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zujeten. Zu einem Teile trägt an diefer Entwicklung sicher auch die Abneigung der Rechtsparteien gegen die Demokraten schuld, die als Abtrünnige von der gemeinsamen Sache betrachtet werden.

In die nach dieser Wahl beginnenden Sizungsperiode der fommunalen Selbstverwaltungskörper fällt außerdem aller Boraussetzung nach der Kampf um die vom preußischen Mi­nister des Innern, Genossen Severing, angekündigte preu= Bische Berwaltungsreform. Bei der Natur diefer Materie wird die Entscheidung über diese, seit vielen Jahren längst ausgereifte Frage von der Zusammensetzung der Bro­vinzialland- und Kreistage, im einzelnen sehr beeinflußt merden, enthält sie doch u. a. die Forderung nach einer mesent lichen Berringerung der Zahl der jetzt eima 250 preußischen Kreise, die Forderung nach einer Aufhebung der Re­gierungspräsidien und Regierungsbezirke fw., Fragen, die selbstverständlich von der Haltung der Nächftbeteiligten, also in diesem Falle der betreffenden Selbst. verwaltungskörper, nicht unbeeinflußt bleiben können.

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Um das Reichsgetreidemonopol.

Heute entscheidende Beratungen. Bekanntlich propagiert der Reichslandbund seit einiger Beit die Schaffung einer Art von Getreidemonopol, zu dessen Träger die in Liquidation befindliche Reichs= getreide stelle ausersehen ist. Heute, Donnerstag, finden im Reichsernährungsministerium Beratungen über die Reichsgetreidestelle statt, denen deshalb entscheidende Bedeutung beizumeffen ist, weil nun zum erstenmal auch die Gegner des Projektes, insbesondere die Spitzenverbände des Getreidehandels und des Mühlengewerbes Gelegenheit zu einer Stellungnahme erhalten.

den Blan zum Ausdruck gebracht und besonders darauf hin­Wir haben schon früher unsere schweren Bedenken gegen gewiesen, daß die Schaffung eines Monopols lediglich zu gunsten der großagrarischen Erzeuger und mit Mitteln des Reiches, alfo der Steuerzahler den schärfften Wider stand der Arbeiterklasse und ihrer parlamentarischen Ber­tretung finden wird: Tatsächlich handelt es sich um einen und damit in die gesamte wirtschaft. lind diefer Eingriff soll nicht einmal auf furze Zeit befristet, sondern von Dauer sein. Wenn nun Reichskanzler Luther   gegenüber ben Forderungen der Beamtenschaft auf eine Sicherstellung ihrer Lebenshaltung erklärt hat, daß seine llebergangsregie­rung nicht innenpolitische Handlungen vornehmen könne, beren mindestens in gleichem Maße für die Schaffung eines Getreide finanzieller Ausgang sich nicht übersehen lasse, so gilt das monopols, das der Reichskasse und den Berbrauchern auf die Dauer schwere Opfer zugunsten des Grokgrundbesiges auf­erlegt. Damit sollte eigentlich die Angelegenheit für das gegen wärtige Kabinett erledigt sein. Die Regierung wird fich jedenfalls nicht darüber wundern dürfen, daß auch die Be­amten nicht schweigen, wenn ihren Forderungen eine andere Behandlung zuteil wird als denen der Großagrarier

befizes, erhielten Zengnink 3 Jahre Buchthaus, Brannhs und Mah je 2 Jahre Zuchthaus. Den Verurteilten werden 14 bis 16 Monate der Untersuchungshaft angerechnet.

Die neue badische Regierung. Köhler, Trunt, Remmele.- Vorläufig fein Demokrat. Karlsruhe  , 25. November.  ( Eig. Drahtber.) Am Donners­tag nachmittag tritt der Badische Landtag zur Wahl einer neuen Re­gierung zusammen. Die Berhandlungen über die Bildung des neuen Kabinetts find abgeschlossen. Sie führten von dem Plan zur Bildung einer großen Koalition zurüd zu einem Kabinett auf der Weimarer Basis und endeten dann mit einem Ausschluß der Demo­demokratische Fraktion selbst zu verdanken. Er ist zurückzuführen auf trafen aus der neuen Regierung. Diesen Ausschluß hat sich die demokratische Fraktion selbst zu verdanken. Er ist zurückzuführen auf persönliche Intrigen des bisherigen Staatspräsidenten Hellpach  , auf deffen Ministertätigkeit nur noch feine eigenen Freunde, nicht aber Zentrum und Sozialdemokraten Wert legten. Um fich felbft zu retten, erstrebte Sellpah noch in mokraten teinen anderen Mann präsentieren wollten als Hellpach,

mußten sie auf eine Beteiligung an der Regierung verzichten.

