Einzelbild herunterladen
 

Kampf gexen die Virtsthastskrlse. Gewaltig« Zunahme der Erwerbslostgleit. Die Wirtschaftskrise, die eine zwangsläufige Folge der falschen Kapital- und Lohnpolitik der deiNschen Unternehmer seit dem Kriege ist, nimmt immer schroffer« Formen an. Die bisher vorliegenden amtlichen Statistiken ergaben, daß bereits am 31. Oktober in den Gewerkschaften 5,8 Proz. der Mitglieder arbeitslos waren, daß weitere 12.4 Proz. mit verkürzter Arbeits'eit tätig waren also nur einen Teil ihres Tariflohnes verdienten. Nach diesen Be» richten der Gewerkschaften waren also schon Anfang No» vember 18,2 Proz., mehr als ein Sechstel der arbeitenden Bevölkerung, ganz oder teilweise von ihrem Rechtauf Arbeit und Verdien st ausgeschlossen. In- zwischen hat sich die Krise weiter zugespwt. Im großen Industrierevier, wie in Berlin hat sich seil Anfang November bis zur ersten Dezemberwoche die Zahl der Arbeitsuchenden um zwei Drittel oermehrt, die Zahl der unterstützten Erwerbs- losen sogar verdoppelt. Ganz besonders schwer sind von der Krise diesmal die Angestellten betroffen, die zu einem großen Teil schon feit dem großen Abbau der amtlichen und privaten Berwaltungen, also etwa seit Beginn der Stabilisierung be- schäftigungslos herumirren und den Arbeitsmarkt gewastig belasten. Doch auch die Arbeiterschaft wird deswegen von der Krise diesmal auf das Schwerste mitgenommen, weil infolge der niedrigen Löhne und der voraufgegangenen In- flation Kaufkraftreserven in Form von Ersparnissen so gut wie gar nicht vorhanden sind. Die amtlichen Zahlen bestätigen nur das. was hundert- tausende von Volksgenossen täglich beobachten konnten und was heute Anlaß der U n r u h e in den meisten Betrieben ist. Immer noch schreiten die Betriebseinschränkungen und Still- legimaen fort. Niemand ist sicher, wann er selbst an der Reihe ist. Selbst die Facharbeiter, über deren Mangel die Unternehmerpresse noch vor wenigen Monaten bewegte Klage geführt hat, oerfallen heute mehr und mehr der Erwerbslosig- keil: vielfach werden an ihrer Stelle ungelernte Arbeiter be- fchäftigt, wo die Mechanisierung des Arbeitsprozesses weit genug vorgeschritten ist. Der Kampf gegen die sozialen Folgeerscheinungen der Krise mit Hilfsmaßnahmen wurde von weitsichtigen Kommunen wie Berlin bereits aufgenommen. Auch das Reich wird sich an den Hilfsaktionen in viel stärkerem Maße als bisher beteiligen müssen. Es ist ferner ein unhalt- barer Zustand, wenn die Arbeitgeber an manchen Stellen noch Ueberstunden leisten lassen, an anderen auf die Verlängerung der Arbeitszeit hindrängen, während jede Mehrarbeit des ein- zelnen erhöhte Arbeitslosigkeit für die Gesamtheit bedeutet. Äas Reichsarbeitsministerium hat die Pflicht, hier einmal ganz entschieden einzugreifen. Darüber hinaus müssen durch zweck- mäßige Verteilung der Arbeitoergebung der öffentlichen Körperschaften Arbeitsmöglichkeiten erschlossen werden. Es geht keinesfalls an, daß man der Krise chren freien Lauf läßt. Wo die Erwerbslosigkeit aber bereits so groß ist, daß chr die vorausschauende Wirtschaftspolitik nicht mehr EinHall gebieten kann, da bedarf es großzügiger Unter st ützungs- a k t i o n e n, um in diesem harten Winter die Gefahr soziale? Unruhen zu vermeiden. Letzten Endes aber sind die Ursachen der gegenwärtigen Krise in der Gesamtverfassung der Wirtschaft zu suchen: deshalb bedarf es einer umfassenden Umstellung der Wirtschaftspolitik des Reiches, um gegen die Krise