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Dabei blieben bie Briten   in den Ansprüchen, die sie glaubten machen zu tönnen, bestimmt und fest. Die Kölner  Stadtverwaltung und wohl auch andere Behörden, denen die unerquickliche Aufgabe zufiel, die Forderungen der Truppen zu erfüllen, hatten in diesen sieben Jahren sicher manche un angenehme Stunde. Auch sie aber merden trotzdem die Briten  noch für das fleinste der Besatzungsübel gehalten haben. Als im Jahre 1873 die lezten deutschen   Truppen den französischen   Boden räumten, schrieben der französische   Staats­mann Thiers und der preußische General Manteuffel sich gegenseitig Liebenswürdigkeiten. Der Franzose zollte dem deutschen   Besagungssystem freimütig Dant, so erleichtert er auch mit seinem Bolt aufatmete, als endlich die letzten Bidel­hauben verschwanden. Leider ist der Tag noch nicht da, an dem die letzten Besagungssoldaten das Rheinland räumen müssen. Werden, wenn ber Tag tommt, auch ein deutscher  Reichstanzler und ein französischer General freundliche Worte wechseln fönnen? Bielleicht, wenn allermärts die Besatzung so flug und rücksichtsvoll gehandhabt wird, wie durch die Briten in Köln  .

Kölns   Räumung.

Ende Dezember beendet.

F

Köln, 9. Dezember.  ( Eigener Drahtbericht.) Ueber die Räumung Kölns   erfährt der Kölner Vertreter des Borwärts" foeben noch folgende Einzelheiten: Sämtliche britischen Truppen werden bis Weihnachten die erste besetzte Zone verlaffen haben. Nur noch eine Estabron englischer Königsdragoner bleibt in Köln   zu rüd, um am 10. Januar der offiziellen Einziehung der englischen Fahne am Hotel Exzelfior beizuwohnen. Bis zum 27. Dezember werden sämtliche Brivatwohnungen, die von den Engländern bisher beschlagnahmt waren, geräumt werden. Bis zum 31. Dezember find sämtliche öffentlichen Gebäube, die bisher von den Engländern besetzt waren, wieder in den Händen der deutschen   Zivilbehörden. Die deutschen   Telephonistinnen, etwa 30, die in Köln   bisher im englischen Dienst tätig waren, gehen frei willig mit nach 23tesbaben, um dort meiter im englischen Dienst tätig zu sein.

Hermann Schubert.

als nicht erbracht. Es macht fich fast alle Behauptungen der Ab miräle und Generalftäbler zu eigen, die als 3e gen ihre politischen Agitationsreben wiederholt hatten. Es ftelli feft", baß besonders im legten Kriegsjahr eine systematische Untermühlung der Front, Soeben erhalten mir die Nachricht, daß gestern der Genoffe wenn auch nicht von der Sozialdemokratie, so doch von der USP. Hermann Gubert gestorben ist. Schubert hat über 40 Jahre und den weiter linfs ftchenden Gruppen" stattgefunden habe. Dann heißt es weiter: Der Inhalt der Hefte 7 und 8 geht teil meise über diese Feststellungen hinaus. Es finden sich in den Heften verschiedentlich Berallgemeinerungen, bie nicht ge rechtfertigt find. Der Privatfläger hat in der Hauptverhand­lung ausdrücklich erflärt, er habe Vorwürfe gegen Angehörige der MSP. nicht erheben wollen. Dies hätte in den Heften deutlicher zum Ausbrud tominen müssen. Die Darstellung in den Heften ist teil. weise irrig und unrichtig. Irrtümer und Unrichtigteiten finden sich auch in anderen geschichtlichen Dar stellungen. Auch die zurzeit in großer Anzahl erscheinenden Er innerungen und Dentwürdigkeiten einzelner, an den Ereigniffen besonders beteiligter Persönlichkeiten sind teilweise nicht ganz frei hiervon. Die geschichtlichen Ereignisse des Weltkrieges liegen noch viel zu turz zurüd, als daß jest schon alles zu ihrer Erforschung und einigermaßen sicheren Feststellung nötige Material zugänglich wäre. Die Archive der Feinde sind noch nicht alle geöffnet. Die Mängel der beiden hefte tönnen aber noch lange nicht, wie der ngetlagte mill, als bewußtfalsche Darstellung bezeichnet werden. Die beiden hefte find nicht eine erschöpfende Darstellurg der Ursachen des Zusammenbruches; fie follen es auch nicht fein. Es ist test, aft unzulässig, aus dem Umftande, baß Tatsachen, die auch als Ursachen des Zusammenbruches gemertet werden müffen, in den er en nicht erwähnt oder nur nebenher erwähr sind, den S.bluß zu ziehen, der Privatfläger habe bemußt die Geschichte gefälscht. Es ist bei der gegebenen Tateinheit eines fortgefeßten Ber gehens, teils der Beleidigung, teils der üblen nachrebe. der Privatbetlagte schuldig zu sprechen.

