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sind, auch nur ihre engeren Freunde an die Wahlurne zu bringen. So zeigt denn auch das Verhalten der bürgerlichen Presse deutlich, dag man allgemein mit einem weiteren Vor- inarsch der Sozialdemokratie rechnet. Die gegen- wärtige Stadtverordnetenversammlung ist allerdings unter ganz anderen politischen Verhältnissen vor vier Iahren ge- mahlt worden. Aber die Wahlen der letzten Zeit zeigen, daß die Sozialdemokratie in Berlin   marschiert. Hat sie doch von der Neichstagswahl am 4. Mai mit 449 627 Stimmen sich im Dezember auf 697 2S1 Stimmen und bei der Präsidenten- wähl auf 721 862 Stimmen heraufarbeiten können. Dadurch ist der prozentuale Anteil der sozialdemokratischen Stimmen von 29.4 Proz. im Mai auf 39,3 Proz. im Dezember und 34,9 Proz. bei der Präsidentenwahl im März d. I. gestiegen. Um nicht weniger als 14 Proz. hat die Sozialdemo- kratie also in einem Jahre zunehmen können. Nur noch 16 Proz. der abgegebenen Stimmen fehlen ihr zur Er- rcichung des Zieles einer sozialdemokratischen Mehrheit, ohne die auf die Dauer in Berlin   eine fortschrittliche, moderne Kom- munalpolitik nicht wird geleistet werden können. Um diese fehlenden 16 Proz. geht bei diesem Wahlkampf die Aus- einandersetzung. Denn so wie die Dinge in Berlin   liegen, muß die Sozialdemokratie eine Mehrheit für sich allein unter allen Umständen erstreben. Der Eifer, mit dem die Kommunisten nach der vom E k k i befohlenen Rechtsschwenkung und nach der Aus- schiffung ihrer größten Schreier auf der Bewerberliste seven Tag auf der einen Spalte zwar die Sozialdemokraten be- schimpfen, auf der andern Spalte aber ein Bündnis an- bieten und versichern, daß sie in der neuen Sladtoerord- netenversammlunggenau wie bisher" immer mit der So- zialdemokratie zusammen stimmen wollen,wenn es sich um, wenn auch geringe und ungenügende Borteile für die werk- tätige Bevölkerung handelt", kann niemanden darüber hin- wegtäuschen, daß mit den Kommunisten zusammen eine ar- beitsfähigc Mehrheit im Raten Haufe n i ch t erreicht werden kann. Selbst wenn wir von der Vergangenheit schweigen, über die schmähliche Unterstützung der Reaktionäre durch die KPD  . Hinweggehen wollten, so bliebe doch immer die Frage offen, welche Garantien die Kommunisten für ihre zukünftige Taktik geben können. Jeder weiß, daß sie gar keine Ga- ranticn geben können, weil sie selber gar nicht Herr in ihrem Hause sind, und weil niemand heute wissen kann, welche neuen Schwenkungen und neuen Parolen Sinowjew   auf Veranlassung der russischen Partei morgen oder übermorgen neben wird. Wenn die Kommunisten wirklich ehrlich die Ab- sicht hätten, sich auf den Boden der gegebenen Tatsachen zu stellen, um von da aus mit der Sozialdemokratie Politik zu treiben, welchen Zweck hätte dann die Verewigung der Arbeiterzersplitterung durch die kommunistische Parteiorga- nisation. Sie selber bezeichnen ihre neue Schwenkung nur als ein neues Mittel im Kampfe gegen die Sonaldemokratie, weil zu ihrem Leidwesen alle bisherigen Methoden zu keinem Ergebnis geführt haben. Damit geben sie selber zu, daß ein dauerndes Zusammenarbeiten mit ihnen nicht möglich ist. Das wissen natürlich auch alle anderen Parteien, und wenn das Schreckgespenst von der sozialistisch-kommunistischen Mehrheit in diesem Wahlkamvf aufgezogen wird, so spricht das namentlich bei den Berliner   Demokraten, die sich iWner noch nicht ganz von Bürgerblockneigungen bt-freien können, nicht gerade von großer politischer Einsicht. Allmählich sollten alle Gruppen des Bürgertums begreifen, daß Berlin   nun einmal als größtes deutsches Industrie» zcntrum eine A r b e i t e rst a d t ist und daß in ihr die A r- l! e i t e r s ch a s t in erster Linie dazu berufen ist, politischen Einfluß auszuüben. Je eher bestimmte Teile des Bürgertums das begreifen und daraus die richtigen Konsequenzen ziehen, umso besser für sie selber! Die Sozialdemokratie kann und wird nicht darauf verzichten, solange zu kämpfen, bis über dem Roten Hause Berlins das rote Banner der Ar- ........ I IIIIII I MHII!
