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Vor dem Schwurgericht des Lokalgerichts München I beginnt am Mittwoch der Prozeß gegen die Kaufleute" Pölzing aus Berlin Tempelhof und Prüfert aus Berlin wegen Er. mordung von 12 Perlacher Arbeitern. Die Straftat gehört zu denen, die der Heidelberger Dozent E. J. Gumbel in jeinem Buche Vier Jahre politischer Mord" angeführt hat.
Als im Mai 1919 die Bayerische Räterepublit durch bayerische und preußische Freikorps niedergeschlagen wurde, rückte am 1. Mai das preußische Freiforps Luzom in Berlach ein, um den Vormarsch nach München fortzusehen. Das Korps blieb nur einige Stunden in Berlach, und der Kommandeur Major v. Lützow nahm bei dem protestantischen Pfarrer Hell Quartier. Als er bort Abschied nahm, bat er den Pfarrer, ihm nach München zu telephonieren, sobald in Perlach sich Unruhen erheben würden. Am 4. Mai rief die Fraudes Pfarrers Hell den Major v. Lüzow in München telephonisch an und teilte ihm mit, es feien jetzt in Berlach Unruhen ausgebrochen und die Lage sei sehr schwierig, der Major möge doch ein Kommando nach Berlach entsenden. Major v. Lützow sandte sofort den jezigen Angeklagten Leutnant d. R. Bölging mit einem Kommando nach Berlach. Pölzing er fundigte sich in dem Pfarrhause nach den Unruheftiftern und ließ daraufhin etwa jechzehn Arbeiter verhaften. Kämpfe hatten auch an diesem Tage in Berlach nicht stattgefunden und die Arbeiter, die keine Waffen besaßen, leisteten der Berhaftung feinen Wider fland und machten auch feinen Fluchtversuch. Sie wurden im Berlacher Gasthof Zur Bost" untergebracht, und als der Wirt ihnen Staffee geben laffen wollte, wurde von Mitgliedern des Kommandos gefagt: ,, Die brauchen nichts mehr!"
merkwürdige Einstellung, erst der Preis macht den Bert der Ware aus, aber trotz Arbeitslosigkeit und Gehaltsabbau gibt es noch immer solche Menschen.
Stets zeigt sich dasselbe Bild, wer viel besigt, fann immer taufen, und die anderen sind dazu nicht imstande, auch wenn die Preise den Gefrierpunkt erreicht haben.
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Borsicht beim Heizen in Wohnlauben.
Die Berliner Feuerwehr wurde heute morgen mehrmals alar miert, weil Wohnlauben in Brand geraten waren. Der erste Feuer alarm tam um 2 Uhr früh aus Reinickendorf , wo in der Kolonie Schillerhöhe" eine Wohnlaube mit Stall und Nebenräumen in Flammen stand. Troz anstrengender Tätigkeit der Feuerwehr brannte die Laube nieder. Einige Zeit später wurde die Wehr nach der Kolonie Freiheit" in Niederschöne weide gerufen, wo ebenfalls in einer Wohnlaube Feuer ausgebrochen war. Hier gelang es infolge des schnellen Eingreifens der Wehr, den Brand zu löschen. Heute vormittag um% 11 Uhr brach in der Die Regierung auf Abbruch läßt sich trog der wenig er= Kolonie Wilhelmstal" in der Nähe der verlängerten Lands mutigenden Erfolge ihrer Preisabbauaktion durchaus nicht davon abbringen, daß sie mit gutem Zureden und mit reichlichen Berord- berger Allee gleichfalls in einer Wohnlaube ein Feuer aus, wo trog Eingreifens der Wehr die Laube ein Raub der Flammen wurde. nungen in der Lage sein werde, eine Senfung der Preise herbei Die große Wohnungsnot und die ständig steigende Miete hat viele zuführen. Sie müßte es eigentlich wissen, daß nur der Druck der Familien hinaus in die Außenbezirke der Stadt getrieben, wo sie in Verhältnisse die Warenbefizer veranlaßt, ihre Gewinnspanne zu vers ringern und ihre Baren billiger abzugeben. Nur eine starke Ron- leichten Holz- und evtl. Fachwerkbauten hausen. So angenehm wie fumentenorganisation fann einen erheblichen Einfluß auf die Preise dieser Aufenthalt im Sommer auch sein mag, so unangenehm ist er im