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Der wilögeworöene Kaliöirektor. N�sterg für eine iLirtschaftsdiktatur. Der Führer der machtvollsten Gruppe in der deutschen  Kaliindustrie, Generaldirektor N o st e r g, ist unter die Wirt- schaftskritiker gegangen. Seine Vorschläge, die er in der . Bergwerks�eitung" veröffentlicht, gipfeln in der jetzt schon bald nicht mehr sehr originellen Forderung nach einer Wirt- s ch a f t s d i k t a t u r. dn der Wahl seiner Worte freilich ist Herr Nosterg etwas bescheidener, als in der seiner Taten. Denn er will nicht einen Diktator, sondern nur einenstaat- lichen Wirtschasts d i r e t t o r", d:r sich überhaupt nicht um die Politik des Staates zu kümmern habe, den Arbeitern das Streiken verbieten und die Verlängerung der Arbeitszeit bc- fehlen konnte. Weshalb ein besonderer Direktor ersorderlich sein soll, um ein so lächerlich einfaches Rezept durchzuführen, das wird man dem arbeitenden Volke nicht ohne weiteres klar machen können: denn die Durchführung derartiger Patent- lösungen nach dem vorgeschriebenen Rezept könnte ebenso gut ein Feldwebel des alten Heeres bei viel niedrigerem Gehalt machen. Also warum gleich Direktor? Und wenn schon warum dann nicht besser gleich einen Cäsar? Die Vorschläge von Rosterg wären nicht des Aufhebens wert, wenn es nicht Menschen gäbe, die in Demut und Respekt erstarren, wenn noch so ausgekochter Blödsinn nur der Feder eines kapitalistischen   Wirtschastsführers ent- fließt. Wie ist überhaupt eine Wirtschaftspolitik möglich, die sich nicht in den Rahmen der gesamten Politik einfügt? Soll etwa das Reichskabinett sich von dem Wirtschaftsdirektor den Bruch der Londoner   Verträge vorschreiben lassen müssen? Soll der Polizeipräsident von Berlin  , wenn es dem Herrn Wirlschaftsdirektor einfällt, seine Verkehrspolizei ein-ieh-n? Gibt es überhaupt irgendeine Frage der staatlichen Politik, die nicht in irgendeinem Punkte die wirtschafllichen Interessen berührte und dann der Willkür eines Feldwebels der Unter- nehmeroerbänds ausgeliefert würde? Es gehört schon ein gehöriges Maß von Unkenntnis der einfach st en gesellschaftlichen Zusammenhänge dazu, der- artige Vorschläge zu machen und sie sogar mit einem Namen zu decken, der in der Industrie noch einigen Klang hat. In seinen Ansprüchen ist Rosterg nichts bescheiden. Ohne Lohnerhöhung sollen alle Arbeiter täglich ly* Stun­den mehr und intensiver arbeiten, wodurch nach seiner Rechnung der Volkswirtschaft rund ll) Milliarden Mark neu zufließen würden. Da die Arbeiter und Angestellten davon keinen Pfennig bekommen würden, würde der ganze Gewinn den Unternehmern zufließen. Und da gibt es noch Arbeiter, die diese Aussicht nicht verlockend finden! Die einzige vernünftige These, die Rosterg   ausstellt, ist diejenige, daß wir unbedingt billige Preise brauchen. Mit Recht erklärt er. daß eine Verbilligung der Kohle um 4, Mk. die Wirtschaft viel weiter bringen würde. Er kann sie aber auck» heute schon haben. Er braucht ja nur die Kohle in Paris   zu kaufen, wohin sie viel billiger von den deutschen   Syndikaten geliefert wird, als nach Deutschland  selbst. Und wenn er von dieser Aussicht keinen Gebrauch machen will, dann soll er wenigstens von dem rheinisch-west- fälischen Kohlensyndikat verlangen, daß es seine immer noch gewaltigen Haldenbestände räumt, indem es an die d e u tfche Industrie billiger liefert. Statt dessen stellt Rosterg   an die deutschen   Arbeiter die Zu- mutung. sie sollten noch mehr