Die Schuldfrage im EPA.- Prozeß.
Nehring gegen v. Karstedt.
Zu Beginn der heutigen Sigung im Landes- Pfandbriefanstalts. prozeß stellte Staatsanwaltschaftsrat Dr. Zimmermann verschiedene Fragen an die Angeklagten. Der Angeklagte v. Karstedt hatte bes hauptet, daß die Landes- Pfandbriefanstalt bei einem Kredit von 900000 Mart 750 Prozent 3insen genommen hätte. Auf Befragen des Staatsanwaltes erklärte v. Karstedt, daß man für einen Kredit außer 9 Prozent 3injen auch noch 300 000 m. für Gewinnanteil habe zahlen müssen. Der Angeklagte Nehring dagegen gibt die Erklärung ab, daß diefe Deduktionen Karstedts falsch seien. Die 300 000 m. feien nicht etwa Binjen gewesen, fondern Gewinnanteile aus dem ganzen Geschäft, daß sich aus mehreren Krediten zusammensetzte. Auf eine Frage des Staats anwaltes, wer der Bankier gewesen sei, dem v. Karstedt mitgeteilt habe, daß er von Lüders expreßt worden sei, erklärte der Angeklagte, er wolle zunächst den Namen des Bantfachmann es noch nicht nennen. Sehr eingehend wurde dann noch die Frage erörtert, ob es möglich gewesen sei, mit Hilfe der Pfandbriefe der holländischen Grond- Kreditbank die Verpflichtungen bei der LandesPfandbriefanstalt, die Mitte Mai 3,3 Millionen Mark betrugen, gegen, daß die Pfandbriefe über 2 Millionen Gulden zu einem Kurse von 88 nur 2,7 Millionen Mark ausgemacht hätten, felbst wenn man sie, was aber nicht der Fall gewesen sei, im Auslande zum vollen Nennwerte lombardiert oder verkauft hätte. v. Karstedt erwiderte darauf, daß die restlichen 600000 Mart zur Abdeckung aller Kredite bei de: Landes- Pfandbriefanstalt durch eine Hypothet auf die unbelasteten Güter des Herrn D. 3izemiz aufgebracht werden sollten.
abzudecken.
Jm Urkino.
Herrliche Erinnerung an die Seit des alten Brigtom in der Münzstraße, der den ersten Berliner Rintopp inmitten seines Lotals aufgestellt hatte; das Bublifum faß rings im Kreise um den Bor führungsapparat, und der Operateur rauchte während der Arbeit gemütlich seine Zigarette. Holde Erinnerung an jene umgebauten Edkläden, die nicht allein wegen der Filme, sondern auch wegen des bildschönen Bianiften große Anziehungskraft ausübten; seinetwegen waren die ersten zwei bis drei Stuhlreihen mit Badfischen jeden Alters dicht besetzt. Hinten saßen am liebsten die Pärchen, es war ja so himmlisch dunkel...
Ber im Urfino" auf der Ripho" in Bihleben so etwas
-
-
-
-
-
-
Frage. Mertwirbig war es, daß Herr Langner ihn behauptete, nur Briefter, Aerzte und Chemiker tennen den Menschen. Ob ausgerechnet Priester die besten Psychologen find, ist doch zum mindesten fraglich.
Schwerer Straßenbahnunfall.
Zwei Personen schrver, vier leicht verletzt.
Ein folgenschwerer Straßenbahnunfall trug sich heute früh 10 Uhr am Astanischen Play zu. Ein Straßen bahnwagen der Linie 1, der aus der Richtung Hallesches Tor fam, fuhr infolge falscher Weichenstellung einem anderen Wagen der Linie 1 der aus entgegengesetzter Richtung fam, in die Flanke und beschädigte den Wagen schwer. Der Anprall war so start, daß der Anhänger aus den Schienen geworfen wurde. Sechs Personen wurden verletzt, davon zwei schwer. Die Namen der Verletzten sind: Sing Chow Hong, ein chinesischer Kaufmann, Breslauer Straße 30( schwere Quetschung des Bruftforbes und des linken Unterarmes), Frau Elsa Otto, Gitschiner Straße 6( Schwerer Nervenschod). Beide Berletzte fanden im Urbanfrankenhaus Aufnahme; ferner wurden leichter verlegt: Rammerjägergehilfe E. Neumann, Proskauer Straße 8a, Karl 3drojem sty, Maurer , Mödernstraße 67, Tischlermeister Otto Groß , Prinzenstraße 55, Anna Schulz, Gitschiner Straße 6. Die Schuldfrage fonnte bisher noch nicht geklärt werden. Bereits früh um 28 Uhr hatte sich in der FriedrichEbert- Straße, Ede Lennéstraße, ein anderer Straßenbahnunfall ereignet. Ein Wagen einer Berliner Asphaltfirma fuhr
Fahrgäste, die sich auf dem Berron befanden, schwer verletzt. Lediglich zwei junge Kaufleute nahmen auf der Rettungsstelle in der Eichhornstraße die erste Hilfe in Anspruch.
