Zu Anna Kulifchoffs Tod.
Ein Nachruf aus der italienischen Partei.
Zum Tode der Genoffin Anna Kutischoff wird uns aus Italien geschrieben:
Man wird nie die Geschichte des italienischen Sozialismus fchreiben können, ohne für einen Zeitraum von über 30 Jahren immer wieder auf Anna Kulischoff zurückzukommen, die im Verein mit Filippo Turati die Führung des rechten Flügels unserer Bartei hatte. Und heute, wo die Halme unserer Felder gefnickt sind, bleibt den Führern diefes rechten Flügels eine traurige Genugtuung: fie haben Recht behalten. Jenes Predigen einer Revolution, die im Proletariat nicht reif war, die nur die Selbstaufgabe des Bürgertums politisch möglich gemacht hätte, während sie an dem Stande der Produftion und dem geringen Bildungsgrad der Massen unfehlbar fläglich gescheitert wäre, hat in Italien dem Faschismus die Bege ebnen helfen. Als in der Nachkriegszeit die politische Macht der Bourgeoisie den höchsten Grab der Zerrüttung erlangt hatte, als tatsächlich die Arbeiterschaft das größte politische Gewicht im Lande bedeutete und diese Konstellation nußen konnte, um teilzunehmen an der Regierung, um sich eine gefeßliche Stellung zu erringen, die eine umfassende törperliche und geistige Hebung der Maffen ermöglicht hätte, da wurde der Augenblick verpaßt, weil die damaligen Führer des Proletariats die Massen auf ein revolutionär sein sollendes Alles oder Nichts" eingestellt hatten und sich dann selbst für das„ Nichts" entscheiden mußten. Anna Kulischoff hat ihr ganzes Leben lang den Kampf für die Revolution in erster Linie als den Kampf gegen den Tiefstand der Massen angesehen. Als Kampf der Maffen gegen die Feinde in den eigenen Reihen, die das Elend beständig einschmuggelt: gegen Stumpfheit, Unwiffenheit und Egoismus. Für sie war der revolutionäre Schwulst ein Frevel am Proletariat. Gefreut hat es sie nicht, nein, es hat ihr das Herz zerriffen, aber doch soll es gesagt merden an ihrem Sarge, in Bitternis und Zertnirschung: der Faschismus hat ihr und Turati redyt
gegeben.
Wohl selten hat jemand mehr durch seine Persönlichkeit gewirkt als gerade sie. Wo find ihre Veröffentlichungen, wer verzeichnet ihre Reden? Sie hat selten ihren Namen unter einen Artikel gesetzt, felten öffentlich gesprochen. Aber jeder wußte, daß die Critica Sociale" gleichzeitig ihren Gedanken und den Turatis ausdrückte, daß jede Nummer das gemeinsame Werk beider war. Und auf feinem unserer Parteitage hat je ein Genosse vom rechten Flügel in einer wichtigen Frage das Wort genommen, ohne vorher mit Anna Kulischoff diskutiert und Rat gepflogen zu haben. Sie blieb im Hintergrund, aber jeder wußte, welche Kraft von ihr ausstrahlte.
Freilich gab es Stunden, wo sie nicht im Hintergrund blieb, wo sie sich hervordrängte, in die ersten Reihen. So finden wir die laum Zwanzigjährige auf der Anklagebant vor den Assisen von Florenz als Mitglied der Internationale angefiagt und nach 14monatiger Untersuchungshaft freigesprochen; wir finden sie als Studentin in den franzöfifchen Gefängnisfen; wir finden sie nach den Maitagen von Mailand im Jahre 1898 vor dem Kriegsgericht, das sie wegen Aufreizung zum Klassenhaß zu zwei Jahren Gefängnis verurteilte. Da, wo man mit Leib und Leben zahlt, ba fand Anna Kulischoff schon die Stelle, in der sich alle Blicke auf sie richteten; sonst blieb sie im Hintergrund. Sonst ging's ihr ums Wirfen, nicht darum, daß man ihr das Werk anrechnete.