arbeiten, die Haldenbestände noch mehr vergrößern, ganz unbekümmert darum, ob die Unternehmer auch den Mut und den Willen zu einer Preis- Herabsetzung aufbringen. Es ist immerhin von Dorteil, wenn ein kapitalistischer Wirtschafts�ührer einmal die einem normalen Sterblichen un- faßbaren Phantasien voll ausmalt, die sich hinter der Forderung nach einer Wirtschaftsdiktatur verbergen. In seinem eigenen Reiche hat Rosterg   mancherlei von Erfolg be- gleitete Maßnahmen zur Produktionsverbilligung durchgeführt. Er hat fast die Hälfte der deutschen Kaliind"strie zusammen- gekauft und einen großen Teil der Schächte stillgeleot. Daran. daß ein Zehntel des Kalipreises heute von den Besitzern der stillgelegten Zechen als R e n t e aufgezehrt wird, stößt sich der Verbilliger der Produktion nicht. Im Gegenteil, die Arbeiter sollen noch mehr tun, um die Gewinne dieser Rentenbezieher zu erhöhen. Die deutschen   Arbeiter werden sich dafür bedanken. Sie werden nach wie vor fordern, daß die Ver- billigung der Produktion nicht auf Kosten der Arbeiterschaft. sondern mit demselben Rezept herbeigeführt wird, das Herr Rosterg   in seinem eigenen Wirtschaftsrelch an vielen Stellen angewandt hat: nämlich durch die Rationalisierung der Pro- duktion, durch vollkommenere Betriebsformen und bessere Organisation der Unternehmungen. Wenn deutsche Unternehmer versuchen, nur auf Kossen der Arbeiterschaft ein auf Produktionsverbilligung aerichtetes Dirtschaftspro- gramm aufzustellen, so ist das nur Eingeständnis ihrer eigenen Unfähigkeit oder ihres mangelnden Willens zur Erkenntnis, woran unsere deutsch  « Wirtschaft in Wirklichkeit krankt. Sie krankt nicht am mangelden Ar- beitswillen der deutschen   Arbeiter, sondern an dem Unver- mögen einer Generation von Kapitalisten und Wirtschafts- führern. die mit ihrer Kriegs- und Inflation? Politik das deutsche   Volk und seine Wirtschaft an den Rand des Abgrundes gebracht hat und sich jetzt noch obendrein er- dreistet, sich als die berufenen Helfer zur Ueberw'ndung der Krise aufzuspielen und die Macht des Diktators zu fordern. Kochs Appell an üie Sozialüemokratie. Ffüc die Grofte Koalition. Stuttgart.«. Januar.(Eigener Drahtbericht.) Der Vorsitzende der Demokratischen Partei. Dr. Koch, hielt am Mittwoch aus der Landesversammlung der württembergischen Demokraten da, Haupt- referat. Der wesentlich« Teil seiner Ausführungen bildete ein Appell an die Sozialdemokratie, sich mit den anderen republitanifchen Parteien in einer Regierung zu einer Arbeits- g e m e i n f ch a f t zusammenzuschließen Dce Deutsche   Dolkspartei sei hierzu bereit. Sic könne, ohne Stresemonn zu desavouieren, in absehbarer Zeit keine Politik mit den Deutschnattonalen mehr 'reiben. Infolgedessen sei die Erinnerung an die Haltung der Volks- parte! im Jahre 1923 heute nicht maßgebend. Im übrigen erinnerte Koch an die Verhältnisse I n P r e u ß e n und stellte fest, daß sich hier die Sozialdemokratie in der Großen Koalition durch. ««setzt habe,«eil sie durch dl« richtig«« Männer in der Regierung vertreten sei..Darum kein vertrauen.' rief er schließ. lich der Sozialdemokratie zu,.wenn die Regierung dafür birgt, daß sie mit der Aufrechterhaltung der Großen Koalition steht oder fallt?- Er schloß mit den Worten:.In dieser Stund« richten wir den letzten Appell an dl« groß« sozialdemokratische Partei, uns nicht im Stich zu lassen. Wenn sie trotzdem auf dl« Mit- arbeit verzichtet, wird dem Parlamentarismus eine tiefe Wunde geschlagen.-
Jork mit horthp!
