Einzelbild herunterladen
 

Dauersummer und kurzes, tütt".

Mit dem 1. Januar 1926 tritt im Verkehr nach dem Selbst­anschlußamt Zehlendorf für alle Groß- Berliner Teilnehmer folgende Aenderung in Kraft:

Die Regierungsfrage.

Die Diskussion über Müllers Referat.

Will der Teilnehmer nach Zehlendorf sprechen, so antwortet die Beamtin des Amtes des Anrufers: Ich verbinde weiter." Diese weitere Stelle meldet sich dann mit Hilfsamt".( Die bisherige Be­zeichnung Nikolas" verschwindet.) Dem Hilfsamt muß nun der anrufende Teilnehmer nochmals Behlendorf " und außer dem die Nummer des verlangten Anschlusses nennen. Hat das Hilfsamt die Verbindung mit dem freien Anschluß hergestellt, so hört der Anrufende alle zehn Gefunden eine Sekunde lang eine hohen furzen Summerton tütt", das Freizeichen. Der Hörer ist dann am Ohr zu behalten, weil der Zehlendorfer Teil. den Volksentscheid. Die Einwendungen Müllers läßt Genosse Rojen wiederholen. In einem Parfoment mit bürgerlicher Mehrheit ist

nehmer sich jeden Augenblick melden fann. Antwortet der Ange­rufene in angemessener Zeit aber doch nicht, so ist der Hörer anzu

hängen, weil der gewünschte Teilnehmer anscheinend nicht anwesend ist. Es sind folgende Gegenfäße zu beachten: 1. Der dem Berliner Teilnehmer geläufige Dauersummer gilt nach wie vor als Beseztzeichen, also auch im Verkehr mit Zehlendorf . 2. Das in geräumigen Pausen gehörte furze tütt" saat, daß die Ver. bindung mit einer freien Anschlußleitung hergestellt ist. Jede Ver. wechslung dieser einfachen Regeln bringt allen Beteiligten Berdruß.

Mord im Alkoholrausch.

Die Bluttat in Charlottenburg aufgeklärt. Das Berbrechen an dem Schuhmacher Grau ist trotz der sehr Das Berbrechen an dem Schuhmacher Grau ist trotz der sehr verwideiten Umstände bereits aufgeklärt worden. Neben dem Teten fand man, wie wir schon mitteilten, ein altes Rafier meifer, mit dem ihm der Hals durchschnitten worden war. Dieses Meffer wurde als Eigentum eines 23 Jahre alten Anftreichers Richard Schreiber in der Büschingstraße ermittelt. Der Kriminalpolizei gelang die Ermittlung Schreibers durch den Um­stand, daß auf dem Rasiermesser mikroskopisch flein der Name Schreiber eingefrigelt war. Obwohl Schreiber bei seiner Ber­nehmung behauptet, er sei vollkommen betrunken gewesen und könne fich auf nichts mehr besinnen, darf er als der Tat überführt gelten. Die Vernehmung hat folgendes ergeben:

Durch Zeugenvernehmungen wurde auch ermittelt, daß Schreiber in der Silvesternacht sich in der Gegend der Herderstraße auf gehalten hatte. Er hatte dort in der Nähe seiner Arbeitsstelle mit mehreren Bekannten den Jahreswechsel gefeiert und sich dabei schwer betrunken. In der Trunkenheit hatte er auch das Rafiermesser aus der Gesäßtasche gezogen, damit herum gefuchtelt und erflärt, er werde jedem, der ihm in den Weg trete, Sen Hals abschneiden. Zu den Zechgenossen gehörte auch der Ostpreuße , der, wie wir mitteilten, zunächst in den Verdacht der Täterschaft geriet. Nach diesen Feststellungen beobachteten Beamte der Mordkommission gestern den ganzen Tag über Schreibers Quartier in der Büschingstraße. Als er abends nach Hause tam, nahmen sie ihn feft und brachten ihn nach dem Bolizeipräsidium. Seine Kleidung, der Rod, besonders aber die Manschetten des Oberhemdes, waren mit Blut start besudelt. In dem ein­gehenden Verhör, dem er im Laufe der Nacht unterzogen wurde, erflärte er, er fei fo betrunken gewesen, daß er sich auf nichts mehr befinnen fönnte. Er fönne die Tat weder zugeben noch be­streiten. Das Rasiermesser erkannte er als sein Eigentum an. Wie es aus feiner Tasche heraus und neben die Leiche Graus gelommen fei, wiffe er nicht. Den Schuhmacher Grau hat der Berhaftete gar nicht gefannt.

