3. Beilage zum„ Vorwärts" Berliner Volksblatt.
Nr. 144.
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Sonntag, den 23. Juni 1895.
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12. Jahrg.
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Die Hochftapeleien der Fürst Ghita die Wohnung für Sie beide miethe?-13euge: Ich habe beim 2. Feldartillerie- Regiment gedient und Zeuge: Nein, das ist nicht der Fall. Präs.: bin Ersaßreservist. Verth.: Haben Sie sich jemals als der falschen Erzherzogin von Sind Sie nun durch die Angeklagten in Ihrem Vermögen Lieutenant in einem Kavallerie- Regiment vorgestellt?- 3euge: geschädigt worden? 3euge: Das kann ich doch nicht sagen. Auch das bestreite ich. Das mag vielleicht die Dubberstein ge Oesterreich- Este. Ich wüßte nicht, daß ich diesen Angeklagten jemals etwas ge- than haben. Werth.: Sie sollen doch aber als Graf geben habe. Präs.: Welche Rolle spielten nun die Ange- v. Finkenstein ausgegeben worden sein. 3euge: Das hat Die Verhandlungen gegen die Angehörigen der Hochstaplerin flagten in Ihrem Haushalte?- 3euge: Die beiden jüngeren auch die angebliche Erzherzogin gethan. Sie ging wohl dabei Dubberstein wurden heute vor der II. Strafkammer des Land- Angeklagten wurden wir als die Nichten des rumänischen Ge- von der Meinung aus, daß der Mann, der mit ihr so gerichts I unter Vorsitz des Landgerichtsdirektors Brause- sandten Fürsten Ghika vorgestellt. Bon der Elisabeth sagte sie, eng verkehrte, einen dem ihrigen entsprechenden lang haben wetter fortgesetzt. Der Andrang zu dem kleinen Gerichts- das wäre ein armes unglückliches Geschöpf, die schon von ihrer müsse. Werth.: Der Zeuge soll angeblich eine diplomatische zimmer ist wieder ein großer. Unter den fünf Zeugen, die heute Jugend auf einen Fehler an den Augen habe, so daß sie in Stellung eingenommen haben. 3euge: Das kann wohl nur zur Stelle sind, befindet sich der stud. jur. Wilh. Roloff und ihrer Bildung zurückgeblieben sei; sie sei sonst aber ein sehr nettes darauf zurückzuführen sein, daß die Dubberstein manchmal zu dessen Vater. Roloff jun., ist ein hochgewachsener 26jähriger Mädchen. - Präs.: Haben Sie denn diese ungeheuerlichen Dinge mir sagte: Wenn das kein diplomatisches Amt ist, was Du in junger Mann mit einem flotten hochgedrehten Schnurrbart. Er ernstlich geglaubt?-Beuge: Durchaus. Ich habe feinen Augenblick so jungen Jahren hier schon zu erfüllen hast, dann giebt es keins. erzählt: Ich habe durch einen Bekannten die Dubberstein kennen daran gezweifelt. Die Dubberstein hatte eine so berückende Art Verth.: Hat der Zeuge auch nicht von seinen Gütern der Bukowina 2c. gelernt und zwar unter dem Namen Czapczany. Sie sollte eine des Verkehrs, daß ich auf ihre Worte geschworen hätte. Außer- in gesprochen? Das - 3euge: Zigeunerin sein, gesungen haben und auch bei Renz engagirt dem überreichte sie mir ja auch hin und wieder werthvolle Ge- mag schon sein. Die Dubberstein hatte viel von ihren gewesen sein. Ich habe zu ihr eine ernste Herzensneigung gefaßt schenke von den Eltern der Prinzessinnen Ghika, welche den Dank Lehusgütern und anderen Besitzungen gesprochen, und da und kam öster mit ihr zusammen. Eines Tages traf ich mit ihr dafür ausdrücken sollten, daß ich die Erzherzogin so aufopferungs- ich ihr zukünftiger Gemahl war, mußten die Güter in meinen im Café des Passage- Panoptikums zusammen; sie weinte heftig voll unterstützte.- Präs.: Und wie ist nun die angebliche Besitz kommen und ich mag da wohl zu dem einen oder dem und war ungeheuer aufgeregt. Sie erzählte, ihre Echwester sei Gräfin Dubary in das Haus gekommen? 