Wie früher.
Erhebendes wie„ Die Schlange am Herzen( 1000 meter lang) sehen mill, der vergeffe ja nicht, 20 Bf. mitzubringen, oder gar 40, falls er zu„ die bessergestellten Kreise gehören sollte, die sich den ersten Plaz leisten fönnen. Binzig flein zwischen den gewaltigen Ausstellungshallen, dort, wo eine Drehorgel lärmend loft und eine Lotomobile leise rattert, bort ist er zu finden und zu erleben; der Kinematograph- Theater lebender Photographien". Draußen steht und schreit der Herr Direktor in höchsteigener Person, er erzählt, daß nur noch acht komfortable Sitzplätze frei seien laßt uns zwei Groschen züden! Wir züden, und wir sind entzückt: Holz bänke auf Sand, der Erklärer schon im Wortschwall, und ein Wiedersehen mit Filmen, die nun schon ein Vierteljahrhundert alt sind. Was gab es nun dreißig Minuten lang zu sehen und zu hören ( cigentlich dauert eine vollständige ausgewachsene Borstellung nur Auf Wunsch des Justizrats Brenter durfte sich der Angeklagte behn Minuten, denn fieben Stüd davon in einer Stunde ist Ehren gegen den Borderperron des Triebwagens der Linie 15 und drückte „ Nummer ist Nehring sodann zu der Aussagen des Angeklagten Karstedt äußern. abgelaufen!"): Wilhelm Bogel, der Hauptmann von Köpenid und der Geheimrat Nehring: Ich tann nicht die Tonart des Herrn von Karstedt anstimmit Sa muß mich aber gegen den Vorwurf wen- Erfinder der Köpenider Sparkasse in der Bause werden belegte den, daß ich unfair gehandelt hätte. Wenn Karstedt bereits schon Brötchen verkauft dieses ist die Ankunft eines Schnellzuges in wollen Sie wohl die Hand von damals der Ansicht gewesen sei, daß ich von den Forde Lyon, welches in Frankreich liegt. rungen des Direttors Lüders misse, so hätte er das die Dame wegnehmen, Sie? das ist ein Afrobat; Sie sehen, meine Geschäft abbrechen müssen und meiner Behörde oder der verehrten Damen, es gibt noch schöne Männer, die Adresse des Herrn Polizei Mitteilung machen müssen. Die Herren haben damals aber ist bei der Kassiererin zu erfahren; er sucht noch eine Frau, die ihn die gesellschaftlichen Beziehungen aufrecht erhalten. Ich muß also ernährt bitte schön, zwei, die sich füssen, wie, was, ging Ihnen zu annehmen, daß fie erst jetzt zu ihrer geäußerten Anschauung ge Das hier ist das verrückte und das verkommen sind. Des weiteren wandte sich der Angeklagte Nehring schnell? Sie Wüftling! drehte Berlin und ein Leutnant, der gehört aber nicht dazu, sondern gegen die Behauptung, daß er der Gruppe 3igewiß den Kredit an den Hals geworfen habe. Ich habe jogar, so betonte er, schon inmitten des nächsten Filmes hinein, lachen Sie doch nicht so, megen der Abwickelung der Geschäfte verschiedene Bedenten Sie Flejel, sonst fliejen Se raus!