anzu-' kämpfen. Auf dem Gebiete der Kreditpolitik sind alle Hebel in Bewegung zu setzen, um endlich einmal gesunde Verhält- nisse am Geld- und Kapitalmarkt zu schaffen. Die Lockerung der Kreditrationierung der Reichsbank ist dazu erst ein erster und zaghafter Schritt. Eure Handelspolitik, die auf die Erschließung der Erportmärtte gerichtet ist, ein A b b a u der die oerarbeitende Industrie schwer belastenden Zölle aus Roh- und Halbstoffe, eine Rationalisierung des P r o d u k t i o n s- Prozesses tun dringend not. Andernfalls werden die Ver-

suche de? Regierung, einen Preisabbau herbeizuführen, er- folglo» verpusten. Eine Senkung des Preisniveaus aber ist um so notwendiger, als durch das Anwachsen der Arbeits­losigkeit und Kurzarbeit die Kaufkraft der Massen in den legten Wochen sich rapide weller vermindert hat und eine Wiederbelebung der inneren Marktes undenkbar ist, wenn ich das Preisniveau nicht auf die verringerte Kaufkraft ein- teilt. Es ist höchste Zeit, daß hier gehandelt wird, oll nicht die Unruhe in der arbeitenden Bevölkerung auf das »ochste steigen._ Zweckjuftiz. Erst Zuchthausurteil, dann Amtsenthebung. Der vor einiger Zeit vom Schöffengericht Rudolstadt wegen Ueberschreiwng seiner Amtsbcfugnisse in seiner Eigenschaft als Polizeloffizier" gelegentlich des Putsches zu einem Jahr Zucht­haus(!) verurteilte sozialdemokratische Gemeindevorsteher W o r s ch aus Langewiesen Ist laut Verfügung des thüringischen Ministeriums durch die Kreisdirektion Arnstadt seines Amtes enthoben worden. Das war der ganze Zweck der Uebung!

Neichsbannerkunügebung in Ejfea. Eine Ansprache WirthS. Essen. 7. Dezember.(Eigener Drahtbericht.) Im Rahmen einer Reichsbanner. Kundgebung hiell der ehemalige Reichs- kanzler Dr. Wirth. vou Köln kommend, in dem überfüllten Scol- bau in Essen eine Rede, in der er u. a. sagte: Wenn ich in meiner eigenen Partei reaktionäre Kräfte entdecke, die geeignet sind, die Republik zu gefährden, so trete ich diesen Strömungen mit aller Entschiedenheit entgegen. Nichts ist notwendiger als eine ent- scheidende republikanische und soziale Einstel- l u n g. Gewiß kann diese Einstellung als ein Gemeingut des beut- schen Volkes nur langsam erreicht werden, aber das ist einmal das Schickso! des deutschen Volles, daß es das Richtige meist zu spät erkennt. In einem allerdings kamen wir nicht zu spät: das war die Bildung des Reichsbanners, der Organisation, die die deutsche Re­ publik schützen will. Wer heute die Hand gegen die Republll er- hebt, dem wird sie abgeschlagen. Die Sorge um die deutsche Re­publll hat mich dahin geführt, wo ich heute stehe. Ich halle nicht scheu zurück mit meiner Sorge um die Republik . Ich mag die Lewe nicht leiden, die da sagen: ich stehe auf dem Boden der Tatsachen. wir müssen uns mst dem Unabänderlichen abfinden. Nein, viel wichtiger ist es, mit dem Herzen bei der Sache zu stehen. Mir kommt es darauf an festzustellen, daß tatsächlich im katholischen Doltsteil die Republik tief« Wurzeln geschlagen hat. In Rheinland und Westfalen wird sich der Kampf um die Ein- stellmig des Zentrums entscheiden. Wenn das Rheinland und West- falen sowie größere Teile Süddeutschlands der Republlk verloren gehen, so ist die ganze deutsche Republll verloren. Bei der DeHand lung der Zoll-, Steuer- und Wirtschaftsfragen sind viele Fehler gemacht worden. Man muß den Mut haben. diese Fehler zu bekennen. Alles hängt davon ab, ob die Republi­ kaner bereit sind, in die Regierung einzutreten.

