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Delegierten in diesem Falle den ebenfo ernsthaften wie aus sichtslosen Verfuch unternommen, ihre These durchzusehen. Diese These ging auf nichts weniger hinaus, als auf die Aushöhlung des Grundprinzips des Bölker­bundes. Die Grundidee des Völkerbundes war nämlich die Bildung eines Bundes aller Nationen zur gemeinsamen Front gegen etwaige Friedens störer. Wenn aber ein Staat von vornherein solche Vorbehalte macht, daß er sich meder zu militärischen noch zu wirtschaftlichen Santtionen verpflichten will, dann ist seine Mitgliedschaft in der Tat für den Ernstfall ganz wertlos, vielmehr ist damit ein Präzedenz­fall geschaffen, der die ganze Idee des Bölkerbundes illusorisch macht. Freilich: so lange die militärische Ungleichheit zwischen Deutschland   und seinen Nachbarn bestehen wird, so lange wird auch eine besondere Berücksichtigung dieser Lage notwendig sein. Wenn aber die Regierung Luther- Stresemann die von den Alliierten abgegebene Erklärung als besonderen Erfolg ihrer Tätigkeit in Locarno   hinstellen will, so bedarf diese Behauptung einer Richtigstellung: dieser Erfolg ist bereits durch einen einfachen Notenwechsel vor Jahresfrist von der Regierung Marg erzielt worden.

Nicht anders steht es mit der Räumung der Kölner  3one. Wenn auch nicht schriftlich festgelegt, so ist doch dieser Teil der Rückwirkungen in so feierlicher und unzwei­deutiger Form zugefagt worden, daß ein 3weifel an der Räumung Kölns   nicht mehr möglich ist. Darf das aber als ein besonderer Erfolg der Konferenz von Locarno   gelten? Um das zu erreichen, brauchte man meder nach Locarno   fahren, noch einen Sicherheitspakt abschließen. Da genügte es, sich über die Entwaffnungsnofe zu verständigen. Bon den 101 Forderungen dieser Note sind von der Rechtsregierung bereits 80 freiwillig erfüllt worden, die noch fehlenden Buntte bildeten den Gegenstand von Verhandlungen, die auch ohne Sicherheitspakt zum Abschluß gekommen wären. Noch einfacher wäre es allerdings gewesen, die früheren Ent­waffnungsforderungen der Entente zu erfüllen und den ebenso findischen wie zwecklosen Versuch zu unterlassen, durch schwarze Reichswehr   und vergrabene Lafetten die Erfüllungspolitik früherer Regierungen zu durchkreuzen. Diejenigen, die diese Spielereien gefördert und betrieben haben, sind die eigentlichert Schuldigen an der Weiterbesetzung der Kölner   Zone. Jetzt hat die Rechtsregierung die verstärkten Forderungen der Entente nicht nur erfüllt, sondern obendrein einen Sicher­heitspaft abgeschlossen. Und all das, um die Räumung Kölns  zu erzielen, die man bei normaler Erfüllung der Entwaffnungs­flaufeln längst erreicht hätte?

Ueber die sonstigen Rückwirkungen", wie sie die Deutsch nationalen gebieterisch forderten, ist nichts juristisch Bindendes, nichts Schriftliches erzielt worden. Der Sicherheitspaft ist nicht befristet und nur unter ganz hypothetischen Umständen tündbar, der Berzicht auf Elsaß Lothringen  , den Deutschland   freiwillig aus­spricht. Und wie steht es mit den östlichen Schiedsgerichts­verträgen? Sie lassen zwar Deutschland   die theoretische Mög­lichkeit offen, sich später auf rein friedlichem Wege mit Bolen iber eine Grenzrevidierung zu verständigen fein Mensch wird aber diese Möglichkeit in ihrer praktischen Bedeutung überschätzen. Die Militärbündnisse zwischen Frank reidy und Polen   bzw. der Tschechoslowakei   bleiben be stehen und werden durch die in Locarno   abgegebenen Er­Härungen eher unterstrichen als abgeschwächt.

