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den Grundzügen ihr Programm zu verwirklichen, dann hätten faum| sie noch in einigen Großstädten eine gewiffe Sonderstellung der viele von uns eine lange Zeitspanne genannt. cum einer Arbeiterschaft. Aber ausschlaggebend für ihre Politik sind diese hätte von Jahrzehnten gesprochen. Hätte man uns fün Jahre Neigungen nicht mehr. Die Rentabilität und Wirt­gegeben, dann hätten wir das für einen außerordentlich langen schaftlichkeit der Industrie ist für sie naturgemäß Zeitraum und für vollkommen ausreichend gehalten. Aber, Ge wichtiger als die besonderen Klasseninteressen der nossen, es ist nicht mehr lange bis zum ersten Jahrzehnt unserer Arbeiterschaft, die ohne Streifrecht, ohne Bersammlungs- und Revolution und die Dinge haben sich so entwickelt, daß wir von der Preßfreiheit nur noch Objekt der bolschewistischen Gesetz Geschichte mindestens noch ein Jahrzehnt fordern müffen. Ich will gebungs- und Verwaltungspraris geworden ist. Mit Ent­damit nicht sagen, daß im Laufe des nächsten Jahrzehnts in den fetzen lehnen sie die Forderung nach stärferem Zustrom von anderen Ländern Revolutionen nicht ausbrechen werden ficher Arbeitern in die Kommunistische Partei   ab. Das wäre- wird das der Fall sein. Aber bei der geschichtlichen Erfahrung, über so versichern sie selber das Ende! die wir jetzt verfügen, daß nur, um unser Programm in den Grund­zügen zu verwirklichen, wir noch ein Jahrzehnt der proletarischen Diktatur gebrauchen. Wir müssen uns darüber klar sein, daß cin gutes Jahrzehnt proletarischer Diktatur unbedingt notwendig ist, um nur die Grundrisse unseres Programms durchzuführen."

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Das hat also felbft Sinowjem im Jahre 1925 endlich begriffen. In Wirklichkeit rechnet er nicht mit einem weiteren Jahrzehnt, rechnet er bereits mit weiteren Jahr zehnten. Die Evolution tritt das Erbe der Revo= lution an. An die Stelle der rohen Gewalt tritt auch in Rußland   der Kampf um die Leistung, um den Fort schritt, um die Entwidlung. Sinomjem formuliert

das selber:

Kein Zweifel, daß von Jahr zu Jahr die Formen der proletarischen Diktatur sich ändern werden, daß sie verbessert und irgendwie gemildert werden. Kein Zweifel, daß, wenn wir das nicht begreifen würden, wir feine wahren Jünger Lenins   wären. Bir müssen verstehen, daß wir jetzt in die Berio de des Aufbaues eingetreten sind, daß wir unter Verhältnissen arbeiten, die sich in vielen Beziehungen radikal von den früheren unterscheiden. Auch die Formen der Diftatur müssen

sich ändern."

