darf man keinen Besuch machen, ohne Tsamba", d. i. geröstete| Gerste, und gebutterten Tee mit sich zu führen. Sobald man in das Haus derjenigen, denen man ein glückliches Neujahr wünschen mill, eingetreten ist, wirft man sich erst dreimal vor dem feierlich geIchmückten und beleuchteten Hausaltar, auf dem der Familienbuddha thront, nieder, verbrennt dann einige Blätter vom Zedernbaume in einer großen fupfernen Pfanne, bietet den Anwesenden einen Schöpf= löffel voll Tee an und reicht zugleich die Platte hin, von der jeder ein Stück Tsamba nimmt. Die Besucher des Hauses erzeigen dem Besucher dieselbe Höflichkeit.
Indes fehlen auch lärmende Belustigungen, Gesänge und Tänze, nicht. Gruppen von Kindern mit zahlreichen Schellen an ihrer grünen Kleidung durchlaufen die Straßen und gehen, von Haus zu Haus, um Lieder zu singen, denen es nicht an gewissen poetischen Reizen fehlt. Der gewöhnlich sanfte und melancholische Gesang ist von raschen, feurigen Refrains unterbrochen. Während der Vers gesungen wird, bezeichnen diese kleinen Sänger fortwährend den Taft damit, daß fie ihrem Körper eine langsame, den Schwingungen eines Bendels ähnliche Bewegung geben. Wenn aber der Refrain fommt, stampfen sie den Takt fraftvoll mit den Füßen. Der Lärm der Glöckchen und der eisenbeschlagenen Schuhe gibt eine Art roher Begleitung, die, besonders aus einiger Ferne vernommen, nicht ohne anmutigen Reiz ist. Diesen jungen Dilettanten gibt man nach Beendigung ihres Konzerts in Nußöl geschmorte Kuchen und einige fleine Kugeln von Butter.
Auf den Hauptplätzen und vor den öffentlichen Gebäuden trifft man vom Morgen bis zum Abend Scharen von Schauspielern und Gauklern, die das Volk durch ihre Darstellungen unterhalten. Die Tibetaner haben nicht, wie die Chinesen, ein Repertoire von Theater: ftücken, ihre Schauspieler sind alle miteinander und fortdauernd auf der Szene, bald singend und tanzend, bald mit Darstellungen beschäftigt, die Kraft und Gewandtheit erfordern. Der Tanz ist diejenige Darstellung, in der sie sich am meisten auszeichnen, denn sie walzen und springen mit einer wahrhaft staunenswerten Behendigfeit. Das Kostüm besteht aus einer Faltenmüße mit langen Fasanenfedern, einer schwarzen Maske mit einem unmäßig langen, meißen Bart, weiten, weißen Beinkleidern und einem grünen Rock, der bis auf die Knie herabfällt und um die Hüfte durch einen gelben Gürtel zusammengehalten wird. An diesem Rocke hängen in gewissen Entfernungen voneinander lange Schnüre mit großen Flocken weißer Wolle am Ende. Wenn der Schauspieler sich im Tafte neigt, sp begleiten diese Troddeln alle Bewegungen seines Körpers, und wenn er sich dreht, richten sie sich horizontal aufwärts, bilden ein Rad um ihn und scheinen gewissermaßen die Schnelligkeit seiner Bewegungen zu beschleunigen.
Außerdem fieht man zur Verherrlichung des Neujahrfestes in Lhassa auch den sogenannten Geiffertanz. Ein langer Strid, der aus fest zusammengeflochtenen Lederriemen besteht, wird auf dem Gipfel des Buddha- la befestigt und reicht herab bis zum Fuße dieses Berges. Die ,, tanzenden Geister" gehen und kommen auf diesem Seil mit vieler Gewandtheit, die sich vielleicht nur mit der der Affen und Kazen vergleichen läßt. Manchmal, wenn sie am Gipfel angefommen sind, strecken sie die Arme aus, wie wenn fie fich zum Schwimmen ins Wasser werfen mollten, um sich gleich darauf pfeilgeschwind an dem Seile herabgleiten zu lassen, ein eigenartiges Bild, an das ich noch heute denken muß, wenn ich mir diese tibetanischen Neujahrsfeiltänzer vergegenwärtige.
Neujahr in der französischen Revolution.