Das neue kabinett wird bestehen aus den bisherigen Zen­

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trumsministern Köhler und Trunt sowie dem Genoffen Rem mele als Innenminister. Er übernimmt vorübergehend auch das freiwerdende Kultusminifterium, so daß den Demokraten jederzeit Regierungsgemeinschaft zurückzukehren. Auch ohne die Demo Gelegenheit gegeben ist, ihre finnlose Tattit aufzugeben und in die traten besitzt die aus Zentrum und Sozialdemokraten bestehende Regierung im badischen Landtag eine feste Mehrheit. Sie verfügt von insgesamt 76 Sitzen allein über 44.

Das Besatzungsregime.

Gegenwirkungen gegen die Rückwirkungen.

einandersetzungen ausgefüllt woorden und die eigentlich fom­Der Wahlkampf ist fast überall mit politischen Aus außerordentlich schweren Eingriff in den Getreidemarft den legten Tagen die große Koalition. Da die De­munalen Selbstverwaltungsfragen treten in den Wahlver: fammlungen faft regelmäßig in den Hintergrund. Das Voi? hat das feaensreiche Wirken der Rechtsregierung feit einem Jahre mehr als genug zu spüren bekommen. Mit brutaler Deutlichkeit haben die Deutschnationalen zu verstehen gegeben, daß sie in die Regierung nur eingetreten sind. um ihre innerpolitischen und wirtschaftlichen Belange" zu sichern. Sie haben, was sie brauchten. Zölle und dem Besiz günstige Steuern in die Scheuern bringen fönnen. Die schwere Wirtschaftskrise ist die Quittung dieser fachverständigen" großfapitalistisen und großagrarischen Bolitit. Die Niederlage Deutschlands   bei den Handels vertragsverhandlungen mit Spanien   und Italien   zeigen, wie aut die Wirtschaft" beraten war, als sie aus Angst vor der Arbeiterbewegung sich den Deutschnationalen bei der Regebung der wirtschaftlichen Gejezgebung nerfchrieb. Die Wirtschaft Als die Regierung Herriot   im vorigen Jahre die Macht über­hat ihren Lohn dahin, leider sind die Massen des Ein rektifizierter Staatsanwalt. nahm und versuchte, den von ihr innerpolitisch verkündeten Rolfes die Leidtragenden der aus dem furzsichtigen Geift der Verständigung auch außenpolitisch zur Geltung zu Freilaffung des Reichsbannerführers Dahm. Egoismus der Besitzenden tittierten Bolitik der Rechts­bringen, mußte sie zunächst eine ganze Reihe von Widerständen Bodum, 25. November.  ( Eigener Drahtbericht.) Der am regierung. Die Wahlen am fommenden Sonntag müssen und 3. November auf Anweisung der Bochumer   Staatsanwalt im Ruhrgebiet   und Rheinland fizenden Vollzugsorgane Frankreichs  überwinden. Die in den französischen   Botschaften und insbesondere werden eine deutliche Absage an die Deutschnatioichaft verhaftete Reichsbannerführer Dahm von nalen werden. waren noch von dem Geift Poincarés befeelt und erst als Bochum   ist nach drei Wochen Untersuchungshaft wieder auf Herriot   einen großen Teil davon durch Vertreter seiner politischen freien Fuß gefeht worden. Die Freilaffung verfügte das Ober- inschauung ersetzte, wirkte sich der Wille des französischen   Kabinetts landesgericht in Hamm   auf Grund einer Haftbeschwerde des Ber­zur friedlichen Verständigung aus. teidigers. Dahm war wegen angeblichen Hochperrats" mit drei anderen Miffetätern zusammen, die schon vor ihm wieder entlaffen wurden, verhaftet worden. Dem tüchtigen Staatsanwalt bleibt die Genugtuung. den Reichsbannermann wenigstens für drei Wochen unschädlich gemacht zu haben. Aber im Justizministerium sollte man sich endlich darum fümmern, was die Staatsanwälte tun!

