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Abendausgabe

Nr. 512 42. Jahrgang Ausgabe B Nr. 254

Bezugsbedingungen und Anzeigenpreise find in der Morgenausgabe angegeben Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3 Fernsprecher: Dönhoff 292-297 Tel- Adresse: Sozialdemofeat Berlin  

10 Pfennig

Donnerstag

29. Oktober 1925

Vorwärts=

Berliner Volksblatt

Beriag und Anzeigenabteilung: Geschäftszeit 9-5 Uhr

Berleger: Borwärts- Berlag GmbH. Berlin   S. 68, Lindenstraße 3 Fernsprecher: Dönhoff 292-287

Zentralorgan der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands  

Explosion in einer chemischen Fabrik.

Vier Arbeiter schwer verletzt.- Mehrere Häuser in Reinickendorf   abgedeckt.

Ein fehr schweres Explosionsunglüd, das mehrere Schwer­verletzte als Opfer forderte, ereignete sich heute früh gegen 8% Uhr in Reinidendorf. Es explodierte dort das Gebäude der Che­mifchen Fabrit von Dr. Borchers in der Graj- Röderu­Allee Unter den Trümmern der zusammenstürzenden Mauern wurden vier Arbeiter begraben. Ueber die Einzelheiten des Unglüds erfahren wir folgendes:

[ Reffein erbigt wird. Diesem stets explosionsgefährlichen Ge. misch wird dann Roh tautschuf zugefügt, der sich in dem heißen Benzin auflöst. Die Feuerwehr und auch die Baupolizei haben deshalb für derartige Betriebe sehr strenge Borschriften erlaffen. Die Fabrikationsräume müssen stets auf einem Gelände liegen, das von der nächsten Wohnstätte mindestens 50 Meter entfernt ist. In den Fabritationsräumen dürfen sich nur die mit der Bedienung der Apparate betrauten Personen befinden und aus Gründen der Explosionsgefahr ist auch die Zahl der Arbeiter in diesen Räumen ftets eine sehr begrenzte. Auf dem Fabritgelände befand sich nun ein etma 80 Quadratmeter großes einstödiges Fabrikgebäude mit cinem 1% stödigen Anbau und einem Lagerfchuppen. Ferner war entsprechend den polizeilichen Vorschriften eine große Benzinanlage vorhanden, die jedoch nach dem System von Martini u. Hübecke unterirdisch angelegt war und die durch die Zwischenschaltung von Kohlensäurefeffeln davor geschützt mar, daß bei einem Brande oder bei einer Explosion Stich flammen in den Hauptgang, der mehrere 1000 Liter, Benzin enthält, schlagen konnten. Nur diesem Umstande ist es zu verdanken, daß die Explosion nicht größeren Umstande ist es zu verdanken, daß die Explosion nicht größeren Umfang angenommen hat.

An der Unglücksstätte.

