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ergeben. Der Ausfall von 40 Millionen monatlich würde| durch Ersparnisse auf sozialem Gebiete eingeholt werden.

Die Sozialdemokratie sieht aber in der gegenwärtigen Wirtschaftskrise ihre Hauptaufgabe in der ausreichen den Fürsorge für die Erwerbslosen und die Kurzarbeiter. Ihnen zu einer ausreichenden Unter­stützung zu verhelfen, liegt nicht nur im Interesse der Be­fchäftigungslosen, sondern auch der Beschäftigten. Je größer die Zahl der Erwerbslosen und der Kurzarbeiter ist, um so schärfer ist ihr Druck auf den Arbeitsmarkt, um so günstiger sind die Aussichten der Unternehmer, die Löhne zu drücken. Jede Erhöhung der Erwerbslosenunterstügung nüßt also nicht nur den Beschäftigungslosen, sondern auch den Be­schäftigten. Die Erwerbslosenunterstügung kann aber nur er höht werden, wenn die Mittel dafür vorhanden sind. Ob fie auf dem Wege der Erwerbslosenbeiträge oder der Lohn­fteuer beschafft werden, ist ziemlich gleichgültig. Da die Lohn steuer sozial gestaffelt ist, ist sie fogar vorzuziehen. Jedenfalls ist es zweckmäßig, alles zu vermeiden, was die Erhöhung der Erwerbslofenbezüge erschwert. Das aber wäre der Fall, wenn man der Reichskasse Hunderte von Millionen Mark entziehen wollte, obwohl fie gleichzeitig erhebliche neue Aus­gaben finanzieren soll.

Daß die weitergehenden Wünsche der Sozialdemokratie zur Lohnsteuer nicht mit einem Schlage erfüllt worden sind, ändert nichts an der Tatsache, daß die Neuregelung der Lohnsteuer ein von ihr erzielter Erfolg ist. Auch außer halb der Regierung hat die Sozialdemokratie es verstanden, ihren Einfluß auf die Höhe der Lohnsteuer geltend zu machen. Daher besteht kein Zweifel daran, daß die weitere Erhöhung der steuerfreien Einkommensgrenze, die Erhöhung der Fa milienermäßigungen und die Beseitigung der Begünstigung der hohen Einkommensempfänger nur aufgeschoben ist Schritt für Schritt erreicht die Sozialdemokratie ihr Ziel: Die pöllige Steuerfreiheit für alle unteren Einkommen fomie die soziale Ausgestaltung der Lohnsteuer überhaupt.

Tschitscherins Niemals!"

Rußland und der Völkerbund  .

Tschitscherin verlautbart in der Roten Fahne", der Bölferbund sei der Feind", der Feind des Selbstbestimmungsrechtes der Völker, der Feind der Gleichheit der Nationen", der Feind von allem Guten und Schönen dieser Welt." Nie tritt die Sowjetunion   in den Bölferbund ein", so läuft dreispaltig ein fetter Balfen über die erste Seite der Roten Fahne".

Aber man foll mit dem Wörtchen Niemals" porsichtig sein. Schon einmal hat ein Staatsmann zum Bölkerbunde Nein" gefagt, und schon einmal hat sein Nachfolger zu ihm Ja" gesagt. 1921 erflärte Präsident Harding in seiner Antrittsbotschaft:" Der Bölkerbund ist tot, niemals werden die Vereinigten Staaten   ihm beitreten. Gestern vier Jahre später erklärte sein Amtsnachfolger Coolidge   er ist Hardings Bizepräsident gewesen Amerika  nehme an der Abrüstungskonferenz eben dieses Böllerbundes teil...

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Und seit einigen Tagen ist es gewiß, daß die Bereinigten Staaten auch dem Gerichtshof eben dieses einft von ihnen für tot erklärten

Bölkerbundes beitreten werden...

Aber Tschitscherins Niemals" ist ja gar nicht an die gerichtet, die es angeht. Der Außenminister der Sowjetunion   hütet sich wohl, zu der großen europäischen   Breffe zu sagen, daß der Völkers bund der Feind sei: Er weiß zu genau, wie sehr er damit die Ber handlungen erschweren würde, die er im Januar in Paris   mit Frank reich beginnen will. Er hat nicht erklärt und auch die Rote Fahne", die fein Niemals" schleudert, erklärt es nicht, daß die Sowjetunion   die Abrüstungskonferenz sabotieren will, bie der Bölker bund veranstaltet. Tschitscherin ist ein anderer, wenn er zur europäischen   Bresse und wenn er zur Roten Fahne" spricht. Jener gegenüber gibt er sich als Pazifist, dem der Friede das höchste Gut ist, in dieser stellt er sich als Gralsritter der Weltrevolution Tschitscherin  , der Außenminister Rußlands  , hofft, daß

bar.