der Partet angehört und ihr ein Leben von Arbeit und Heftening a be gewidmet. Jahrelang war er in dem Wahlkreis Calau­Budau Ranbibat ber Bartei für die Reichstagswahlen. In den ersten Seiten des Vorwärts" war er mit Singer und Bebef der Berliner Stadtverordnetenversammlung unter zusammen Firmenträger der Verlagsfirma. Er hatte viele Jahre bem Dreiflaffenmahlrecht angehört. In Berlin   arbeitete er als Sekretär des Gemeinde und Staatsarbeiterverbandes. Seit un­gefähr 18 Jahren war der Genosse Schubert er blindet. In ihm verliert die Bartei einen Kampfer der alten Garde, einen aus der Reihe der Bielen  , die jahrzehntelange Arbeit und Hingabe bie Sozialdemokratie zur großen Millionenbewegung gemacht haben. Sie wird ihm ein ehrendes Angedenten bewahren.

Der Angeklagte will mit der Aufnahme der Artikel nur be. rechtigte Interessen mahrgenommen haben. den von ihm behaupteten Vorwurf mit Rücksicht auf sein Ver. hältnis zur Sozialdemokratischen Partei auch auf sich. Er hat bes halb insoweit mit Aufnahme der Artikel berechtigte Interessen gewahrt. Aus der Form der Aeußerungen, der gehässigen und hämischen Ausdrucksmeise und der starten Häufung reiner Be Die banerische Justiz will schimpfungsworte geht aber die Absicht und das Borhandensein die Dolchftoflüge retten. einer Beleidigung unweifelhaft hervor. Diese Aeußerungen bleiben Deshalb strafbar. Sie bleiben es infolge der Form auch dann, wenn sie als ein tadelndes Urteil über eine wissenschaftliche Leistung des Privatflägers angesehen werden sollen.

Das Urteil im Dolchstoffprozeß.

3000 Mart Geldstrafe.

München  , 9. Dezember 1925.( Bd.z.)

3m Münchener   Dolchloß- Prozeß murde heute vormittag das Urteil verkündet. Der Angeklagte Gruber wird wegen forigejehlen Bergehens, teils der Beleidigung, teils der üblen Nagrede, zu einer Geldstrafe von 3000 Reichsmart evil. dreißig Tagen Gefängais und der dem Kläger   erwagjenden notwendigen Auslagen fomie zur Tragung fämtlicher Prozeßtoffen verurteilt. Ferner wird dem Beklagten die Publitation des Urteils in der Münchener Post" und dem Borwäris" auferlegt.

Die beleidigenden Bendungen sind ausgesucht gehässig und überlegt grob. Der Beflagte hat ihre außergewöhnlich sehr ver. legende Wirtung durch ben am ersten Tage der Hauptverhandlung verftedt erhobenen, am legten Verhandlungstage allerdings mefent lich abgeschwächten unbegründeten Vorwurf der Bestechlichkeit des Privatflägers zu verschärfen sich nicht gescheut. Die Beleidigung ist infolge mehr oder minder vollständigen Abdruces des Artikels in anderen Zeitungen in besonders meite reise gedrungen. Der Be flagte tonnte mit ber ausgedehnten Weiterverbreitung rechnen und hat sicherlich damit gerechnet. Alles das ist straferschwerend. Die beleidigenden Ausführungen find gebraucht worden während bes Wahlkampfes und bei der Abwehr von als schweren Vorwurf empfundenen Ausführungen. Das ist strafminbernb. Es be rechtigt allein dazu, von der angesichts der außerordentlichen Schwere der Ehrentränkung an sich gebotenen Verhängung einer Freiheits­strafe Abstand zu nehmen. Unter Berücksichtigung der nicht besonders günstigen wirtschaftlichen Berhältnisse des Beklagten ist deshalb eine Geldstrafe von 3000 Reichsmart angemeffen. Die Geldstrafe ift für den Fall der Uneinbringlichkeit in eine Gefängnis hat der Beklagte auch die Kosten des Verfahrens zu tragen und die dem Privatkläger erwachsenden notwendigen Auslagen zu erstatten. Die Beleidigung ist in einer Zeitung öffentlich begangen. Dem Brivatkläger ist deshalb die Befugnis zugesprochen, die Verurteilung des Beklagten auf seine Rosten öffentlich befanntzumachen.

