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die Hüter der Kommunalisierung hinstellen. Heute verfügt Berlin über einen Milliardenbesiz, dessen wirtschaft­liche und finanzielle Leistungsfähigkeit von allen Seiten an­erkannt wird und dessen Bedeutung für die fünftige Entwick­lung der Riesenstadt gar nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. Daß es dahin gefommen ist, verdankt die Stadt nur der Einsicht und der zähen Energie der So zialdemokratie. Die formelle Umwandlung der Be­triebe in Gesellschaften hat die Erhaltung des Besizes in der Hand der Stadt ganz ungeheuer erleichtert und ge= fördert. Zu verteidigen hat sich auch hier nicht die So­zialdemokratie, sondern nur die Kommunisten, die aus Feig- Wort Republic". Da hatte der Major die furiose Anschauung, heit und Verantwortungslosigkeit niemals den Mut gehabt haben, den Tatsachen ins Gesicht zu sehen und aus ihnen die notwendigen Schlüsse zu ziehen.

fländischen Berbände", uns im Freien tummeln wollten, begab ich mich forretterweise zuerst zum Infanterieführer. Er sollte uns die Benutzung des Ererzierplatzes zu sportlichen lebimgen überlassen. Sein Generalstabsoffizier, Major Goth, hatte die Güte, den Bittsteller" zu empfangen und anzuhören.

Wenn die Bundesbrüder der deutschnationalen Ge­meindefeinde die Ablehnung eines Wahlbündnisses als ein Bekenntnis zum Zusammengehen mit der Bourgeoisie hinstellen, so wissen sie selbst ganz genau, was von dieser Be­hauptung zu halten ist. Die Sozialdemokratie bekennt sich im Rathaus zu einer selbständigen sozialistischen Ge­meindepolitik. Sie will durch ihre Haltung zeigen und be­weisen, daß die Arbeiterschaft gewillt und imftande ist, die Berantwortung für die Gemeinde zu übernehmen. Sie hat mur nicht die geringste Neigung, sich mit Bantrotteuren und mit verantwortungslosen Demagogen zu verbünden. Sie wird je de Hilfe in Anspruch nehmen, die ihr auf dem Wege zu dem großen Ziel, Berlin zu einer wirklichen Mustergemeinde auszubauen, geboten wird. Aber sie wird fich niemals von dem von ihr eingeschlagenen Weg ablenten und diesen Ausbau nicht durch scheinrevolutionäre Phrasen und Redensarten, mit denen nichts anzufangen ist, gefährden laffen.

Der Erfolg ihrer Tattitfiegt auf der hand. Der Bürgerblod ist ständig gesprengt worden und hat seine politische Unfähigteitetlatant bewiesen. Das moralische Ansehen der Sozialdemokratie ist durch ihre positive Arbeit im Rathaus in allen Teilen der Bevölkerung ungeheuer gestärkt. Die KPD. fann mur damit aufwarten, daß sie am Tage vor den Wahlen ihre eigene bisher betriebene Radautaktik als bantrott anmelden muß. Sie beweise erst einmal, daß fie von jetzt ab gewillt ist, auf dem Boden der wirtschaftlichen Tatsachen ernste Arbeit zu leisten. Wenn fie das bewiesen hat, dann wird sich der Weg der Zusammenarbeit eventuell von selber ergeben. Vorläufig aber mögen die Bankrotteure der KPD . mit sich selbst ins Reine kommen. Ehe sie anderen Ratschläge erteilen und über andere zu Ge­richt sitzen, haben sie mit sich selber genug zu tun.

Reichswehr und Reichsbanner". Zweierlei Maß.

Bon Polizeioberst a. D. Lange wird uns gefchrieben:

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Bor furzem wies der Borwärts" darauf hin, daß nach einem Schießbefehl" dem Frontbann" die Reichswehrschießstände in Tegel zur Verfügung gestellt worden sind. lleber die ausgesprochen ver­faffungsfeindliche Tendenz des Frontbanns fann die Reichswehr nicht im Zweifel sein. Kein Angehöriger der Reichswehr wird so ahnungs­los sein tönnen, um zu behaupten, der Frontbann sei etwa ein un­politischer Schützenverein. Denn wenn auch die Reichswehr die große Geßlersche Errungenschaft- völlig entpolitisiert ist, so heißt das doch nicht, fich in einem Zustande völliger politischer Ahnungs­lefigkeit zu gefallen. Dieselbe Reichswehr sieht sich, wenn der Aus­nahmezustand ihr fast diktatorische Macht in die Hand gibt, von heute auf morgen berufen, fubtilste Fragen der Innenpolitik zu lösen. Dazu muß fie doch erzogen werden. Wird sie übrigens auch mit Ahnungslosigkeit ist also nichts zu entschuldigen.