Wie die Zeugenvernehmungen ergaben, verließ Schreiber mit dem Ostpreußen ein Lofal, um einen anderen Freund zu suchen, der nicht weiter mehr mitkneipen wollte. Das ist derfelbe junge Mann, der durch das Schuhmann'sche Lotal nach der Straße zu entlommen perfuchte und erflärte, daß er perfolgt merbe, während Schreiber und der Oftpeuße auf dem Hofe das Gitter abrissen. Diese beiden ftießen nun auf dem Hausflur, von dem der Freund schon meg­gelaufen mar, auf Grau. Gleich darauf verließ auch der Ostpreuße den Flur und ging davon, nachdem er noch nach Schreiber vergeb­lich gerufen hatte. Zwischen biefem und Grau muß es nun zu einem Streit gelommen sein, der das verhängnisvolle Ende nahm. Grau hat Schreiber besonders mohl deshalb zur Rede ge­stellt, meil er glaubte. baß er einen anderen ernsthaft verfolge und bedrohe. Nach der Bluttat, deren er fich durchaus nicht mehr ent finnen will, hat er zunächst irgendwo auf einem Treppenflur und dann in der Wärmehalle in der Dirdjenstraße geschlafen.

Hirschgarten soll Kanalisation erhalten.

Die zur Einheitsgemeinde Berlin gehörende Kolonie Hirsch garten zwischen Köpenid und Friedrichshagen hat noch feine Schmuz wafferkanalisation. Die Hauswäffer von zum Teil dreiſtöckigen Wohngebäuden fließen in Sammelgruben und werden dann abgefahren oder in den Hausgärten verrieselt. Dieser Zustand ist bedenklich, und Einwohner von Hirschgarten haben schon die Bolizei darauf aufmerksam gemacht. Die Sammelgruben füllen sich durch Abortspülmaffer sehr bald. Bei nicht sorgsamer Wartung laufen sie über und die Schmutzwäffer laufen auf die Straßen und durch die Rinnsteine in die Spree. Die Wände der Gruben sind oft undicht, so daß das Grundwasser verfeucht werden kann. Abhilfe foll jetzt geschaffen werden durch Anschluß an das vom kanalisa. tionspump wert openid nach dem Rieselgut Münchehofe gelegte neue Drudrohr. Der Magistrat erjucht die Stadtverordneten um Zustimmung. Die Arbeiten sollen im Frühjahr begonnen und im Sommer beendet werder

Weltliche Schule in Charlottenburg . Eltern und Erziehungs­berechtigte, die gewillt sind, ihre schulpflichtigen Kinder in die zu Ostern 1926 geplante weltliche Schule einzuschulen oder umzu­fchulen, werden gebeten, ihre Adresse der Geschäftsstelle der Freien Schulgemeinde Charlottenburg, Bayreuther Str. 25a, cder bei den nachfolgenden Parteifunktionären umgehend einzu­fenden: 1. Heidrich, Haefelerstr. 10c; Amhoff, Sidingenstr. 55; Henkel, Gueridejtr. 42; Hammer, Botsdamer Straße 44; Streich, Bestalozzistr. 71; Bierow, Niebuhrstr. 23, und Frau Schenkalowffy, Meinefeftr. 25, Gartenhaus parterre.

Wohnungsnot im Westen durch Hochwasser.

Die Wohnungsnot, die durch das Hochwasser im Besten Deutsch lands hervorgerufen worden ist, hat die Borstände der Mieter ichuperbände des Rheinlandes, Weftfalens und der bergischen Lande veranlaßt, zu der im Ueberschwemmungsgebiet eingetretenen Notlage Stellung zu nehmen; sie haben Telegramme an die Reichsregierung, an die preußische Staatsregie: rung, den Reichstag und den Landtag gesandt. Darin wird gejagt: In den durch Hochwasserfatastrophe schwer heim gesuchten Gebieten Rheinlands und Westfalens herrscht größte Not. Mittel des Reiches und der Gemeinden durchaus ungenügend. Die im Bund deutscher Mietervereine e. B. vereinigten Mieter verbände Rheinlands und Westfalens und des bergischen Landes fordern von der Reichsregierung, den Barlamenten und Gemeinden fofortige Bereitstellung hinreichender Mittel zur Behebung der ein getretenen großen Notlage. Durch Hochwasser find viele Wohnungen unbrauchbar geworden, die große Wohnungsnot ist weiter ver­fchlimmerf. Schaffung von Ersagwohnungen höchste Pflicht von Staat und Gemeinden durch Sicherstellung der erforderlichen Geld­mittel. Nicht einzelnen Intereffenten Belbmittel geben, sondern be hördlicherseits Vorkehrungen treffen, daß sie zweckmäßig Ver wendung finden."

