Calmus erhielt 15 Jahre 3uchthaus. Ledebour und| id) waren aber an dem Lage, an dem die Unterredung mit Calmus stattgefunden haben sollte, in Stockholm , wie sich aus der AbStempelung unserer Bässe ergibt. Ich habe später Calmus in Essen aufgesucht, wo er mir vor 3eugen ertiärte:
funden.
in greifbare Nähe rückte. Und in einer derartigen Situation planten| die Admirale auf eigene Faust einen Flottenvorstoß gegen England! Die Mannschaften haben ihn verhindert. Schuld daran sol wieder die USPD . sein. Aber auch diese Behauptung ist falsch. Daß in der Atmosphäre der allgemeinen Friedenshoffnung bei den Leuten feine Neigung mehr bestand, am Ende des Krieges ihr Leben in einer finn- und nuglosen Angriffsattion aufs Spiel zu sehen, das tonnte nur von so völlig verblendeten Herrenmenschen nicht erkannt werden, wie es die Mehrzahl der hohen Marineoffiziere gewefen ist. Aus den Zeitungen wußten die Matrosen und Heizer, daß die neue Volksregierung des Prinzen Mar von Baden den U- Bootfrieg eingestellt hatte, und die Regierung in der Situation, in der sie den Frieden erwartete, unmöglich einen Flottenangriff gegen England befohlen habe oder auch nur gutheißen könne. Und sie haben damit auch völlig recht gehabt.
Dr. Loesch habe ihn mit Erschießen gedroht, um belastende Ausfagen gegen die Abgeordneten herauszupreffen. Um sein Leben zu retten, habe er schließlich die Aussage gemacht. Dabei habe er gewußt, daß die Abgeordneten ihr Alibi würden nach meisen fönnen. Daß er also sich selber werde retten fönnen, ohne ihnen zu schaden. Von unseren Personen hatte Calmus Personal- sie besaßen soviel gesunde Logit, um daraus folgern zu können, daß beschreibungen gegeben, die nicht stimmten. Das Haus, wo die erfundene Unterredung stattgefunden haben sollte, hat er nicht geDer Redner schildert weiter, wie unaufhörlich nach einem gerichtlichen Vorgehen gegen die Abgeordneten gedrängt wurde. Am 2. November schrieb aber Michaelis an Capelle, daß leider nie direktes Schuldmaterial zutage gefördert worden sei. Auch Hauptmann Henning, der jehige völlische Abgeordnete, der an verschiedenen Schiffsprozessen teilgenommen hatte, mußte zugeben, es jei schwer, gegen die Abgeordneten einzuschreiten, da bestimmte Handlungen nicht nachweisbar feien. Amtsrichter Dr. Heuthöfer machte den Marinejustizbeamten den Vorwurf, felbst das offizielle Programm der USP. nicht genau gefannt zu haben.
Der Flottenvorstoß gegen England.
Wie sehr die Gewalthaber auf der Flotte und die Marinekriegs gerichtsräte das Wesen der auf den Schiffen hervorgetretenen Unzufriedenheit verkannten, wenn sie glaubten, mit Todes und Zuchthausstrafen fie bannen zu fönnen, zeigte sich sehr bald darin, daß die Bewegung troß der barbarischen Strafen weiterging. Staatssekretär v. Capelle schrieb am 10. September 1917, also 5 Tage nach der Erschießung von Reichpietsch und Röbis, in einem Bericht an die Marinestellen in Wilhelmshaven und Kiel :
Zwei Todesurteile sind bereits vollstrect, ohne daß anscheinend die im Fluß befindliche Bewegung zum Stillstand getommen ift. Darin ist der Banterott der Abschredungsabsicht, die Admiral v. Scheer mit ben Erschießungen verfolgt hatte, flar ausgesprochen. Wie sollte die Bewegung auch zum Stillstand tommen. Wirtten doch ihre Ursachen weiter, die in den inneren Berhältniffen auf den Schiffen lagen. Die Verpflegungsmißstände, die schlechte Behandlung der Leute durch die Offiziere, die Unge rechtigkeiten in der Urlaubsregelung, der unfinnige Egerzierdrill und der ganz unfoziale Geift, die völlige Verständnislosigkeit für die Mannschaftspfyche,
