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Freitag

25. Dezember 1925

Aus der Film- Welt

Die Filme der Woche.

Der Dieb von Bagdad."

( 3m neu eröffneten Kapitol".)

Zwischen der Gedächniskirche und dem Affenhaus des 300lo gischen Gartens ist das neue Berliner   Filmhaus Kapitol" ent­flanden, dem fein Geringerer als Poelzig die architektonische Form gegeben hat. Da das Haus nach außen ganz von Läden um geben ist, nerzichtet es auf eine besondere Filmarchitektur und ver mendet muur die vorhandenen Flächen zu einer großzügigen Außen lichtreflame. Den Besucher interessieren nicht die Schwierigkeiten der Blagausnugung, aber er hat in dem Innenraum mit seinen 1600 Blägen nicht nur ein wohliges Gefühl, sondern er fühlt sich in dem durch die Anlage einer Rangempore bedingten, auf 22 Meter Höhe geführten Zeltfuppel direkt gehoben. Die Farbenfundgebung des Raumes ist sehr apart und klingt doch harmonisch zusammen; die technischen Einrichtungen sind die modernsten. Das Orchester, das mährend der Filmvorführung bis zur Unsichtbarkeit versenkt wird, fann sich auf den Bühnenraum ausdehnen und so auch für größere Konzertaufführungen dienstbar gemacht werden. Die Lichtbild­wirkungen find indirekt und vermitteln schöne Stimmungsreize. Das neue Theater wurde mit Wagners Vorspiel zu den Meis fterfingern am Sonntag eröffnet, aber statt eines deutschen   Mei­fters erschien dann der amerikanische   Film, dem schon von anderen Ländern her der Ruf einer Sensation vorausging. Es ist in der Tat ein Uebermärchenfilm, wie wir ihn in Europa   noch nicht gesehen haben. Im Technischen, in der Hervorzauberung un­geheurer Bauten, in der Massenentfaltung von Zehntausenden, vor allem aber in der raffinierten Durchführung wahrhaft märchen. hajter Trics übertrifft er alles, was wir bisher auf diesem Ge­biet gesehen haben. Aber es ist talter Brunt und zum Teil leere Bracht, was hier aus dem Märchen der Tausend und eine Nacht  " geworden ist. Es ist eine liebersteigerung der Schauwirkungen des Filmes, die kaum meiter getrieben werden kann, die uns schließ­lich aber doch innerlich nicht tiefer ergreift. Die Geschichte von dem Dieb von Bagdad ist bekannt.

Der gerissene Meisterdieb, der vor nichts Respekt hat, wird bei einem Diebsbesuch im Kalifenpalast von der Schönheit der Kolifen­tochter so fasziniert. daß er es wagt, an dem Wettbewerb um ihre Hand teilzunehmen. Sie erwählt ihn vor all den Brinzen, weil er ihr das Vorbild edler Männlichkeit zu sein scheint. Aber ihre mongolische Boje verrät seinen wahren Charakter, er wird durchgepeitscht, und rermag nur mit Hilfe der Prinzessin zu entfliehen. Um Zeit zu ge= winnen, verspricht fie dem Freier ihre Hand, der nach sechs Monaten ihr den festbarsten Schatz überbringt. Jetzt ist es Zeit für den Dieb, zu beweisen, daß er das höchste Glück verdient, weil er es durch alle Schwierigkeiten hindurch zu erringen weiß. In dem Wettlauf um Das kostbarste Zaubergerät besteht er die abenteuerlichsten Gefahren; er durchwandert das Tal der sengenden Feuer, fürchtet sich nicht vor den Ungeheuern noch vor den verzauberten Bäumen. Ja, er taucht tief auf den Meeresboden hinab, fliegt mit dem geflügelten Roß durch die Lüfte auf den Mond und erringt schließlich den Zauber schrein, mit dem er alle Wünsche erfüllen fann. Während die ersten 2itte mit allzu breiter Lust am Detail ausgemalt waren und er= müdeten, wird zum Schluß hin Tempo und Spannung immer größer, die Bunder der Kristallkugel, in der man alles sehen fann, des 3au­berteppichs, mit dem man durch die Lüfte fährt, und des goldenen 2pjels, mit dem man Tote erwecken fann, merden vorgeführt. Aber fie alle übertrifft der Bauberschrein, mit dem der Dieb alle seine Kon furrenten aus dem Felde schlägt, im Handumdrehen Armeen aus dem Boden stampft und in einem ungeheuerlichen Anprall die Kalifenburg erobert, um dann mit seiner geliebten Prinzessin durch die Lüfte davonzufliegen.