Nun ist sie gestorben, und die sozialistische Einheitspartel, ihre Bartel, hat nicht einmal eine Zeitung, die ihr einen Nachruf widmen fönnte. Die„ Giustizia " fann nicht erscheinen, um den Arbeitern Italiens zu sagen, was fie verloren haben.
Das Ende der Verwaltungsgebühren.
Die in den Rotjahren der Inflationszeit bei vielen Behörden üblich gewordenen Verwaltungsgebühren, die von Privatpersonen bei Inanspruchnahme folcher Behörden gezahlt werden müffen, haben manchen Berdruß und Verger erregt. In jener schmeren Zeit galt es, durch Erhebung berartiger Gebühren den itaatlichen Raffen, in denen das Geld empfindlich fnapp geworden war, eine fleine Bei hilfe zu verschaffen. Heute leiden die Behörden nicht mehr so wie damals unter Gelbmangel, und man beginnt auch einzusehen, daß der aus solcher Schröpferei erlangte Einnahme. betrag den erger und die Berftimmung nicht mert ist. Der Magistrat hält jezt für zweckmäßig, die für das Städtebau und Kleingartenwefen festgesette Ge bührenordnung wieder aufzuheben, und er ersucht die Stadtverordneten um ihre Zustimmung. Seinen Antrag begründet er damit, daß der Ertrag aus diefer Gebührenordnung ganz gering ist und beispielsweise in der Zeit vom 1. April bis 30. September 1925 dem Städtebauamt nur 750 Mart gebracht hat. Seine Vorlage leitet der Magistrat ein mit den Worten: Grundsäglich ist die Aufhebung aller Verwaltungsgebühren anzustreben, die bei gering fügigem Ertrag eine Belästigung des Publikums darstellen."
Keine Aufklärung des Mordes in der Herderstraße.
Anwachsen der Millionenorganisation des Reichsbanners SchwarzRot- Gold, sprach von der fruchtlosen Heze neiderfüllter Gegner, die mit allen Milieln der Berleumbung, wenn aud; vergeblich, versucht hätten, den mächtigen Aufbau der republikanischen Schuh- und Rampforganisation zu stören und erinnerte an die großen Ber= tämpfen um die republikanische Sache erworben habe. Das dienste, die das Reichsbanner sich insbesondere bei den Wahl. Reichsbanner sei es gewesen, das dem Bersammlungsterror ber Rechtsputschisten ein Ende gemacht und den Gedanken der Republik in die Provinz hinausgetragen habe. Dann überreichte Kamerad Koch dem Kreisverein Tiergarten im Namen des Gauvorstandes den Fahnennagel unter der Devije„ Ein beit, Freiheit, Vaterland". Je ein Vertreter der Sozialdemokratie und der Demokratischen Bartei übergaben mit einigen Gedenkworten im Auftrage ihrer Parteien ebenfalls Bannernägel. Dann trat der heitere Teil des Abends in sein Recht. Unter Konzert, Gefang, vorzüglichen Darbietungen des Berliner Ulf- Trios, eraft ge gestellten Turnerriegen, Glücksrad, Tombola und Tanz vergingen bie Stunden im Nu. Erst in den frühen Morgenstunden ging man auseinander.
Der Film Freies Volf" wird nur noch heute montag abend im Germania Bala ft, Wilmersdorfer Str . 54, aufgeführt.
Eisenbahnunfall im Bahnhof Gießen. Bier Reisende verleht.
Groß- Berliner Parteinachrichten.
7. Streis Charlottenburg. Dienstag, 5. Januar, 7 Uhr, ermeiterie Bo standsfikung im Rimmer 1 des Rathouses.
13. Rreis Tempelhof, Marienbori, Marienfelde , Lichtenrabe.
Die bestige Gituna des Bildungsausschusses findet nicht im Rimmer 10 des Boltaets dienfigebäudes, fondern im Rathaus Mariendorf , parterre, flatt. 19. Areis Pantow. Heutte, Montag, 6% Uhr, Fraktionssihung im Rathaus, Bimmer 17, mit den Bürgerdeputierten.