Der fröhliche Weinberg."

Erstaufführung im Theater am Schiffbauerdamm. Zunächst der Dialekt: Kölsch und Frankforterisch und Ge. mauschel, wie es am Main   zu Hause ist. Dieses Judde- Deutsch zu lernen, das die Rothschild   und die Bethmann beim Früftück und im Bankkontor und auch bei den Trinksprüchen für ihre Töchter ge= brauchten, hat sich nicht einmal Wolfgang v. Goethe gescheut. Löbche Bär mauschelt, wenn der Schlußreigen beim fröhlichen Weinberg eingetanzt wird. Es ist ein toller Schluß Die Schwester wird die Schwiegermutter des Bruders und die Annemarie Most heiratet fogar den alten Gunderloch, der ihr auf der Stelle ein Kind macht. Und dann sagt die Annemarie so ungefähr: Jungfrau ist man dann, wenn man zum erstenmal was ganz Schönes empfindet."

Teufel, es wird nicht ganz fein in der Komödie geredet, wie man balb bemerken wird, sondern eher unverblümt. Die ganze Sauf gesellschaft, die eben beim Kronenwirt geholzt und gekneipt und nun das Bedürfnis hat, ihr Wasser abzuschlagen, läßt sich mit vieler Sach­tenntnis über angeborene und erworbene Blasenschwäche aus. Aber erstens wird das alles dialektisch verschleiert. Man möchte fagen: Die Leute auf der Bühne bleiben streng unter fich und man gestattet ihnen barum ihr reich gefpidtes Landschaftsbeutsch. Und zweitens: diefe Landschaft am Rhein  , rot- rostig vom Herbste gefärbt, und bie strohenden Trauben zerschmelzen auf der Zunge, und das Gewächs ift herrlich geraten. Da spielt Herr Kmutius, der zu dieser Most herrlichkeit einen Couleursalamander reiben und die höhere Komment­romantik anwenden mill, eine verflucht lächerliche Rolle. Man gönnte es ihm, daß er schließlich in den Misthaufen rollt und sich dort aus­schnarcht. Uebrigens follte diefem blöden, schmissebehafteten Knutius eingeredet werden, daß er der Klärchen Gunderloch ein Kind ge macht hat. Das hat aber wahrscheinlich schon der Jochen Most be­forgt, und zwar in der gleichen Laube, in der eben der alte Bunder­loch, Klärchens Bater, mit der Annemarie

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Das Beste an dieser Bosse 3uckmayers ist, daß man sich beinahe mirklich nicht mehr auskennt. Da hat ein junger, fröhlicher Kerl ohne Rücksicht, auch ohne Literatur ein Boltsstück geschrieben, daß die Lust am Leben und Lachen befördert. In diesen dreckigen Zeiten ist das ein hohes Berdienst, deshalb war es durchaus in der Ordnung, daß Sudmaner den Kleiftpreis für seine Bosse empfing. Sie malt breit, sehr breit aus. Alles ist Milieu. Kein neuer Stil, ganz alte Schule. Erster Aft: Weinprobe; zweiter Aft: Wirtshaus feilerei mit Veteranengedröhne; dritter Aft: Die Liebes- und Wasser: ablaßbetätigung der am Fuß des fröhlichen Weinberges verfammelten Rumpanei. Und endlich eine Naturlyrit, die in dieser wundervoll versoffenen und vergeilten Atmosphäre nicht etwa überflüssig oder gar überfinnlich erscheint. Alles bleibt hübsch auf der Erde.

Auch die vielen Schauspieler, die sich mit Jubel zu ihrem jungen Dichter stellen und ihn schon nach dem zweiten Att an die Rampe drängen. Er ist ein nachdenklich aussehender, noch etwas ungelenter junger Herr, der mit Ueberraschung und Bescheidenheit seinen Erfolg einheimst. Für den Erfolg hat Herr v. Winterstein tolosfat mit­gearbeitet. Er ist der Brachtkert, der nicht nur, trop feiner 60 Jahre auf dem Budel, das Mädel einholt, sondern auch die ganze vier­Schrötige Gesellschaft beim Kragen, beim Hosenlatz oder bei ähnlichen

Tschitscherin, der russische   Kommunist, in Europa   nicht gehört wird.| Uebrigens: Hätte man vor einem Jahr die Frage gestellt: Wird Tschitscherin   einmal bei Seedt frühstücken?", so hätte die " Rote Fahne" geantwortet: Niemals wird Tschitscherin   bei Seedt frühstücken!"

