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Nr. 15 43.Jahrgang

1. Beilage des Vorwärts

Sonntag, 10. Januar 1926

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Geheimnis deervators

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Aegyptische Geheimnisse haben in letzter Zeit die ganze zivil. fierte Welt in Atem gehalten: der Name Tutanchamon ( oder wie der altehrwürdige Tote eigentlich heißen mag) schwebt auf allen Lippen und mit Spannung sieht man der Entschleierung der mit ihm ins Grab gesenkten Geheimnisse entgegen. Damit ist das Interesse an der Entzifferung der schriftlichen Urfunden, der Ba­pyrus gewachsen und wir Berliner dürfen uns glücklich schäßen, in unserer ägyptischen Museumsabteilung eine Stätte zu besitzen, die an erster Stelle unter allen diesbezüglichen Forschungsplätzen steht. Das Geheimnis des Papyrus- Ronservators.... Kleine und Meinste Reste von Schriftstücken, die vor einigen tausend Jahren im Aeggpterland geschrieben wurden, reihen sich unter seiner geschid ten Hand zu inhaltreichen Sägen, die bligartig das Dunkel einer fernen Bergangenheit erhellen.

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Papyrus und Papyri.

Das Material, auf das die Schriftzeichen der alten Aegypter geschrieben wurden, war das aus dem Mark der Papyrusstaude ge­wonnene Blatt, das von der Pflanze den Namen Papyrus annahm. Der lange, etwa 3 Meter hohe Schaft der in Aegypten bei steigen. dem Bedarf seinerzeit fultivierten Schilfart wurde von dem Baft freigemacht, darauf das Mark in schmale Streifen von gewünschter Länge und Dicke geschnitten und diese Streifen in genügender An­zahl einmal nebeneinander und zum zweitenmal wagerecht darüber gelegt. Durch ein Leimmittel forgte man für innige Berbindung beider Lagen, die durch Klopfen und Glätten noch gefördert wurde. Nach dem Trocknen war die Schreibtafel fertig. Da die Schreib­fundigen und lustigen jener Zeit ebenso redselig waren wie die unjeres Zeitalters, so war es natürlich, daß man durch Aneinander. Pleben den Blättern größere Schreibflächen als lange Rollen her. stellte. Diese Papyrusrollen, kurz Papyri genannt, ersetzten also das heutige Buch; sie wurden zusammengerollt und mit Siegeln versehen aufbewahrt. Ein heraushängendes Täfelchen gewährte Plaz für eine Bezeichnung, so daß der glückliche Besizer verschiede ner Papyrusrollen jedes gewünschte Exemplar seiner Bibliothek leicht herausfinden fonnte. Im allgemeinen wurde der Papyrus nur auf einer Seite beschrieben, was, wie wir später sehen werden, die Entzifferung und Konservierung wenigstens in etwas erleichtert. Doch gab es auch beiderseitig beschriebene Urfunden. Praktisch war folgendes Vorgehen: bei Geschäfts- und gerichtlichen Urkunden, die wegen etwaiger Differenzen öfters zu Rate zu ziehen waren, hob man die Originalurkunde versiegelt auf, hatte dann aber an diese eine Kopie gehängt, die jederzeit einzusehen war. Die Aegypter bedienten sich zum Schreiben einer Art Tinte, die etwa der be­Mumie.

Weife vertreten wie rein geschäftliche und juristische Befundungen. I Für die Kenntnis der Zeit von 3000 v. Chr. bis 1000 n. Chr. bilden die Papyri eine Fundgrube von Dokumenten, deren Ausdeutuna für alle hiftorischen Wissenschaften von größter Wichtigkeit ist. Im einzelnen fann man die Totenrollen von der großen Maffe der anderen Pappii unterscheiden in den Sarg mitgegeben wurden, am besten erhalten. Die Rollen - sie sind, da sie dem Verstorbenen wurden meist zwischen die Schenkel, sonst aber auf den Leib, auch unter die Knie, seltener in die Achselhöhlen gelegt. Man wird das Spätere Schriftzeichen.

Alte Bilderschrift.

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aber noch in anderer Hinsicht von größter Bedeutung geworden. Dr. funden über eine Stadt, wie Alerandrien, die im fumpfigen Boden lag, wären ohne diese Kartonnage" gar nicht erhalten geblieben. Noch zu erwähnen ist der Handel mit Papyrusrollen. In Aegypten gibt es Händler, die neue aus dem Boden hervorkommende Ware auftaufen und weitervertreiben. Die Kartonnage eines Sarges wird mit etwa 10 000 m. bewertet. Da die Händler meist nur das Geschäft und nicht die Wissenschaft im Auge haben, ist es ihnen gleich, ob sie einen Fund im ganzen oder im einzelnen verkaufen, zumal neuerdings auch Rrivate sich mit dem Sammeln von Pa pyrus beschäftigen. So fommt es, daß Museumsleiter oft bei ihren Besuchen in anderen Städten dort Papyrusteile vorfinden, die in ihrem Besitz befindliche Rollen ergänzen.

