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Die Fürsten- Hyänen.

700 prozentige Aufwertung! In der heutigen Sizung des Rechtsausschusses fragten Dor Eintritt in die Tagesordnung die Abgeordneten Dr. Rosenfeld und Neubauer an, was die Reichsregierung auf Grund der auf fehenerregenden Nachricht getan hätte, daß der frühere Herzog ron Coburg Gotha die ihm zugesprochenen Ländereien ver­faufen oder belasten wolle.

Borf. Kahl: Ein besonderes Ersuchen an die Reichsregierung hat Dr. Rojenfeld:" Ich möchte aber annehmen, daß die Reichs­regierung fich von selbst veranlaßt gesehen hat, nähere Er fundigungen einzuziehen und die thüringische Regierung auf die bem Lande Thüringen   drohende Gefahr aufmerksam zu machen. Reichskommissar Kueuzer: Bir haben den Landesregierungen don den Mitteilungen des Abg. Dr. Rosenfeld Kenntnis gegeben. Das Reich fann nichts machen, das Reich kann nur den Ländern von der drohenden Gefahr Kenntnis geben. Ob die Länder etwas machen können, fei recht zweifelhaft.

Borf. Kahl: Die Landesregierungen fönnten nur einen Bider Spruch gegen Beränderungen im Grundbuch eintragen lassen. Dr. Rosenfeld: Die Reichsregierung fönnte boch mindestens die Länder anfragen, was fie

zum Schuße des Volfsvermögens

Winterfonne.

pups Eine Verzweiflungstat. 199 Die Arbeitslosigkeit wird immer brüdender, immer weitere Streise der Arbeiterbevölferung werden in bitterfte not hineingestoßen- und immer zahlreicher werden die Selbstmorde der Berzweifelnben. Im Hause Hochstraße 23 ist ein 41 Jahre alter Maurer August Brall zu dem Entschluß gelangt, zusammen mit seiner Ehefrau aus dem Leben zu scheiden, weil er seit längerer Zeit trant und arbeitslos

mar.

Durch Gasgerud), der aus der Wohnung drang, wurden Hausbewohner beunruhigt, und die von ihnen herbeigerufene Feuer­mehr, die in die Bohnung eindrang, fand dann beide Eheleute bewußtlos auf. Frau Brall, bie bereits tot war, hatte an­scheinend auch Salmiat getrunten, um sich zu vergiften, und trug an ber Stim und dem Hinterkopf Schnittwunden. Br all selbst hatte ich eine Bulsader aufgeschnitten, er gab aber noch Lebens­sich eine Pulsader aufgeschnitten, er gab aber noch Lebens­eichen von sich und wurde nach dem Birchow- Krankenhaus

gebracht.