Und er hat doch bei ihm gefrühstückt!

Der Kampf gegen die Erwerbslosigkeit.

Eine Eingabe des Deutschen Städtetages.

Die außerordentliche Zunahme der Erwerbs( pfigfeit in den letzten Wochen ist im Vorstand des Deutschen   Städte tages Gegenstand eingehender Beratung gewesen. Der Städtetag hat sich auf den Standpunkt gestellt, daß das Hauptgewicht darauf zu legen fei, die Betriebe der Privatwirtschaft in Gang zu halten. Soweit die Arbeitgeber aus Kapitalnot hierzu nicht in der Lage sind, wird die Regierung eine umfangreiche Stüßungs. aktion unternehmen und der Industrie kredite zur Verfügung stellen müssen. Der Städtetag hat in einer an die Regierung ge­richteten Eingabe ferner gefordert, daß, um die Zahl der Erwerbs. losen zu vermindern, nicht nur die Gemeinden, sondern auch Reich, Länder, Reichsbahn   und die sonstigen öffentlichen Stellen, die Auf­träge zu vergeben haben, not standsarbeiten durchführen. Bisher waren die Gemeinden fast allein Träger der Notstands­arbeiten. Soweit es ihnen finanziell möglich war, haben sie auch Notstandsarbeiten durchgeführt. Diese Arbeiten erfordern aber der artige Zuschüsse von seiten der Gemeinden. daß diese bei der eigenen finanziellen Notlage zurzeit nicht in der Lage sind, mit den geringen Krebiten der Regierung und ohne Zuschüsse von seiten des Reiches und der Länder die Notstandsarbeiten zu finanzieren. Dringend erforderlich ist es, daß den Gemeinden in weit größerem Umfange als bisher Kredite zur Verfügung gestellt und verlorene Zuschüsse für die Notstandsarbeiten bewilligt werden. Nur wenn diese Forderung erfüllt wird, wird es möglich sein, in größerem Umfange Erwerbslose mit Notstandsarbeiten zu beschäftigen.

teilung erforderlich machen, so fäßt sie sich nur mit der Ab­sicht erklären, den rein deutschen   Charakter Süd­ tirols   zu vermischen.

Uebrigens dürften troßdem die Zahlenangaben des Impero" nicht stimmen. Selbst wenn man alle diejenigen, die die Italiener zu der schwer definierbaren Kategorie der ,, Ladiner  " rechnen, von der deutschen   Bevölkerung abzieht, So kann das Verhältnis: 70 000 Italiener zu 150 000 Deutschen  unmöglich stimmen; es sei denn, daß man die seit Kriegs­ende nach Südtirol   eingewanderten Kaufleute und Angestellten, sowie die dorthin persetzten Beamten und Garnisonen mit einrechnet. Wenn es nach der Sprachgrenze gehen würde, die übrigens leicht zu ziehen ist, und wenn nur diejenigen in der Statistik enthalten wären, die bei Kriegsende in Süd­ tirol   wohnten, dann würde die deutsch   sprechende und deutsch  fühlende Mehrheit nicht 60 bis 70 Broz, sondern 85 bis 90 Broz. betragen.( Troß aller Ausweisungen und troß aller durch die Unterdrüdungspolitik erzwungenen Auswanderungen.) Das weiß man in Rom   ganz genau. Deshalb mill man als einzige deutsche Zeitung ein faschistisches Blatt in deutscher Sprache herausgeben, um, wie es in der römischen Meldung ganz annisch heißt, die Bevölkerung italienisch zu machen". Damit verrät das faschistische Blait die wirklichen Beweggründe dieses scheinbar liberalen Pro­jettes, durch das wohl lediglich die öffentliche Meinung der Welt, die sich endlich über den faschistischen Terror in Deutsch­Südtirol aufzuregen beginnt, gefäuscht werden soll.

Ein Führer des Deutschtums verhaftet.