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Benn schon Sinowjem, der Sprecher der Opposition diese menschemistische Binsenwahrheit endlich begriffen hat, so haben die offiziellen Führer der Partei das erst recht ver­standen. Sie sind als Inhaber der Staatsgewalt aus gesprochene Staatsmänner" geworden, fie treiben ftaatsmännische Politik" und sind entschloffen, aus der geschichtlichen Entwicklung alle die Konsequenzen zu ziehen, die für sie notwendig sind, um an der Macht zu bleiben. Der Aufbau des Sozialismus ist ihnen heute nicht mehr das Pro­blem der Bernichtung der Bourgeoisie", sondern ist ihnen heute das Problem der Industrialisierung ihres Lan­des unter ftaatlicher Führung. Ihr ganzes Interesse fonzen­triert sich auf die Entwicklung der Staatsindustrie und auf die Vermeidung eines Konflikts mit der wirtschaftlich er­startenden Bauernschaft. Bucharins geflügeltes Wort von der letzten Parteikonferenz an die Adresse der russischen Bauern: Bereicherte u ch", ist das offene Angebot an das russische Dorf, wonach die Kommunistische Partei   in Rußland   auf die wilden und primitiven Formen des Klassentampjes, so wie sie ihn früher verstand, auch im Dorf verzichten will. Die Schwierigkeiten bei der Realisierung der diesjährigen Ernte haben den russischen Machthabern von neuem ins Bewußtsein gebracht, daß mit dem Revolver allein und mit der Licheta Wirtschaftsprobleme nicht gelöst werden können. Sie beschreiten deswegen unter formeller Aufrechterhaltung der bolfchemistischen Ideologie entschlossen den Weg sta a t- licher Reformarbeit. Sie rechnen damit, daß diefe Reformarbeit Jahrzehnte nicht nur dauern tann, son­dern dauern muß. Sie erkaufen bewußt und unbewußt die politische und wirtschaftliche Unterstützung des bolfchemistischen Regimes durch die nicht proletarischen Schichten das durch, daß sie eine ausgesprochen bürgerlich fapita­liftische Politit im Innerni und nationalistisch imperialistische Politik nach außen hin be­treiben. Ihre fubjektive Borstellungsmelt, ihre Her funft und die geschichtliche Entwicklung ihrer Partei veranlassen fie bis zu einem gewiffen Grade, bestimmte Sondervorteile dem Moskauer und Petro­grader Proletariat zukommen zu lassen. Allenfalls unterstüßen

Menschenschmuggel nach   USA.

Gegenwärtig find es in den Vereinigten Staaten zwei Ber­bote, welche am meisten umfämpft und überschritten werden. Es ist erstens das Altoholverbet, das die beste Einnahmequelle bildet für die Beamten, die mit feiner Durchführung betraut find und das gewiß nicht bis ans Ende aller Tage bestehen wird, und ferner das Einwanderungsverbot, das dunklen Elementen ebenfalls hohe Erwerbsmöglichkeiten bietet.

Ueber das Prohibitionsgesetz schreiben, hieße Eulen nach Athen Ueber das Prohibitionsgesetz schreiben, hieße Eulen nach Athen tragen. Dieses Gesetz und seine Auswirkungen sind hinlänglich be­fannt. Doch was das Zuzugsverbot betrifft, so lassen sich darüber

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Auf dieser Grundlage wächst die neue Disfuffion mit ge schichtlicher Notwendigkeit zu einer Diskussion über das Schicksal der russischen Revolution über­haupt. Es wäre verkehrt, hier nur mit Begriffen wie rechts" und" links" zu operieren. Gewiß stehen die offiziellen Parteiführer nach der üblichen Terminologie tech ts". Gegenüber der naiven Demagogie, mit der die linken An­hänger Sinowjems arbeiten, haben sie für sich die unbestreit­bare Tatsache der größeren politischen Einsicht und des Zwanges der Tatsachen, der stärker ist, als alle frommen Wünsche. Aber sie stehen auch in vieler Beziehung als Partei der Industrieta pitäne, der tapita listischen Staatsgemalt und mit der Kriegs­gefahr spielender Abenteurer soweit rechts, daß eine proletarische Opposition gegen fie unvermeidlich wird. Auf der anderen Seite drängen in dem Verlangen nach Disfuffionsfreiheit, nach stärkerer Anteilnahme der Arbeiter­schaft an der Staatsgewalt alle die Strömungen nach, die in allen Schichten der Bevölkerung eine oderung der Diktatur und eine Entwicklung zur Demokratie verlangen Die brutale Härte der Parteidiftatur war möglich gegenüber einem vollständig erschöpften, durch Krieg und Die Erstarkung der Wirtschaft erhöht nach Sinomjems Aus Bürgerkriege an den Rand des Abgrunds gebrachtem Volke. spruch die Aktivität der ganzen Bevölkerung und macht den Druck gegen die starren Fesseln der Diktatur jo start, daß die Bolschewiti ihm werden nachgeben müssen. Auch so das wird nur etappenweise geschehen. Aber es wird geschehen.  