Vemokratifcke Richtlinien. Abschluß deS demokratischen Parteitags. Breslau . 7. Dezember.(Eigener Drahtbericht.) Der Partellaa der Demokraten fand am Sonntag seinen Abschluß.?lus den leisten Reden sind die Bemerkungen des preußischen Finanzmu» iters Höpker-Aschoff hervorzuheben. Er vertritt die gesetzliche Regelung durch den Reichstag , bei deren Versagen sei Preußen am den Vergleich angewiesen. Im übrigen sprach der preußische Finanz minister etwas vorsichtiger über Steuerabbau, als seine Panci- freunde aus dem Unternehmcrlager. Die angebahnte Reform der Hauszinssteuer beurteilt« er optimistisch. Der aus den Hirsch-Dunkerschcn Gewerkschaften hervorgegangene Abg. Erkelenz wandte sich scharf gegen die Landwirtschafts- Politik des Grasen Könitz, der mit der letzten Aufwendung von 65 Millionen dem Großgrundbesitz nur die Hochhaltung der

Gnaden amt'.avende Präsident Tuan, die Pertragsmächte zur Beratung der Zollfragen nach Peking rief. Die Generale, die ja teilweise mehr oder weniger offen auf der Seite der Mächte stehen, die China bedrücken und aussaugen, wären von sich aus niemals bereit gewefeu, die Zollkonferenz einzuberufen. Es ist gar keine Frage, daß trotz der schreckliche� Ver­wirrung, die heute in China herrscht, das Ende nur darin be­stehen kann, daß die nationale Bewegung an Ein- f l u ß a e w i n n ü Ob sie es fertig bekommen wird, China die ver.angte ökonomische und damit auch die politische Selb- ständigkeit zurückzugeben, hängt von den Machtfaktoren ab. die sie in der Hand hat. Sicher scheint jedenfalls, wenn man rein theoretisch die Lage betrachtet, daß weder der General Tschong noch der General Wu den Wechsel auf die Zukunft in ihrer Tasche haben. Weder Japan noch England, die hinter ihnen stehenden Pro- tektionsmächte, werden den Schwund ihres Einslusses aufhallen können. Das hängt mit den mannigfachsten Gründen, nicht zuletzt mit der immer größer werdenden industriellen Selbständigkeit Chinas zusammen. Die Zukunft gehört allen Machtgruppen, die die nationale Bewegung auf ihrer Selle haben, also denjenigen, die offen für eine Befreiung von den Borrechten eintreten. die die fremden Mächte sich China gegenüber angemaßt haben. Welche Machtgruppen sind das? Das ist der General Feng im Narben mst feinen fünfzigtausendEisenköpfen". Und das ist im Süden dienationale Volksregierung". Die Ereignisse haben nach den letzten Meldungen einen deutlichen Fori schritt in der genannten Richtung gemacht. Die Arme." des Generals Tschang soll zusammengebrochen sein, uird zwar bezeichnenderweise nicht infolge einer mllitärischen Niederlage, sondern durch eine Revolution, die einen großen Teil der Truppen zum Wfall brachte. Dieser Abfall von dem bekannte» und von seinen Soldaten angeblich sehr geliebten General wurde bewirkt von Tschangs eigenem Sohn. Dieser Sohn ist. wie es heißt, mit dem Sohne Sunyatsens befreundet, der wiederum ein Anhänger der nationalen Bewegung und was hier besonders wichtig ist ein Anhänger des Bolsche­wismus fein soll. Daß Feng mit dem bolschewistischen Rußland die besten Beziehungen unterhält, wurde schon im Anfange erwähnt. Nach den neuesten Meldungen ist Feng auf Grund des Zu- sammenhruches seines Gegners Tschang in Peking eingezogen. Die nächste Folge dieser Besetzung Pekings durch Feng- könnte eine Einigung derEisenköpse" mit derNationalen Volks­regierung" fem Die weitere Folge wäre dann die Einsetzung einer nationalen Regierung in Peking , die durch die beiden großen Machtgruppen im Süden und Im Norden gestützt wäre und damit praktisch den wichtigsten Teil Chinas hinter sich hätte. Die große Frage ist die, ob eine solche Regierung ein bolschewistisches Gesicht haben wird. Ein bolschewistisches China würde eine Todfeindschaft zwischen Rußland und Japan schassen. England würde eine nicht wieder gut zu machende Niederlage erleiden, eine Niederlage, die von nationalen Er- bedungen in Indien und den anderen Kolonien gefolgt sein könnte. China selbst würde kulturell« Umwälzungen durch- machen, wie sie vielleicht noch niemals von einem Lande durch- gemacht worden sind. Wird es ein bolschewistisches China geben? Wer möchte das heute beantworten! Ein Sieg der Exponenten des Bolsche- wismus braucht noch nicht einen Sieg des Bolschewismus be- deuten. Dr. Sunyatfen, der Chinese, der ein revolutionäres Programm für China aufgestellt hat, nach dem sich China wird umwandeln können und auf dessen Testament jetzt aller Augen gerichtet sind, war kein Bolschcwist.