Innsbrud, 23 Dezember.( TU.) Einer der Führer des Deutsch­tums in Südtirol  , Dr. Noldin in Salurn  , war in lezter Zeit Gegenstand besonderer Verfolgung der Faschisten. Sein Haus wurde förmlich von fajchistischer Miliz belagert und es folgten ihm stets einige Faschiften, sobald er seine Wohnung verließ. Am 19. Dezember erhielt er eine Vorladung zum Karabinierifommando, wo er als verhaftet erklärt und in einen fensterlosen Raum gesteckt wurde. Man legte ihn in Retten und brachte ihn in den Gerichts­

Bozen als Hauptstadt einer neuen Proving? arreft von Neumarkt  . Gegen Dr. Roldin liegt nicht einmal der

Faschistische Reformpläne.

Rom  , 23. Dezember.  ( WEB.) Nach dem faschistischen Imero" wird im Ministerium des Innern der faschistische Vorschlag geprüft, Bozen   zur Hauptstadt einer Provinz zu machen, zu der die Kreise Bozen  , Bruned, Brigen, Meran   und Ca valese gehören sollen. Auf diese Weise würde die neue Proving Bozen   etwa 250 000 Einwohner haben, von denen 150 000 Deutsche  , 30 000 Cadiner und 70 000 3taliener wären. Eine einzige große deutsche Zeitung mit dem Titel Alpenzeitung" folle erscheinen. Diese Zeifung werde dazu bestimmt sein, die deutsche Bevölkerung italienisch zu machen(!). Jum neuen Präfeften von Bozen   sei eine dem Ministerpräsidenten nahestehende bekannte Persönlichkeit ausersehen.

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deutscher   Bevölkerung fönnte einen Fortschritt gegenüber Die Bildung einer neuen Provinz mit vorwiegend dem jezigen Zustand bedeuten, bei dem Südtirol   nur Be­standteil einer Proving ist, die von Trient   aus verwaltet wird und in der die Deutschen   nur eine Minderheit bilden. Aber bei der faschistischen Geistesverfassung muß ein solcher Plan von vornherein mißtrauisch stimmen. Es ist, zumal im gegenwärtigen Augenblid, faum denkbar, daß die Bäter diefes Projektes, sich von Regungen der Vernunft leiten lassen; vielmehr muß man befürchten, daß eine solche Reform Süd­ tirols   den Hintergedanken verfolgt, das annettierte Gebiet einer noch schlimmeren Sonderbehandlung zu unterwerfen als bisher. Es ist ja schon bezeichnend, daß der Plan dahin geht, nicht nur bie re in deutschen   Kreise Bozen  , Meran  , Briren und Brunned zusammenzufassen, sondern Meran  , Briren und Brunned zusammenzufaffen, sondern ihnen ganz überflüssigerweise den Kreis Cavalese   zuzu­schanzen, der zu dem Teil des Dolomitenmassivs gehört, dessen Bevölkerung seit jeher fast rein italienisch war. Da weder geographische noch verwaltungstechnische Gründe diese 3u

verfügbaren Stellen packt, um sie an die frische Luft zu befördern. I Eine athletische Leistung, gehoben durch den Couleurtrottel, den Falkenstein nach seinem Narrenrezept aufdonnert, durch die Wein Juden, die Lobe und Ebelsbacher spielen usw. usw. Und schließlich durch Fräulein Schert und Fräulein Ha a d, die mit Derbheit und Süßigkeit dem Frohsinn auf der Bühne dienen. Mar Hochdorf.

Weihnachtsmärchen für große Kinder. Schon piele Jahre werden J. K. Jeromes Stüde in England zum großen Behagen der englischen Spießbürger gespielt. Nachdem wir nunmehr die dritte Komödie des lehrhaften Joyllikas in Berlin   genossen haben, festigt fich in uns eine frohe Ueberzeugung. Wir haben nichts entbehrt, die langen Jahre, in denen der Dichter bei uns als Dramatiker nicht bekannt war. Im Mittelpunkt des Schauspiels Der Fremde", das gestern das 3entral Theater überflüssigerweise der Ber geffenheit entriß, steht eine Art Heiland im Jackettanzug, der in brünstig einer heiligen Aufgabe frönt: durch gütiges Berstehen die plötzlich fällt die Maske von ihnen ab, sie werden lieb: der Mensch Menschen zu bessern. Er sagt ihnen honigfüße Worte und siehe da,

ift gut.

