gegen die Massen ergriffen hätten. Ebenso wie England| einst in Ronftantinopel bie alten Paschas gegen die auf­steigende Macht der Jungtürfen unterstüßte, ebenso ergreife es jezt in Aegypten   Partei für den Khediven und die Großgrundbefizer gegen die Massen, die hinter Baghlul Bascha stünden; in China   unterstüße es einen General nach dem anderen, weil es den starken Mann" brauche, der die ausgebeuteten, rebellierenden Rulimassen unterdrüden würde. So fänden diese Massen in ganz Afien ost Rat und Hilfe in Feind erblickten.

Ein republikanischer Beamter.

Bureaukratie und Fürstenabfindung.

1 bayerischen Regierung zurüdgefandt. Dem verfassungswidrigen Titelunfug der bayerischen   Regierung, der in der gesamten Deffenta lichkeit der größten Lächerlichkeit anheimfällt, ist dadurch auch öffent­lich die berechtigte Blamage zuteil geworden.

Die Erwerbslosigkeit in Bayern  .

Steigerung auf das Vierfache.

Mostau, während sie in England stets ihren gefährlichten Gütern von ungeheurem Wert. Nun wird im ,, B. T." darauf 24. Dezember auf rund 120 000 gestiegen. Das ist das Vier

In der Tat, die Entwicklung, gefördert durch die reat. tionäre Kurzfichtigkeit des britisch- tonservativen Imperialis mus, treibt zu jenem Ronflitt zwischen London  und Mostau, vor dem die englische Arbeiterpartei warnt und für den sie schon jetzt die Regierung Baldwin verant­wortlich macht. Unsere englischen Genossen erfüllen in vor­bildlicher Weise ihre international sozialistische Pflicht, indem sie sich gegen den eigenen Imperialismus wenden. Aber das soll auch feinen Freibrief für den Moskauer   Imperialismus bedeuten, über deffen Charakter und Ziele man sich durch den fommunistischen Deckmantel nicht täuschen lassen darf. Bei allen Sympathien für die um ihre Freiheit ringenden Massen des asiatischen Erdteils wird die deutsche Arbeiterklasse nicht so töricht sein, dem Moskauer Imperialismus Helferdienste zu leisten. Das war der Sinn der Resolution des Inter­nationalen Rongreffes von Marseille   und daran halten wir angesichts der Mossul  - Entscheidung und des russisch­türkischen Neutralitätsvertrages mehr denn je feft.

Ein Beschluß der JLP.

In seiner letzten Sigung hat der Nationalrat der Unabhängigen Arbeiterpartei Englands inbezug auf den Mossulstreit folgenden Beschluß gefaßt:

Der Parteivorstand der Unabhängigen Arbeiterpartei betrachtet mit Sorge und Entrüstung den Beschluß der Regierung,

die Berlängerung des britischen Mandats über das Irafgebiet für

eine Zeitdauer, die 25 Jahre betragen fann, anzunehmen.

Das Bestreben einer mächtigen kapitalistischen   Gruppe, fich die Delfelder von Moſsful zu sichern, war seit den Geheimverträgen während des Weltkrieges bis zum heutigen Tage der Beweggrund, der die verschiedenen britischen Regierungen zu einer gefährlichen Expansionspolitik veranlaßt hat. Dieser Politik wegen ist der Wille der arabischen Bevölkerung von Mosful, die gegen die Verlängerung unseres Mandats ist, mißachtet worden, ein neuer Herd von Unzufriedenheit, der ebenso schlimm wie der ägyptische Herb werden mag, ist zu allen unseren sonstigen Lasten hinzuge temmen; wir werben mit militärischen Ausgaben be­Teftet, bie fi auf 4 Millionen fund jährlich belaufen fönnen; und Damit wird ein Streit mit ben Türfen auszutragen versucht, der früher sder später zum Kriege führen tann.

Die Bolitif des wirtschaftlichen Imperialismus verschlimmert die Gefahren, die die fonservative Regierung bereits in Asien   hervor gerufen hat. Die Regierungspolitik hat das chinesische Bolt gegen uns vereinigt, sie hat uns Rußland   zum Gegner gemacht und jetzt fordert sie die Türfen heraus.

