Schutz vor Richtern!
,, Lachen links" bedroht die Republik !
Das republikanische Wigblatt Lachen lints" brachte in jeiner Nummer 41 eine Zeichnung, die Hindenburg am Schreibtisch fizend zeigt, wie er mit sinnendem Blid ein Aftenstück mit der Aufschrift„ Sicherheitspatt" studiert, während aus dem Dunkel des Zimmers der Geist Rathenaus taucht, den der Text des Bildes die Worte sprechen läßt: Unterzeichnen Sie ohne Sorge, Herr Präsident! Gestorben bin ich dafür.. Wegen dieser Zeichnung hat der Amtsrichter von Bostel Burchardt in Lünen bei Dortmund die Beschlagnahme der betreffenden Lachen- links"-Nummer verfügt und gegen den verantwortlichen Redakteur, den Genossen Friedrich Wendel , ein Berfahren auf Grund der Bestimmungen des Republit- Schuß gefehes eingeleitet!
Das Borgehen tes Amtsgerichts in Lünen ist ein neuer Schlag gegen die Freiheit der Presse und zeigt, daß im Kopfe gewisser Richter bereits ein neuer Majestätsbeleidigungsparagraph für Hinden burg existiert. Juristisch ist nämlich die Beschlagnahmeverfügung ein Standal ersten Ranges. Sie wird begründet mit den
Worten,
daß das Bild„ Rathenaus Geist" geeignet ist, den Reichspräsidenten v. Hindenburg verächtlich zu machen und dadurch der Tatbestand der§§ 186 RStGB. und§ 8 3iffer 1 des Gesetzes zum Schutz der Republit erfüllt ist.
Wir wollen völlig davon absehen, daß tein vernünftiger Mensch in diesem Bild eine Berächtlichmachung des Reichspräsidenten erblicken kann, man müßte denn auf dem Standpunkt des Denun aianten in diesem Falle stehen, daß es eine Beleidigung Hinden burgs sei, ihn mit dem„ Juden Rathenau " auf einem Bilde zu zeigen. Biel ungeheuerlicher ist, daß der Amtsrichter v. Bostel Burchardt weder den§ 186 des Strafgefeßes, noch den 3 8 3iffer 1 des Republiffchußgefeges zu fennen scheint.§ 186 StGB. erfordert nämlich die Behauptung nicht erweislich wahrer Tatsachen,§ 8 Ziffer 1 des Republitschuggefeges hat nicht zur Vorauslegung Berächtlichmachung, sondern Beschimpfung oder Berleumdung eines Mitgliedes der Regierung und trifft auch nur dann zu, wenn durch diese Beschimpfung oder Verleumdung die republikanische Staatsform als folche herabgewürdigt werden soll. Der Beschluß des Amtsrichters v. Bostel- Burchardt verrät fomit eine bodenlose Unkenntnis der Gesetze. Die ganz falsche Anführung der strafgesetzlichen Tatbestände läßt die Beschlagnahme daher als einen gänz lich ungesehlichen Wilitüratt erscheinen, wegen beffen gegen seinen Urheber im Disziplinarwege eingeschritten werden muß. im Falle Kro Falle Kroner so anmaßend auftretende Breußische Richterverein etwa einen abligen, aber dafür gefeßcsunkundigen Kollegen aus Lünen rüffeln würde, wird niemand ermarten!
"
Daß der
Schnellste Räumung von Köln . Londoner Befehl an die Besatzungstruppen. Condon, 24. Oktober. ( WTB.) Wie Reuters Bureau aus Köln meldet, hat die britische Armee am Rhein Befehl erhalten, fobald wie möglich nach Wiesbaden abzurüden.
Chamberlain gegen alte Erinnerungen". London , 24. Oftober.( BTB.) Bei einem Empfang von Bertretern der britischen Reichspreffe erklärte Chamberlain: Locarno hat einen wirklichen Beitrag zum Frieden der Welt geliefert, und die britische Regierung beabsichtigt, ebenso wie die übrigen dort vertreten geweſenen Regierungen, für diefes Abkommen voll einzustehen. hoffe, daß das unter den Ministern in Locarno erzeugte und von ihren Regierungen, an die fie Bericht erstatteten, geteilte Ber. trauen fich in immer größeren Kreisen unter ihren Völkern aus dehnen wird. Wenn die Welt und wir selbst einen vollen Vorteil
die uns offen stehen, mit Bertrauen, Glauben und Loyalität gegen über, gegenüber in dem Glauben, den wir geschaffen haben.
