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Der Mecklenburger Skandal. Zuchthaus für Reichsbanuer Amnestie für Fememörder? Die beiden politischen Prozesse in Mecklenburg  , der Femeprozeß von Schwerin   und der Reichsbannerprozeß von Grevesmühlen, beherrschen immer noch die ösfentliche Meinung im Land. Merk» würdigerweise herrscht absolut keine Sicgerstimmung in den Kreisen des Landbundes und seiner völkischen Trabanten über die Pelden- taten seiner Minister. Richter und Staatsanwälte. Der Zulauf zum Reichsbanner dagegen ist in der letzten Woche so groß geworden, wie im Lauf der letzten Jahre kaum anzunehmen war. Selb   st große Teile der Bquernschaft wenden sich von einem Regierungssystem ob, dos den einen Dolkstcil für vogel- frei für völkische Messer- und Revolverhelden erklärt und schützend fein« Hand über die Mecklenburgischen Strauchritter hält. Räch den Plädoyers im Grevesmühlener   Prozeß wirkte es alarmierend, als der vom Reichsbanner zu den Döl- tischen überge kaufen« Arbeiter Eckmann, der vor Gericht zitiert worden war, in einem abgetrennten Verfahren auf die Für- fprach« seines völkischen Rechtsanwalts und auf Antrag des Staats- walts vom Platz weg freigesprochen wurde. Wenn man schon die Reichsbannerleute wegen angeblicher Ueberschreitung der Rotwehr und wegenLandfriedensbruch" mit schweren Zuchthaus- und Gefängnisstrafen bedroht, dann hätte man sich dies« Prämie auf die Feigheit und Gesinnungslumperei schenken können, die in diesem merkwürdigen Freispruch ausgedrückt ist. Die Regierung des Herrn von Branden st ein scheint sich fedoch mit dem Grevesmühlener   Gerichtsskandal nicht zu begnügen und einen Justizakt vorzubereiten, der geeignet sein dürfte, die Er- regung des republikanischen Volksteils in Mecklenburg   weiter zu steigern. Das mecklenburgische Staatsministerium plant nämlich die Begnadigung der im Schweriner   Fememordprozeß zum Tode verurteilten völkischenTschekisten' Liszka, Rotzen und Kalla. Nach Mittellung des Verteidigers der drei Mordgesellen hat der deutschvolksparteiliche Iustizminister Dr. Stammer die vollständige Begnadigung der drei Mörder im Laufe der nächsten drei bis fünf Jahre in Aussicht gestellt. Die Verurteilten sind wegen der Gefahr einer Gefangenenbefreiung vor einigen Wochen nach dem Zuchthaus Dreibergen übergeführt worden, da die Frau de« eben- falls in die Mordoffäre verwickelten Oberleutnant» Schöller all« Heb«! in Bewegung gesetzt hatte, ein kleines Befreiungsmanöver zu inszenieren. Auch diesem Anstifter des bestialischen Morde» soll die dem kommunistischen   Strafgefangenen Mecklenburgs bis heut« vorenthalten«.Amnestie' leuchten. » Setkenstück« zum Grevesmühler Prozeß schildert Pottzeioberst n. D. Lange inr.Sozialdemokratischen Pressedienst': Bor drei Iahren brachte der frühere Kommunist Bozenhardt das sehr geruhsame Städtchen Parchim   in Mecklenburg  , wo er Stadt» verordneter war. in wild« Aufregung. Die drei blauen Polizisten aus urmecklenburgifchen Zeiten erwiesen sich als machtlos. Alle Augenblicke mußte ein LastkraftwagenGrüner' nach Parchim  rollen, um die Staatsautorität wiederherzustellen. Ebenso gab es aber auch einen völkischen Rufer im Streit, den Amt«- Hauptmann Böteführ. Er wollte mit Bozenhardt und Ge- nassen reinen Tisch machen und berief deshalb an einem Sonntage, als auch Bozenhardt gerade wieder irgendein Meeting abhielt, seine Mannen nach Parchim  . Für den Sonntag abend wurde zum Zweck völkischer Erleuchtung ein Fackelzug geplant, und das weitere, dachte man, würde sich dann schon finden. Die Regierung hotte aber von Vöteführs Absichten Wind bekommen und den Fackelzug verboten. Sicherheitshalber wurde auch«in kleines Kommando Ordnung»- polizei entsandt, das im