Ausnahmeqeseh gegen die Kommunisten. Im englischen Unter- Haus ist ein Gesetzentwurf vorgebracht worden, der bestimmt, daß jedermann, der von einer ausländischen polnischen Organisation Geld annimmt, auf Grund des Gesetzes von 1905 über die Korruption i bestraft werden soll.

vom poöium zur Theaterszene. Der Tanzstil unserer Zeit, der abstrakte Stil, ist geworden und ruht auf sicheren Fundamenten. Lobt in Fleisch und Blut der schassenden Tänzer, Ichwingt nach tn den Seelen der Schauenden. Genießyndsn. Eine feste Burg, ein« gut« Wehr und Waffen gegen 7 rubung iust> Verkitschung. Jetzt klopfen ans Burgtor die allen Be- kannten, die beim großen Reinmachen wtsaewiesen wurden. Die pantomimischen, die dekorativen, die akrobatischen Elemente heischen wieder Einlaß. Weisen darauf hin, das sie in verjüngter Gestall kommen und nicht als Tnrannen. sondern als bescheiden Dienende. Man öfine ihnen ein« kleine Pforte. Denn sie können, sorgsam be. h'Nfil und scharf gezügelt, jetzt dl, Igen bringen. Augen beim Ausbau des Podium» zur Theaterjzen«. beim Bereichern und Schmücken des neuen Stils. Die strenge Schule des abstrakten Tanzes war nötig und bleibt als Grundlage uird Zielsetzung. Sie hat den Schaffenden und den Genießenden Augen und«eelc erschlossen. Ballett-Technik mit leichter Akrobatik und schmückenden Schnörkeln nicht als Fundament, sondern als Ornament wird wieder gepflegt. Die Pantomime nicht als stumme Schauspielerei, sondern als Konsolidierung des Ueberirdischen findet Eingang. Dem wertenden Beobachter drängen sich neue Maßstöbe auf. Drei tänzerische Veranstaltungen sah ich in der letzten Woche. In der Komödie da-Diverrisjeniem" der Schwestern D u f f e k, Ida und E v e l p n e vom Münchener Rationaltheater. Technisch mittelmäßiges Ballett in moderne Formen gezwängt. Wohlfeile parodistischc Scherze. Abgelutschtes Konfekt. Sentimentaler Kanten. Und doch wenigstens einmal ein leiser Hauch des neuen Geistes: im Blackguard-Boy" der Evelyne mst seiner fast restlos gelungenen Auflösilng des Pantomimischen in rein tänzerische Formen. Ebenfalls in der Komödie, zwei Stunden nackt den Munchsncrn. tanzt« die jugendliche Ery Bus. Leichte, fließende, schwebende, gefällige Rhythmen. Niedlich. Kein starkes Temperament» aber ehrliche Hingebung an den musikalijchen Rhythmus, niit dem ihr Tanz urstrennbar verwachsen. Versuchte sich auch in nationalen Eharallertänzen(.Indisch-, Chinesisch', �kubanisch"). Ilnd ver- kannte die beiden einzigen MögliMkeiten: entweder erakte Wieder- gäbe der Ongmaltänze, oder selbständige tänzerische Kckfaliung der StimmungswerteIndien "..Ohma'..Kuba ". Der erste Weg für imitatorische Talente, der zwest« nur für ganz große Künstler gangbar. Ery beschritt weder den«inen noch d«n anderen, fandern hüpft« in kleidsamen Natioualkostümen niedlich und ahnungslos über die Breiter. Und haste doch in ihrerd-lanueu evtigue� einen in seiner Art vollendeten Clwraktertanz.«in« kleine Gipselleistung geschaffen. In wenigen, echt empfundene« und gut ausgenugten conz-risch-n Motiven war hier das ganze Rokoko zusammenballend charakterisiert. Dekorative und pantomimisch« Elemente sprachen wesentlich mit und eine feinfeine parodistische Komik(glänzend im Paooneggiando einer ulkigen Spsgenprrunenade) gab dem Ganzen einen unaufdringlichen persönlichen Reiz. Dieses ist die Art. in der pantomimisch? Charakter- länze aus der Bühne der Zukunft gestalten sind Edith Moser, Solotänzertn der Staatsoper, und Säte Neumann, auch aus Terpis' Reich, gaben einen Abend im Blüthuer-Saal. Die erste, technisch vollendet, namentlich in der