Chamberlain erflärte hierauf in Beantwortung von Anfragen: 1. Die Freiheit jedes Dominions ist vorbehalten. Der Bertrag bindet fein Dominion, außer wenn es sich freiwillig dazu Bertrag bindet fein Dominion, außer wenn es sich freiwillig dazu verpflichtet. 2. Was bisher die Durchführung der Abrüstung verhindert hat, ist Argwohn und Furcht gewesen, die beseitigt wer den müssen, um die Abrüstung möglich zu machen. 3. Europa stößt feineswegs Rußland ab, Rußland ist es selbst, was sich fernhält. 4. Die Regelung der östlichen Fragen ist viel leichter gewesen als ich erwartet habe. Der schwierigste Bunft ist vielmehr ber Eintritt Deutschlands in den Bölferbund gewesen. 5. Es besteht keine Frage über einen Mandatswechsel. Selbst wenn einer erforderlich ist, ist Deutschland für ein Mandat wie jedes andere Land wählbar. Auf die Anfrage, ob es nicht beffer sein würde, den Gebrauch des Wortes„ Alliierte" in seiner gewöhnlich angenommenen Bedeutung fallen zu lassen, antwortete Chamberlain: Ich bin gegen jedes Wort, das eine Spaltung Europas in zwei Gruppen bedeutet. Wir wollen den Gedanken los werden, daß, weil zwei Völker Freunde find, fie notwendigerweise gegen ein anderes Bolt Komplotte schmieden müssen. Die gesamte Grundlage unserer Versöhnung mit Deutschland ist die unerschütterliche Freund schaft zwischen Frankreich und uns; die eine fundamentale Tatsache, die nicht vergessen werden darf, t, daß unsere Berföhnung mit Deutschland gegründet ist auf die alte Freund schaft mit Frankreich und nicht auf das Wrack dieser alten Freundschaft.
Zusammentritt der Botschafterkonferenz.
aus
Der Gang der Prüfung der deutschen Note. Paris , 24. Oftober.( TB.) Bie Echo de Paris" mitteilt, ist die Botschafterkonferenz für Anfang tommenber Woche einberufen worden, um sich mit der deutschen Note zu befaffen. Man fündigt die bevorstehende Ankunft des Generals Walsh, des Borsigenden der Interalliierten Militärfontrollfommiffion, Berlin an. Nach dem Journal" tritt die Botschaftertonferenz am Dienstag zu einer Sigung zusammen. Sie werde das sehr umfangreiche deutsche Dokument sofort dem Interalliierten militartomitee von Bersailles unterbreiten; es tönne nichts unternommen werden, bevor sich die Sachverständigen ge= äußert hätten.
Der Optantenbeschluß.
Amtliche polnische Erklärung.
| haben. Der griechisch- bulgarische Zwischenfall tritt jet in eine rein diplomatische Phase ein, in deren Berlauf Griechenland auf den geforderten Genugtuungen wird bestehen müssen." In der Meldung heißt es weiter, daß die von den Griechen gestern erlittenen Berluste 4 Tote und 8 Verwundete betragen und daß die Griechen mehrere Gefangene gemacht haben.
,, Griechenland hat angefangen."
Sofia , 24. Ottober.( Meldung der Bulgarischen Telegraphen Agentur.) Die bulgarische Regierung hat die Mitglieder der Militärtontrolltómiffion eingeladen, sich an den Ort des bulgarisch - griechischen Grenzzwischenfalles zu begeben, um sich an Ort und Stelle zu unterrichten. Es liegt alle Veranlassung vor, anzunehmen, daß Griechenland die Aftion gegen bulgarisches Gebiet seit langem forgfältig vorbereitet hat. Schon seit gewisser Zeit suchten griechische Soldaten systematis, einen wijchenfall herauszufordern; sie haben sich nicht gescheut, Grabdenkmäler der im Balkantrieg gefallenen bulgarischen Offiziere und Soldaten zu beschädigen.