Die Berliner Sammlungen.

Wer in die Unterwelt der ägyptischen Abteilung des Berliner Alten Museums hinabsteigt, wird beim Anblick der viele Säle füllenden Sammlung den Eindrud einer foftbaren Fülle haben. Auch unter Dach gebrachte Papyri find in großer Anzahl ausgestellt und mit Erklärungen versehen, die auch dem Beschauer mit geringen historischen Kenntnissen ihr Wesen enthüllen. Aber die hier sicht­baren Papyrusrollen find nur ein verschwindender Teil von der Sammlung, die das Berliner Museum besitzt; fie umfaßt jetzt 14 000 tonservierte Papyri, dazu noch große Bestände, die der Konser pierung harren. Es ist das Berdienst des Berliner Konservators Jbscher, daß eine solche Fülle für die wissenschaftliche Behand

Die Uebersetzung der Hieroglyphen lautet: Der Tod steht heute vor mir wie der Geruch der Myrrhen, wenn man an windigen Tagen unter dem Segel sitzt.

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her das Auffinden gut erhaltener Särge stets freudig begrüßen, namentlich wenn es sich, wie jüngst bei Tutanchamon, um die Ruhe­stätten von Fürsten handelt. Daß die Mumien von Leinwand­binden und Gewändern noch heute trefflich erhalten widelt waren, ist bekannt, desgleichen, daß der Sarg sehr oft die äußere Form einer Mumie hat. Bei Bestattung der Hohen und Reichen fam dann noch ein zweiter äußerer Grabfasten zur Ver­wendung. Bei der Einbalsamierung wurden die Leichen mit einer erdharzigen Maffe teils umgeben, teils in der Kopf-, Bauch- und Brusthöhle angefüllt. Viele Mumien enthalten aber auch in der Brusthöhle Amulette aus Stein oder Ton, die auch sonst als Bei­gabe in dem Sarg nicht fehlen. Die Lage der Leichen ist stets eine horizontale, lang ausgestreckte, die Hände entweder an den Seiten anliegend oder über die Schoßgegend gekreuzt.

Die Fundstätten.

In den meisten großen Museen der Welt, dann aber auch in vielen Universitätsbibliotheken finden sich Papyrussammlungen, die entweder aus offiziellen Grabungen durch staatliche Expeditionen oder wissenschaftliche Bereinigungen gewonnen sind, oder durch Kauf von den modernen ägyptischen Papyrushändlern an das Museum gelangten. Die eine Quelle dieser Herkünfte haben wir schon in den Totenrollen genannt; ebenso wichtig, da eine ungemein große Ausbeute liefernd, ist die Durchforschung alter Ruinenftädte und Schutthaufen, sowie die Auflösung der aus vielen Papyrus­Lagen gefertigten Särge. Da in Aegypten von je der für Kultur­zmede verfügbare Raum beschränkt war, wurden viele Siedlungen am Rande der Wüfte angelegt. Durch Kriege oder Naturgewalten maren die Bewohner später zum Berlaffen ihrer Häuser genötigt; der Wüstensand deckte bald die verödete Stätte. Später wurde der so geschaffene neue Boden zu neuen Bauplägen verwandt und die alten Häuser bildeten die Keller der neuen Behaufungen. So tam manches Berschüttete wieder ans Tageslicht. Auch die Schutthaufen, die sich bei jeder menschlichen Siedlung einstellen, boten in den als Matulatur weggeworfenen Papyrusrollen manches Wertvolle. Noch interessanter ist die Gewinnung des für die Wissenschaft so wich tigen Materials aus den alten ägyptischen Särgen. Da das Land holzarm war, wurden durch Aufeinanderpappen die wertlos ge­wordenen Papyrusrollen hergestellt, deren Masse, die sogenannte Kartonnage, nun wieder in ihre einzelnen Bestandteile aufgelöst Es gibt wohl faum ein Gebiet des menschlichen Lebens, das wird. Man hat schon aus einem Sarge an 100 Papyrusrollen er nicht in den vielen Hunderttausenden von Schriftftüden, die aufgehalten, natürlich nicht alle vollständig, da die meist nach dem funden wurden, behandelt wäre. Der bekannte hohe Kulturstand Mumienförper gefertigten Särge in einzelnen Partien fleinere bes ägyptischen Boltes spiegelt sich in ihnen wieder: religiöle, Er. Maße erforderten, was zum Abreißen entsprechender Stüde von ziehungs, Bildungs Familien und Ehefragen find in gleicher den bereits fertig geklebten Rollen führte, Dieses Sargmaterial ist

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Im Verband.