Doch das nur nebenbei. Die Bevorzugung des Frontbanns, wie übrigens aller realtionären Verbände, ruft mir eine andere Be­gebenheit ins Gedächtnis.

Im Frühjahr 1924 war auch in Schwerin das Reichsbanner" ins Leben getreten. Da wir, ebenso wie die sogenannten Bater

Locarno.

Locarno, wo sich in diefen Tagen ein Kapitel der Weltgeschichte abspielt, ist ein wahres Paradies. Es ist eigentlich erstaunlich, daß man dieses kleine Städtchen, das am Nordende des Lago Maggiore gelegen ist, zum Ort der großen politischen Konferenz ausersehen hat, denn bei der großen Bedeutung dieser Zusammenkunft ist es flar, daß hier aus aller Herren Länder nicht nur Politiker, sondern auch Journalisten sich einfinden werden. Es dürfte darum schwierig sein, für alle genügende Unterkunftsstellen zu finden, da Locarno nicht über viele und große Hotels verfügt. Allerdings muß man bedenken, daß alle diese Schweizer Städtchen, die als Luftkurorte eine große Rolle spielen, faft ausschließlich aus Pensionaten be­stehen, die an die Beherbergung anspruchsvoller Passagiere ge­wöhnt und vielleicht imstande sind, den großen Andrang zu über­wältigen. Locarno liegt an der Mündung des Bal Maggia und des Val Onfernone. Sehr günstig ist seine Lage an der Linie Cadenazzo­Locarno der Gotthardbahn . Dadurch ist es auch eine Stätte zahl reicher Fabriken geworden, unter denen sich besonders die Bürsten­und Binſelfabriken auszeichnen. Locarno gehört seit 1512 zu der Eidgenossenschaft , denn in diesem Jahre wurde von Herzog Maximilian Sforza an die Eidgenossen abgetreten und bildete bis zum Jahre 1790 den Sitz eines Schweizerischen Landvogts. Die geschichtliche Bergangenheit Locarnos ist reich an Ereignissen aller Art, schon um das Jahr 850 wird es als Königsfiz erwähnt.

Heute hat Locarno nur eine geringe Bedeutung. Unter den schönen Gebäuden, die meist für staatliche Zwecke eingerichtet sind, ragt die Wallfahrtskirche der Madonna del Sasso hervor, die in der Nähe von Locarno auf einem hohen Felfen gelegen ist. Vor nicht langer Zeit wurde eine Seilbahn erbaut, um die vielen Gäste zur Kirche schnell befördern zu können, denn hier genießen sie nicht nur den Anblick eines schönen, alten Gebäudes, sondern von hier aus bietet sich auch über die ganze herrliche Landschaft eine prachtvolle Aussicht. Locarno hat, wie das umliegende Land, infolge seiner windgeschüßten Lage ein sehr günstiges Klima, dessen mittlere Jahrestemperatur 12 Grad beträgt, also eine Jahrestemperatur, die in diesen Breitengraden nicht zu erwarten ist. Mit dieser Temperatur hängt es auch zusammen, daß die Vegetation in Locarno und Um­gegend beinahe an die tropische Vegetation erinnert. Die Diplomaten haben sich zu mindestens eine schöne Gegend für ihre Beratungen

erwählt.

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Ein ganz amüsantes Gespräch haspelte fich zwischen uns ab. Bom Reichsbanner" hatte der Major noch gar nichts gehört. 3 informierte ihn. Ob er die Statuten bekommen könne? Aber sehr gern." Er wollte sie dem Wehrfreis in Stettin vorlegen. Ich war der Ansicht, daß man dort sicher schon Bescheid wiffe. Es gab einen fleinen Diskurs über die Verfassung. Von meiner Seite fiel das

daß Schuß der Berfassung" und" Repubiit" nicht dasselbe sei. Aber ich bitte," sagte ich, Republik , das ist doch eben der Kern der Verfassung, steht ja auch gleich im 1. Artikel." Das bezweifelte mein Gegenüber, gab aber zu, daß irgendwo in der Verfassung immerhin das Wort Republik " vorkommen fönne. Hierzu schwieg ich. Ich war wie auf den Mund geschlagen. Mußte ich ja auch sein.