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Bom deutschnationalen Standpunkt aus ist also die Bilanz nicht glänzend. Und doch zweifelt wohl fein Mensch daran, daß die Deutschnationalen diesem Ergebnis ihre Zustimmung geben werden. Ein schlimmeres Ranoffa hat es für eine politische Partei noch nicht gegeben. Auch wenn heute ein Teil der Deutschnationalen dagegen, rebelliert, so ist es jetzt viel zu spät. Ganz abgesehen davon, daß sie seit neun Monaten als stärkste Koalitionspartei jene Politit gebilligt haben, von der fie wußten, daß fie nach Locarno Ranoffa führen würde, so haben sie außerdem in der entscheidenden Stunde dem Reichskanzler Luther  , ihrem Bertrauensmann, und dem

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Gerrit Engelke  .

Bon Walter Gosch.

Es sind gerade sieben Jahre her, daß der Tod den Dichter und Arbeiter Gerrit Engelle noch furz vor Waffenstillstand in das Massengrab von Flandern   warf. Sechsundzwanzigjährig verstarb er in den Oktoberfagen 1918 im 24. General- Hospital bei Cambrai   an den Folgen einer schweren Verwundung. Das ist alles, was man weiß. Kein Kreuz, fein Stein erinnert uns an feinen Ruheplay: ungenannt, und nur eingereiht in das Grab der vielen namenlosen Helden liegt er in Frankreichs   Erde. Keine Blume und fein Gesang fiel über seinen Leib vielleicht begegnet ihm der Pflug einmal. In Hannover   ward Engelke geboren. Qualm und die Maschinen, Fabriken aus Stein und Stahl, der fahle Geruch des Asphalts die Luft schmeckte wie Metall: das war die Großstadt. Als ein Kind der Arbeit kam er zu einem Malermeister in die Lehre. Schon während dieser Zeit wuchs das innere Geficht. Erst in den Beich während dieser Zeit wuchs das innere Gesicht. Erst in den Zeich nungen der Abendschule, dann schrieb er seine ersten Dichtungen. Wenige Freunde umgaben ihn. Am tiefergebensten wohl August Deppe und der Däne Gulbrandson. Später Heinrich Lersch  , der Mensch im Eisen" und der wadere Deutsche   und Dichter Jakob Kneip  . Und eine kleine liebesfromme Frau. Vor allem aber die größten der Geister, die niemals sterben: Goethe und Homer, Dante und Whitman, Beethoven   und der Schweizer   Hodler.

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Reichsaußenminister die Ermächtigung zur Paraphierung der Verträge von Locarno   gegeben. Man mag sich nun darüber wundern, daß wir Sozial­demokraten, die wir dem nackten Ergebnis von Locarno  kritisch gegenüberstehen, die dort zustande gekommenen Ber­träge begrüßen. Nun, wir begrüßen das Werf von Locarno  in der Tat als den Beginn einer neuen era des Friedens. Wir Sozialdemokraten, denen es mindestens ebenso sehr auf die Rüdwirkungen" antommt, wie den Deutsch­nationalen, wir sind mit dem Ergebnis von Locarno   deshalb zufrieden, weil wir in die Erfüllung der dort abgegebenen Versprechungen Briands, Banderveldes und Chamberlains Vertrauen haben. Vor allem aber begrüßen wir Locarno   als den Ranosfagang der Deutschnatio­nalen. Denn die Katastrophe der deutschnationalen Ideologie, fo erfreulich fie uns aus innerpolitischen Gründen sein mag, ist uns aus außenpolitischen Gründen noch tausendmal wichtiger. Der Weg zum wahren Frieden, wie wir ihn erstreben und wofür wir seit 1919, leider oft vergebens, gefämpft haben, fonnte nur über den Kadaver deutschnationaler Revanche parolen führen. Der Schwarzweißrote Inflationsdrachen schwimmt verendet im Lago Maggiore  . Dafür, daß Luther   und Stresemann ihm den Todesstoß versetzt haben, schulden ihnen alle Völker Europas Dant. Es ist wirklich schade, daß Herr Martin Schiele   nicht mit von der Partie war!

Der Stand der Entwaffnungsfrage. ,, Befriedigende Maßnahmen Deutschlands  ." Paris  , 22. Oktober.  ( Eigener Drahtbericht.) zur Prüfung des Berichts der Militärfontrolltommission über den Stand der deutschen   Entwaffnungstommiffion hat am Mittwoch nachmittag unter dem Vorsiz des Ministerpräsidenten Painlevé   eine Konferenz im Kriegsministerium statt gefunden, an der unter anderem der Außenminister Briand  , der Vorsitzende der Rheinlandfommission Tirard, der Chef des Generalstabs General Debenen und der Kommandeur der Rheinarmee General Guillaumat teilgenommen haben. Eine amt liche Meldung besagt, daß man in der Sizung zu der Feststellung gelangt sei, daß von Deutschland   in einer Reihe von Punkten und namentlich in bezug auf die Zerstörung von Kriegsmaterial befrie bigende Maßnahmen ergriffen worden seien.