Der griechische Vormarsch auf bulgarischem Gebiet scheint gegenwärtig zum Stillstand gekommen zu sein. Die griechischen Truppen besetzten in einem Abschnitt von etwa 30 kilometer Länge und 12 Kilometer Tiefe fieben bulgarije Dörfer. Griechische Artillerie beschießt weiterhin die Stadt Petritsch, mo bisher drei Kinder und vier Frauen getötet wurden. Mehrere Granaten großen Kalibers, die aus Ferngeschüßen abgefeuert waren, schlugen unmittelbar vor Petritsch ein. Der bulgarische Posten Nr. 8 wurde in Brand gesteckt. Die schwachen bulgarischen Detachements befinden sich weiter auf dem Rüdmarsch e. Es wurden bisher 25 Bulgaren Soldaten und Zivilbevölkerung getötet. Die Einwohner des Gebiets, in das die griechischen Truppen eingebrungen find, fliehen. Sie tönnen ihre habe und ihr Bieh nicht holen, weil die griechische Artillerie Sperrfeuer auf bie betreffenden Bezirke gelegt hat. Die Zahl der Flüchtlinge, die fich in der größten Not befinden, beträgt 15000. Die griechischen Truppen nehmen in den besezten Dörfern Beschlagnahmungen vor. Die Nachhut der griechischen Truppen hat regelrechte Plünderungen veranstaltet.
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Blum über sozialistische Finanzpolitik. Besteuerung der Besitzenden.
Baris, 24. Oftober.( Eigener Drahtbericht.) In einer gestern abend von den sozialistischen Verbänden des Seine- Departements einberufenen Versammlung definierte der Abg. Léon Blum die Haltung der Sozialistischen Partei gegenüber der augenblicklichen innerpolitischen Krife. Die Sozialistische Partei werde alle Projette a blehnen, die nicht die Gewähr einer endgültigen lleber Rewindung der finanziellen Schwierigkeiten böten. Insbesondere ſei die sozialistische Frattion gegen jede 3rflation, beren Rosten in erster Linie die Arbeitertiaffe zu tragen hätte. Deshalb werde fie entschieben gegen jede Bermehrung des Notenumlaufs Stellung nehmen. Ebensowenig werde es die Fraktion zulassen, daß man den Inhabern der staatlichen Anleihen, Renten unb Shazwechsel allein die Laften der Sanierung aufbürde. Die Erfassung des Kapitals dürfte fich nicht an eine einzige State gorle bes Bermögensbefiges halten, vielmehr müffe die Gefamtheit der Befihenden nach Maßgabe ihrer Leiftungsfähigkeit bazu herangezogen werden.
Condon, 24. Oftober.( WIB.) Die polnische Telegraphenagentur verbreitet folgende amtliche Mitteilung: Die polnische gierung hat beschlossen, mit der Frist vom 1. November 1925 die Zwangsausweisung deutscher Optanten anzubaiten, die entsprechend den Bestimmungen der Wiener Konvention, lang stens bis zum 1. Auguft bzw. 1. November ihren Wohnsitz don Bolen nach Deutschland hätten verlegen sollen. Diese Personen werden, was ihr Aufenthaltsrecht in Bolen anbetrifft, bis zur weiteren Entscheidung der Regierung auf gleichem Fuß mit den anderen deutschen Staatsbürgern gefeßt werden.
Vertrauensvotum für Grabski.
Warschau , 24. Oftober.( Eigener Drahtbericht.) Der polnische Sejm lehnte am Freitag die gegen die Regierung vorliegenden Mißtrauensanträge ab. In dieser Abstimmung dürfte eine Billigung der Außenpolitit des jeßigen Kabinetts zu fuchen sein, obwohl die innerpolitische Situation der Regierung Grabsfy äußerst schmierig ft. Allgemein wird die Auffaffung vertreten, daß ein Kabinettswechsel in Bolen nicht zu vermeiden ist, fobald die Sanierungsgesetze unter Dach und Fach find
Verstimmung an der Börse.
Wegen deutschnationaler Krisenmache.