Bir Menschen der Großstadt sind viel mehr abhängig von den Einwirkungen der Jahreszeiten und ihrem täglichen Spiegelbild, als wir es selbst glauben möchten. Wir fönnen uns nicht darüber hinwegfezen, was Natur zum Erlebnis in der menschlichen Seele bestimmt, und das Geschehen am gewaltigen Firmament trifft und ereilt uns, in welche Enge wir uns auch flüchten mögen. Und recht viele Leute in der Großstadt gibt es, die sind in ihrem Seelenleben geradezu angewiesen auf gute Launen des Wetters. Kräfte vor allem, die schöpferisch wirken, wie Künstler, aber darüber hinaus wohl die ganze große Gruppe derer, die auf geistige Art Erwerb fuchen müffen. Heute, da wir wieder und endlich einmal einen Sonnenlag über uns und in uns haben, da merken wir erst, baß der großen Stadt diese Sonnenstrahlen gefehlt haben. Die Nacht ging nicht über in den Tag, es dehnte sich etwas verdrossen weiter, ohne recht Licht zu werden, wir mußten auf die Uhr sehen, um nicht Pflichten zu verfäumen, zu denen uns freudloser Beg der Schatten führte, und am Abend war es das gleiche: fein rechtes Berdämmern, so wenig ein richtiger Abend, wie es ein echter Morgen war. Da fommt nun auf einmal ein starter froher Sonnentag und stellt uns, morgens und abends noch nicht so recht Herr über sich selbst, zum mindesten einen prachtvollen Mittag hin. Was Kälte und Frost­wo uns das Licht, das wieder zunehmenbe, in freudigem Werden zu tun gedenten. Im Fall Coburg  - Gotha   fönnte das Land Thürin­ gen   noch bei Einreichung eines Antrages auf Belastung eines Grund wachsende Licht wiederkehr der Freuden, Erfüllung der Hoff ftüdes im Bege der einstweiligen Verfügung ben nötigen Schuhnungen verheißt! Und bis in den fleinsten und engsten Winkel feit burchsetzen. Der Ausschuß wird doch wünschen wollen, daß alles ge- fich das fieghafte Blau über unseren Häuptern durch die Gaffen schieht, was nötig ist, um ein zu spätes Eingreifen des Reichstages gähnen nicht mehr grau in grau, die Steine sind nicht mehr ein trost zu verhindern. und farblos erstarries Meer in jedem einzelnen fängt eine fleine Besonderheit zu glühen an, Zinnen, Spitzen, Kuppeln lösen sich aus dem Bann der Schatten, bie gute Spree, unheimlich schwarz und schwer in den lichtlosen dumpfen Tagen, blitt und gligert, und wir Störung weniger in Erscheinung und mit nur kleinen Berzögerungen freuen uns am farbenleuchtenden Gefieder. der vielen Tausende von fremden Gästen. In uns felbft erwacht Arbeitswille, Freude am Schaffen. Das macht ein einziger Sonnentag. Aber diese Winter jonne hebt sich nicht über Schneegefilde trop der Kälte haben wir den ersten Künder des Frühlings vor uns. Vorwärts! Jeder Tag Abg. Dr. Rofenfeld: Soeben ist der thüringische Minister Beutift ein Kleinsieg des Lichtes. Wir wollen gleich ihm mächtig aus. häufer erschienen. Er fönnte uns sogleich Auskunft geben darüber, holen haben wir auch noch viel zu dulden und zu schleppen, das was die thüringische Regierung im Fall Koburg- Gotha getan hat bzw. zu tun gedenkt. Minister Leuthäuser: Ich nehme an, daß Schwerste soll überwunden sein! Nur der erringt sich das Licht, der es achtet und liebt und von seiner Sieghaftigkeit im tiefften Glauben tie erforderlichen Erörterungen angestellt sind und daß geprüft werden wird, inwieweit das Land Thüringen   eingreifen tann. durchdrungen ift. Abg. Rosenfeld: Ich bitte, daß die thüringische Regierung bem Aus schuß in der nächsten Sigung das Ergebnis ihrer Erörterungen mit­teilt. Minister Ceuthäuser: Das merden wir tun.

Reichsfommiffar Kuenzer: Benn das der Bunsch des Ausschusses ift, wird die Reichsregierung dem Rechnung tragen.

Borf. Kahl: Ich nehme an, daß der Wunsch des Ausschusses da­Hin geht, Auskunft darüber zu erhalten, was den Landesregte­Yungen über derartige Bemühungen einer fürstlichen Familie befannt ist, und die Landesregierungen anzufragen, ob fie bereit find, alles zu tun, um Berschiebungen zu verhindern.

Abg. Wunderlich)( Bp.): Es müßte verhindert werden, daß jeht In irgendeinem Lande eine Berschiebung eintritt.

