die Konstruttionsmögkichteiten in Politik und Wirtschast in Deutschland sind nicht in Einklang zu bringen mit den Bildern, die man sich in Moskau davon macht. Das ist die Mauer, an der bisher jede kommunistische Führung in Deutschland sich den Kopf eingerannt hat. Man hat versucht, die Sozialdemo- kratie mit der Politik der offenen Briefe und der Entlarvungs- strategie zu spalten und zu zerschmettern. Diese Politik, durch zwei Jahre hindurch fortgesetzt, hat mit der sogenannten Oktoberniederlage der Kommunistischen Partei ge- endet. Danach bemächtigte sich die Linke der Kommunistischen Partei— M a s l o w und Ruth Fischer — mit Zustimmung der Exekutive der Führung der deutschen Kommunisti - schen Partei.' Der Unterschied ihrer neuen linken Taktik gegen- über der Entlarvungsstrategie bestand darin, daß sie das Hauptgewicht auf den engen ideologischen sektenmäßigchr Zu- sammenschlus; der Kommunistischen Partei legten. Sie glaubten, durch den hermetischen Abschluß von den sozialdemo- kratischen Arbeitern und der sachlichen Politik der Sozial- demokratie am erfolgreichsten die Existenz einer Kommunisti- schen Partei in Deutschland gegenüber der Anziehungskraft der Massenpartei der deutschen Arbeiterschaft behaupten zu können. Unausgesprochen, und vielleicht bei den Führern unbewußt. lag dieser linken Taktik das Gefühl zugrunde, daß die Existenz- bcrechtigung einer Kommunistischen Partei beweisbedürftig und bedroht sei. Diese neue linke Taktik hat zu einem Miß- erfolg geführt, der hinter der sogenannten Ottoberniederlage nicht zurückbleibt. Aber wie nach dem Oktober 1923 sieht die Exekutive in Moskau in diesem Mißerfolg nicht die Auswirkung der ob» jektiven Bedingungen in Deutschland , die sie vollständig ver- kannt hat. Würde sie es tun, so würde solche Einsicht einer Kapitulation gleich kommen und den Ansang vom Ende nicht nur der Kommunistischen Partei in Deutschland , sondern auch- der kommunistischen Internationale bedeuten. Sie sieht im Mißerfolg deshalb die Folge der U n- fähigkeit der kommunistischen Führer. Sie befiehlt einen neuen Kurs. Sie möchte eine neue Offensive eröffnen, zwar nicht gegen die politisch und wirt- schoftlich reaktionären Kräfte in Deutschland , aber gegen die deutsche Sozialdemokratie. In Wahrheit handelt es sich bei dem neuen Kurs um die Rückkehr zur Taktik der Zellen» bildung, der Offenen Briefe, zur Entlarvungs- st r a t e g i e. Die Parole heißt„Heran an die sozialdemo» kratischen Arbeiter!" Diesem Zwecke soll die radikale Um» stcllung der kommunistischen Organisation vom System der Wohnbezirksorganisation auf das System der Betriebszellen- organisation dienen. Aber wenn das System der kommunisti - schen Betriebszellen aufgezogen sein wird, so müssen diese Betriebszellen den sozialdemokratischen Arbeitern schließlich etwas vorschlagen und müssen ihnen erzählen, wie sie in ihrem Interesse politisch handeln wollen. Die Exekutive, die den neuen Kurs befiehlt, bezeichnet als Hauptinhalt der kommunistischen Agitation oie Ankrfüpfung an den Alltag. Was damit gemeint ist, geht aus einer Rede von S i n o w j e w in Moskau hervor. Dort heißt es: „Wodurch gewinnt die Sozialdemokratie? Nehmen Sie die Steuergeschichre. D i e Sozialdemokratie hat es besser. früher und konkreter gemacht als wir, sie hat mit den, Älltag gerechnet. Dadurch gewinnt sie. W i r h a b e n d a s j e tz t nachgeholt. Diese letzten Kampagnen, die wir hatten, sind Alltag, typischer Wtag. Die Sozialdemokran« gewinnt, da sie versleht, diesem Alltag Ausdruck zu geben." Nun ist freilich zwischen dem Eingehen der Sozialdemo- kratie auf den Alltag und dem, was Sinowjew den deutschen Kommunisten beibringen möchte, ein weiter Unterschied. Das ehrliche Streben sozialdemokratischer Alltagsarbeit in Politik und Gewerkschaften ist es. die Interessen der Arbeiter- lchast zu vertreten und Erfolge im Interesse der Arbeiter» fchast zu erzielen, die die Kommunisten als„reformistisch" be- schimpfen. S i n 0 w j e w will, daß die Kommunisten in den Betrieben sich stellen sollen, a l s o b sie an der sachlichen und zweckmäßigen Arbeit der sozialdemokratischen Arbeiter und Funktionäre teilnehmen wollten, ober nur, um aus dieser