- Eisjungen nachher, nich mitten Bismard in gehabt, so daß mich Herr v. Karstedt als den pessimistischen Herrn in die Erklärung rin nächste Tür, Frolein Geheimrat" bezeichnet hat! Auf die Frage des Borsitzenden bezüglich Friedrichsruh , Fürst Bismard, einst ein mächtiger Kanzler, doch mit der Auskünfte über die Herren v. Carlomiß, Rar. des Geschickes Mächten läßt sich fein ewiges Bündnis flechten- stedt und Ehdorf gab er zu, damals tōricht gehandelt zu haben, und der Erklärer schreitet schnell; er ist nämlich auch Billett indem er nicht die Auskünfte eingefordert habe. Angefl. Sarstedt , der auf Wunsch des Justizrats Bronter noch fontrolleur. Wenn der jetzt merkt, daß wir hintereinander drei einmal über Einzelheiten befragt wurde, erklärte sodann: Vorstellungen mit wechselndem Programm, alle zusammen für zwanzig Pfennig gesehen haben? Also, wir verbrüden uns! Also, wir verdrücken uns! Geheimrat Nehring hat mir mehrmals gejagt, das Geschäft Schon schallt jetzt der Lautsprecher übers weite Gelände: Im wäre für seine Behörde geheimzuhalten. As die erste Untersuchung durch den Referendar Merren eingeleitet Vortragsraum findet eine Vorführung des sprechenden Films ftatt! worden war, wollte Geheimrat Nehring von uns einen Brief haben, und wir sehen und hören, dreißig Jahre nach dem Urfino, eben noch die Rede wiedergeboren, aus dem hervorgehen sollte, daß wir als Großabnehmer für Golddes Reichsaußenministers pfandbriefe in Frage fämen. Dr. Stresemann zur Eröffnung der Ripho"; die Uebereinstimmung zwischen Mundbewegung und Ton ist vollkommen eratt, und die Worte selbst flingen flar und laut, tein grammophonartiges Rauschen begleitet die Vorführung; im Gegenteil: selbst der typische Stresemann- Atzent ist deutlich vernehmbar. Das Erlebnis dieses neuen, großen technischen Wunders dauert nur eine Minute; als der erfte Film vorgeführt wurde, war es sicher ganz ähnlich, was aber wird sein, wenn wieder fünfundzwanzig Jahre vergangen find? Werden dann unsere Kinder nicht über unser Ur- Sprech- Kino lachen?
Angell. Nehring: Es liegt aber anders. Im Oftober hatten die Herren Aussicht auf ein tschechoslomatisches Holzgeschäft. Sie erklärten damals, für 750 000 Mart zehnprozentige Pfandbriefe aufnehmen zu wollen. Ich hab ihnen damals gesagt, daß die LPA. darüber nur erfreut sein fönne, daß man nun auch ihre fagungsmäßigen Geschäfte, die Aufnahme von Goldpfandbriefanleihen, unterstützen wolle.
Angefl. Karstedt:
Dieser Brief ist aber auf Aufforderung von Geheimrat Kehring von uns geschrieben worden, damit er fich gegenüber seiner Behörde deden fonnte.
Geheimrat Nehring bestritt dies aber.
Es wurde dann auf Wunsch der Verteidiger noch einmal die Hergabe der 300 000 Mart, sowie die Aufstellung vor der Londoner Reise erörtert, sowie die Aussage des Angeklagten Karstedt bezüglich feiner Angaben vor dem Untersuchungsausschuß des Preußischen Landtages . Der Vorsigende erklärte bei dieser Gelegenheit, daß für die letzteren Angaben die Abgeordneten Riedel und Landtagspräsident Leinert in der morgigen Sigung vernommen werden würden. Damit war die Vernehmung des Angeklagten Rarstedt beendet, und man schritt nun zur Bernehmung des Angeklagten v. Carlowiz.
Die verlängerte Finanzkontrolle.
Rebeduell Bauer- Seipel.
