i« Vertreter der Sowjetorgane für Dolkshngiene. für soziale Für-sorge und Volksaufklärung haben in ihren offiziellen Berichten selbstzugeben müssen» daß sie, infolge lAellunangels» ihr« Fürsorg« ausWir begnügen uns damit, die Leser des Landbundorgansauf die„Deutsche Zeitung" und auf den„Reichsboten" zu ver,weisen und werden erst dann gestehen, daß es nur die Links-kreise sind, die von einem Fehlschlag und einer Blamagesprechen, wenn man uns nachgewiesen haben wird, daß derAlldeutsche Verband und die monarchistischen Oberkonsistorial-räte, die hinter diesen beiden Blättern stehen, neuerdings zuden Linksparteien zählen..Der„Lokal-Anzeiger" schlägt in dieselbe Kerbe: die Links«presse fei schuld, aus blindem Parteihaß versucht sie, aus denAntworten der Franzosen und Engländer Kapital gegen dieDeutschnationalen zu schlagen. Das Hugenberg-Dlatt bemühtsich also wieder einmal, die Dinge auf den Kopf zu stellen. Wirhaben uns lediglich dagegen gewendet, daß die Deutsch-nationalen aus rein parteiegoistischen Gründendie Regierung dazu zwangen, eine sinnlose Aktion zu unter-nehmen, die nicht anders als mit einer Riesenblamage undmit einer Schädigung der deutschen außenpolitischen Positionenden konnte. Jetzt erwarten die Deutschnationalen von uns.daß wir die Folgen ihres frevelhaften Spiels beschönigen undgemeinsam mit ihnen Front gegen die böse Entente machen,die sich erdreistet habe, vor den„nationalen" Stammtischennicht Kotau zu machen. Das ist ein bißchen viel von unsverlangt.Außerdem versucht der„Lokal-Anzeiger" die Verant-wortung der Deutschnationalen zu vertuschen und verkriechtsich hinter das Argument, daß es sich bei dieser Aktion umeinen amtlichen Schritt der Reichsregierung gehandelthabe. Das ist ja der Gipfel der Feigheit! Zuerstmacht man die Welt verruckt mit der Forornpig, daß dieRegierung vor Beginn der Konferenz das sogenannte Kriegs-schuldbekentnis widerrufe, die Deutschnationalen machen dassogar zur Boraussetzung ihres Berbleibens in der Regierung— und nun, wo die Eselei geschehen ist, und der Schaden offen-kundig ist, da flennt man wie ein kleiner Junge, der sich vorder wohlverdienten Strafe fürchtet:„Ich bin's ja gar nichtgewesen, Luther und Stresemann haben's getan."Wir stimmen dem„Lokal-Anzeiger" insofern zu, als wirdie Verantwortung der übrigen Regierungsparteien, dieer zu seiner Rückendeckung so tapfer aufzählt: Deutsche Volks-xartei, Zentrum und Bayerische Volkspartei, in keiner Weiseverkennen. Es war in der Tat eine unverzeihlicheSchwäche von diesen Parteien, daß sie diesen Blödsinn ge-duldet haben, obwohl sie wußten, daß es ein Blödsinn ist.Aber wir billigen ihnen den mildernden Umstand zu, daßsie unter der ständigen Erpressung einer Gesellschaftvon Narren und Heuchlern stehen, die sich DeutschnationaleVolkspartei nennt und die nicht zuletzt dank der systematischenVolksverdummung durch Blätter vom Schlage des„Lokal-Anzeigers" zur Regierungsmacht gelangt ist.Volkspartei gegen Schiele.Schärfste Kampfansage gegen das Schulgesetz.Hamburg. 30. September.(TU.) Die Schulgruppe der D e u t-schen Bolkspartei in Hamburg hat folgend« Entschließunggesaßt:„Der vorliegende Entwurf eines„Gesetzes zur Einführungdes Attikels 146 Abf. 2 der Reichsverfassung und über die Erteilungvon Religionsunterricht in den Volksschulen" bekun-det eine Geistesrichtung, die mtt dem in der D«utsche<» Bolksparteilebendigen, auf einheitliche» Deutschtum und chttstlich-liberale Eni-wicklung gerichteten Kulturwillen in unversöhnlichemGegensatz steht. Der Entwurf liefert dl« Skaatsschule der Kircheaus. Er gibt der SimultanfHule dea Todesstoß, die sich für well«Gebiete Deutschlands als nolwendlz zur Erhaltung des konfessionellenund kulkurellen(srledens erwiesen hak. Cr begünstigt die kleinenSchulsysteme zum Schaden der voll entwickelten