Die franzöfifche Revolution fußte naturgemäß auch in ihrer Stellungnahme zu den christlichen Festen auf dem Prinzip der zum höchsten Wesen" erhobenen Vernunft. Sie hat ja auch den Kalender reformiert. Das„ Neujahr" der neuen Zeitrechnung mar der 22. September, der Tag, an dem im Jahre 1792 die Republik erstand. Das Jahr war in die vier Jahreszeiten und diese wieder in je drei Monate zu je 30 Tagen( 3 Defaden) eingeteilt. Die Be nennung der Monate nach den in ihnen vorherrschenden Witterungserscheinungen ist ja allgemein bekannt; doch auch die einzelnen Tage erhielten untere Ausmerzung der alten Kalenderheiligen einen neuen Namen, der in ausgesprochener Beziehung zur Landwirtschaft, also zur Erde, die uns trägt und ernährt, stand. So wurde aus Silvester„ neige"( Schnee) und aus Neujahr" glacon"( Eiszapfen). Man kann sich vorstellen, wie die Kunde von diesen Reformen, die in der Sigung des Nationaltonvents vom 14. Oftober 1793 von Chamette begründet wurden, auf die im Grunde fonservativen deutschen Schöngeister wirken mußte, von denen es damals in hellen salbadernden und schmarozenden Haufen an den Höfen und Hochschulen wimmelte. Selbst ein so vorurteilsfreier Mann wie Wieland hielt den neuen Kalender für würdig eines„ barbarischen Hirtenvolkes auf der untersten Stufe menschlichen Selbstbewußtseins". Im frommen Rheinland , wo die Revolutionsarmee Jourdains diese Neuerungen durch Verordnungen einführte, wäre es wegen des Kalenders und der Abschaffung des Weihnachts- und Neujahrsfestes beinahe zu blutigen Unruhen gekommen.
Trotzdem wurde das christliche Neujahr, während der 22. September höchstens Festsizungen und Erinnerungsreden des Barlaments veranlaßte, auch in der französischen Republif, wenn auch nur heimlich, von einem großen Teil des Volkes, namentlich der tonjer vativen Landbevölkerung, gefeiert. Ein Gesetz hatte alle Kirchenglocken abgeschafft, doch in der Bendee, in der ganzen Bretagne und in vielen Departements des Südens riefen am Morgen des 2. Nivoje die Dorjglocken zur Neujahrsmette, die vom Sicherheitskomitee geächtete Priester zelebrierten. Aus der überreichen Memoirenliteratur jener Zeit haben wir genug Belege dafür, daß selbst in Paris vor den Augen der Gewalthaber das Bürgertum hinter verschlossenen Türen und verhängten Fenstern in der Neujahrsnacht dem alten Brauch des Bleigießens und der Verteilung des„ Bohnenfuchens" gehuldigt hat.
Unter der folgenden Herrschaft des„ Direktoriums" war Reaftionären und Priestern alles das schon wieder erlaubt, was das Kaiserreich Napoleons durch seine innere Gejezgebung und das Konkordat mit dem Papste offiziell fanktioniert hat. Demnach
-
fanden unter ,, Verfassungsbruch" mie mir heute sagen würden selbst bei maßgebenden Persönlichkeiten der republikanischen Regierung an den christlichen Feiertagen große gesellschaftliche Veranstaltungen statt, die unter dem äußeren Anschein mondäner Feste nur mühsam ihren wirklichen Charakter als Wiederaufnahme der norrevolutionären Sitten und Gebräuche verbargen. Mit dem Rensulat gingen dann alle jene weisen Vorsichtsmaßregeln endgültig in die Brüche, mit denen sich die Revolution vor den Anmaßungen und Machtplänen der Emigranten und der Kirche geschützt hatte, und unter dem Kaiserreich, das ja sogar den persönlichen Segen des Papstes erhalten hatte, fonnte die neue Militäraristokratie bei den Hofempfängen am Neujahrstage der Neujahrstag 1809 wurde ja auch der Sterbetag des revolutionären Kalenders einen Bomp entfalten, der einen in dieser Beziehung doch sicherlich mehr als verwöhnten Höfling Ludwigs XIV. hätte vor Neid erblassen lassen H. R. Z.
fönnen.