Die Genehmigung zur Benutzung des Ererzierplazes tönne nicht so ohne weiteres erteilt werden, dafür sei der Wehrkreis zuständig. Ich empfahl mich.

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Zu Hause packte ich aber nicht nur die Statuten des Reichs banners", sondern auch ein Eremplar der Reichs­verfassung"- Artifel 1 dick rot unterstrichen- in einen Brief umschlag und schickte ihn dem Herrn Major. Spaß muß sein. Mit wendender Post erhielt ich die Reichsverfaffung" zurüd. Für die Statuten" bedankte er sich, die Reichsverfassung" hätte er in den " Aften". Ja, in den Aften, das wollte ich schon glauben. Im Kopfe leider nicht. Na, und im Herzen erst wohl recht nicht. Letzteres wäre aber auch wirklich viel zuviel verlangt. Und überhaupt un­billig. Das fonnte man doch erst vor kurzem vom Reichswehrminister Geßler im Reichstage hören.

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Nach einer Weile kam dann der Beschetd wegen der Be­nutzung des Ererzierplates. Er lautete verneinend. Noch nie bin ich in meinem Leben so wenig überrascht gewesen. Aber angesichts der Liberalität dem Frontbann" usw. gegenüber ist doch der Wort­laut sehr interessant:

Der Standortälteste

Igb. Nr. 80/24 Pers.

Schwerin , den 29. Jufi 1924. Herrn ehem. Polizeioberst Lange

hter. Das hier mündlich vorgebrachte Gesuch um Ueberlassung des Ererzierplatzes zum Abhalten sportlicher Spiele und Ülebungen aller Art für das Reichsbanner Schwarz- Rot- Gold" bedauert das Standortkommando ablehnen zu müssen.

Nach einer am 3. Juli 1924 erlaffenen Berfügung des Reichs. wehrministeriums dürfen reichseigene Ererzierplätze givilen Verbänden für Leibesübungen und einzelnen Zivil­personen zu[ portlicher Betätigung überlaffen werden. Da es sich bei Ihrem Antrag weder um einen Verband für Leibesübungen noch allein um sportliche Betätigung handelt, fann die Genehmigung nicht erteilt werden. Der Standortälteste:

I. B.: gez. Hoth, Major im Generafftabe.

Man beachte übrigens die fleine Freundlichkeit in der An schrift: Herrn ehem." Polizeioberst Lange, add under

So pflegte man früher Offiziere, die aus ehrenrührigen Gründen mit schlichtem Abschiede entlassen waren und die den Titel nicht mehr führen durften, anzureden. Ich bin überzeugt, follte Herr Hoth in die Lage tommen, an jenen Lossom aus Hitler- Bayern schreiben zu müssen, dann wird Euer Exzellenz nicht fehlen, und es wird sicherlich heißen: Generalleutnant a. D.

Klagen über verschiedene Art der Behandlung hört man aus allen Reichsbannergauen. Es wäre selbstverständlich das 3wed loseste der Welt, sich deshalb an Geßler zu wenden. Nachgerade muß doch jeder wissen, wie die Dinge im Reichswehrministerium liegen. Bildlich ausgedrückt so: Herr von Seedt mit der Gösch." Wo sich die Gösch in der sonst schwarzweißroten Fahne befindet, weiß

man: Rechts in der dunklen Edel

Flattert die Fahne im Winde hin und her, ift die Gösch kaum zu erkennen. Und gar wenn es stürmisch wird, überhaupt nicht.

Konfettischlacht bei Nelson.

Der Prozeß der Zihewihe.

Abg. Leinert als Zeuge.

Zu Beginn der heutigen Sizung wurde der Präsident des Parlamentarischen Untersuchungsausschusses des Landtages, der Ab³ geordnete Leinert, als Zeuge aufgerufen. Bevor Reinert ver­nommen wurde, gab von Ehdorf die Erklärung ab, daß die Mitteilungen, die er damals Herrn Leinert gemacht habe, awar vertraulicher Natur gewesen seien, daß er es aber in das