Der ungarische Staatsskandal: Minister, Markgrasen, Generäle, Bischöfe, Po!izeipräsekten, Kammerdiener, Prinzen.
vudapesi, 6. Januar.  (Eigener Drahkberichl.) Dl« Liste der mit der Jölscherassäre in Verbindung stehenden Personen nimmt immer größeren llmsang an. Am Mittwoch wurden in diesem Znsammenhang die Damen des Bischofs Ottokar prochazta und des Markgrafen p a l l a o I c I v I gerannt. Da Prinz windisch- gräh und der polizeiches vadossy widersprechende Angaben gemacht haben, sind sie am Mittwoch gegenübergestellt worden. Haus­suchungen wurden abgehalten bei den Abgeordnelen G o m b ö v. Eckhardt sowie bei dem Baron pcrenny. Es verlaulet, daß hinter den flüchtigen ehemaligen Minister Gras E s a k y und seine Gemahlin ein Steckbrief erlassen worden ist. » Die Budapester Banknotenfälschungen sind im staat- lichen Mtlitärgeographischen Institut be- gangen worden. Die Roten wurden als Kuriergepäck in den Räumen des Budapester Auswärtigen Amtes versiegelt und ins Ausland geschafft. An der Bersiegelung nahm der Polizeipräsident persönlich teil. Der in Amsterdam   auf frischer Tat ertappte Oberst Iankowitsch ist ein Schwager des ungarischen Kriegsministers Graf C z a k y. Allein diese drei Tatsachen, zn denen noch unzählige andere hinzukommen, ge- nüxen, um die Beteiligung amtlicher Kreise am Buda- pester Fälschersumpf zu beweisen und die auch a u ß e n p o l i- tische Tragweite dieses noch nie dagewesenen Staats- s k a n d a l s zu kennzeichnen. Die Erregung, die in den Nach- barländern Ungarns  , insbesondere in der T s ch e ch o l o w a- kei, gegenüber dieser staatlich organisierten Berbrcclzergesell- schaft entstanden ist, ist durchaus berechtigt, wenn auch dagegen Stellung genommen werden muß, daß die nationalistischen Kreise und Blätter in Prag   die Gelegenheit in einer Weise auszuschlachten bestrebt sind, die für den Frieden gefährlich werden kann. DieWiener Arbelter-Zeitung' veröffentlicht über die politischen Absichten der Danknotenfälscherband« neue Einzelheiten: .Die Putschisten hatten auch außenpolitisch die Vorbereitungen für den Putsch getroffen. Klebelsberg(der Unterrichtsminister) war der Mittler zwischen dem faschistischen B u d a p e st auf der einen Seite, Rom   Und München   auf der ande.en. Die Fahrt des Ageordneien Ulain zu Mussolini   sollte die verein- barungcn in feste Formen bringen, wobei behauptet wurde, daß Mussolini  , großzügig, wie er schon ist, da» L u r g e n l a n d als Morgengabe der neuen faschistischen Monarchie darzubieten geneigt sein soll. Die gefährlichste Klippe bildeten aber die Staaten der Kleinen Entente  : die wollte man damit entwaffnen, daß ein neuer Krönungseid entworfen wurde, der den neuen Grenzen Ungarns  Rechnung trägt und eine wenn auch nur vorläufige Absage an die Integntätspolitik bilden sollte. So standen die Ding«, bis die Verhaftung des Obersten Iankowitsch den Stein in einer Form. die den Putschisten unerwartet kam, ins Rollen brachte. Im ersten Augenblick dachte man daran, auch mit dieser Untersuchung so fertig zu werden wie mit früheren Verbrechen. Aber die französischen   Bc- omten machten einen Strich durch die Rechnung. Schon daß ste in Budapest   überhaupt zugelassen wurden, erweckte große» Erstaunen: aber man hoffte, mit bewährten Mitteln, mit Geld, mit Frauen, mit