Der Ausschuß wendet sich dann der Besprechung der Berhältniße In Anhalt zu. Auch das anhaltinische Fürstenhaus hat nach Ab­folus eines Abfindungsvertrages Aufwertungsansprüche gestellt, über die eine Entscheidung noch nicht ergangen ist. Der Bertreter der anhaltinischen Regierung schließt sich der Erklärung der fächfifchen Regierung an, daß die Auseinandersehungsfragen erledigt seien und mit einer Rüdwirkung reichsrechtlicher Bestimmungen auch Anhalt nicht erwünscht sei.

Dr. Rofenfeld: Schließt sich die anhaltinische Regierung auch der gestern in der Bresse veröffentlichten Erflärung der fächsischen Regierung an, daß fie gegen eine reisrechtliche Regelung im Sinne des Antrages Rodh feine Bedenten habe? Der Ber treter der anhaltinischen Regierung: Das ist auch unsere Meinung. Die gleiche Erklärung gibt für Braunschweig   der braunschweigi fche Gesandte ab.

Ueber die Verhältniffe in Medtenburg- Sewerin wird mitgeteilt, daß nach der durchgeführten Abfindung die frühere großherzogliche Famille sehr weitgehende Aufwerfungsansprüche gestellt habe. Ein Schiedsgericht habe eine 60prozentige Aufwertung zurgebilligt, und alsdann hätten zunächst drei Mitglieder des Fürsten  hauses und dann auch der Großherzog selbst die Bollftredbar. feit des Schiedsspruchs in Höhe von 389 000 Goldmart beantragt. Landgericht und Oberlandgericht Rostod hätten sich auf den Stand­punft des Fürstenhauses gestellt.

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Prozeß Holzmann.

Der Angeklagte Holzmann fehlt!

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Bor dem Großen Schöffengericht Berlin- Mitte begann heute morgen der Prozeß gegen den russischen Staatsangehörigen Michael Holzmann, den früheren Leiter des Berliner   Fremdenamies Regierungsrat Walter Bartels und den früheren Kriminalbe triebsassistenten Karl Rothe  , durch den voraussichtlich einiges Licht in den Fall Kutister, damit auch in die Kredit. Politif ber Preußischen Staatsbant, die Kutister be­fanntlich Kredite gewährt hatte, tommen dürfte. Holzmann wird beschuldigt, feinen ursprünglichen Geschäftsfreund Iwan Kutister erheblich betrogen und fich burch Erpressungen von ihm gefezwidrige Bermögensvorteile verschafft zu haben. Ferner wird ihm zur Last gelegt, ben früheren Leiter des Berliner   Fremden amts Regierungsrat Bartels durch Geschenke und Barzuwendungen bestechen zu haben. Regierungsrat Barteis ist ber paffiven Beft eung angeflagt und befchuldigt, daß er als Beamter e hente und andere Borteile angenommen hat, um dafür unter Berlegung seiner Amtspflicht Holzmann gefällig zu sein. Das gleiche Bergehen wird auch dem früheren Kriminalbetriebsaffiftenten Karl Rothe   zur Laft gelegt, der durch pflichtwidrige Handlungen im Bolizeipräsidium Holzmann Vorschub geleistet haben soll.

Dr. Rosenfeld: Diese Sache ist wieder ganz besonders auffällig. Nicht nur ist sehr befrembend der Prozentjag der Aufwertung van 60 Broz, sondern auch, daß sofort bas ganze aufgeflagten Holzmann, Regierungsrat a. D. Bartels und Kriminalbe meriete Rapital verlangt wird und daß die Gerichte diefes Verlangen billigen.