Moskau, 29. Dezember  .( Meldung der Sowjet- Telegraphen­Agentur.) Der kommunistische Parteitag erteilte nach Entgegen­nahmes eines Berichtes Ginowjems mit 516 Stimmen bei 94 Ent­haltungen im allgemeinen die Tätigkeit der Vertretung der russischen Kommunistischen Partei im Vollzugsausschuß der Kommunistischen Internationale seine Zustimmung. Er stellte in einer Ent­schließung fest, daß die Delegation der russischen   Kommunistischen Partei geholfen habe, die innerhalb der   kommunistischen Parteien infolge der teilweisen Stabilisation des Kapitalismus im Westen aufgetretenen Gegensäge zu überwinden. Der Parteitag beauftragte die Delegation, fünftighin den Kampf gegen rechte wie auch ultralinke Abweichungen von der richtigen   marxistischen Linie ultralinke Abweichungen von der richtigen marristischen Linie fortzusetzen und mit allen Mitteln die Wiederherstellung der internationalen Gemertschaftseinheit zu fördern. Ferner nahm der Parteitag mit allen gegen 36 Stimmen einen an die Leningrader Parteiorganisation gerichteten Aufruf an, in dem er darauf hnweist, daß die Leningrader Dele­gation dadurch, daß sie gegen die Vertrauensfundgebung für das 3entralfomitee stimmte und einen Korreferenten gegen den Bericht des Zentralkomitees aufstellte, den Beschluß der Leningrader Barteikonferenz umgestoßen habe, der dem Komitee volles Bertrauen ausgesprochen und die Leningrader Delegation in diesem Sinne be­auftragt hatte. Der Aufruf bringt die feste Ueberzeugung zum Ausdruck, daß die Leningrader Organisation einmütig eine derartige Handlungsweise verurteilen werde, die die Geschlossenheit der Partei schädige. Den ausführlichen Informationsbericht über die internationale Lage erstattete Ischitscherin, dem der Parteitag eine stürmische Huldigung bereitete.

Nachtfihung der Parifer Kammer. Die um Uhr Montag abend begonnene Nachtfigung der Rammer, in deren Verlauf die noch verbleibenden Titel des Ausgabenbudgets für 1926 erledigt werden sollen, war heute um 9% Uhr vormittags noch nicht beendet.

werden dort von dem Ring der Schmuggler in Empfang genommen. Andere fahren als angebliche Matrosen mit. An der merikanischen Grenze ist die Beförderung durch Aeroplane in das Innere des Landes sehr im Schwange.

Sozialdemokrat Holstein.

Nun ist's heraus.

Sie schweigen noch immer! Holstein, Baron, Geheimrat, Spekulant, hat für die deutschnationale Presse nicht gelebt. Sie hat ihn aus der Geschichte gestrichen. Fall Holstein? Holstein? Nicht bekannt, wer war denn das? Hat es den überhaupt gegeben?

Für die gewöhnliche deutschnationale Presse hat es ihn überhaupt nicht gegeben. Ihr Gedächtnis hat ein Loch be= Nachrichten". Die kennen ihren Holstein, den Mann tommen. Nicht so das Bismard- Blatt, die Samburger mit den Hyänenaugen", Bismards Spion, der in einem roten Sofa verkrochen die Gespräche seines Chefs von Arnim be­lauschte. Sie fennen ihn besser als jeder andere, und nun fagen sie uns, wer Holstein eigentlich war. Jetzt wird der tieffte Grund des Holsteinschen Wesens aufgezeigt.

Warum er intrigierte. Warum er die deutsche aus wärtige Politik verhunzt hat. Warum er Einfluß auf Wilhelm II  . und feine Clique hatte. Warum er ein Schuft, ein forruptes Subjekt war. Nun ist es heraus. Holstein Sozialdemokrat. war:--­

Weil er Sozialdemokrat war, hat er Bismard gestürzt. So liest man in den Hamburger Nachrichten":

Und wie der Mann mit den Hyänenaugen im Finstern an

Bismards Entlassung mitgewirkt hat, ist schon vor dreißig Jahren ruchbar geworden. Wer aber waren doch die Herrschaften, jauchzten, dem Reichsgründer in den letzten acht Jahren seines denen Bismarcks Entlassung so sehr gelegen fam, die damals auf­eine feiner größten Taten, die entschlossene Redigierung der Emser Lebens Schmähungen über Schmähungen nachsandten, ihm sogar Depesche in gemeinster Absicht als Fälschung" anhängen wollten? blätter, die heute mit den Börsenspekulationen ihres Freun Gerade die Demofraten- und Sozialdemokraten= des, des Barons v. Holstein frebsen gehen! Nein, der Geheimrat Holstein gehört ganz und gar den Demokraten und den Sozialdemokraten; Borwärts" und Asphaltdemokraten, die von seinen politischen Ränten damals Nutzen gezogen haben, mögen ihn jetzt auch als Börsenspekulanten als den ihren behalten und konservieren. Denn solche Leute waren es, die einst das deutsche Bolt seines Bismards be­raubten!"