Ermessen des Herrn Leinert stelle, ob er darüber Auskunft geben wolle. Bors: Die Angeklagten v. Ehdorf, v. Karstedt und v. Carlowig beschuldigen den Angeklagten Lüders, Vorteile für ich erstrebt zu haben. In dem Protokoll des Untersuchungs­ausschusses befindet sich auch eine entsprechende Andeutung, wobei bemerkenswert ist, daß von Nehring gesagt wird, er habe Vor­teile für sich weder erstrebt, noch erhalten; im Gegensatz dazu wird von Lüders gesagt, er habe Vorteile nicht er­langt. Es ist also zwischen den beiden ein Unterschied gemacht." Der Zeuge Leinert stellte zunächst fest, daß er mit Lüders nicht gesprochen habe, Herr v. Ezdorf habe mit ihm über die Reise nach London und über das Verhältnis der Herren Lüders und Nehring gesprochen. v. Ezdorf habe ihm dann persönliche Mitteilungen ge­macht. Der Zeuge fann sich aber nicht mehr daran erinnern, was Egdorf im einzelnen dabei gesagt hat, namentlich nicht daran, daß er sich über Geldforderungen der Herren Lüders und Nehring beschwert habe. Der Zeuge erflärte: Es wäre mir aber sicherlich in der Erinnerung haften geblieben, wenn Egdorf etwas derartiges mir mitgeteilt hätte. Ich hätte dann diese Sache sicher aufgegriffen, denn um diesen Punkt drehte sich ja zum Teil die Ermittlung des Untersuchungsausschusses. Ich persönlich habe keinerlei Anhaltspuntte dafür, daß die Herren Lüders und Nehring Vorteile gehabt haben.

Bon Herrn v. Carlowitz hatten wir bezüglich seiner Glaub­würdigkeit den denkbar schlechtesten Eindrud. Seine Schlußvernehmung fand im Untersuchungsgefängnis statt. Er hätte dabei ausreichend Gelegenheit gehabt, seine Anschuldi­gungen gegen Lüders und Nehring vorzubringen. Staatsanwaltschaftsrat Dr. Zimmermann wünschte Aufschluß darüber, wie die verschiedene Faffung der Protokolle des Unter­suchungsausschusses zustandegekommen sei.

Der Abg. Leinert hat prinzipielle Bedenken, sich darüber zu äußern, da es sich um einen internen parlamentarischen Vorgang handele. Jedoch fönne wohl der Berichterstatter darüber Aussagen machen. Ich fann," erklärte der Zeuge Leinert weiter, mit Sicherheit die Frage verneinen, daß hinsichtlich meiner Person etwa Angaben des Angeflagten v. Ehdorf zu mir auf die Fassung des Protokolls eingewirkt hätten. Ich selbst war übrigens mit dieser Fassung nicht ganz einverstanden."

Hierauf wurde der Landtagsabgeordnete Generalsekretär Oswald Riedel vernommen, der seinerzeit im Parlamentarischen Unter­fuchungsausschuß Berichterstatter gewesen ist.- Borf.: Der An­geklagte v. Ezdorf steht hier vor Gericht im Widerspruch mit dem Angeklagten Lüders. Ezdorf erklärt, daß er den wesentlichen Inhalt feiner Aussage hier vor Gericht Ihnen bereits als Berichterstatter des Ausschusses allerdings vertraulich und nicht in der Aus­fchußfizung gemacht habe. Er will Ihnen dabei mitgeteilt haben, daß Lüders als Direktor der Pfandbriefanstalt Forderungen an das Ronsortium gerichtet habe. Beuge Abg. Riedel: Wir hatten die Herren v. Ehdorf und v. Karstedt vor dem Ausschuß vernommen. Am nächsten Tage tam Egdorf zu mir in das Geschäftszimmer der Demokratischen Fraftion und bat mich um eine Unterredung, aller­dings ohne jeden Zeugen. Wir gingen in einen anderen Raum und dort sagte mir Ezdorf, daß der Direktor Fleischmann ihn aufgesucht und ihm mitgeteilt habe, was Fleischmann vor dem Untersuchungsausschuß über die Londoner Reise aussagen wollte. Von Eydorf erklärte dabei,

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das von Fleischmann für seine Aussage ansgearbeitete Exposé fei wahrheitswidrig

und Fleischmann, der doch unter Eid ftehe, dürfe das unmöglich ausjagen. Egborf felbst sei es sehr peinlich, die Londonr Reise var dem Ausschuß aufzurollen. Er erzählte mir meiter, daß Direktor Fleischmann zu Herrn v. Carlowig in unerlaubten Beziehungen ge­standen habe und aus diesem Grunde sei Carlowig mit nach London genommen worden. Wenn Fleischmann die Abrechnung für die Londoner Reise geben soll, so ertlärte mir v. Ehdorf, so wird er böse hineinfallen. Für uns im Ausschuß war es darum zu tun, die verwaltungsrechtliche Seite der Geschäfte der LPA. zu untersuchen. Das kriminelle an dieser Angelegenheit unterlag nicht unserer Beurteilung und wir wollten im Landtag auch alles Dermeiden, was irgendwie nach Sensationshafcherei aussehen fonnte.