Jugendveranstaltungen.
Reukölln V: Sente, Montag, 7% Uhr, Borshanbefihung bei Schideton
Schillerpromenade 18.
Sport.
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Slavia- Prag- Berliner Schlittschuhflub 2: 1. Gestern hatte der Sportpalaft wieder seinen großen Tag: die Eishodenmannschaft des Berliner Schlittschuhtlubs stand dem Europameister Slavia Prag gegenüber, und dieses inter nationale Ereignis hatte den Sportpalast bis auf den letzten Blaz gefüllt. Unter größter Spannung nahm der Wettkampf furz vor 5 Uhr seinen Anfang. Beide Mannschaften zuerst etwas vorfichtig legen dann mächtig ins Beug. Auf feiten Berlins glänzten wieder Molander und Holmquist, während Holzboer wenig von feinem Können zeigte. Auf der Gegenseite ist Sirfowsky der stärffte Mann, der in Krasl einen guten Kampfgenossen hat. Wiederholt Amtlich wird gemeldet: Gestern abend 11 Uhr 35 Minuten fuhr gelingt Jirkowsky ein Durchbruch, doch an der Berliner Berteidigung im Bersonenbahnhof Gießen eine Borfpanniotomotive und nicht zu guter Lezt an dem erstklaffigen Torwächter Andrejen des D- 3uges 75 auf die aus D 125 ſtaminenben und zum Uebergange verpuffen die Angriffe. Unter ungeheurem Beifall gelingt bann an D 179( Frankfurt - Berlin ) abgestellten, mit Reisenden be fegten Kurswagen auf. Die abgestellten Wagen bestanden darauf gelingt es Jirkowsky auszugleichen, und mit 1: 1 gehen die Molander nach einem fabelhaften Durchbruch das erste Tor. Kurz aus vier D- Bugwagen 1., 2. und 3. Klaffe, einem Schlafwagen Mannschaften in die Halbzeit. Nach der Halbzeit entrollt fich mieber ( Roblenz- Berlin) und einem Bofte und Badwagen. Bier Ret- basselbe Bild: auf beiden Seiten flottes Spiel, das teilweise erbittert fende wurden hierbei leicht verlegt. Ein Fräulein 3äger, Lehrerin in Stettin , mußte in die chirurgische Rlinit in Gießen übergeführt werden. Die anderen brei Reifenden fonnten brei Buffer verbogen und einer abgebrochen. An dem Schlafwagen mit D 179 ihre Fahrt fortseßen. An einem D- 3ugwagen wurden wurden vier Puffer verbogen. Beide Wagen wurden nach Umsteigen der Reisenden aus dem Berkehr gezogen. Der Betrieb wurde im übrigen nicht gestört. Der D- 3ug 179 erlitt eine Berspätung von 48 Minuten. Die Schuldfrage ist noch nicht geflärt. baron, Terraria, Rurgast, Venus, Morgeniau, Mertur I. Eisenbahnunfall in Magdeburg . Wie die Reichsbahndirektion Magdeburg mitteilt, ist am Montag früh 6,20 Uhr der Personenzug 782, von Coburg tommend, auf dem Magdeburger Bahnhof auf Bahnsteig 5 auf den leeren Bersonenzug 417 aufgefahren. Fünf Personen sind leicht verlegt worden. Der Sachschaden ist gering.
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Zugunglüd auf der Pariser Ringbahn.
Paris , 4. Januar. ( WTB.) Am Sonnabend abend sind zwei Lofomotiven auf einer Station der Pariser Ringbahn zu fammengestoßen, auf die dann ein Berfonenzug aufführ. 19 Reisende wurden verlegt, zwei davon schwer.
Rückgang des Hochwassers.