dasselbe Thema, natürlich in geiftvoller Form behandelt, ist, was die Schon Bernard Shaws Kapitän Brasbounds Bekehrung", die Ueberzeugungstraft anbetrifft, ein bißchen lendenlahm. Wer von beiben das Problem zum erstenmal aufgegriffen hat, mag bahin­gestellt bleiben. Aber bas ist ficher: Jeromes Stück, das den funkeln­den Esprit des Iren nicht befigt, ist von entwaffnender Harmlofig= teit. naive Seelen, bühnentechnisch rührend hilflos aufgebaut. Herr Ein füßliches, gemüttrieferdes Weihnachtsmärchen für sehr gerecht zu werben, indem er findlich und etwas mystisch spielen Wendhausen, der Regisseur, versuchte, dem Geist des Autors ließ. Er hätte besser daran getan, die Sache mondän aufzuziehen, ebenso wie Erwin Kalser  , der Darsteller der Titelrolle, der sie mit Routine und inbrünstig hinlegte, mehr beschwörend und hypnoti gutem Mittelmaß, hervorzuheben sind Helene Weigel  . Kuri sierend als menschlich glaubhaft. Die übrigen Darsteller waren auf Gerron und Ferdinand Steinhofer.

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Dgr.

Glaefer ist das verworrene Weltbild eines wohl noch sehr jungen, Das Drama Ueberwindung der Madonna" von Ernst auf jeden Fall aber sehr unreifen Menschen. Alle Problematik des Daseins wurzelt ihm nicht nur im Berhältnis vom Mann zur Frau, sondern ist ihm geradezu dies Verhältnis. Der Mann soll die Madonna im Weibe überwinden, sich von ihm freimachen, um einem vagen Zusammengehörigkeitsgefühl mit der Natur- Pflanzen, Pflanzen, Steine, meine Brüder, Sonne, meine Schwester und im übrigen bewußt dem Nichts zuzustreben. Das ist das Geheimnis, das der fremde Maler im Drama dem Mann predigt, der es auch gut aus­wendig lernt( die Zuschauer fönnen es nachprüfen) und schließlich, mit der ehrlichen Abficht ins Elend Imię Glaeser sagt zu gehen, verrückt wird und fürbt. Was seinen Sohn so überzeugt, daß er den Mafer bittet: nimm mich mit. Die vier Rellen des Dramas werden von ziemlich jugendlichen Schauspielern dargestellt. Mann, Frau, Sohn, Maler scheinen teine Altersunterschiede zu haben. Könnten es auch nicht. Denn Mann und Frau sind ja in Wahrheit auch etwa Achtzehnjährige wie der Sohn, mit ebenso verworrenen

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Verdacht einer strafbaren Handlung vor. Die Beschuldigung lautet, er habe den deutschen   Privatunterricht in Salurn   ge= fördert und die Absicht gehabt, für diese Rinder eine Chri ft baum­

feier zu veranstalten.

Giolitti tritt zurück.

Mailand  , 23. Dezember.  ( EP.) Nachdem die Mehrheit des Provinzrates von Cuneo beschlossen hat, daß die Vorstandsmit glieder Faschisten sein müssen, ist Giolitti als Präsident des Rates und auch als Provinzrat felbft sofort zurüdgetreten. Er bezeichnet seine Demission als unwiderruflich. Aus Solidarität zu Giolitti hat auch der Egminister Soleri feine Demission als Provinzrat von Cuneo   eingereicht. Auch der Rücktritt des Vize­präsidenten Senator di Salucen steht bevor.

Militärkontrollkommiffion hat ber ungarischen Regierung gestern Militärkontrolle in Ungarn   und Bulgarien  . Die Interalliferte abend eine gemeinsame Note der alliierten Regierungen überreicht, trages von Trianon verlegt habe. Ungarn   habe die in diefem Ber in der festgelegt wird, daß Ungarn   die militärische Klausel des Ber­trag bestimmte Entwaffnung nicht durchgeführt und hindere die interalliierte Militärtontrollkommission in ihrer Arbeit. Dagegen übergaben die Gesandten der Ententemächte gestern dem bulgarischen Außenminister Ralfoff die Note über die Aufhebung der interalli. ierten Militärkontrolle, die aber provisorisch folange aufrecht er halten bleiben soll, bis der Bölkerbund, die Konisolle übernehmen,

tann.

Verbot eines deutschfeindlichen Films. In Kopenhagen   sollte ein Film uraufgeführt werden, der in Nordschleswig spielt und in grober Darstellung den Kampf des dänisch gesinnten Nordschleswiger­von den Grenzgegenden darauf aufmerksam gemacht worden, daß fums gegen die preußische Herrschaft wiedergibt. Die Zensur mar der Film den Gegensatz zwischen deutsch   und dänisch dort wieder aufreißen würde. Daraufhin hat die staatliche Filmzenfur den Film endgültig für ganz Dänemart verboten.

