Der russische Parteizwist. Ter Ernst der Tiffcrenzeu. Wie stark die Gegensätze in der Kommunistischen Partei Ruß- lands bereits geworden sind, zeigen die ausführlichen Berichte der russischen Zeitungen viel stärker, als die kurzen offiziellen Tele- gramme der russischen Telegraphenagentur. Die„P r a w d a" vom 24. Dezember bringt an auffallender Stelle neben der Wiedergabe der Parteitagsdiskussion einen heftigen Angriff auf die Opposition. Wir lassen die entscheidenden Stellen wörtlich folgen: ..Schlagworte sind gefunden. Die neue Opposition spricht von der Garantie der Rechte der Minderheit, von der Sicher st ellung solcher Rechte und einer Vertretung der ver- fchiedenen innerparteilichen„Strömungen" und„Gruppe n". Sie greift dabei aus dem Archiv der Geschichte auf die a n t i- bolschewistische Losung zurück:„Leben und leben lassen." Diese Losung ist jetzt die Forderung derselben Opposition, deren Führer während der beiden letzten Diskussionen energisch gegen eine solche Plattform für die innerparteiliche Organisation gekämpft haben, trotzdem sie sie jetzt selber beziehen. Einer ihrer Führer schrieb während der Debatte mit T r o tz k i: „Das ist ein offener versuch, die Grundlage der Diktatur durch die Partei zu unterhöhlen und zu schwächen. Dazu gehört auch das Wiederaufleben von der menschcwistischen Vorstellung von der Partei als einer Summe von Gruppen und Strömungen und die in ihrem Wesen liquidatorische Untergrabung der Autorität der Partei- Instanzen." Es folgen wie gewöhnlich lange Bibelzitate aus den Schriften des Heiligen Lenin, wonach für die Partei es nur einen Willen geben kann. Die„Prawda" weist nach, daß in Konsequenz der Forderung noch organisatorischen Garantien für einzelne Gruppen die Frage einer Proportionalvertretung in der Leitung auftaucht. Nach der„Prawda" tritt die Opposition mit diesen ihren Forderungen„gegen die Partei in ihrer Getzamtheit" auf. Die„P r a w d a* schließt ihren Angriff gegen die Opposition mit sehr deutlichen Worten: „Für die Opposition ist charakteristisch, daß sie keinerlei konkrete Vorschläge macht, sondern im wesentlichen lediglich für das Recht der Fraktionsbildung eintritt. Lenin hat uns aber die klare Direktive gegeben:„Keinerlei Fraktionen", ober „konkrete Vorschläge". Demgegenüber erklärt die Opposition: „Sichert allen Gruppen in der Partei organisatorische Garan- tien, konkrete Vorschläge haben wir nicht." Dadurch stößt die prin- zipienlose Opposition gegen die Einheit der Partei vor. Die Partei wird ihnen mit Entschiedenheit mit den Worten Lenins antworten:„Es gibt Dinge, mit denen ein Spiel nicht gestattet werden kann. Zu diesen Dingen gehört die E i n- heit der Partei. Wir wissen genau, wieviel wir unter dem Kampf In der Partei leiden. Diese Lehren dürfen«Ir nicht»er- gissen." Der Parteitag wird selvstoerständlich mit einem Sieg der opportunistischen Richtung Stalin-Trotzki enden. Die Bolsche- wiki treiben mit Bewußtsein eine„st a a t s m ä n n i s ch e" Politik mit einer gehörigen Dosis imperialistisch-nationali- st i s ch e n Einschlages. Aber diesmal bedeutet der Parteitag nicht das Ende, sondern erst den Anfang weiterer Ausein- andersetzungen. Ihre Auswirkung ist noch unabsehbar.