Auf einem früheren Gelände des Roten Kreuzes an der Graf Rödern Allee und dem indenweg find langgestreckte ein­fodige Gebäude errichtet, in denen drei chemische Fabriten, Die besonders Gummimaren herstellen, betrieben werden DON Dr. Borchers, Dr. Otto Lange u. Co. und Bittenberg u. Stern. Die Gebäude find in genügendem Abstand vom Bürgersteig durch einen Drahtzaun eingefriedigt. Auf dem Gehöft liegen viele Fässer mit Benzin und Chemikalien, die in den Betrieben ver­arbeitet werden. In der Mitte des mittleren Gebäudes liegt etwas höher der Maschinenraum. Hier entstand heute morgen 20 Mi­nuten nach 8 Uhr auf noch ungeklärte Weise eine Explosion. Mit einem gewaltigen Knall, der weithin gehört wurde, flog das ganze Gebäude mit den Kontor- und Verkaufsräumen an der Graf- Rödern­Allee in die Luft. Teile der Dede und Bände, Balten, die wie Streichhölzer brochen, Zintteile usw. wurden in hohem Bogen durch die Luft über die Straße hinweg nach dem gegenüberliegenden Gelände geschleudert. Vier Personen wurden unter den Trümmern begraben. Die freiwilligen und Berufsfeuerwehren von Reiniden derf und Bittenau und der Zug 23 der Berliner Feuerwehr rüdten alsbald heran und machten sich an die Rettungs- und Löscharbeiten. Das Feuer wurde von einem Teil der Wehrmannschaften bald gelöscht, während die anderen die Benzinfäffer usw. beiseite schafften rnd vor einem Uebergreifen des Feuers schüßten. Die Arbeiter Sturt Rosenberg aus Lichtenberg, Billy Nidel aus der Bentestr. 8 au Reinidendorf und Arthur Sieber, der in der Rote- Kreuztrieb einstellen mußte. Aber auch in der von dem Unglück betroffe­Solonie wohnt, erlitten schwere Brandwunden. Der Ma schinist Alfred Kolberg murde durch den gewaltigen Luftdruck durch die zerriffene Band hindurch gegen den Zaun geschleudert, mit Steinen und mörtel bedeckt und ebenfalls schwer verlegt. Alle vier mußten nach dem Kranfenhaus gebracht werden. Bom Polizeipräsidium erfchienen alsbald Bizepräsident Dr. Friedensburg und die Beamten der Baupolizei, um die Ursache des Unglücks zu untersuchen. Die Explosion hat auch an den Nachbargebäuden erheb Fichen Schaden angerichtet. Bon den Siedlungshäusern an der Kodern- Allee abseits vom Lindenweg wurden noch auf 1000 meter Entfernung alle Dächer abgedect, so daß die Sparren, und Latten nadt dastehen. An den vieritödigen Wohngebäuden an der Graf Rödern- Allee wurden fast alle Scheiben eingedrückt, cbgesehen von anderen Schäden am Aeußeren der Gebäude.

Benzin als Explosionsursache.

Nach den bisherigen Feststellungen ist die Explosion in den Maschinenraum der Fabrit von Dr. Borchers entstanden, in dem Raume, in dem die großen Misch botti che stehen. Hier feint irgendwie ein Fehler, eine unvorsichtigkeit begangen worden zu sein. Wie Augenzeugen mitteilen, stiegen über dem Raume plöglich dichte, fast quadratische Rauch- und Staubwolten empor, aus denen dann unter einem gewaltigen Krach eine Feuersäule her­ausschoß. Die Fabrit hat auf ihrem Gelände mehrere einstödige maffive Schuppen, in denen Gummilösungen hergestellt werden. Die Fabritation ist nicht ungefährlich, da die Gummie Lösungen in der Beise hergestellt werden, daß Leichtbenzin in

und der Metallgießerei Bittenberg u. Stern, die unmittel Bas Bon dem Gebäude der Gummilösungfabrik Borchers bar an den Unglüdsherd grenzt, übrig geblieben ist, bildet nur noch einen Trümmerhaufen. Glücklicherweise ist die Metallgießerei vor einiger Zeit auf polizeiliche Anordnung hin geschlossen worden, so daß her feine Arbeiter beschäftigt waren. Durch die gewaltige Rauchentwicklung der Metallschmelze hatten fich die Bewohner der zahlreichen umliegenden Siedlungshäuser zu einer Beschwerde zu­fammengefunden mit dem Erfolg, daß die Metallgießerei den Be­nen Gummilösungfabrik wurde nur mit wenigen Arbeits= fräften fabriziert. Die Folgen des Unglüds bei einer ftärteren Belegschaft, wären ungleich größer gewesen, da von dem Fabrifgebäude buchstäblich faum ein Stein auf dem anderen geblieben ist. Holz, Steine und Eisenteile wurden mehrere hundert Meter weit geschleudert. Bon einigen Siedlungshäusern wurden die Dächer abgedeckt, und einige Häuser zeigen fogar größere Riffe im Mauerwerk. In den Wohnhäusern, die 600-700 meter von der Unglücksstätte entfernt liegen, find gleichfalls viele Flur- und Wohnungsfenster in Trümmer gegangen. Bleich nach Bekanntwerden des Unglücks war Dr. Frant, der Leiter des Städtischen Rettungsamtes, sowie Branddirektor Mende an ben Explosionsherd geeilt, um persönlich den Abtransport der Ver­legten und die Aufräumungsarbeiten zu leiten. Die Polizei hat die Unglüdsstelle in großem Kreise abgesperrt, da man den Ein sturz der benachbarten Metallgießerei befürchtet. Der ganze übrig gebliebene Mauerreft wird noch im Laufe des heutigen Tages niedergeriffen werden. Eine große Anzahl von Telephonbeamten ist damit beschäftigt, bie vielen Telephondrähte, die an der Gr. plosionsstätte vorüberführen und zerrissen wurden, auszubessern.

