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Ms öen Spuren Das Treiben in Döberitz. Ei DieS p a n d a u c r Zeitung" veröffentlicht im Zu­sammenhang mit der Verhaftung der Fememörder eine Zu- schrift. die daraus schließen läßt, daß der Kreis der Mitwisser und Anstifter noch größer ist. als bisher angenommen werden tonnre. In der Zuschrift heißt es: .Die Bewegung gegen die republikanisch« Die- g i e r u n g setzte mit dem Kopp-Putsch in Döberitz ein. Lager- tommandant war damals der Oberstleutnant v. a d e l n. Er ließ sofort, als Ehrhardt in Berlin   eingezogen war, die schworzweißroie Fahne hissen und durch Soldaten diejenigen Arbeiter verfolgen, die auf Anordnung der verfassungsmäßigen Regierung die Arbeit niederlegten. Er bedrohte sie sogar mit Erschießen. Wer bei den etwa entstehenden Kämpfen für die neue Regierung verwendet würde, sollte eine einmalige Entschädigung von 1000 Mark, bei mehrmaliger Verwundung 2000 Mark erhalten. Weiter gab es eine Tageszulag« von 7 Mark. Der Kommandant wurde erst auf vielseitige Anzeigen und Beschwerden im November 1023 in den Ruhestand versetzt. vor dem Rathenau  -Mord setzte auf dem Truppenübungsplatz und in den Unterkunftsräumen von Mannschaften der rechtsgerichteten Berbänds eine lebhaft« Tätigkeit ein Tag und Nacht fanden militärische Uebungen statt. Am Morgen vor der Flucht Ehrhardts aus Leipzig   gegen 4 Uhr sah ein patroullierender Oberlandjäger auf dem früheren Gutshofe in Alt-Döberitz Offiziere und Zivilpersonen an einem nicht zum militärischen Gebrauch bestimmten Panzerauto sich beschäftigen. Außerdem stand noch ein Personenauto dort. Das Erscheinen des Oberlandjäger», das dem Kommandanten mitgeteill wurde, erregte diesen so. daß er ihm auf der Strohe an der Kommandantur auslauerte und ihm heftig« Vorwürfe machte. Er verbot das weitere Betreten de« Platze» und des Lagers, wobei er mit der Schußwaffe drohte. Es wurde auch durch den Kommandanten bei der höheren Militärbehörde ein Befehl erwirkt, daß der Truppenübungsplatz und das Lager nicht in den Dienstbezirk der Landjägerei einbegriffen seien, trotzdem dos Reich durch umfangreiche Diebstähle schwer geschädigt wurde. Unheimlich war die Zeit für die Einwohner von Döberttz im Hochsommer 1023 bi» zu dem hitler-pntsch, wo verkleidete Putschisten in dem Lager Döberitz und in der Kaserne Elsgrund untergebracht waren. Als die Leiche des O b e r l« u t- nants Sand aus dem Teich« der Kläranlagen de» Truppen- Übungsplatzes mit zerschossenem Schädel herausgefischt wurde, kam
öer Jememöröer. > verdächtiger Lagerkommandant. den Döberiher Laudjägcrbeamlen von einer angestellten Zivilperson des Truppenübungsplatzes zur Kenntnis, daß unbedingt noch eine zweite Leiche in dem Teiche liegen müste, denn sie hätten einen ge- knebelten Mann, der nur mit einer Reithofe und Trikothemd be- kleidet und dem der Mund verbunden war. aus einem Wagen siege« sehen, welcher von Alt-Döberitz in der Richtung nach dem Teiche suhr. Der Lenker des Wagens trug Friedensuniform: begleitet wurde der Wagen von einem berittenen Wachtmeister. Während des Trans- ports befanden sich drei Herren in neuer Offiziersuniform auf dem Gutshofe Döberitz  . Nach einiger Zeit kehrte der begleitende Wacht- meister ohne das Gespann zurück. Run hörte der Beobachter, daß der begleitende Wachtmeister einem Ofsizler meldete, daß er dem