Die Sozialdemokraten sind schuld! Sie haben Bismards Sturz gewünscht, Holstein hat ihn herbeigeführt- also war Holstein Sozialdemokrat. Aber Wilhelm   II. hat Bismarc entlassen also war Wilhelm auch Sozialdemokrat? Nun erst wird alles klar: Wilhelm war Sozialdemokrat, seine ganze Regierung war eine einzige sozialdemokratische Schweinerei, und deshalb haben wir den Krieg verloren. Die Sozialdemo­fratie ist schuld, und der Dolch stoß gegen die deutsche Front wurde schon vor 35 Jahren geführt: vom Sozialdemo= traten Holstein und vom Sozialdemokraten Wilhelm   II.

Oberst Kaupisch tritt zurück. Wechsel im Kommando der   Berliner Schuhpolizei. Der bisherige Kommandeur der   Schutzpolizei in   Berlin, Polizei­oberst Kaupisch, beabsichtigt, wie wir erfahren, sein Abschiedsgesuch einzureichen, weil er sich fancheitlich den Anforderungen des Amtes nicht mehr gewachsen fühlt.

Seit fünf Jahren stand Raupisch an der Spiße der   Berliner Schuhpolizei. 3meifellos haben die vielen Widerstände innerhalb eines Teiles der höheren Beamtenschaft die Aufgabe außerordentlich erschwert, die Schußpolizei zu einem ebenso beweglichen und schlag­fräftigen und zuverlässigen Instrument der Republif zu machen. und guter Wille nachgerühmt. Dem scheidenden Oberst Kaupisch wird persönliche Liebenswürdigkeit

Ueber den Nachfolger Kaupischs find endgültige Bestimmungen noch nicht getroffen worden.

Der Hardörfer- Chor- Nürnberg zeigte sich am Sonntag in der Garnisontirche als ein Chorverein, ber mit gründlicher Durch bildung und feinem Verständnis alte und neue Meister zu Gehör zu bringen vermag. Man weiß nicht, was bei diesem von Anton selbst in den höchsten Stärkegraden immer schmiegfame Klang( auf Hardörfer geführten Körper bas Stärkste ist; der durchgeistigte, fallend ist die außerordentlich weiche Behandlung der Zischlaute) verschiedenen Stilperioden 3wang antuende stilistische Einstellung. oder die überall temperamentvolle und doch feinem Meister der Man hörte Tonfäße aus der Frühzeit polyphoner Chorkunst: Dufay, Josquin de Brès und Antoine de   Fevin, neuere Schöpfer: Reger und Kaminski und Sähe des 16. und 17. Jahrhunderts: A. Scar­  latti, Lechner, Haßler, Aichinger und Giov.   Gabrieli, fürwahr ein Programm, das an geistiges und technisches Umstellungsvermögen Meister bei einer so hohen Art von Chorkultur dargebracht zu hören.

Tatsachen enthüllen, welche die Welt in Erstaunen versehen werden. amerikanischem Gebiete, abgesetzt und irgendwo in einem gottver: gewaltige Anforderungen stellt. Es war für den Kenner alter und

New York World" schäßt die Zahl der über die Grenze der  USA. Geschmuggelten vom Beginn bis zum Ablauf dieses Jahres auf 125 000 bis 150 000 Menschen. Der Arbeitsminister Davis gibt die Zahl der täglich an der tanadischen Grenze oder von   Havanna her ins Land Geschmuggelten mit 1000 an.