Der Schaden ist, wie wir erfahren, durch Versicherung gedeckt.

Das Befinden der Verletzten.

Auf Anfrage im Krankenhaus nach dem Befinden der Verletzten geht uns die Nachricht zu, daß die drei Schwerverletzten nach wie vor in Lebensgefahr schweben. 3mei Bureauangestellten, die einen schweren Nervenfchod erlitten hatten, geht es bereits etwas besser.

Klarheit.

Das Echo des sozialdemokratischen Beschlusses.

Der Beschluß des sozialdemokratischen Fraktionsvorstandes, der eine Möglichkeit der Löfung der Krife nur in der Be­fragung des Boltes unter Auflösung des Reichstages sieht, findet selbstverständlich in der ganzen Bresse   die lebhafteste Beachtung. Er schafft eine flare, un­zweideutige Situation und macht all den Ber­fuchen ein Ende, die nicht nur bei den Deutschnationalen er­Recht weist die Germania  " darauf hin, daß die Volks wogen wurden, mit doppelter Buchführung zu arbeiten. Mit partei sich nach wie vor mit den Deutschnationalen aufs engste verbunden fühle. Sie schreibt:

Um zu ermessen, wie fiefe Wurzeln das Gefühl der zu­fammengehörigteit mit den Deutsch nationalen bei der Deutschen Boltspartei geschlagen hat, braucht man sich bloß zu vergegenwärtigen, welcher Ort an von Ent­rüstung sich bei der Deutschen Bolkspartei erhoben hätte, menn die Sozialdemokratie in einer Schicksalsstunde des Deutschen

Reiches in derselben Weise mit den Interessen des deutschen Volkes nad tem Barteiintereffe getan haben. Es ist ja gar nicht umgegangen wäre, mie es jetzt die Deutsch ,, nationalen" aus

auszudenken!"

Diese Zusammenhänge zwischen Deutscher   Volkspartei und den Deutschnationalen müssen auch beachtet werden, wenn man die offenen Geständnisse des Lokal- Anzeiger" über die zukünftigen Pläne der Deutschnationalen sich vor Augen hält. Selbstverständlich hoffen die Deutschnationalen nicht, wie der Lokal- Anzeiger" heute morgen behauptet, daß auch die anderen Parteien die Unannehmbarkeit Locarnos einsehen würden. Selbstverständlich hoffen die Deutsch­nationalen, daß. die anderen Parteien dem Vertrag von Lo carno zustimmen, und mit ihnen hofft das offenbar die Volkspartei und die Regierung des Herrn Dr. Luther. Daß Locarno   nur ein Anfang sein sollte und nur als An­fang den Sinn haben kann, daß überhaupt dauerhafte Politik in Deutschland   mit Erfolg mur von den Parteien getrieben werden kann, die für den europäischen   Frieden und nicht gegen ihn arbeiten, das vergessen die Herren der Regierung Dr. Luthers genau so wie die Deutschnationalen. Beide möchten zwar friedliche Außenpolitik machen, weil es nicht anders geht, aber im Innern ihren besonderen großkapita­liftischen Unternehmerfurs gegen die Arbeiterschaft fortsetzen.

