rufen konnte. Es ist hossentlich keine Sünde wider den Heiligen Geist, wenn ich feststelle, daß Preuß in manchen Fragen der Staatsform und der zentralen Gewalt mir und manchem meiner Freunde wesentlich näher stand, als„radikale" Ge» nassen, die um die sächsischen Finanzen bangten, die ihre säch- fischen Steuern„alleene" machen wollten, oder— andere—, die vor lauter„berechtigten Eigenarten" dieses oder jenes Landes die geschichtlichen Notwendigkeiten für die Republik nicht erkannten. Es war nicht immer leicht, mit Preuß zu ar- bellen, oft genug habe ich ihn vor Kabinettsitzungcn zu mir gebeten, um mich informieren zu lassen über Klippen, die es zu umschiffen galt. Manche Klippe wurde durch solche ver- trauliche Aussprache unter vier Augen von vornherein ver- mieden. In der Form war Preuß stets zu weitgehenden Kon- zesstonsn bereit, er konnte dann die Liebenswürdigkeit selbst sein. Wenn es sich aber um Fragen handelte, die für ihn von prinzipieller Bedeutung waren, dann war er un- erbittlich. Seine Starrheit in solchen Fragen ist wohl auch der Hauptgrund gewesen, der zu seiner Fernhaltung vom Reichstag geführt hat. Darüber hat er mir wiederholt geklagt. Zuletzt auf Fahrten nach und von Hamburg , wo wir beide am 18. Januar d. I. in einer großen Veranstaltung des Reichs- banners und des Republikanischen Reichsbundes redeten. Er sprach m sarkastischer Weise von der„Maschinerie der Par- teien", überwand diese Bitterkeit aber schnell und spottete über- legen über die lächerlichen Kleinigkeiten des Tages. Es ist, abgesehen von allem anderen, auch ein Unglück Deutschlands , daß es niemals eine starke bürgerliche Demokratie gehabt hat, daß die Sozialdemokratie auch die Arbeit, die eigentlich von der bürgerlichen Demokratie hätte geleistet werden müssen, leisten mußte. Daß die Demokratie dann noch Männer wie Preuß nicht besser zu verwerten gewußt hat, ist tief beklagenswert. Das Gedächtnis des Demokraten Preuß wird auch in den Kreisen der sozialdemokratischen Arbeiter- s ch a f t weiter leben. Man kann nicht von der jungen dcut- schert Republik und seiner Verfassung sprechen, ohne des Mannes zu gedenken, der das Grundgesetz der Republik ge- schaffen hat. Dieses Grundgesetz i st gut, und wenn es vielfach nur erst auf dem Papiere steht, so liegt das am deutschen Volke selbst, das noch nicht gelernt hat, seine Verfassung ledendig zu machen. Wer Hugo Preuß über den Tod hinaus ehren will— wir Sozialdemokraten können und wollen es mit gutem Gewissen tun—, der helle mit, wahr zu machen, was das Leitmotiv für Hugo Preuß war, als er die Arbeit für die Verfassung begann:„Die Staatsgewalt geht vom Volke a u s." Die Trauerfeier für Hugo preuß . Di» Traucrfeier für den verstorbenen Neichsminister a. D. Pro- fessor Dr. Hugo Preuß findet heute, Dienetag, um 10 Uhr, im Preußischen Landtag statt. Im Anschluß daran erfolgt im kleinen Kreis die Beisetzung in der Gerichtstraße. Bei der Traucrfeier im Landtag werden Gedächtnisreden ge- halten werden von Landtagsprafident Bartels für das Land- tagxpräsidium und die Stoatsregierung, Dr. Koch für die Demo- kratische Partei, Dr. Brauns für die Reichsregierung, Falk für die demokratische Landtagsfraktion, Börensprung für das Reichsbanner, G r o ß m a n n für den republikanischen Reichsbund, sowie vom Rektor der Handelshochschule. Karten-ür die Trauerfeier sind zu haben in her Reichsgeschäftsstelle der Demokratischen Partei, Bernburger Straß» 18. * :Jrau E b« r t, die Witwe des verswrbenen Reichspräsidenten Genossen Fritz Eb ert, hat an der Bahre von Preuß einen Kranz mit der Inschrift:.Dem treuen Mitarbeiter meines Mannes" .niederlegen lassen.