Der Bertreter der Reichsregierung: Die medlenburgische Regierung wehrt sich gegen die Durchführung des Schiedsspruches. Eie hat den Antrag gestellt, den Schiedsspruch für unzulässig 811 erklären, da das Schiedsgericht für Aufwertungsansprüche gar nicht vorgesehen sei. Abg. v. Richthofen( Dem.): Es handelt sich hier um eine

Aufwertung von 700 Proz

Dr. Rosenfeld: Auf Grund dieser ungeheuerlichen Mitteilungen beantrage ich bie Buziehung eines Bertreters der medlenburgischen Regierung. Dieler Antrag wird einstimmig angenommen. Der gleiche Beschluß wird alsdann bezüglich der Berhältnisse in Oldenburg   und Schaumburg- Lippe   gefaßt. Zu leg­terem bemert Abg. v. Richthofen( Dem.): Bei dem Fürsten von Schaumburg- Lippe   handelt es sich um ben reichten deutschen  Fürsten  , und dieser hat nicht nur fein ganzes Bermögen behalten, sondern außerdem ein Fünftel bes ganzen landwirtschaftlichen Be­fizes, den Staat und Fürst gemeinsam hatten, und fast die Hälfte der ganzen Forsten. Dieser Fürst foll gar nicht in Deutschland  , fon­dern feit seiner mehr als unebenbürtigen Heirat im Ausland leben. Dr. Rosenfeld: Belchen Bert hat das Brivateigentum des Fürsten   und welchen Wert hat der Teil seines jenigen Bermögens, der ihm durch den Auseinanderseßungsvertrag zugesprochen ist? Der Bertreter der Reichsregierung fann ihm hierüber feine Antwort geben, und es wird daher befchloffen, auch den Bertreter von Gaumburg- Lippe zur nächsten Sizung zu zuziehen. Diese foll am tommenden Dienstag stattfinden.

Militärkrise in Belgien  . Rücktritt des Kriegsministers wegen verkürzter Dienstzeit. Brüffel, 14. Januar.  ( Eigener Drahtbericht.) Ueber die Duraj führung der Militärreform ift es an einer teilweisen Regie rungstrife gekommen. Die Haltung des Kriegsministers, Gene­ral Restens, wird von den übrigen Mitgliedern der Regierung nicht gebilligt. Die Sozialisten fordern befanntlich die stufen. weise Einführung der sechsmonatigen Dienstzeit. Die Regie. nung ist sich einig darüber, zunächst die Dienstzeit von 10 mo. naten für die Jahrestiaffe von 1925 einzuführen, und bie größere Militärreform fofort nach Erledigung des Finanzproblems zu be­handeln. Der Kriegsminister Restens will dagegen die Dienstzeit überhaupt richt unter 10 Monate herabsetzen und auch diese erft für bie Alaffe 1926 einführen. Für die Riaffe 1925 verlangt er fogar Roch 12 Monate. Der Ministerrat, dem der Kriegsminister nicht bei­wohnte, bielt am Mittwoch an der. fofortigen Einführung Ber Dienstzeit von 10 Monaten fest. Der Rüdiriit bes Kriegsministers wird bestimmt für Donnerstag erwartet. Sein Nach folger wird fofort ernannt werden, es wird vermutlich ein Militär fem, der die Ansicht der Regierung teilt.

Es ist nicht ausgeschlossen, daß auch der Innenminister Rolin Jacquemyns zurüdiritt, da er für die Entfendung der Gen. darmerie in das Hennegauer Streifgebiet verantwortlich ist. Diefe Gendarmen find übrigens mieder auf größere Entfernung zurüd gezogen worden und im Streifgebiet ist alles ruhig.