Winter, besonders bei starkem Frost. Die meist sehr leicht geausüben. Nichtsdestoweniger sind eine Reihe der jegt von der Reichsregierung zur Veröffentlichung gebrachten Gesezentwürfe ge einflüsse, so daß an besonders talten Tagen die Defen- meist eiserne bauten Wohnlauben bieten nur geringen Schutz gegen Witterungseignet, die Breisfestsegungen mehr als bisher unter die Kontrolle einflüsse, so daß an besonders talten Tagen die Defenmeist eiserne der öffentlichen Meinung zu stellen. Wenn die angekündigte Gesetz der Grund der vielen Brände. Die Rohre, die zum Dach hinaus. Herde zu stark geheizt werden. Hierin liegt wahrscheinlich rorlage über die Gestaltung des Brotpreises das hält, was fie verführen, werden glühend und dann entzündet sich das leicht brennbare spricht, so würde sie die Forderungen erfüllen, die wir wiederholt Dach. Fahrlässigkeit oder Unachtsamkeit tann über die Familie aufgestellt haben. Die Landesbehörden könnten dann das Baden namenloses Unglüd bringen. Denn nicht nur der Hausrat fällt den von Einheitsbroten mit festgeseztem Gewicht anordnen, das jedem Flammen zum Opfer, sondern auch Leben und Gesundheit der AngeBrot eingestempelt werden muß. Diese Mittel erleichtern die hörigen werden aufs Spiel gesetzt. Also: Borsicht beim Heizen in Preisfontrolle, find aber für die Preisbildung ohne Wohnlauben. Einfluß. Gerade in Berlin find Preisbildungen ganz eigenartig. Aus Pommern , dessen Landwirtschaft die Hauptlieferantin für die in der Reichshauptstadt verbrauchte Milch und Butter ist, werden erhebliche Preisrüdgänge gemeldet. Berlin ist infolge des starten Angebots dänischer Butter und des Nachlaffens des Ber brauchs nicht in der Lage, einen nur geringen Anteil der pommer schen Milch- und Butterproduktion aufzunehmen. In Bommern sind Berlin ? Beim Fleisch liegen die Dinge ähnlich. In den ersten Tagen des Januar war der Biehauftrieb auf dem Zentralviehhof so start, daß eine erhebliche Senkung der Wiehpreise eingetreten ist. Der Biehauftrieb, besonders der an Schweinen, hat an den beiden legten Markttagen nachgelaffen und das brachte natürlich eine Steigerung der Preise. Das fann vorübergehend sein, weil der bei den Landwirten herrschende Geldmangel diese zwingt, bald wieder in größerem Umfange Bieh, für das sie sofort beim Verkauf bares Gelb erhalten, auf den Markt zu bringen. Das Fleisch aber ist in Berlin nicht billiger geworden. Die Ladenschlächter er flären, daß fie schon seit langer Zeit die niedrigen Preise zur Grundlage ihrer Kalkulation gemacht haben und daß sie daher nicht in der Lage seien, eine Preisherabsehung vorzunehmen. Sie rechnen allerdings mit weiteren Rüdgängen in den Viehpreisen und werden dann auch in der Lage sein, die Fleischpreise zu verbilligen. das ist eben der Wiz bei der Sache. Bon Taren fagte man, fie seien Faren und mit den Kalkulationen ist es nicht viel anders. Wie es mit den Kalkulationen der Fleischer aus. fieht, das zeigt der Fall des Altonaer Obermeisters, der jüngst vom Hamburger Echo" veröffentlicht wurde. Dieser führte in seinen Raltulationen Bier, Schnaps, Grog, Blumen und ähnliches cuf. Es fell auch vorkommen, daß in den Kalkulationen auch die Ware ein bezogen wird, die im eigenen Haushalt des Schlächtermeisters verbraucht wird. Gegen alle diese Maßchen, die trotz der zugebilligten niedrigen Berdienstspanne große Gewinne ermöglichten, hilft eben nur die Organisation des Konsums.
Einige der Berhafteten wuden sofort wieder entlaffen, die übrigen mußten Brieftaschen, Messer und Geldbörsen abgeben und wurden um 5 Uhr früh auf einem Laftauto nach dem Münchner Hofbräu- Milch- und Butterpreise sehr erheblich gefallen. Und wie ist es mit feller gebracht.