Geknebelken einen Kops- schuh gegeben und ihn in den Teich versenkt habe. hierauf erhielt er Geld. Die Stelle, wo der Betreffende ver- senkt wurde, wird als Teutonengrab bezeichnet. Diese An- gelegenheit ist damals nicht restlos aufgeklärt worden, well der Kommandant von Haveln den Vorfall als Kinoaffärc bezeich- nete. Es ist aber ständig beobachtet worden, daß der Lagerkomman- dant ein freundschaftliches Verhältnis mit dem Ober- leutnant Freiherrn v. Senden gepflogen hat und die in Döberitz stationierten Oberlandjäger streng von dieserschwarzen Garde" isolierte. Es war bekannt, daß auch ein hiesiger Ober- landjäger auf der Liste der.Feme" stand. Der Plan kam aber nicht zur Ausführung, weil diese Geheimorganisation am 1. Oktober 1923 vom Reiterregiment zu Potsdam   entwaffnet wurde." Das Femedezernat der Kriminalpolizei wird auch diesen Spuren sorgfältig nachgehen müssen. Die Tatsachen, die bis- her festgestellt wurden, sind so grauenhaft, daß eine Klärung bis ins einzelne notwendig ist, wenn nicht ein Gefühl der Ilnsicherheit zurückbleiben soll. Es ist bezeichnend genug für den Grad des Terrors, den die betelligten Kreise ausübten, daß eine Aufklärung der zahlreichen Mord- taten erst nach zw ei Iahren möglich ist. Hier zeigt sich ein Gofahrenkreis. der ernster ist, als die ganze revolutio- näre Spielerei der Ko m m u n i st e n. Gegen die Kommu- nisten ist die Justiz mit einer Härte vorgegangen, die dem Buchstaben des Gesetzes folgt, ohne die geistige Unreife vieler Verführter und Mitläufer zu berücksichtigen, während sie bei den Mordbuben und Landsknechten und Ehrhardt die Gesinnung" in den Vordergrund der richterlichen Entschei­dung stellte. Von der Art der Gesinnung dieser Leute liefert die Aufdeckung der Fememorde einen Beweis, der endlich auch die Justiz belehren muß.»
Helm", Landesverband Sachsen, er habe von den veruntreute» Summen keinerlei Beträge erHeven. Dazu bemerkt unser Dresdener  Parteiorgan, daß man dem Stahlhelm wohl den guten Glauben unter, stellen könne, daß seine führenden Personen bei Empfang der Gelder nicht gemußt haben, daß es sich um veruntreute Summen Handell. Im übrigen ist unser Dresdener   Parteiblatt bereit, weiteres Material zur Belegung seiner Behauptungen beizubringen und vor allem einem Hauptmann a. D. Reinheckel zum Beweis seiner Behauptungen heranzuholen. Der kommende Prozeß wird im übrigen den Beweis erbringen, daß die sog.Vaterländischen Verbände" von den beiden vaterländischen Hochstaplern ungeheure Summen bezogen haben. Zu der Behauptung der D e u t s ch n a t io n a l e n, die beiden Defraudanten hätten inihrerParteikeineführende Rolle gespielt und seien kurze Zeit noch ihrem Eintritt in die Deutschnationale Partei aus der Mitgliederliste gestrichen worden, stellt unser Dresdener   Parteiblatt fest, daß die Unterschlagungen Weißners und Löfflers in engerem Kreiie bereits seit Mo- natenbekannt waren. Wenn die Beiden also schon vor längerer Zeit aus der Mttgliederliste der Deutschnationalen gestrichen waren. so war das zweifellos sehr vorsichtig von dieser Partei. Sie kann ober nicht bestreiten, daß die beiden Defraudanten tatsächlich deutsch  - nationale Parteiangehärige gewesen sind. Es wird den Hütern des vaterländischen Gedankens in Sachsen   nicht gelingen, die beiden Hüter deutscher   Moral so einfach von ihren Rockschößen zu schütteln.