Die Berhandlung, die auf% 10 Uhr anberaumt worden war, wurde mit etwa einstündiger Verspätung eröffnet. Als die Ange triebsaffiftent Rothe aufgerufen wurden, stellte sich heraus, daß der Angeklagte Holzmann nicht erschienen mar. Auf Be. fragen bes Borsigenden erklärte der Berteidiger Holzmanns, daß Holzmann fest zugefagt hätte, zu der Verhandlung zu erscheinen. Der Borsitzende schlug deshalb vor, die Berhandlung bis morgen auszufezen. Staatsanwaltschaftsrat Ziegel erklärte, daß sich der Angeklagte Helzmann die Weihnachtsfeiertage über in Berlin   auf gehalten habe und am 8. diefes Monats bei der Bernehmung des Beugen Steinhardt anwesend gewesen sei und diese rege verfolgt habe. Es sei bisher auch nicht ein Gutachten eines Gerichtsarztes über den Gefundheitszustand des Holzmann eingereicht worden, fon. dern lebiglich vor längerer Zeit ein Urteil des Anstaltsarztes der Heilanstalt in Loschwiz bei Dresden  , die Holzmann seinerzeit auf gesucht habe. Er beantrage deshalb, den Angeklagten Holzmann polizeilich vorzuführen und ihn durch einen Gerichtsarzt an Ort und Stelle bei der Borführung unterfuchen zu lassen. Das Das Gericht zog sich darauf zur Beratung zurück und verkündete nach furzer Zeit, daß die Berhandlung bis morgen mittag 12 hrausgelegt werben solle. Ferner wurde die Vorführung und gerichtsärztliche Untersuchung des Angeklagten Holzmann vom Gericht befchleffen. Der Angeflagte Holzmann ist im Herbst vori. gen Jahres aus der Untersuchungshaft entlassen worden, da sich bei ihm, wie die Gerichtsärzte festgestellt hatten, ein Nerven- und Herz­leiben entwidelt hatte, das zu ernsten Befürchtungen Anlaß gab. Auf Anraten eines von der Charité herbeigezogenen Klinifers wurde Holzmann damals ein Urlaub von mindestens 10 Wochen gewährt. In der letzten Zeit, wohnte Holzmann mit seiner Gattin in der Raiferallee, im Westen Berlins  , und hat sich in den letzten Tagen wiederum in das Sanatorium Loschwitz   begeben, da er fich

Schlechter fühlte.

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Bie aus Dresden   gemeldet wird, ist der Kaufmann Michael Holzmann zurzeit niát, wie man glaubte, im Sanatorium Lofchwiz bei Dresden  , sondern hat die Heilstätte, in der er fich während der legten Monate mehrmals aufgehalten hat, am 5. Januar verlassen, um nach Berlin   zurückzukehren. Es besteht allo faum ein Zweifel, baß Holzmann die Flucht ergriffen hat, um sich dem Prozeß, der jegi stattfinden sollte, zu entziehen.

Opfer der Glätte.

Schon wieder hat der einfegende Frost und der in der Nacht niedergegangene leichte Schneefall Bürgersteige und Fahrdämme in fpiegelglatte Flächen verwandelt. Eine große Anzahl von Bersonen fam auf dem gefährlichen Pflaster zu Fall. Sie zogen sich mehr oder minder starte Berlegungen zu. Allein die städtischen Rettungs­ftellen wurden in den Vormittagsstunden von etwa 15 Personen in Anspruch genommen. Es handelte sich in den meisten Fällen um Schmere Berftauchungen. In einigen Fällen mußten die Berlegten, die fich Bein und Rippenbrüche zugezogen hatten, in Krankenhäuser übergeführt werden. Es ist außerordentlich bedauerlich, daß immer noch auf die eigentlich ganz selbstverständliche Reinigungspflicht der städtischen Straßenreinigung, aber auch ber Straßenanlieger erst hingewiesen werden muß, denn nirgends fonnte heute morgen be­obachtet werden, daß Sand oder abftumpfende Mittel gestreut waren. Aber nicht nur auf den Bürgersteigen spielten fich Szenen VOR Malsenstürzen ab, fondern auch auf den Fahrdammen gaben fich Rutscher und Koffelenter redlich Mühe, die gestürzten Tiere mieber aufzurichten. Darum: Streut Sand oder Asche und schützt mit menjchen und Tiere vor Unfällen.