Rathaus« Quartier aufschlug. Die Döl- tischen saßen im großen Saale eines der Gasthäuser, wutentbrannt über das Verbot des geplanten Fackelzuges und vertilgten, da es zunächst keine Kommunisten sein konnten, erheblich« Quantitäten Bier und Branntwein. In ihrer Mitte saß angeblich um sie zu überwachen der trunkfeste Chef der Landeskriminolpolizei, R e- gterungsrat Wiggers, ein Mann von schärfster Rechts- Prüfung. Gegen Mitternacht waren Wut und Mut so weit ge- schwollen, daß die Fackeln doch entzündet waren und man sich auf die Straße begab. Die blaue Polizei wurde angegriffen und niedergetreten. Auf Benachrichtigung rückte nunmehr der Polizei- oberleutnant Böhlke mit seinen 40 Beamten dem etwa 300 Mann sterken völkischen Haufen entgegen und befahl Räumung der Straße. Er stieß auf Widerstand, der mit dem Gummiknüppel gebrochen werden mußte. Plötzlich brach eine Panik aus und in wilder Flucht flutete des.Amtshauptmanns' eisern« Schar in das rettende Gast- haus zurück. Es wurde umstellt, dann schritt die Polizei im Saale zur Entwaffnung. Ein ganzes Arsenal von Pistolen, Dolchmessern, eiserneu Leistungsrohren. knüppeln, die mit Hisse von durchge- trieben«, zolldicken« Nägeln zu.Morgensternen' frisiert worden waren, wurde beschlagnahmt im ganzen mehrere Handkarren voll. Eine Auslese dieser Waffen wurde später im Landtage bei einer Interpellation über diese Affäre auf den Tisch des Hauses nieder- gelegt. Ein gerichtliches Nachspiel hotte aber das Ganze nicht. Niemand wurde zur Rechenschaft gezogen. Bon Zusammenrottung, Landfriedensbruch usw. war keine Rede. Eineharmlose Sache', die die Justiz nicht« anging! Damit vergleiche man die Vorgänge von Grevesmühlen   und die Art ihrer Erledigung. Es gibt auch sonst noch unerledigte Fälle. Der krasseste ist dieser: Im Sommer 1920 hatten sich O rg e s chm it gl» e d e r Waffen aus Pcrleberg geholt und sie einstweilen in einem Zwischendepot am Walde bei der Bahnstation Kleinen vergraben. Durch die Wachsamkeit grüner Polizeibeamter mar das herausge- kommen und die Angelegenheit fand ihr Nachspiel vor einem außer- ordentlichen Gericht in Wismar  . Dabei stellte es sich heraus, daß die Waffen in einem derOrdnungspolizei Wismar' gehörigen Lastkraftwagen geholt worden waren. Ein Hauptwacht- meister und zwei Wachtmeister hatten sich, wie vor dem Gericht ausdrücklich festgestellt worden war, bestechen lassen und so den Transport ermöglicht. Die Schuldigen wurden zwar sofort aus dem Dienst entlassen, sonst ober ist ihnen bis zum heutigen Tag« nichts geschehen. Kein schneidiger Staatsanwalt, wie der Assessor Wagner, hat sie zur Rechenschaft gezogen.
Thüringischer Ordnungskurs. Der thüringische Innenminister Dr. Sattler verbot die für Mittwoch abend vorgesehene öffent- liche Bersammwng der internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit, die den Abschluß der Weimarer  Tagung bilden sollte. In der schriftlichen Begründung wird erNärt, daß die Versammlung wegen Gefährdung der öffentlichen Ordnung, Ruhe und Sicherheit verboten werde, da sie sich mit Derhandlungsgegenständen wiePolitische Lag«, Kriegs- g« f a h r 7' befassen sollte. Vernünftiger Abbau. Der hessische Landtag verabschiedet« ein Gemeindewahlgesetz, das schon bei den Wahlen im November An- wendung finden soll. Bon Bedeutung ist, daß die Zahl der Stadtverordneten im Gesetz selbst nunmehr bestimmt ist und nicht mehr durch O r t s st a t u t erhöht werden kann. Dadurch erhalten. Darmstadt   und Mainz   in Zukunft 24 anstatt bisher (0 Stadtverordnete,