-
-
-
-
Die Familie Herschel im Fernrohr. Der große Aftronom Friedrich Wilhelm Herschel hatte ein Teleskop verfertigt, das zu seiner Zeit als das größte Fernrohr galt. Dieser Größe und den Kosten, die seine Herstellung erfordert hatten, war jedoch der Nutzen, den es der Wissenschaft bot, nicht angemessen, da die Masse des Instruments das Rohr war nahezu 12 Meter lang, während der Spiegel einen Durchmesser von 122 Bentimefer aufwies günstig waren. Eines Tages aber büßte der riesige Metallspiegel seiner praktischen Verwendung nicht Durch die Einwirtung von Kälte noch dazu seinen Glanz ein und das ganze Instrument wurde unbrauchbar. Der Spiegel wurde denn auch nicht wieder hergestellt und später ins Ausland verkauft. In der Nähe von London , of Herschels Landgut Slough, stand jedoch lange Zeit noch das große Gerüst, mit dessen Hilfe man das Riefenteleskop, das 60 000 Pfund schwer gewesen war, bewegen. imo verstellen tonnte. Es war im Jahre 1830, 17 Sabre nach
Herschels Tod, als sein Sohn, Sir John Herschel , gleichfalls ein be deutender Aftronom, eines Tages auf den Gedanken fam, aus den Bestandteilen des ehemaligen Riesenfernrohrs ein Denkmal für feinen Vater zu errichten. Zu diesem Zwed wurde das lange Rohr aus dem Teleskop herausgenommen und auf drei steinerne Pfähle gelegt, worauf man es mit einem neuen Anstrich versah, Mittler. weile war Neujahr herangekommen und Sir John Herschel beschloß, als er das Riefending liegen sah, das Neujahsfest als„ astronomisches Familienfeft" innerhalb des Rohres, das noch sein Vater gebaut hatte, abzuhalten, zumal da gerade fünfzig Jahre seit der Herstellung des Instruments verflossen waren. Diese seltsame Neujahrsfeier fam denn auch tatsächlich zustande. Mit seiner Frau, seinen sechs Kindern und deren Erzieherin fletterte Herschel in der Neujahrsnacht in das festlich geschmückte Rohr, wo die Kinder ein von ihm verfaßtes Lied zum Ruhm der Astronomie sangen und Herschel in warmen Worten seines Vaters und dessen genialer Schwester und Mitarbeiterin Karoline Herschel gedachte. Diese konnte an der Feier nicht teilnehmen, da sie, einundneunzigjährig, ihren Lebensabend in ihrer Heimatstadt Hannover verbrachte.
Frage an das Schicksal.
?!
Bater Chronos seht ihn auf die Hand fich Und betrachtet ihn besorgten Blids, Seinen Jahrgang Neunzehnjechsundzwanzig: ,, Wird aus diesem Jungen wieder nig? Melancholisch ist er von Gesicht. Doch verlieren wir die Hoffnung nicht! Wenn er auch noch schwächlich und vergrämt ist, Das vergeht im weiteren Verlauf! Alles nehm ich gerne mit in Kauf: Wenn er bloß nicht wieder links gelähmt ift!"
Mit der Neujahrspost nach dem Polarkreis. Um die Neujahrszeit trifft der erfte der beiden Winterpostzüge, die von dem fanadischen Ort Edmonton nach dem Polarmeer aus. gehen, im Polartreis ein und bringt den Siedlern in diesen Wüsten grüße. Die Postfachen werden am 1. Dezember in Edmonton aufvon Eis und Schnee Kunde von der Außenwelt und frohe Neujahrsgegeben und gehen zunächst mit der Bahn bis Waterways , der Endstation der Alberta - Eisenbahn. Von dort wird die Post in Hundeschlitten befördert und hat von Waterways bis nach Aflavik, das 75 Kilometer vom Polarmeer entfernt liegt, gegen 5000 Kilo meter zurückzulegen. Es ist eine harte Arbeit, diese Winterpoft nach dem Polarfreis zu bringen. Für die Schlittenführer verläuft ein Tag wie der andere, so daß jeder Tag seine besonderen Schwierig feiten und Gefahren bringt. Heulende Schnecstürme, riesige Eisbarrieren, tiefe Schneeverwehungen halten ihn auf; aber nichts fann ihn und seine waderen Tiere davon abhalten, immer weiter nach Norden vorzubringen bis ans Ziel. Wenn der kurze Tag vorüber ist und die langen Schatten über die Schneefläche rasch zur Dunkelheit aufwachsen, schlägt er sein Lager auf, bereitet das Mahl für sich und seine Hunde, und mit dem ersten Frührot geht die Reise weiter. Die Hunde find für die große Aufgabe besonders trainiert und erweisen sich als getreue, unermüdliche Gefährten. Zwischen Waterways und Aflavik ist die durchschnittliche Entfernung der einen Station von der anderen etwa 250 Kilometer, eine lange Strecke völliger Einsamkeit, in der es keine menschlichen Wesen gibt und der Tod in vielen Fällen lauert. Bisweilen kommt der Schlitten so langsam vorwärts, daß man das Lager der vorigen Nacht noch sehen fann, wenn man bereits das neue Lager aufschlagen muß, und manchmal kommt der Zug nur einige Meter vorwärts statt Kilometer. Aber Postmann und Hunde kämpfen sich durch, immer vormärts, immer nordwärts, bis endlich die Lichter der nächsten Station fie freundlich grüßen. Die zweite und letzte Winterpoft nach dem Polartreis verläßt Edmonton am 26. Januar.