Die innerpolitischen Verhältnisse und Zuspitzungen bedrückten die heutige Sonnabendbörse außerordentlich und bewirkten namentlich im Gegensatz zur legten Sonnabendbörse Minimalumfätze. Die vereinzelten günstigen Wirtschaftsnachrichten treten infolge der innerpolitischen Berdunkelung ganz in den Hintergrund. Die Tendenz mar in der ersten Börsenstunde auf der ganzen Linie rüd läufig. Erst als der Raffamarkt ein verhältnismäßig behauptetes Anjehen zeigte, schritt man auch an den anderen Märkten zu Rüdfäufen, zumal unbeftätigte Nachrichten über nochmalige Bermittlung Luthers mit den Deutschnationalen umhergingen. Publifums- und Auslands. Athen , 24. Oftober.( BTB.) Die griechische Regierung verfäufe fehlten vollständig. Die Spekulation blieb unter sich. Der aus diesen Berträgen ziehen wollen, so müssen wir die alten Eröffentlicht folgende Erklärung:„ Nach dem griechischen Bormarsch Geldmarkt war leicht, täglich Gelb für erfie Firmen 7% roz.. innerungen beiseite stellen. Denkt an die Bergangenheit innerungen beiseite stellen. Denkt an die Bergangenheit bei Betritsch müssen die griechischen militärischen Operati: sonst bis zu 9% Broz. Die weitere Schwäche des französieher, um eine Wiederholung unserer Fehler zu vermeiden, als um euch an die Fehler anderer zu erinnern, und tretet den Möglichkeiten, onen als beendet angesehen werden, da fie ihr Ziel erreicht sch en Frant beunruhigt außerordentlich.
Die rein diplomatische Phase".
Der alte Graf Barigny hat sich von seinem Sohn Jean los gejagt, weil diefer Chansonfänger und Kabarettdichter geworden ist. Da ihm erhebliche materielle Vorteile winken, wenn der verlorene Sohn die Tochter seines Geschäftspartners heiratet, fnüpft er schleunigst die Verbindung mit feinem Sprößling wieder an. Er stellt ihm 500 000 Frant auf den Tag der Hochzeit in Aussicht. Der verlorene Sohn seinerseits lebt mit der rumänischen Studentin Maica zusammen, in Dürftigkeit zwar, aber in jubelndem Glück. Um die Alltagssorgen Hunger, Schulden, Gerichtsvollzieher- zu beschwören, will er das Opfer der verlangten Heirat bringen, fich aber sofort scheiden laffen. Da fällt der fleinen Maica ein, daß es niel natürlicher wäre, wenn sie sich opferte.. Sie bietet sich daher einem reichen, alten Lebebaron an, der ihr schon lange nachstellt für 500 000 Frant. Dieser Baron, oh rettendes Theaterschicfal, entpuppt sich als der Graf, Jeans Bater. Die Recheit des loderen Zwiegesprächs zwischen dem Berlebten und der knusprigen biegt plöglich zu gemütpoller Tragit ab. Rührung schwebt ins Barfett und Tränen fließen. Sie spricht ahnungslos zu wem Don ihrem stillen, ach, nun umwölften Glück, der Graf geht in fich, streift den lüfternen Lebemann endgültig ab und gibt seinem Sohn Vermögen und die Hand der guten fleinen Maica.
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Das ist der Inhalt des vieraftigen Luftspiels: Ropf oder Schrift von Louis Berneuil. Den Stoff fennt jeder, der Courths Mahler und sonstige Rolportageromanlektüre treibt. Ich erzähle ihn so ausführlich, nur um zu beweisen, daß auch den franzöfifchen Dramatitern nichts mehr einzufallen scheint. Der Barijer Ursprung zeigt fich lediglich in einigen teden Aussprüchen, wie etwa:„ Ach, pfänden sie nicht das Bett. Wir lieben uns." Sein Bühnengeschick erweist der rührige Lustspielfabrikant Verneuil in manchen lustig erbachten Situationen. Sonst aber ist alles alt: die Haupthandlung und die zahlreichen Nebenhandlungen. Es war fein glücklicher Griff, den da Barnowski für das Komödienhaus getan hat. Die Berquidung von flattriger Frivolität mit dem Appel an die Tränenbrüfen ist unnatürlich und hinterläßt einen faden Nach geschmack.
