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es durchaus nicht darauf an, daß Geschäfte auch nach außen als Ab- zahlungsgefchäfte firmieren. Es ist eine Tatjache, daß ein großer Teil von Geschäften, du bisher nur gegen bar verkauft haben, der Jtof der Zeil folgend, dazu übergegangen sind, SredU- und Raken- Zahlungen zu gewähren. Man kann das nicht bloß in den Branchen beobachten, die bisher stets als die chauptdomäne der Abzahlungs- gefchäfte galten, bei den Konfektionsgeschäften, bei den Möbel- geschästen, sondern' selbst Branchen, die vor dem Kriege niemals gegen Abzahlung verkauft haben(wir nennen hier nur Automobile und Pianos), sind dazu übergegangen, Kreditgeschäfte zu machen. Man kann heute alles auf Abzahlung haben. Aber auch reine Ab- zahlungsgefchästs sind in großem tlmfange neu entstanden. Sic vcr- schwinden allerdings zum allergrößten Teil so schnell wie sie auf- getaucht sind und kehren dann häufig unter anderem Namen wieder. Oer Geschäftsgang in den Abzahlungsgeschäften ist zurzeit kein günstiger. Ganz begreiflich, denn nur wenigen Kunden wird die Ware ohne Anzahlung mitgegeben, die meisten müssen ein« An- Zahlung leisten und selbst diese fehlt den Kauflustigen. Gekauft werden heute in der Hauptsache Artikel, die unbedingt zum Leben notwendig gebraucht werden, also Winterkleidung. Herren-, Damen- und Kinderwäsche, Anzüge, Kleider, Kostüme und wollene Unter- zeuge. Auch bei der Anschaffung von Möbeln ist bedauerlicherweise der Preis- und nicht die Qualität das ausschlaggebende Moment. Gerade diejenigen, die nicht bloß von heute aus morgen rechnen, sondern weiter denken, hüten sich, allzugroße Verpflicbtungen zu übernehmen. Es ist ganz charakteristisch, daß bei den Möbeln Haupt- sächlich Betten abgeseht werden und Chaiselongues, die bei den viel- fach unzureichenden Wohnungsoerhältnifsen als Schlafgelegenheit benutzt werden. Aahlungsausfälle. Bezeichnend für die Lage ist die Tatsache» daß die Zahlungs- ausfälle bei den Abzahlungsgeschäften sehr stark sind. Es kommt heute weniger vor, daß Äredllschwindler auftauchen. Das ist nicht etwa eine Folge der genauen Kartotheken, denn die Abzahlungs- geschäfte informieren sich genau, bevor sie ihre Ware weggeben. Der Kreditschwindel lohnt sich heute nicht mehr. Er besteht in der Hauptsache darin, daß die Betrüger eine möglichst kleine Anzahlung leisten, nicht weiter zahlen und die Ware sofort verkaufen. Das nährt heute aber nicht mehr seinen Mann. Denn es gibt sehr wenige, die in der Lage sind, Ware gegen bar zu kaufen. Dagegen sind die Ausfälle in nicht betrügerischer Absicht sehr stark. Ihre Ursache ist meist plötzlich eingetretene Arbeilslosigkeik oder Krankheit. Kulante Abzahlungsgeschäfte suchen in diesen Fällen den Schuldnern Ent-

gegentommen zu gewähren. Ihrer gibt es aber leider nur sehr wenig. Die meisten versuchen durch Mahnungen, indem sie Briefe oder Boten in das Haus des säumigen Schuldners schicken, weitere Zahlungen zu erhalten. Zum Verklagen entschließen sich die Gc- schäfte nur in den allerseltensten Fällen, sie zahlen schließlich die Gerichtskosten noch drauf und wissen nicht, ob sie jemals ihr Geld wiedersehen werden. Die Zahl der Osfenbarungseide, die heute auf den Gerichten geleistet werden, hat nämlich eine sehr bedenkliche Zunahme erfahren. Hinzu kommt, daß die Zahl der Eigentums- Verschiebungen sehr groß ist. Gewöhnlich gehören die im chaushali eines Käufers befindlichen Sachen nicht diesem, sondern einer dritten Person, der Frau, den Kindern, Verwandten usw. Wenn sich ein Geschüft dazu entschließt, trotz der Aussichtslosigkeit augenblicklich die Forderung eintreiben zu können,»ine Klage bis zum vollstreck­baren Urteil durchzuführen, dann tut es des, weil die Aussicht besteht, daß die Verhältnisse des Schuldners sich bessern werden. Man kann ohne Uebertr-ubung annehmen, daß höchstens 10 Proz. der Schuldner verklagt werden, die nicht zahlen.

Im großen und ganzen gibt die Lage der Abzahlungsgeschäfte ein getreue» Spiegelbild unserer Wirtschaftslage. Augenblicklich sind die Abzahlungsgeschäfte ein unembehrlicher Faktor für unser Wirt- 'schastsleben. Sie sind, um es kraß auszudrücken, ein notwendiges Uebel. In England sind die Konsumvereine dazu über- gegangen. Waren auf Kredit zu geben und auch in Deutschland wäre dies das einzige Mittel, um die unentbehrlichen, aber durchaus nicht wünschenswerten Abzahlungsgeschäfte entbehrlich zu machen. Aber bevor es dazu kommt, bis die Kapitalkrasi der Konsumvereine» svik weit gestärkt ist, daß sie dazu in der Lage sein werden, wird noch manch Tröpflein in die Spree fließen.

Wir müflen uns heuie damit abfinden, daß eine große Anzahl von Käufern nicht in der Lage ist, chren Bedarf an anderen als lebensnotwendigen Gütern durch Barkäufe zu decken. Diese Tatsache hat einen großen Aufschwung der Abzahlungsgeschäft« in Deutsch - land zur Folg« gehabt und es ist nicht uninteressant, einmal fest- zustellen, welch« Zusammeichänge zwischen der Loge der Arbeiter- und Angestelltenschaft und dem Geschäftsgang der Abzahlungs- gefchäfte im allgemeinen besteht. Oer Geschäftsgang als Sarometee. Wenn wir das Abzahlungsgeschäft als ein Unternehmen an- sehen, besten Hauptzweck darin besteht, Waren in kleineren Mengen direkt an die Verbraucher gegen Zahlung von Raten abzusetzen und wenn wir als ein ferneres Wesensmoment der Abzahlungsgeschäste feststellen, daß die Ware sofort nach Abschluß des Kreditoertrages an den Käufer gelangt, dann müsten wir feststellen, daß eine starke Zunahm« der Abzahlungsgeschäfte staltgesunden hat. Dabei kommt

Do, Disziplinarverfahren gegen Hauptmann Hesler. Gegen Polizeivaupimann Hefter, den vielerwäbnien Zeugen aus dem Prozeß der Gräfin Bothmer, ist belannUicb ei» Diizplinar- veiiabten eingeleitet Worten, das, wie wir erfahren, vor dem Disziptinarboi in Berlin ichwebt. Zum Uv'eiiuchuvgekommisior ist RegierungSrat Karbr vom RegieiuilgSprändium in Potddam er« »annt worden, der auch bereiis mu den Vernehmungen in dieier Affäre begonnen bat. Die Verteidigung HefteiS bot Rechtsanwalt Dr. Arthur Brandt übernommen.

1. Heilage öes Vorwärts

Nr. 562» 42. Jahrgang Ich fir 4/4 SsnnabenS, 2S. November 7�25