Die Ben Die Begründung des Urteils führt u. a. aus: dungen in dem den Gegenstand der Klage bildenden Artikel sind, wie ihr beschimpfender und höhnender Wortlaut ergibt, die unb gabe der Richtachtung des Privatflägers. Der Angeflagte war fich unbestritten bewußt, daß die Aeußerungen den Einbrud der Migachtung hervorzurufen geeignet sind. Die gebrauchten Bendungen von einer Geschichtsfälschung, journalistischer Faifmüngerei enthalten zugleich die Behaupi ng der Tat fache, der Privattläger habe mit der Herausgabe der beiden Hefte die Geschichte gefälscht. Die Behauptung der Geschichts fäffchung fru nach der mit Billigung des Angellogten in der Haupt verhandlung abgegebenen Erflärung des Berteibigers nicht etma bloß die Behauptung einer unrichtigen Darstellung eines hifto­rischen Verlaufes sein, sondern vielmehr die Behauptung der beftrafe von 30 Tagen umzuwandeln. Da er zur Strafe verurteilt ist, wußten unwahren Darstellung eines Geschichtsverlaufes, also die Behauptung ber Tatsache bewußter Geschichtsfälschung. Diese Tatsache wäre geeignet, ben Privatfläger verächtlich zu machen und ihn in der öffentlichen Meinung herabzusetzen. Das Gericht hält den Wahrheitsbeweis für diese Behauptung

Kleines Theater.

Und

-figuranten, Romödie pan Birabeau) Selbst dort, wo dieses Stüd sehr moralisch ist, duftet es eimas muffig. Denn obwohl dem Himmel jede reuige Sünderin mill. tommen ist, liegt der Fall bei Fräulein Mann etwas schwieriger. Damit die Lebemanner ihr die schweren Schedbücher ausliefern, muß sie viel begehrt sein. Es muß scheinen, daß sie in fehr fefter Hand ist, und so werden wohl die Bewerber sich bogen, um das Recht zu erhalten, Fräulein Manon mit ihrem verdienten und er­fchwindelten Geld zu überschütten. Den ganz feften, ganz reichen Liebhaber muß darum ein Figurant spielen, ein Mann, der schon unten durch ist und den Manon sich mietet. Dieser Figurant muß wenn die Leute kommen, d. h. die Herren mit dem großen Borte monnaie  , bei ihr im Bett liegen. Das Bett fteht im zweiten Aft auf der Bühne. Es wird nur Schokolade darin getrunken. Manon[ pefuliert falsch. Es beißt zwar der Bankier an, der die Glaze feines Standes und deffen traditionellen Bauch und Jargon hat, aber gerade diefer seltene Bogel ist ein Lump. Alles, was Manon in das Rotottchengeschäft hineingeſtedt hat, geht flöten und der vermeintliche Nabob geht durch. Dadurch kommt der Figurant zu seinem Rechte und Manon zu ihrer großen Liebe. Sie fißt ja jetzt selber bei den Figuranten des Glüds, die so tun, als ob sie noch immer in Nektar und Ambrosia schwimmen, dann jogar, wenn ihnen der engste Hungergürtel schon zu weit wurde. Und Manon und der Figurant ziehen freubestrahlend in die Mansarde. Das ist alles verzuckert. Birabeau will feinem weh tun. Doch er lügt feine Moral zufammen. Außerdem sind die Schweinereien, die er mehr in Worten als in Taten bringt, ziemlich platt und nicht am Blaze.