3euge: Wir anderen gesagt haben: Lassen Sie nur, ich werde Sie später plötzlich gestorben und sie müsse auf einige Zeit verreisen. Später sprachen wiederholt darüber, daß es eigentlich doch nicht schick auf meinen Gütern anstellen!" Berth.: Sie sind mit dem traf ich wieder mit ihr zusammen und sie war auch dabei wieder lich sei, daß sie so ganz ohne Anstandsdame hier lebte und die Fürsten Ghika nicht persönlich bekannt und sollen trotzdem dritten fehr aufgeregt und kam dann nach und nach damit heraus, Dubberstein fand dann den Ausweg, daß die Gräfin Dubary Bersonen gegenüber Aeußerungen gethan haben, aus denen man daß sie jetzt ein großes Geheimniß erfahren habe, welches ins Haus tam. Präs.: Haben Sie denn nun durch die eine solche Bekanntschaft entnehmen konnte. 3euge: Ich ihr ganzes Leben betreffe. Nach längerem Zureden rückte Erscheinung dieser Frau nicht die Vermuthung bekommen, daß war fest überzeugt, daß meine damalige Braut nichts als die sie dann mit dem Geständniß heraus, daß sie eine Auge- die ganze Geschichte doch nicht richtig sei? 3euge: Die lautere Wahrheit spräche und auch ihre Mittheilungen über die Lörige eines regierenden Herrscherhauses sei. Sie wollte Gräfin wurde als eine alte merkwürdige Dame geschildert, die Familie Ghifa der Wahrheit gemäß wären. Sie hatte mich eist nicht fagen, welches Herrscherhaus dies sei. Ich nahm die Erzicherin der Prinzessin Ghika gewesen sein soll. Die Gräfin autorifirt, jedem dritten gegenüber ihre Verbindungen mit der dann den Gothaischen genealogischen Kalender zur Hand und wurde als herrenfeindlich geschildert und ich habe der angeblichen Familie des Fürsten Ghifa mitzutheilen. Sie hatte mir auch ge stellte darin fest, daß es nur das Haus Desterreich- Este sein Erzherzogin alles von A bis 3 geglaubt. Präs.: Wodurch fagt, daß fie Dokumente in eine Ledertasche eingenäht habe, fönne. Sie bestätigte dies und sagte, daß ihr Vater der ver- finden Sie sich nun geschädigt? 3euge: Ich kann nur welche ich nicht öffnen dürfe. Berth. Sie sollen aber doch storbene Herzog von Modena gewesen und sie in ihrer Jugend wiederholen, daß ich es als ein nobile officium und als eine der angeblichen Prinzessin Elisabeth Maßregeln gegeben haben, verstoßen worden sei. Ihr Vater habe 180 Millionen Mark große Ehre für mich betrachtet habe, einer so hohen Dame Dienste wie sie beim Essen Messer und Gabel zu halten habe. baar und unermeßliche Güter hinterlassen und sie selbst solle ihr leisten zu können. Staatsanwalt Dr. Kuy: Würden Sie 3euge: Das ist ja richtig. Die Elisabeth sollte ja aber eine Vermögen bei ihrer Großjährigkeit ausgezahlt erhalten. Ihre das Geld hingegeben haben, wenn Sie gewußt hätten, Dame sein, die wegen ihres schweren Augenübels in ihrer Erjüngste Echwester sei in Bukarest ermordet worden und ihr selbst daß die Angaben der angeblichen Erzherzogin doch nicht ziehung zurückgeblieben sei. Verth.: Als Ihr Geld nun alle trachte man auch nach dem Leben. Ich habe diese Er- mit den Thatsachen übereinstimmten." 3euge: Ich in war, wovon dachten Sie später zu leben? 3euge: Mein öffnungen anfänglich bedauert und ihr gesagt, dann müsse meinem Größenwahn und sie als Echwindlerin würde wohl Water hatte sich ja erboten, mit seinen eigenen Mitteln für den unser Verhältniß aufhören. Cie war darüber sehr fein anderes Ergebniß gezeitigt haben. Staatsanwalt: weiteren Unterhalt der Dubberstein zu sorgen. Berth.: Sie haben traurig, und sagte, daß dies sehr häßlich von mir wäre, Wenn Sie gewußt hätten, daß die Angeklagten gar keine dabei doch Ihrem Vater nichts davon gesagt, wie Sie da sie ja doch nun erst recht auf meine Hilfe angewiesen