empfindliche Berkehrsstörung trat heute morgen furz nach 7 hr Berkehrsstörung auf der Bororfbahn nach Bernan. Eine sehr auf der elektrisch betriebenen Schnellbahnstrede Bernau Berlin   ein. Wir erfahren hierzu folgendes: Als der Triebwagen auf Bahnhof Carom anfahren wollte, riß wahrscheinlich infolge der Rälteeinmirtung die Rupplung des Triebwagens und außer­dem trat ein erheblicher Motorschaden ein. Bom Stettiner Bahn­ben auf der gesperrten Strede stehenden Zug nach dem Bahnhof Blankenburg   abschleppte. Durch diesen Borfall trat eine Ber­tehrsstörung von 70 minuten ein, die injoige der strengen Kälte von den vielen Arbeitern und Angestellten, die an ihre Berliner   Arbeitsstätten eilen wollten, besonders hart empfunden wurde. In der Gegenrichtung Stettiner Bahnhof- Bernau trat die fonnte hier der Berkehr durchgeführt werden.

Bodenbrand in der Belle- Alliance- Straße. Ein gefährlicher Bodenbrand tam heute vormittag gegen 11 Uhr in dem Hause Belle Alliance Straße 81 zum Ausbruch. Auf den Es gelang der Behr, den Brandherd zu lokalisieren und den Dach­Alarm Mittelfeuer eilten sofort awet Löschzuge an die Brandstelle. stuhl zu schützen, troßdem das Feuer an dem Bodengerümpel reiche Nahrung gefunden hatte. Lediglich dem schnellen Eingreifen der Wehr ist es zu verdanken, daß das Feuer keine größere Ausdehnung nehmen fonnte. Gegen 1 Uhr nachmittags fonnten die Wehren wieder abrüden. Die Entstehungsursache ist bisher noch unbekannt.

Bereinigung fozialdemokratischer Studenten. Heute Donnerstag, abends 8 Uhr, im Sozialwiffenfchaftlichen Klub, Bilbelmftr. 48. Bortrag des Pis­feffor Grotjahn: Aftuelle Fragen der Bevölkerungspolitif". Gäfte, auch Richtstudenten, herzlich willkommen,

Haarmanns Freund Grans vor Gericht.

Schwierigkeiten der Anklage.

Haarmann ist hingerichtet. Und nun geht es um den Kopf feines Freundes und Genossen, von dem man immer noch nicht weiß, ob er nur ein gewöhnlicher Berbrecher und Hehler ist, oder den Haarmann wirklich zum Morde angestiftet hat. Jedenfalls ist er eine aalglatte Schlangennatur, der, selbst im Falle einer Schuld, vom Gericht nicht so leicht beizukommen ist, denn die beiden Hauptzeugen, auf deren Auslagen sich die Anflage ftüßt, find zweifelhafter Natur.