Douglas Fairbants ist der Dieb, eine große, schlanke, über. aus bewegliche Erscheinung, mit prächtigem Mienenspiel. In allem, mas er tut, hat er Rhythmus, aber taum Seele. Bon seinen Mit­spielern ist vor allem So Jin als starrer König der Mongolen zu nennen, der faum aus sich herausgeht, und die mongolische Gtla­vin der Anna May Wang  , die beide durch ihre gehaltene eroti sche Art sich einprägen.

Man wird nun auch in Deutschland   die Bundertaten bestaunen, die Raoul Walsh   als Regiffeur in diesem Film vollbracht hat und zu denen Schmidt Gentner eine wohlangepaßte Musik ge­schrieben hat. Aber ob uns die mit viel geringeren Mitteln er­zeugten Märchenleistungen Wegeners oder des Gläsernen Schuhs" oder auch des Beter Ban" nicht mehr fesseln?

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Der Bismarck- Film. I. Teil.

( Primus- Palast.)

D.

Ein historischer Film, wie er nicht sein soll; eine große Person­lichkeit ist hier für das traute Heim frisiert worden zur Freude alter Etiftsdamen, nationaler Abgeordneter oder ähnlicher Kulturträger. Bismard stammt direft aus der Gartenlar be" oder aus einem ähn lichen Familienjournal, so bieder, bran, fernig, anständig fann nur ein Mensch sein, der mit Courths Mahlerschem Del gesalbt ist. Der tolle Bismard" fezt mit seinem Pferd über eine Hede, kneipt mit Freunden bis 4 Uhr morgens, aber Frauen sieht er nicht an, selbst der tolle Bismard" benimmt fich immer so, daß höhere Töchter unbeschadet den Film sehen können. Ueberall wird das Bild Bis mards von Schladen   gereinigt, bis die Idealfigur erscheint, die aus den Geschichts- und Lefebüchern der Schulen reichlich bekannt ist, jeder dramatische Konflikt wird umgangen. Ein Bismard entiteht, wie ihn sich ein Leser der Kreuzzeitung  " vorstellt. Bismard soll hier etwa zu einem Symbol werden schon im ersten Bild schmiedet der Knabe doch er wird zu einer Figur ohne ausgeprägte Phy­fiognomie, zu einem Menschen, der absolut im Bürgerlichen stecken bleibt, der troh gefalteter Gesichtszüge nichts von seiner Bedeu­tung ahnen läßt. Hier liegt überhaupt ein Problem des Films: wie weit ist es möglich, die Bedeutung eines Menschen filmisch zu gestalten? Der Bismard Film hat allerdings auch nicht den leisesten Bersuch gemacht, eine befriedigende Lösung zu finden. Vielleicht fellte hier auch Bismard eben nur als Kleinbürger erscheinen, damit der Film eines großen Erfolges sicher sei.

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Der Film petuliert trop gegenteiliger Berficherung auf die nationalistischen Instinkte des braven Kleinbürgers. Gleich der An­fang ist dafür charakteristisch. Der Befreiungskrieg muß unter allen Umständen hinein. Turnoater Jahn. Körner und Lügow sind eben Leute, die unbedingt wirken, besonders wenn sie in einer alten Dorfkirche in Opernſtellung beten, die Schwerter aus der Scheide reißen und sich auf andere Weise pathetisch beschäftigen. Auch plündernde Franzosen, die außerdem noch deutsche Frauen verge­woltigen wollen, verfehlen nie den Erfolg. Diese Vorgänge stehen mit der eigentlichen Handlung in feinem Zusammenhang, ein alter Schmied erzählt sie dem fleinen Bismard, aber sie schaffen die nötige Stimmung. Und so geht es weiter. Die Tendenz schimmert immer diskret hindurch. Das Königtum, dazu noch von Hohenzollernschen Gnaden, ist dech das Beste. Die Revolution von 1848 wird als Bagatelle behandelt. Die Bürger find fomische Figuren, die nur Weißbier trinken oder sich im Barlament wie dumme Jungen be tragen. Sie bilden die Folie, von der sich der hohenzollerntreue Bismard hell abhebt. Keine Szene ist vorhanden, die einen Aus­gleich fchafft, nur die Adligen, die. Militärs, und die, Hohenzollern  glänzen im Scheinwerferlicht edler Gesinnung. Das Manuskript be­schränkt sich darauf, eine Reihe von Bildern gewissermaßen zu einer Bismard- Revue aneinanderzureihen, ohne Steigerung und Span­nung, der Film zerfällt deshalb in einzelne Bilder, zwischen denen