Stammtisch. Von Erna Büsing. orn Garten stirbt das glanzvolle Leben eine» Herbsttages. Rot und gelb fließen die Blätter zur Erde, dumpf fällt ein überreifer Apfel vom Baum, und die Dämmerung kommt und windet ihre Schleier um Strauch und Stamm. In der verräucherten Wirtshausoeranda lärmt«in Stamm- tisch. Was geht ihn das Herbftgold, was gehl ihn dos Abschied- nehmen der Natur an? Ich bezahle die Schnäpse," sagt der. Wirt.»Ober, noch eine Runde," schreit ein Gliicklichaussehcnder.»Ja. ja, alles auf deinen Jungen," mecksri ein Hagerer.»Ich war eben unterbrochen, ich wallte sagen, mit meiner Armeepistole," brüllt, sich weit über den Tisch neigend,«in Mann, der nach Stütze der Ordnung aussieht. »Papa, du hast heut« abend noch Dienst," sagt dünnstimmig seine :au und saßt ihn an den Arm. Das vor dem Wirthaus haltende Postauto bringt Gäste. Sie haben stehen müssen,. und da sie gewohnt sind, sür ihr Geld etwas zu verlangen, ist«ine Fülle zurückgedrängten Aergers in ihren Mienen. Mihlaunig nehmen sie in reservierter Haltung an einem Tisch Platz, bestellen Bier und entwickeln, als Dokument wohl- angebrachter Sparsamkeit, knisternd steifem Pergamenipapier die Abendbrotstullen. »Wir fetern die Geburt eines Jungen," sagt der Wirt und- begibt sich unter vielen Bücklingen zu den Neuangekommenen. Da diese, infolge ihrer guten Erziehung, sich jedem FamUienereigni» gegenüber anstandshalber interessiert zeigen, außerdem ein Stamm- tisch immer nach Honoration aussieht, ziehen sie freundliche Mienen, fragen nach dem Bater und beglückwünschen ihn.»Danke gehör- samst," sagt der Glücklichaussehende, verbeugt sich und knallt die Hacken aneinander. »Ich bezahle die Schnäpse," sagt der Wirt.»Ober, noch eine Runde," schreit der Glücklichaussehende.»Alles auf deinen Jungen," meckert der Hagere.»Sie mögen es glauben oder nicht, mit meiner Armeepistole," brüllt der Mann, der nach Stütze der Ordnung aus- sieht.Papa, du hast heute abend noch Dienst," piepst seine Frau. Man hat doch keinen Augenblick Ruhe," sagt die Wirtssrau und watschelt entenhast an den Stammtisch, um den jungen Bater zu beglückwünschen.Wie ist's mit einem Abendbrot?" fragt sie gleich darauf.Wir haben herrliche Koteletts."Jawohl," sagt der junge Bater,bringen Sie nur immer her." Und mit schwerer Zunge zählt er, unter Zuhilfenahme der Finger 1, 2, Z, 4, 5, 6 Koteletts. Ich eise mein? nicht, aber bezahlen können Sie's ja," sagt der Wirt, dem der genosiene Alkohol die Seele in nackter Schönheit entschleiert. «Ich bezahle die Schnäpse." sogt er gewohnheitsgemäß.Ober. noch eine Runde." lallt der Glückliche.»Alles auf den Jungen," Hort man den Hageren.Meine Armeepistole," seufzt der Ordnung?-
beiterschaft weht, bis w der Berllner Stadtverordnetenver- fammlung eine Mehrheit von Arbeitervertretern einzieht, die gewillt und befähigt ist, die Verwaltung dieser Riesengemeinde in ihrem Sinne zu leiten. Ein freimütiges Wort über die KpO  . Ist die Kommunistische Partei   existenzberechtigt? Der Klsinmunist Reinhold Schönlank veröffent- licht imKlassenkampf", dem Organ der Kommunisten in Halle, einen Diskussionsartikel über die Politik der KPD  . Es ist der erste kommunistische Artikel, der das Niveau eines mit gefrorenen Thesen geführten Führerkrateels ocr  - läßt, und mit großer Klarheit die Frage aufwirft: Ist die kommunistische Politik richtig? Hat die kommunistische Partei  