sei. Gräfinnen und Prinzessinnen waren und der Titel„ Durchlaucht" die angebliche Erzherzogin kennen gelernt haben. Hielten Sie Ich sagte ihr dieselbe zu und erklärte, sie nicht verlassen zu ganz unangebracht war, würden Sie dann Ihr schönes Geld sich dazu nicht für verpflichtet? Sie hätten doch wohl Ihrem wollen. Bei fernerer Erkundigung nach ihren Familienverhält auch noch verpulvert haben? Beuge: Ich war so befangen Vater sagen müssen, daß es sich um eine Dirne handle, die aus niffen hat sie gefagt: Du hast in Deiner Jugend vielleicht die und würde gesagt haben: Das kann ja jeder sagen, da müßte der Hand eines Lebemannes in die eines andern und schließlich Geschichte von Caspar Hauser gelesen: ganz genau so ist es mir ich erst Gegenbeweise haben. in Ihre eigene Hand übergegangen war. Der Zeuge giebt eine ergangen. Meine arme Schwester, die auch unter die Zigeuner Präs.: Sie können also besondere Thatsachen nicht angeben, Austunst, wonach er ja auch erst später das Geheimniß ihrer Werth. Wenn der Zeuge gesteckt worden ist, hat man ermordet und mir sell dasselbe aus denen hervorgeht, daß die Angeklagten der Dubberstein bei wirklichen Herkunft erfahren habe. Schicksal bereitet werden. Ich habe dann die Wohnung in ten Schwindeleien Beihilfe geleistet haben?- 3euge: Nein. fich auch Graf", gnädiger Herr" anreden ließ und es duldete, der Kaiserin Augustastraße geniethet, nicht aber unter Was speziell die letzte Angellagte betrifft, so weiß ich absolut daß man ihn als Ulanenoffizier, Diplomat c. ausgab, so hat dem Namen Graf Fint v. Finkenstein , sondern unter nichts davon, daß sie meiner Braut bei ihrer Flucht behilflich doch die Anna Dubberstein nichts anderes gethan, als der Zeuge meinem eigenen Namen. Die angebliche Erzherzogin war. Ich besinne mich auf einen Borfall, bei welchem sich diese selbst. Präs.: Angell. Rüdinger, wieso find sie denn dazu ges hat nun feineswegs darauf gedrängt, ihr Geld zu Angeklagte ungebührlich gegen die Erzherzogin betragen hatte. fommen, sich als Gräfin Dubary auszugeben?- Ang efl: Jott, geben, sie war im Gegentheil in diesem Punkte außerordent- Da habe ich ihr denn in der Küche gesagt: Sie zeigen ein ganz Herr Gerichtshof, meine Tochter hat zu mir gesagt: Mutter, lich vornehm und zurückhaltend. Sie hat niemals mir ins Ge- unangemessenes Verhalten. Ich will Ihnen nur sagen, daß die wenn Du jezt kommen thuft, dann mußt Du Dich Gräfin Dubary ficht gesagt, daß sie irgendwie in Verlegenheit war, sondern nahm Tame von sehr hoher Herkunft ist. Darauf hat die Angeklagte nennen. Siehst Du, es ist ja blos von wegen den Leuten". das Geld immer erst an, nachdem ich ihr die Versicherung ge- gesagt: Ach, das fann jeder sagen! Präs: Tas war sehr Staatsanwalt: Der Zeuge hat uns schon gesagt, daß er geben, daß es eine hohe Ghre für mich sei, für sie Auslagen zu richtig. Der Zeuge wird von den Vertheidigern Dr. von der Echwindlerin so eingenommen und hingerissen war.( Bum machen. Ich gebe zu, daß ich leider meinem Vater nicht reinen Goßmann und Dr. Werthauer in ein scharfes Kreuz- Zeugen): Wenn Sie nun gewußt hätten, daß es sich nicht um Wein über die Umstände eingeschänkt habe, unter denen ich sie verhör genommen. Verth.: Eie wußten doch nur den eine Erzherzogin handelte, dann würden Sie doch wohl nicht so Fennen gelernt habe. Ich habe meinem Vater was ich jetzt angeblichen Zigeunernamen Ihrer Braut. Wie ist es denn ge große Ausgaben gemacht haben, sondern doch wohl nur bes sehr bedaure vorgeredet, daß ich sie dadurch kennen gelernt tommen, daß sie den Namen„ von Rigano" annahm und sich scheidene Ausgaben, wie man sie bei einem Ber habe, daß ich ihr bei einem Attentat das Leben gerettet habe. als solche dritten Personen gegenüber ausgab? 