KorussZa necesse est... Ei« Rückzug der„Kreuzzeituug". Wenn die.Kreuzzeitung" eine Verleumdung zurücknimmt. so ist das ein wegen seiner Seltenheit bemerkenswerter Vorgong. Darum sei folgende Erklärung dieses Blattes ver- zeichnet: In Nr. 363 der.Kreuzzeitung" war in einem Artikel.Die Schuldsrage" bei einer kritischen Betrachtung dem Reichskanzler v. Bethmann Hollweg die Aeußerung zugeschoben worden:.er wolle Preußen das Rückgrat brechen". Bon unterrichteter Seite sind wir nun darauf aufmerksam gemacht worden, daß Herr v. Bethmann eine solche Aeußerung niemals getan hat. Auch unsere Räch- forschungen haben ergeben, daß eine solche Bemerkung nicht ge- fallen ist. Es handelt sich um jenen vielbemerkten Aufsatz, in dem ausgeführt wurde, daß Bethmann als geborener Frankfurter von Preußen nichts verstanden hätte und der mit den Worten schloß: Horuskiw necesse est, Germania non necesse, Preußen muß sein, Deutschland nicht!"
Sarmat-Enüe. TaS Ergebnis deS Untersuchungsausschusses. In der gestrigen Sitzung hat der Darmat-Ausschuß im Preußl- schen Landtag nach über 50 Sitzungen seine Arbeit mit den Plaidoyers der führenden Fraktionsvertreter beendet. Es sprachen noch Dr. S ch w e r i n g für das Zentrum, nach einer Mittagspause Dr. P i n k e r n e i l für die Volkspartei, Bartels für die Kom- munisten, N u f ch k e für die Demokraten. Bischof für die Wirtschaftler, K u t t n e r für die Sozialdemokratie und Kauf- hold für die Dcutschnati analen. Im allgemeinen stimmten alle Abgeordneten mit Ausnahme der Kommunisten dem von uns mit- geteilten Ergebnis des Untersuchungsausschusses zu. Damit ist die Barmat-Hetze endgültig erledigt. In der Schlußabstimmung wurden die Feststellungen des Untersuchungsausschusses angenommen. Dagegen stimmten in den meisten Fällen nur die Kommunisten. Gegen den Abschnitt über den Abg. Krüger stimmten auch die Sozialdemokraten, gegen den Dorschlag des Untersuchungsausschusses in Sachen H e i l m a n n die Deutfchnationalen. Alle Abänderungsanträge verfielen der Ab- lchnung, darunter auch der Antrag des Berichterstatters in Sachen Hcllmann. Damit waren die Arbeiten des Untersuchungsausschusses beendet._ Marx über Aentrumspolitik. Tie Teutschnationalen sollen noch bleiben. Breslau . 12. Oktober. (Eigener Drahtberlcht.) Auf einem Bezirksparteitag des Zentrums für Oberschlesten hielt der frühere Reichskanzler Dr. Marx eine politische Rede, in der er u. a. folgendes ausführt«: Ich bin der Ansicht, daß wir alles daransetzen müssen, zurzeit keine Regierungskrise herbeizuführen. Die Deutschnatiwe nalenmüsseninderRegierungbleiben.siemüsscn die Sicherheitsfrage lösen. Sie müssen die Frage des Eintritts Deutschlands in den Völkerbund erledigen. Es wird Sorge des Zentrums sein müssen, darauf zu achten, daß die Dentschnatio- nalen nicht irgendeine Gelegeicheit benutzen, aus der Regie« rung her auszuschlüpfen. Die Zentrumspartei wird nur eine Kabinettskrise herbeiführen, wenn sie weiß, wen sie a n S t» l l e de« Gestürzten stellen solst Gegenwärtig ist die Situation so, daß. wenn wir versuchen sollten, das Kabinett Luther zu stürzen. die Zsntrumspartei an der Reihe wäre, die Suppe auszu- löffeln. Dafür bedanken wir uns herzlichst. Dafür ist dje Zeit noch nicht reis. Wir gehen unseren Weg weiter und überlassen es sehr gern den Herren von der Rechten, den allerdings durch ihre Schuld bitteren Kelch zuAeeren bis zur Hefe. Zum Fall W i r t h erklärte Marx, Wirth Hab« seinen Austritt au« der Zentrumsfroktion bisher mir mit der Einschränkung(?) der Ab- stimmung in der Zoll frage begründet. Er werde noch seiner Rückkehr aus Amerika weiteres Materiol zur Begründung seine»