Der jezige Angeflagte, damalige Bizefeldwebel Prüfert ließ bei der Ankunft im Hofbräuhausteller den Hafnermeister Ludwig
Sofort
hinter das Laftauto führen und eigenmächtig erschießen, meil ihm Ludwig als fommunistischer Rädelsführer und Heger" bezeichnet worden war. Zwei andere der Verhafteten wurden auf freien Fuß gesezt und die übrigen elf in einem Hof unter den Arkaden des Hofbräuhausgartens, der mit Brettern verschalt wurde, untergebracht.
Beim Leutnant Pölzing war der Befehl des Majors v. Lügom eingegangen, sofort nach Schwabing weiter zu marschieren. Er nahm nun mit dem Feldwebel Prüfert Rücksprache darüber, was mit den Gefangenen geschehen sollte, die bei dem Vormarsch lästig Wie die Anflage annimmt, haben die beiden
maren.
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nur um der Unbequemlichkeit eines Gefangenentransports durch. München zu entgehen, die Leute einfach erschießen laffen. Irgendeine ftandgerichtliche" Berhandlung hat nicht stattgefunden, Widerstand, Meuterei oder Fluchtversuche sind nicht vorgekommen. Ein standgeichtliches Verfahren wäre auch ganz unmöglich gewesen, weil den preußischen Truppen die Befugnis zum Standrecht in Bayern nicht verliehen war und die Verhafteten an die bayerische Militärbehörde zur Aburteilung hätten abgeliefert werden müssen.
In der Erfchießung der 11 übrigen Berlacher Arbeiter, bie Brüfert zwischen 10 und 11 Uhr vormittags im Hofraum des Münchner Hofbräuhauses vornehmen ließ, sowie in der vorher von Prüfert allein veranlaßten Erschießung des Hafnermeisters Ludwig erblidt bie Anflagebehörde
vorjählichen Mord mit Ueberlegung.
Pölzing ist dieses Verbrechens in 11, Prüfert in 12 Fällen angeflagt. Der Tatbestand wird von den beiden Angeklagten nicht bestritten. In der Voruntersuchung hat Prüfert angegeben, er habe auf Befehl des Leutnant Pölzing gehandelt. Das würde ihn jedoch Strafrechtlich nicht entlasten, denn er mußte wissen, daß dieser Befehl rechtswidrig war.
Bölzing bestreitet, den Befehl zum Erschießen gegeben zu haben. Er habe lebiglich zu Prüfert gesagt:„ Machen Sie mit den Leuten, was Sie wollen!" Auch wenn das zuträfe, würde nach Ansicht der Anklagebehörde Bölzing sich schuldig gemacht haben. Beide Angeklagten hatten zunächst behauptet, fie hätten in Ausführung eines dienftlichen Befehls ihres direkten Borgefekten, des Majors Schulh, gehandelt. In der Voruntersuchung hat sich aber ergeben, daß Major Schultz erst nachträglich von der Erschießung erfahren hat.
Der Angeflagte Georg Bölzing ist jetzt 29 Jahre alt, war also bei Begehung der Tat 22 Jahre alt(!!). Der Angeklagte Brüfert, der jegt 32 Jahre alt ist, befindet sich zurzeit als Strafgefangener in Tegel
Zu dem Prozeß find über siebzig 3eugen geladen, in der Hauptfache Perlacher und Münchener Einwohner, aber auch Major a. D.v. Lükow, der jetzt in Gotha wohnt, der Branden burger Polizeifommiffar Otto Schulz, der im Freikorps Lüzom der Borgesetzte der Angeklagten war, und der Oberpräsident, damalige Reichswehrminister Gustav Noste.
Schleuderpreise.