Die Forderungen der ehemaligen thüringischen Fürsten an das Land Thüringen   sind so unverschämt, daß selbst die Thüringer   Rechtsregierung dagegen Einspruch erhoben hat. Den Fürsten   ist der Rüden gestärkt worden durch den damaligen Reichsminister Jarres, der dem ehemaligen Herzog von Gotha  , einem, englischen Prinzen, beigesprungen ist. Der damalige Herzog verlangt die Auslieferung von aufmerksam gemacht, daß Herr Jarres es durchgesetzt hat, daß die Reichsregierung auf Grund von Artikel 13 Abs. 2 der Reichsverfassung die Entscheidung des Reichs­gerichts darüber anrief, ob das gothaische Landes­gerichts darüber anrief, ob das gothaische Landes gefeß, das die Beschlagnahme jener Güter verfügte, mit dem Reichsgesetz vereinbar sei. Das vom Reichsgericht für 31. Juli 1919 erlassen, der Einspruch der Reichsregierung ungültig erflärte Beschlagnahmegesez ist am aber erst fast fünf Jahre später(!), am 6. März 1924, eingelegt. Wie das zu erklären ist, darüber gibt das zweite Novemberheft der Juristischen Wochenschrift" Aufschluß. Dort ist das Reichsgerichtsurteil in der Gothaer Sache mit einer Besprechung durch Ministerialrat Dr. Lam­mers vom Reichsministerium des Innern abgedruckt. In dieser Besprechung finden sich überaus bezeichnende Stellen, die vor eine breitere Defentlichkeit gebracht zu werden ver­dienen. Es heißt da:

„ Das Reich durfte die rohe Störung des Rechts= friedens, die in dem Konfistationsgeset lag, unmöglich dulden," und weiter:„ Sobald die politische Zusammensetzung der Reichsregierung es ermöglichte dies war erst Abs. 2 der Reichsverfassung gegebenen Befugnis Gebrauch, eine Ent­im März 1924 der Fallmachte das Reich von den ihm in Art. 13 fationsgesetz mit dem Reichsrecht vereinbar fei." scheidung des Reichsgerichts darüber zu verlangen, ob das Konfis

extrem rechts steht. Er gehörte dem Reichsministerium Bon Herrn Dr. Lammers ist bekannt, daß er politisch des Innern aber schon an, als dieses noch von Ministern aus republikanischen Barteien geleitet wurde. Gegen diese Borgänger des Herrn Jarres und gegen die frühe­ren Reichsregierungen erlaubt er sich jetzt eine ihm als Beamten dieser früheren Regierungen nicht zustehende Rritit übelster Art, wenn er von ihnen fagt, daß sie eine rohe Störung des Rechtsfriedens" ge­duldet hätten, die sie nicht hätten dulden dürfen. Ministerialrat Dr. Lammers. Ein merkwürdiger republikanischer Beamter, der Herr

Bayerischer Titelunfug. Eine Blamage.

Entgegen den Bestimmungen der Reichsverfassung hat die bane­rische Regierung auch dieses Jahr zu Weihnachten wieder eine un­endlich große Zahl ven Titeln verliehen. Darüber hin aus hat fie fogar weitere 5 Titel geschaffen, und zwar den Pharmazierat für die Apotheken, den Landesbaurat für Architekten und Ingenieure, den Technischen Gewerbe rat für die technischen Aufsichtsbeamten, den Arbeitsrat für die Arbeiterschaft und den Versicherungsrat für die Ange­stellten. Bedacht wurden mit diesen Titeln selbstverständlich nur Leute, die politisch der banerischen Rechtsregierung naheftehen. Bon der ursprünglichen Absicht, auch einige linfsstehende Leute mit dem Titel Arbeitsrat oder Versicherungsrat auszustatten, mußte abgesehen werden, da die freigewerkschaftlichen Organisationen gegen diesen verfaffungswidrigen Unfug der bayerischen   Regierung eine [ charfe ablehnende Stellung eingenommen haben.

Die Unabhängige Arbeiterpartei ruft zu einer einheit lichen und entschlossenen Opposition der ge samten Arbeiterbewegung gegen diese fostspielige und gefährliche imperialistische Politik auf. In der Ueberzeugung, daß die öffentliche Meinung gegen die Berlängerung des Mandats ist, perlangt fie eine freie Abstimmung des Parlaments darüber. Sie ersucht schließlich die Labour Party  , im voraus zu erklären, daß diese sich in der Behandlung des Jrafproblems durch die Schritte, die die Baldwin- Regierung treffen mag, in feiner Weise geverfassungswidrigen Unfug der bayerischen   Regierung eine bunden fühlen wird.