Wien , 2. Oftober.( WTB.) Der Nationalrat erledigte gestern in erster Lesung die Vorlage, in der die Regierung beantragt, der Refolutign des Bölkerbundsrates samt den bekannten Empfehlungen die Zustimmung zu erteilen. Die sozialdemokratischen Redner Dr. Ellenbogen und Dr. Bauer lehnten die Genfer Rejo lution samt den Empfehlungen entschieden ab und betonten, daß bereits das Genfer Abkommen vom Jahre 1922 die Bedingungen für das Aufhören der Finanzkontrolle festsege, woran sich auch der Bölkerbund beteiligt hätte, ohne neue Bedingungen auf zustellen, hinter denen sich nur politische Absichten verbergen. Dr. Dinghofer( Großdeutsch) und der Sprecher der ChriftlichSozialen Dr. Seipel legten die Borteile des letzten Genfer Abkommens dar, das gegenüber den früheren Unklarheiten einen genauen Termin für die automatische Beendigung der Kontrolle feftfetze, und traten entschieden der Auffassung der Opposition entgegen, die Annahme der Resolution binde nur die Regierung und die Mehr
heitsparteien, nicht aber die Opposition. Abg. Dr. Dinghofer warnte die Regierung bei ihren Bemühungen für den wirtschaftlichen Wiederaufbau vor einseitigen Bindungen mit den Nachfolgeftaaten und bezeichnete als den einzig zwed mäßigen Weg die 3o11. union mit dem Deutschen Reich. Abgeordneter Schön. bauer( Deutsche Bauernpartei) wiederum lehnte die Empfehlungen des Bölkerbundes als der nationalen Würde widersprechend ab. Während der Rede des Sozialdemokraten Dr. Ellenbogen fam es zu einem 3 wischenfall, als dieser die Großdeutschen an die Haltung des Völkerbundes in der Saarfrage und in der schlesischen Abstimmungsfrage erinnerte, wo durch einen unerhörten Rechtsbruch Deutschland ein Teil seines Landes gestohlen worden sei, und im Zusammenhang damit in heftigster Weise den italienischen Ministerpräsidenten Mussolini wegen der Behandlung der Deutschen in Südtirol angriff. Dr. Ellenbogen wurde mehrmals vom Präsidenten unterbrochen, der ihn aufforderte, a ußenpolitische Angelegenheiten in einer der Würde des Hauses entsprechenden Weise zu behandeln. Ein sozialdemokratischer Abgeordneter, der dem Redner mit dem Zuruf Maffenmörder" beitrat, wurde zur Ordnung gerufen. Ein zweiter Zwischenfall ereignete fich, als Dr. Seipel die Ausführungen des Sozialdemokraten als bemagogisch und für die Straße berechnet bezeichnete. Die Sozialdemokraten protestierten in stürmischen Zurufen, und Abgeordneter Dr. Bauer wies die Behauptung Dr. Seipels als uner. hörte Berdächtigung zurüd.
Die Auflösung der griechischen Nationalversammlung wird von der öffentlichen Meinung ais ein Schritt zur Rüdtehr einer normalen polinschen Lage begrüßt. Die Stellung des Ministerpräsidenten Bangalos erscheint gefestigt.
einmal
-
-
Steinwürfe und Schüsse auf Eisenbahnzüge.
Endlich einige Täter erwischt.
Fortgesett beschäftigte die Eisenbahnverwaltung die heimtüdischen Steinwürfe und Schüsse auf Eisenbahnzüge. In drei Fällen ist es nun endlich gelungen, die Borgänge aufzu flären. In Lichterfelde West und in Zehlendorf wurden durch Steinwürfe Fensterscheiben von Stadtbahnzügen zer trümmert, ohne daß Fahrgäste verlegt wurden. Die Fahrgäste hatten beobachtet, daß die Würfe von spielenden Knaben ausgingen; sie benachrichtigten einen Beamten der Schutzpolizei , und diesem gelang es in beiden Fällen, die Uebeltäter zu er wischen. Es find Jungen von 13-15 Jahren, die mit Abficht ihre Steine auf die fahrenden Züge gerichtet hatten.
Anders lag ein Fall in Lichtenberg . Hier erhielt ein Vorort zug, der von Rummelsburg nach Mahlsdorf fuhr, vor Bem' Bahnhof Lichtenberg einen Schuß in ein Abteil 2. Klaffe. Auch hier wurde eine Scheibe zertrümmert, aber niemand verletzt. Ein Fahrgast meldete den Unfug, und es wurde festgestellt, daß der Schuß auf dem Hofe eines Grundstücks in der Türrschmidt straße abgegeben sein mußte. Wie die weiteren Ermittlungen ergaben, hatte dort auf dem Hofe des Grundstückes Türrschmidttraße 10/11 ein junger Mann von 19 Jahren mit mehreren Schülern Schießübungen veranstaltet. über die Mauer hinweg nach dem Eisenbahndamm geflogen, und eine hatte den Zug getroffen. Eine Abficht, auf die Züge zu Schießen, lag hier nicht vor. Trotzdem ist auch in diesem Falle ein Alle Beteiligten, die Strafverfahren eingeleitet worden. über 14 Jahre alt find, werden dem Jugendrichter vorgeführt werden. Für den Unfug der jüngeren werden deren Eltern verantwortlich gemacht, die einen Strafbefehl erhalten.