fein ursächlicher Zusammenhang besteht. Nur das Bekannteste aus Bismarcks Leben ist genommen worden. Der Film wird zu einer Anekdotensammlung, nichts erklärt hier den werdenden Staatsmann, den Kavalier, dieser Bismarck   hätte auch Landpfarrer oder Professor werden können. Der Regisseur Ernst Wendt stellt hübsche Szenen­bilder, etwa eine Berliner   Neujahrsnacht aus den 30er Jahren, impressionistisch, pastellhaft gegeben, einen Hofball mit bildhaft wirkenden Gruppen, überhaupt Interieurs von unaufdringlichem Stimmungsgehalt, aber die Schauspieler bleiben in ihrer historischen Maste steden, ohne zu der Gestaltung einer Persönlichkeit zu ge langen. Die Maske ist die Hauptsache, nicht die schauspielerische Leistung. Dem Friseur und Maskenmacher gebührt alles Verdienst. Man beschränkt sich auf dekorative Haltung, auf forrette Berbeu. gungen. Das genügt. Nur Mathilde Sussin   in der kleinen Rolle der Königin Elisabeth ist unter Masten die einzig fühlende Brust. Dieser erste Teil zeigt deutlich die ganze Anlage des Films: Bilderbogen, verfilmte Siegesallee  . Charakteristisch bleibt es, daß die Entlassung nicht mehr gefilmt ist, daß der Film mit der Krönung in Versailles   endet. Die dazu komponierte Mufit ist eine angenehme Mischung von Gouned und Wagner. F. S.

Hanseaten." ( Piccadilly.)

Dieser Film ist nach einem Roman von Rudolf Herzog   ge arbeitet. Wie bei allen verfilmten Romanen fehlen auch hier für die Personen die seelischen Begründungen, man muß die Figuren eben als Fertigfabritate übernehmen. Das Schicksal dreier Familien rollt sich vor unseren Augen ab. Da ist der Werftbefizer. Ernst, zäh, verheiratet mit einer leichtlebigen Frau aus Rio. Wie tommt er zu einer solchen Frau? Man muß es sich selbst zusammenreimen, er wird eine Geschäftsverbindung geheiratet haben. Der Sohn diefer Ehe steht zwischen Mann und Frau, entscheidet sich aber für den Vater, als er in Rio fieht, daß seine Mutter es mit der ehelichen Treue nicht genau nimmt. Er selbst wird Marga van Heil heiraten, die Tochter einer alten Handelsfamilie, die freilich ihren geschäftlichen Höhepunkt schon überschritten hat. Der geschiedene Werftbefizer aber wird in Frau Bramberg  , deren leichtsinniger Mann rechtzeitig am Herzschlag starb, eine neue Lebensgefährtin finden. Diese Hand lung wirft an manchen Stellen tiefergreifend, zum Teil ist sie aber vollendeter Filmfnalleffekt. Eirs ist sicher: ein solches Geschehen kann in jeder Kaufmannsfamilie sich ereignen. Dabei wäre mit Leichtig feit eine Handlung zu finden gewesen, die aus dem typischen Hanseatentum herausmächst. Von dem steifnackigen, biederen, trotz­köpfigen und mutpollen Hanseatengeschlecht ist überhaupt nichts über. mittelt. Gespielt murde sehr gut. Da sind vor allen Dingen Fritz Alberti   und Ed. Rothauser als glänzende Vertreter der alten und Werner Pittschau   und Andreas Bull als ebenso vortreff liche Vertreter der jungen Generation zu nennen. Renate Brause metter ist so echt, jo glaubhaft als Hamburger Mädel, man fönnte fich feine beffere Vertreterin denken. Die berühmte russische Tänzerin Karjawina spielt das Lurusweibchen aus Rio. Diese Leistung ermöglicht natürlich noch fein abschließendes Urteil; ob es von Bor.  teil ist, wenn die Künstlerin engere Verbindungen mit dem Film sucht. Hermine Sterler   ist eine startwillige Frau mit schönen Augen. An der Küste trifft man so falte Patrizierfrauen. Dennoch, ein bißchen Gefühl ist ganz nett, namentlich im Film. Karl Vaß lieferte eine Lobenswerte Photographie. Gerhard Lamprecht  , der Regisseur, spannte die Handlung in den richtigen Rahmen. Er fühlt fich feelenvoll in alle Welten ein. Er arbeitet bedacht, er arbeitet tunstgewerblich Diese alten, gut erhaltenen Möbel stehen irgendwo

APOLLO

Bellage des Vorwärts

in Handelshäusern, diese Schiffsmodelle sind der wohlberechtigte Stolz einer Firma. Und dann der Hamburger Hafen  ! Da sehen wir die Hafenstadt, von der aus die Wege in alle Welt gehen. In der die Sinne beinahe verwirrenden Emfigkeit klingt der Rhythmus des hohen Liedes der Arbeit. Aeußerst wirkungsvoll ist ein Schiffs= stapellauf. Warum eine Hauerei in der Niedernstraße gedreht wurde, ist mehr als rätselhaft. Der Film spielt in befizenden Kreisen. Wes­halb aber wird auf das arbeitende Bolt, das bei diesem Film nur als Staffage in Frage kommt, durch ganz überflüssige Sonderszenen ein solch fatales Licht geworfen. e. b.