Macläufiger Friedensvertrag in Syrien  . Aus Beirut   wird gerneldet, daß die Feindseligkeiten in Syrien   zwischen den Drusen und den Franzosen eingestellt worden sind. Es wurde ein vor lauriger Friedensvertrag unterzeichnet, über den Einzel­heiten vorläufig noch nicht bekannt sind.

Individualpsychologie.

In der letzten Zeit wendet sich erneut das Interesse weiterer Kreise der Wissenschaft der Charakterologie zu. Es ist deshalb zu begrüßen, daß das Zentralinstitut für Erziehung und Unterricht sechs Vorträge veranstaltete zur Einführung in die theoretische und praktische Bedeutung der sogenannten Individualpsychologie, wie Alfred Adler   und seine Anhänger ihre Lehre zur Erkenntnis des menschlichen Charakters nennen. Wie bei Freud und seinen Schülern ist die Lehre aus der Behandlung von Nervenkranken hervorgewachsen und ruht auf medizinischer Grundlage. Die Krank­heitssymptome werden nicht nur registriert, sondern als wesens­bedingt durch die Individualität angefehen, wie Dr. phil. et med. Artur Kronfeld als erster Redner des Lehrganges, ohne sich mit den Ideen Adlers zu identfizieren, darlegte. Die Dynamit des seelischen Lebens wird bei beiden Forschern über das Bewußtsein hinaus ins Unbewußte verlegt und das„ Treibende" des Seelen lebens im Trieb gesucht.

fationen.

Ueber Freud hinaus liegt, wie Kronfeld betonte, die Bedeutung Adlers darin, daß er die Mannigfaltigkeit der seelischen Funktionen am Sinn des Lebens, nämlich am Trieb nach Macht orientiert. Das Gefühl der Minderwertigkeit, das auf Grund von förperlichen Fehlern oder aus Schuldbemußtsein entsteht, führt zu Ueberfompen Der Mensch konstruiert sich fünstlich einen Lebensplan, ber mit der Wirklichkeit nichts zu tun hat. Die einzelnen Redner bemühten sich, diese Erscheinungen auf verschiedenen Gebieten barzu­legen, wie Dr. med. Friz Runkel, Dr. Bruno Klopfer und Frau Ruth Kunkel, die über individualpsychologische Kleinkinder­erziehung sprachen. Besonders anschaulich zeigte die Wirkung des minderwertigkeitsgefühls der Amtsgerichtsrat am Jugendgericht Berlin, Dr. Fran fe, bei Fürsorgezöglingen. Das Verbrechen hat häufig feine andere Ursache, als daß sich die Jugendlichen an einem nermeintlichen Beleidiger rächen und ihn herausfordern wollen. Der Selbstmord ist zuweilen die äußerste, Ronsequenz diefes Handelns. Auch der bekannten Berliner   Redensart:„ Es geschieht meiner Mutter ganz recht, wenn ich mir die Finger erfriere, warum fauft sie mir teine Handschuhe" liegt wohl diese Empfindung zugrunde. Dieser pathologische Zustand ergibt die Situation", die die Indivi: dualpsychologen im Gegensatz zur Anlage betonen. Entmutigend wirft z. B., wenn die Eltern das uneheliche Kind verleugnen; bei den älteren Jugendlichen aber besonders das mechanisierte Arbeits­verhältnis. Die Individualpsychologie wirtt sich daher bei ihren Anhängern pädagogisch aus. Nach dieser Theorie entwickelt sich das Kind am besten, je mehr wir es zum Mut und zur Erkenntnis der Wirklichkeit erziehen.