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Nicht ernst zu nehmen sind deshalb die Aeußerungen der Täglichen Rundschau", die auseinandersetzt, daß die Regierung( warum ausgerechnet diese Regierung? Red. d. Borm.") die Aufgabe habe, den Abschluß des Vertrags­wertes von Locarno   zu sichern. Dieser Abschluß lasse sich nur erreichen, wenn die Regierung nicht durch Konflikte im Innern behindert" werde und wenn sie die parlamentarische Mehrheit erhalte, um den Bertragsabschluß durchzu­führen. Als ob es sich bei dem Vertragsabschluß nur um die

Leistung einer Unterschrift handle, als ob es nicht vielmehr darauf ankomme, eine Regierung zu haben, die dauernd und zuverlässig im Geifte von Locarno   zu arbeiten im­ftande ist. Die Tägliche Rundschau" versichert, daß die Re­gierung jetzt felber noch nicht weiß, ob sie die Berantwortung übernehmen könne, die Annahme des Vertrages vom Reichs­tag zu fordern. Schon aus diesem Grunde sei es notwendig, auf eine Reichstagsauflösung zu verzichten. Mindestens weiß aftionsfähig ist, daß die Deutschnationalen durch ihre aber die Tägliche Rundschau", daß die Regierung nicht

Die neue Regierung Painlevé  . Caillaux  - Freunde ausgeschieden Herriot  - Freunde ein. engere Bindung an die neue Regierung fam schon deshalb Haltung die Erfolge von Locarno fch wer gefährdet

getreten. Wohlwollende Neutralität der Sozialisten. Paris  , 29. Oftober.( WTB.) Da Painlevé felbft fich entschloffen hat, das Finanzministerium zu übernehmen, glaubt Havas feststellen zu fönnen, daß das Kabinett, abgesehen von Menderungen bei einem oder zwei Portefeuilles, als fo gut wie gebildet angesehen werden kann. Es feht sich wie folgt zufammen: Präsidentenschaft und Finanzen Painlevé  ( fozialistischer Repu­ blikaner  ). Auswärtiges Briand  ( fozialistischer Republikaner  ), Justiz und Bizepräsidentschaft Chaufemps( radikal), Inneres Senator Schramed( radikal), öffentliche Arbeiten Senator de Monzie( radikal). Kriegsministerium Daladier  ( radikal), Marine Emile Borel  ( radifa), Handelsminifterium Senator Chaumet( rechtsradikal), öffentlicher Unterricht Delbos( radi­fal), Kolonien Paul Motel( radifale Cinfe, Fraffion Loucheur), befreite Gebiete Durafour( radikal), Pensionsminister An­feriou( fozialistischer Republikaner  ), Aderbauminister Senator Durand( radikal). Alle Unterstaatssekretäre verbleiben, doch wird der Unterstaatssekretär beim Ministerpräsidenten Bonnet Unterstaatssekretär im Finanzminifterium. Um 10 Uhr empfing Painlevé   feine neuen Mitarbeiter, die er jedenfalls gegen Mittag dem Präsidenten vorstellen wird.

Veränderungen auf. Es find tatsächlich nur Caillaug und Die neue Regierung Painlevé   weist auffallend wenig

seine engeren Freunde Hesse und Laval ausgeschieden. Der Rud nach links, der allgemein erwartet wurde, fommt im neuen Kabinett Bainlevé mur insofern zum Bor­schein, als drei Freunde Herriots und ehemalige Mitglieder feines Rabinetts in die neue Regierung eintreten. Das sind Der neue Kriegsminister Dala bier, der neue Justizminister Chautemps und der neue Unterrichtsminister Delbos.

Die Sozialisten werden der neuen Regierung gegen über einstweilen wohlwollende Neutralität aus­üben, zumal durch den Eintritt der Freunde Herriots die Garantie gegeben ist, daß die sozialistischen   Finanzvorschläge, die sich der radikale Songres in Rizzo zu eigen gemacht hat,

mehr Berücksichtigung finden werden als unter Caillaur. Eine nicht in Frage, weil das neue Rabinett teinen ausge fprochenen Rampfcharakter gegen die Reaktion und gegen den Senat trägt, sondern noch immer in der Person des Handelsministers Chaumet und des Kolonialministers Morel Berbindungsmänner zählt, die den Faden nach rechts nicht abreißen lassen sollen.