falschen Vorspiegelungen, auch mit ihnen fertig zu werden. Ministerpräsident Bethlen zauderte, und der polizeilichen Untersuchung sind ganz klar die Schwankungen des Kampfes hinter den Kulissen anzumerken. In dem Maße, in dem der Druck der Franzosen größer und ihr« Beweise schlagkräftiger wurden, steigerte sich der Widerstand Bsthlens. Er wandte sich gegen Horthy   und seine Kreaturen, weil er sich auf die zwingende Kraft der ausländischen Inter- vention stützen kann und zwischen sich und der harthystischen Konterrevolution einen Strich ziehen möchte. Er läßt Windisch. grätz verhastcn. Er läßt veröffentlichen, daß der Polizeiminister Nadossy den Oersten Iankowitsch mit den falschen Banknoten nach
dem Haag schickte, daß Nadossy da» Kuriergepäck mit den falschen Lanknoten im Ministerium des Aeußern versiegeln ließ: er läßt mitteilen, daß der General L a c z k o v i ch. der der Fälscherwerk- stätte vorstand, der Vertrauensmann des Reichsver- wesers Horthy   sei. Er beruft die Führer der oppositionellen Parteien der Nationalversammlung zu sich und setzt e» durch, daß sie einstimmig beschlossen, von einer Einberusung der Nationaloer- sammlung Abstand zu nehmen, da sie den Eindruck gewonnen hoben, daß die Regierung mit oller Energie und ohne Rücksicht aus die Persönlichkeit und Stellung der Betrefsenden die Schuldigen ausforschen und bestrafen will. Die» kann unter den gegebenen Umständen nur bedeuten, daß Bethlen zum Kampfe gegen das System Horthy   die Hilfe der Opposition angerufen hat. Es wird sich erst herausstellen, ob sie ihm wirtlich gewahrt werde, und ob es nicht ein verhängnisvoller Fehler war. sie ihm zu gewähren/ Es ist in der Tat die höchste Zeit, daß endlich der Haupt- verantwortliche zur Berantwortung gezogen wird, nämlich Horthy   s e l b st. Horthys moralische Schuld ist bereits erwiesen und zahlreiche Indizien sprechen dafür, daß er auch materiell mitschuldig ist. Die Forderung:Fort mit H o r t h y T ist ein Gebot der Stunde. Eine diplomatische Aktion gegen Ungarn  ? Prag  . 6. Januar.  (Eigener Drahtbericht.) Die von den Der- tretern der Horthy  -Regierung betriebenen internationalen Bank- notenfälschungen haben auch für die Tschechoslowakei   inter  - nationale Verwicklungen zur Folge. Die Tschechoslowakei  . Rumänien   und Jugoslawien   dürsten gemeinsam mit Frankreich   schon in den nächsten Tagen bei der ungarischen Regierung o o r st e l l i g werden, um für die durch die Banknotenfälschungen diesen Ländern erwachsenen großen vertu ste einen entsprechenden Schaden- ersah von Ungarn   zu verlangen. Die Erregung in der Tschecho- slowakei   über das Treiben der hochgestellten ungarischen Geldfälscher kommt weiterhin in der Presse zum Ausdruck. So schreibt am Mittwoch das Zentralorgan der Klerialen, daß der Augenblick ge- kommen sei, wo ganz Europa   endgültig einsehe, daß etwas faul seit im Staate Ungarn  . Nunmehr sei der Zeitpunkt zur A b r e ch- n u n g mit Ungarn   da. Das Blatt fragt:Wird diese anders enden, als in jenen Fällen, da es ssch nur um die Interessen der Tschecho- slowakei   handelte? Die Rücksichtslosigkeit, mit der die französischen  Detektive vorgehen, zeugt davon, daß diesmal endgültig ad- gerechnet wird.