In allen Teilen des Rheingebietes gehen die Hochwasser täglich zurüd. Der Kölner Begel zeigte heute um 7 Uhr morgens einen Wasserstand von 8,52 gegenüber 8,86 Meter gestern abend 7 Uhr. Das Waffer fällt stündlich um etwa 2-3 3entimeter. Auch am Niederrhein ist gestern nachmittag 3 Uhr ein Stillstand des Waffers eingetreten; von da ab ging es langsam zurüd. Man hofft jeßt, die gefährdeten Deiche zu halten, vorausgesetzt, bag fein Sturm eintritt. An den gefährdeten Stellen wird noch fett fieberhaft gearbeitet. Die Auswirkungen eines Deichbruches im Clever Gebiet, das schon jetzt zur Hälfte unter Waffer steht, würden ungeheuerlich sein. Erft jegt, nachdem die Fluten zurüdgehen, lassen fich die starken Verwüstungen erfennen, die das Hochwasser diesmal angerichtet hat Der Schaben wird in die Millionen gehen. Aus Caffel wird das fallen der Fulda , aus Frankfurt a. M. bas Fallen des Mains gemeldet.
In Holland hingegen hat nach den letzten Berichten das Hochwasser einen Umfang angenommen, der die Ueberschwemmungen des Jahres 1880 bei weitem übertrifft. Die ganze Bestseite der Pro vinz Limburg sowie ein großer Teil der Provinzen Gelderland und Nordbrabant find vom Hochwaffer der Maas und des Waal überschwemmt. Durch verschiedene Deich brüche ist das ganze Land zwischen der Maas und Baal zu einer einzigen großen Wafferfläche geworden, die nach Ansicht der Sachverständigen auch nach dem Fallen des eigentlichen Hochwassers noch lange stehenbleiben dürfte. Allein auf der kurzen Strecke zwischen Meers und Roermond find 10 Dörfer unter Wasser. Laufende sind gezwungen, auf den Böden und Dächern der Häuser zu fampieren.
Auch Frankreich hat, was weniger beachtet worden ist, schweren Hochwasserschaden erlitten. Nach den vorläufigen Angaben beläuft fich der Schaden für ganz Frankreich auf mehrere hundert millionen Frant. Die Stadt Caen hat allein zwanzig Millionen Frank Schaden erlitten.
Aus Bukarest wird gemeldet, daß dem Hochwasser in Ru mänien etwa hundert Personen zum Opfer gefallen find. In einem Bezirk wurde eine große Flaschenfabrit durch die ein dringenden Fluten zerstört, dabei ertranten 18 Arbeiter. An einer anderen Stelle wurde eine eiserne Brüde fortgeschmemmt, auf der sich neun Soldaten befanden, von denen feiner gerettet
werden konnte.
geführt wird. Kurz vor Schluß gelingt es bann Krast burchzubrechen
und für Slavia das zweite und Siegertor zu schießen.
Rennen zu Mariendorf am Sonntag, den 3. Januar. 1. Rennen: 1. Stall Glüdaufs Rapitain Salle( 2. Meik), 2. Elie B. I ( M. Ringius), 3. Bandfireicher R.(. Neurenfeld), Toto: 13:10. Biah: 12, 14, 29: 10. Ferner Tiefen: Mina, Indianer, Seidefee. Anfang II, Jona. 2. Rennen. 1. Stall Gileñas bettie( S. Grube), 2. Salome( F. Thos mas), 3. Dunajec ( 6. Lautenberg). Toto: 60: 10, la: 28, 60, 35: 10. Ferner Tiefen: Filie, Mocuma, Quantität, Kartenspieler, Inge I, Rigeuner
8. Rennen. 1. Stall Georgs Roranna( F. Schmidt), 2 latterrafe ( 3. Mills), 3. Baula A.( Grokmann). Toto: 59:10. Tlak: 15, 13, 10:10. Ferner Tiefen: The Ritin, Waffender, Rammerfänger, Fenelon, Margot L
Baron, Arworthn.
4. Rennen. 1. 8. Rösters Unheil( Befiher), 2. Matter(. Brandt). Ballast, Enster Bolferiommer, Bunktum, Tafna, Beiberofe B., Sandfeft.