Ungarischer Parteitag. Debatte über das Zusammengehen mit Bürgerlichen . Budapest . 2&. Dezember.(MTB.) Die Ungarische Sozialdemokratische Partei hielt hier zu Weihnachten ihren diesjährigen Parteikongreß ab. der emen sehr ruhigen Verlauf nahm. Aus Deutschland war Erispien anwesend. Bs- sonderer Aufmerksamkeit begegnete die Begrüßungsrede des serbischen Delegierten S t e p a n o w i t s ch, der sich für die nationalen Minder- Helten in den losgetrennten Gebieten und für die Revision der Friedensverträge einsetzte. Ueber den Jahresbericht der Parteileitung entspann sich eine längere Debatte. Im Namen der Opposition wurde der Antrag gestellt, die Parteileitung möge bloß mit solchen bürgerlichen Parteien Fühlung nehmen, deren Pro- gramm die Errungenschaften der Oktoberrevolution umfasse. Die Mehrheit lehnte dielen Antrag ab und beschloß, der Parteileitung s r e i e H a n d hinsichtlich des Zusammengehens mit den demokratisch bürgerlichen Parteien zu gewähren. Der Kongreß nahm weiter den seinerzeit von der Parteileitung mit dem Kabinett Bethlen ge- schlossenen Pakt zur Kenntnis mit der Bemerkung, daß sich die Partei mit dieser Frage nicht weiter zu beschäftigen wünsche. Es wurden sodann verschiedene Resolutionen gefaßt, die sich auf die Stärkung des demokratischen Geistes innerhalb der Partei und auf die Belebung des Agrarprogramms beziehen. Schließlich wurde der Jahresbericht zur Kenntnis genommen und die bisherige Parteileitung wiedergewählt.
Ein politisier Iftord? Aus Tilsit wird jetzt die Aufklärung eines Mordes gemeldet, der bereits im August 1924, also vor mehr als einein Jahre, be- gangen wurde und dem angeblich politische Motive zugrunde liegen. Die Untersuchung des Mordes, von dem der staatliche Oberförster Jensen von der Obersörsterei Schneden, Kreis Tilsit, betroffen wurde, gestaltete sich deshalb so außerordentlich schwierig, weil die Bevölkerung den Mordverdacht auf die U n t e r f ö r st e r lenkte. Die verdächtigen Beamten wandten sich schließlich an das Landwirt- fchc-ftsmrnisterium und baten um Entsendung eines Berliner Be- omten, der nach scchswöchentlicher Arbeit den Täter in dem Führer einer kommunistischen Terrorgruppe, einem gewissen M i l t u w e i t, feststellte. Milkuweit legte ein umfassendes G e st ä n d n i s ab. Er wurde sofort verHast«!. Russisch-Lellischer Gefangenenaustausch. Weihnachten fand zwischen Lettland und der S o w j c t u n i o n ein Austausch von politischen Gefangenen statt. Die Sowjetbehörden gaben fünf lettländische Grenzbeamte und einen Angestellten der lett- ländischen Gesandtschast frei. Drei der Grenzbcamten waren bereits zum Tode oerurteilt, einer war drei Jahre auf den Solowetzki- Inseln in Verbannung. Lettland ließ seinerseits fünf russische Grenzbeamte und einen Grenzposten frei, der von einem lettländi» schen Gericht zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt war. TfchangtsoNn Hai die Köpfe Kuosunglins und besten Frau in Mulden zur Schau gestellt. Der dortige japanische Generalkonsul hat seinen Schutz acht flüchtenden Beamten Kuosunglins verweigert. die nunmehr ebenfalls hingerichtet werden dürften. Unterdessen schreitet Tschangtsolins Hauptgegner. der Chriftengencral Feng. nach der Einnahme von Tientfin vorwärts. Englische, amerikanische und japanische Kriegsschiffe sind nach China unterwegs. Präsident Hartings Nochlaß vernichtet? Die Pariser„Chi- cago Tribüne" meldet aus Washington , daß Präsident Hartings Witwe ohne«eitere Aufklärung dessen gesamte Korrefpon- denz vernichtet habe. J» offiziellen Kreisen werde dieser merk- würdige Schriit sehr lebhast bedauert, weil verschiedene Dokumente großen Wert hatten.