3enge: hältniß mit einer moralisch nicht fleckenlosen Mein Vater hat dann die Ausfertigung meines mütter Eie sagte eines Tages zu mir: Weißt Tu, Czapezany fann Dame machen mag. Zenge: Dann hätte ich lichen Erbtheils genehmigt und sich bereit erklärt, eventuell ich mich nun doch nicht mehr nennen, italienisch sehe ich ja allerdings nicht so große Ausgaben gemacht. auch mit seinem Vermögen für die Tame einzuspringen. Ich aus, meine Großmutter ist eine Rigano und so werde ich diesen anwalt: Sie sind doch finanziell so gut wie ruinirt? Denn Verth. Hat Zeuge: Ja. der Zeuge habe durchaus aus eigenem Antriebe die Aufwendungen gemacht, Namen annehmen. Werth.: In Ihrer Familie soll derwelche ich gemacht habe. Präs.: Also Eie haben die Name Rigano aber auch vorkommen. Haben Sie nicht vielleicht irgendwie versucht, sich darüber zu orientiren, ob die Angaben Wohnung in der Kaiserin Augustastraße auf Ihren eigenen die Wahl dieses Namens angeregt? 3euge: Nein. der Dubberstein überhaupt richtig sein fonnten? 3euge: Ich Namen gemiethet? 3euge: Jawohl. Die Erzherzogin be- Verth.: Verschiedene Zeugen haben doch gleich gesehen, daß die hate im geneologischen Taschenbuch nachgesucht und hatte aller fand sich aber in dieser Wohnung nicht wohl, sie hatte die Angeklagten ganz gewöhnliche Mädchen waren. Es wird be dings ein gewisses Bedenken, daß ihre Mutter schon sehr alt ges Werth.: Meinung, daß Sie dort nicht sicher sei, und deshalb habe ich ihr hauptet, daß Sie selbst Bedenken dritten Personen gegenüber gewesen sein müßte, als sie ihr das Leben schenkte.. die möblirte Wohnung in der Corneliusstraße gemiethet. äußerst haben sollen. 3euge: Das ist entschieden nicht der Ist Ihnen denn nicht bekannt, daß das Geschlecht der Modene sehr arm ist und deshalb von vielen Millionen gar nicht die Präs. Haben Sie der Vermietherin nicht gesagt, daß Fall. Verth.: Eind Sie einmal Soldat gewesen?-
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Ueber die Behandlung von Geisteskranken
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wurde der Leipziger Bolts- Zeitung" anläßlich des Mellage'schen Prozesses von einem bekannten Fachmann u. a. geschrieben:
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Staats
ausgesetzte Aufmerksamkeit zu verlangen und sie für jede Un billig abgegeben sind, auf Provinziallandtags- Beschlüssen beregelmäßigkeit verantwortlich zu machen. Andere wissen, daß die ruhen, die der Minister genehmigt hat, 2. daß fast alle Organisation, die Instruktion von diesen unglücklichen Arbeitern preußischen Provinzen seit 1892 allmälig dazu übergehen, unmögliches verlangt, und drücken ein Auge zu, oft auch beide. ihre eigenen Frrenanstalten etwas zu vernachlässigen, und Die meisten Anstalteärzte aber jammern nur über das elende die ihnen gesehlich überwiesenen landarmen Jrren, Epileptiker Personal, glauben bald in höheren Löhnen, bald in der Ver- und Jdioten an von Mönchen und Pastoren gegründete Anmehrung des Ober- Aussichtspersonals eine Lösung der Wärter- stalten abgeben. Bei diesem System sparen die Provinzen Das andauernde Zusammensein mit Geisteskranken hat frage zu finden. Die ganze deutsche Literatur der Jrrenärzte Geld und die ganze Mühe der Verwaltung und die Mönche und Manche, wie ber und zwar um so mehr, je enger sie zusammengepfercht sind aber enthält auch nicht eine Andeutung darüber, daß die Herren Pastoren werden dabei fett und reich. einen ungünftigen Einfluß auf gesunde Menschen. Nach ein paar Psychiater von den Wärtern verlangen, was fein