Die neue Regierung findet in der Pariser Linkspresse eine freundliche, wenn auch nicht begeisterte Aufnahme. Die Kom mentare der Organe des Linksblods zeigen, daß man eine stärkere Linksschwenkung erhofft hatte und daß das Problem ber Wiederherstellung des Kartells der Linken in seiner ur­sprünglichen Form der intimen Zusammenarbeit mit den Sozialisten nur zum geringen Teil gelöst worden ist.

Hungerstreik in Rußland  .

London  , 29. Oftober.( Eigener Drahtbericht.) Die hiesige Sowjetvertretung teilt soeben der Labour Party   mit, daß og feinen Hungerstreit am Montag beendet habe. Diefe Londoner   Meldung ist die beste Illustration zu der unverschämten Frechheit, mit der die" Rote Fahne" unsere Mitteilungen über den Hungerstreit des Sozialrevolutionärs fieren sich erlaubte. Wenn die Londoner Sowjetvertretung Goß zwar nicht direkt abzuleugnen, aber doch zu ironi­felber der Labour Party   die Beendigung des Hungerstreits mitteilt, dann wird schon dadurch aus berufener Quelle die Richtigteit unserer Angaben bestätigt. Wie wäre es, wenn die Kommunisten, anstatt nur in Deutschland  nach Einheitsfront zu schreien, zunächst einmal bei sich selber anfingen?

Der neue ruffifche Botschafter in Frankreich  , Ratowski, ist am Mittwoch früh in Paris   eingetroffen. Er wurde auf dem Bahn­hof von dem Bersonal der Botschaft und einem Bertreter des Aus­wärtigen Amtes empfangen. Straffin hat den neuen Botschafter poften in London   n nicht angetreten.

haben, und daß die Möglichkeiten des Widereintritts diefer un­sicheren Kantonisten und entlaroten Demagogen die ganze weitere Entwicklung schwer belasten und gefährden muß. Es ist deshalb reichlich naiv, wenn die ,, Tägliche Rundschau in einem Tone, als ob gar nichts, aber auch gar nichts paffiert sei, und als ob Herr Dr. Luther sozusagen der ewige Reichstanzler der Republit sein müsse,

erflärt:

Die Regierung wird voraussichtlich den Bersuch machen, sich dann als Rabinett der Mitte zu reton­struieren und auch ohne die Deutsch nationalen eine

mehrheit für Locarno   zu gewinnen. Es ist dringend

zu wünschen, daß sich dabei eine Reichstagsauflösung vermeiden läßt."

Sehr schön, und nach Locarno   und nach Bertrags­abschluß geht dann das Spiel von vorn los. Dann erklären Herr Dr. Stresemann und die Unternehmerfyndizi, daß mit der Sozialdemokratie zusammen feine Wirtschafts- und Steuerpolitit gemacht werden könne und daß infolgedessen die Deutschnationalen wieder in die Regierung eintreten müssen. Alles Gewesene war dann selbstverständlich feine Demagogie, sondern höchste staatsmännische Weisheit, die von widlung zu glauben, dürfte felbft die Tägliche Rundschau" tiefer Liebe zum armen Baterlande zeugt. So dumm, um an die Möglichkeit einer fo einfachen und bequemen Ent­nicht sein. Das Berliner Tageblatt" billigt ausdrücklich den fozialdemokratischen Beschluß, indem es erklärt:

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Die sehr präzise Stellungnahme des Borstandes der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion zur parlamentarischen Situa tion wird wohl das ihrige dazu beitragen, die auch von uns mit Nachdrud geforderte Klärung zu beschleunigen. Sie iſt geeignet, mit der Illusion, die vielleicht an einzelnen Stellen des Reichstabinetts herrscht, als fönnte man die

Innenpolitik des Reiches mit den Deutschnationalen, die Außenpolitik aber ohne und gegen fie machen, gründlich aufzuräumen. Die sozial­demokratische Reichstagsfraktion wird die ihr zugedachte Rolle des