Schrittes geben müssen. Richtig sei es, daß man in gewissen Kreise» der Zentrumspartei fürchte, daß der Vorstand oder die Fraktion zu weit auf dem Wege nach rechts abbiege, daß man zu viel Kompromisse mache und vom Mittelwege abkäme. Dieses Mißtrauen müsse bekämpft werden, da es eine große Gefahr sei. Begründet sei es aber nicht. Marx rechtfertigt« dann feine Teil- nähme an einer Tagung des Reichsbanners, wo er für feine Idee» frei hätte sprechen können. Zur Rechtfertigung der Zentrumspolitit oersuchte im weiteren Verlauf des Parteitages der Abgeordnete Dr. Brüning, die Ab- stimmung des Zentrums in der Steuerfrage in ein soziales Licht zu rücken. Da er sachliche Kritiker nicht fand, und außerdem sein Reichstagskollegs U l i tz t a vorher eine wirksame Propagandarede für die volle provinzielle Selbständigkeit des überwiegend katholischen Oberschlesten gehalten hatte, fand schließlich eine Entschließung An- nähme, die der Reichstagsfraktion des Zentrums Dank für ihre Tätigkeit ausspricht.
Der volksopferskanüal« Hinter den Kulissen der Rechtsparteien. Meißen , 12. Oktober. (Eigener Drahtbericht.) Der Dresdener Dolksopferftandal läßt immer schärfer die schmutzige Kulissenarbeit der Reaktion erkennen. Wie jetzt unser Meißner Parteiorgan, die ,V o l k s z e i t u n g" ermitteln konnte, hat der Geschäftsführer des.Volksopfer". Dr. Meißner, mit Volks- opfergeldern auch den im Januar 1924 von völkischen Rüpeln inszenierten Hinkemann-Skandal im Staatlichen Schauspiel- haus Dresden ermöglicht und finanziert. Bisher war angenommen worden, der Fabrikbesitzer Dr. Wild grübe, ein be- kannter Deutschnationaler, habe die entstandenen Kosten bestritten. Die vorher mitgeteilte Tatsache ist durch die Tätigkeit des vereidigten Buchprüfers Ringel-Dresden festgestellt worden. Der Jung- deutscheOrden hat, wie weiterhin bekannt wird, von Dr. Meißner insgesamt 2 900 M. erhalten. Man will die wirkliche Herkunft des Geldes angeblich nicht gekannt haben. Die Aufdeckung aller dieser und anderer schon geschilderter Zusammenhänge durch die sozialistische Presse hat un reaktionären Lager denkbar größte Verwirrung herorgerusen. Lange Zeit blieben die reaktionären Zeitungen in einer gewissen Zurückhaltung. Jetzt gehen die„L e i p- ziger R e u e st e n Nachrichten", wohl das gehässigste Kamps- organ der Deutschnationalen, dazu über, für die geradezu ungeheuer- l'chen, von Deutschnationalen begangenen Betrügereien das sächsische Arbeite- und Wohlfahrtsministerium verantwortlich zu machen und Angriffe zu richten gegen den Ministerialrat Genossen Dr. Mayer und den demokratischen Landtagsabgeordneten Dr. Dehne, wie auch gegen die„Sächsische Staatszeitung". Die parlamentarische Austragung der Bolksopferangelegcnheit wird erfolgen. Hat doch die sozialdemokratische Landtagssraktion bereits eine Anfrage ge- stellt, deren Zweck Ist, den Meißner-Skandal in all seinen Zu- sammenhängen aufzuklären.