Existenzberechtigung? Der Gedankengang Schönlanks richtet sich mit großer Schärfe gegen die Moskauer   Beschlüsse, deren Verantwortung er feststellt. Er rechnet ihr vor: »Die Spaltung der USPD.   in Halle war ein nicht wieder gut- zumachender politischer Fehler.. »In derselben Linie lag die verhängnisvolle Spaltung... der italienischen Sozialistischen Partei, deren Folgen nicht zuletzt den Siegeszug des Faschismus erleichtern half." Die völlige Vsrkennung der objektiven politischen Situation in Deutschland   führte in das Märzabenteuer von 1921. Die warnenden Siiininen von Klara Zetkin   und Paul Levi   wurden in den Wind geschlagen. Die damalige neue Führung der Partei unter Brandler erfand, um den größten Fehler der deutschen   Partei, wie Lenin   sagte, theoretisch vorzubereiten:»die Offensiophilo» s o p h i e"." Durch die Besetzung des Ruhrgebietes, die dem Nationalbolsche- wismus unerhörte Konzessionen machte, hatte sich der Kommu- nistischcn Partei Deutschlands   eine neueOsf«nsiv"-Stim« m u n g bemächtigt. Im Oktober 1923 entlud sich diese und oerpuffte wirkungslos. Die Partei hielt den Willen der Arbeiter, der von Sieg zu Sieg ooranstürmenden Bourgeoisie in einem großen Rück- zugsgesccht entgegenzutreten, für eine Angriffsbewegung zum Sturze des Kapitalismus und zur Errichtung der Räterepublik. Sie mußt« zu völlig verfehlten, aus dieser Perspektive entspringenden Kampf- Methoden greifen und einen Hieb in die Luft machen, welcher ihr fast das Leben kostete." Auf diese Verurteilung der kommunistischen   Arbeit zur Sprengung und Schwächung der deutschen   Arbeiterbewegung folgt eine bittere Kritik der.Linken" und der unehrlichen Ein- heitsfronlparolen: Geradezu kläglich war das Benehmen derMänner aus der Werkstatt", die man in die deutschen   Parlamente geschickt hatte. In einer Zell  , wo die Reaktion draus und dran ist, den Par- lamentarismus, der ohnehin genügend diskreditiert ist, zu beseitigen, den Parlamentarismus durch Iahnnarktschaustellungen lächerlich machen zu«ollen, das blieb der genialen Einsicht der R u t h-F i f ch e r- Leute vorbehalten. Freilich, sie können sich auf ein Vorwort von Engels   berufen. Sie können sagen, wir habe» marxistisch" gehandest. Denn Friedrich Engels   schrieb:Das ist Zukunftsmusik, geblasen auf Kindertrompeten!" Die deutsche Zentrale aber ging darüber hinaus dazu über, die Einheitsfront nach ihrer Weise als eintaktisches Ma- n ö v e r" auszulegen, dos nur insoweit und so lange angewandt werde, bis man auch die Sozialdemokratenerledigen" könne. Diese üble Angewohnheit stammt noch aus. der Zeit Brandlers.' An diesem Punkte stößt man auf die unüberbrückbare Kluft zwischen den Anschauungen Schönlanks und der ossi- ziellen kommunistischen   Politik. Schönlank will ehrlich die Einheit der Arbeiterbewegung. Er ist zu klug, um über die Existenz der Sozialdemokratie hinwegzusehen oder zu glauben, daß man sie mit dummschlauenManövern" er- ledigen könne: Unserer Meinung nach ist der Weg, den eine marxistische Partei zurückzulegen hat, klar vorgezeichnet: Wiederherstellung der internationalen gewerkschaftlichen Einheit, Kampf um den Acht-