In diesem Kampf steht die Sozialdemokratie wie immer in der vordersten Reihe. Sie fämpft auch hier fon= fequent, zäh und unermüdlich darum, dok die arbeitenden Massen einen steigenden Einfluß in der Politik und in der Berwaltung des Landes neminnen. Ge fämpft dafür mit den pofitiven Barolen des Aufbaus und der Fortentwid lung der Selbstverwaltung zu einem tragfähigen Unterbau eines demokratischen Reaimes im ganzen Reiche. Die Re­niiionäre haben im Breußischen Landtag ihre Hoffnungen auf den Sturz der Regierung Braun längst aufgegeben. Die Bahlen am Sonntag werden ihnen zeigen müssen, daß sic je länger desto mehr sich von ihrem in der schlimmsten Reit der Inflation zum Greifen nahen Ziele entfernen. Die Bellen der Reaktion find abgeebbt, die Sozialdemo tratie ist im Vormarsch, sie wird das auch am Sonntag beweisen.

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In einem Kunderlag des Ministers des Junern werden die Behörden der allgemeinen und der inneren Verwaltung angewiesen, für die bevorstehenden Brovinziellent togswahlen am 29, November d. J. den unterstellten Beamten. Angestellten und Arbei­tern, die sich um einen Sih im Provinziallandtag bewerben, den für die Borbereitung ihrer Wahl erforderlichen Urlaub zu er teilen, soweit es die dienstlichen Interessen gestatten. Der Erlaz macht die Kommunalbehörden auf diese Weisung mit dem Ersuchen aufmerksam, hinsichtlich der im Kommunaldienst beschäf. tigten Beamten, Angestellten und Arbeiter nach demselben Grundsatz zu verfahren.

Mors stupebit.

Konzertumschau von Kurt Singer  .

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Das Bekenntnis zum Leben schließt die Ehrfurcht vor dem Tode in sich. Wenn wir ein Jahr lang am Leben vorbeihaften, so daß uns das wahre Erleben faum mit einem Atemzug streift, wenn Stunde für Stunde fich uns verdichten zum Ertrag von Monaten und Jahren, so stellt sich plöglich erinnerungsschwer ein Tag des Gedentens gegen unsere Gedanken von der Lebendigkeit. Ein Tag, der unseren Blick für die Toten reif macht, schafft den Ausgleich zwischen täglichem Sterben im raschen Lebensschritt und ewigem Leben im Zustand des Todes. Die Pflicht zum Dasein verdeckt cie mangelhafte Schönheit des Daseins. Einen Augenblid steht Belt und Gedante einheitlich still. Leben und Tod find verschiebene schöpferischen Wert des Sterbens an der Blume, an der Frucht. Stufen ein und derselben Griſtenz. Die Natur lehrt uns den Das Individuum ist ein Nichts, die Gattung ist wenig, die Erfüllung eines Einzelschicksals ist viel, der fortzeugende Geist, der die Not wendigkeit des Körpers begründet, ist alles. Totensonntag. Mors stupebit et natura. Welt und Tod erstarren. Wir stehen stumm vor der Größe flingender Erlebnisse. Meffe, Requiem, Barsifal, Freudenchor wo hält der Wanderer still? In welchem wahrhaft großen Werk offenbart sich nicht das Todgeweihte, das im Eterben erst geheiligte Leben? Eine unirdische Freude, eine Luft nicht von dieser Welt ruft Beethoven   in seiner IX. Sinfonie cuf. Sie stimmt uns feierlich, nicht froh. Wir lachen nicht, wir straffen uns. Wir glauben nicht einmal, mir zweifeln. Was eine Stunde lang folche Mufit in uns freimacht, verscheucht tein Jubel. chor. Der Kampf bleibt und die stille Resignation. Aber auch die Feier, die uns fein Gott   so rein beschert. Auferstanden unter dem begnadeten Stab Klemperers  . Tönt nicht da neben der Strahlenden Höhe einer Johanna Klemperer   der innige Ton einer Olga Eisner, lang und schmerzlich vermißt? Raag Brod mann, der reife Meister, beweist seine Rönnerschaft in der H.Moll- Messe von Bach, die Georg Schumann   würdig leitet. Diese Werke letzter Erfülltheit wenden sich an die Gesamtheit der Menschen und ihr Gesamtgefühl. Auch der Parsifal  " tut es, menn Reuß mit ruhiger Sicherheit und gar nicht mehr schleppend die Leidesszenen eines Amfortas von der menschlichen Inbrunst des herrlichen Schipper begleitet. Hier endet die Sehnsucht geplagter Kreatur in Erlösung durch Mitleid. Vom Persönlichen meg strebt ein reines Gefühl in das Herz der Welt zu bringen. Das Requiem von Verdi, dem der vornehme, aufstrebende Stehmann zur Wirkung hilft, geht von eigenen Schmerzempfin dungen aus und läßt ein persönliches Erlebnis dort fühliam werden, wo Schmerz lebt und bohrt. Der Friede winkt auch hier, menn die Erschütterung verflungen. Und mitten in die Liturgie hinein, per moben mit en priesterlichen Gebräuchen, läst Pius alt eine ' minutios. ausgearbeitete E- Moll- Messe von Bruckner, das Ideal Balestrinensischer Reinheit vor uns aufflingen. Erhebende, weißeste, großartigste Chormusit seit Bach. Katholisch? Ja: aber die Unter­Stimme des Dogmatischen wird stumm vor dem ftrahlenden Weiß dieses Mufitmunders. Totensonntag: Leben und Sterben find still