Kinülicher Rotkoller. Thüringen arbeitet für die Kommunisten. Weimar , 12. Oktober. (Eigener Drahtbericht.) Das thüringisch« Innenministerium hat den vom Zentralkomitee der kom- m u n i st i s ch e n Jugend für die Zeit vom 16. bis 18. Oktober in Gera geplanten Reichskongreß in Derbindung mit einem roten mitteldeutschen Jugendtag auf Grund des Bersinsgesetzes von 1908(!) sowie aus Grund des Artikels 123 Abs. 2 der Reichsver- fasiung verboten, da die Deranstaltungen angeblich Zwecken dienten, die den Strafgesetzen zuwiderlaufen und bei den geplanten Demonstrationen eine unmittelbare Gefahr für die öffentliche Sicherheit bestehe. Die reaktionäre thüringische Regierung begründet ihr Verbot vor ollem damit, daß der Zweck der Veranstaltungen die Prüfung und Klärung der Frage fei, wie die »revolutionär« Iungarbeiterschast Deutschlands zum revolutionären Klassenkampf" ssch zusammenfinden können. Der Innenminister Dr. Sattler hört das Wort.revolutionär", und schon bekommt er es mft der Angst zu tun. Sein unsinniges Verbot wird aber nur den Kommunisten, und vor allem der kommunistischen Jugend, Wasser auf ihre st ill stehen den Mühlen leiten.
Maöonna öel Sasso. Don Hans Wesemann . Don Locarno klettert die komische kleine Drahtfeilbahn in die Höhe. Gärten mit Rosen, Lilien, Enzian, Palmen, Zypressen und hängenden Wcinrankcn schweben vorüber. Da steht eine weiße Billa . In einem Rasenrondell steigt eine Fontäne empor. Eine junge Frau schneidet mit einer Sichel herbstliches Laub in einen Korb. Im geruhsamen Emporschweben entfaltet sich unten das Bild des Sees: blaugraues Wasser mit ziehenden Schiffen und Rauchfahnen— fernhin die klassische Linie der Berge und im Grün der Uferwälder stehen Türme und Dächer der alten Seestädte. Der Schaffner ober ist ein Zauberer. Mit einem Messingstab tippt er an die Drähte zur Rechten und zur Linken, und wir alle marschieren, halten oder gehen rückwärts, wie er will. Dann halten wir zum letzten Male. Auf einem Felsen steht die kleine, gelbrote Kirche mit einem aufgesetzten Turme, und draußen steht in großen Letter» das alle, liebe Sehnsuchtswort„Pax ". Nachts wird es elektrisch bekeuchtet— zur Erbauung der Gläubigen und zur Hebung des Fremdenverkehrs. Hier möchte ich wohnen. Die Welt ist fern: man sieht den Himmel, die Berge und da« Meer. In der Kirche webt der fromme Schauder verzückter Visionen und hingebender Inbrunst, und unten im Garten wachsen Kürbisse, Kohl, Tomaten, Spargel und Artischocken, die man zur Ehre Goties oerspeisen kann— und Wein, Wein überall. Neun fromme Mönche wohnen hier und dienen der Madonna. Das Fasten, Beten und Kasteien und die Verachtung aller irdischen Genüsse bekommen ihnen ganz gut, und die göttliche Gnade hat sie mit phantastischer Leibes- fülle gesegnet. Da war ihr Kollege, der heilige Bartholomäus von Ovrea, doch eine andere Erscheinung. Mager und asketisch hat er den Himmel solange gesucht, bis ihm die Madonna in der Nacht zum IS. August 1480 höchst persönlich erschien. Seit jener Zeit warteten die guten Locarneser auf ein neues Wunder der Madonna, denn sie hatten zwar ihre Madonna, aber keinen Stern im Baedeker, imd daraus kommt es leider an auf Erden. Aber jetzt haben sie ihre Konsersnz, und sie werden sogar zwei Sterne bekommen und die Madomta einen neuen Altar für das Wunder, das sie getan hat. Die Konkurrenz in Lugano und Pallanza wird sich schließlich ärgern, wenn die Fremden sie fragen werden, ob sie nicht auch eine Madonna della Eonferenzia haben. Ich gehe langsam weiter. Ein frommer Druder läutet das Wmdglöcklein. Schnaufend zieht er an dem Stricke: es ist nicht leicht, mit 120 Kilo den Takt zu halten. Aber bald ist es über- standen, und nachher gibt es einen guten Chianti zu trinken. Die Madonna wird ihm zwar nicht im Traum erscheinen, aber dafür wird er um so besser schlafen und auf jeden Fall tut ihm das Leben »icht wehr weh. Wir anderen sind leider noch nicht so I'-l.-i'■