Steht der Geltungstrieb bei dem Menschen oder, wie die Psycho­analytiker behaupten, der Serualtrieb im Zentrum des seelischen Lebens, so muß die Diagnose auf Krantjein gestellt werden. Der " gefunde" Mensch wirkt sich im Schaffen aus, bei dem er Freude

Die von den freien Gewerkschaften ausgesprochene stritte Ab. lehnung des von der bayerischen   Regierung neu geschaffenen Titels Arbeitsrat  " hat auch bei den christlichen Arbeitern Schule gemacht. Zwei der am 24. Dezember mit dem genannten Titel be­bachten christlichen Gewertschaftssetretäre, Rotöri und Geier, beide in Augsburg  , haben ihre Ernennungsurkunde der

findet, und die Geltung wird nur erstrebt als natürlicher Ausfluß erfolgreichen Schaffens. Nur bei diesem schöpferischen" Menschen, wie man ihn nennen kann, ist die individuelle Entwicklung identisch mit der sozialen, wie Dr. Bruno Klopfer und Ruth Kunkel betonten. Auch hier wie bei den Psychoanalytikern ist der Typus des Menschen vom tranfen Menschen abgeleitet. Aber auch nur bei gewissen Kranten wird die Methode Adlers wie die der Psychoanalytiker zum Biele führen, und nicht bei allen Neurotikern. Es wäre deshalb 3 wünschen, daß das Zentralinstitut diesen Lehrgang ergänzt durch andere Borträge über Charakterologie, damit nicht bei den Hörern ein einseitiges Bild entsteht.

Dr. Else Hildebrandt.

Dr. Karl Abraham  , der bekannte Nervenarzt und Psycho­analytiker, ist am 25. d. M. im 49. Lebensjahre verstorben. Abraham war einer der ältesten Schüler Freuds   und der Begründer und Führer der psychoanalytischen Bewegung in Deutschland  . Er hat mit zahlreichen flassischen Arbeiten auf dem Gebiete dieser neuen Wissenschaft neue Möglichkeiten für die Behandlung verschiedener nervöser Erfrankungen eröffnet. Seine wissenschaftlichen Interessen beschränkten fich aber nicht nur auf medizinisch- klinische Brobleme, sondern er lieferte geistvolle Beiträge für die Anwendungsgebiete der Psychoanalyse auf die Geisteswissenschaften. Eine auch in weiteren Kreisen bekannt gewordene Studie beschäftigt sich z. B. mit der künstlerischen Persönlichkeit des Malers Segantini  . Das be sondere Ansehen, das Abraham in der internationalen wissenschaft­lichen Welt genoß, fam u. a. auch dadurch zum Ausdruck, daß er wiederholt der erwählte Präsident der internationalen Psycho­analytischen Gesellschaft war.

München  , 28. Dezember.  ( Eigener Drahtbericht.) Die Zahl der Erwerbslosen in Bayern   ist von 102 000 am 15. Dezember bis zum fache von Anfang November. Der monatliche Ausgaben­etat für diese 120 000 Erwerbslosen beträgt etwa 6 Millionen Mart, von denen nur 2 Millionen durch den gegenwärtigen Beitragssak zur Erwerbslosenfürsorge von 1½ Proz. gedeckt sind. Die durch das entfegliche Steigen der Erwerbslosenziffer entstandenen Schwierig feiten fonnten deshalb bewältigt werden, weil durch die Steigerung Ende November eine Rücklage von 5 Millionen Mark gebildet wer der Beiträge von 1 auf 1½ Proz. ab 1. August dieses Jahres bis den konnte. Infolge der weiteren außerordentlichen Zunahme der Erwerbslosenziffer beschloß der Verwaltungsausschuß des Bayerischen Landesamts für Arbeitsvermittlung inzwischen, mit Wirkung vom 4. Januar 1926 ab den Beitragssatz neuerdings zu erhöhen, und zwar auf das gesetzliche Höchstmaß von 3 Proz. Dieser Satz reicht gegenwärtig aus zur Deckung von% der Unkosten für die Erwerbs­fosenfürsorge, so daß noch etwa 2 Millionen Marf aus Reichs- und Staatsbeihilfen gedeckt werden müssen.

Kreuzzeitungsnöte.

Die Agrarier sollen helfen.