alles war nach den Erschießungen im wesentlichen genau so wie vorher, wenn auch eine geringe Erhöhung des Berpflegungsgeldes erfolgt mar. Die Erschießungen aber wirften nur noch mehr er. bitternd und empörend, weil sie allgemein als Aft brutaler militärischer Willfür und Verfolgungssucht betrachtet wurden. Die Marinemachthaber waren eben mit Blindheit geschlagen. Statt den unerträglichen Druck, der durch die Bordmißstände auf den Leuten laftete, zu mildern, haben sie ihn immer mehr gesteigert. Der Herrenstandpunkt wurde auf den Schiffen auch im Kriege von den Offizieren nicht aufgegeben. Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel. In der Enge und Abgeschlossenheit des Bordlebens trat
der schreiende Gegensatz zwischen dem elenden Mannschaftsleben und dem Herrenleben der Offiziere
viel schroffer hervor als in der Armee, wo sich in den letzten Kriegs. jahren der blinde Gehorsam bereits start abgeschliffen hatte. Dazu fam auf den Schiffen noch die erzwungene Untätigkeit in den hei mischen Gewässern, die in den Mannschaften die Sehnsucht nach einem Ende des jahrelangen Gefängnislebens in den schwimmenden Eisentäfigen bis zur Verzweiflung fteigerte. Aus dieser psychologischen Berfaffung der Leute erklärt sich auch ihr brennendes Interesse für alle politischen Vorgänge, die den von ihnen so leidenschaftlich herbeigefehnten Frieden fördern fonnten. Als auf Drängen Hindenburgs und Ludendorffs
das deutsche Waffenftillstandsangebot an Wilfon heraustam, ist es auf den Schiffen der Marine als verheißungsvolles Borzeichen des endlich nahenden Friedens begrüßt worden, und mit fiebernden Nerven haben die physisch und seelisch gemarterten Heizer und Matrosen auf jede Nachricht gewartet, die ihnen die Erlösung aus ihrer Schiffshölle
Die kleine Residenz.
Bon Paul Gutmann.
In zehn, zwanzig Jahren wird die kleine Residenz das Wanderziel amerikanischer Reisegesellschaften sein, die zur Abwechslung an Stelle fannibalischer Opferstätten einmal die fossile Kultur Deutsch lands
fennen lernen möchten.
Am Bahnhof entdeckt der Reisende bereits, daß er sich in einer andern Welt befindet. Die beiden Hotels, die dem Bahnhof gegen über sich befinden, heißen: 3um Erbprinzen" oder" Sum Herzog August" oder" Fürstenhof" oder" Prinzessinnenhof"; sie deuten an, daß hier eine bessere Hofluft, teine gewöhnliche Bürger- oder gar Broletarierluft weht. Mit dem Rücken gegen den Bahnhof steht Dagobert der Erlauchte in einem Hermelinmantel oder auch in schlichter Generalsuniform. Eine Aufschrift besagt:„ Errichtet von dem dankbaren Bolt". Fragt man einen der Einheimischen nach den Gründen dieser Dankbarkeit, so antwortet der Betreffende gewöhnlich mit einem bedeutsamen Schmunzeln und listigen Augenblinzeln:„ Sie, das war ein verfluchtes Aas. Wie der's mit den Weibern getrieben hat!" Der amerikanische Forschungsreisende fönnte hieraus den Schluß ziehen, daß der gewöhnliche Bürger in dem frühhistorischen Deutschland eine geheime Abneigung gegen die Monogamie hegte und darum den Stammeshäuptling verehrte, der gegen Bezahlung in Steuern alle Ausschweifungen und Laster besorgte, die leider ihm versagt bleiben mußten. So wird noch heute in einer solchen Residenz das Haus des Bäckers mit Rührung gezeigt, vor dessen Tor eine ganze Nacht die Hofequipage hielt, weil der geliebte Prinz Adolar dort die heilige Kulthandlung für seinen ganzen Stamm ausübte. Die Bäderin, die wegen außerehelicher Beziehungen mit einem Gleichgestellten gesteinigt worden wäre, genoß feither ebenfalls abergläubische Berehrung.