8. Linsto( Th. Nokti). Toto: 32:10. Blah: 18, 15, 14:10. Ferner Tiefen; 5. Rennen. 1. 3. Schneiders Cuba( 2. Beik), 2. Bafferlauf( San Galeusner), 3. Barmaid( F. Schmidt). Foto: 28:10. Blok: 11, 13. 18:10. Ferner Tiefen: Friedrich Rer, Good Bon, 3mportation, Bilde.
6. Rennen. 1, 23. Wolframs Chith Worthy( Sedert), 2. Gaffenmädel ( Anöpnadet fr.), 8. Arworthn 3.( M. Ringius). Toto: 22:10. Blak: 13, 13:10. Ferner Tiefen: Bringes Bertha, Broarek.
7. Rennen. 1. Th. und 2. Goldfdyniots Baron Klatawah( J. Mills), 2. Enbill( 3, Rosal), 3. Dawson Watts( G. Kaupper). Toto: 22:10. Blah: 15, 48, 27:10. Ferner Tiefen: Indianer, Minnie, Maene, Francisco, Klud, Bringeffin, Etawah, Bainsca, Manfred.
8. Rennen. 1. Gawlid und Materns Kerrigan fe.( Th. Nohti), 2. Götte bote( A. Barnomik), 3. Sonntagspring( R. Giefel). Foto: 21:10. Blat: 16, 18, 23:10, Ferner liefen: O'Captain Leerbera( B. bisqu., 80 Bros. Bla aur.), Quitte B., Draga Batts. Buzgritter, Binus, Rotula, Lehter Mohitanen, Salome, Brilon , Bring, Beinminge.
Gewerkschaftsbewegung
Der Bahnschutz.
Ein mißglückter Rechtfertigungsverfuch.
Die Breffeftelle der Reichsbahndireftion Breslau hat uns die Abschrift eines Schreibens übermittelt, bas fie der Breslauer Bolts macht unterm 2. Januar zugehen ließ. Das Schreiben, bas eine Entgegnung auf die verschiebentlichen Einwendungen gegen ben Bahnschutz darstellen soll, lautet:
Der Bahnschupdienst ist feine illegale Organisation, sondern eine im Benehmen mit allen beteiligten Reichs- und Länderrefforts getroffene Einrichtung zur Sicherung der Bahnanlagen, bes Betriebes und bes Berfonals der Reichsbahn gegen alle ge maltmäßigen Eingriffe in den Bahnbetrieb, woher fie fommen mögen. Die Beranlaffung zur Einrichtung des Bahnschutzes waren die mit zahlreichen Opfern aus Bersonal und Reisenden verbundenen Eisenbahnfabotageatte während der mitteldeutschen Aufstandsbewegungen im Früh jahr 1921. Dem Bahnschuß gehören Beamte und Arbeiter an, die sich freiwillig hierzu gemeldet haben. Bei der Bildung des Bahnschutzes wurde jedermann vom Eisenbahnpersonal Gelegen beit geboten, sich hierfür zur Verfügung zu stellen.
Die Oberbau- und Wiederherstellungszüge dienen dazu, beschä digte Bahnanlagen in bebrohten Bezirfen durch unerschrodene und besonders geübte Eisenbahner rasch wiederherzustellen und gewaltmäßigen Angriffen gegen den Eisenbahnbetrieb entgegenzutreten. Daß die Mannschaft dieser Züge für ihre Aufgabe geübt sein muß, ist bei der Wichtigkeit, die diesen Zügen beikommt, felbstverständlich.
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Die Führer wie die Mannschaften des freiwilligen Bahnschutzdienstes haben abgesehen von ihrem Dienfteid eine besondere Erklärung abgegeben, daß fie in Wahrung der Berfassung sich dem Bahnschugdienst zur Berfügung stellen.