Die öekämpfung der Spphilis. Die im Jahre 1923 neu gegründet« Internationale Bereinigung zur Bekämpfung der Geschlechts- krankheiten hat vom 3. bis 9. Oktober in Paris ihren Kongreß abgehalten. Deutschland war vertreten durch Professor Dr. Iadassohn-Breslau , Dr. Röfchmonn-Berlin und in der Hafen- frage durch Projessor Dr. Sonnemann-Hamburg . Die in zahlreichen Kommissionssitzungsn zutage geförderten Berhandlun�sergebnisse stellen fest, daß in einer Reihe von Ländern, besonders in Belgien , Döncinark, Schweden und der Schweiz die Syphilis sehr erheblich zurückgegangen ist, im Gegensatz zu anderen Landern, darunter vor allem Deutschland und Frankreich . Dieser Erfolg wird zum Teil auf die Aufklärungsarbeit, die in allen Ländern sehr energisch be- trieben worden ist, zurückgeführt, zum Teil ober auf die neueren Behandlungsmethoden, die auch die Ansteckungserscheinungen wesentlich schneller als früher beseitigen und ihre Wiederkehr ver- indern, die Zahl der Ansteckungen also vermindern. Bon beson- erer internationaler Bedeutung ist die Seemannssürsorge und die Regelung der Prostitution. Die Internationale Vereinigung hat sich erfolgreich bemüht, in vielen Hafenställen Behandlungsstatten zu errichten, die den Seeleuten kostenlos zur Verfügung stehen. Außer- dem versucht die Internationale Bereinigung, überall prophylaktische Stationen einzurichten und den Seeleuten in den Hafenstädten ernste und gute Unterhaltungsmöglichkeiten zu bieten. In der Prostitutionsfroge ist es interessant, zu beobachten, daß sich alle maßgebenden Kreise mehr und mehr von dem früheren System des sogenannten Reglementarismus, h. h. von dem Zwang der polizeilichen Einschreibung und Untersuchung derer, die sich gewerbsmäßig der Prostitution hingeben, abwenden. Selbst in Frankreich , dem Geburtslande des Reglementarismus, hoben sich die Anschauungen stark gewandelt. Es wurde festgestellt, daß ein in Vorbereitung befindlicher französischer Gesetzentwurf die Regle- mentierung ausheben will._
Pirandello-Gasispiel im Slaakslhealer. Feierlich und sogar mit Enthusiasmus wurde der Dichter und Theaterdirektor Piran - dcllo begrüßt, der die Künstlsr seines römischen Theater« im Der- liner Staatstheater vorstellte. Der Zweck dieser Reise ist ver, bundcn mit mancher kulturpolitischen Absicht. Di« Sympathie für diese Zwecke darf nicht verhindern, daß man sich morgen in Freund- schaft und Gründlichkeit über den künstlerischen Erfolg diese« Abends unterhält, an dem alle teilnahmen, die in Berlin hohe Politik, hohe Literatur und Theatergeschäfte betreiben. M. H. Ein unbekannter vries über Heine» Schmerzenslager. Im Weltverlage, Berlin W. 9, erscheint in Kürze ein Buch von Dr. Hugo Bieber. �Heinrich Heine . Gespräche. Briese Tagebücher, Berichte seiner Zeltgenossen." Es enthält auch neues, bisher ungedrucktes Material. So den folgenden Brief, den Adelheid Zunz von Paris aus am 28. Juni 1833 an Dr. Moritz Kirschstein schrieb:.Heine hat den schmerzlichsten Eindruck auf mich gemacht. Wie wir kamen und uns als alte Freunde von Berlin melden ließen, hörten wir durch die geöffnete Tür, daß er die Einwürfe des Mädchens beseitigt« und uns herein ließ. Hier lag er»un, hinter einem Schirm mit mehreren Matratzen überein» ander, auf der slacheu Erde sein Bett, die Augen geschlossen wie ein