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Völkische Waffenlager in Ostpreußen  . Königsberg  , 25. November.( Eigener Drahtbericht.) Der Auf­merksamkeit der Königsberger Polizei ist es gelungen, dieser Tage ein zweites Baffenlager zu entdecken. In Wormbitt bei Königsberg   fonnte sie fünf Maschinengewehre, darunter nier leichte, 200 3nfanteriegewehre Mobell 08 und einige Risten Handgranaten beschlagnahmemn. Die Die Waffen gehörten den Baierländischen Berbänden". Gie lagerten in dem Speicher des Möbeltransporteurs Bruno Hein. Wie die Voltszeitung" meldet, wurde der Lagerraum von der Polizei versiegelt, ohne daß die Waffen ab­transportiert worden sind.

Zuchthaus für heimlichen Waffenbesih.

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Leipzig  , 25. November.  ( Eigener Drahtbericht.) Im oft preußischen kommunistenprozeß wurde am Mittwoch nach sechstägiger Verhandlung folgendes Urteil gefällt: Wegen Bergebens nach§ 7 des Republifid uzgeiches, Berheimlichung bon Baffenlagern und unbefugten Waffen

Inzwischen hat die Welt Locarno   erlebt und es bleibt kein 3meifel darüber, daß sowohl Briand wie Chamberlain den dort zum Ideal erhobenen Geist zu pflegen bereit sind. Ihre Anweisun gen über die Rückwirkungen haben das am besten gezeigt. Aber wie damals, als Herriot   an das Ruder gelangte, gibt es noch alliierte Vollzugsorgane in den besetzten Gebieten, die Geg ner einer Verständigung sind und deshalb die Anweisungen ihrer Regierung zu sabotieren versuchen, hauptsächlich franzö fische Militars. Auf sie dürften in erster Linie die immer noch aus dem besetzten Gebiet einlaufenden Beschwerden über bie Behandlung der Bevölkerung, neue Quartierlasten usw. zurückzuführen sein.

Wir sind überzeugt, daß alle gegen die Bevölkerung gerichteten Maßnahmen neue en Datums ohne Kenntnis ber verant mortlichen 3entralbehörden getroffen werden. Dieser Zustand wird aber erst sein Ende finden, wenn auch Briand  , der wahrscheinlich dem neuen französischen   Kabinetf angehören wird, ver­sucht, sich durchzusehen, indem er dort eingreift und Abhilfe schafft, wo seinen Anordnungen nicht einwandfrei Folge geleistet wird. In solchen Fällen muß schnell gehandelt werden, wenn nicht der Eindruck entstehen soll, daß er an seine Berständigungspolitiť felbst nicht glaubt, denn je de Maßnahme in den besetzten Gebieten fällt fchließlich auf die alliierten Regierung zurüď.