So wie fich aus dem Schmuggel mit geistigen Getränken ein regelrechter Erwerbszweig gebildet hat, so ist es auch mit dem über die Grenze Befördern von Zuwanderern. Das Geschäft ist höchst einträglich. Denn wer aus irgend einem Grunde ohne behördliche Erlaubnis ins Land will, muß seinen Paschern" gut bezahlen. Die ,, Gebühr beträgt zwischen 500 bis 2500 Dollar für eine Berson. Die an diesem Erwerbe interessierten Menschen sehen sich aus den verschiebensten Berufstlaffen zusammen. Busineß eint sie. Unter ihnen befinden sich Staatsbeamte, welche hohes Entgelt dafür nehmen, Schiffstapitäne, Seeleute, deren Rifito übrigens nicht ein­mal so groß ist, wie das der Schmuggler von geistigen Getränken. Denn diese müssen erft abgefeßt und in Sicherheit geschafft werden, während die geschmuggelten Einwanderer sich, sobald sie das Land ihrer Sehnsucht betreten haben, um sich selbst bekümmern.

Die meisten Menschen, welche ohne behördliche Erlaubnis an­tommen und aufs Geschmuggeltwerden angewiesen sind, sind  Italiener, Griechen, Armenier, Russen und   Polen. Seltener find es   Ungarn, Portugiefen, Spanier und Tschechen. Schließlich find es viele Asiaten, denen der Zuzug unter allen Umständen ver boten ist.

Die Grenzschmuggler bilden Ringe, Organisationen, sie haben ihre Führer, welche das ganze Geschäft leiten, Helfer und Helfers helfer, die selbst vor einem Morde nicht zurückschreden, wenn es um hohen Profit geht. Das Hauptquartier dieser Pascher ist   Kuba. In   Havanna marien ständig 30 000 bis 50 000 Menschen auf die heimliche Beförderung nach   USA., was allein schon ein ungeheures Einkommen ergibt. Dies gilt nicht nur für die Stadt, die von diesen Menschen lebt, sondern hauptsächlich für die, die sie in das ersehnte

Land bringen. Aehnlich verhält es sich mit anderen Städten.

Gine große Anzahl dieser Einwanderer fahren nurt auf Damp­fern als blinde Baffagiere in   amerikanische Hafenpläge ein und

Benn es möglich wäre, die Tragödie der Menschen, die auf folche Beise nach den Bereinigten Staaten gelangen, ständig zu verfolgen, würde man oft tiefftes Mitleid mit ihnen empfinden. Die Menschenschmuggler sind oft schlimmer als die Sklavenhändler des Altertums. Sie fümmern sich, sobald sie den Kunden" im Lande ab­gesetzt haben, nur noch um Auszahlung ihrer Provision, die meist das ganze Vermögen, das zur Bründung der neuen Existenz sauer gesparte oder gar geliehene Geld, ist. Nicht selten wurden die Opfer auch außerhalb der Grenze, in dem Glauben, fie wären bereits auf laffenen Nest   Floridas, aller Mittel bar, vom Führer zurückgelaffen. Die Grenzpolizei findet dann an der Landesgrenze die Leichen solcher Betrogenen, denen in ihrer Verzweiflung nichts anderes übrig blieb als der Selbstmord. Es kommt auch des öfteren vor, daß die ihnen angeblich mit Mühe und für den letzten Pfennig verschafft Schmuggler den Leuten ungültige Grenzüberschreitungen, die sie haben, aushändigen und sie dann ihrem Schidsal überlassen. Auch Fälle, wo der Geschmuggelte sich der Hergabe seines letzten Geldes widersetzte und dafür vom Schmuggler erbarmungslos in einer menschenleeren Gegend umgebracht wurde, find nichts Seltenes.

( Aus Pravo Lidu" überfekt von A. 2.)