Der Abend in Komödienhaus bot eine Ueberraschung: die Gläßner mauzte und ficherte und plapperte allerliebst wie immer ols leichtlebiges Weibchen im zweiten und vierten Att. Im dritten aber verlangte das Stück von ihr große Tragit. Und siehe da, sie schaffte es. Zwischen die lecken Worte follerten ihr die Tränen, aus dem Flittchen wurde ein rührendes Mädchen von zarter Rindlichkeit. Für Roberts künstlerisches Empfinden spricht es, daß er die recht undankbare Rolle des alten Grafen übernommen hatte. Er übertrieb nicht, haschte nicht nach Effekten und war ein Muster von unnafarer Bornehmheit. Und später, als er Einfehr hielt, öffnete auch er die Herzen für den Klang leijer Tragit. Mit den fleineren
Rollen fanden sich famos der immer herzerfrischende Georg| bie Zwergmäuse, die nach London gebracht worden sind, sich in Alexander und der bescheidene, besinnliche Aribert Wäscher ab. Felix Breßhart glüdte es, in einer ganz fleinen Episode aufzufallen. Er war aufdringlich bis zur Unerträglichkeit. Dgr.
ihrer neuen Heimat recht gut eingelebt, so daß sie bereits dabei sind, fich zu mehren und neue Familien zu gründen. Eine Mäusefamilie von sechs Individuen kann bequem in einer normalen Zündholzfchachtel untergebracht werden. Da man bisher noch niemals Ge legenheit gehabt hatte, die puzigen Nager richtig zu erforschen, fommen jegt viele Zoologen und Naturforscher in den Zoologischen Garten, um die Mäuse in ihrem täglichen Leben und in ihren Sitten und Gewohnheiten zu studieren.
Die Bibliothetare gegen den neuen Generaldirektor der Staatsbibliothet. Zum Generaldirektor der preußischen Staatsbibliothefen ist vor furzem der Ministerialdirektor Krüß ernannt worden. Da er Richtfachmann ist und auch nichts darüber befannt geworden ist, daß er auf diesem Gebiete etwas geleistet habe, ist verständlich, daß Japan bestrebt, an Stelle der bisher üblichen chinesischen SchriftLateinische Schriftzeichen in Japan . Schon lange war man in der Bibliothekarverein fich gegen feine Ernennung wendet. Es hat zeichen die international gebräuchlichen lateinischen Buchstaben einbei den Bibliothekaren Enttäuschung, Verwunderung und Befremden hervorgerufen, daß die höchfte in Breußen( und Deutschland ) zuzuführen. Obwohl schon faft jeder gebildete Japaner die lateinischen Buchstaben für brauchbarer hält, stößt die Aenderung der geltenden besetzende Bibliothefarstelle, welche die größte Bertrautheit mit den Fragen des Bibliothetsbetriebs vorausseßt, nunmehr einem Berwal. Gewohnheit auf Schwierigkeiten, weil die Ausbrudsweise der japatungsbeamten übertragen wird. Auch unter den Bibliotheksdiret. nischen Sprache für die lateinischen Schriftzeichen gewiffe Mendetoren in Breußen und im Reich wären sicherlich Männer zu finden rungen verlangt. Bor furzem hat nun aber ein befannter Universi gewesen, die das Bert Milfaus mit Ehren fortzuführen und den tätsprofeffor in Kioto ein neues Bert über die Geschichte der mo mannigfachen Aufgaben des Generaldirektors der Staatsbibliother, Auch ein Professor in Lotio hat erflärt, daß er in Zukunft alle seien es technische oder folche der Wiſſenſchaftsorganiſationen, gerecht feine Bücher nur in lateinischen Buchstaben schreiben will. Benn zu werden vermocht hätten."
Der Protest wird nichts mehr nügen. Uebrigens war der vorlegte Generaldirektor Harnad auch fein Fachmann, aber doch ein Gelehrter von großem Namen, ein Freund des Kaisers. Herr Krüß wird durch die Tat, durch die Durchführung der dringend notwendigen Reformen, beweisen müssen, daß er noch mehr als ein bei seinem Minister gut angeschriebener Geheimrat ist.