Die Bertretung Chinas   in Berlin   wird von einer Gesandtschaft zur Botschaft erhoben und mit General Huang fu besetzt.

geworden. Mors stupebit. Beethoven  , Bach, Wagner, Brudner:| junttion eine vollkommene, so daß die beiden Blaheten plötzlich Das Wunder ist größer, als das der Geburt und des Sterbens.

Doch gleitet der Blick zurück. Die Erde hat uns wieder. Sie pact uns mit teuflischen Krallen, wenn Clemens Schmal stich romantisch präludiert und mufiziert in einer sinfonischen Suite von feltsamen Ausmaßen, vulgären Tonschweigereien, banalen Inhalten. Wo blieb der Geschmack dieses vorzüglichen Liedertomponisten? Eine Bagner- Litanei und ein Husarenritt und eine Goldschnittfyrit vergeffenster, gottverlaffener Jahrzehnte. Welch ein Barsifallissement! Die Löns- Lieder von Baul Gra ener sind von solcher Anmut und edlen Wärme, die Lieber Georg Wolfsohns von solcher freund lichen Singbarkeit, daß sie selbst durch die enge Kehle der Jutta Blau nicht ganz zerdrückt werden können. Das junge Fräulein hat Material, aber sie jollte es besser pflegen lassen. Ernst Roters  wird mit großem Trara als der kommende oder feiende Mann des Orchesters angepriesen. Der sehr fluge Musiker Pfohl nennt den dreißigjährigen Komponisten einen Eigenen". Das ist wohl ein geschichte Hand, ein Sinn für Koloriftit, eine Begabung für mufi Irrtum.  ( Das ist, Pfohl, ein Irrtum.) Rühmenswert ist eine sehr fantische Stimmungsmalerei. Das zeigt sich in der Legende, wie in den Orchesterliedern. Selbständiger ist ein früheres Opus für Klavier und Orchester. Die Breite der Darstellung, das wiederholte thema tische Einhämmern, das Beleuchten von allen Seiten aber scheint nicht berechtigt, nicht begründet durch Schwere, Tiefe, Eigenheit der Gedanken. Von Strauß und Mahler hat sich dieser begabte Eflettiter noch sehr wenia fortgeroaat. Hoffentlich wächst ihm mit dem Chr. geiz und dem Mut zur Selbständigkeit auch die Kraft und die Fülle der Einfälle. Strapinity ist ein Mann für sich, ein Pro gramm eigener Art. Zwischen der musikalischen Intelligenz Berlins  und dem Russentum hat er leichtes Spiel, großen Erfolg, feinen Widerspruch. Selbst dann nicht, wenn er in einem Lied( Tilimbum") Mussorgsky plagiiert, wenn er der Geschichte vom Soldaten" durch, fuitenartige Bearbeitung das Fleisch nimmt und die Knochen läßt, wenn er in trei Soli für Klarinette misioe Spielerei oder Fopperet für ernste Kunst ausgibt. Erdennah: er wirkt als Persönlichkeit in der Straffheit und Möglichkeit des fünstlerischen Ausdrucks, der Unbe fümmertheit einer fesselnden Linie, der rhythmischen Bolyphonic. Man nerzeiht ihm vieles, meil er vieles schenkt. Die Sopranistin Rita Ritten mit ihrem Vierteltonsinoen und Tremolieren aber fchenfen wir ibm ganz, verzeihen wir ihm gar nicht. Dagegen freicht fich der junge Ruffe oder Italiener Banarottt in unser Gedächtnis. Das wäre schlecht, mollte es nicht noch mit einem Wort Werner Wolfis geschmeidine und eindringliche Orchester­führung( bei Roters) sowie die geschmacknall, reifen Vorträge des Bugbaum und Reichel Quartetts erwähnen.