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Da ist zunächst als erster, als Hauptbelastungszeuge Haarmann, über deffen Bedeutung als Belaftungszeuge man geteilter Meinung fein fann. Zudem ift er tot und hat vor der Hinrichtung feine Bericht Brotokollerklärungen des Haarmann verlesen. Dabei wird ganze Anklage widerrufen. Ueber einen Tag lang werden vor dem befannt, daß der alte Mörder zugibt, schon in feinem 16. Lebens­jahre gemordet zu haben, doch wird das noch heute über feinem früheren Dasein schwebende Dunkel, nie mehr erhellt werden. Ueber die Belastung Grans hat Haarmann später Aussagen gemacht, bie den Grans weitgehend entlasten. Typisch find in diefem Sinne folgende Worte, die schriftlich niedergelegt find: Grans ist nur belastet, meil ich aus Rache die unwahrheit ge­fagt habe. Man hatte mich schon tagelang geschlagen und mis­handelt, um mich zu Aussagen zu zwingen, die nicht wahr sind. Ich wurde mit einem Gummischlauch geschlagen und mein Rüden war blikeblau. Herr Dr. Schadwith, der Sachverständige, weiß auch, daß, als wir an jenem Abend die Köpfe im Gericht befahen, Krimi­nalfommiffar Racß mich in die Ede nahm und in Anwesenheit bes Dr. Schackwik immer auf die Füße trat, so daß ich vor Schmerzen laut schrie. Erft als ich Grans belastete, weil mir gesagt wurde, er fage nicht gut über mich, bekam ich etwas zu effen und wurde gut behandelt. Feft steht, daß Haarmann zumindest bezahlter Bigilant( 3uträger) der Polizei gewesen ist. Der Herr Kriminal" war mit zahlreichen Bolizeibeamten gut befreundet, brachte Fleisch auf die Bahnhofswache, um die dortigen Beamten besser zu ernähren und verschenkte Kleidungsstücke an fie. Ueberhaupt hat die Polizei feine günstige Rolle dabei gespielt. Nach dem Urteil ber Sachverständigen gilt Haarmann als ein geistig minderwertiger Mensch, als durch und durch verlogen und in vielen Dingen unglaubwürdig. Welchen Behauptungen Haarmanns foll Soll fie den anklagenden Aeußerungen, die von dem Urheber selbst jetzt bas Gericht bei der Beurteilung des Grans Glauben schenken? als Lügen bezeichnet werden und von denen er fagt, fie feien zum Teil auf Grund von polizeilichen Mißhandlungen erfolgt, oder dem legten Geständnis zugunsten Grans, das unter Berufung auf die felige Mutter Haarmanns und auf den lieben Gott gegeben worden Grans bestreitet alles und leugnet ift, glauben? jebe, auch die geringste Miffetat. Und das Gericht mag tausendmal die Verlogenheit des Grans empfinden, wer will auf das fchwankende Bemeismaterial über Tob oder Leben entscheiden? Doch morgen

beginnt die Beweisaufnahme mit den Zeugenaussagen und vielleicht ergibt sie neue Momente. Und der zweite Hauptzeuge gegen Grans, auch fein Fettauge für den Staatsanwalt. Er hat eine riesengroße Straflifte und fonnte im Haarmann- Prozeß wegen Unglaubwürdig Als Senfation ber jetzigen Ge­feit nicht vereidigt werden. richtsverhandlung ergab fich, daß die Staatsanwaltschaft diefen Zeugen überhaupt nicht auffinden kann und ihn durch Bolizei­organe fieberhaft fuchen laffen muß. Seidel weiß auch, warum er fich fern vom Kriegsschauplah" aufhält. Er möchte feinen Meineid fchwören und außerdem wird er noch zur Abbüßung einiger Sünden von der Strafanstalt gesucht und würde so leicht nicht freifommen. Die Anklagebehörde hat also im Prozeß Grans feinen leichten Stand, Wird ihr die Beweisführung gelingen?.unumonly

ber Friseur Seidel, eine Schräger und Heuchlertype, ist

Tie Kälte in Italien  .

Mailand  , 14. Januar.  ( P.) Heute nacht ist in ganz Ober­ italien   wiederum starter Schneefall eingetreten. In Mai­ land   ist heute morgen infolge der großen Schneemassen der Verkehr verhältnismäßig starte Kälte. In verschiedenen Städten start behindert. Im ganzen Lande herrscht eine für Italien   un­find Menschen erfroren. Die Etsch   Ht in Verona   teilweise zugefroren. Auch von der italienischen   Riviera wird starte Kälte gemeldet, wo die Blumenfulturen großen Schaden gelitten haben. Aus den bergamastijden Gebirgstälern und aus dem Piemont werden bis zu 20 Grad Kälte gemeldet.

Sturm und Unweffer in Spanien  . Seit gestern abend herrscht an der ganzen Küste von Spanien   ein von ft arten Regen fällen begleiteter heftiger Sturm. Sämtliche Schiffe mußten in die Häfen zurüdfehren. Ileber 400 aufer find teilweife erftort worden. Die Telephonverbindungen sind unterbrochen, Sämtliche Hafenfais von Barcelona   find überschwemmt.