Die Bahnhofstraße führt gewöhnlich zu einem Tor, das mit Baffen und Geweihen geschmückt ist. Diese Zusammenstellung darf weiter nicht wundernehmen, denn der treue Bürger war dazu ausersehen, beide zu tragen. Dann kommt die Hauptstraße, die, wie alle übrigen Straßen der Residenz, nach einem Mitglied des erhabenen Herrscherhauses benannt ist. Noch immer ist dort jeder Krämer Hoflieferant, wie die Hebamme eine Hofhebamme und der Hühneraugenoperateur ein Hoshühneraugenoperateur ist. Wie man in manchen Höhlen der Auvergne noch heute die Spuren des Höhlenmenschen findet, so wird der Amerikaner in allen Gemüse- und Bapiergeschäften die Ansichtskarten holdseliger Prinzessinnen vor finden, die inzwischen längst verstorben oder zu lebenden Mumien geworden sind. Auch hier sorgt der patriotische und dabei schlaue Händler für Erweckung des Interesses.„ Das ist die, welche damals das Kind von dem Stallmeister bekommen hat." Oder:" Das ist die Hoheit, die mit dem Musiklehrer durchgebrannt ist." mis Auf dem Marktplatz sammelt sich die Reisegesellschaft. Hier
Hinter dem Rüden der Reichsregierung und des Kaisers als Obersten Kriegsherrn, ist der Flottenvorstoß gegen England von den Marinegewalthabern auf eigene Faust versucht worden.
Im November 1918 haben sie zu leugnen gesucht, daß überhaupt ein Vorstoß gegen England beabsichtigt gewesen sei. Im Münche ner Dolch stoßprozeß ist diese Absicht zugestanden worden, ebenso ergab sich dort, daß der Vorstoß ohne Wissen der Reichs. regierung erfolgen sollte. Für den kritischen Leser der Veröffent lichungen maßgebender Marinekreise stand das quch bisher schon feft. Das ergab sich bereits aus einem Artikel, den Admiral v. S cheer im Märzheft 1919 der Süddeutschen Monatshefte" v. Scheer im Märzheft 1919 der Süddeutschen Monatshefte" veröffentlicht hat. Er spricht dort lediglich von der Absicht des Flottenvorstoßes, fagt aber nicht, daß diese Absicht nur bei ihm und seinen Mitverschworenen bestand, die Reichsregierung jedoch und auch der Kaiser von dieser Absicht" nichts wußten und ihre Zustimmung nicht gegeben hatten. Die Darstellung des Admirals v. Scheer mird völlig flargestellt durch Konteradmiral v. Levezom im Aprilheft 1924 der Süddeutschen Monatshefte". Er berichtet dort über die Verhandlungen, die Ende Oftober 1918 zwischen den leitenden Marine und Heeresstellen auf der einen Seite und der neuen Reichsregierung und dem Kaiser auf der anderen Seite bezüglich der Einstellung des unbeschränkten U- Bootfrieges stattgefunden haben. Ronteradmiral v. Levetom teilt dabei mit, daß Admiral v. Scheer dem Kanzler Mar von Baden gefagt habe, wenn der U- Bootfrieg eingestellt werde, so erhalte die hochfeeflotte dadurch automatisch ihre operative Freiheit wieder. Aber fein Wort sagt Konteradmiral v. Levehow darüber, daß der Kanzler etwa gewußt und zugestimmt hätte, daß mit der Flotte nunmehr sofort auch ein Angriffsvorstoß gegen England unternommen werden sollte; das ist der beste Be weis, daß eine solche Zustimmung des Kanzlers tatsächlich nicht erfolgt ist, sonst hätte v. Levezom sich darauf berufen. Ebenso ist nach Levezom auch dem Raiser lediglich die Tatsache mitgeteilt worden, daß die Hochseeflotte nun nicht mehr gebunden sei, aber auch ihm ist nicht gesagt morden, daß die Flotte nun tat fächlich einen Borstoß unternehmen wolle. Von einer solchen Abficht hat auch der Kaiser nichts gewußt und auch er hat seine 3u stimung dazu nicht gegeben. Am 22. Oktober 1918 will Konter admiral v. Levehow den Befehl des inzwischen zum Chef des Admiralstabs der Marine avancierten Admirals v. Scheer an den nunmehrigen Chef der Hochfeeflotte, Admiral v. Hipper:
" Hochfeeftreitkräfte follen zum Angriff und Schlagen gegen englische Flotte eingefeht werden“
persönlich überbracht haben. Der Borstoß sollte am 30. Oftober Konteradmiral v. Levehow berichtet weiter, ausgeführt werden. daß am 26. Oktober Marine- Thronvortrag im Schloß Bellevue ge wesen sei, und sagt dann wörtlich:
Seine Majestät erwähnte, er habe der am selben Tage im Reichstag beschlossenen Unterstellung der Militärgewalt unter die Zivilgewalt seine Zustimmung erteilt.