Trotha und der Vorwärts". Besuch beim Vorwärts" wegen der Offiziersehre! Am vierten Tage des Dolch stoßprozesses führte Amts gerichtsdirektor Frant die Verhandlungen mit einer kurzen Frage an den Zeugen Bizeadmiral v. Trotha ein. Der Borsigende fragte den Beugen, ob die Behauptungen einiger Zeitungen richtig feien, daß er im Oktober 1918 in der Redaktion des Borwärts ge­wesen sei und dort erklärt habe, daß eine entscheidende Schlacht zur See nicht beabsichtigt gewesen sei, es habe sich lediglich um eine Deckung des rechten Flügels des Landheeres in Belgien   gehandelt. Vizeadmiral v. Trotha erklärte hierauf: Während meines Auf­enthalts in Berlin   in den Oktobertagen machte Kapitän Brüning haus, der seinerzeit die Presseangelegenheiten bearbeitete, auf die Artikel aufmerksam, die in einer linksstehenden Zeitung erschienen waren und die eine ungeheure Hege gegen das Offizierstorps propa. gierten, von dem Gedanken ausgehend, daß die lotte nur für die Offizier sehre da sei. Es sei beabsichtigt, die Flotte in finn- und planloser Weise zu vernichten. Kapitän Brüninghaus fagte zu mir: Ich werde nun in die Redaktion des Borwärts" gehen, um diesen Treibereien entgegenzutreten, die zu einem großen Unglüd führen können. Kommen Sie mit, um unserer Offiziersehre gerecht zu werden." Dazu habe ich mich dann bereit Dazu habe ich mich dann bereit erflärt. Am Abend habe ich dann Redakteur Ruttner getroffen. Ich legte ihm die Grundsäße und den 3med der geplanten Flotten aftion im Herbst 1918 auseinander. Als Kuttner mich fragte, ob eine Entscheidungsschlacht erzwungen werden foll, habe ich geant mortet: Wenn aus dem Borstoß eine Entscheidungsschlacht werde, so hänge das von der Entwidlung der Kampf­handlung ab." Jebenfalls bin ich der Auffaffung von einer geplanten finnlosen und planlosen Rampfhandlung entgegengetreten. Rechtsanwalt Hirschberg fragte darauf den Zeugen, ob er sich erinnern fönne, daß er zu dem Redakteur Ruttner gesagt habe, es

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Krieges ist immer die riesige, unsichtbare Hand des Schicksals, des Krieg Gottes, der Himmel und Allgewalt, oder wie man es sonst nennen will." So schrieb er am 18. November 1914 genau vier Jahre später wurde er ein Opfer dieser Allgewalt.

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Es hieße, die Geschichte der modernen europäischen   Dichtung schreiben, die eine Geschichte eines europäischen   Industrie- und Er Arbeitsmythos werden würde, wollte man Engelte werten. müßte einen besonderen Platz erhalten. Man wird sicher noch Georg Kaiser  , Heinrich Lersch  ( vor allem diesen!), Paquet, Winkler dem jungen Tünchergesellen aus und Verhaeren zu nennen haben Hannover   entwuchs aber am ursprünglichsten der Rhythmus unserer Zeit.

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Es ist der Rhythmus des neuen Europas  ". Er ist aber nicht nur ein Buch( Berlag Eugen Diederichs  , Jena  ), sondern eine Fahne. Der Jugend wird demnächst eine fleine Schrift in die Hand gegeben werden, die eine Auswahl Engelkescher Gedichte, Briefe und Tagebuchblätter enthält( Gesang der Welt"); den Frauen und Männern erscheint in diesen Tagen im Orplid- Berlag, Köln  , der gesammelte Nachlaß: Briefe und Blätter. Seien wir Dankende und Verbündete dieses großen und menschlichen Herzens, dieses gläubigen, liebenden und sprachgewaltigen Dichters der heutigen und der kommenden Generation!