Die Kugeln waren
Ein Wafferrohrbruch und seine Folgen. In der Nacht vom Donnerstag zum Freitag ereignete sich in Berlin- Tempelhof ein folgenschwerer Wasserrohrbruch, so daß die Parkstraße vollkommen unter Wasser gesetzt wurde. Die Nebenstraßen hätte zweifellos das gleiche Schidfal getroffen, wenn sie nicht höher liegen würden. Die Wassermassen schwollen auf die Dauer so an, daß sich das Wasser schließlich einen gewalt amen Abfluß in den Teltow fanal verfchaffte. Als der Bafferbrud später etwas nachgab, tonnte festgestellt werden, daß die Partstraße in der ganzen Umgebung der Ausstromstelle eingestürzt war. Es besteht die Gefahr, daß die Straße in weitem Umfange unterspült ist; sie wurde infolgedessen für jeden Verkehr gesperrt. Es ist noch nicht ganz klar, ob auch der Unterbau der Häuser mitbetroffen ist.
Chiropraktik.
Man hat heute an verschiedenen Stellen schwarzweißrote Flaggen gesehen. Man war sich aber in der Bevölkerung vielfach nicht flar darüber, weswegen geflaggt worden war. Die einen meinten, es sei wegen der Abreise der deutschnationalen Regierung zum Abschluß des Sicherheitspattes nach Locarno geschehen, die anderen glaubten, es solle der große Sieg" in der Kriegsschuld frage gefeiert werden. Nun denn, der Reichspräsident feiert heute seinen 78. Geburtstag. Er Er selbst hat ge beten, von diesem Tage feine Notiz zu nehmen; er liebt es nicht, daß um seinetwillen Fahnen und andere feierliche Apparate in Tätigkeit gesetzt werden. Aber manche Leute wollen immer päpstlicher als der Papst sein. Troß der Bitte des Reichspräsidenten sind heute, besonders im Westen, viele Fahnen mobilisiert worden. aber mit schöner Bestimmtheit hat man vergessen, daß die republitanische Fahne schwarz- rot- gold ift. Ueberall hängen wie früher lich von den Häusern, die vergessen hatten, vom Verfassungstag in der kaiserlichen Zeit schwarzweißrote Farben heraus, und natürRenntnis zu nehmen. Das Ganze bedeutet eine große Geſchmadlosigkeit, mit der teinem Menschen gedient ist.
Seinen 75. Geburtstag begeht heute einer unserer ältesten Parteis teranen, ber Genosse Wilhelm Geiling, Urbanstraße 120. Genosse Geiling gehört feit 1877 der Partei und seit den achtziger Jahren der Gewerkschaft( Holzarbeiter) ununterbrochen und darunter seit langem als Funktionär an. Er hat den Aufstieg der Bartei und seiner Gewerkschaft aus den ersten Anfängen miterlebt und selbst in ununterbrochener treuester Arbeit daran mitgeholfen. Geiling ist auch heute noch trop feines hohen Alters Funktionär der 43. Abteilung und einer der Rührigsten bei jeder Bartei- und Gewerkschaftsarbeit, die es zu leisten gibt. Die herzlichsten Glüdwünsche zu seinem 75. Geburtstag find ihm sicher!
Pilzausstellung. Bom 8. bis 5. Dftober beranstaltet die Den tide Gesellschaft für Pilzkunde aus Anlaß thres Kongresses eine Bilzausstellung in größerem Maßstabe, und zwar in den Räumen des Bo tanischen Museums, Dahlem , Königin- Quise- Straße 6/8, Westseite des Bo tanischen Gartens. Die Ausstellung ist von 10-6 Uhr geöffnet. Die Schau Sammlung des Botanischen Museums bleibt aus diesem Anlaß am Sonntag bis zum Abend geöffnet.