Dei Hochwassernachrichten aus dem mittleren Rheingebiet lauten von Tag zu Tag günstiger. Im Gegen jaz dazu kommen aus dem Gebiet des Niederrheins noch

In der Diskussion über das Referat des Genossen Hermann| Teilnahme an einer Koalitionsregierung fein Stück politischer Macht­Müller zur Frage der Regierungsbildung sprach als erster entfaltung ist. Schulze verlangt von der Leitung der Partei eine bündige allen Umständen ablehnen. Erflärung, daß wir eine Beteiligung an der Großen Koalition unter schon einmal gescheitert, deshalb brauchen wir es nicht Maderholz: Das Experiment mit der Großen Roalition ist feine Bolitif im Interesse der Arbeiterschaft möglich. Nur wenn die

Dr. Kurt Rosenfeld : Er betonte, daß ein Zusammengehen bar sei. Eine richtige Politik in der Frage der Fürstenabfindung mit der Deutschen Volkspartei unmöglich und für die Partei untrag fann viele Vorteile für die Partei bringen. Der Redner fordert

Hermann Müller

Dr. Fabian ist der Meinung, daß eine Regierung der Koalition bei den 8 Millionen Wählern im Lande feinen Anflangialdemokraten den entscheidenden Einfluß hätten, fönnten wir finden würde. Es besteht eine Aussicht, daß wir Sozialdemo traten in einer solchen Regierung nennenswerte Erfolge haben würden, Man will uns nur an der Regierung beteiligen, weil man die Folgen der verkehrten Wirtschaft auch von den sozialdemo­tratischen Ministern verantwortet sehen will.

Hermes- Steglik schließt sich den Ausführungen Müllers an und bemerkt gegenüber dem ersten Diskussionsredner, daß in solchen Fragen irgendwelche demagogischen Redekunststückchen nicht anges bracht sind.

Hildenbrand: Die Reichstagsfraktion wird unbeschadet der Stellungnahme der Berliner Organisation in der nächsten Beit wieder über eine Beteiligung an der Regierung verhandeln müssen. Dabei klar sein, daß die Entscheidung der Partei aufmertfam in Frankreich muß sich aber die Berliner Parteigenossenschaft darüber und anderen außerdeutschen Ländern verfolgt wird. Wir haben im Anfang der Staatsumwälzung die Grundlagen der Republit festlegen helfen; die Auslegung und Anwendung der Verfaffung überlaffen wir den Rechtsparteien. Die Arbeiterschaft verlangt von unserer großen Fraktion, daß fie die Wirtschaftsfragen und die Sozialpolitik in ihrem Sinne beeinflußt.

Künstler: Die Entscheidung, ob die Sozialdemokraten sich an der Großen Roalition beteiligen sollen oder nicht, hängt mehr von der Boltspartei als von uns ab. Man will offenbar mit unserer Hilfe die Schwierigkeiten dieses Winters überwinden, um uns dann im Frühjahr oder im Sommer wieder hinauszuweisen und uns, belastet mit ben Regierungsbeschlüssen, in den Wahlkampf und uns, belastet mit den Regierungsbeschlüssen, in den Wahlkampf zu schicken. In der Frage der Fürstenabfindung und des Bolls­entscheibes müssen wir die Führung behalten.

Adolf Hoffmann : Ein scheiternder Boltsentscheid ist noch lange teine große Blamage. Der Rebner schließt sich den Ausfüh rungen Rünstlers und Rosenfelds an.