ganz Paris   und natürlich auch die Broving in ein fehr artiges Frauenflofter umbauen und jedes Belüfte habe zu verschwinden. Ratürlich wird den jungen Damen vom Schlage her eben gezeich neten Manon gar fein Raum in dieser moralisch gesäuberten Belt eingeräumt Bagt ein Komödienschreiber für ein so füßes Ber fönchen doch Blah zu fordern, fo muß er bekennen, daß in diefer Dame die büßende Magdalena der Amite herrlich miederauferstand. Frankreich  , das von Staatswegen den lieben Gott abfchaffte, hat ihn auf philiftrösen Umwegen wieder zurückgebracht. So kommt es, daß all die neuen Komödien ein Gemisch sind von guter, altertümlicher Gemeinheit und neuartiger verguderter Gartenlaubenmoral. Und die Deutschen   find sehr stolz darauf, wenigftens die fpetulativen Theaterdirektoren, daß fie auch diese Bonbons in ihrem Baterland einführen. Leider sind die Leute, die bei uns so beglidt merben ( ollen, noch etwas unerzogen, darum auch undanfbar, und meinen. daß das ganze Zeug durchaus fade ist.

Max Hochdorf  .

Maria Magdalena" als Familiendrama. Für seine Maria Magdalena" hutte fich Friedrich Hebbel   den Stoff aus enger bürgerlicher Anschauungswelt gewählt. Meister Antons Lebensführung ist bestimmt durch die ängstliche Sorge um ben Lebensführung ist bestimmt durch die ängstliche Sorge um ben guten Ruf. Nichis erscheint ihm furchtbarer als die Aussicht, die Mitmenschen tönnten mit Fingern auf ihn zeigen. Sein Starrfinn und seine engherzige Kleinlichkeit fordern Opfer. Er bringt Unglück über sich und seine Familie. Hebbel   hat nicht ein bürgerliches Milieuftud fchreiben wollen, fein Streben geht weiter. Er verfolgt in seinem dramatischen Schaffen einen bestimmten Gedanken, den man als entwicklungsgeschichtliche Tragit bezeichnet bat. Die ein zelnen Menschen sind die Werkzeuge einer höheren Macht, die zu grunde gehen, wenn sie an der Weltentwidlung eine entscheidende weitertreibende Leistung vollbracht haben. Für den Kampf zwischen Aber Erifa Gläßner lächelt, lügt, heuchelt, liebt, schimpft, dem Geftern und Heute, für den Zusammenprall der Anschauungen schmollt, schäfert durch das ganze Stud. Obwohl es sich in dieser zweier Weltalter, braucht man nicht die großen Persönlichkeiten Komödie um gar nichts Lebenswahres, sondern nur um einen aus der Weltgeschichte heranzuziehen. Auch ein bürgerliches Trauer Ruliffenschwindel handelt, bringt sie doch ihren besonderen Halbfpiel aus der Gegenwart tann den ewigen Kampf zwischen der weltbamentyp bem Herzen des Sittenrichters nahe. Man verzeiht erledigten Bergangenheit und dem Anbruch einer neuen Zeit er­ihr, man reißt sich sogar darum, zu verzeihen. Das wird zum schütternd gestalten. moralischen Borgang. Aber auch ästhetisch möchte man ihr recht geben. Denn die Ungezogenheiten der Komödiantin, bie balb ab geschafft werden müßten, wirten immer noch reizend.

Wie fommt es nun, daß diese französischen   Komödienschreiber, die sehr strupellos von Dingen reden, über benen man gern das Maul bält, plöhlich in die Moral abbiegen? Wie tommt es, daß Frau Courths Mahler   jenseits des Rheins ein ganzes Heer von schreibenden und lefenden Anbetern gewinnt? Man braucht nur den heute etwas vergreiften, aber inuner noch sehr fleißigen Marcel Brevoſt nachzulesen, um zu finden, daß diefe Flucht vor der Frivolität heute in Frontreich moralisch mode ift. Prepoft hat eben ein Buch über die jungen Damen nach dem Kriege geschrieben, und er ist der Ansicht, daß die junge Französin heute in flöfterlicher Matellosigkeit zu erziehen wäre. In den Gedanken dieses Mannes, ber immer ein Schweinigel, wenn auch ein melancholischer, war, hat sich eine große Bandlung vollzogen. Er ist der Ansicht, das Stahlbad des Welt­frieges und noch mehr die von ihm geborene Geldinflation müßten bie jungen Mädchen, besonders aber auch deren Mütter, zu einer Der einft fröhliche Brevoft will bretonischen Moral zurüdführen.