Der Kreuzzeitung  " scheint es wieder mal nicht zum besten zut gehen. Sie sah sich wenigstens veraníaßt, zu Weihnachten in Bora pommern in einem Bettelschreiben, das die Unterschrift zahlreicher Grafen, Freiherren   und gewöhnlicher Adliger sowie sonstiger Landbundgrößen, vor allem auch des unentbehrlichen Franzburg Seuffert   trägt, um die Gewinnung neuer Abonnenten Schlange Schöningen und des Landbundführers im Kreis zu schnorren und zwar um„ den Einfluß der von der Kreuzzeitung" vertretenen tonservativen Richtung in der deutschen   und preußischen Politik zu verstärken". Der Verlauf des Locarno  - Kon­flittes habe diese Notwendigkeit aufs neue bestätigt. Dann hebt die materielle Klage an: Bei dem großen Kapitalmangel sei ohne neue Abonnenten der im Gang befindliche Ausbau" der Kreuz­eitung" nicht zu Ende zu führen. Diejenigen, die schon Opfer der „ Kreuzzeitung  " sind, sollen turzerhand ein Abonnement bestellen für einen Gasthof oder eine Konditorei des nächsten Ortes. Wer die Opferfreudigkeit der Großagrarier fennt, wird nunmehr faum baran zweifeln, daß die Kreuzzeitung  " und damit die von thr vertretene Richtung" einen nie gesehenen Aufschwung nehmen wird!

"

Die„ Nappfülzen".

Der

Der Stahlhelm als politische Partei. Braunschweig  , 28. Dezember.  ( Eigener Drahtbericht.) Stahlhelm", der sich bisher als eine unpolitische Organisation aus gab, hat jeßt bewußt einen Frontwechsel vorgenommen. In der Beitung des Landesverbandes Braunschweig„ Der Stahlhelm" wird verfündet, daß die Stahlhelmorganisation in Zukunft bei Wahlen zu allen Parlamenten eigene Wahllisten aufstellen will. Der erste Borsigende des Stahlhelms, Fabrifant Seldte aus Magdeburg  , hat diesen Frontwechsel in einer Berjammlung in Braunschweig   bes gründet und erflärt, daß Stahlhelmer in den Reichstag   und in die, Landtage hinein müßten, weil in ihnen vielfach nur nasse Unter­hosen" fäßen. Auch die Regierungen sollen von Stahlhelmleuten ge bildet werden, weil man angeblich vielfach Minister findet, die nur als Nappfülzen" bezeichnet werden könnten. Da in Braun fchweig der Stahlhelm bei den Wahlen vom 7. Dezember 1924. Die gesamte Wahlarbeit für die bürgerlichen Parteien übernommen hatte, wird dieser Beschluß bei den Rechtsparteien großes Unbehagen verursachen, zumal der Ausdruck„ Nappjülzen" fich offenbar nur gegen rechtseingestellte Minister, die Locarno   zugestimmt haben, richtet.

hier und in ganz eigenartiger Weise. Die Quellen dieses Erformens sind denkbar andere. Der Schwerpunkt des ganzen liegt in der Mufit. Alles, was auf der Bühne vorgeht, ist bildhafte Ausdeutung Dieser Musik, kann deshalb auch weniger dramatische Lebendigkeit Die Mufit zeigt nicht nur ein Bollen, sondern auch ein starkes und und darstellerisches Fließen haben, als mehr stilisierendes Beharren. wahres Können. Anknüpfungen nicht nur bei alten Liedern, son­dern auch bei Geist und Empfinden früherer Zeiten sind neuzeit­lichem Fühlen und Formen verbunden. Der Chor hat eine dank­bare, aber anspruchsvolle Aufgabe zu erfüllen. Die instrumentalen Möglichkeiten werden auch nach der Seite des Innerlichen nur zum Teil ausgenugt. Der Hardörfer Chor Nürnberg mit seinem Dirigenten, Emmy von Stetten, Mitglieder der für die Erstaufführung ein. Diese schlichte und in allen ihren Boltsbühne, die Tanzgruppe Hertha Feist   sezten sich Teilen auf einer hohen Stufe fünstlerischer Aeußerung stehende Weihnachtsfeier fesselte die Anwesenden sichtlich.