In grellen Farben ist über die Schaufenster der Inventur. ausvertauf" gemalt. Die Fassaden der Häuser sind überklebt, und abends verkünden Lichtreklamen die„ Enorm billigen Preise". Hand gettel werben verteilt, und manche Geschäftsstraßen fehen wie Deforationen zu einem Karneval aus. In die Schaufenster ist alles mur Erdentliche hineingepackt worden, der fleine Raum faßt taum die Sachen. Man tennt teine Rücksicht mehr auf die tünstlerische Wirkung der Fenster; an den Waren sind auffallende Schilde angebracht, auf denen in dicken Lettern der Preis verzeichnet steht. Es tommt nur darauf an, so viel wie möglich zu zeigen und ben billigen Preis" in die Gehirne einzuhämmern. Ueberall unterbietet man sich. Lezten Endes ist jeder Wert nur eine Sache der Zeit, und man braucht bares Geld, um ein drohendes Verhängnis hinauszuschieben, man ist gleichgültig geworden gegen die ursprünglichen Einlaufspreise, man zeigt ein robustes Gewissen darin. Was heute verloren wird, fann morgen vielleicht auf andere Art wieder gewonnen werden. Und mancher, ber noch etwas Geld hatte, kaufte von einem anderen, dem das Messer an der Kehle saß, billig einen Teil des Lagers, eine„ Wand", wie man es im Geschäftsjargon be zeichnet. Ja, die Preise sind gefallen, besonders in der Konfettion. In einigen Geschäften werben Damenfleider und Herren anzüge, die sogar zu tragen find, für ein paar Mart verramscht, nur um die Gelbfrage zu lösen, und Wäsche notiert völlig unter pari. Doch die Zeiten der Inflation, in denen besinnungslos getauft wurde, sind vorbei. Vielleicht fallen die Preise noch mehr; wenn es schon so billig ist, fann es noch billiger werden. Wer fann das wiffen? Doch wer hat jetzt nach Weihnachten und dazu bei diefer Birtschaftstrife Geld, um zu taufen? Was sollen billige Breife, wenn diese nicht einmal bezahlt werden können? Man zeigt lockende Paradiefe, doch der Eingang ist trotzdem verrammelt. Und daneben gibt es Geschäfte, die nicht daran denten, die Preise zu erniedrigen, an denen die Biet spurlos vorüber geht. Sie halten an dem Hergebrachten fest, und vielleicht lösen sie mehr als die anderen, denn sie rechnen mit der Einstellung berer, die Gelb besigen und die nicht in Geschäften taufen wollen, welche mit ben Preisen schleudern. Eine
Die Kalkulationen
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Die Schwierigkeiten der Straßenbahnbeheizung. Bisher erft 50 Wagen umgebaut.
Die Direktion der Straßenbahn hat beschlossen, die neuen gelben Wagen mit elektrischen Heizkörpern zu versehen, denen durch Um [ chaltungsvorrichtungen aus der Oberleitung Wärme zugeführt wird. Wie wir hören, sind bis jetzt er st 50 der neuen Triebwagen mit den Heizkörpern versehen worden, so daß es in diesem Winter faum mehr gelingen dürfte, eine allgemeine Beheizung der neuen Wagen durchzuführen. Als Grund für die Verzögerung wird von ter Straßenbahn darauf hingewiesen, daß es nur sehr schwer möglich ist, die Straßenbahnwagen aus dem Bertehr zu ziehen, um den Einbau der Heizwiderstände vorzunehmen. Zunächst hatten sich die neuen Heizkörper nicht recht bewährt, da fie zuviel Strom verbrauchten und das Tempo der in Fahrt befindlichen Wagen verlangfamien. Vor allem fehlte es an jeder Erfahrung, da bisher noch feine Bersuche mit berartigen Heizanlagen gemacht worden sind und auch bisher feine Straßenbahn in Deutschland zu dieser Einrichtung übergegangen ist.
Gegen die Wirtschaftspolitik der Regierung. Tagung der Handwerker.
Gestern fand eine Berjammlung des Reichsverbandes des Deut schen Handwerks statt, die sich mit den Preisabbaugefeßentwürfen, soweit sie die Handwerkerinteressen berühren, befaßte. Die Stim mung der Versammlung war im Anfang sehr stürmisch und entrüftet über die Zumutungen", die die Regierung mit diesen Entwürfen an die Handwerker stellte. Es fam soweit, daß der Reichsmirtschaftsminister der Regierung Luther nicht einmal in der Lage war, infolge der andauernden stürmischen Unterbrechungen sein Handwerferprogramm darzulegen.