Die Zirkusprinzessin." ( Apollo- Theater.)

Das Apollo- Theater, das schon so mancherlei 3meden gedient hat, ist jetzt zum Filmtheater geworden, aber der erste Film erinnert zugleich wieder an die Varietévergangenheit des Theaters und in den Zwischenatten wurde auch eine reine Varietémummer( der

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übrigens ganz hervorragende Gladiatorenaft der drei Appa­Ionas) geboten. Und dann fam die Zirkusprinzessin. Zunächst in natura, denn Cilly Feindt  , die 16jährige Schulreiterin, die die Hauptrolle in dem Film spielt, wollte einem hohen Bublikum zeigen, daß sie auch in Wirklichkeit alle Finessen der hohen Schule beherrscht und so sahen wir sie denn ihr Schulpferd in allen Gang­arten vorführen.( Bösartige Leute behaupten allerdings, die Pferdedressur wäre dabei die Hauptfache.) Der Film selbst ist offen­bar zu Ehren der seligen Marlitt veranstaltet worden. Ludwig Hamberger wandelt jedenfalls ganz in ihren Spuren. Die un­eheliche Grafentochter, die von der Pflegemutter ins Waisenhaus verschoben, dort von einem Zirkusdirektor entdeckt wird und nun alle Leiden und Freuden einer Zirkuselevin durchmachen muß, bis sie ihre inzwischen glücklich mit einem Grafen verheiratete Mutter gang zufällig an einem Medaillon wiederentdeckt und in ihre Herrlichkeit zu sich nimmt ist eine echte Marlitt- Figur. Hätte der Regisseur nichts getan als uns diese sentimentale Geschichte zu verbildlichen, so wäre weiter nicht viel davon zu reden. Aber Adolf Gärtner   hat bei allen Mängeln feiner schleppenden, langatmigen, umständlich er­zählenden Regieführung doch interessante Bilder aus dem Milieu eines Wanderzirtus festzuhalten werstanden. Er bietet uns, außer dem Direktorenpaar( Garrison und Josefine Dora  ), einen prächtigen alten Clown, der dem jungen Mädchen väterlich zugetan ist und durch Rudolf Klein Rohden   rührend verkörpert wird. Vor allem aber lenft die jugendliche Cilly Feindt   durch ihre Natürlichkeit und Frische die Blicke auf sich, ganz abgesehen von ihren equilibristischen Leistungen, die mit etwas übertriebener Be tonung in den Vordergrund gerückt werden. Das Beste daran ist, daß der Regisseur aus ihr nichts zu machen verstanden hat. Sie ist vorläufig wesentlich also noch eine Naturdarstellerin. Möge der übertriebene Kultus, der mit ihr als der Tochter des Filmproduzenten Feindt getrieben wird, ihrer weiteren Entwicklung nicht schaden. Boran ging eine amerikanische   Groteske, die Lloyd Mil als Hans Tulpatsch und Unglückswurm im Salon zeigte.

Das Mädchen mit der Protektion." ( UT. Kurfürstendamm.)

T.

Es handelt sich hier um einen Bersager, der offenbar noch schnell im alten Jahre unter Dach und Fach gebracht werden sollte. Willy 5a a s' Manuskriptidee ist an und für sich gar nicht so schlecht. Er läßt ein Mädel vom Lande in die Stadt ziehen, dort ungewollt eine Protektion bekommen und eine fabelhafte Karriere machen. Dem Bräutigam, der auch nach der Stadt tommt, ergeht es ebenso. Beide entfliehen der Stadt, werden jedoch vom Lande zurückgeholt, fie fönnen eben ihrer Protektion und ihrer Karriere nicht entgehen. Die Ausführung dieses Geschichtchens läßt nicht ahnen, daß wir eine beträchtliche Anzahl von Lustspielen als gute Vorbilder haben. Dabei ist Mar Mad Regisseur, der doch selbst schon durch Er­fahrungen gewißigt ist, und dem man bislang wohl zutrauen fonnte, daß er ein beabsichtigtes Ziel erreichen würde. Er hat diesmal feinerlei Einfälle und überhaupt fein Tempo. Der Zuschauer wird nahezu nervös, denn er möchte schließlich von sich aus die Sache Dorwärts treiben. Und wie ist Ossi Oswalda  , diese übermütige, fede Range verwandt worden? Mar Mad läßt durch seine un­