Dabei

und unflaren Gefühlen. und unflaren Gefühlen. Die Darsteller, Ingolf Runge, Ellen Selander. Mag Loemen und Karl Ferber gaben sich alle Mühe, Gestalten zu formen, was aber nur Frau Selander, die durch ihre Rolle am wenigsten gehemmt war, und Max Loewen, der ja nichts weiter als eben ein Achtzehnjähriger sein sollte, bisweilen gelang. Die übrigen persanten im zähen Brei der Worte. soll nicht verkannt werden, daß Glaeser Berständnis für das Wesen des Dramas nicht völlig abzugehen scheint. Oder muß man auch hier alles Verdienst auf das Konto hermans sezzen, der die Inszenierung besorgt hatte? Auf jeben Fall boten die beiden Stunden reichlich Zeit zu bedauern, daß niemand im Theater in der Klosterstraße rechtzeitig eingefehen hatte, daß die leber­überwunden windung der Madonna" vor der Erstaufführung hätte werden sollen.

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Tes.

Ein neuer Komet. Ein Amateurastronom G. E. Ensor  , der Röntgenologe bes Krankenhauses von Pretoria   in Südafrika  , hat einen neuen Komet entdeckt, und seine Entdeckung ist jetzt durch die Aftronomen des Johanisburger Observatoriums bestätigt worden. Mitte zwischen den Magellanischen Wolken und dem Stern Achenor, Der Komet nähert sich der Sonne und steht gegenwärtig in der 30 000 Meilen bie Sonne paffieren wird, und er bürfte dann in der Man hat berechnet, daß er am 12. Februar in einer Entfernung von legten Hälfte des Februar bem bloßen Auge sicht. bar sein; gegenwärtig ist er feicht auch durch fleine Fernrohre zu beobachten.

Die Internationale Pantomimen- Gesellschaft veranstaltet Aufführungen am Neujahrstag, abends 8 Uhr. in der Neuen Welt" in Neuföln und zwar am 1. Weihnachtsfeiertag und

Die Berliner   Sezeffion bat fich soeben in ibrer Generelverfammlung einen neuen Vorstand gewählt. Abm geboren folgende Künstler an: Charlotte Berend- Corinth  , Ernst Fritsch  , Willy Jaedel, Leo von König  , Wolf Röhricht  

, Eugen Spiro  , Ernst Bend.

Elifabeth Bergner lieft auf dem Arthur Schnikler Abend des Verbandes Deutscher   Erzähler am 10. Januar, abends 74, Uhr im Plenarjaal des Reichstages aus den Werten des Dichters.

Besuch der deutschen   Hochschulen. Die 28 deutschen   Universitäten hatten im legten Sommerbalbjahr bie folgenden Besuchszahlen aufzuweisen: 2531, Seidelberg 2516, Göttingen   2393. Halle 2501, Marburg   2156, Würz Berlin rund 10 000. München   7068, töln 4609, Leipzig   4400, Breslau  4288, Bonn   8209, Freiburg   3020, Frankfurt   2635, Tübingen   2533, Müniter burg 2124, Hamburg   2075, Kena 2015, Königsberg   1643. Stiel 1601, Sieken 1888, Erlangen   1272, Greifswaib 947, Nostod 831. Während sich Berlin   und München   wie bisher an erster und zweiter Stelle hielten. ist Leipzig  , das bisher den dritten Platz einnahm, diesmal durch Stöln verdrängt worden.

Ein faschistisches Bücher- Auto dafé. Ein italieni  'cher Schulinspektor in Brigen hat angeordnet, daß die reichhaltige deutsche Bezirkslehrer- Bibliothel in Brigen verbrannt werde.

Garn aus Menschenhaar. Wie der Petit Parisien mitteilt, wurde in Amiens   eine große Spinnerei zur Ezeugung eines neuen Spinnmaterials aus Menschenhaaren gegründet. Das als Robmaterial dienende Snar Tommt zum größten Teil aus China   und Japan  ; es wird in der Fabrit desinfiziert und dann wie Wolle behandelt. Das daraus hergestellte Ge­webe foll von außerordentlicher Widerstandsfähigkeit sein, die durch die Bes handlung des Garns mit Del beim Spinnen noch verstärft wird. Beson ders in ben Bereinigten Staaten soll die Nachfrage nach dem neuen Garn aus Menschenhaar sehr lebhaft sein.