�Umtausch gestattet!' Wer die Wahl hat, hat die Qual, und was geschenkt ist, bleibt noch lange nicht geschenkt. Denn es ist ein Brauch von alters her: „Umtausch nach dem Fest gestattet!"— Weihnachten ist nicht nur das Fest der Liebe, sondern auch eine willkommene Gelegenheit zum schenken. Und da es nicht jedermann gegeben ist, jedermanns Geschmack beim Einkauf zu treffen, so wird oft genug aus der Tugend eine Not gemacht und blindwütig drauflos gekauft. Je schlechter die Zeiten, desto offensichtlicher das Bestreben des Geschäftsmannes, die Waren auf jeden Fall zunächst einmal loszuwerden. Wenn sich dann unterm Weihnachtsbaum herausstellt, daß die Handschuhe um zwei Nummern zu klein sind(weil die Braut schamhafterweise die hohe Nummer des Angebeteten nicht nennen wollte) oder daß die Handtasche in grün besser zum Kleide passen würde, als m der gekauften Farbe, dann gehts eben nach den Feiertagen zum Um- tauschen. Verlangt die„bessere" Kundschaft schon beim Einkauf, daß die Vertäuserin alle Wünsche errate und auf die leiseste Andeutung des Käufers inkliniere, so muß das Personal beim Umtausch die wunderlichsten Wünsche und Zumutungen befriedigen. Es geht schließlich noch an, daß jemand ohne Kassenzettel kommt und den Umtausch eines Gegenstandes verlangt, von dem nur mit einer gehörigen Portion kriminalistischen Scharssinnes die Geschästsher- tunft sestzustellen ist. Am interessantesten und einfachsten aber sind zweifellos die Umtauschaktionen, wo Handschuhe in Schlipse, Schaukelfperde in Schulmappen oder Paneelbrett-Gipskatzen in Schlummerrollen umzuwandeln sind. Die Ansprüche, die hierbei an das Personal, an die Kasse, an Aufsicht und an den Herrn Chef selbst gestellt werden, sind nur mit der Lammsgeduld zu ertragen, die gutem Geschäftspersonal eigen ist. Ost ist der Fluch näher, als das verbindliche Wort. Aber die Firma verlangt von denen hinterm Ladentisch ein immer freundliches Gesicht und gute Miene zum bösen Spiel. Das Weihnachtsgeschäft. Die Befürchtung, daß das diesjährige Weihnachtsgeschäft das schlechteste werden würde, das feit Jahren dagewesen, schien durch den Berlauf des Geschäftsanfang Dezember seine Bestätigung zu er- halten. Die Umsätze in diesen Wochen waren verhältnismäßig ge» ring. Aber in den letzten Tagen vor dem Fest gab es doch Um- sätze, wie man sie in den Zeiten der Krise nicht erwartet hatte. Be- sonders die Geschäfte, die in der Hauptsache Arbeiterkundschast haben, stellen ein überraschend günstiges Ergebnis fest. Es scheint, als ob sich gerade dieser Kreise eine gewisse Desperadostimmung bemächtigt hat, die von der Zukunft das Schlimmste erwartend, nur der Gegenwart lebt. Und dann ist noch eins festzustellen wichtig. Es waren in der Hauptsache die Geschäfte in den Berkehrsstrahen, die von der verstärkten Kauslust der letzten Tage Nutzen ziehen tonnten. In den Nebenstraßen und an der Peripherie waren die Läden leer. Psychologisch erklärlich: Der Käufer, der nur ein Paar Handschuhe erwerben will, benutzt die Gelegenheit zum Schauen, zum Orientieren und taust dabei das wenige, was er zu kaufen hat. Und nun zu den Preisen. Man darf annehmen, daß nach dem Fest bei Beginn der Inventurausverkäufe Preisherabsetzungen in bedeutendem Außmaße stattfinden werden. Wenn diese Preisherab- setzungen schon vor dem Feste erfolgt wären, die Umsätze wären sicherlich noch größer geworden. Einzig allein in den Schuhgeschäften, die erhebliche Warenmengen absetzten, wurden auch hin und wieder Luxusartikel gekauft, während sich in die übrigen Geschäfte der Um- satz auf Gebrauchsartikel beschränkte. Flott war der Geschäftsgang in den Lebensmittelgeschäften und diejenigen, die mit ihren Ein- käufen bis auf die letzten Minuten vor Toresschluß gewartet hatten, konnten fette Gänse zu IM. pro Pfund kaufen, da die Lebens- mittelgeschäfte das Risiko, ihre Ware über die Feiertage behalten zu wüsten, nicht aus sich nehmen wollten.