mann undPapa, du hast heute abend noch Dienst," seufzt seine Frau. Wandernde Jugend, Herbstlaub in den Händen, leuchtende Freude im Gesicht- kommt in das Wirtshaus. Die Jungen wollten fort von der Arbeitsfron und all den gleichgültigen Dingen des tägliche» Lebens, darum gingen sie, Sehnsucht nach Freude iin Herzen, Hunger nach Neuem in den Sinnen, für ein paar Erholungs- stunden in den Herbsttag. Mit dem Postauto wollen sie heimsohrcn. Bescheiden bestellen sie Kaffee.  Die Kafseeküche ist geschlossen," sagt kurz die Wirtin,trinkt man Milch." Dabei denkt sie. die hat ja doch schon einen Stich weg und wäre morgen nicht mehr zu gebrauchen. Am Stammtisch sagt der Wirt in verächtlichem Ton:Diese Jugend, schlafen in den Herbergen oder im Heu, kochen selbst ab. wir waren früher besser unter Aufsicht."Mein Junge wird anders erzogen," sagt der Glückliche und haut mit der Faust auf den Tisch. Das muß er auch," sagt zwischen Schlaf und Wachen der Hagere. Das ist die sogenannte Freiheit und die herrliche neue Zeit," seufzt betrübt die scheinbare Stütze der Ordnung.Ja, die Jugend ver- wildert ganz," jammert die Frau.Was soll man sich ärgern," meint der Wirt,wir sind ja noch aus der guten alten Zeit. Ich bezahle die Schnäpse"--Ober, noch eine Runde"--- Alles auf deinen Jungen"---»Ja, mit meiner Armee- pistole"---»Papa, du hast heute abend noch Dienst." Ich denke an den Neugeborenen. Ach. lleber, kleiner Junge. mögest du doch ein Herkules werden, damit dich der Stammtisch nicht unterkriegt.
»Aran Marren» Gewerbe", dies« gutsitzend« Komödie, in der sechs Personen schon ihren Autor fanden, verdient es, daß man sie über den etlichenneuen" Shaws der dies- und vorjährigen Winterspielzeit nicht vergißt. Indessen, was für uns in Deutsch- landalter", sozusagen bereitsklassischer" Shaw geworden ist, ist für England heute allerneueste Theatersinsation. Werden doch in diesem köstlichen Stück den weitaus besseren Kreisen des prüden« bigotten Britannien so sastige Wahrheiten gesagt, daß es bisher nicht allein shocking, sondern dort drüben regelrecht verboten war. Eine Eintagsfliege,»in gesellschajtiiches Milieustück, das verattet und verstaubt, sobald die Voraussehungen schwinden, auf denen seine Wirkungen sich aufbauen(wie mancher Ibsen heute)? Sei es drum, denn Meister Bernhard, der mit diesem Volltreffer seiner- zeit genug getan hat, hat genug getan für alle Zeiten! Noch aber explodieren die Wahihciten aus dem Munde der Frau Warren mit dem ebenso zweifelhaften wie einträglichen Gewerbe, die die Dinge durchaus beim rechten Namen nennen muß, vor dem recht seuer- gefährlichen, brüchigen und vermorschten Hintergrund einer noch unveränderten und unveränderlichenguten Gesellichast". In der Aufführung desTheaters in der K l o st e r st r a ß e"(frühere Goethebühnci waltete eifriges Bemühen, dem Stücke oerecht zu wer- den. Dies Ziel wurde in erster Linie erreicht durch die unerhört echte, vibrierende lebendige Verkörperung der Frau Warren durch Leonie Duvol. Kokotte, schreiendes Marktweib, Unternehmerin
stundentag, Abwälzung aller Lasten des Dawes-Planes und der Kriegsfolgen auf die Schultern der Bourgeoisie, Niederwerfung der Reaktion auf allen Gebieten, sowohl parlamentarisch wie auch außerparlamentarisch, Schaffung eines linken Flügels der Arberter- bewegung. Grundbedingung ist eine Einheitsfront- politik, die von allen Manövern absieht. Auch der Brief der Exekutive spricht in der Frage der Gewerkschaftsbewegung immer noch vonMethoden des Kampfes". Wird die Kommunistische Partei   ihre inneren Widersprüche im Kampfe der Meinungen in einer höheren Einheit über- winden, wird