Selbst Pommern   rebelliert! Verfaffungsunterricht für de« Reichsiunenminister. Die Kritik, die der Reichssckulgesetzentwurf des Reichs- innenministers erfährt, ist vernichtend. Herr Schiele muß es sich gefallen lassen, daß er auch von seinen treuesten Freunden im Stich gelassen wird. In Sachsen   haben sich selbst die Deutschnationalen gegen den Entwurf gewandt. Run wird auch die Hochburg der Deutschnationalen. Pommern  , rebellisch. Der Pommersche Provinziallehrer- verein hat die Arbeit Schiele? einstimmig abge- lehnt und sagt dem deutfchnationalen Innenminister in einer Resolution folgende Liebenswürdigkesten, die die deutsch  - nationalePommersche Tagespost" boshafterweise ohne Kommentar widergibt: Die S3. Vertreteroersammlung des Pommerfchen Provinziol- Lehrervereins erhebt voll tiefster Empörung Einspruch gegen die durch den Entwurf des Reichsschulgesetzes beabsichtigte Gefährdung der Volksschule. Sie lehnt den Entwurf ob 1. um des Vaterlandes willen, weil er ver­fassungswidrig! der Volksschule den Charakter als Staatsschule nimmt und durch die vollständige Ilebergehung der Gemeinschaftsschule und die Bevorzugung der Bekenntnisschul« die Erziehung der deuischen Schulkinder zv devkscher Valksgemein. schafl, zum Staalsbewußlsein and zu einhclllichem deutschen   Volks­tum erschwert, wenn nicht gar unmöglich macht: 2. um des Kindes willen, well er Verfassung»- widrig! einen gedeihlichen Ausbau des deutschen   Bildungs- Wesens zu höchster Leistungsfähigkeit verhindert, weil er durch «ine ganz unhaltbar« Auslegung de»geordneten Schulbetriebes" die Einrichtung einklassiger Schulen auch in größeren Orten unerträglich begünstigt, und weil er eine natur- gemäße Entwicklung des kiuMichen Geistes lediglich nach de» Er- gebnissen der Erziehungswissenschaft unterbindet: 3. um de» Lehrers willen, well er Verfassung«» « i d r i g!- den Lehrer in einsn Zustand völliger Rechts- Unsicherheit zurückwirst und ihn unter härtesten Gewissens- zwang stellt: 4. um der Gerechtigkeit willen.»>«tt er nur die Polls- schule der Dertttchlichung ausliefert und ihren Ausbau stört und nur ihre Lehrer entrechtet, während die Väter des Entwurfs für die höher« und wittlere Schule weder den Geist des Dekenntnisies als Grundlage für die gesamte Unterricht»- und Erziehungsarbeit. noch die Rechte der Erziehungsberechtigten gesetzlich festzulegen für nottg hieven. Z« tiefster vcsorgnts»m die Zukunft der deukfcheu Volksschule uud voll größten Mihkroueus gegen das Relchsmlnlsterlum des Innern ruft die Vertreterversammlung alle Freund« deutscher Bildung und deutschen   Vollstums zum Kampf gegen den verderben. bringenden Entwurf auf und bittet sie, sich schützend vor ihre Bolls- schule zu stellen." Der Pommersche Lehrerverem erteist dem deutschnatio- nalen Innenminister also nicht nur die Zensur ungenügend. sondern auch ein Prioatissimum über staatsrechtliche und Ver- fassungsfragen, und erklärt, daß seine Politik weder national noch deutsch   ist. Peinlich! Herr Schiele wird seine Arbeit erneuern müsien. Aber ob er das Examen das zweite- mal besser besteht?_ Schlesiens Not. vesschtigungsreise deS OstawSschufle». Breslau  , 8. Oktober.  (Eigener Drohtbericht.) Der O st a u s- s ch u ß de» Landtages begann am Montag seine Besichtigung»- reise durch Schlesien  . Am ersten Tage wurde der Ausschuh, an dessen Reise sich acht sozialdemokratische Abgeordnete berettigten. zunächst vom Oberpräsidenten der Provinz Oberschlesien in Beuthen   empfangen. Der Oberpräsident wies daraus bin, daß Westoberschlesien noch heute unter den wirtschaftlichen Nachwirtun- gen der ziveieinholbjähngen fremden Besatzuntzszeit leide. Damals habe die Provinz im Interesse des Gesamtstaate« die Leiden aus sich genommen, sa daß sie jetzt auch verlangen könne, daß der Gesamt- staat ihre Lasten zu lindern sucht. Der Oberpräsident erklärte sich schließlich als Anhänger einer strengen Durchführung der Minderheitsschutzbestimmunzen innerhalb des preu- ßischen und deutschen Staatsgebiete«.. Der Dorsitzende des Ostausschusses, Abg. Riedel(Dem.), wies in seiner Antwort darauf hin, daß der preußische Staats- Haushalt«in Defieit von 221 Million«» Mark aufweise, was den Ostausschuß in seinen Hillsmaßnahmen behindere. Soweit es dem Atisschuh möglich sei, würde er zu helfen suchen. Die Beschlüsse für Beihilfen zu oberschlesischen Zwecken seien bisher einstimmig aefaßt worden. Anschließend sprach der O b»r b ü r g e r m ei ster von B- u t h e n. der statistisches Material über die S chä d i g u n g dieser größten Grenzstadt durch die Zerreißung Oberichlefiens gorlegte. Der Oberbürgermeister machte sich zum Sprecher von Kredttwünschen der Großindustrie, die feiner Mci- nung nach allein eine Umstellung nicht vornehinen könne, wie sie durch die neuen Grenzen geboten sei. Bei ausreichendem billigen Staatskredtt dagegen könnten z. D. Firmen wie Henckel  -Donners- marck und Giefches Erben mehrer« tausend Berg- und Hütten- arbeiter mehr beschäftigen. Dazu ist heut« schon kritts» hinzuzufügen, daß solche Kredit- wünsche sehr genau geprüft werden müssen. Ein Teil der ober- schlesischen Industrie, zu dem allerding« die beiden genannten Firmen nicht gehören, genießt augenblicklich tn« Borteil« des deutsch  -polnlschsn Wirtschaftskrieges Infolg« der Absperrung Deutschland  « turn ostobsrschlesischen Bodenschätzen Andere Firmen.»>ie z. B. auch die gegenwärtig in Zahlungs- schwierigkeiten befindliche große Gielche-Geiellschaft, haben sich im Reichstag   den Vorwurf riesigeqSteuerhtnterzlehungen gefallen lassen müssen, ohne etwas darauf antworten zu können. Wenn sie jetzt Staatsmittel zur Behebung ihrer Schwierigkeiten in Anspruch nehme» wollen, wäre vorher«ine Aufklärung erwünscht.
wie weit die Schädigung de» Staates durch diese Privatinteressen inzwischen wieder ausgeglichen wurde. Nach dem Oberbürgermeister kam nock der Landrat des Kreises Beuthen   zu Wort. Beide Neon  « gaben erschreckend« Bilder von der sozialen Not des deutsch  -ostoberschlesischen Pro. letariats. So wurde ausgeführt, daß in den letzten vier Wochen allein in der Stadl Beuthen 131 Kinder au» Nahrungsmangel und ZS1 Kinder aus Kleidermangel der Schule ferugebkleben find, und 1197 Kinder von etwa S000 ohne Frühstück zur Schule komm, 671 kein warme« Mittagessen hatten. 632 nur eln einzige» Hemd besitzen. Die Wohnungsnot in Beuthen   ist durch di« Bermehruna der Emwohnerzabl um etwa 20 Proz. durch Flüchtlinge aus Ostober- schlesisn wsit schlimmer ak? etwa die Wohnungsnot in Berlin  . In den darauffolgenden Tage« besichtigten die Wgeordneten eine Anzahl von Arbetterwohn:.nqen, schulen und Massen» guortieren, um sich selbst ein Bild des sozialen Elend» in diesem Notstandsgebiet zu machen. Außerdem wurde ein« Anzahl von Referaten von Vertretern der oberschlesischen Selbstverwaltung und der verschiedenen Erwerbszweige gehalten, die zum Teil-aufschluß- reiche Einzelheiten zu den schwebenden politischen Fragen brachten. So erklärte der Sprecher der oberschlesischen Industrie, General- direktor Staehler, die deutsch  -oberschlesisch« Industrie verlang« eine ähnliche Entschädigung für ihr« Kriegs- und Nach- krieg-schäden, wie sie die R u h r i N d u st r i e l l e n aus Reichs, mittel« erhatten hätten! Wenn die Riihnnd!.'strie da« Mebrfachs ihres Defizits aus öffentlichen Geldern ersetzt bekäme, so dürfte die oberschlesische