Toter, und wie wir nun unsere Namen sagten, schrie er jubelnd laut auf, und wir mußten an seine Seite treten, und er zog mit de» Fingern das Augenlid in die Höhe, machte Bemerkungen über sich und uns und erzählte uns. daß er eine fürchterliche Nacht gehabt habe, Krämpfe im Halse, und daß er seit sieben Iahren so läge und so leide. Nach und nach wurde er munter, witzig, sprach von der früheren Zeit, in der wir zusammengelebt, und wie wir den Tod eines Freundes mitteilten, sagte er lachend:„Wen werde ich olles dort finden! Ihr seid die einzigen, die mir geblieben." Bieles , was er sagte, erzähle ich Ihnen in Berlin , wir kamen nicht aus dem Lachen, nicht aus dem Erstaunen, wie ein solch kranker Körper einen solchen Geist beherbergen kann. Mit Zunz sprach er über... und andere jüdische Dichter und zeigte Liebe und Interesse dafür, auch aus die Cabbala kam er und wollte wissen, wer darüber geschrieben: und gemauschelt hat er und hebräisch dazwischen. Änne Frau schien nicht zu Hause zu sein: uns wollte er gar nicht fortlassen, wir waren eine Stunde bei ihm und mußten ihm versprechen, oft wieder. zukommen, was wir auch tun werden.... Heine sagte:.Auch ich lasse meine Frau ausgehen. Sie ist der Vermittler zwischen mir und der Außenwelt und erzählt mir alles treu wieder." Die Euldeckung von Kelszeichnungen ln Neuseeland. Sachver- ständige des neusocländischen Museums haben die Felszeichnungen eingehend studiert, die sich zu Natonia in Nort-Island befinden. Wie aus Christchurch berichtet wird sind sie zu dem Ergebnis ge- kommen, daß dies die wichtigste archäologische Entdeckung ist. die bisher in Neuseeland gemacht wurde. Die Felszeichnungen rühren zweifellos von Eingeborenen her und haben ein sehr hohes Alter. Es sind interessante Darstellungen aus der Urgeschichte dieses Landes, die Kanus, die alle mit der Spitze nach Süden gerichtet find, weisen eine ganz besondere Form aus. Die Zeichnungen werden zum Ratio ncldenkmal erklärt werden.
Zohmm.SirimK.Zelee. Für den vom Reübsverbaud der deutschen Presse am st. ONober, abend« II Ubr, veranftaltelen IobanixDirautz- Abend haben Elaire Lux und Joses Schwarz ihre Mitwirkung zugesagt. Wilhelm van Scholz liest am Miltwoch, den 14. Okiober d. I., abend» 8 Uhr. in der Buwhandlung I. R. Spaelh. Berlin , Königstr. 62, au« tiuern ungedruckten Roman. Dr. Wh Siledry wird im 2. Konzert der BolkSblibn«, Sonntag. den 18. Okiober, miiiag« 1i>/, Ubr. im Theater am Büioirplatz Arnold SchSnberg« ,.?i«rret Innsir«"(dreimal sieben Gedichte für eine Sprech- stimme, Klavier, Flöte. Klarinette, Geige und Violoncello» zur Aussübrung bringen. rl 3n der psychologischen«eseUschast spricht Donnerstag 8 Uhr Kurfürsten- dämm 45 Dr. rrmanuel LaSker über.Gesetze der P>ychologie-. Gäste melden sich bei Dr. Moll, Kursürstendamm 45. logurg für sozial« Zahnheilkuad«. Zum Zwecke der Aufklärung de« Volke» uirb auch der Behörden über die giotze Bedeutung, die der dyztenischen Rund- und Zahnpsiege für die Vollsgesundheit zukommt, findet zur Zeit in Hamburg die zweite Tagung sllr soziale Zahnheil- kunoe siait. verschirste.Somiiogihelllguvg-. Der Kemeinberat von Gla«gow bat beschlossen, da» zukünftig an«onnlagen keine politischen Berlaminlunge» mehr stattfinden dürfen. Die Arbeilerpartei und die Gemertschasien baden dagegen protestiert, da sie diese» Besch lutz als einen Eiogriü« die Rede« sreiheU ansehen.