- Deachtenswert ist auch, was das Organ des Ministerpräsidenten, das bisher über die Tlngelegenheit schwieg, sagt: Daß jener Schicht, die nach dem Kriege in Ungarn   ein a s i a t i- sches Regime mit dem Schein der Demokratie einführte, die Maske heruntergerissen wird, ist für uns eine Genugtuung. Aber diese Genugtuung allein darf uns nicht genügen. Wir müssen von ganz Europa   nicht nur im ungarischen Interesse, sondern auch im Interesse Europas   selbst fordern, daß zu einer scharfen Opera- t i o n geschritten wird. Sonst wird die magyarische Brutstätte der monarchistischen Geldfälscherei-Bakterien auch weiterhin ganz Europa   bedrohen. In erster Reihe haben alle geschädigten Staaten das Recht, für dir sichergestellten Fälschungen Ersatz vom ungarischen Staat« zu sordern.- Slowakisch« Blätter oertreten die Auffassung, daß die Affäre nicht auf Ungarn   beschränkt bleibt. Einer der Geldfälscher habe Beziehungen mit hervorragenden magyarischen Politikern der Slowakei   unterhalten. Auch der in Holland   ver- haftete Iankowitsch habe sich noch vor kurzem in der Slowakei   auf- gehalten. Am Mittwoch früh wurde ein gewisser Stephan Karossy, der die Grenze nach Ungarn   überschreiten wollte, In Preßburg   ver- hastet. Dabei wurde festgestellt, daß er nicht, wie es im Reisepaß hieb, Beamter, sondern aktiver Offizier der magyarischen nationalen Armee ist. Bei seiner Leibesvisitation wurden zahlreiche Landkarten vorgefunden. Ferner wurde festgestellt, daß Karossy dem Militärgeographischen Institut   in Budapest   zugeteilt ist, wo bekanntlich die Fälschungen der Bank- noten ausgeführt wurden.
das neue Kommando öer Schutzpolizei. Qbcrst Haupt und Oberst Heimannsberg  . Das Polizeipräsidium teilt mit: Nachdem auf ärztliche An- ordnung der Kommandeur der Berliner   Schutzpolizei  , Oberst Koupisch, einen längeren Krankheitsurlaub angetreten hat, hat der Polizeipräsident im Einvernehmen mit dem Minister des Innern den bisherigen Führer der Polizelgrupp« Süd-Oft, Polizeioberst Haupt, mit der Wahrnehmung der Geschäfte des Kommandeurs der Schutzpolizei beauftragt. Ständiger Vertreter des Kommandeurs der Berliner   Schutzpolizei   bleibt Oberst Heimannsberg  .
das vorgehen gegen Luppe. Sonderbare Methoden. Nürnberg  , tz. Januar.(Eigener Drahtbericht.) Da» Einschreiten der bayerischen Gerichte gegen Oberbürgermeister Dr. Luppe ge- winnt ein immer seltsameres Aussehen. Dr. Luppe ist van dieser Seite noch immer nicht davon unterrichtet worden, welche Schritte man gegen ihn zu unternehmen gedenkt und welch« Moment« gegen ihn vorliegen. Dagegen stellt sich jetzt heraus, daß dl« R c- gierungs stellen schon am 30. Dezeniber von den Ge- richtsbehörden über die Einleitung der Voruntersuchung in Kenntnis gesetzt worden sind. Nimint man noch dazu, daß auch der sozial- demokratische Oberinspektor Zapf, ein« in Rechts- kreisen gleichfalls verhaßte Persönlichkeit, in das Verfahren einbc- zogen und von seinem Amt suspendiert worden ist, während der berüchtigte Reichvslaggcnführer Heiß und der rechts- radikale Polizeidirektor Garei», dl« der Prozeß In viel auffälliger« Widersprüche verstrickte, unbehelligt bleiben, so ist man über das, was sich in Nürnberg   augenblicklich behördlicherseits ab- spielt. Im Bild«, und man kann diefrivol-großmütigeKeste verstehen, mit der Streicher In der letzten Stadtratssttzung erklärte, seine Partei werdenunmehr" den Kamps gegen Luppe einstellen! Ein Seftbluß ües Nürnberger   Stadtrats. Nürnberg  . 