Industrie nach der Teilung ihres Wirtschaftsgebietes und der mchrsährigen Bssatzungszeit nicht leer ausgehen. Der Sprecher der Oppelner Handelekammer erklärt«, daß der deutsch  -oberfchlestsche Handel vom Reiche eine Entschädlaung für die Wirkungen des deutsch  - polni schon Zoll- krieg es erwartet habe, die bisher ausgeblieben sei! Auch der Vertreter des Handwerks erklärte, daß der Zalllneq eine der hauptsächlichsten Ursachen für die ungünstig« Wirtschaftslage der Grenzprovinz bilde. Im Namen der ob.erschlesischen Arbeiterschaft sprach Gewerkschaftssekretär Karger, der darauf hinwies, daß die Arbeiterschaft die Hauptlast der wirtschaftlichen Depression in Oberschlesien   zu trogen habe. Infolge des Lohndrucks und der Arbeitszeit sei bereits«ine Abwanderung der gelernten Facharbeiter festzustellen. Während in O st> O b e r s ch l« s i e n die Eisenindustrie noch den Achtstundentag hat. aklt in Deutsch  -Oberschlosien der Zehnswndentog. Das wirke auf das Ansäen der deutschen  Sozialpolttik gegenüber dem Bolen tum außerordentlich ungünstig. Wettere Referaie hietten die Oberbürgermeister von Gleiwig und Oppeln  , wobei der erster? anerkannte, daß eine gewisse Besse- rung der Notstände durch die Hilfsmaßnahmen des preußischen Staate? gegeben sei, der dadurch in ein günstig«»» Licht im ver- gleich zu der Passivität des Reiches käme. lieber die Hilfsmaßnahmen gegen diese Zustände wird der Ottausschuh erst nach seiner Dlückehr zu beraten haben. Außer dem Besuch Deutsch-Oberschlesten» ist noch ein längerer Aufenthalt im Waldenburger Gebiet und«in Empfang in Breslau   vorgesehen.
Das?unkerregiment in Mecklenburg  . Keine positive Arbeit, aber für TchicleS Schulgesetz. Schwerin  . 8. Oktober.  (Eigener Bericht.) Die Junker- regier« ng Drandenstein in Mecklenburg   stützt sich auf 16 Deutschnationale und die V Bolksparteiler. Bisher tanzten die 13 Völkischen ihren eigenen Reigen. Jetzt ist es gelungen, auch die 13 Groefe- Kinder, die ihre Unfähigkeit endlich eingesehen haben, vor den Karren der Junker zu spannen. Die Rechtser haben sichver- blockt" und treiben m ihrer Verbrüderung die'ärgsten Possenspiel«. Die Linke(16 Sozialdemokraten und 8 Kommirntsten) hatte die Tin­berufung des Landtages beantragt, vi« Regierung mußte das Parlament am 1. Oktsber zusammenrufen. Aber die Deutsch- nationalm stellten den Antrag, den Sitzungsabschnttt sofort wieder zu schließen und der deutschnationale Präsident setzte gehorsam diesen Antrag ol? einzigen Punkt außer der Wohl des Präsidiums auf die Tagerordnung der Sitzung am 1. Oktober. Alle Anträge der Sozial- demokraten, die wichtigsten Borlagen und Anträge zu beroten, wurden von den verblockten Rechtsparteten abgelehnt und der Land- tag wurde, dem Antrage der Deutschnationalen entsprechend, sofort wieder geschlossen. Die sozictlbenwlntifche Fraktion«ntwortete mit
einem neuen Antrag auf Einberufung des Landtage«. A m 13. Oktober tritt der Landtag wieder zusammen. Daß die Recht« bis dahin Lust zur Arbeit bekommen hat, ist kaum anzunehmen. Jedenfalls ist die Art, wie die Junkerpartei in Mecklenburg  regiert", kennzeichnend für die.Wiederaufbauarbeit", dl« angeblich von der jetzigen Landtagsmehrheit geleistet wird. Ein Amnestiegejeg- entwurf der Regierung liegt zwar vor, wird ober nicht be- rate« und verabschiedst, well der Rechtsblock es nicht will. Dem reakhkonärsn Rot ch« s chulges etz ent wur f hat der mecklenburgisch« Unteurichtsminister. der Bolkepartsller Pastor Dr. Stammer, zugestimmt, obwohl die Mehrheit des Volkes. wie auch die Lehrerschaft diesen Entwurf auf das entschiedenste ckte- kämpft!. Di« Rechtsrbgkerung darf sich ober alle««rlaubs». BI» zu den nächsten Wahlen!