Fechenbach ist gegenüber Hildenbrand der Meinung, daß die

immer beunruhigende Nachrichten. Der Koblenzer Begel zeigte am Montag abend einen Stand von 7,22 meter. Das Wasser fällt ftündlich zwei bis drei Zentimeter. Da der Koblenzer e gel als Maßstab für die gesamte Rheinschiff­fahrt gilt und bei einem Stand von 7,20 Meter des Koblenzer Begels die Schiffahrt wieder zugelassen ist, ist damit zu rechnen, baß heute vormittag die Rheinschiffahrt wieder aufgenommen worden ist. Die Hochwassergefahr ist am Niederrhein jo groß, daß die ganze Bevölkerung selbst der zum größten Teit sicher gelegenen Stabt Rieve in der stärksten Aufregung lebt.

In Belgien haben die Ueberschwemmungen zahlreiche neue Opfer gefordert. Bei Seraing iſt ein Damm eingestürzt, und dadurch ein Häuserviertel überschwemmt worden. Eine Barte mit acht Berfonen tenterte, sämtliche Infaffen ertranten. In Lüttich murde ein Haus jo plöglich vom Wasser überflutet, daß drei Kinder nicht mehr gerettet merden fonnten und ertranten.

Hochwasser in Paris .

Paris , 4. Januar. ( Eigener Bericht.)

-

La Seine monte Die Seine steigt! Das ist augenblicklich die Barijer Barole. Und selbst die neuen Finanzpläne Herrn Doumers und die bemalten Beine des Varietéstars Mademoiselle Mistieguette erregen nicht soviel Interesse wie bie täglichen Hochwasserberichte. Man mettet jegt schon, ob die sogenannte cote désestrense", die verhängnisvolle Seite, erreicht wird oder nicht. Gemeint ist die Pont d'Austerliß, die allen Barisern als Barometer dient. Am Neu­jahrstage stand hier die Flut erst 4,76 Meter hoch der Wetter­bienft hatte aber mindestens 5,10 Meter prophezeit. Man rechnet jegt mit dem Maximum der Fluthöhe von 5,50 Meter gegen den 5. und 6. Januar. Und im Ministerium für öffentliche Arbeiten be­raten der Polizeipräsident, der Feuerwehrdireftor, der Maire von Baris, und wenn sie fertig sind, werden sie photographiert für die Beitungen, damit die Bariser auch sehen, wie man um sie besorgt ist. Mittlerweile aber steigt die Flut. Alle Seinetais stehen unter Wasser. Die Flußschiffahrt ist eingestellt. Die hohen Platanen der Uferpromenaden stehen trübjelig frierend im Wasser, die Landungspläge sind weggeschwemmt und ganze Ladungen von Holz treiben auf den lehmgelben reißenden Fluten dahin. Man versuchte noch im legten Augenblick, die Sand- und Kiesladungen zu retten. Ueberall am Kai Louvres, am Trocadero, am Carouffel waren Dampffräne und Lastautos in Tätigkeit, und die armen Laftgäule standen geduldig stundenlang bis an die Knie im Wasser und warteten darauf, daß man ihre plumpen zwei­räderigen Karren belade. Der Vergnügungspart ber Kunstgewerbeausstellung ist schon überschwemmt und die Steinfiguren in ihren Holzfästen nehmen Sigbäder. Ebenso fteigt die Flut zwischen den beiden Bahnhöfen Austerlitz und Quai d'Orsay. Und wenn die Seine hier noch weiter tommt, so wird Aristide Briand nicht mehr ins Auswärtige Amt fönnen, das direkt am Quai d'Orsay liegt.

In der banlieue", der Bann meile von Paris , ist die Lage am gefährlichsten. In Choisy- le- Roi find viele Gärten und Höfe haben auch schon die erſten Familien flüchten müssen. überschwemmt, die Avenue des Maronniers steht unter Wasser, hier Ebenso sind mehrere der kleinen Flußinseln, wie die Jle Corbières und die Ile de la Jatte, überschwemmt. Im übrigen find gerade die Bewohner der füdlichen und füdwestlichen Vororte am meisten dem Hochwasser ausgefeßt, well hier die Seine nicht von hohen Ufermauern eingefaßt ift. Und man begreift, daß sich der Unmut dieser Auswanderer wider Willen in heftigen Borwürfen gegen eine angeblich faumfelige Behörde Luft macht.

Die Pariser aber haben mittlerweile ihr Bergnügen am Hoch­masser. Auf allen Brücken stehen sie und amüsieren sich. An den Uferfais halten nach wie vor die Bücherhändler vor ihren Käften, und die Bücherwürmer wühlen in den Schateken und alten Stichen, unbefümmert um das Waffer, das dicht unter ihnen vorbeigurgelt. Auf den Ufertreppen aber stehen Angler und werfen in der Hoff nung auf Segen" ihre Haken aus, und alles schaut zu, ob es

Schnappt.