Ver Raubmord ia öritz. Ein begründeter verdacht. Die Untersuchung gegen den verdächtigten jungen Mann, der am I: Feiertag verhastet wurde, ist noch nicht abge- schlössen. Sein Alibi ist zum größten Teil zusam menge- brachen. Eine für die Aufklärung des Mordes wichtige Einzel» heit ist z. B. feine Erzählung über seinen Ausenthalt am späten Weihnachtsabend. Er will am K o t t b u f e r Damm in der Nähe des Hermannplatzes ein Mädchen getroffen und mit ihm eine in der Nähe liegend« Pension aufgesucht haben. Das Mädchen wird ge- beten, sich umgehend bei der Mordkommission zu melden. Der Beschuldigte war, wie verschiedene Zeugen aussagen, am Heiligabend im Besitze von eiwa 109 M., die er noch am selben Abend teils zur Bezahlung von Schulden und teils zu Einkäufen verwendete. Seine Angaben über die Herkunst dieses Geldes hoben sich als unwahr erwiesen. Es wurde weiter festgestellt, daß er eine Hofe in Papier gewickelt und fortgeworfen hat. Es ist möglich, daß sich in diesem Paket auch noch andere Kleidungs- stücke befunden haben, die er beseitigen wollte. Cr behauptet, daß er sich der Sachen entledigt habe, weil sie zu schmutzig und abge- tragen gewesen seien. Ueber die Stelle, an der er das Paket fort- geworfen haben will, machte er verschiedene Angaben. Bis jetzt ist es noch nicht gelungen, es wiederzufinden. An dem aujgesun- denen Beil wurden durch den Gcrichtschemiker Spuren gesunden, die darauf schließen lassen, daß es vielleicht als Waffe gegen einen Menschen gebraucht worden ist. Auch nach dieser Richtung wird die Untersuchung noch sortgesetzt Der junge Mann wurde gestern der ebenfalls Überfallenen Frau Böhfe gegenübergestellt. Sie glaubt in ihm den Räuber wiederzuerkennen, Bestimmtes kann sie jedoch nicht behaupten, da einerseits der Kampf sich in dem ziem- lich dunklen Kontorraum abspielte und andererseits durch den Schreck ihre Aufmerksamkeit abgelenkt wurde. Die Vernehmung der Zeugen gestaltete sich während der Feiertage dadurch besonders schwierig, daß die meisten Leute nicht in ihren Wohnungen anzu- treffen waren. Der verstorbene Kaufmann Wurzel gehört einer alten jüdischen Familie an, die sich des besten Leumunds erfreut«. Besonders der Ermordete galt als sehr mildtätig und als ein Mann. der wirklicher Bedürftigkeit gegenüber stets eine offene Hand hatte. Im Laufe des heutigen Tages wird die Mordkommission an den Anschlagsäulen ein Plakat veröffentlichen, aus dem dem Publikum verschiedene wichtige Fragen vorgelegt werden. Mitteilungen, die zur Aufklärung bestragen können, nimmt nach wie vor die Mord- kommission im Zimmer 80 des Polizeipräsidiums entgegen.