-
.
-
Admiral v. Scheer und Konteradmiral v. Levezom wußten also aus dem Munde des Kaisers selbst, daß nunmehr die Militärgewalt dem und damit auch die Seekriegsleitung Reichstanzler in aller Form unterstellt war, und daß sie deshalb ohne Zustimmung des Reichstanzlers feinerlei operative Handlung mit der Flotte unternehmen durften, die geeignet fein fonnte, die Verhandlungen des Kanzlers mit der Entente zu stören. Trotzdem gaben fie am Tage darauf, am 27. Oftober, ihre 3uslimmung zu dem ihnen vom Hochseekommando unterbreiteten Operationsbefehl für den 30. Oktober. Auch in seinem neuesten Buch
steht der unvermeidliche Obelist, um zu zeigen, daß man weiß, was eine alte Kultur ist. Entweder befindet sich auf ihm eine Inschrift, auf der vom Heldentod der Untertanen zu lesen ist( die man dazumal meistbietend verschacherte), oder worin sonst eine große fittliche Tat gebührend gepriesen wird. Davor steht in Heldenpose wieder einer jener Fürsten , dessen das Volk in Liebe gebenft, wie er der weiblichen Bevölkerung, wofern sie einigermaßen hübsch war, in Liebe gedacht hat. Die Hauptstraßen münden sämtlich auf diesen Plaß, der links vom Schloß, rechts von der Kirche flantiert wird. Wo viel geliebt wird, da wird auch viel vergeben, und so ist immer die Geistlichkeit in der Nähe der Lebensfreude. Fürsten sind die von Gott be stimmten Erzieher des Boltes, und daher befinden sich vorm Schloß und am Schloßgarten alle griechischen Götter und Halbgötter in billigen Abgüffen. Hier weht flaffische Luft, um dem Bolt zugleich zu zeigen, welch ungeheurer Abstand zwischen seiner vulgären Christlichkeit und den heidnischen Fürstengöttern besteht. Man fühlt sich diesen Göttern verwandt und führt den gleichen heiteren, sitten lofen Lebenswandel wie sie.
Wenn die Amerikaner noch den Pavillon der sieben Mätreffen und das römische Bad gesehen haben, wo die Gräfin Elvira, die eigentlich die Frau eines Ruhbauern gewesen ist, in Burgunder zu baden pflegte, so glauben sie, in einem großen Bordell gewesen zu fein. Alle Straßen führen nach Rom, aber hier führten alle Straßen in das Schlafzimmer des Landesherrn .