Eine Medaille für einen Unheilstifter. Um die zweifelhafte Ehre, das erste Kaninchen nach   Australien gebracht zu haben, ist jetzt ein Streit entbrannt. Während man bisher für den Urheber dieser Tat, John R. Collison hielt, ist nun ein Mister Thatcher aufgetreten, der die den größten Schädling unter der australischen Tierwelt einführte, behauptet, jein Vater sei allein für die Einführung des Kaninchens, die   Australien Millionen von Pfund foftet, verantwortlich. Der ältere Mister   Thatcher war   Seemann, der als Agent der englischen Aftlimatisationsgesellschaft von England nach   Australien fuhr und alle möglichen Tiere nach dem Lande brachte, die dort nicht ein­geboren waren. Um 1863 waren einige jagdlustige Bewohner von Bictoria des heimischen Wildes überdrüssig geworden und wünschten eine neue Jagdbeute. Da sie sich erinnerten, daß das Schießen von Kaninchen in England ein beliebter Sport war, so wandten sie sich an die Gesellschaft mit der Bitte, Kaninchen einzuführen.   Thatcher erhielt den Auftrag, und dreimal versuchte er vergebens, die Tiere lebendig bis nach   Australien zu bringen. Erst bei der vierten Fahrt langte er auf dem Segelschiff Relief" glüdlich mit lebenden Kaninchen in   Melbourne an. Unterdessen hatten aber die Jäger ihren Gedanken bereits aufgegeben, und so ließ   Thatcher die Kaninchen im Busch frei, womit er den Anlaß zu der größten Plage gab, die jemals einen Kontinent durchleucht hat. Für seine Ver­dienste" erhielt er eine Bronzemedaille von den dankbaren Ein­wohnern von   Victoria. Auf dieser Medaille, deren Zeichnung von dem großen Liermaler Landseer entworfen wurde, ist neben anderen Tieren auch das landverwüstende Kaninchen dargestellt.

G. G.

Die schwebende Jungfrau. Das Theater in der Kloster literarischen Ehrgeiz haben die beiden Autoren Franz   Arnold und ftrae hat sich nun der heiteren Muse zugewandt und den Schwant Die schwebende Jungfrau" aufs Programm gesetzt. Ohne jeden Ernst   Bach es verstanden, ein heiteres, verwideltes Stück zu fabri zieren, das vom Bublifum gern belacht und beflatscht wurde. Die Aufführung war nicht schlecht, Martha Maria Nemes, Maria Neukirchen, Hertha Wolff, Elisabeth Bechtel, Walter Strom, immerhin erträgliche Vertreter ihrer Rollen, Erich  Möller allerdings der typische Provinzliebhaber. Tes.

Der Schulbefuch in Sowjetrußland. Nach statistischen Angaben, die das ruffische Boltstommiffariat für Unterrichtswesen veröffent licht, beträgt in   Rußland die Zahl der Kinder, die Schulen besuchen, acht Millionen. Davon entfallen sechs Millionen auf die Volks. Schulpflichtigen Kinder in   Rußland die Schulen besuchen. Die Mittel schulen. Diese Zahlen bedeuten, daß im ganzen nur 59 Proz. aller schulen zählen etwa eine Million, die technischen Schulen mit Mittel­Schulcharatter etwa vierhunderttausend Schüler, die Hochschulen etwa hundertfiebzigtausend Hörer.

Der Historienmaler Prof. Ludwig Keller ist, 60 Jahre alt, in   Düsseldorf gestorben.

Die für den 30. Dezember angefehte Geftaufführung von Lysistrata" in den Kammerspielen des Deutschen Theaters muß wegen Erkrankung der Frau Edersberg auf ben 31. Dezember verschoben werden. Die für ber 30. Dezember gelösten Karten behalten ihre Gültigkeit für die Vorstellung am 2. Januar 1926 oder werden an der Kasse gegen Erstattung des dafür gezahlten Betrages zurückgenommen.

Weinberg" von Carl Budmaher im Theater am Schiffbauerhamm, von Am Sylvester- bend beginnen die Vorstellungen von Der fröhliche Regen" im Theater Surfürstendamm und vom Ruffifchen Ballett, Diagbilem im   Deutschen Künstlertbeater und vom Gastspiel des Blauen Vogel" im uitspielhaus bereits um 7 Uhr, die Vorstellung von Kolportage" ir Wallner- Theater um 8 Uhr.

Dietzenschmidts Volfstomödie Vom lieben Auguftin", die nächste Premiere der Boltsbühne, ist in Buchform bet Desterheld& Co.,   Berlin B. 15, erschienen.