Die große Sternenstunde." Der 26. November bringt eine für Sterngläubiae höht erfreuliche Stunde. Jupiter und Bemus treten in Konjunttion. Seit dem 7 November, ma noch 20 Grab fie trennten, find sie sich nun auf einen Abstand von nur noch 2 Grab 38 Minuten näher gerüdt und bieten so ein Bild von feltener Schönheit. Es fehlt nur sehr wenig daran und die beiden ftrahlendsten Gestirne unferes Blanetensnstems würden die gleiche Bosition einnehmen, durch die fie angeblich vor 1925 Jahren die Hirten nach Bethlehem   geführt haben. Denn damals jo nimmt man an und hat man auch mit ziemlich hohem Wahrscheinlichkeitswert errechnet war ihre Kon

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vielleicht nach einer Reihe) von Nächten mit bedecktem Himmel als ein neues Gestirn von nie gesehener Helligkeit am Himmel stan­den. Für uns ist dies Himmelsschauspiel am Abend des 26. Novem­ber furz nach Sonnenuntergang am besten zu beobachten. Man ent­deckt die funfeinde Venus und den in fahlem Glanze strahlenden Jupiter leicht am füdwestlichen Himmel. Schon mit einem gewöhn lichen Feldstecher fann man vier Jupitermonde, mit einem kleinen Fernrohr weitere Einzelheiten und die in der gegenwärtigen Kon­stellation dem fast vollen Mond entsprechende Gestalt der Venus

erkennen.

Nurmis Selbstblographie. Nurmi, das große Laufgenie und der noch größere Schweiger, der niemals zu überreden war, über sich selbst zu sprechen, hat nunmehr mit Hilfe des Privatdozenten an faßt und im Drud erscheinen lassen, die ganz auf Nurmi zurück. der Helsingforfer Universität, Raila, eine Art Selbstbiographie ver­sondern auch auf dem Gebiete des Sports ungewöhnliche Leistungen zuführen ist, wenn auch Kaila das Buch verfaßt hat. Man kann aus dem Buch erkennen, daß nicht nur auf dem geistigen Gebiete, Gaben erzielt werden. Schon im Alter von 9 Jahren widmete Nurmi nur durch ungewöhnliche Energie und durch ungewöhnliche geistige fich dem Sport, aber nicht wie feine Kameraben, nur zum Zeit vertreib, sondern mit dem ganzen Ernst, den sonst nur Erwachsene lief mehrere Male in der Woche Wege von 10 Kilometer und mehr. haben. Schon damals begann er mit einem richtigen Training und Welche Energie ihn leitete, geht daraus hervor, daß er bereits mit Nurmi stammt aus einer armen Familie und war, da sein Vater 12 Jahren den Fleischgenuß aufgab, da er ihn für schädlich hielt. früh gestorben war, gewissermaßen der Ernährer seiner Angehörigen. Er gewann schon frühzeitig fleine Breise. Im Jahre 1913 trat er zielvolle Ausbildung feines Körpers vornehmen, denn hier hatte er in den Athletenverein Abo ein. Hier erst fonnte er die wahrhaft erst den richtigen Training- Meister zur Verfügung, der es ihm ei möglichte, feinen Körper fo elastisch zu machen, wie es die Natur feines Drganismus zuliek. Er verzichtete ganz auf alle anreizenden Gifte, wie Kaffee, Tee, Alkohol usw., um sein Herz nicht unnütz zu größter Rörperausbildung verbunden war. die Grundlage dafür erregen. So hatte er durch eine intensive Geiftesarbeit, die mit noch heute läßt er nicht einen Tag ohne sein Training vorüber­geschaffen, daß er tatsächlich der schnellste Mann der Welt wurde. gehen.

Die längfle Hängebrüde. An der längsten Hängebrüde, die es auf der Erde gibt, wird gegenwärtig gearbeitet, und sie soll int nächsten Jahre eingeweiht werden. Diese Brücke, die eine Gesamt­länge von 686,8 meter hot, überspannt den Delaware zwischen Bhiladelphia und Camden. Die Brüde wird nur von zwei Kabeln getragen, deren jedes aus 18 066 gainanisierten Drahtliken besteht. und 76,2 Zentimeter Durchmesser hat. Die größte Bucfeftinteit dieser Stabel, die. 6770 Tonnen wiesen, beläuft sich auf 15 177 Kilogramm pro Quadratmeter. Die Brüde wird im ganzen 37 Millionen Dollar toften.

Torfråge. Der für Donnerstag in der Vortragsreihe der Leifinn- Bo fchule angelegte Vortrag von Dr. Baulechner über 6 a to( im Berners Siemens Gymnasium) muß auf Donnerstag, den 10. Dezember, verlegt verden.