Und dabei fällt der Regen jeglichen Tag. Seit acht Tagen war nur einmal etwas Sonne. Man wandelt unter Regenschirmen. Nachts liegen auf den Bänken am Louvre die Obdachlosen von Baris. Sonst hatten sie unter den Brückenbogen geschlafen, auf den Stapelplägen zwischen Gerümpel und Schutthaufen. Jegt brodelt bort unten das Wasser

-

Geschäftliche Mitteilungen.

Das altbekannte Kaufhaus Singer& Co. G. m. b. S.. Chauffeestraße 61-62, de lefenftraße, beginnt mit feinent fährlich nur einmal stattfindenden Inventuur. Ausverkauf. Da nur wirklich gute Qualitäten zum Berkauf gelangen und die Breife ganz enorm herabgefegt sind, bietet sich eine besonders günstige Gelegenheit zu vor­feilhaften Eintäufen.

erklärt in seinem Schlußwort, daß im Lande die Parteigenossen die Dinge viel ruhiger beurteilen is es in Berlin geschieht. Er betont noch einmal, daß er durchaus der Auffassung ist, daß unter den gegenwärtigen Umständen eine Große Koalition un möglich ist. Müller polemisiert gegen die Diskussionsredner, wobei er die Frage stellt, ob die Redner etwa der Ueberzeugung seien, daß wir außerhalb der Regierung unter allen Umständen mehr erreichen fönnten, als wenn wir uns an der Regierung beteiligten. In der Frage des Boltsentscheids bei der Fürstenabfindung ist allein die Aussicht auf Erfolg maßgebend. Die Regierungsbildungen im Auslande sollten wir zwar nicht beeinflussen, wohl aber aufmerksam Friedensfreunde und Demokraten oder Nationalisten dort am Ruder verfolgen. Es kann uns nicht gleichgültig sein, ob zuverlässige find. In dem Augenblick, wo die Deutsche Volkspartei die Rolle des Büngleins an der Wage nicht mehr innehat, wird sie sich zur Großen Roalition anders stellen als jeßt. Der Redner legt dann noch im einzelnen dar, wie die Erhaltung der Republit uns vor Aufgaben und Anforderungen stellen kann, die auch eine Große Koalition möglich und erträglich machen könnten. Die Massen müssen bei unserer Politik zu der Auffassung fommen, daß ihre Interessen bei der Sozialdemokratie am besten aufgehoben find. Darauf erfolgte die Annahme der Resolution Rosenfeld , deren Wortlaut wir bereits mitgeteilt haben.

*

über das Referat des Genossen Hermann Müller in der In dem Bericht der heutigen Morgennummer des Borwärts" Sigung der Berliner Parteifunktionäre heißt es irrtümlich:

"

Uns genügten zur Ratifikation Frankreich und Belgien , wäh rend Koch auch England dabei haben wollte."

In Wirklichkeit hat Genosse Hermann Müller den Tatsachen ent­sprechend erklärt, daß in dem Kochschen Programm auf das Bera langen der gleichzeitigen Ratifikation Englands verzichtet war.

Gewerkschaftsbewegung

20 Jahre Niederländischer Gewerkschaftsbund.

Am 2. Januar 1926 find 20 Jahre vergangen, seit sich das niederländische gewerkschaftlich organisierte Proletariat im Nieder­ländischen Gewerkschaftsbund seine Spize und fein Machtzentrum schuf. Diese 20 Jahre umfassen eine so außerordentliche Leistung innerhalb der Geschichte der niederländischen Arbeiterbewegung, haß es begreiflich ist, wenn alle dem Gewerkschaftsbund angeschlossenen Organisationen sich dieses Tages vergangener Kämpfe gern erinnern.