Es ist erfreulich, daß die Handwerker, die nicht ganz unschuldig die Entwicklung endlich zu der Erkenntnis geführt wurden, daß in find an der Wirtschaftspolitik der verfloffenen Rechtsregierung, durch erster Linie für die Berschärfung der an sich unausbleiblichen Wirt schaftskrise diese Wirtschafts- und Steuerpolitik verantwortlich ist. Es ist ebenso erfreulich, daß diefe Kreise zu der Erkenntnis gekommen sind, daß die Wirtschaftsdiftatur nicht geeignet ist, uns aus diesen Nöten herauszuführen. Alles dieses tam in den Hauptreferaten der Syndici Dr. Meusch und Hermann zum Ausdruck. Aber was unbegreiflich ist und von einer egoistisch eingestellten Politit zeugt, ist die Tatsache, daß die Handwerker bei der Preisabbauaftion, die die Regierung eingeleitet hat, eine Ertrawur ft gebraten bie die Regierung eingeleitet hat, eine Ertramur ft gebraten haben wollen. Man fann über diese Preisabbauaktion denten wie man will, aber eine Regierung, die sich von dieser Preisabbaualtion Erfolg verspricht, und als eine der wirtsamsten Maßnahmen die Kartellbekämpfung, d. h. vertragsmäßige Vereinbarungen zur Hoch haltung der Breise befämpft, fann natürlich bei Einrichtungen der Handwerker, die dasselbe Ziel verfolgen, nicht halt machen. Und daß solche fartellartigen Preisvereinbarungen bei den Handwerkern bestehen( Richtpreise unter Androhung von Konventionalstrafen), das wurde ja selbst von den Referenten zugegeben. Warum also dies große Geschrei? Doch nur deswegen, zugegeben. Warum also dies große Geschrei? Doch nur deswegen, weil gewisse Kreise des Handwerks es noch nicht verstanden haben, fich den Erfordernissen der modernen Wirtschaft anzupassen und fich jeßt fünftlich gegen den Wettbewerb, dem fie nicht gewachsen finb, fchügen möchten. Die fortschrittlichen Kreise des Handwerts follten fich gegen den Zunftgeist doch zu schüßen wissen und den Kampf in der freien Konkurrenz ganz ruhig aufnehmen. Man ist kein Handwertsgegner, wenn man dies offen ausspricht, im Gegenteil ein Handwerferfreund, einer, der dem Handwert auf die Dauer mehr nügt, als diejenigen, die den Beharrungszustand des Handwerts münichen Die Resolution, die zur Annahme gelangte, brachte in diefer Frage nichts Neues. Sie wendet sich gegen bie wirt fchaftspolitit der Regierung, gegen ble Steuer politit, gegen die Wirtschaftsbittatur, erhebt schärften Proteft gegen die handwerferfeindlichen Brelsabbaugefeße und empfiehlt Vereinfachung der Verwaltung, Aenderung der Steuerpolitit und ähnliche befannbe Mittel zur bmenbung der brohenden Wirtschaftstatastrophe
Sechs Millionen für eine neue Strafanstalt in Brandenburg . Am Donnerstag, den 14. Januar, werden die Stadtväter von Brandenburg über den Neubau einer Strafanstalt endgültig befchließen. Die Baukosten belaufen sich überschläglich auf etwa 6 Millionen Reichsmart. Die Juftisverwaltung verpflichtet sich, im Falle des Neubaues die alte Strafanstalt nicht mehr für Strafvollzugszwecke zu verwenden.
Aleber deutsch - franzöfifche Berföhnung spricht der französis e Paftor Romband am Dienstag, den 19. Januar, 6 Uhr, Etralauer Blaz 32, Hof 1 Tr., in der Chriftlichen Arbeitsgemeinschaft ette". Weitere Auskunft gibt Pfarrer Urbain, Michaelbrüde 2.
In Neapel ist so reichlicher Schneefall eingetreten, wie man ihn feit dem Jahre 1892 nicht mehr erlebt hat. Die Stadtverwaltung ist wegen der Forträumungsarbeiten in großer Ver legenheit. Der Besuv und alle Hügel der Sorrentinischen Halbinsel sind mit Schnee bedeckt und bieten bei dem gleichzeitigen feurigen Aschenregen ein bezauberndes Bild. Im Süden schneit es bis nach Salerno und Catanzaro hinunter. Temperatur steht unter dem Gefrierpunkt. In Apulien liegt der
Schnee schon einen Meter hoch.
Groß- Berliner Parteinachrichten.
Die
40. Abt. Achtung! Die heutige Abteilungsverfammlung fällt aus und findet baffit am Mittwoch, den 20. Januar statt Freitag, den 15. Januar, abends 8 Uhr, bei Reufner, Sagelberger Straße 20 a, Funttionärsigung. Königswusterhausen. Heute abend 7%, Uhr Generalversammlung im„ Siegeskrang", Inhaber Brochnow.
Geschäftliche Mitteilungen.