Beintechnik raffiniert, kommt vom Ballest, die zweite, zuweilen nach unsicher und anfangs, wie es schien, befangen, aber vielleicht von stärkerer natürlicher Begabung, aus der Trürnpy-Schule. Beide künstlerisch ernst und kunstlertsch vornehm. Edsth im mustklosen Gebet" nicht überzeugend. Käte imFieber" Erinnerungen an ein großes Dorbild(Palucca) ,ju ihrem Nachteil provozierend. Publikumserfosge: Ediths hinreißend schmissigerSpanischer Tanz" und Kätens kompositorisch nicht einwandfreie, ober glänzend produ- zierteRhapsodie". Blicke in die Zukunft öffneten drei Pas de deur: Adagio", ein fein zusammenklingendes pantomimisches Zwiegespräch: die starke dramatische SzenePhantom" mst geschickter organischer Einfügung des Spitzentanzes, und derMarsch", dem zur vollen Wirkung nur noch größer« Exakchest mangelle. / IohnSchikowski.

Malin« in der Komödie. In manch Berlin -Weweers Segle gab's gestern morgen einen harten Komps. Für den Marsch in ReinhardtsKomödie" sprach die Sensation, den Dichter K l a d u n d sehen und hören zu können, gegen ihn die wirklich« Kälte und die Müdigkest von der sommerlichen vallnacht des Rooemberfestes. Erklärlich also, daß das Häuschen nickt überfüllt war: es hält« gelohnt. Klabund ist ein Eigener, kein Nachmacher, kein Wonetlingler, kein Wellanjchauunassaorikant. Was und wie er auch schreibt, bleibt das Herz eines srelen. religiösen und zukunfts- gläubigen Menschen stets deutlich spürbar: er ist ein Dichter. Um dos zu beweisen. Höste es der klugen und fleißigen, aber wirklich überflüssigen Einleitung von Carl Werchshagen garnlcht bedurft. Hätte die schlichte Gedichtoorlesung de« sympathischen Poeten, dessen Gestenlossglest ohnedies ein gutes Zeugnis ist, genügt. Wäre die tlangkräftige, lempoerfüllt« Wiedergabe des pazisistischen Soldatenroma u?.Llloreau" durch deu Schauspieler Eugen Klopfer allein schon Bescheinigung gewesen. Wer Zest und Geld hat, den Dichter zu lieben, liebt ihn ja längst. Freilich sind den meisten Prolctarieni zu solcher Llebe solche Voraussetzungen gestohlen. Falls sie sie je besaßen. Ergo. Wirtschastskrisc Angestelllennot Theoternot. In der Nachtausgabe einer Berliner Tageszeitung ist irrtürnlick» atiaekündigt worden, daß am 1l. Dezember im Berliner Rachaus eine Konferenz über die wirtschaftlich« Lage der Berliner Theater stattfinden soll. Es handelt sich aber n i ch t um ein« besonder« Theater. konserenz, sondern um die vom A s A. B u n d«inberufene a e- meinsom« Borständetonferenz der gewerkschaftlichen AngestelltenverbÜnd« aller Berufe, an der auch die Bühnen- genossenjchast, die internationale Artistenlog« und der Deutsche Chorsäuger- und Ballettoerband beteiligt sind. Die Rot der Theater und der darstellenden Bühnenkünstler soll aus dieser Konferenz gleichfalls einer eingehenden Aussprach« unterzogen werden. Als Vertreter der Bühnengenosienschast wird ihr Präsident, Gustav Rickelt , sprechen. Die Wandertage der Schuljugend Wie der Amtliche Preußische Prssiedienst misteist. geht aus ernem Erlaß des preußischen Unter. richtsministers an das Prooinzialschulkollegium in Berlm-Sichter. selbe und die übrigen Provinzialschulkollegien und Regierungen her-