THEATER angebrachten Großaufnahmen die Zuschauer nur die filmunmöglichen

FRIEDRICHSTR218

Untergrundbahnhof

Kochstrasse

Der neue

Lichtspielpalast

ERÖFFNUNG

am 1.Weihnachtsfeiertag

Cilly Feindt  

persönlich

m. ihrem Schulpferd ,, Nestor" und im Film:

Die

Zirkusprinzessin

und das

Varieté- Programm

An allen drei Feiertagen täglich drei Vorstellungen 4%, 7 und 9 Uhr

Kleine Preise von 1 bis 3 Mark Vorverkauf ab 11 Uhr täglich

Blauäuglein der lieben Ossi entdecken. Hin und wieder irrlichtern mal ein paar nette Eisenbahnzugsgenen, sonst bleibt alles farblos, auch der freundliche Willy Fritsch  . Der Text ist ganz unmöglich, was man in Bildern gesehen hat, verdeutscht er noch einmal in Worten. Man sollte nur ein paar Titel stehen lassen, ihn sonst aber restlos faffieren.

Der Mann im Sattel." ( Tauenhienpalast.)

e. b.

Der Mann im Sattel, die Frau auf der Bühne, fann das eine gute Ehe geben? Man möchte ja sagen, der Filmschluß deutet barauf hin. Na, hoffen wir das Beste, zumal es dem Paar so schwer wird, zusammen zu temmen. Wird man doch zweimal Zeuge einer gestörten Hochzeitsnacht. Der berühmte Jocken, der erst Hütejunge und dann Stallbursche war, liebt von Kindesbeinen an eine Gräfin. Das bringt ihn in tce erfegenretten weil es sich erstens unt einen Film und zweitens um ein Romanmanuskript handeit. Aber der Mann im Sattel macht einem Tite. alle Ehre, denn man sieht ihn sehr oft im Sattel. Die retschiedensten Rennbahnen mit ihrem ftets gleichbleibendem Drum und Dran. die Morgenarber, Start und Endtampf, alles hat der Regisseur Manfred Noa   so fabelhaft schön zu verwerten verstanden. Er gibt allen denen einen Trumpf, die behaupten: Ach, fachliche Richtigkeit ist nicht nötig, wenn nur die Linie gewahrt bleibt." Noa macht keine Berstöße und schafft dennoch oder vielleicht gerade darum einen Filmreißer. Daub und Tober unterstüßten ihn durch eine gute Photographie Paul Graez schuf in Barba eine köstliche Figur, der schiebt und managet und wird zwischendurch auch noch selbst geschoben. Ernst Verebes  hat ein interessantes Gesicht und sehr schöne Augen. Er gefiel dem Bublifum ausnehmend gut.

Die Tochter aus gutem Hause." ( Usa  - Theater, Nollendorfplatz.)

-g.

Dieses amerikanische Filmspiel nennt fich heiter und ist eine Tirade auf die guterzogene Tochter mit goldenem Herzen. Ein verschwenderischer und charakterloser Papa nötigt aber das gute Mädchen, mit ihrer Hände Arbeit die Familie zu unterhalten. Natürlich mit Hilfe der Schreibmaschine. Bei dieser Gelegenheit wird der ehrenfeste junge Mann kennengelernt, der das Mädchen später heiraten wird. Dazwischen ereignet i noch einiges Unan­genehme, wie das so üblich ist; das Mädchen nämlich verliert seine Stellung und der Berschwenderpapa verjubelt eine Jahresrente seiner Frau an einem Lage. Alles das ist nur dazu angetan, die beiden Liebenden noch fester aneinander zu fetten und sie endlich zur Berbindung unter den Neujahrsglocken zu führen. Ueber diefe ganze faftig fentimentale Angelegenheit, die übrigens regie und phototechnisch sehr sauber gearbeitet ist( Regie: George Fiz. maurice), ift faum ein Bort zu verlieren, wenn die Person des vermögenverschwendenden Papas nicht wäre. Das ist ein Typ des alternden Genießers, der mit seltener Charakterschärfe auf die Leinwand gezeichnet ist. Die Figur ist ein Produkt so ausgezeichneter Beobachtung, daß allein um ihretwillen der Film seine fünstlerische Berechtigung hat.