SürgerMreck. Die Pleite des BürgerblockS. Wem» man überhaupt augenblicklich schon von einem Wahl- kämpf um die Stadtverordnetenversammlung sprechen kann, dann j kommt er höchstens tarin zum Ausdruck, daß die Parteien langsam anfangen, zu Wahlversammlungen überzugehen. In der Presse ist es noch still. Da« hat seinen tiefen Grund. Dem Bürger- block fehlt jede Wahlparole. Zu gründlich haben sich die Herrschaften in den letzten vier Iahren blamiert. Die lächerliche Zersplitterung in nicht weniger als 15 bürgerliche Listen zeigt, wie sehr beim Bürgertum Cliquenwirtschaft und Kirchturmsgeist überwiegt und wie wenig all diese Herren imstande find, sich zu gemeinsamer Arbeit und zur Bildung wirklich leistungsfähiger großer Parteien aufzuschwingen. Am pein- lichsten ist es den Drahtziehern der Reaktion im Rathaus, daß sie gar nichts, aber auch gar nichts mehr gegen die oerhaßten Sozial- demakraten vorbringen können. Ein Mahnruf desLokal-Anzeigers' in der heutigen Morgen­ausgabe zeigt so recht die geistige Armut dieser Kreise. Es tut den Reaktionären ordentlich leld, daß an dem Widerstand der Sozialdemokratie ihre Radaulust gebrochen ist. Denn die von ihnen provozierten Tumultszenen waren immer noch ihr bequemstes Propagandomittel. So bleibt nur als einziges Mittel, das rote Tuch zu schwenken wider die Phantasieerzählung von der Rückkehr P a u l s e n s übrig. Bei der Gelegenheit wird wenigstens anerkannt, daß Paulfenunleugbar ein gewisses An- st a n d s g e f ü h l besitzt'. Im übrigen aber ist er vom Uebel. Wenn e r nicht kommt, kommt Löwen st ein-und wenn das nicht zieht, als schlimmstes Schreckgespenst der fürchterliche Dr. Loh. mann. Der.Lokal-Anzeiger' weiß es ganz genau, sein Berichterstotter hat an den letzten Sitzungen der sozialdemokratischen Fraktion im Rathaus teilgenommen! Einer dieser drei gefährlichen Männer wird nach dem Willen der Sozialdemokratie Stadtschulrat in Berlin   werden. Der.Lokal-Anzeiger' weiß noch mehr. Die Sozialdemo- traten wollen die städtischen Gesellschaften wieder in Regiebetriebe verwandeln. Die Kommunisten verstchern zwar, daß gerade die Umwandlung aus dem Regiebetrieb in Gesellschaften von den Sozial- demakraten und dem berüchtigten Renegaten Reuter-Friesland mit ganz besonderem Eifer betrieben worden ist, aber das ist alles Unsinn. DerLokal-Anzeiger' weiß es besser. Die Gesellsckaften werden aufgelöst und die Tarife werden selbstver- ständlich baldmöglichst zur besseren Versorgung der sozialdeinokra- tischen Bonzen erhöht werden. Auch sind die S t e u e r n für die Sozialdemokraten viel zu niedrig, gleich nach der Eroberung der Mehrheit werden sie um mindestens 50 Proz. erhöht werden! Wie dankbar muß doch der brav« Bürgersmann demLokal-Anzeiger' fein, daß er die geheimsten finstersten Pläne der Sozialdemokraten endlich ans Licht zieht. Sonst wüßte doch der Bürgers- mann überhaupt nicht, worüber er noch schimpfen fall. Ob die Leute nicht selber ein Gefühl dafür haben, wie lächerlich sie sich mit solch einer Wahlpropaganda machen? Höchst wahrschein- lich wissen sie das selber! Aber in der Not frißt bekanntlich der Teufel Fliegen und da es mit dem Bürgerblock zu Ende geht, so muß man eben mit Gewalt etwas erfinden, um ihn am Leben zu erhallen, wenn etwas zeigt, daß die sozialdemokra- tisch« Sache gut steht, dann diese kindliche und dumme Art von Wahl­propaganda der Geistesriefea des dentfchnationaleuLokal. Anzeiger'._ Ein milües Urteil. Sech» Monate Gefängnis für Körperverletzung mit Todeserfolg. Wie derVorwärts' vor einiger Zell   berichtete, verstarb der 17 Jahr« alte Lehrling Kühne an den Folgen eine» Stockschlages, der ihm von seinem Lehrmeister, dem Schlächtermeister Karl Iunghänel aus der Wollankstraße in Pankow   beigebracht worden war. Rur durch einen Zufall kam damals der wahre Sachverhalt ans Tageslicht. Ein anonymer Brief, der an die Ellern des verstorbenen Lehrlings gerichtet war. ließ die Möglichkeit erkennen, daß ihr Sohn