Eine Zeitschrift für die neue ruffische Ciferatur beginnt soeben im Verlag von 3. Ladyschnikow als Russische Rundschau" zu erscheinen. Sie will in monatlichen Heften ein Bild des neuen Rußlands   im Spiegel der Literatur geben und Brücken bauen zwischen deutschem und ruffischem Geiste. Das erste Heft bringt eine größere Erzählung Gortis, literarische Beiträge von Ilga Ehrenberg, Lidin, Leonow, Gedichte sowie Gloffen über Literatur, Schauspielwesen u. a. Arthur Luther   bespricht die russische   Literatur in Deutschland  .

Als Engelte 1914 bangen aber gläubigen Herzens mit einem Bündel Gedichte zu Richard Dehmel   lief, da sollte dessen herzliches Ja der Eintritt in das große tunstschaffende Leben sein. Die Wert leute auf Haus Nyland, eine Gemeinschaft von Künstlern, Technikern und Arbeitsleuten, die alle die Gegenwart als das Kraft- und Werk­feld ungeheuren Lebens grüßten, wurden ihm ein Kreis, der seine schöpferische Konfession zu Kunst und Welt bestimmen sollte. Die Die Frage der Geburtskontrolle in England. Seitdem der Lord­Zeitschrift dieser Gemeinde zeigte seine ersten Dichtungen. Ein tanzler, die offiziellen Führer der englischen Katholiken und die hohe Sommer bei Jakob Kneip  , dann fuhr er nach Norden in Däne- Geistlichkeit der Kirche von England   über Geburtskontrolle und ihre mark, dem Lande des Niels Lyhne", überraschte ihn der Krieg. Probleme sich öffentlich äußern, um nicht zu sagen: streiten, ist dieses Damals schrieb er an einen Freund: Ich kam aus Dänemark   nur, Thema in alle Kreise gedrungen. Da auch England unter der all­gemeinen Not und Berarmung der Nachkriegszeit in den Mittel­um meine Pflicht zu tun jezt wünsche ich, daß ich diese Pflicht mit gemeinen Not und Verarmung der Nachkriegszeit in den Mittel­und Arbeiterklassen leidet, so ist die künstliche Berhinderung von Freude tun werde." Dieser Brief enthält auch das Bekenntnis der unerwünschtem Familienzuwachs in Gedanken und Gesprächen felbft damaligen vaterländischen und proletarischen Jugend:" Borläufig der prüdesten Ladys zu finden. Die Society, d. h. die hohe Gesell­bin ich noch immer unklar und unbestimmt im Innern, und es ist schaft von England, mußte ohnedies von jeher gut Bescheid auf leider nicht sehr viel, was aus mir in dieser bewegten Zeit ein- diesem Gebiete, und ihre nahe Verbindung mit Paris   machte in schwingt. Mein Gefühl sträubt sich noch immer instinktiv gegen den modernen und mondänen Kreisen der britischen Inseln das Zwei Krieg. Morb ist Mord. Wäre nicht das Eine, daß wir aus Notwehr Kinder- System längst üblich. Troßdem ist es auch in diesen Schichten handelten ich würde alles rundheraus abgelehnt haben und wäre jetzt Mode, über dieses Thema gewissermaßen aus sozialen Gefühlen geblieben, wo der Pfeffer wächst. Nur dies eine: Kein Bolt haßt das zu diskutieren und sich von Fachgelehrten etwa zu einem Fünfuhrtee nur gewissenlose Spekulanten, die die Macht in Händen einen kleinen Spezialvortrag halten zu lassen, der dazu angetan ist, ohne moralische Bedenken darüber zu reden. Obgleich in alten soliden haben, managen den Krieg! So auch jezt. Aber schließlich sind englischen Familien bas Heim mit vielen Kindern als höchster Le­cuch fie, find alle Spizbuben, nicht Handelnde aus eigenem Willenbenszwed angesehen wird, bringen vor allem Heiraten mit Aus­sondern tun nur, was sie wollen. Kein Mensch macht einen solchen länderinnen, die unter feinen Umständen Kinder gebären wollen,

andere

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habe fich feineswegs darum gehandelt, fich auf eine große Kampf­handlung mit England einzulassen.