6. Januar.  (WTB) In der heutigen Stadtrats» s t tz u n g erklärte der nationalsozialistische Stadtrat Streicher namens seiner Partei, st« sei bereit, den persönlichen Kamps gegen Oberbürgermeister Luppe«inzustellen, soweit es sich um Stadtratssitzungen handele, ebenso gegen einzeln« Stobt- ratemltglleder, wenn Ihr die Gewähr dafür gegeben werde, daß die Geschäft« in voller Unparteilichkeit geführt würden. Die Zu- sammenarbeit mit Juden lehne sein« Partei restto» ab. Bürgermeister Treu gab jodam» die Entschließung der
Regierung Mittelfrankens über die Amtsenthebung Dr. Luppes be- kannt und stellte im Namen des Aeltestenausschussee den Antrag, an die Staatsanwaltschaft zu schreibest, das Verfahren im Interesse der Stadt so schnell als irgend möglich durchzuführen. Dieser Antrag wurde mit allen gegen neun Stimmen der National- sozialisten und der Wirtschoftspartei angenommen.
Rückkehr ües Nationalen Stacks! Ein Mahnruf desOnotidien" an die Sozialiste«. pari». 6. Januar(Eigener Drahtbericht.) Die Blätter der bürgerlichen Linken richten an den außerordentlichen Parteitag, den die Sozialistische Partei für den 1l). Januar nach Paris   einberufen hat, den dringenden Mahnruf, sich der verhängnisvollen Folgen bewußt zu werden, die die Ablehnung der ministeriellen Beteiligung für die innerpolitische Entwicklung Frankreich  » haben müßte. DerOuotldien- insbesondere schildert die Loge in den düstersten Farben. Er vertritt die Auslassung, daß eine neu« Weige- rung der Sazialisten, die palitische Verantwortung zn übernehmen. unweigerlich die Bildung eines Rechtsmini ste- r t u m s zur Folge haben werde, das unter Umständen ähnlich wie in Spanien  , Italien  , Rumänien   und neuerdings in Griechenland   über kurz oder lang zur Diktatur führen könne Wenn auch m Frank- reich die Demokratie sicherlich beträchlich widerstandsfähiger sei als in den genannten Ländern, so dürfe man sich doch nicht verhehlen, daß die Enttäuschungen der letzren Monate das Ein- dringen des faschistischen G- ist es auch in die demo- kratischen Kreise Frankreichs   begünstigt habe. Als die nächsten Folgewirkungen eines rechtsgerichteten Kurses bezeichnet das Blatt die Aufhebung des Achrstundentogcs. die Auflösung der Beamten- gewerkschaften, die Hinausschiebung der sozialen Reformen, tn« ver- außerung der Staatsmonopole an die Privatindustrie und den ver- zicht aus die In Aussicht genommene Verkürzung der militärischen Dienstzeit. Auch In der Außenpolitik drohe der Uebergang der Regierung an die Rechte die verhängnisvollsten Folgen zu haben. Einen Beweis dafür sieht das Blatt bereits in der Modifitotlon der von Palnlev« In Marokko   verfolgten Ziele durch Briand  , dessen süngste Rede in der Kammer keinen Zweifel>asse, daß die sranzö- sischc Regierung sich zur Eroberung de« Riss anschicke. Dces« Ent- Wicklung könne nur durch ein« günstig« Entscheidung des iazialtstischen Parteitage» verhindert werden, denn wenn die Sozialistische Partei sich entschließe, geineinsam mit den anderen republikanljchen Parteien die Regierung zu übernehmen. könne die Reaktion, die sich bereits ihres Siege» sicher glaube, nieder- gehalten und Frankreich   vor den schlimmsten Abenteuern bewahrt ««de».___