Schuhe billig zu befchaffen biriet fich nochmals Gelegenheit in den letten Tagen des Inventur- Ausverkaufs des bekannten Schuh- Lokal Behrndt, Münaftr 25, mit feinen weiteren Berkaufshäusern: Roitbuffer Damm 13, Frankfurter Allee 54, und Schöneberg , Hauptftr. 160. Wir weisen auf das heutige Inserat der Firma hin.
Gewerkschaftsbewegung
Die Untätigkeit des Magistrats.
Die Aktion unserer Stadtverordnetenfraffion. Aus der Stadtverordnetenfraktion wird uns geschrieben: In ihrer gestrigen Sigung beschäftigte sich die Stadtverordneten fraktion mit dem Stande der für Berlin einzuleitenden Not. standsarbeiten. Von allen Seiten tam der Unwille darüber
zum Ausdruck, daß der Magistrat durch sein bisheriges Verhalten die Erwartungen, die die ganze Stadtverordnetenversammlung an die Annahme ihrer einstimmig gefaßten Beschlüsse vom 17. Dezember gefnüpft hat, so schwer enttäuschte. Bertreter der Gewerkschaftskommission berichteten über ihre Berhandlungen beim Oberpräsidium. Aus dem Bericht ging hervor, daß vor wenigen Tagen noch nicht ein prüfungsfähiger Antrag beim Oberpräsidium eingegangen ist. Der Frattion lag allerdings eine Dringlichkeitsvorlage des Magistrats vor, die die Einzelverteilung der sechs Millionen Mark Kanalisationsarbeiten auf verschiedene Projekte vornimmt. Ueber eine Magistrats vorlage für den Bau der AEG. Bahn hört man immer noch nichts, trotzdem auf Drängen des Magistrats die betreffende Depu tation zur Beratung dieser Arbeiten seinerzeit in der gleichen Sigung von den Stadtverordneten gewählt ist.
Die Fraktion hatte die Absicht, eine dringende Anfrage in der nächsten Donnerstagfizung einzureichen. Sie hat jetzt beschlossen, von einer Anfrage abzusehen und gelegentlich der Beratung der Magistratsvorlage mit aller Energie darauf zu drängen, daß die unerhörte Bummelei in der Berliner Stadtverwaltung Ausschuß an der Hand der Atten genau nachge. endlich beseitigt wird. Sie wird außerdem verlangen, daß in einem prüft wird, wen eigentlich die Schuld an dieser für die Berliner Stadtverwaltung fo blamablen Entwidlung trifft. Die Fraktion hat im Dezember der fofortigen Berabschiedung der Steuervorlagen des Magistrats zuge stimmt, damit dieser in die Lage perfekt wird, auch etwas zu tun. Die Frattion wird dem Magiftrat gegenüber fehr deutlich werden, und wir zweifeln nicht, daß sie damit Erfolg haben
wird.
Um den Schiedsspruch im Bankgewerbe. Die Antwort des Reichsarbeitsministers. Bom Reichsarbeitsministerium wird uns geschrieben: In den in der Morgenausgabe des„ Vorwärts" vom 12. Januar 1926 abgedruckten offenen Brief des Allgemeinen Verbandes der Deutschen Bankangestellten wird an den Reichsarbeitsminister die Frage gerichtet, welche Nachprüfung über die dem Bankgewerbe im öffentlichen Interesse aufgebürdeten Arbeiten, die feinen Gewinn ergäben", vor Ablehnung der Berbindlichkeitserklärung des Schiedsspruchs vom 3. November vorigen Jahres stattgefunden hätte. Die Fragestellung ist irreführend. Wer die Begründung, die der Reichsarbeitsminister seiner ablehnenden Entscheidung gegeben hat, ohne Boreingenommenheit liest, wird sofort erkennen, daß sich die Angabe über die erfolgte eingehende Nachprüfung nicht lediglich auf die Behauptung der Bantleitungen über die Belastung mit unren tablen Arbeiten stügt. Sie bezieht sich vielmehr in erster Linie auf die Behauptungen der Banten über thre schwierige wirtschaftliche Lage im allgemeinen, bei der eine Gehaltserhöhung, wie sie ber Schiedsspruch vorsieht, untragbar sei. Das Reichsarbeitsministerium hat diese Behauptung nicht nur in eingehenden Berhandlungen mit ben beteiligten Arbeitgeber und Arbeitnehmerverbänden, sondern auch in wiederholten Besprechungen mit den zuständigen Wirtschaftsrefforts in jeder möglichen Weise zu flären versucht, um sich ein