Das kinöerzimmer. Aueklang einer kleinen Tragödie. Der Herbst hockt wie ein feuchter Riesenfrosch in dem engen Hof des Miethauses. Die späte Wärme des Tages verdampft unter den Nebeltüchern des Abends. Ein Baumskelett lügt mit ein paar gelben Blättern Leben. Wie eine Schachtel ist dieser steile, enge Hof, in der die zer- brochenen Dinge der Frcitde still beiseite gestellt wurden. Es wird kühl, und. man muß die Fenster schließen. Ein junges Mädchen macht das Licht an. In diesem Licht steht das junge Mädchen, grau, von einem Tagewerk verbraucht, unpersönlich und lustlos. Wie eine Schwester, wie eine Ergänzung der Schreib- Maschine sieht sie aus, die genau so unlebendig aus dem kleinen Tischchen bereit ist, in sich hinein sprechen zu lassen. Es ist schon zwanzig Minuten noch Bureauschluh. Ich wart«. Weil ich von dem Manne, der hier zu bestimmen hat, etwas wünsch«. Und dos junge Mädchen wartet nur. weil ich warte. Zwanziginal, dreißigmal reisen meine Augen in diesem Zimmer auf und ab. Sie finden nichts, woran sie sich klammern könnten: zwei Regale, Aktenordner, irgendein erschütternd belangloses und dummes Bild an der Wand. Meine Taschenuhr wispert wie das freflend« Insekt der Zeit. Ich entdecke ein Blatt Papier über der Tür. darauf steht: „Privatunterhalttingen hoslichst verbeten!" Als» beginne ich eine Prwotunterhaltung und erfahre, daß das Fräulein Gerda heißt. Daß das Bureau aus zwei abgemieteten Räumen einer Dreizimmerwohnung besteht,'und daß Gerda die Tochter de» Hauses ist. Auch daß der Vater vor einem Jahr ge- starben, daß die Mutter Naharbeiten besorgt, und daß Gerda sehr glücklich ist, weil sie von dem Untermieter auch als Stenotypistin angestellt wurde. Draußen im Hof hockt der feuchte Riesenfrosch und glotzt in den Raum, der einst ein Heim, eine Wohnung war.- Da» junge Mädchen friert unter einer schweren Müdigkeit und wird ganz still. Ich er. greise ihre Hand, und meine Finger erzählen ihr die keuscheste aller Geschichten, die Geschichte vom wortlosen Verstehen. Da geschieht etwas sehr Rührende»: Da» junge Mädchen breitet die Anne aus, als wollt« es in unendlicher Liebe diesen Raum umfassen, und sagt mit der holden Geschwätzigtett eine» plötzlichen Vertrauens: JDiefe» Zimmer war einmal mein Kinderzimmer, damals... hier stand mem Bett, und dort, wo das große Regal ist, war ein Brett für meine Puppen... vor dem Fenster machte ich die Schul- aufgaben, oder ich saß da mit meinen Freundinnen, wenn sie zum Kaffee kamen... es waren auch immer Blumen vor dem Fenster ,.. damals..* Aber natürlich, natürllch... die Rosenranken in der Tapete. und die weißen Leiste».., ein Kinderzimmer! Dort auf dem
Hallung agitatorisch« Parolen gegen fite Sozialdemokratie zu gewinnen. Der neue Kurs läuft deshalb im Grunde auf das alte Doppelspiel hinaus: der Sozial- demokratie die Verantwortung für die Tagesarbeit zu- zuschieben, um sie dann zu beschimpfen, daß mit der Tagesarbeit nicht zugleich auf einmal alle Widerstände der kapitalistischen Welt gebrochen werden können. Aber diese überdemagogische Spitzfindigkeit begreift wohl die russtsckje Exekutive der Internationale in Moskau , aber nicht ein einfacher kommunistischer Arbeiter. Der fragt sich, wenn er die Worte Sinowjews über die Tätigkeit der Sozial- demokratie liest: worum müssen wir ein« eigene Kommunistische Partei trotz aller Mißerfolge mühselig immer wieder aufzu- ziehen versuchen, wenn doch die Sozialdemokratie nach dem Urteil Sinowjews die Arbeit für die Arbeiterschaft besser ver- steht als wir. Das ist der große Bruch zwischen der demagogischen Politik, die die Exekutive führen will, und dem Ver- ständnis der deutschen