sie die Massen im Geiste des orthodoxen Maixismus schulen, dann wird die deutsche Arbeiterbewegung wieder unter dem roien Banner des Sozialismus marschieren." Die Kommunisten haben sehr wohl verstanden, daß die Antworten S ch ö n l a n k s auf die Fragen nach der Existenz- b-rechtigung der KPD.   ein vernichtendes Urteil enthalten. Der Klassenkampf" veröffentlicht gleichzeitig mit dem Aufsatz Schönlanks eine Antwort unter der Ueberfchrift:D i e K P D. wird nicht liquidiert!" In aller Schärfe wird darin der grundlegende Unterschied herausgearbeitet: Wir hätten gewünscht, der Genosse Schönlank wäre ehrlich ge- wescn und-hätte klar ausgesprochen, die KPD. muß liquidiert werden, wir müssen um jeden Preis eine organi- fatorischeEinheit mit derSPD. schaffen. Statt dessen sucht der Genosse Schönlank diese seine ganz bestimmte Absicht durch Redensarten zu verschleiern. Er drückt sich folgendermaßen aus: Die Kommunistisch« Partei müßte ihre inneren Widersprüche in einer höheren Einheit überwinden. Was soll denn diesehöhere Einheit" sein? Genosse Schönlank spricht von einerEin- heitsfrontpolitik ohne alle Manöver". Das oerdeut- licht schon seine.höher« Einheit" etwas besser. Es ist selbstoerftänd- lich, daß wir den sozialdemokratischen Arbeitern gegenüber eine ehrlich« Einheitsfrontpolitit verfolgen, denn es sst selbstverständlich. daß wir wirklich ehrlich wünschen, daß sie endlich in die rich- tig« Klassenkampssront treten. Aber das will Schön- lank durchaus nicht. Wenn er von derEinheitsfront- politik ohne Manöver" spricht, so meint er damit, daß wir ehrliche Bündnispolitik machen können mit derSPD. alsPartei. Er vertuscht geflissentlich die Tat- fache, daß die SPD. als Parteigebilde ein Teil des bürgerlichen Staates ist, und daß die KPD  . mit diesem Organismus ver- ketten, bedeutet, die revolutionäre Rolle des deutschen   Proletariats für alle Zukunft überhaupt aufzugeben." Diese Antwort gibt der Auseinandersetzung eines Ein- zelnen mit seiner Partei die politische Bedeutung. Für sich allein ist der Aufsatz Schönlanks ein Dokument der Selbst- Verständigung eines ehrlich Ringenden. Mit der Antwort zu- fammen erhellt er blitzartig das Wesen der kommu- n i st ischen Politik. Es ist also in der KPD.   verpönt, ehrliche Bündnispolink mit der Sozialdemokratie zu machen. Es ist verpönt, Betrugs-, Täufchungs- und Ent- larvnngsmanöoer zu verwerfen. Wer in der KPD  . Einheit der Arbeiterbewegung sagt, der muß zugleich die Be- kämpfung der Sozialdemokratie mit allen Mitteln wollen. Damit ist festgestellt, daß derneue Kur s' auf einen groß angelegten Versuch der Täuschung der fozialdemokra- tischen Arbeiterschaft mit Hilfe einerEinheitsfrontpolitik mit Manöver" hinausläuft. DerKlassenkampf" versichert, Schönlank habe längst innerlich mit der KPD. gebrochen und rät ihm, sich über Redeverbot und Ausschlußverfohren nicht zu beschweren: Vielmehr glauben wir, daß es seinem offenen und ehr- lichen Auftreten besser entsprechen würde, wenn er d i e K o n- sequenzen ziehen würde, die er sehr gut kennt." Es ringt sich wieder ein Einzelner, der ehrlich denkt und sucht, von der KPD.   los. Aber jeder Einzelne, der in ehr- licher Selbstprüfung den Finger auf die wunden Punkte der deutschen   Arbeiterbewegung legt, leistet der wahren Ein- heit der Arbeiterbewegung mit freimütiger Kritik und freimütigem Bekenntnis einen guten Dienst.