Sozialistischer Antrag zu den Hochwasserursachen. In demselben Grade wie die Zugehörigkeit zu irgendwelchen Rheinische Abgeordnete der Sozialdemokratie haben mit Unter- politischen Parteien nicht ausschlaggebend für die Beschäftigung im ftüßung ihrer Fraktion eine Interpellation im Reichstag eingebracht, Eisenbahndienst überhaupt ist, ist sie es natürlich für den Bahnschutz in der es heißt:
Zu dem geheimnisvollen Leichenfund in der Herderstraße zu Charlottenburg erfahren wir, daß trotz eifriger Nachforschungen der Mordkommission bisher noch tein bestimmtes Ergebnis erzielt werden fonnte. Der Körper des Toten meist an der rechten Halsseite eine Schnittverlegung auf, die vom rechten Ohr bis über den Kehltopf hinausreicht und so tief ist, daß sie den Wirbeltnochen berührt. Durch diese Bunde ift bie Halsschlagader burchschnitten und somit der Tod durch Berblutung eingetreten. Das Ergebnis der Leichenschau hat also die erste Annahme eines Selbstmordes noch mehr entfräftet. Die weiteren Nachforschungen der Mord fommission in den Lokalen, in denen Grau befannt war, führten zur Ermittlung einer Reihe von Zeugen, die ebenfalls alle an einen Selbstmord nicht glauben wollen. Es wurde u. a. festgestellt, daß jowohl der junge Manns der bei dem Schankwirt um Schutz bat, wie seine beiden Berfolger den Wirt fennen mußten. Sie sind mahrscheinlich unter den Bewohnern der Umgegend zu suchen. Die Mordkommission Trettin- Moris im Zimmer 103 des Polizeipräsidie Reichsregierung bereit, gemeinsam mit den Ländern zu unterdiums nimmt Befundungen und Mitteilungen entgegen.
Der Sohn des Rittmeisters v. Krofigt verhaftet. Auf Beranlassung der Berliner Staatsanwaltschaften ist der 34jährige Albrecht v. Kroligt verhaftet worden. B. Krofigt, dessen Mutter in Botsdam lebt, ist ber einzige Sohn des in der Reitbahn von Gumbinnen erschoffenen Rittmeisters v. Aroligt. Der Prozeß erregte seinerzeit, nor etwa drei Jahrzehnten, ungeheures Aufsehen. Der Berhaftete, der den maßlofen Jähzorn feines Baters geerbt hat, steht unter dem Berdacht, Kreditschwindeleien und andere Betrügereien in Berlin begangen zu haben.
Eine republikanische Feier.
Das Reichsbanner Swarz Rot- Gold veranstaltete am Sonnabend abend in den Gesamträumen des Ulap in Alt- Moabit eine große republikanische Feier, die mit der Weihe zweier vahnen und einer Bannernagelung verbunden war. Die Beranstaltung nahm einen glänzenden Verlauf. In den frühen Abend Stunden versammelten sich die Kameradschaften Prenzlauer Berg , Kreuzberg , Reutölln, Mitte, Schöneberg , Tiergarten, Charlotten burg in Moabit , um in einem wirkungsvollen Fackelzug in den Straßen für die Republik zu demonstrieren und damit den völkischen Häufchen, die mir nationale 3mietracht, Umfturg, Bürgerkrieg und Blutvergießen bewirken, die Massen des ordnungsliebenden Boltes entgegenzustellen. Mehr als 4000 Kameraden mar schierten in der machtvollen Rundgebung mit. Im Ulap hielt Ramerad Studlen die feftrebe, Er erinnerte an das gewaltige
Um die Jahreswende ist das Stromgebiet des Rheins durch eine Hochwasserflut, wie fie feit 1784 nicht mehr beobachtet wurde, schner geschädigt worden. Nur noch geringes Steigen des Waffers hätte genügt, um das Unglüd unabsehbar zu machen. Da im Gegenjak zu früheren Zeiten im letzten Jahrzehnt die Hochwassertatastrophe sich beinahe jährlich wiederholt, besteht die Bermutung, daß die Urfache nicht nur in Bitterungsverhältnissen allein zu suchen ist. Ift fuchen, welchen Einfluß die während des Krieges und später durch die Besagung vorgenommenen Abholzungen auf den Wafferstand gehabt haben, ferner gemeinsam mit den Ländern nötigenfalls umfassende Aufforstungen vornehmen zu lassen, für vermehrten Dammschutz zu sorgen und ausreichende Summen zur Beseitigung der Hochwasserschäden bereitzustellen?