kommunisti s ch e n Ar- b e i t« r. Die Masse der Kommunisten in Deutschland hat deshalb der Linken zugejubelt, weil sie in ihrer Politik der Mfchließung von den sozialdemokratischen Arbeitern eine verständliche und ehrliche Politik erblickte nach den dummschlauen Methoden der Entlarvungsstrategie. Die kommunistischen Arbeiter empfinden, daß in dieser Strategie, die jetzt als neuer Kurs wieder empfohlen wird, etwas nicht stimmt. Sie fragen sich: wir sollen die Sozialdemokratie niederkonkurrieren, aber wir sollen zugleich von ihr lernen, wie wir zu arberten haben. Warum, um alles in der Welt, wenn die Sozialdemokraten es bester verstehen wie wir, warum dürfen wir dann nicht selbst Sozialdemokraten sein? So befindet sich jede kommunistische Führung in Deutsch - land in einem bösartigen Dilemma. Entweder bringt sie auf Befehl der Exekutive die kommunistischen Arbeiter und Funktionäre an die sozialdemokratischen Massen heran mit dem Erfolg, daß sie sich selbst in der praktischen Arbeit davon über- zeugen, daß die Kommunistische Partei kein« Existenzberechti- gung hat. Oder sie schließt die Kommunisten durch eine rein« Ägitationspolitik von den sozialdemokratischen Arbeitern ob, dann wird die Partei am Ende zur bedeutungslosen Sekte. Aus diesem Dilemma ist kein Ausweg für die Kommunisten. da eben die Sozialdemokratie die politischen und Wirtschaft« lichen Interessen der deutschen Arbeiterschaft unter den in Deutschland gegebenen Bedingungen so vertritt, daß neben ihr keine andere Arbeiterpartei Existenzberechtigung hat. Jede kommunistische Führung in Deutschland empfindet deshalb sehr bald, daß sie nach zwei Seiten zu kämpfen hat. Vor sich hat sie die Mauer der deutschen So- z i a l d e m o k r a t i e» an der sie sich den Kopf einstößt. Hinter ihr steht die Exekutive der kommunisti» schen Internationale und faßt sie im Genick, wenn sie befohlene Erfolge nicht vorweisen kann. Dys Resultat ist nicht nur tiefer Pessimismus, der die kommunistischen Agi- tationsphrasen nur noch verlogener macht, sondern zugleich dumpfe Erbitterung über den Druck der russischen Exekutive in Moskau . Jede kommunistische Führung fühlt bald, daß Unmögliches von ihr verlangt wird, weil die deutschen Be- dingungen von der Moskauer Exekutive falsch eingeschätzt werden. Die Folge davon ist ein unterirdischer steter Kampf zwischen der Exekutive in Moskau und der deutschen kommu- nistischen Führung. Es hat noch keine deutsche kommunistische Führung gegeben, die nicht in diesen unterirdisch geführten Machtkampf Mischen Exekutive und deutscher Zentrale ver» wickelt worden wäre. Dieser Machtkampf wird von der Exe» kutive mit einer Art geheimer politischer Polizei geführt. Die Zentrale Maslow-Ruth-Fischer hat demgegenüber ein System internationaler Emissäre aufgezogen. So bietet die kommu» nistische Internationale das Bild einer Organisation, in der die führenden Körperschaften ununterbrochen miteinander um die Macht kämpfen und sich gegenseitig zerfleischen. Das innere Leben der Kommunistischen Partei besteht nicht in der Borbereitung und Führung praktischer Arbeiter» Politik, sondern nur noch in dem Streit über die Frage, wem
Regal steht die Puppe Dolly... und hinter den Aktendeckeln warten Bilderbücher. Die Schreitmaschine? I wo, das ist gar keine Schreibmaschine: das ist ein Spielzeug:: vielleicht«ine Laterna magica? Da knarrt die Tür. Der Herr tritt ein und sagt:„Fräulein Gerda, es ist schon nach sechs, machen Sie Schluß!" Und zu mir sagt er:„Bitte...!" Da ist das Kinderzimmer eingestürzt. Und nur mehr ein Bureau ist da. Gerda hat kein Kinderzimmer, jede Erinnerung ist ausgelöscht. Das Heim ist ein Arbeitsraum. Alle Puppen sind in der engen Schachtel de» Hofes«ingepackt, weil sie nichts mehr taugen. Unter dem Baumskclett ist der Traum vom eigenen Heim und ist Iungmädelsehnsucht verscharrt. Und der feuchte Frosch glotzt durch die Scheiben in ein Bureau. Marx Preis.
