Gewerkschaftsbewegung
Ein überflüssiger Feiertag.
Den Gehaltsempfängern und Wochenlöhnern mag es ziemlich gleichgültig sein, teilweise sogar recht angenehm, daß der Bußfeiertag besteht. Nicht aber den im Tagelohn oder im Attordlohn beschäftigten Arbeitnehmern, für die dieser Feiertag den Verlust des sechsten Teils ihres Wocheneinfommens bedeutet. Und je geringer das Arbeitseinkommen, um so schwerer wird die Einbuße empfunden. Soweit von Buße die Rede sein kann, am Bußtage sind diese Arbeitnehmer samt ihren Familienangehörigen die wirtlich Büßenden.
Woher dieser Feiertag und wo zu? Kann uns schon sein Ursprung wenig befreunden, so noch weniger sein Sinn und Zwed. Bet der unbeschränkten, wenngleich gemächlicheren Arbeitszeit im mittelalterlichen Handwerk wurden die Werftagfeiertage allgemein begrüßt. Sie find allmählich bis auf einen fleinen Rest verschwunden und auch dieser Rest ist durch die heutigen Verkehrsverhältnisse und die Regelung der Arbeitszeit überflüssig geworden. Soweit diese verschwundenen Feiertage eine religiöse Bedeutung hatten, wurden sie auf die folgenden Sonntage verlegt. Dies kann auch mit dem überflüssigsten Feiertag geschehen, die Bußfeier mit dem Totensonntag zusammengelegt werden. Chne also irgendwie religiöse Gefühle zu verlegen, tann dieser auf überkommener Gewohnheit beruhende Mittwochfeiertag in Preußen abgeschafft werden. Kein Mensch verliert etwas dabei. Die Schädigung eines großen Teils der Arbeit nehmer aber wird endlich beseitigt. Die Arbeitnehmer büßen durch Abbau", Etillegungen und Feierschichten gerade genug, und selbst die Masse der Glücklichen", die noch in Arbeit stehen, muß bei ihrem unzureichenden Realeinkommen heute noch so viel büßen, daß auf diese Extrabuße wirklich verzichtet werden kann. Die außerdem Bußbedürftigen aber haben schließlich auch noch die paar Tage bis zum Sonntag Zeit, um ihr Bedürfnis zu befriedigen. Darum: Fort mit diesem unnügen Wochen feiertact
Die Urabstimmungen im Verkehrsaewerbe.
Keine Dreiviertelmehrheit für den Streit. die Die Urabstimmung bei der Omnibusgesellschaft über den vom Schlichtungsausschuß gefällten Schiedsspruch ergab 652 Stimmen für Ablehnung, 308 für Annahme, während 147 Bedienstete sich der Abstimmung enthielten. Die für einen Streif erforderliche Dreiviertelmehrheit hätte 845 betragen, ist also nicht erreicht worden. Damit ist die Lohnbewegung bei der Omnibusgesellschaft beendet.
Bei der Hochbahn find 4681 Arbeitnehmer beschäftigt, wovon augenblicklich 307 erkrankt oder in Urlaub find, so daß 4374 2b ftimmungsberechtigte bleiben. An der Abstimmung beteiligten fich 3583 Arbeitnehmer, von denen 2734 für Ablehnung, also für den Streit stimmten und nur 791 dagegen, während 58 sich der Stimme enthielten. Die für einen Streif notwendige Dreiviertelmehrheit von 3779 Stimmen ist auch hier nicht erreicht worden, womit der Schiedsspruch vom 11. November mit 3 Pf. Stundenlohnzulage als angenommen gilt. Die beiden Abstimmungsergebnisse lassen zunächst die Gleichgültigteit eines Teils der Beteiligten erkennen, die es nicht einmal der Mühe wert erachten, zur Abstimmung zu kommen, da sie es ja schon immer vorher gemukt" haben, was habei heraus: tommt und hinterher als Unparteiische" auf alle Fälle schelten fönnen, daß es so und nicht anders gekommen sei.
Aber der Hochbahn wie der Omnibusgesellschaft sollten die Abstimmungsziffern zu denken geben. Beide Gefellschaften machen recht gute Geschäfte. Das ist gegen das Bersonal auf die Dauer unmöglich und geht zweifellos besser mit dem Ber fonal. Besteht diese Einsicht, dann ist die bisherige Lohn. politit verkehrt, die darauf hinausläuft, die jeweilige Neuregelung möglichst lange hinaus zu ziehen und sich schließlich jeden Pfennig Lohnzulage abtrogen zu lassen. Wird diese Lohnpolitik beibehalten, sind schwere Komplitationen auf die Dauer unvermeidlich. Sie können und müssen vermieden werden.