Wo bleibt Moses ? Von dem führenden Londoner Aegyptologen William Flinders Betrie wird die von einem Berliner Mittagsblatt Dor einigen Tagen in großer Aufmachung gebrachte Nachricht, Prof. Dr. Grimm habe eine der am Berge Sinai gefundenen Tafeln als Brief Moses " entziffert, bestritten. Sir Betrie äußerte fich: Ich glaube nicht, daß man Dr. Grimms Behauptung irgendwie ernst nehmen kann. Seine Entdeckung war bereits in einem Buch, das feine Behauptungen vor den Wissenschaftlern aufrechterhalten; aber er vor zwei Jahren veröffentlichte, dargelegt, und seitdem hat er mer auch nur etwas Logit befigt, ist nicht geneigt, ihnen zu glauben. Es hat den Anschein, als ob Dr. Grimin von der Berwitterung der Steintafel herrührende Spuren für Schriftzeichen gehalten hat."
Die Mäusefamilie in der Streichholzschachtel. Größtes Interesse ein Lierchen, daß wahrscheinlich in Europa noch nie zuvor gezeigt erregt zurzeit bei den Besuchern des Londoner Zoologischen Gartens worden ist. Es gilt als das fleinste Säugetier der Welt und ist fo winzig, daß von den zwölf Eremplaren der Gattung, die von Afrita, wo das Tier beheimatet ift, nach England geschickt worden waren, sechs unterwegs spurios verschwunden find. Man fann, ohne fich einer Uebertreibung schuldig zu machen, behaupten, daß es fein metallenes Netz gibt, daß so fein gesponnen wäre, daß die füßen, fleinen Mäuschen benn um solche handelt es sich baraus nicht entwischen anten; fizen sie aber drin, so find sie nicht selten völlig unsichtbar. Man hat deshalb in London für die Liliputtiere einen Glastäfig bauen müssen, wie man ihn in Aquarien und Terrarien für Schlangen und ähnliches Getier hinftellt. Im übrigen aber haben
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dies Beispiel allgemeine Nachahmung finden wird, so bedeutet das für die geistige Arbeit in Japan eine ungeheure Erleichterung. Heute verlieren die japanischen Schulkinder noch ihre meiste Zeit, um mehrere tausend chinesische Schriftzeichen zu studieren. Durch Bestrebungen der franzöfifchen Regierung ist in Indo- China die Einführung der lateinischen Schriftzeichen bereits erfolgt. Das hat Japan eine starke Anregung gegeben.
Die Ergebniffe der letzten indischen Bolkszählung. Die letzte Bolkszählung in Indien , die bereits 1921 stattfand, hat ein so riesiges Material ergeben, daß die Aufarbeitung erst jetzt vollendet ist. Nach dem Schlußbericht ist besonders auffallend die geringe Bevölkerungsgunahme im lezten Jahrzehnt; fie betrug nur 1,2 Broz. gegen 7 Broz. im vorigen Jahrzehnt. Die Hauptursache für die geringe Bermehrung war die große Influenza- Epidemie von 1918/19, bie in wenigen Monaten mehr als 12 Millionen Menschen, 4 Broz. der indischen Gesamtbevölkerung, dahinraffte. Die vorausgegangenen schlechten Erntejahre und damit verbundene Hungersnot hatten den Boden für diese ungeheure Ernte bereitet, die der Tod hielt. Bon den 319 Millionen Indern find 73 Broz Bauern und mur 10 roz. in der Industrie beschäftigt. Infolge des europäischen Einflusses haben die Kinderehen ständig abgenommen.
Erftaufführungen der Woche. Mont. Berliner Th.: Perigole. mitt. Ballner- Th., Faden. Donn. Rammerspiele:, a spoelfpiel. Freft. Trianon- Th.:, Die alarm glode. Sounab. Lustspielhaus:, Botas a. Berlmutter( II).
Arania- Borträge. Täglich 9 br: Die Berrufenen( Film). Sonnt.,
Sonnab. 7 Ubr: Johann Strank. Läglich außer Montag:, Das Land ber 1000 Freuden. Bon Montag ab 5 u. 7 thr: Reiseerlebnisse auf den Fidschi- Inseln ". Mittw. 7 Uhr: Die abesson. Tierfang- Expedition".
Grabbes Hannibal", in der Bühnenbearbeitung von Leopold Jegner die täglich am Staatl. Schauspielbans gespielt wird, it foeben als Buch bei Defterhelb& Co., Berlin 15, erschienen.