ver lonkünsttervercin vermittelte bei einem ersten Abend mtt neuen Werken im Meistersoal die Bekanntschaft mu drei Streich- quartetten jüngeren Datums. Max Schillings 1887 tompo- niertes, 1905 revidiertes Wert schlägt Töne voll brahmsischer Herbig- keit an, die durchwühlt sind von den Ekstasen stammelnder Tristan- Empfindsamkeit. Es herrscht streng« viersätzige Form mit zum Teil sehr starten thematischen Derhotungen. Äm Schlüsse gibt es eine Schau über all« Satzlhemen vor dem stürmenden Ausklang. Paul Graeners Quartett opus 65 hat Klarheit und Plastik der Linienführung und außerordentliche Schwungkraft. Es führt nach einem mit einstimmigen anstürmenden Gängen erfüllten Satz durch die kurze Ruhe einer inneren Einkehr zu einem Pariationsthema, da» in den mitreißenden Rhythmus eines Endsatzes mit charatteri- stisch ungarischem Einschlag bmeingesteigert wird. T o ch s Quartett opus 34 ist ein Vertreter bewußten Fortschritts. Uebsrall findet man formal strengste Bindungen, weitousgreifende Themen, häm- mernde Rhythmen, dann wieder seinstausgelockerte Linien in ein Bad mysteriöser Klänge getaucht. Im letzten Satz reibt und knirscht alles. Die Herren F r e n t e l, Earuana. Ronneseld und Schräder(Streichquartett der Dresdener Philharmonie) spielten die Werke mit viel Hingabe und in klangschöner Verklärung. Die stärksten geistigen und musikalischen Kräfte scheinen bei den Ver- tretern der Außenstimmen zu liegen. S.(J. Wasmann In der Berliner Nalionalgalerie. Der Mthariburger Maler Friedrich Wasmann , besten Biedermeier-Bilder mit der Sammlung Bernt Grönoold die Berliner Nationolg�lerie vor ein paar Jahren verließen und in die Hamburger-lunsthalle über» siedelten, ist nun in die Berliner Sammlung doch mit fünf Bildnissen eingezogen. Im Obergeschoß der Galerie find jetzt mit diesen Reu» «rwerbungen die köstlichen Zeichnungen vereinigt, die die National- galerle schon längere Zeit von Friedrich Wasmann besitzt.- Fortschritt in der Seekabellelegraphle. Ueber einen neuen bedeutsamen Fortschritt in der Seekabettelegraphie teilte kürzlich Professor K. W. Wagner im Elektrotechnischen Verein Berlin folgendes mit: Wie vor etwa Jahresfrist bekannt geworden ist, hotten Forschungsarbeiten, die gleichzeitig und abhängig von ein- ander« Deutschland und in Axaenla ausgeführt worden waren,
die Schuld an den Zerfallserscheinungen der Kommunistischen Partei zuzuschreiben sei. Eine Partei und eine internationale Organisation, die sich selbst so wütend zerfleischt, hat keine Zukunftsaussichten, weder in Deutschland , noch im internatio- nalen Maßstabe._
Staütverorönetenwohlen in Posen. Dezimierung des Deutschtums. Posen. S. Oktober.(Mtb.) Bei den gestrigen Stadtverordneten - wählen in Posen errangen von 60 Sitzen die Nationaldemokraten 34 und die polnische Sozialdemokrattsche Partei 8. Die übrigen 12 Mandate entfallen auf die verschiedenen Splitterparteien. Die Deutschen , die im Jahre 1918 fast die Hälfte der Bevölkerung Posens ausmachten, haben für die polnische Sozialdemo- kratische Partei gestimmt(weil von allen polnischen Parteien allein die sozialdemokratisch« Verständnis für den Minder- hettenschutz zeigt. Red. d. B.) Aus dem Wahlresullot ergibt sich, wie das Deutschtum durch die polnische Unterdrückungspolitit der letzten sieben Jahre dezimiert worden ist. Noch in jüngster Zell hoben die Op- taittenausweisungen den Abwanderungsprozeß verstärkt, wodurch den Deutschen jede Mitarbeit an der kommunalen Ver- waltung unmöglich gemacht ist. Die Schwächung des Deutschtums wirkt sich wetterhin auch auf die Vertretung der Deutschen im Par- lament au», wo die Interpellationen der Mindcrhetten den polnischen Regierungen äußerst unbequem sind.