5. G.

„ Der Leidensweg des Reichsschulgesetzes" ist der Titel einer Schrift von Heinrich Schulz  , die in den nächsten Tagen bei 3. H. W. Die Nachf. in Berlin   erscheinen wird. Der Verfasser, der als Staatsjefretär im Reichsinnenministerium jeit der Revolution bis zur Ministertätigkeit des Herrn Schiele am meisten mit der Vorbereitung eines Reichsschulgesetzes beschäftigt gewesen ist, und dadurch zu den gründlichsten Rennern des Problems und seiner Schidfale gehört, schildert die tulturpolitische Entwidlung vom Weimarer Schuifompromiß bis zum Schieleschen Reichsschulgesetz entwurf vom sozialistischen   Standpunkt aus mit besonnener, maß­voller, dabei doch sachlich scharfer und überzeugender Kritik. Im Schlußkapitel Was nun?" untersucht Schulz die Möglichkeiten und Forderungen, die sich für die nächste Zukunft ergeben. Mit großem Gerechtigkeits- und Wirklichkeitsfinn, frei von jeder Einseitigkeit und Engherzigkeit, wird hier ein Weg zur Erhaltung und Festigung des fulturpolitischen Friedens und zu größtmöglicher fultureller Freiheit gezeigt. Man hat bei dieſen anregend geschriebenen Ausführungen den Eindruck, daß die Lösung des pielumstrittenen Problems nicht fdmer sein fann, wenn auf allen Seiten die gleiche Verständigungs bereitschaft, Sachfenninis und Ueberzeugungstreue herrscht, mie bet dem Berfasser dieser Schrift. Für die kommende Auseinanderseßung über ein Reichsschulgesetz ist die Schrift deshalb non größtem Wert

Träume der Mietstaserne. Am 2. Weihnachtsfeiertag sprach im Rahmen der Proletarischen Feierstunden der Florathiche Sprech chor Franz Rothenfelders Träume der Mietstaferne". Diese Feierstunde hat für den Florathschen Sprechchor geschichtliche Bedeutung, weil er die Bewegungsfrage zu lösen beginnt. Revue artig waren oft wundervolle Bilder aneinandergereiht, die vor allem in dem Lied vom armen Burschen, der einmal stehlen wollte, und in dem Auseinanderstieben der Kinder vor dem schwarzen Mann sich tief einprägten. Die Einzelsprecher gaben außerordentliches im Sprachlichen und in der Bewegung und der Sprechchor selbst in feiner Dreigliederung von dunklen Männern, frühlingsbunten Frauen Der einfichtige Kriegsmaler. Wie die Millgate Monthin" in und Kindern ist auf dem Wege dazu, auch den Rhythmus der Be schöpfen des Sprechrhythmus und der Musikalität der schönen sucht, ein von ihm ausgestelltes Kriegsbild, das eine Episode der wegung sich zu eigen zu machen. Was der Sprechchor im Aus: ihrer Dezember- Nummer berichtete, hat der hervorragende englische  Maler W. Nevinson die Direktion der Tate Gallery   in London   er Rohtenfelderschen Verse bot, war recht gut. Heftischer Rhyth- schrecklichen Kämpfe in Nordfrankreich darstellt, aus der Sammlung mus, heiße Inbrunst und das starte Ausklingen in Weltharmonie, geben, wurden verhundertfacht, in allen Abtönungen lebendig. Die die den Gedichtzyklen Rothenfelders einen so eigenartigen Bauber musikalische Umrahmung die Zeller zu danken war, untermalte diese schöne Feierstunde mit feinem Einfühlen. B. Sch.

Bolfsbühne: Ludwig Weber, Chriftgeburt. Dem Spiel nach schrieben, die darüber hinaus herrschend wird. Es iſt nötig, sich bei einem Tert aus Oberufer hat Ludwig Weber eine Musik zuge diesem alles Gedenkens an Bühnen- und Opernwirkungen zu ent­schlagen. Wie vielfach und immer in anderer Art im neuen Opern­schaffen der Weg ins Neuland gesucht wird, so geschieht das auch

zu

Angelegenheit hat eine nicht geringe Sensation hervorgerufen. Biel­34 entfernen. Nevinson begründete feine Aufforderung damit, day er heute jenes Bild als das scheußlichste der Welt betrachte. Die leicht wäre es angezeigt, auch in unseren deutschen   Bildergalerien ein wenig nach solchen Gemälden aus der großen" Beit au pirschen, und menn die Künstler selbst damit ausräumen helfen wollten, desto besser. Am Ende ließe sich ein Quantum Bilder dieser Art nach Doorn senden, als Atonto- Bohlung auf die dreikia Mila lionen Goldmart, die man dem deutschen   Bolt ausquetschen will. Damit wäre sicher die ganze Nation einverstanden und den völki schen Patrioten müßte es doch besonders recht sein!