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Nichts von diesen großen Gedanken tam in der gestrigen Auf­Der führung im Renaissance Theater zum Ausdrud. Direttor Theodor Zagger, ber selbst Regie führte, faßt Hebbels Drama als rührendes Familienftud auf. Die Borstellung war geng auf lähmende Weinerlichkeit gestellt. Durch diese Auffaffung nahm der Regiffeur dem Drama Hebbels jeden Einfluß auf unser Inneres. Die Allgemeingültigfeit ging verloren. Die ganze Sache ging uns nichts mehr an Dazu fem ein völliges Verfagen ber schauspiele rischen Kräfte. Die Klara der Helene Weigel   batte nichts Mädchenhaftes an fich. Sie war fogar nicht einmal mehr Büßerin, sondern erschien faft als Leichenbitterin, deren efstatische Ber zweiflungsausbrüche weber zu Hebbels Drama noch zu der lar monanten Form in Theodor Taggers Auffassung pakten. So, wie fie fich gab, war es nicht plaubhaft, daß sie einen Mann zu einem Zweikampf mit seinem Rebenbuhler hätte reizen tönnen. Die Leistungen Balter Frieds( Meister Anton) und Wolf Günthers find nicht diskutcbel. Nur Grete Berger   und Olaf Bach blieben auf der Linie menschenähnlicher Gestaltung. Dgr.

Die Abfindung der Hohenzollern  .

Zu der Frage der Abfindung der Hohenzollern   sei auf das im früheren deutschen   Heere gebräuchliche und durch Dienſtvorschrift eingeführte Instruttionsbuh hingewiesen, wobei zu be merten ist, daß Wilhelm von Hohenzollern   als seinerzeitiger Landes­vater und oberster Kriegsherr auch der oberste oder erste Sol­bat bes Baterlandes mar.

9. Kriegsartitel für das Heer vom 22. September 1902.

Dem Solbaten soll seine Fahne heilig sein. Er darf sie niemals verlassen. Wer die Fahne verläßt oder von thr fortbleibt, um sich seiner Berpflichtung zum Dienste dauernd zu entziehen, macht sich der Fahnenflucht schuldig.

Die Fahnenflucht wird mit den schwersten Freiheits- und Ehrenftrafen, im Felbe felbft mit bem Tode bestraft. Schwere Strafe trifft denjenigen, der einen andern zur Fahnen flucht verleitet usw.

Nach diesen, von Wilhelm von Hohenzollern   selbst genehmigten und als vorzüglich begutachteten Kriegsartitelin müßte er wiffen, was er als Deferteur von seinem Vaterlande zu erwarten hat. Für die Beurteilung seiner Bersönlichkeit selbst sei auf den folgenden Kriegsartitel hingewiesen:

10. Kriegsartitel für das Heer vom 22. September 1902. Die Feigheit ist für den Solbaten befonders schimpflich und entehrenb; niemals barf er sich durch Furcht por persönlicher Gefahr von der Erfüllung feiner Berufspflichten ab mendig machen laffen.

Der feige Solbat hat schwere Freiheits- und Ehrenftrafen, im Striege Buchthaus ober bie Todesstrafe zu erwarten.

Es fragt sich nun, wieweit diese Kriegsartikel für Berufsfoldaten bie ehemaligen deutschen   Raiser find doch schließlich erbliche Berufsfoldaten gewesen Geltung haben. Die Braris im Felbe hat bewiesen, baß tatsächlich nach diesen Kriegsartiteln gehandelt Wenn man dies bedentt, so fann die Abfindung der wurde. Hohenzollern   nach allgemeinem Rechtsempfinden absolut teine furistischen Schwierigkeiten machen.

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Schiedsspruch für Niederschlesien  . Lohnanlagen im Steinkohlenbergbau.

Breslau  , 9. Dezember.  ( TB.) Die im Lohntonflitt im niederschlesischen Steintohlenrenier von Arbeitnehmer. fette beim Reichsarbeitsministerium beantragte Berbindlichkeits. erklärung, bie non diefen am 4 Dezember abgelehnt wurde, ist jetzt durch das Reichsarbeitsministerium erfolgt. Der Schiedsspruch hat folgenden Wortlaut: Die für die Monate September und Dt­tober 1925 auf Grund der Biffer 2 der Vereinbarung vom 18. Of­teber 1925 gezahlte fefte 3ulage beträgt ab 1. November 1925 im Durchschnitt 15,4 Reispf. je Mann und Schicht. Diese Zulage ist an jeden einzelnen Arbeiter in dieser Höhe zu zahlen. Diese Regelung gilt bis auf weiteres. Sie fann frühestens zum 28. Februar 1926 gefündigt werden.