Ausgewickelt. tannten chinesischen Tusche ähnelt. Sie hat tiefschwarze Farbe, die felbst bei Behandlung der Rolle im Wasserbade nicht so leicht ver­schwindet. Man findet im Terte auch rote Tinte angewandt und Farbe zu den die Rollen schmückenden Bildern benutzt.

Der Inhalt der Papyrusrollen.

Eine alte Papyrusrolle

lung zurechtgemachter Rollen vorhanden ist: seit 34 Jahren in Berlin tätig, hat er wohl an 12 000 Papyri in Arbeit genommen, daneben noch verschiedenen großen Sammlungen, wie London , Wien , Turin , seine Erfahrungen zur Verfügung gestellt. Das Geheimnis des Konservators besteht in dem Berzicht auf alle schnell wirkenden Mittel, die nur ruinös find. Man fann Säuren und Klebemittel nicht auf Kulturüberreste loslassen, die vor etwa 2000 Jahren als leichte Blätter entstanden. Hier ist einzig Geduld am Blaze, ver­eint natürlich mit einer souveränen Beherrschung aller zu deutenden Zeichen, die nun aber nicht bloß Schriftzeichen( Hieroglyphen, hiera­tische, demotische, aramäische, griechische, hebräische, syrische, per­fische, arabische Schrift, sondern auch alle sonstigen Merkmale, mie Faserung, Wurmfraßlöcher u. dgl. umfassen. Das Material kommt meist ungeglättet, gefaltet, beschmuht, eingeriffen, an; es muß da­her zunächst gereinigt werden. Dann werden die Papyrusteile in mäßig feuchtem Zustande geglättet und hierauf getrocknet.

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Nun beginnt die Zusammensetzung, für die das Auge des Ar beitenden im Laufe der Jahre immer mehr sich schärft. Ist der Fund aufgearbeitet, so wird die Firierung zwischen zwei Glas platten ohne jegliches Bindemittel vorgenommen, endlich der Glas rand zugeklebt, so daß der Luft der Zutritt verwehrt ist. So be handelte Papyri werden noch nach Jahrhunderten die gleiche Schön­heit zeigen wie am Tage ihrer Herstellung. Daß die Karton­nage der Särge aufgelöst werden muß, ist schon berichtet worden. Bei der weiteren Behandlung der gewonnenen Rollen und Teil­ſtücke ist natürlich rasche Arbeit erforderlich, damit die Schrift durch zu langes Feuchtsein der Blätter nicht leidet. In ähnlicher Weise wie einst im Pharaonenlande wird jeder Papyrusrolle ein Atten zeichen angeheftet, wenn sie in die Bibliothet", d. h. hier in den Fächerschrant, gestellt wird.

Am Ausgang des 18. Jahrhunderts brachte der Zug Napoleons nach Aegypten zwar feine politischen Erfolge, wohl aber hatte er die Entdeckung des alten Aegypten zur Folge. Hundert Jahre später, vor einem Menschenalter, hat dann die wissenschaftliche Erforschung des gewonnenen Ausgrabungsmaterials einen solchen Aufschwung erlebt, wie er wohl noch nie einer historischen Disziplin beschieden gewesen ist. Daß Deutschland und speziell Berlin in dieser Arbeit ein leuchtendes Borbild geworden sind, darf uns mit gerechtem Stolz erfüllen.

Die Fußgänger im Straßenverkehr!

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Es ist vielfach die Beobachtung gemacht morben, daß die an Straßentreuzungen den wechselseitigen Berkehr von Fahrzeugen und Fußgängern regelnden Verfehrspolizeibeamten nicht die genügende Rücksicht auf die Fußgänger nehmen und beim Wechsel des Verkehrs die neue Richtung so übergangslos und schnell freigeben, daß die auf dem Fahrdamm gehenden Fußgänger in größte unord­nung und Gefahr geraten, und daß bei naffem Wetter die plöglich angehaltenen Kraftwagen ins Schleudern geraten. Polizeipräsident hat deshalb Anordnungen getroffen, daß die Ber­tehrsbeamten durch genügend Lange Zeit gegebene Achtung- Arm­zeichen dafür sorgen, daß die Fußgänger ohne Gefahr die Fahrbahn verlassen, und daß auch die Kraftwagen bei glatter Fahrbahn bremsen fönnen. Denn nur dann kann die Berfehrsregelung eine richtige Entwicklung des Verkehrs bewirken, wenn auch die Fußgänger bie beruhigende Sicherheit haben, daß sie, wenn sie die Fahrbahn- ent­sprechend den gegebenen Vorschriften treuzen, auch ungefährdet hinüberkommen. Bom Publikum muß dabei erwartet werden, daß es die Zeichen der Berkehrsbeamten auch feinerseits genau beachtet und befolgt.

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