trächtlich vergrößert worden, denn die schweizerische Regierung hat Die Singafademie feierte die 25jährige Tätigkeit ihres Diret. alles getan, um Locarno für die wichtigen Verhandlungen geeignet tors Prof. Georg Schumann . Den Mittelpunkt aller feft zu machen. Wie groß die Anforderungen find, die an das Boftamtlichen Veranstaltungen bildete die Aufführung von dessen Ruth". von Locarno gestellt werden, geht daraus hervor, daß die schweize. Hier zeigte sich die Bedeutung des Gefeierten allseitig beleuchtet. rische Regierung 800 Fernfprechapparate nach Locarno hat schaffen hundert fest in der Hand. Es hieß für ihn, Neues mit Altem zu Schumann hat die Singakademie nunmehr feit einem Vierteljahr­lassen. Für die Zeitungsberichterstattung ist auch von der Regierung rerbinden, die Traditionen des Instituts wohl zu wahren, neuem vorgesorgt worden. Geist aber den Einzug nicht zu verwehren. Seine ganze Haltung als Mufiter befähigte ihn dazu: das Verwurzeltfein in tlaffischem Boden, der feste Stand auf den Schultern der Klassiker und der Romantifer läßt ihn als Schaffenden und Nachschaffenden- doch neue Errungenschaften nach intenfiver Prüfung und in weiser mäßigung benutzen. In langer Tätigkeit( Danzig , Bremen , Berlin ) mit Chorförpern verwachsen, hat er die Singakademie auf der Höhe ihrer Leistungsfähigkeit erhalten und sie den Erfordernissen auch neuerer Kunst angepaßt. Sein Wert Ruth" zeigt die typischen Büge seiner fompofitorischen Haltung: Festhalten des klassischen, epischbreiten Oratorienstils und Durchsetzung mit dem dramatischen Bathos der nachwagnerschen Orchestersprache. Er gab das alles mit dem ganzen Gewicht der authentischen Auslegung, mit feftlichem Schwung und in der Sicherheit, die das völlige Berwachſenſein mit dem Institut bringt. Chor und Orchester waren von strahlendem, festlichen Glanz. Iracema Brügelmann, Emmi Leisner und Albert Fischer gaben der epischen Breite ihrer Partien den ganzen Klang ihrer prächtigen Mittel. Die Zuhörerschaft huldigte dem Jubilar lebhaft. Georg Schumann möchte man zurufen: Auf in ein neues Bierteljahrhundert schaffender Verbundenheit mit der Singafademie!

Die richtige Revue ist eigentlich die Schau an Menschen, Kleidern und Gewohnheiten, die uns Berlinern auf dem Kurfürsten­ damm , in den Fauteuils der Theater, auf der Rennbahn, beim Bor­fampf und auf den Bällen begegnen. Fängt eine Theaterrevue etwas von dem Reiz dieser ewig gleichen bunten Schau auf und macht sie dabei auch das Reizlose und Widerliche vergessen, so ist fie gut und unterhaltsam. Die Nelson- Revuen stehen in diesem Ruf und be stätigten ihn auch gestern, obgleich der luftige Konfettiwurf nicht gerade in einen dauernden Wirbel von luftiger Laune verwandelt wurde. Aber es ist zunächst einmal eine hübsche, parodistische Idee da; nämlich Fauft, genannt Fingerchen, bekommt durch Mephisto, genannte Meff, die ganze Welt und die Halbwelt Berlins zu sehen. Diese Sachen sind von Zerlett und Rebner unter fühner Ausnutzung Goethescher Bitate so witzig wie parodistisch flott hingeschrieben. Berlinische, politische und allgemeine aktuelle Ungezogenheiten sind taftvoll, ohne Spitze eingeflochten; auch die Unangezogenheiten einiger Frauen verdeckt teine Spize. Die Tänzerin Jenny Steiner ist an Geschmeidigkeit des Körpers, Nina Payne an grotesfer Akrobatik und Tanzwiz eine Nummer für sich, wie es in dezenten Jargon- Couplets immer noch Käte Erlholz bleibt. Nelson oder sein Regisseur Basch haben den Ehrgeiz, auf der kleinen und ver­räterischen Bühne auch im Chor hübsche Gesichter, hübsche Körper zu zeigen. Scheffer führt mit Fisser Köppe das große, das luftigste Wort. Die beiden Kurts, Fuß und Gerron, gefellen fich ihnen einspielfam hinzu, alle vier beliebt und für das Stück erfolgreich, tanzend, wizelnd, improvisierend. Die originellste Szene ist die des Eherings, ein richtiges Match in einigen Gängen, die faustkämpferisch beginnen und in Dinergängen enden. All das hat beschwingtes, echtes, singendes und charmantes Tanztempo. großer Spannung entgegenhört, habe ich mir die kleine Offenbach­Parodie gemerkt, dann die Couplets Das Tempo unserer Zeit", Ene, mene mintmant" sowie den wirklichen, sofort mitzusingenden Schlager: Morgen nicht zu spät, mein Schab, am Wittenbergplatz". Die Ausstattung Aumon beweist Geschmad in der besonders detail­lierten Ausarbeitung eines einzelnen malerischen Leitmotivs. Eine wird, sollte mit Affengeschwindigkeit verschwinden. Alles in allem Affenszene, in der anscheinend eine menschliche Mißgeburt gezeigt ein froher Abend für die Zehntausend, die noch nicht Lust haben, in den Konkurs zu gehen. K. S.