Tammrutsch auf der Ttrecke Frankfurt a. O.— Berlin . Di« Reichsbahndirektion Breslau teill mit: Infolge Damm- r u t f ch e s sind heute auf der Strecke Berlin — Breslau zwischen Frankfurt a. d. Oder und Berlin zwischen den Stationen Pilgram und Rosengarten beide Gleise auf voraussichtlich längere Zeit gesperrt worden. Die Umlestung der Schnell» und Personenzüge muß über Küftrin— Frankfurt erfolgen. Die Der« s p ä t u n g, die alle Züge zwischen Berlin und Breslau dadurch erleiden, wird von der Eifcnbahndirektion auf etwa 6 9 Mi n u t c n geschätzt. Wie wir weiterhin erfahren, ist über die Ursachen des Damm- rutfches eine Untersuchung eingeleitet worden. Scheinbar ist der Damm völlig unterspült worden. Eine geiiaue Durchführung der Untersuchung erscheint um so notwendiger, wenn man bedenkt, daß auf dieser Stelle der sonst im großen und ganzen durch völlig ebenes Gelände hinführenden Strecke Berlin — Frankfurt der Verkehr auf ähnliche Weife schon öfters gefährdet war. Man hat daher auch schon vor zwei Jahren versucht, den Damm zu stützen. Der Damm- rutsch erfolgte in der Rocht vom Sonnabend zu Sonntag kurz vor zwei llhr. Das Berliner Hauptgleis legte sich in einer Länge von 1.59 Metern über das Nachbarglcis, wobei sich die Schienen etwa
zwei Meter über den Baden hoben. Gewaltige Ert/.xs'en, um deren Beseitigung sich große Arbesterkolonnen mühen, lagern jetzt auf der Frankfurter Strecke, so daß sowohl die Verbindung nach Posen und Königsberg als auch nach Breslau nur durch Umleiten (über Küftrin oder Falkenberg oder über Niederschöneweide-Kott- bus) aufrechtsrhasten werden kann, während der Lokalverkehr nach Fürstenwalde nur durch Zugrocchsel möglich ist. Es muß damst ge- rechnet werden, daß dieser Uebelstand ungefähr vierzehn Tage an- hält, doch die Reichsbahndirektion hosft, die notwendigen Der- spätungen noch stark mindern zu können. Sämtliche Personenzüge nach Frankfurt a. d. O. resp. Breslau verlassen auch weiterhin die Berliner Bahnhöfe fahrplanmäßig.
Weihnachts-Nachlese. Am Zwesten Feiertag, vormittags um 19s4 Uhr, veranstaltete der Deutsche Arbeiter»Sänger-Bund(Bezirk 8 Neu- kölln) ein großes Chorkonzert in der Philharmonie unter Mitwirkung des Berliner Volks chors . Leitung Dr. Ernst Zander, und der sämtlichen Männerchöre des Bezirks Neu- k ö l l n s unter Leitung des Musikdirektors Wilhelm Knöchel. Die großen Vorzüge des Berliner Volkschors und seines Dirigenten Dr. Ernst Zander sind berests an dieser Stelle vor kurzer Zeit eingehend gewürdigt worden. Bor allem liegen sie in der exakten Durcharbeitung, in der Sicherheit des Tempos und des Rhythmus. in der Genauigkeit der Tongebung. Wieder klangen die Chöre Pracht- voll gestrafft und rhythmisch, wieder bedeuteten der alte Rath- gebersche, Chor„Von der edlen Musik" und„Wach auf" aus dem drstten Akt der„Meistersinger von Nürnberg " die Höhepunkte in der Leistung des Volkschors. Jeden Bergleich konnton damit auch die Männerchöre des Bezirks Neukölln aushalten. Beethovens Lied „Die Himmel rühmen" klang machtvoll und war sauber durchge- arbeitet, im