Umbilöung öes pariser Kabinetts Paul Boneour Kriegsminister? Paris , 5. Oktober. (Eigener Drahtbericht.) Die von der fron- zö fischen Regierung in Aussicht genommene Ernennung des gegen- wärtigen Iustizministers Steeg zum Nachfolger des in den Ruhestand versetzten Generalgouverneurs von Marokko , Marschall Lyauthey, dürfte eine politisch sehr bedeutsame Umbildung des Kabinetts Painleve im Gefolge haben. Wie wir aus gut unterrichteten politischen Kreisen hören, soll der Kultus- minister de Mvnzie die mit der Vizepräsidentschaft des Kobi- netts verbundene Nachfolgerschaft Steegs im I u st i z m i n i» st e r i u m übernehmen und an de Monzies Stelle Herr Data» dier, der Kolonialminister des Kabinetts Herriot , treten. Darüber hinaus soll Painlevä beabsichtigen, sich künftig auf die Minister- Präsidentschaft selbst zu beschränken und das von ihm verwaltete Kriegsmini st erium abzugeben. Als Kandidat für da» Kriegsministerium wird uns von absolut vertrauenswürdiger Seite der sozialistische Abgeordnete Paul B o n e o ur genannt. Wie weit diese Information tatsächlich zutrifft. ist zur Stunde nicht festzustellen. Tatsache ist jedenfalls, daß Paul Boncour von jeher für die Beteiligung der Sozia- listen an der Regierung gewesen ist und daß es zwischen ihm und der Parteileitung darüber im Sommer zu erhcbllchen Meinungsverschiedenheiten gekommen ist.
Der empfinüliche Faschismus. Er verträgt keine Kritik. Rom . L. Oktober.(WTB.) Die Agenzia Stefani meldet: ver italienische Gesandt« in Wien hat gegen«in« Rede de» Abgeordneten Ellenbogen im Ssterreichischen Nationalrat pei dem österreichischen Außenminister Verwahrung eingelegt. Der Außenminister, der seinem Bedauern üher den Zwischenfall Ausdruck..gab, schickte sofort seine» Vertreter zur ttalienischen Ge» sandtschast. um das lebhafreste Bedauern der öfter- reich ischen Regierung wegen der unbesonnenen Wort« de» Abgeordneten.auszusprechen. Die italienische Regierung er- klärt, sie sei dadurch nicht zufriedengestellt. Der Zwischen- fall wird vielleicht weitere Folgen haben. Genosse Ellenbogen hatte am Donnerstag in der außen» politischen Aussprache im Nationalrat über die verlängerte Finanzkontrolle Mussolini wegen der faschistischen Unter- drückung der Deutschen in Südtirol mit der Schärfe gerechter Leidenschaft angegriffen.