Brand eines japanischen Dampfers in Hamburg . Zwei Arbeiter schwer, fünfzehn leicht verletzt. Gestern vormittag bracht auf dem im Hamburger Hafen liegenden japanischen Dampfer Jufufu Maru" ein Feuer aus. Auf dem Deck des Dampfers, der gerade gelöscht wurde, lagerten 150 Riften mit Zelluloidfilmabfällen. Auf bisher ungeklärte Weise fingen die Kisten Feuer. Eine riesige Stich flamme fchoß empor, die die Kisten durcheinander und ausein ander warf. Einige dieser brennenden Kisten flogen in den offenen Laderaum und setzten dort auch einen Teil der Ladung, die in der Hauptsache in Getreide und Delkuchen bestand, in Brand. Hohe Flammen schossen aus dem Inneren des Echiffes empor, die auch den Teeschuppen am Kai gefährdeten. Nach kurzer Zeit war die Feuerwehr mit vier Zügen zur Stelle, so daß das Feuer mit drei Löschdampfern und einer Löschbarkasse und auch von der Landseite noch mit zwei Zügen der Feuerwehr bekämpft wurde. Durch 15 Rohre wurden ungeheure Wassermen. gen in das brennende Schiff geschleudert, so daß der Dampfer sich schließlich auf die Seite neigte und im Vorderschiff die Pumpen angelegt werden mußten. Das Schiff war zur Mittagsstunde in dichten Rauch gehüllt. Die fraglichen Laderäume befinden sich im Hinterteil des Schiffes. Das Vorderschiff ist unberührt geblieben. Borübergehend war auch der Maschinenraum im Mittelschiff gefährdet. Eine ungeheure Hige war weit uni das Schiff herum spürbar und machte das Arbeiten für die Feuermehrleute sehr schwer. Der hintere eiserne Mast glühte. Eine ganze Reihe, der mit dem Löschen beschäftigten Arbeiter erlitt leichtere, zum Teil auch schwerere Brandwunden an den Händen und im Rücken. Außer den Arbeitern, die mit leichten Brandwunden davontamen und sich nach Anlage von Notverbänden nach Hause oder in ärztliche Behandlung begeben fonnten, mußte die Polizei 15 Leicht verlegte und zwei Schwerver. letzte abtransportieren. Der Schaden läßt sich im Augenblic noch nicht übersehen. Auch ist über die Entstehungsursache des Feuers noch nichts bekannt.
Groß- Berliner Parteinachrichten.
46. Abteilung. Die Mitglieder, welche sich nicht an der legten Flugblattverbreitung beteiligt haben, werden ersucht, die für sie bestimmten Flugblätter am Sonnabend Abend von 6 Uhr ab bei Eichholz, Cuvrystraße 23, in Empfang zu nehmen. Bet der Filmaufnahme am Sonntag vormittag 10 Uhr in Schloß Schönholz ist die Mitwirkung der Mitglieder dringend erwünscht.
Heute, Freitag, den 2. Oktober 1925:
-
Gruppe Schöneberg . Abends 8 Uhr im Jugendheim , RubenJungfozialisten traße. Besprechung des Kommunistischen Manifestes. Tegte mitbringen, foweit vorhanden.
-
Das ist der Name für ein neues Heilverfahren bei Nervenertrantungen, mit dem Amerika die Welt beglückt. Im Jahre 1895 bereits wurde es von einem gewissen Parmour entdeckt und seit 1907 wird es offiziell in den Vereinigten Staaten an Hochschulen gelehrt. Gestern abend sprach in der Aula der staatlichen Elisabeth- Schule, Rochstraße, ein Herr August M. Langner darüber. Wenn Freud alle Nervenertranfungen aus verdrängten seguellen Erlebnissen erklärt, so der Chiroprattifer aus verrentten Wirbeln. Gleichgültig, ob es sich um Epilepsie, Hysterie oder Neurasthenie handelt, immer ist ein Wirbel, der durch irgendeinen unglücklichen Zufall aus seiner richtigen 5% uhr, im Krematorium Baumschulenweg statt. Lage gerückt ist, daran schuld. Er drückt auf einen Nervenstrang und unterbindet die Ausführung seiner Funktionen. Die Behand lung des Chiropraktikers besteht nun allein darin, daß er den widerspenstigen Wirbel entdeckt und ihn in seine richtige Lage rückt, dann ist das Ende der Nervenfrantheit gekommen. Jedenfalls hat das chiropraktische Heilverfahren den Vorzug der Einfachheit. Welche Resultate es bis heute erzielt hat, bleibt allerdings eine gndere
Morgen, Sonnabend, den 3. Oftober 1925:
10. Abteilung. Abends 6 Uhr Zusammenkunft sämtlicher Funktionäre bei Trümper, Flensburger Straße 3.
Sterbetafel der Groß- Berliner Partei- Organisation
43. Abteilung. Am 29. Geptember verstarb unser Genosse Karl Steinte, Urbanftraße 33. Einäfcherung findet am Sonnabend, den 3. Oktober, nachmittags