Die erste gewerffchaftliche Zentrale mar bas als fyndikalistische Institution noch heute bestehende Nationale Arbeitsjetre. tariat, das im Jahre 1893 errichtet murde. Es war die Seit, ma noch der Sozialdemokratische Bund das politische Leben der Nieders ländischen Arbeiter beherrschte, wo überall die örtlichen Gemert fchaften auch zugleich die Ortsgruppe des Bundes bilbeten und, abe gesehen von den Großstädten, die jogenannte gemischte Bereinigung aus Sozialisten und Gewerkschaftlern die organisatorische Grund form war. Im Jahre 1891 gingen die Gewertschaften bazu über. Rationale Arbeitssekretariat beschloß, teine politischen Barteien mehr ihre politische Neutralität stärker hervorzuheben, und das in fich aufzunehmen und eine reine Gewerkschaftszentrale darzu­stellen. Zu Anfang des 20. Jahrhunderts murde das Getretariat jedoch mehr und mehr in die anarchistisch- syndikalistische Bewegung hineingerissen und stand der inzwischen entstandenen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei außerordentlich feindlich gegen­

über.

Die Gesundung der Gewerkschaftsbewegung nahm ihren Aus­gangspunft von dem im Jahre 1894 begründeten Allgemeinen Niederländischen Diamantarbeiterverband, der von An­fang an als reine Gewerkschaftsorganisation aufgezogen war. Seiner organisatorischen Form und Kampfesweise schloffen sich nach und nach die Zigarrenmacher, die Zimmerleute und die Buch­bruder an, wodurch fie sich von dem Rationalen Arbeitssetretariat

mehr und mehr entfernten. Als dieses im Jahre 1903 eine Reihe großer Streifbewegungen verloren hatte und die Arbeiterbewegung Durch die reaktionäre Regierung Rupper geschlagen war, ergriff der Diamantarbeiterverband die Initiative zur Bildung einer neuen Gewerkschaftszentrale. Er erließ am 9. Februar 1905 emen Aufruf an alle Gewerkschaften des Landes, worauf am 26. Februar fonftituierende Versammlung stattfand. Am 2. Januar 1906 trat des gleichen Jahres eine erste und am 2. August 1905 eine ameite der Nederlandsch Verbond van Bakvereenigingen", N. B. V., ins Leben.

Der Gewerkschaftsbund ist in den 20 Jahren von Erfolg zu Erfolg geschritten. Elf Gewerkschaften mit insgesamt 18 960 Mit­gliedern schlossen sich ihm sofort an. 1910 war die Mitgliederzahl bereits auf 40 623, 1914 auf 84 434 bei 35 angeschlossenen Verbänden gestiegen. Auch der Krieg unterbrach den Aufstieg nicht. Am 1. Januar 1919 murben mehr als 159 000 Mitglieder gezählt, die Nachkriegsfrise war auch für den Gewerkschaftsbund ein schwerer im Jahre 1920 auf 247 700 Mitgliedern anwuchsen. Die großze

Schlag: bis zum Jahre 1924 fant die Mitgliederziffer wieder auf 179 900. Seither geht es erfreulicherweise wieder aufwärts. Schon Anfang 1925 war die Bahl 184 000, am 1. Oftober 1925 die Zahl von 186 000 Mitgliedern in 27 angeschlossenen Verbänden über­schritten. Der Niederländische Gewerkschaftsbund zählt jetzt mehr Mitglieder als alle christlichen und sonstigen Zentralen zusammen.

Das Verhältnis zur Sozialdemokratischen Arbeiterpartei mar stets durch ein einmütiges Zusammenarbeiten auf der Grundlage der Verantwortlichkeit gegenüber der gesamten Arbeiterbewegung gefenzeichnet.

des Niederländischen Gewertschaftsbundes gestanden haben, wie Noch lebt eine stattliche Zahl der Männer, die an der Wiege Jan van den Tempel als dessen erster Sekretär, Jan Qubegeeft als dessen erster Borsigender, sowie Henri Bolat, der auch heute noch Vorsitzender des Diamantarbeiterverbandes ist. Das Verdienst von Jan Dudegeest hat in der Jubiläumsnummer von Het Bolt" Genosse Stenhuis, der jezige Verbandsvorsitzende, heißungsvollen Ansatz zu neuem Aufschwung im legten Jahre hoffen, in warmherziger Weise gewürdigt. Man darf nach dem ver­daß der Niederländische Gewerkschaftsbund fernerhin mehr und mehr zum hervorragendsten Wertzeug des wirtschaftlichen und politischen Aufstieges des niederländischen Proletariates werden wird

Um die Altersrente in der Knappschaft. Auf Betreiben der Unternehmer hat die Reichsregierung bekannt­lich eine Novelle zur Aenderung des Reichstnapp.