vor. daß die Bestimmungen über die planmäßigen Tageswande- rangen in denRichtlinien für die Lehrpläne der höheren Schulen Preußens" dahin aufzufassen sind, daß in jedem Monat wäh rend der eigentlichen Schulzeit ein Wandertag durchgeführt werden soll. Unter Berücksichtigung von rund drei Monaten Ferien zest sind also neun Wanoertog« verbindlich Es ist im Interesse der geistigen und körperlichen Pflege der Jugend erwünscht, daß an allen Schulen diese Zahl der Wandertage während des Schuljahres erreicht wird. Die Borschrift, wonach aus der Ober. stufe nach Möalichkest einmal jährlich eine mehrtägige Wanderung angestrebt werden soll, wird davon nicht berührt. Eine neue webemelhode. Der allgemein übliche Awquord- Webstuhl bedarf eines geschickten Vorarbesters, der den Entwurf des Webmasters zerlegt und in eine Folg« von mit Lochsystem aus gestanzten Kartenblästern Übersetzt, die die Bewegung des Tchlffchens regeln und die nötige Verknüpfung bewirken. Eine viel einfachere neue Webmethode, über die inReclams Universum" be- richtet wird, hat der Ingenieur Deiner erfunden. Danach wird der Bildentwurf de« Künstlers auf eine Mattscheibe projiziert und dies« mst Hilfe von Selenzellen abgetastet, die die Helligkeitswert« in Stromschwankungen umsetzen, deren magnetische Wirkungen auf einem spiralförmigen Stacheldraht eine Art magnetischer Schritt hinterlassen: diele wird durch«In sinnreiches Verfahren einer Wachswalze in Form verschiedener Vertiefungen aufgeprägt. Diese eine Walze, die da» ganze Webmuster in sich birgt, wird in den Iacquardwebstuhl eingeführt und reguliert den Weboorgang. Die Kosten der Dorarbest werden dadurch auf 2 Proz. reduziert. .Spucke« Sie dem Kerl dreimal ins Gesicht!" In derPrawda" fanden sich kürzlich Misteilungen zur Geschichte des russischen Unier. richtsministerwm» zur Zest des legten Zoren. die auch«ine«euße- rung de,«Inst hochberühnucn russischen Unterrichtsministers Graf Dimitri Tolstoi enthielten, deren Wieoeraabe sich wegen ihrer außerordentlich kurzen und prägnanten Fassung wohl verlohnt. Tolstoi, der mit dem Dichter nichts als den Nomen gemein- sam hott«, war van 1866 bis 1880 unter Zar Alexander ll. Unter- richtsminister und wurde nach der Ermordung de- Zaren 188? russischer Minister des Innern, als welcher er l88» starb. Zur Zeit nun. da er dos Unterrichtsministerium verwaltete, meldete sich eines Tages einer seiner Räte bei ihm. um sich vor«wem längeren Ur. laub nach Deutschland von ihm zu oerabschieden. Der Besucher fand feinen Chef tn der denkbar schlechtesten Laune, da er von der Presse wegen seiner reakt onären Haltung heftig angegriffen worden war. so daß er kaum auf die Worte seines Untergebenen hörte. Erst als dieser im Laufe des Gesprächs so nebenher erwähnt-, daß er auch an den Rhein zu kommen hoffe, wurde Tolstoi aufmerksmn» und fragte ihn. ob er auch Mainz besuchen werde. Auf die be. johende Antwort bemerkte Tolstoi, daß er tn diesem Falle einen Aufkrag für ihn habe, an dessen Erfüllung ihm sehr viel liege. Wenn Sie dorth'n kommen." fuhr Tolstoi fort,«so gehen Sie zu dem Gutenberg. Denkmal und spucken Sie dem Kerl dr-I- mal in- G-sicht."_ SptelplauOodervvq. Dl« für beute angekündigte lirstaussübrimg von .Figuranten" findet morgen(Dienstag) im Kleinen Tbeater: statt. Die jür heute getösieu«arten behalten für morgen Süll igt, it.