eines unnatürlichen Todes gestorben sei. Die von der Kriminalpolizei sofort einge- lellete Untersuchung ergab die Richtigkeit dieser Mitteilung. Es wurde bei dem Toten, der bereits zur Beerdigung freigegeben war, ein schwerer Schädelbruch festgestellt, was zu einer sofortigen Derhoftung und zur Einleitung eines Gerichtsverfahrens gegen den Schlächtermeister Iunghänel wegen Körperverletzung mit Todeserfolg führte. Gestern mußt« sich Iunghänel nun vor dem Schwurgericht des Landgerichts III   verantworten. Der Tatbestand ergab u. a. folgendes: Im Schlachthause hotte der Lehrling einen Hammel durch Blutwasser geschleift, der Meister war darüber ärgerlich geworden und hatte ihm mit einem Besenstiel über den Tisch hinweg einen Stoß versetzt. Der Lehrling war gestrauchell und zu Boden gefallen. Er verrichtete dann noch am Nachmittag seine Arbeit, mutzte sich dann aber gegen Abend zu Bett legen, da er über starkes Unwohlsein klagte. In der Nacht trat noch Erbrechen ein, so daß eine sofortige Ueber- führung in das Pankower   Krankenhaus erfolgen mußte. Bereits am nächsten Tage trat der Tod infolge des festgestellten schweren Schädelbruches«in. Der Angeklagte hielt es nicht für möglich. daß der Lehrling bei jenem Fall sich die schwere Verletzung zuge- zogen haben könnte. Er wisse gar nicht einmal, ob er ihn mit dem Besen getrosten habe. Er glaube vielmehr, daß der Lehrling beim Ausweichen ausgeglitten sei. Außerdem wurde vom Verteidiger darauf hingewiesen, daß der Lehrling in seiner Stube am nächsten Tage, als er zur Wasserleitung gehen wollte, wiederum zu Boden gefallen sei, so daß die Möglichkeit bestehe, daß der Schädelbruch erst hierbei erfolgt sei. Die Meinung der Sachverständigen ging über diesen Punkt auseinander, zumal ein anderer Zeuge be- kündete, daß er bei dem zwellen Fall zugegen gewesen sei. Er habe noch den Kranken gestützt und dieser sei ihm trotzdem wahrscheinlich infolge Schwäche entglitten. Das Schwurgericht kam zu der Uebcrzeugung, daß der Tod des Lehrlings eine Folge des Stoßes mit dem Besen gewesen sei und deshalb vor- sätzliche Körperverletzung vorliege. Da die Beweisaufnahme über den Charakter des Angeklagten nichts nachteiliges ergeben hatte, billigte chm das Gericht mildernde Umstände zu und hielt 6 Monat« Gefängnis für ausreichend. Ueber eine vom Verteidiger beantragte Bewährungsfrist behielt sich das Gericht nach eine Beschlußfassung vor. Der Tod de» jungen Mannes, der seinerzeit bei der Pankower  Bevölkerung helle Aufregung über die roh« Tat und zu tumull- artigen Straßenszenen führte, so daß die Polizei wiederholt ein- greifen mußte, hat hierdurch seine Sühne gefunden. Der Fall kann als«in warnendes Beispiel für die hingestellt werden, die noch immer nicht vermögen auf einen jungen Menschen durch andere Hilfsmittel als durch Schläge erzieherisch einzuwirken.
Synagogen cinbrüch e. Die Berliner   Synagogen sind sell einiger Zeit ein beliebtes Tätigkeitsfeld für Einbrecher. Kürzlich wurde, wie wir mitteillen, einer dieser Spezialisten in der Lützowstroße auf frischer Tat ertappt und festgenommen. Er hat aber entweder Nachahmer gefunden oder Helfershelfer gehabt, die jetzt ohne ihn weiter arbellen. In der oer- gangenen Nacht wurde dr« kleine Synagoge in der Gips- st r a ß e heimgesucht, die im Seitenflügel eines Gebäudes liegt und deren Zugänge nicht besonders gut gesichert sind. Auch der Schrank, in dem dc« gottesdienstlichen Geräte aufbewahrt werden, bietet Ein- brechen» keine Schwierigkeiten. Sie erbeutete« aus diesem Schrank
Zwei Mervergoldei« Freundschaftshände, Toseln mit de» 10 Geboten und ein« Opferbüchse, die sie von der Wand abrissen. Mittellungen zur Aufklärung an die Dienststelle S l 3 im Zimmer 103 des Polizei- Präsidiums.