Grunde wirkt es aber besser als Solovortrag für Baritonstimme, auch die Beethovensche„Hymne an die Nacht" hatte in der Wiedergabe durch den Männerdjor großes Format. Im ganzen ein ausgezeichnetes Konzert. Allgemein ist zu sagen, daß Chorkonzerte den Vorzug vor Orchesterkonzerten besitzen, weil hier keine Kluft besteht zwischen ausübenden Künstlern und Publikum. Der Deutsche Arbeiter-Sänger-Bund hat mit seinen Unternehmungen einen Weg gewiesen, der unbedingt zu dem Ziele sühren muß, die Musik dem Volke unentbehrlich zu machen und dem Volke zu zeigen, daß große Musik nicht unversländlich zu sein braucht, sondern daß sie In der Seele des Volkes wurzelt. Der neunte Bezirk der Berliner Gruppe des Deutschen Arbeiter-Sänger-Bundcs feierte im großen Saal der „Neuen Welt" das Weihnachtsfest durch weltliche Gssangsvortröge. Alle hatten sich eingefunden: die Rudower , die Neuköllner, die Ge- songsgemeinschaft Rosebery d'Arouto, der Freie Männerchor Berlin , der Friedrich Hegar -Chor. Zuerst ließ sich jeder Chor mst drei oder vier Vorträgen allein hören, zum Schluß vereinigte Bezirkschor- meister Rohrbach dann alle zum Massenchor, der Uthmanns„Ich warte dein" eindrucksvoll zum Vortrag brachte. Der überfüllte Saal zeigte wieder, ein wie großes Jnteresi« das Publikum an dieser all- jährlick>en VeransUlstrng nimmt. Fast überall sah man die ganze Familie beieinander sigen,»der, wenn sie nicht sehr frühzeitig er- schienen war, beieinander stehe» mit bewundernswerter Geduld und Andacht die drei Stunden hindurch, die die Morgenfeier dauerte. Und gar manchem mag der frahgemute Gesang als sein schönstes Weihnachtsgeschenk erschienen sein. Lun» reNg Sser Sozialisten. Ortsacupp« Ileukölln Sbeutc abend 7 Ubr WeihriochtSseicr in der Neuen Welt, Haienficide. Lichlbildvoriiihruna. Festansprache: Genosse Pfarrer Francke.«ussührung eines pazisiilischen Kindcr- ItückeS. Eintritt sür Erwachsene 60 Ps.. Kinder Z0 Pf. tHrbcitSIoic oegen Ausweis frei. Alle Genossen werden„ebeten, diese Deranstoltung zu besuchen. Zwei Lawinenkatastrophen. Vier Todesopfer. Am Wcihnachtsfeiertoge ereigneten sich im Zugspitzengebiet zwei Lawinenkatastrophen, die vier Todesopfer forderten. Der Draht meldet folgende Einzelheiten: Trotz ungünstigster Witterung hatte eine Skifahrer-Eeseuschaft den Aujstieg zum Zugspitzgipfel unternommen. Sie wählt« den Weg über den Schneeserner, der zwischen Knorr-Hütte und dem Ginfel liegt und dessen Passieren im Sommer sür Bergsteiger ungelührstch ist. Auch im Winter besteht an dieser Stelle bei normale» Schnee- und Witierungsverhältnissen keine Lawinengefahr. Hier befindet sich auch die Skihütte des München « Turn- und Sportvereins von 1869, zu der jene Portie aufstieg, die insgesamt aus neun Skijahrern bestand. Einie hundert Meter hinter der Knorr-Hütte wurde die Expedition bei Schneetreiben und Sturm plötzlich von einer Lawine überrascht. Di« zu Tal donnernden gewaltigen Schneeinajsen erfaßten die neun Skifahrer, die bei der Schnelligkeit des Lawinensturzes keine Zeit mehr zur Rettung fanden, rissen sie mit sich und