Admiral Trotha: Die Worte sind mir nicht mehr ge

wärtig. Ich habe damals Herrn Kuttner flar machen wollen, daß wärtig. Ich habe damals Herrn Kuttner flar machen wollen, daß es sich um eine Kampfhandlung drehe, die entsprechend der außer­ordentlich vorsichtigen Vorbereitung den Anspruch darauf haben fönne, das Ende des Krieges für Deutschland   günstig zu beeinflussen. Darauf wird Landgerichtsrat Dr. Dobring als Zeuge über die Borgänge, die zur Marinemeuterei im Jahre 1917 führten, ver­nommen. Vor deffen Bereidigung erflärt Rechtsanwalt Dr. Hirsch berg, daß von seiner Seite niemals bestritten worden sei, daß im Sommer 1917 eine Marinemeuterei stattgefunden habe. Wenn die Gegenseite trotzdem darauf bestehe, daß die Marinemeuterei in ihren Einzelheiten eingehend erörtert wird, so bitte er, eine gewisse kürze Nach seiner Bereidigung sagte Landgerichtsrat Dr. Dobring unter anderem aus: Ich war im Jahre 1917 als Untersuchungsrichter beim vierten Geschwader tätig. Um von vornherein die Objektivität meiner Aussage festzustellen, möchte ich erklären, daß ich während meiner Untersuchungstätigkeit beim vierten Geschwader auch nicht einen einzigen Anhänger der Sozialdemokratie getroffen habe, der fich für die Vorbereitung der Meuterei eingesetzt hat. Im Gegenteil ist von den führenden Mitgliedern der Sozialdemokratischen Partei verschiedentlich in schärfster Form der Abscheu gegen die beabsichtigte Meuterei zum Ausdruck gebracht worden.

Peinlich.

Die Deutsche Tageszeitung" läßt sich aus Halle über Gehaltsaufbefferungen der dortigen Magistratsmitglieder berichten. So hat u. a. der Magistrat in geheimer Sizung beschlossen, das Ge­halt des Herrn Oberbürgermeisters von 21 000 auf 28 000 Mart zu erhöhen. Die Deutsche Tageszeitung" bemerkt dazu: Bei der wirtschaftlichen Not unserer Zeit dürfte die Höhe dieser Gehalts­aufbefferung mit Recht einige Verwunderung auslösen. das deutschnationale Blatt hat nur vergessen, eine nicht unwichtige und immerhin interessante Tatsache hinzuzufügen. Wir wollen fie des­halb nachholen. Der verdienstvolle Oberbürgermeister der Stadt Halle   ist Herr Dr. Rive. Er ist Mitglied der Deutsch­nationalen Boltspartei. In diesem Sinne ist die Auf­forderdung der Deutschen   Tageszeitung zu fparfamer Kommunal­wirtschaft ganz besonders attuell und zeitgemäß.

Wahlen in Baden  .

Karlsruhe  , 22. Oftober.( Eigener Drahtbericht.) Die Wahl­bewegung in Baden   ist auf ihrem Höhepuntt angelangt. Bor der Wahl am Sonntag sprechen noch die drei ehemaligen Reichstanzler Scheidemann, Marg und Stresemann  . Für die Sozial­bemokratie werben an führenden Genossen Hermann Müller  , Crifpien, Robert Schmidt  , Schlice, Keil und Auer, fo­

wie zahlreiche württembergische und bayerische Landtagsabgeordnete. Die Wahlbewegung bei den bürgerlichen Parteien und auch bei den Kommunisten ist schwach. Zum Abschluß veranstalten die Sozial­demokraten am Sonnabend nicht weniger als 600 Versammlungen.

Matte Börse.

Es

Die heutige Börse war anfangs widerstandsfähiger, wurde aber auf eine ganze Anzahl von unbestätigten Gerüchten hin auf die Dividendenlosigkeit verschiedener Gesellschaften und auf die hin ausgezögerte Trustbildung verstimmt und einheitlich matter. fanden zahlreiche Abgaben statt, man weiß nicht, ob sie Realisationen aus ultimosorgen heraus oder Geldbeschaffungen für den Kahn. Konzern sind. Eine Ausnahme machten die Auslandsmerte, die auf Pariser Anregung hin durchweg fester tendierten, fo alle Russen, Türfen und Ungarn  . Bon Montanattien namentlich bie Bapiere der Rhein- Elbe- Union schwächer, auch Laura- und Oberbedarf starf meichend, Raliaftien matt, Farben verlieren bis zu zwei Prozent. Elektroaftien bis Proz. Bon den variablen Montanaftien macht die Befestigung von Schlesisch- 3int eine Ausnahme, auch die Favo riten des Industrieaktienmarktes, Berlin  - Karlsruher  , Ludwig Löme, Deutsche Rabel, nachgebend. Schiffahrtsaktien einheitlich schwach. Auch der Rentenmarft neigt nach unten. Kriegsanleihe 0,227% und Schutzgebiet 5,90. Bantaftien nicht einheitlich. Der Geldmartt zeigt zwar unveränderte Säße, aber ziemlich ft arte Nachfrage