zur Ausbildung eines neuen Kabeltyps geführt, der etwa das Fünf- fache der Kabel aller Bauart leistet. Bisher war es aber nicht möglich, auf einem solchen Kabel in beiden Richtungen gleichzeitig zu telegraphieren. Die nach diesem Ziel gerichteten Versuche de» Telegraphentechnischen Reichsamts sind nunmehr ebenfalls von Erfolg gekrönt worden. Auf einem in der Ostsee verlegten Probe- kabel, da» in seinen elektrischen Eigenschaften einer transozeanischen Kabelstrcck« entspricht, konnten im Duplexbetriebe, d. h. im Tele- graphleren nach beiden Richtungen, 800 Buchstaben in einer Minute einwandfrei empfangen werden. Staatsfeindliche tilerotur. Die Fälle, daß literarisch wertvoll« Werke beschlaanahmt werden, mchrcn sich. Jetzt ist einer staats- anwaltlichen Maßnohme die Leipziger Zeitschrist �ieimstunden" zum Opfer gefallen, deren diesjährige Hefte 1 bis 6 Skizzen Kurt K l a eb e r» brachten, die in abgeänderter Fassung in seinem bereits beschlagnahmten und verbotenen Buch„Barrikaden an der Ruhr" enthalten sind. Dies ist für den Verlag bereits die dritte Be- nähme innerhalb weniger Monate. „Außerdem." schreibt der Verlag uns wörtlich,„kümmert sich die Polizeibehörde so gründlich um unseren Verlag, daß wir den Besuch der Kriminalbeamten schon bald häufiger als den von Kunden betrachten können und wir zu der Vertu utung kommen, daß man die entschieden pazifistisch oder sozialistisch eingestellten Verlage unter allen Jimständen kaputt machen will.— Wir verweisen auf den Aufruf„Für die Freiheit der Kunst" in unserer Freitag-Morgenausgab«(Nr. 465). Es ist nun wahrlich höchste Zeit, daß man hellsichtig wird und staatsfeindliche Gesinnung wo anders als— in Kunstwerken entdeckt! 3« cefflna.Alusevm findet DonnerStaa S Uhr«in Konrad-Ferdi- nand-Meher-Abend statt. Dr. Günther N o t d ivricht zum tlX>. ffi,-t«'zg des Dichter»; Lotte Zlojenbaum-Schwarz rezitiert an» in,... Werken. Bruno U aller wird Ende dieser Woche zum erstenmal alt Spielleiter vor die OeffenUichteit treten. Die Sinitudieiung der Oper„Don PaSqnai» von Donizetti in der Ttädtilchen Oper wird nicht nur musikalisch von ihm geleitet, sondern auch von ihm in Szene gesetzt. piroud.Uo-Gostspiel am Staalstheoter. Da« Theater d'Arte au» Vom wird unter Leitung von Luigi Pirandell o im Echaulvielhau» am Gendarmen. meilt ein kurze» Gaftlpiei geben. E« gelangt in ttalieniicher Sprach« und in der ltalienllchen Original-Besetzung zur Zlussübrung am Montag, den 12 Oktober, 8 Uhr:.6 Personen suchen einen Autor". Am Tien»tag und Äiitwold weiden ebensalls Werke von Pirandello gespielt werden. Ende de» Winter » wird ein deutsche » Gastspiel de» Berliner StaaiSlhcater» m Italien solgen. ein deutsche « Sänge museum wurde in Nürnberg anläßlich der Tagung de« Deutschen Sängerbünde« am Sonntag eingeweiht. v!« IV. Schul-Muflkwoche Hamburg , zu der Hundert« von Teilnehmern au« allen Teilen de» Reiche» in Hamburg «ingetrosten sind, ist am Sonntag mit«wem Bezrügungsabend im Keweibehause eröffnet worden. Rvßland und die citeraturkouveu lo». Aus eine Aufrage de« Außen- kommissariak» teilt da» PollSbildungtlommissariat mit, e» flehe enigegen der Berner Litcraiurkoiwention aus dem Standpunkt, daß Rußland alle im Ausland oeröftenilichlcn Erlchelnungcn unbegrenzt und mtt eigenen Lorworten und Kommentaren zur Verbreitung bringen könne. Amsterdamer Stadien, gür die im Jahr« 1S2S stattfindenden Olpmpi- schen Spiel« ist der Bau eine» neuen Stadion» nach den Entwürfen de» Aichitellen Jan Sil» beschlossen worden. Ron hogt, die gewnllige Arbeit in zwei Jahren jertiggestelu zu habe»