-
Ein Buch der Tat"
Ueber der Bucht der Weltereignisse, die ganze Menschengeschlechter, Staatsgebäude und Klassen zerschmettern, übersieht man leicht die vielleicht tiefer und nachhaltiger wirkenden fleinen Borgänge im Innern der Gesellschaft, die dabei sind, das soziale und seelische Leben von Grund auf zu ändern. Was würde ein Johann Jacoby , dem die Gründung des fleinsten Arbeitervereins wichtiger schien als die Schlacht von Königgrätz , zu den millionenumspannenden politischen, wirtschaftlichen und Kulturverbänden unserer Tage sagen was erst, wenn er sie ganz verstände, zu der erstaunlichen inneren Umwandlung an Dentart und Empfindung, die sich in zwei Menschenaltern in Hunderttausenden, den Vorboten von Millionen vollzogen hat! Industrialisierung und Großstadtentwicklung find seit Jahrzehnten an der Arbeit, alle Ueberlieferungen zu zerstören, die Menschen in Massen zusammenzuballen und an die Stelle uralter unbewußter organischer Vorgänge immer neu erflügelte mechanische Leistungen zu sehen, zugleich aber sehen mir, wie die Stäubchen dieses Riefenberges beginnen, sich aus den Fugen, in die fie gezwängt wurden, zu lösen und in neuen Berbindungen neues Leben organischer Art zu schaffen. Es würde eine umfaffende Abhandlung erfordern, wollte man alle diese zahllosen Wege, auf denen die Menschheit in Tat und Schrifttum, in Wohnweise, Gefundheitspflege, Spiel und Kunst den Weg zur Natur zurückzufinden fucht, auch nur annähernd verfolgen. Im Gegensatz zu früheren Beiten, in denen der Ruf Burüd zur Natur!" erflang, wirklich daran gearbeitet, diesen Weg größeren Waffen zu er wird heute, durch zahllose einzelne wie durch öffentliche Verbände, schließen, wobei die Vorteile der Technik voll ausgenügt werden fönnen. Bücher wie Roseggers ,, Erdsegen", Geißlers ,, Moordorf" ( das die Entstehung Worpswedes schildert), unseres William Morris Kunde von Nirgendwo" und manche ihrer Art geben so
Zeugnis von einem neuen Geifte, wie er mur durch die schroffe Gegenfäßlichkeit des erwachenden Menschen gegen die Stein- und Menschenwüste"( Wilhelm Liebknecht ) unserer Großstadtkultur entstehen konnte. In ihnen wird, ganz abweichend von den durchaus individualistischen Erziehungsromanen früherer Zeiten, entweder persönliches Leben, das aber eng mit dem der Gesamtheit verwachsen ist und in gewissem Sinne Anspruch auf Allgemeingültigfeit erheben fann, oder gleich Gruppen- und Maffenleben dargestellt: ein Zeugnis der innigen Durchdringung des über die Moderne" hinausstrebenden Menschen mit fozialem Geiſt.
Auch das Buch von Küppers Sonnenberg, das in der Hauptsache ein Einzelerleben wiedergibt, ist aufs innigste verknüpft mit wichtigsten sozialen und innerlichen Fragen unseres ganzen Geschlechts. Was es vor anderen vornehmlich auszeichnet, ist, daß es wirkliches Erleben erzählt, von einem Ernst und einer Tatkraft, die Hochachtung abnötigen.