Wichtig ist die Tatsache, daß Locarno auf schweizerischem Ge­biete gelegen ist, und zwar in der italienischen Schweiz . Sicherlich ist diese Lage Locarnos für die Wahl zum Konferenzort ausschlag­gebend gewesen, damit nicht wieder Genf , ein in der französischen Schweiz liegender Ort erwählt wird. Das kleine Postamt in Mar Halbe Ehrenbürger der Stadt Danzig . Die städtischen Körper­Locarno, das den großen Telegraphen- und Telephonanforderungen bei Danzig geborenen Dr. Mag Halbe anlaßlich seines 60. Geburtstages schaften der Stadt Danzig haben einstimmig beschlossen, den in Güttland einer jo wichtigen Ronjeneng nicht gemadhjen man, beits beste Ghrenbürgerrechte der Globi Danzig as berleiben.

S. G.

Eine famoje Film- ,, Gesellschaft". Einen genialen Gedanken hatte fürzlich ein Stockholmer" Filmdirektor". In einem Stod holmer Blatt ließ er eine Anzeige erscheinen, daß einige hundert Damen und Herren zum Filmen gesucht würden. Es meldeten sich ein paar hundert Leute, meist Arbeitslose. Fünf von ihnen, die in der Schlange" vorn anstanden, wurden zum Chef" hineingelaffen. Als sie heraustamen, waren sie wütend: Fünfundzwanzig Kronen Poflet es, wenn man gefilmt wird!" rief einer von ihnen. Durch die Versammlung ging Murren und Schimpfen. Das heilige Feuer der Kunst war erloschen, und dafür brannte der Aerger. Der Herr Direktor, so hieß es, wolle eine fooperative Filmgesellschaft" bilden. Das Filmmanuskript wäre bereits vorhanden, auch ein Photograph, Bloß eine

und ein deutscher Regiffeur fei bereits unterwegs. Kleinigkeit fehlte, nämlich das Geld, und das wollte sich der Herr Direktor von den Mitwirkenden verschaffen. Zufällig" hatte er vergessen, das in der Anzeige mitzuteilen.

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Erftaufführungen der Woche. Mont. Sleines Tb.: Hochzeitstager Mittw. Th. des Westens: Der Drio". Freit. Lessing - Th. Gie unter Ulmen". Sonnab. Städt. Oper: Don Pasquale.

Urania - Borträge. Sonntag 4,5 und 7 Uhr: Polarfabrt. Gonnt., Dienst., Mittw., Freit:: Das Gesicht des roten Rußland ". Bon Montag an täglich: v wälder Ameritas. Yucatan ". Mont., Donn., Freit.: Moderne seindererziehung". Sonnab., Sonnt ( d. 11.) 7 Uhr: Johann Strauß ".

aut tämpfen hatte, warde Freitag wegen Insolvenz geschlossen. Sanierungs Die Wiener Boltsoper, dic schon lange mit finanziellen Schwierigkeiten berhandlungen find im Gange.