und Mutter gelangen ihr gleich überzeugend. Ueber ihre Zutat eines leisen Schusses Hysterie ließe sich streiten, aber alles in allein. es war eine runde Leistung! Die Bivie der Maria Neukirchen stand nicht auf der gleichen Höhe, sie wirkte matt und gekünstelt, das Burschilose der Rolle übertrieben und forciert. Mehr Aus- druck und mehr angewandteZwcckgymnastik"! Die Rollen der Männer um die beide» Frauen herum wurden sauber und ordent- lich gespielt, vor allem Ernst Bringolf war als Frank Gardner ein liebenswürdiger Taugenichts. Das Bühnenbild war für Ber  - liner Verhältnisse und Ansprüche reichlich dürftig. Das gutbesuchte Haus zeigte sich aufmerksam und dankbar. H. S. Schachwellmeister Laster als Psychologe. Ein Abend der An- regungen, natürlich nicht der Zuendesührung«n, in M o l l s Psychologischem Institut. Das einleitende Referat hielt Emanuel Lasker  , der nicht nur der Hervorragendste der Schachspieler, sondern, wie die Zünftigen behaupten, auch ein sehr bedeutender Philosoph und Mathematiker ist. Lasker   behandelte die These, daß, wie in den anderen Wissenschaften, so auch in der Psychologie von exakten Gesetzen nicht gesprochen werden kann. John Spencer hat festgestellt, daß es keine einsachen unkomplizierten Gefühle gibt, sondern daß alle ihre Entwicklungsgeschichte haben. Es gibt nur alte und junge Gebilde: das Tasten ist älter als das Sehen, Hunger und Liebe sind älter als der Genuß. Das psycho- logischEinfache" ist also nickst als etwas Einfaches zu begreifen. Jede beliebige Tätigkeit hat mit Naturnotwendigkeit eineschwelle" (Fechner). Daher kann man sich bei der Beobachtung nur eines festen Diagramms bedienen, wenn man zu der beobachteten Tatsache die Summe der Abweichungen und Fehlschläge registriert. So muß man bei Geburtsseststellungen an die Einflüsse der Ernährung, der Temperatur usw. denken. Theorie und Praxis stimmen nicht restlos überein. So ist das Ideal der eindeutigen Bestimmung vor- läufig nicht erreichbar. Selbst die Gesetze der Ethik gelten nur, so lange sie den Gesetzen des absoluten Lebens nicht widersprechen. und die Diagnose einer Krankheit muß mit die Diagnose eines Kampfes sein. Aber sicher ist der Tag nicht fern, wo man allgemein einsehen wird, daß man in der Wissenschaft mit dem Indetermi- nismus ausgezeichnet auskommen kann. Eine fruchtbare Aus­sprache knüpfte sich an, in der von gescheiten Leuten mancherlei Ge- sckstites gesagt wurde. Und nicht nur Gescheites, auch Schönes: Trotz einiger Widersprüche ergab sich nämlich Einhelligkeit darüber, daß eben dem positiven Wissenschaftsglauben und damit einer Weltgläubigkeit und Weltbejahung überhaupt kaum widersprochen werden kann. Es ergab sich, daß das Spekulative in der Praxis alles andere als nihilistisch und trostlos ist, auch wenn es ewig spekulativ bleibt. Es zeigte sich schließlich, daß man nicht mehr aus- schließlich nach des Lebens Sinn unsinnig wühlt, sondern daß die moderne Wissenschast positiv arbeitet und für uns alle Kenntnis, Erkenntnis und Wissen schafft. Fast glaube ich resümieren zu dürfen, moderne Wissenschast ist eine Sache der Gemeinschaft, Sache des Sozialismus._ Ergo.
91« Zmprelsioalsten.Ausstelluog bei Paul Classirer wird am Sonntag den t8., geschlossen. Am 21. wird eine Sonderausstellung von Georg Kolbe   erößnet.