Uraufführung Paul Jech. Das Neue Schauspielhaus in Rönigsberg Br. brachte zum ersten Male Erde", bie nier Etappen eines Dramas zwischen Rhein   und Ruhr, non Baul Zech. Der Dichter, beffen Byril, gemeißelt, in buntlen Tiefen schürfend, formwollendet, noch immer Borbilb der Jüngsten ist, dessen Brosa gerabe mit ben legten Beröffentlichungen eine Höhe und Weite erreicht, die an Gottfried Keller   gemahnt, erwies sich auch als ein sicherer Beherrscher der Bühne. Die streng zusammendrängende, echt tünstlerisch das Wesentliche erzielende Sprachmeisterschaft Bechs zeigte ihre Kraft auch im Dramatischen und zwang noch den letzten Darsteller zu fachlich ehrlichem Befenninis; eniband die fidhere Spiel führung des Intendanten Dr. Frig Jehner, der mit seiner vor­trefflich abgestimmten Spielschar Erstaunliches leistete. Szenisch her vorragend war der erste Att, der eine vollkommene Illusion der Kohlenzeche und der Arbeit im Stollen und einer Bergwetterfata­ftrophe vermittelte. Hier geistern die Konflitte im Beben der Berg arbeiter, die durch den Einbruch der Franzosen   erst dann sich scharf zufpigen, als Willtür, Separatistenputfche, und das Unglüd, bas un mittelbar von der Belagung verschuldet ist, die Gemüter in Be wegung bringen. Der starte zweite Att hielt die Zuschauer in atem lojen Bann, der sich bei den beiden nächsten, die dramatisch noch bunter glänzten, in lebhaftem Beifall entlud. Zum Schluß gibt der Dichter ein echtes, tiefes Bekenntnis seiner Art; im Ausglühen tieffter Qualen, in der Beranschaulichung aufmühlender Erlebnisse steigert er den Ruhrkampf und die Separatistenbestrebungen zum ewigen Gleichnis und gewinnt daraus die große Gerechtigkeit für jede Kreatur und den erschütterndsten Ruf zur Humanität, zur Charitas, aur Menschenliebe.

K. B.

Der Clara- Kraufefche Frauenchor, so selten er auch in die Deffentlichkeit tritt, hat einen Ruf zu verteidigen. Doch auch der Abend in der Musikhochschule bemies die schönen fünstlerischen Bestrebungen und Leistungen des Chores und seiner Dirigentin Clara rause versteht es, das durchaus nicht gleichwertige Stimmaterial des Chors zufammenzufassen und stets einheitlichen, fultivierten Gefang zu bieten. Als störend empfand man allerdings bisweilen eine Neigung der Dirigentin, die Tempi zu verschleppen, die namentlich in den A- cappella- Chören des Abends unangenehm hervortrat. Als Erstausführung bot das Programm drei sechs stimmige Frauenchöre mit Drchefterbegleitung von Friz Lissauer au Terten von Eichendorff   und Brentano  , nicht eben starte, aber recht gefchmadvolle Rompofitionen, die mit lebhaftem Beifall auf­genommen wurden. Eine Bertonung von Rilles Liebern ber Mädchen" für vierstimmigen Frauenchor und Kammerorchester von Ebparb Moris hörte man ebenfalls als Erstaufführung, ohne sich aber für das reichlich blutleere Wert erwärmen zu tönnen. Is Solift des Abends spielte Prof. Sturt Schubert Ansorges A- Dur Sonate und Lisats Venezia e Napoli".

Tes.

Eine rung durch die Aus ellung hnung und Sansrat im Gelundbe tehaus, m Urban 10/11, fintet am 11., nachm. 5 Ubr, für d'e Groß- Berliner Lehrerschaft durch den Reichstun wart Dr. Redslob ftatt In einem Lichtbildervortrag mirb Dr. Rebelob den Zusammenbang zwischen Wohnungskultur und Kunsterziehung im Berf- und Zeichen unterricht aufzeigen.

Junge Dichter vor die Front! Montag, ber 14., 8 Uhr, Landeshaus, Matthäificaitr. 20/22, 5. bend: buard Reinager Mutter un Sprecher: Dr. Eric Drag 8utritt to Benlos