Die Regelung der Differenzen bei der Straßenbahn steht noch aus.
Der in der Meierei Bolle geplante Streit ist ebenfalls vermieden worden, da auch hier die Abstimmung keine Dreiviertelmehrheit er. geben hat. Der vom Gewerberat Körner gemachte Vergleichs. porschlag gilt damit als angenommen.
Achtung, Buchdrucker!
Am 30. November finden in allen Bezirken die Wahlen der Bezirksvorstände und der Delegierten zu den Berliner Generalversammlungen für das Jahr 1926 statt. Die Bezirksverfammlungen am 1. und 2. November, in denen die Delegierten aufgestellt wurden, waren bereits ein Auftakt, der uns gegenüber den femnunistischen Eroberungs" absichten zur größten Wachsamfeit anspornen muß. Nur in den Bezirken 1 bis 9 haben wir unsere Mehrheit gegenüber den verzweifelten Anstrengungen der Kommunisten behaupten tönnen. Im 10. Bezirt, der Köpenick und die in der Nähe liegenden Vororte umfaßt, ist es den Kommunisten durch eine Zufallsmehrheit von 12 Stimmen möglich gewesen, das Feld zu behaupten und einen wüsten Bersammlungsfrafeel zu ver anstalten. Aber auch im vierten Bezirt geben sie, gestützt auf eine starke Minderheit, die Hoffnung der Wiedereroberung des Bezirks nicht auf.
Den genannten beiden Bezirken ist deshalb die größte Aufmertfamkeit zuzuwenden. Der 4. Bezirk muß gehalten werden, und die tommunistische Mehrheit im 10. Bezirk darf nur eine Zufalls erscheinung gewesen sein. Noch ist es Beit, alle Säumigen auf. zumuntern. Wir richten an unsere Funktionäre und Barteigenossen in den Betrieben den dringenden Appell, die Mitglieder der beiden Bezirke auf die zwingende Notwendigkeit hinzuweisen, die Bezirksversammlungen am 30. November zu be
Juchen.
Es ist vornehmste Pflichterfüllung für die Organisation, daß jeder Rollege durch den Besuch dieser wichtigsten Bezirksver
fammlungen im Jahre für seinen Teil dazu beiträgt, daß wiederum| gewerbe zurzeit recht groß ist. Die Firma gehört dem Reichswie im vorigen Jahre nur die Bezirksvorstände und Delegierten verband der Fleischwarenfabriken nicht an, dessen Leitung sonst gewählt werden, die treu zur Amsterdamer Gewerk- bemüht ist, Differenzen beizulegen. Die Konsumenten werfchaftsrichtung stehen und gewillt find, ihre Funktionen im den um weitgehendste Solidarität mit den Ausge Gegensatz zu den kommunistischen Radaubrüdern mit Verant- sperrten ersucht. wortungsgefühl gegenüber der Organisation auszuüben.
Bie es bei den Kommunisten aussieht, wird am trefflichsten durch ihren Fraktionsvorsitzenden Walter Wolf illustriert, der sich in einer fommunistischen Buchdruckerversammlung unseres Erachtens mit Recht bitter darüber beklagte, daß seine Gesinnungsfreunde nur außerhalb des Betriebes eine große Klappe haben, dagegen in den Versammlungen ihre ganze Schwäche erkennen ließen". Kollegen, forgt dafür, daß Walter Wolf durch den Ausgang der Bahl in der Beurteilung seiner Gesinnungs- und Radaubrüder Recht behält.( Bitte die heutige Berfammlungsnotiz zu beachten!) Der Fraktionsvorstand.
Lohnabschlüsse in der Maßschneiderei.
Durch ernente Verbandlungen im Maßschneidergewerbe find die Löbne ab 7. November um 3 Bi pro Stunde für die Herrenmaßbrauche erhöht worden. Da bereits der Spigen
lohn der Damenmaßbranche Berlins um 6 Bi. pro Stunde ab 17. Oftober erhöht wurde. sind die Lohntonflitte in der Maßschneiderei zurzeit beseitigt. Die neuen Lobntarife sind im Verbandsbureau. Sebastianstraße 37/38, gegen Mitgliedsausweis für 10 Bf. erhältlich.
Die soziale Belastung des Bergbaues.
Maßlose Uebertreibungen der Unternehmer.