Anstalten. Er windetdem Staate die Lehrerbildung au» der Hand und stellt den Lehrerunter einen unerträglichen Gewissenszwang. DieSchulgruppe des Landesverbandes Hamburg der Deutschen Volks-Partei Hütt es daher für ihre Pflicht, den Entwurf aufs schärfst«zu bekämpfen und ist der Ausfassung, daß auch die Aenderungeinzelner Bestimmungen die Vorlage nicht annehmbar machen kann."inu i iiiimhiwiihii i i ,i Iieinen nur sehr beschränkten Kreis der heranwachsenden Jugend aus-dehnen können, daß die Zahl der Voltsschulen, im Verhältnis zumJahre 1917, gesunken, daß die Zahl der Erkrankungen und derSterblichkeit unter den Kindern jetzt höher alz vor der Revolutionist, daß die Zahl der verwahrlosten Kinder eine noch nie dagewesen«Höhe erreicht hat. Unter diesen Verhältnissen wirken die in derUrania vorgeführten Aufnahmen der musterhasten Kinderasyle wieein Hohn aus die russische Wirklichkeit.Es ist bezeichnend, daß der genannte Film keine Bilderaus dem Arbeiterlcben bringt, abgesehen von einigen Auf-nahmen von Arbeiterversammlungen. Allem Anschein nach sindsogar die vorbildlichen Muster auf diesem Gebiete nicht geeignet,europäischen Arbeltern vorgeführt zu werden. Al» Ersatz dafürbietet der Film die Möglichkeit, die„Helden der Revolution" aus-glebig kennen zu lernen: besonders viel Aufmerksamkeitwird den Führern der roten Arme« geschenkt. Die roteArme« nimmt überhaupt in diesem Film einen besonderenEhrenplatz ein. Dieser Teil des Films ist seinem Wejen nach eineunverhüllte Propaganda de» Militarismus imInteresse der Förderung gewisser nationalistischer Stimmungen inDeutschland. Der Film enthält nicht die geringste Andeutung, daßdie rote Armee vom Standpunkte der Kommunisten selbst nur einevrovisoriscke Einrichtung ist, und daß man eigentlich die völlige Ab-schasfung oes stehenden Heeres anstreben müsse.Die Verherrlichung der bolschewistischen Regierung ist derHauptzweck dieses Films. Man kann deshalb keinesfalls der Direk-tion der Urania beipslichten, wenn sie diesen Film al» einen un-politischen bezeichnet. Im Gegenteil: es ist ein durch und durchpolitischer Film.Radio bei den amerikanischen Farmern. Nach Untersuchungende» Aundeslondwirtschastsdepartement» befinden sich heut« in denVereinigten Staaten auf mehr als SöstOOO Farmen Radioapparategegenüber 365 000 im vorigen Jahre und 145 000 im Jahre 1923.Diese schnelle Ausbreitung des Radio auf den amerikanischen Famumist in erster Linie darauf zurückzuführen, daß der Former schnelleAuskunst über Verkausegelegenheiten und Markt- und Wetter-berichte haben muß. doch erfreut sich doneben auch der Unter-Hallungsrundfunk einer großen Wertschätzung. Die größte Anzahlvon Radioapparaten befindet sich in den Staaten mit den meistenMaispflanzungen. In den südlichen Staaten ist die Zahl geringer.weil dort die natürlichen Verhältnisse des Landes eine klare Aus-fendung und einen klaren Empfang der Botschaften verhindern.vi« vüsi« von Alberl Illewavv. dem noch heut unvergesienen Wagner-sänger, ist vom Staate angelouft worden und wird in der StaatSoper auf»gestellt werden. DaS Werk stammt von Professor Tellerhoff.vel Aosaradangm auf Taftra velera flieh man auf einen TZplerostn.der«inen Fcüerraum mit Zügen deutlich erkennen läht. Sine grohe Meng«Scherben römischer Keramik aus auguftaischer gell wurde im Brennraumdes Ösen« gesunden.vorgeichichtliche Kunst la ywlerwdien. Nach einer Drabtmeldung deA.Tc lern aas* au5 Lataoia bat der Archäologe Tr. Stultherbeim auf derniederländisch. indiichen Insel Vali bunderie von Bilddarstellungen undTempeldruchstücken oui vorgeichichtlicher Zelt de» ostindlichen Archipel»entdeckt. Ein Teil der Funde stellt durch künstlerischen Äeschmack. All«»süürung, Art und Darilelluna da» Belangreichste dar, was in Skederländssch»Indien bisher überhaupt e«deckt worden ist.