es mit sich, daß die Adoption von Babys allgemein wird und ein hervorragender funktionierender Markt" von Qualitätsbabys" im Gange ist. Die Aufklärung der einfachen Schichten über Geburts­fontrolle wird aber von allen Kreisen mehr und mehr befürwortet; es fragt sich nur, wer dann die Babys für die oberen Zehntausend liefern foll.

Der Schulzwang in Sowjetrußland. Die russische Regierung hat einen Gefeßentwurf genehmigt, der den allgemeinen Schulzwang in Sowjetrußland einführt. Danach soll jetzt für alle Kinder von 8 bis 11 Jahren der Besuch der sogenannten Arbeiterschule unent­geltlich und obligatorisch sein. Uebrigens ist auch heute schon das allgemeine Niveau der Volksbildung in Rußland   höher als in der Zarenzeit, wo fie mur für die Kinder der sogenannten befferen Stände" für notwendig gehalten wurde. Allein in Moskau   bestehen 390 Kommunalschulen, und nicht weniger als 210 Kindergärten hat diese Stadt aufzuweisen, die von etwa 6000 Arbeitertindern besucht werden. Ursprünglich brauchte in Sowjetrußland niemand für den Unterricht der Kinder Schulgeld zu bezahlen, allmählich führte man es jedoch wieder für die nichtproletarische Bevölkerung ein. Jezt ist man wieder so weit, daß alle Bevölkerungsschichten Schulgeld be. zahlen müssen und zwar ein recht hohes. Das Schulgeld soll sich nach dem Einkommen des Vaters richten.

Die Universität Wallenffeins als Kräppelanstalt. Die Universi tät in Altdorf   bei Nürnberg, an der Wallenstein   studiert hat, ist 1810, als Nürnberg   an Bayern   fiel, aufgehoben worden. Hundert Jahre dienten die Gebäude als Lehrerbildungsanftalt. Jedoch 1924 wurde wegen Abbau der Lehrkräfte die Anstalt geschlossen. Nun hat der evar gelische Lindesverein für Innere Mission   die Gebäude über­nommen und eröffnet in der einst berühmten Universität eine Krüppelanſtalt.

Die Lebensdauer des menschlichen Haars. Einige interessante Zahlen über das Alter menschlicher Haare werden in der Um­schau" mitgeteilt. Pinkus beobachtete das Wachstum mehrerer Haare an der Brust. Die Lebensdauer von 16 Haaren, die im Frühjahr entstanden, betrug durchschnittlich 210 Tage, während 7 im Herbst entstandene Haare nur ein durchschnittliches Alter von 189 Tagen erreichten. Die Sommerhaare hatten mit 45 millimeter eine größere Länge als die Winterhaare mit 38 Millimeter. Ein auf einem Muttermal vorhandeenes Haar wurde sieben Jahre beobachtet. Im Sommer wuchs es durchschnittlich 140 Lage, im Winter 124 Tage

Klabunds Kreidekreis ist eine Nachdichtung, feine Driginalschöpfung. Es mag das nachträglich erwähnt werden, da infolge einer notwendigen Kürzung diese Bemerkung im Referat wegblieb.

Die Eröffnung der Andersen- Ausstellung in der Staatsbibliothek in Gegenwart geladener Gäfte findet am 24., mittags 12 Uhr, statt. Die Ausstellung ist vom 25. ab für Besucher von 10-3 Uhr geöffnet. Arbeitsgemeinschaft für praffische Pinhologie. Am Freitag, dem 23., abends 7%, Uhr, spricht im Institut für praktische Psychologie, Kurfürsten­Schund in der Jugend­damm 45, Frau Dr. Feder über Literatur". Daran anschließend findet Distusfion statt.

Mostans erftes Krematorium. Der Bau eines Krematoriums auf dem Gelände des Friedhofes beim Don- lofter ift endgültig beschloffen worden und Moskau   erhält damit sein erstes Krematorium. Die ganze innere Gia richtung wird in Deutschland   bestellt.