Die Hege gegen die Sozialversicherung wird von den Bergbauunternehmern besonders eifrig betrieben. In der Hauptsache richtet fie fich gegen die Pensionsversicherung der Berg. arbeiter. Die Lasten, die sich aus diesem Bersicherungszweig ergeben, werden übertrieben hoch angegeben. Es ist bald unmöglich, auf alle entstellenden und falschen Notizen der den Unternehmern nahestehenden Presse einzugehen. Von Zeit zu Zeit ist es jedoch erforderlich, die Maßlosigkeit dieses Schwindels aufzudecken, damit die breite Oeffentlichkeit sieht, wie sie belogen wird. Zu Ende vorigen Jahres ging durch den größten Teil der bürgerlichen Bresse eine Notiz der Bereinigung der deut schen Arbeitgeberverbände, wonach die Belastung des Bergbaues aus der Pensionsversicherung der Bergleute im Jahre 1924 200 bis 225 Millionen Mark betragen habe. Als die Angabe von den Bergarbeiterver bänden bezweifelt wurde, berichtete sie Dr. Tänzler, der Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände, in einem Auffaz in der Nr. 28 des Reichsarbeitsblatts vom 8. Dezember 1924 auf 185 millionen Mark im Jahr.
Ministerialdirektor Briefer, dem der Schwindel der Unternehmerfyndizis offenbar zu bunt wurde, hat dann auf Grund von Unterlagen, die ihm die Verwaltung des Reichsknappschaftsvereins verschaffte, die Lasten aus der Pensionsversicherung der Bergarbeiter für 1924 auf 84 millionen Mart geschätzt. Diese Schäzung brachte ihn Angriffe der Unternehmerpresse ein. Wie wenig Urfache die Unternehmer aber dazu hatten, zeigen jetzt die wirf lichen Lasten, die bei der Pensionsversicherung der Bergarbeiter im Jahre 1924 entstanden.
Die Gesamtlasten betrugen in Wirklichkeit nur rund 80 Millionen Mart. so auch Ministerialdirektor Grieser hat noch reichlich geschäßt. 225 millionen!" schrien die Unternehmer in die Deffentlichkeit hinaus und 80 waren es in Wirklichkeit.
Neuerdings bemühen sich die Syndizis, die Summen wieder möglichst hoch zu schrauben. Wenn man die Lasten, die sie pro Tonne wahr hinnähme, müßte eine Jahreslaft für die Arbeiterpensions. Stein oder Braunkohle, Erz, Kali und Schwerfpat errechnen, als versicherung von 300 millionen Mart herauskommen. In der Eingabe, die jedoch die Fachgruppe Bergbau an den Reichsarbeitsminister wegen der Aenderung des Reichsknappschaftsgesetzes richtete, werden die Lasten selbst von den Unternehmern nur mit 100 millionen Mart jährlich gefchäzt. Der breiten Deffentlichkeit aber versucht man ganz andere Zahlen zu suggerieren.
Ablehnung des Zweipfennig- Schiedsspruchs. Frankfurt a. M., 17. Nov( WTV.) In der heute vormittag abgehaltenen Sigung der Tariflommission der in der chemischen Industrie bertretenen Gewerlichaften wurde der am Freitag gefällte Schiedsspruch. der eine Erböhung des Lohnes um 2 Pf. für die Stunde borfah, abgelehnt und die Weiterführung des Lohntampfes beichlossen. Der Arbeitgeberverband wird in einer beute nachmittag stattfindenden Mitgliederversammlung zu der nunmehr geschaffenen Lage Stellung nehmen.
Frankfurt a. M., 17. November. In dem Lohnstreit der chemischen Industrie der Provinz Hessen- Nassau hat der Arbeitgeberverband der chemischen Industrie in einer sehr gut besuchten Mitgliederversammlung einstimmig den Schiedsspruch der Schlichtungskammer des Reichsarbeitsministeriums vom 13. Nobember abgelehnt. Die Entscheidung liegt nunmehr beim Reichsarbeitsminister.
,, Nur Arbeit kann uns retten!"
Oberhausen , 17. November. ( Tul.) Die Gutehoffnungs hütte in Oberhausen fieht sich infolge der Wirtschaftskrise gezwungen, in allen Walzbetrieben Einschränkungen vorzunehmen. Im Balzwert Oberhausen wird das Grobblechmalzwert vollständig still gelegt, die anderen Walzstraßen werden in einfacher Schicht betrieben. Durch diese Maßnahme werden insgesamt 500 Arbeiter beschäftigungslos, fie müssen im Laufe der nächsten Woche mit ihrer Entlassung rechnen.