Einweihung des Stettiner Rundfunksenders. Der neue Bommern - Sender der Berliner Funtstunde murde gestern mittag 12 Uhr in dem neuen Senderaum in Stettin ( Altes Marienftift- Gymnafium) in Gegenwart von Bertretern der Broving, der Stadtverwaltung, des Behrkreises, der öffentlichen Korporationen und der Bresse feierlich eingeweiht. Der Borsigende des Aufsichtsrats der Berliner Funistunde, Dr. Magnus, begrüßte die Gäste. Der Oberpräsident der Provinz Bomunern, Lippmann, bantte herzlich allen Mitarbeitern an dem mühevollen, nun glücklich voll endeten Wert des Pommern - Senders. Seine Wünsche gingen da hin, daß der neue Sender ein Mittel zur Pflege pommerfcher Eigen art, zur Hebung der Boltsbildung und zu wünschenswerter Ber ständigung zwischen Stadt und Land werden möge. Für die Stadt Stettin fprach Bürgermeister Bid, morauf Direttor Knöpfte von der Funkstunde Berlin noch einen lleberblid gab über das, was die Funkstunde in der nächsten Beit auf wissenschaftlichem und fünft lerischem Gebiet zu leisten vorhat. Ein Konzert des Funtorchefters Stettin umrahmte die Feier.
auch nicht."
Borauf es hauptsächlich antommt, haben wir durch unterftreichungen hervorgehoben. Bugegeben, daß im Frühjahr 1921 ein gewiffer Bahnschuß notwendig mar, so muß doch diese Notwendigkeit heute entschieden verneint werden. Denn während der fünf Jahre, die inzwischen verfloffen simb, hat sich nichts ereignet, mas ben Fortbeft and diefer Einrichtung retfertigt, bie fich heute lebigli gegen das Eisenbahnpersonal richtet. Wird das Personal mit feinen Bohn- und Arbeitsbedingungen günstig gestellt, wie es in einem Betriebe wie der Reichsbahn notwendig ist, dann bildet das Bersonal in feiner Gesamtheit den besten Bahnschutz, der sich denken läßt. Bei den gegenwärtigen üblen Arbeitsbedingungen aber, deren Wirkungen die Reichsbahngesellschaft in ständiger Furcht vor Streits hält, genügt ihr nicht einmal die nicht illegale Organisation" des Bahnschußes, führt fie pielmehr zu einer weiteren Organisaton, zur Streitabmehr.
Die Reichsbahngesellschaft fann fich alle Bintelzüge famt ihren nicht illegalen" Organisationen erfparen, auch bas auf gleicher Linie stehende System der Leiftungszulagen, wenn fie die Unfosten dieser Einrichtungen dazu benüßt, die Löhne und Gehälter der Arbeiter und ber schlechtbesolbesten Angestellten und Beamten in anständiger Weife zu regeln.
Ihr Bahnschuh bat längst teine materielle Berechtigung mehr. Seine moralische Berechtigung steht auf gleichem Niveau wie die Leistungszulagen und die Streitabmehr, die eine gewisse Rüdversicherung gegen die Folgen der schlechten Bezahlung bei langer Arbeitszeit barstellen sollen, wie gegen die Behandlung, die fich aus der ganzen verfehlten Einstellung gegen das Berfonal ergibt. Es mag einzelne Beamte geben, die fich in Erwartung von Leistungszulagen für den überflüssigen Bahnschutz und ble nicht minder ummüße Streifabwehr besonders ins Beug legen, um auf diesen, dem Eisenbahnbetriebe fernliegenben Gebieten ihre besondere Eignung zu erweisen, allein das ganze Perfonalinstem ber Reichsbahn ift perfehlt. Mirb es nicht gründlich geändert, auf normale Ver hältnisse zugeschnitten, dann muß sich dies trop Bahnschuh un