Küppers ist der Sohn eines wohlhabend gewordenen Schant. wirts im Industriegebiet. Mit dem Vater verbindet ihn der rege, sich durch gute Kenntnisse vertiefende Sinn für Natur. Es trennt ihn die Abneigung vor dem Gewerbe, dessen oft volksverderbende Wirkungen er aus nächster Nähe beobachten lernt. Er fommt in die Wandervogelbewegung, wird Student, Soldat und verliert im Kriege ein Bein. Lauter Alltäglichkeiten. Gar nicht alltäglich aber ist es, wie dieser Einbeinige auf seinen Krüden in die Lüneburger Heide wandert, mit geringen Mitteln Siedlungsland erwirbt und mit seiner jungen Frau und wenig anderer Hilfe erst eine Holzhütte, dann, als sie abbrennt, eine andere( Höhle" sagen die Heide bauern) aus Lehm und Heidekraut baut, der später andere Baulichkeiten gefolgt sind. Daneben wird Wasser gegraben, mit schwerer Mühe eine Gärtnerei im Heideland angelegt und ein Knabe aufgezogen.
Die dürre Inhaltsangabe gibt feinen Begriff von dem reichen, bei aller Schlichtheit bunten Inhalt des Buches, an dem drei Dinge bemerkenswert sind. Erst die Verbindung mit der Natur. Man höre den Gang eines Jahres im Kapitel ,, Urerlebnisse".
Still. Still. Das Schweigen geht durch den Wald.
In langen Zapfen hängt das Eis von den Bäumen herab. Der Schnee fauert auf den Zweigen in didem Flausch wie Kazenpfoten, bereit, sich hinabzustürzen.
Märchenhaft unregsam stehen die Föhrenbüsche da. Der Mond fteht still und rund am hohen Himmel. Die Sterne flimmern. Still. Ging nicht ein filbernes Flüstern soeben durch den Bald? Dringt nicht der verlorene, sehnsüchtige Klang eines Weihnachtsliedes herüber?
Die Natur schläft. Aber die Seele ist wach.
-
In den tiefften Furchen liegt die legte Spur Schnee. Ueber die junge schimmernde Saat streicht der weiche Frühlingswind. Wie ein Dehnen liegt es über den Büschen. Die Knospen schimmern.
Blüten, Duft, Bogelzwitschern und Sonnenschein. Nichts als Jubel!
In den Wiesen duftet das Heu
Die
Schwalben ziehen ihre melodischen Kreise durch den seidigschimmernden Sommerhimmel. Die Luft ist siedend schwer. Heide flimmert und fließt wie ein schwankendes Meer im Licht.
Wehende Flusterhüte. Die rauhen Kehlen der Männer. Richernde Frauenstimmen dazwischen. Neden. Gefreisch. Der alte, ewig junge Wechselreigen des Lebens: Mann und Beib, Sichsuchen und Sichverlieren; Ernst und Spiel. Der Reigen, den auch die Schwalbe droben im Licht aufführt.
Aechzend poltert der Erntewagen über die dröhnenden morschen Bretter der Brüde. Das Wehr rauscht.
-
In gemähten Aderbreiten steht Hude bei Hude . Die Blätter verfärben sich falb. Der Sommer verglüht in den Farben des Herbstes wie die Sonne in den Farben des Abendrots ertrinkt.
Rotbadig brennen die Aepfel in den Bäumen. Knackend fällt die Eichel aufs Dach der Schauer. Herbst.
die Besper des Jahres." Die letzten goldenen Tage des Altweibersommers: der Abend,
-
Innerſten erlebt! Das ist keine Literatur. Das ist Leben: durchlebt und im Darum vermag, wem gleiche Neigungen und Gedankengänge vertraut find, das alles nachzuempfinden, wenigstens zu einem Stüd mitzuerleben.