Die Wurstfabrif E. Brechler, Greifenhagen, hat als Antwort auf das Verlangen des Zentralverbandes der Fleischer bzw. ihrer Belegschaft am Sonnabend alle Fleischergesellen auss gesperrt. Sie will sie nur weiterbeschäftigen, wenn sie sich verpflichten, täglich mindestens 9 Stunden zu den von der Firma selbst zu bestimmenden Löhnen zu arbeiten. Einen Betriebsrat wählen zu lassen, weigerte sich die Firma ebenfalls. Selbst Gesellen, die in letzter Zeit von Berliner gewerbsmäßigen Stellenvermittlern( fogenannten Seelenverkäufern) bezogen wurden, fehrten diesem Betriebe alsbald wieder den Rücken. Einige erklärten, lieber arbeitslos zu bleiben, als in solchem Betriebe arbeiten zu müssen, obwohl die Arbeitslosigkeit im Fleischer
lichung des Arbeitsministeriums im Monat Oftober eine merkliche Auf dem Arbeitsmarkt in England ist laut einer Veröffents Besserung eingetreten. In der letzten Woche des Oktober be trug die Gesamtzahl der eingetragenen Arbeitslosen 1295000 gegenüber einer Riffer von 1 401 000 am Ende des Monats September. Von 11 892 000 Arbeitern in England und Nordirland waren am 20. Oftober 11,4 roz. arbeitslos gegen 12 Pioz. am 21. September. In lezter Zeit hat sich im Bergbau und der Metallindustrie eine wesentliche Besserung der Arbeitsverhältnisie gezeigt.
Berband der Gemeinde. und Staatsarbeiter. Branche: Straßenreinigung und Fuh part. Morgen, Donnerstag, 6 Uhr, im Saal des Verbandshauses, Johannisstr. 14/15, Branchen- Delegierten- Versammlung der Bezirke 1-20. Die Branchenleitung. Gewerkschafts- Unterausschuß Pankow . Morgen, Donnerstag, abend 7½ Uhe bei Drener, Pankow , Riffingenstr. 4, Sigung des Unterausschusses. Vortrag des Kollegen Hildesheim : Die wirtschaftliche Sage".
Einheitsverband der Eisenbahner Deutschlands . Freitag abend 7 Uhr im Sochbahnrestaurant, Schöneberger Ufer Ede Trebbiner Straßee, Abteilungsversammlung für Betriebsarbeiter. Tagesordnung: 1. Vortrag des Genossen Seßler. 2. Aussprache. Sämtliche Rollegen Betriebsarbeiter werden ersucht, pünktlich zu erscheinen. Die Ortsverwaltung.
Achtung, Branche der Eisendreher usw.! Die Branchen- Bertrauensmänner Ronferenz fällt in diefem Monat aus. Die Ortsverwaltung.
Buchdruder. Die diesmonatlichen Bezirksfraktionsversammlungen finden in folgenden Lokalen ftatt: Sonnabend, den 21. November, abends 8 Uhr: Bezirk 5 bei Renser, Reichenberger Str. 154; Bezirk 6 bei Sinz, Tempelherrn. Ede Wilmsstraße: Bezirk 8 bei Rusti, Sermannstr. 75. Sonntag, den 22. November, vorm. 9½ Uhr: Bezirk 2 bei Jaserich, Schwedenstr. 11; Bezirk 3 bei Klug, Danziger Str. 71; Bezitk 4 bei Seipke, Kronprinzenstr. 47. Wir er warten vollzähliges Erscheinen. Ein Fehlen wäre angesichts der am 30. November stattfindenden Wahlen in den Bezirken eine unentschuldbare Pflichte verfäumnis. Der Fraktionsvorstand.
Serrenmaßbranche. Am Montag, den 23. November, abends 7 Uhr, Ber fammlung in den Arminsälen, Rommandantenstr. 58/59. Bericht über den neuen Lohnabschluß: Stellungnahme zur örtlichen Generalversammlung: Ber des Deutschen Bekleidungsarbeiterverbandes. Sebaftianstr. 37/38, welche mit den
ſchiedenes. Erscheinen aller Branchenangehörigen ist Pflicht! Nur Mitglieder Beiträgen nicht über 4 Bochen im Rüdftande sind, haben Zutritt!
Berantwortlich für Bolitik: Ernft Reuter: Wirtschaft: Artur Saternus; Gewerkschaftsbewegung: Friebr. Eglorn; Feuilleton: R. S. Döscher; Lokales und Sonstiges: Friß Karstädt; Anzeigen: Th. Glode; sämtlich in Berlin . Berlag: Borwärts- Berlag G. m. b. S.. Berlin . Drud: Borwärts- Buchdruckeret und Berlaasanstalt Paul Singer u. Co. Berlin SW 68 Lindenstraße 3. Sierzu 2 Beilagen und Unterhaltung und Wiffen".
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