Engel, und, ber- ühmte Teufelsbanner v. Bodelschwingh, der jetzt 4000 EpiStunden, die in solcher Lage verbracht sind, entwickelt sich ein setzen wir gleich hinzu, erfahrungsgemäß keine Diakonissin, teine leptische auf Staatskosten verpflegt, haben dabei folossalen GrundZustand, den die Medizin als reizbare Schwäche" bezeichnet. Schwester", kein Bruder" trotz Stapulier und Rosenkranz besitz erworben, vom Baargeld gar nicht zu reden. Das praktisch wichtigste Zeichen dieser Reizbarkeit ist eine Neigung leisten kann. Preußen hat nämlich seit 1891 in der Jrren- und Epileptikerzit Boinausbrüchen schon bei geringen Verdrießlichkeiten. Wird ein In den besseren öffentlichen Anstalten wird diese für Krante pflege eine Entdeckung verwerthet, die das hellere Sachsen schon in solchen Zustand gerathener Mensch nicht bald abgelöst, so ent- wie für Wärter gleich schlimme Lage durch folgende Umstände feit 1889 in der Anstalt Hochweißschen ausnutzt. Diese Entwickelt sich eine gefährliche Explosivität. Irrenwärter werden aber gemildert. 1. Wird hier im ganzen eine sorgfältigere Auswahl dedung ist die, daß den Frren, Epileptikern und Jdioten die gewöhnlich nicht abgelöst, und auch die Alerianerbrüder hatten getroffen, als sie den feinen Lohn zahlenden Klöstern möglich ist. ärztliche Behandlung nur schadet, daß das einzige Mittel für permanenten Dienst. Unter diesen Verhältnissen entwickelt sich 2. Werden die Wärter regelmäßig und von Fall zu Fall durch sie Zionsluft ist, daß Alerianer und Diakonen eine Weisheit bald eine chronische, mehr oder weniger schwer zu unterdrückende die Aerzte belehrt und lernen bis in Einzelheiten hinein mit und Gewandtheit in der Behandlung solcher Kranken besitzen, Wuth, und leider ist das Verhalten von Jrren, die in Masse an- anderen Mitteln, als Prügeln, Schimpfen und Douchen Frre be- die Aerzte und bezahlte Krankenwärter nie haben können, und gesammelt sind, ganz dazu angethan, beständigen Anlaß zu fänftigen. 3. Ist durch häufiges Fortschicken brutaler Wärter daß jerner alle diese Kranke ja gar nicht Kranke im Sinne der Wuthausbrüchen zu geben. Wo nicht eine beständige Ueber ein Wechsel des Personals bedingt, der für größere Frische sorgt. Medizin find, sondern- Besessene. Deshalb gehören sie der wachung der Kranten und ihrer Wärter stattfindet, laufen solche 4. Wirken die modernen Jrrenanstalten durch zweckmäßige Ein- Kirche! Diese Entdeckung hat v. Bodelschwingh 1888 erst am Wuthausbrüche schrankenlos ab, und so kommt es ganz natürlich theilung und Beschäftigung der Kranken ablenkend auf die inneren dann in zu der allmäligen Entstehung einer Schreckensherrschaft, zu einem Zustände ein, die unter ungünstigen Umständen erregend auf das sächsischen Hof und im sächsischen Ministerium, dauernden Kriegszustande zwischen den Kranken und ihren Berhalten der Kranken wirken. preußischen Hof, Adels- und Pastorenkreisen mündlich und Pflegern, in dem die letzteren infolge ihrer größeren Intelligenz, Immerhin ist auch in den befien staatlichen Anstalten die schriftlich so lange vorgetragen, bis alle Hörer und Leser überBesonnenheit und Kameradschaft natürlich dauernd die Oberhand Zahl der halb und ganz unruhigen Kranken die größere, und zeugt waren. unter diesen haben die Wärter ein Höllenleben, das alle schlimmen behalten. Instinkte aus ihren Schlummer wecken muß. Je nach der Veranlagung fann man das Zusammensein mit Frren 6, 7 oder 8 Stunden ohne allzu schlimme Folgen aushalten, niemand aber Gemildert wird dieser Zustand in den meisten Anstalten erträgt es vom Morgen bis zum Abend, vom Abend bis zum einmal durch das mehr oder weniger häufige