Zweitens eine tiefbringende philosophische und soziale Dentweise. Die Schäden des Alkohols und des Bodenmonopols, die ganze Entartung des fapitalistischen Zeitalters haben ihn in die Einsamkeit getrieben. Sein ganzes Denfen und Sehnen ist be herrscht vom Verlangen nach Wiedergeburt des ganzen Bolkes. Die soziale Massenbewegung fommt dabei freilich etwas zu kurz. Macht er doch sozialdemokratische Demagogen" mit ihrer Lehre Dom Mehr- Bedürfnisse- Haben! mitverantwortlich für den Alkoholismus in Arbeiterfreisen, während doch die Kulturarbeit der Arbeiterbewegung weitere Schichten erft empfänglich gemacht hat für die Notwendigkeit der Lebensreform neben der sozialen. Und in der schwersten, für den Krüppel kaum zu bewältigenden Körperarbeit verläßt ihn nicht der Drang nach wissenschaftlichem Denken, tiefstem Erfassen der Fragen des Seins, der Aufgaben des Lebens. Schließlich aber eben diese Körperarbeit, dieses Durchhalten mit zufammengebiffenen Zähnen im Zusammenbrechen der Kräfte und auf dem tiefsten Grund der Enttäuschung! Dieser Tatwille und seine Tattraft! Zum Glück haben ihm ehrlich mitschaffende Freunde nicht gefehlt, zum Glück vor allem nicht ein Weib, das seiner wert, ihm an Wollen und leberwinden gleichartig ist. Aber der persönliche Springquell des nicht zu beugenden Willens liegt in ihm, hat von ihm aus die anderen befruchtet!
Nicht, als ob jede Einzelheit dieses Unternehmens in der Heide vorbildlich wäre. Küppers selbst zweifelt an der Zweckmäßigkeit manches Stücks, das er aus astetischer Verbiffenheit ohne fachmännische Hilfe hat durchsetzen müssen, und erkennt die Notwendigfeit des Gemeinschaftlebens. Aber die Tat selbst, als Richtung zum Ziel wie als bewußte Willensbewährung, ist an sich vorbildlich, darf fich fehen laffen neben technisch zweckmäßiger eingerichteten Siedlungsarbeiten.
Ein tapferes Buch. Ein noch tapferes Leben, dem man ehrlich den verdienten Erfolg und noch manche gleichwertige litera. rische Frucht wünschen darf. Simon Rabenstein.
dem Element, aus dem sie ihre Beute holen, unfreiwillige BekanntFische und Vögel. Daß fanatische Angler hin und wieder mit fchaft machen, ist ja nicht weiter tragisch, denn im allgemeinen besteht der Schaden nur in einem durchnäßten Anzug. Ernsthafter verlaufen solche Affären zwischen Fischen und Raubvögeln, die ja, wie man weiß, auch eine gute Fischmahlzeit zu schäzen wissen. Erst fürzlich hat man bei Mühldorf in Bayern einen schweren Hecht teile eines Raubnogels trug. Der Raubvogel muß also von dem aus dem Inn gezogen, der in seinem Rücken die Krallen und SkelettRüden geschlagen hatte, mit in die Tiefe gezogen worden und eraußerordentlich fräftigen Fisch, nachdem er ihm die Krallen in den trunten sein. Solche Fälle sind übrigens nicht übermäßig felten. Sie betreffen hauptsächlich den schwarzen Milan, den Fisch- und Seeadler. Die weitaus meisten Fälle sind naturgemäß bei Fischadlern fonstatiert, deren Jagdgebiet Binnengewässer sind. Ein norddeutſcher Fischzüchter will einen Kampf zwischen Fischadler und Karpfen beobachtet haben. Er stand, wie er sagte, auf einem Damm inmitten der von ihm bewirtschafteten Teiche und bemerkte einen starken Raubvogel, der hoch über den Teichen seine Kreise zog. Plötzlich stieß der Bogel wie ein Blitz auf einen der Teiche nieder und hatte einen der schwersten, mehr als 20pfündigen Zuchtfarpfen geschlagen. Es gelang dem Adler nicht, den schweren Fisch aus dem Wasser zu heben; er wurde vielmehr mit großer Schnelligkeit von dem flüchtenden Fisch durch das Wasser gerissen, so daß er nach einer Fahrt von etwa 20 Metern den Fisch freigab. Bei Elwangen in Württemberg murde vor etwa 30 Jahren beim Abfischen eines Zuchtteiches ein *). A. Küppers Sonnenberg: Bom Akademiter schwerer Baichfarpfen gefangen, in dessen Rüden an den fest ein zum Siedler, Berlin , Deutsche Landbuchhandlung. Geb. 3- M. I getrallien Hängen noch das ganze Elelett eines Bichadlers hing