ver» schütteten sie. Sechs von ihnen gelang es, sich mehr oder minder verletzt aus den Schneemassen herauszuarbeiten und lich mühselig zur Knorr-Hütte zurückzuschleppcn. wo sie völlig erschöpft eintraten. Die Nachforschungen nach den Leichen�der drei Toten wurden soso:l aus- genommen und trotz der großen Schwierigkeiten und des anhaltenden ichleäiten Wetters fortgesetzt. Das zweite Unglück ereignete sich am selben Tage an der 2599 Meter hohen, zum Zugspitz- Massiv gehörenden A l p s p i tz e, wo ebenfalls zwei junge Münchener Skifahrer von einer Lawine überrascht wurden. Der eine von ihnen konnte sich nach dreistündigen Anstrengungen selbst aus dem Schnee herausarbeiten und aus der zirka-wei Stunden entfernt gelegenen Kreuzeck-Hütte Hilfe herbeiholen. Der Rcttungs- expedition gelang es nach mehrstündiger mühevoller Arbeit, den zweiten Sklfahrer, den 25 Jahre alten Angestellten Obcrcdcr aus München , als Leiche zu bergen. Hockiwasser am Rhein . Köln , 28. Dezember.(Mtb.) Das mittlere Rhein - und Mosel- ebiet war während der Feiertag« vrn schweren Stürmen eimgesucht, die im Moseltal von Gewittern und Hagel- f ch l o g begleitet waren. Vielfach wurden dadurch große Schäden verursacht. In Ehrang bei Trier deckte der Sturm das Dach einer Fabrik ab. Auf der Eifelstrecke Koblenz— Mayen wurden auf einer größeren Strecke die Telegraphen- und Fernsprechleiiungcn umgelegt, so daß sie vorübergehend den Eisenbahnverkehr sperrten. Gleichzeitig mit dem Sturm setzte Tauwetter ein, so daß Rhein , Masel und ihre Zuflüsse Hochwasser führten. Der Wasserstand beider Ströme stieg im Lause der Feiertage um einen Meter. Da die Schneeschmelze in den Bvgcsen, im Schworzwald. in der Eifel und im Hochwold andauert, ist die Ueberschwemmungs- gefahr besonders in den niederen Moseltalgebieten außerordentlich groß. Koblenz , 28. Dezember. Der H o ch w a s s e r d i e n st wurde heute eröffnet. Während der Rhein bei Hüningen feit gestern um 2 Zentimeter gesollen ist, ist er bei Kehl um 53, bei Maxau um SS, bei Koblenz um 7 Zentimeter gestiegen. Die Nahe steigt bei Kreuznach um 1,49 Meter, die Mosel bei Trier um 1,44 Meter: letztere steigt noch weiter stündlich um 19 Zentimeter.
Todessturz deutscher Artisten in Vrastel. Im Zirkus Royal zu Brüssel sind die beiden deutschen Akrobat«, Georg Lencke und H a n s D e n t u h n bei der Vorführung der„I o d e s b r ü ck e" aus großer Höhe herabgestürzt. Lencke hat das Bewußtsein noch nicht wiedererlangt: sein Zustand ist sehr ernst. Denkuh» trug Knochenbrüche an beiden Beinen davon.
Groß-öerlmer parteinachrichten. 19.«ezirk Pank»« Ronto«. den 21 D-zemder,«>/> Uhr, Rathau», gimuier 17: Erattianssttzuna mU BUrgerdepuIi-rlrn 18. Abt. M-mtaa. den M.D-zember.>/�8 Uhr. bei Miillcr. Ulerstr IZ. W>4h»-cht«u»- terdallunasabend mit Rezitationen Aemiitliche» Deilammeniein. Unsere Genossen sowie GM«« lind herzlich w'lllommen. Frohe Siimmung ist mitzubringen. 88. Abi SchSnederg. Heute, Montag, abend» 7 Uhr: Gesellige« Beisammensein. anschließend Tanz, in der MenzeiNause, Friedenau ,«ranach- Gel« Menzelstraße