Scbarfmacherei in Englanü. Konservative Parteitagäredner gegen yaldwin. London  , 8. Ottober(Tll.) Auf der Tagung der Kynservattoen Partei in Bvcghton ist es bereits zu schworen Angriffen gegen Baldwin und seine Regierungspolttik gekommen, verschiedene Redner offenbarten her Regierung den Unwillen der eigenen Partei über die Handhabung der Innen- und Außenpolttik. Nach der Meinung des Delegierten von Hampshire  , Elzappel, hätte sich die Regierung in ihrer Nachgiebigkeit beim Bergbau- k o n f l! k t auf zehn Monate völlig dem radikalen Bergerbeiter. führer E o o k in die Hand gegeben. Auch in den Fragen der O b e r« Hausreform wäre die Regierung der Linken zu weit entgegen- gekommen. Chappels Ruf nach einer festen Regierung wurde mit großem Beifall aufgenommen. Auch die Sicherheitspolitik der Regierung fand auf verschiedenen Seiten starke Mißbilligung� An Stelle des Licbäugelns mit europäischen   Bündnissen sehr zweifei- hafter Art solle sich die Regierung mehr um die lebensnotwendigen Fragen des britischen Welt reiches kümmern. Wintschaftspolittsch sei zwqr die Goldwährung uttd ihr Einfluß auf den britischen Handel und Arbeitsmarkt sehr beachtenswert, von ausschlaggebender Bedeutung fei sedoch die Ausbreitung de» Kommunismus. Der Londoner Delegiert« N o r d o n forderte unter stärkstem Beifall ein fetteres Zugreifen des Stacttes gegen feine ilnterwühler. Eine Sonoergesetzgebung aessen die Feinde des Staates wäre jetzt am Platze. Man sollte selbst vor der Landesverweisung nicht zurückschrecken. Ein anderer Londoner   Delegierter trat diesen Borschlägen entgegen, da sie zu radikal wären und Recht und Freiheit des politischen Gegners völlig vernichten würden. Es wurden mehrere Entschließungen angenommen. Die Ent- schließung des Generals Sir Page C r o s t erklärt tiefe Besorg- n i e über die daniederliegende vriiische I n d u st r i e und fordert von der Regierung Schritte für die Rettung der britischen In­dustrie vo r ledom unredlichen Wettbewerb. Wenn der Importüberschuß zum Jahresende anhalte, so könnte England am 31. Dezember einem Imporiüberschnß von 460 Millionen Pfund für 1923 gegenüberstehen. Ganz erschütternd wäre diese Lag« be- sonders dadurch, daß 1 300 000 Arbettelose dem Staat zur Lost lägen. In einer anderen Entschließung wurde von der Wäh- rungspolitit der Regierung mehr Rücksicht auf die In- d u st r i e gefordert. Auch die Rüstungsausgaben wurhen etner Kritik unterzogen._
Estnisches Minöerheitenrecht. Kulturautonomic der Deutsche  «. Reval  . 7. Okt.(OE.) Die Beteiligung bei den Wahlen für den deutschen   Kulturrat. das Verwaltungsorgan der kommenden deuisiben Kulturautonomie in Eftland, betrug etwa KS Proz., sodaß die Durchführung der Autonomie, die von einer Mindestwahlbe- teiltgung von 60 Proz. abhing, ermöglicht wird. Tie gering« Wahlbeteiligung erklärt sich dnrch die sehr fehlerhaften Wahllisten. Außerdem hat daS bisher unbekannt« Wahlsystem mit sehr kompli- zrerter Listeneinteilung viele Wähler verwirrt. Im allgemeinen ist man aber mit dem Ausfall der Wahlen durchaus zufrieden.
Zu Südttrol wurden am 1. Oktober neuerdings etwa 86 deutsch  « Lehrer plötzlich ihre« Dienste» enthoben. Darunter auch Lehrer mft langer Dienstzeit, die trotzdem ohne Bezüge uud Pension »uf die Straß« geworfen wurde».