Das Mtobusnnglück am Lützmvufer. Aorksehung der Zeugenvernehmung. Die Beweisaufnahme über die Schuldfrage in dem folgen- schweren Autobusunglück am Schöneberger Ufer wurde heute fort- gesetzt. Es wurden noch eine Reihe der Fahrgäste des dichtbesetzten Autobusses vernommen. Einige von ihnen bestätigten die Angaben der gestern vernommenen Zeugen, daß es ihnen vorgekommen sei, als ob der Lenker des Autobus entweder sehr unsicher oder betrunken gewesen sei. Andere Zeugen dagegen hatten, obwohl sie täglich diese Strecke mit dem Autobus gefahren sind, nichts Autzergewöhn- liches wahrgenommen. Es wurde dann auch die Zeugin Beiersdorfs, auf die Rechtsanwalt Proell, der Verteidiger des Angeklagten Dr. Silberberg, so großes Gewicht gelegt hat, ver- nommen, da sie sich inzwischen selbst gemeldet hat. Diese Zeugin behauptete, daß der Autobus sehr unsicher und im Zickzackkurs gefahren sei, so daß ste gleich ein Unglück befürchtet hätte und dem wahrer Reumann zugerufen habe, er möchte vorsichtiger fahren. Neumann habe ihr auf ihre Warnung mit einem sehr heftigen Schimpfwort erwidert. Es sei dem Autobus auch ein Privatauto entgegengekommen, und dessen Führer fei aus Enstetzen über den rasenden Autobus in eine Nebenstraße gebogen. Nunmehr setzte der Lerteidiger des angeklagten Autobussührers Neumann, R.-A. Robert Heine, im Verein mit dem Vorsitzenden mit zahlreichen Fragen ein und es ergab sich, daß die Aussagen dieser Zeugin in vielen Punkten unwahrscheinlich waren. Sehr eingehend war dann die Bekundung eines Krastwagenführers G r u b« r, der mit seinem Auto ganz in der Nähe der Unfallstelle, am Lützowufer 1, gehalten hat. Der Autobus fei mit einer Schnelligkeit von etwa 30 Kilometer gefahren und zunächst dicht an der Bordschwelle. Dann machte er eine kleine Wendung nach links, bog dann aber im scharfen Bogen nach rechts. Dos war in demselben Augenblick, als Dr. Silberberg mit seinem Auto den Autobus überhotte. Der Zeuge bekundete, daß er gleich das Gefühl gehabt Habs» daß es kritt'sch werde und da sei dann auch das Unheil eingetroffen. Die Tausihwohnungea von Werlfee. Ein großer VohnungsschiebmigLprozcß. Dar dem Schöffengericht Charlottenburg   begann heute früh die Verhandlung gegen die Wohnungsschieber von Werlse«, denen ein ausgedehnter Schwindel mit fingierten Tausch- wohnungeu zur Last gelegt wird. Dem Wohnungsamt Wil- Wersdorf war es aufgefallen, daß hintereinander eine große Anzahl von Tauschwohnungen aus der Gemeinde Werssee bei Grünheide  zur Anmeldung gekommen waren. Dem mit den Ermittlungen beauftragten Kriminalkommissar Wächter vom Berliner   Polizeipräsidium gelang es, ein ganzes Schwindelkonsortium sestzustellen. An dessen Spitze stand der Wohnungsvermittler K a ß n e r aus Berlin  , der mit dem Ge- meindevorsteher Max Iertz, dessen Bureaugehilfen Georg Weg- n e r aus Fangschleuse und Wilhelm Grawunder aus Alt-Buch- Horst Verbindung hatte. Kaßner hatte eine Reihe von Leuten an der Hand, die ihre Wohnung in Berlin   aufgeben wollten. Er ver- sprach ihnen günstige Verkaufsbedingungen und brachte bei den Wohnungsämtern des Westens Tauschbescheinigungen der Gemeinde Werls« bei. Die Ermittlungen ergaben aber, daß diese Aus- weise gefälscht waren. Zum größten Teil tvüren die Woh­nungen gar nicht vorhanden oder es waren immer die- selben Personen, die ihre Wohnungen zum angeblichen Tausch zur Verfügung stellten. Der Vermittlungsmann zwischen Kaßner und dem Gemeindevorsteher Iertz bzw. dessen Bureaugehilsen war der Elektrotechniker Erich Sauer   in Grünheide  . Auf diese Weis« wurde eine ganze Reihe von Wohnungen vermittelt und es wurden hierfür den Beteiligten erhebliche Geldbeträge zur Ber- fügung gestellt. Die Wohnungsämter wurden durch den Scheintausch gröblich getäuscht. Die sämtlichen fünf an diesem Schwindelmanöver beteiligten Personen haben sich nunmehr unter der Anklage des Betruges, der Urkunden. fälschung, der falschen Beurkundung und der B e- st e ch u n g zu verantworten. Es find ihnen im ganzen 2 9 Fäll« des Scheintausches mit falschen Tauschbescheinigungen nachgewiesen worden. Zum Teil sind die Angeklagten auch geständig. Die Ver- teidigung der Angeklagten führen eine ganze Reihe von Anwällen, darunter die Rechtsanwälte Dr. Goldstücker, Bahn, Dr. Fagg, Dr. Arras und Schweißer._ Zweitägige Sonderfahrt Berli» Hamburg.% Bei ausreichender Benutzung fährt am Sonn.abend, den 10. Oktober,«in Sonderzug vierter Klasse nach Hamburg  . Der Zug fährt vom Lehrter Bahnhos um 3.07 Uhr nachmittags ab, nimmt Spandau   um 3.27 Uhr, Nauen   3.58 Uhr mit und trifft um 8.10 Uhr in Homburg   ein. Die Rückfahrt erfolgt von Hamburg  am Sonntag abend um 6.53, Eintreffen in Berlin   12.20 Uhr nachts. Fahrpreis für Hin- und Rückfahrt ab Berlin   12,80 M., Spandau  12,30 M., Nauen   11,30 M. Für Sonntag sind in Hamburg   Auto- und Hafenrundfahrten, Besuch bei Hagenbeck und ge- meinsames Mittagessen vorgesehen. Di« Zusatzkarte für alle diese Veranstaltungen(einschl. Uebernachtung, Morgenkaste, Mittagessen) kostet 12,50 M. Fahrkartenverlauf auf dem Lehrter und Schlesischen Bahnhof, dem Mitteleuropäischen   Reisebureau, Potsdamer Bahnhof und Friedrichstraße, bei Wertheim  , Leipziger Straße  , im Kaufhaus des Westens, bei der Hapag und dem Reisebureau Unter den Linden 8 und 57/58.
Das reparierte haustürschloß. Aus dem Haus« M o n u m e». tenstraß« 2S meldeten wir in Nr. 464, daß ein seit langer Zeit reparaturbedürftiges Haustürschloß erst nach einem von uns veröstentlichen Hinweis auf die Gefährlichkeit diese» Zustondez(die Tür blieb oft zur Nachtzeit offen) endlich repariert worden war. Jetzt meldet sich eine Frau Anna Marx, die wohl Eigentümerin des Haujes ist. und erzählt uns. es habe nicht erst des die Polizei mifrufendenBorwärts'-Artikels bedurft, vielmehr fei der Auftrag zur'Türschloßreparatur schon vorher gegeben worden. Sie ver- gißt nur, hinzuzufügen, wie lange vorher die Mieter bereits über die Peparawrbedürftigkeit des Schlosses geklagt hatten und die für den Zustand des Hauses verantwortlichen Personen davon in Kenntnis gesetzt worden waren.
Ein ftaitzöfijches Munitionsjchiff explodiert. Zahlreiche Tote und verlöte. Varl». 8. Ottober.(Eigener Drahtbericht.) Auf der Reede von Bordeaux   ist am Mittwoch nachmittag der DampferSaint Brieux', der im Begriff war, mit einer Munitionslsdung nach Marokko   auszufahren, infolge einer Erplos ion in die Luft geflogen. Gerüchtweise verlautet, daß es sich um einen kommunistischen Anschlag handele, doch liegt dafür noch keinerlei Bestätigung oör. 40 Mann der Besatzung sollen ver- letzt oder getötet worden sein.
Der Seedienst nach Ostpreußen  . Das Reichsverkehrsministerium teilt mit, daß einige Agenturen berichteten, daß der Seedienst nach Ostpreußen   jetzt vorübergehend eingestellt würde. Die Nachricht ist falsch. Die Einstellung erfolgt vorübergehend erst nach Reujahr. Wladiwostok   Hamburg  . Die O st a s t e n-.G as e l l s ch a f t in Wladiwostok   wird einen regelmäßige« Schiffsverkehr W l a d i- wostok Hamburg einrichten. Die Linie soll durch zwei Dampfer bedient werden,