Eingreifen des Morgen. Es ist komisch, daß die psychologische Einsicht der ärztlichen und administrativen Aufsichtspersonals, das gewöhnlich Herren Jrrenärzte nicht so weit reicht, um das einzusehen, und infolge feines bequemen Dienstes leidlich frisch ist, ferner dadurch, daß ihrer Beobachtungsgabe diese Dinge entgehen. daß das Wartpersonal sich selbst hilft und in Badezimmern, auf Man darf von den Aerzten so wenig wie von den ProKorridoren, in tags über leeren Schlafsälen Erholung sucht, die vinzialbehörden eine Reform dieser Mißstände hoffen; eine Auf- Jrren, Epileptiker und Idiotenanstalten zu geben in Beträgen Kranten sich selbst überlassend, oft auch durch die vorübergehend klärung der Wärter durch die Arbeiterpresse unter Forderung von viertel bis halben Millionen. Damit wird auch Die Kranken müssen in diese Anstalten, die Polizei bringt gegen das Gräßliche der Umgebung abftumpfende Wirkung heim- des Achtstundentages kann da allein helfen. lichen Schnapsgenusses und schließlich durch eine mit den Jahren den Stranten am meisten genüßt und den Aerzten ein frisches und sie eventuell hinein. Natürlich müssen die Provinzen diesen Anstalten für jeden Kranken eine jährliche Pension zahlen, die eintretende Gewöhnung und Anpassung, die aber nur bei von freudiges Mitarbeiterforps gegeben werden. pause aus stumpfen Naturen eintritt. In gut geleiteten An- Man darf also den Brüdern keine so entrüsteten Vorwürfe zwischen 400 und 500 m. liegt, je nach der Provinz. Schuld an dem Unheil in Aachen , das, dem Prinzip nach, stalten giebt es auch immer drei oder vier ruhige" Abtheilungen, machen. Die Ermüdungs- und Erregungsgesetze des Willens und belegt mit Retonvaleszenten und stillen Schwachsinnigen, wohin der Gemüthsbewegungen lassen sich einmal durch kein Ver- ähnlich in vielen geistlichen Anstalten in Preußen herrscht, ist also das preußische System der Jrrenfürsorge. Und für dieses von Zeit zu Zeit die Wärter versezt werden, und wo es sich waltungssystem aufheben. verhältnißmäßig behaglich leben läßt. Vorwürfe müssen nach ganz anderen Seiten erhoben werden. System kann doch eigentlich nur die preußische Staatsregierung Troß dieser abmildernden Faktoren bleibt aber doch der Vor allem gegen die Aufsichtsbehörden. verantwortlich gemacht werden, denn die hat ja durch die OberFrrenwärter der unglücklichste Lohustlave, dessen Wir kommen nun zu den Beamten der rheinischen präsidenten die Aufsicht über die Provinzialverwaltung zu führen. Nerven binnen furzem aufgerieben werden und der schnell der Provinzialverwaltung. Die können mit recht darauf hinweisen, Die Flugen Exzellenzen haben sich eben durch die Geistlichen zu Verrohung oder Abstumpfung verfält. 1. daß ihre Verträge, monach 1400 der landarmen Irren der Ansicht bringen lassen: die Frren 2c. brauchen nur den GeistManche Frrenärzte sind so naiv, von den Wärtern un- und Epileptiker an die Alegianer- und Diakonen- Anstalten lichen, der allemal flüger ist als die" Döktersch".
Nur selten führen Frren- Revolten zu einem vorübergehenden Siege der Kranken, da die Sieger einander gewöhnlich sehr bald in die Haare gerathen.
Wer's nicht glaubt, der kaufe sich v. Bodelschwinghs Schrist: Christlicher Rathgeber für Epileptische und die Verhandlungen des Vereins evangelischer Frrenseelsorger( Auszüge aus diesen Schriften finden sich auch in der Broschüre: Psychiatric und Seelsorge, München 1893).
Also auf grund dieser Entdeckung haben die preußifchen Provinzial- Verwaltungen seit 1890 aufgehört, Irren anstalten zu bauen, und angefangen, Pastoren evangelischen und Orden katholischen Glaubens Kapitalien zur Erbauung von