Eugen Ortner . Ueber die Anfänge, das durch die Berliner Aufführung seines Dramas„ Michael Hundertpfund" befannt gewordenen Dichters Eugen Ortner wird uns aus seinem Leipziger Kreise geschrieben: Es war der übliche Kreis von Kaffeehausliteraten, der Kreis um Eugen Ortner . Ein begabter Feuilletonist und Chanson dichter, der aber nicht einmal was tat, wenn er fein Geld hatte, ein heruntergekommener Schauspieler, ein paar Maler. Man saß in Raschemmen zusammen, trant viel Bier und brachte seine Menschenverachtung abwechselnd in Kraftausdrücken zum Vorschein. Getan wurde nichts. Getan hatte man mal etwas. Nämlich Revolution gemacht. Eugen Ortner hatte sogar bei den Unruhen in Sachsen eine Leipziger Kirche gestürmt, die Kanzel erstiegen und an sein „ Der Bauch". In dem trug Eugen Ortner jeden Abend sein Chanson Bolt" gesprochen. Damals hatte man auch ein Kabarett, genannt vor Mein Hund hat Syphilis, was soll man dazu sagen?" die Polizei fam. Dazwischen schrieb er Dramen, in demselben Stil und so revolutionär, daß man sie regelmäßig auspfiff. Auch ein Katechismus des Nihilismus" stammt von ihm. Jezi faß er mittags schweigend im Volkshaus, dann spielte er ein paar Stunden Schach und abends brütete er in Kaschemmen vor sich hin.„ Eugen wirt alt," fagten seine Freunde. Da schrieb er seinen Michael Hundertpfund. Wir fieberten alle vor der Premiere. Und waren alle erschienen, so daß eigentlich gar nichts passieren konnte, wenn nur seine Freunde klatschten. Und es wurde ein Erfolg. Leipzig war erstaunt. Das war etwas ganz anderes, als man es von Eugen Ortner erwartet hatte. Natonek schrieb im Leipziger Tageblatt ":
-
bis
Bom Segelschiff zum U- Boot" gibt Admiral v. Scheer diefen Sachverhalt zu. Das war Rebellion, offene Meuterei,
war Hochverrat gegen die verfassungsmäßige Reichsregierung und gleichzeitig Landesverrat dazu. Der gequälte und denkende Mensch in den Heizern und Matrosen rebellierte nun gegen die Rebellion der Admiräle, meuterte gegen die meuternden Offiziere. Am Abend des 29. und in der Nacht zum 30. Oftober 1918
rissen die Heizer die Feuer unter den Kesseln heraus, und Heizer und Matrosen verweigerten in der Nacht und am folgenden Morgen den Gehorsam gegenüber dem Befehl zur Ausfahrt der Flotte. Der Flottenvorstoß gegen England mußte aufgegeben werden. Sofort wurde scharenweise die Berhaftung von Heizern und Matrosen vorgenommen und die Marinefriegsgerichtsräte begannen wieder ihr Werk der Untersuchung. Aber ehe sie damit recht begonnen hatten, war die Explosion da. Die Mannschaften der Schiffe forderten stürmisch die Freilassung der Verhafteten und erzwangen sie mit Gewalt. Der Kadavergehorsam, der im Manne den Menschen vergewaltigt, war gebrochen, es gab nun tein Halten mehr, die Rebellion wurde zur Revolution. Sie war der Funke, der im ganzen Reich und in der Armee die gleiche Explosion hervorrief. Die Untersuchungs. atten, die über die Rebellion vom 29. und 30. Oktober angelegt worden sind, zeigen flar,
daß die Mannschaften das Spiel ihrer Offiziere durchschant hatten.
Sie erklärten, daß der Flottenvorstoß gegen England ein Startsstreich gegen die Regierung des Prinzen Mag von Baden sei, um sie zu stürzen und ihre Verhandlungen mit der Entente gewaltsam zu sprengen, und daß der Vorstoß unmittelbar gegen den Frieden gerichtet sei. Diese Erklärungen fehren in den Aussagen der Berhafteten immer wieder, gleichzeitig enthalten sie auch die Versicherung, daß man bereit sei, zu einem Flottenvorstoß auszufahren, wenn die neue Volksregierung es befehle, auch daß man zur Verteidigung gegen einen etwaigen englischen Flottenvorstoß bereit sei, ebenso daß man willens fei, zum Minensuchen auszulaufen. Die Gehorsamsverweigerung richte sich lediglich gegen das eigenmächtige, hochverräterische Vorgehen der Offiziere.
Die Aussagen der Berhafteten, die unmittelbar nach den Geschehnissen am 1., 2. und 3. November vor Kriegsgerichtsrat Dr. Loesch und vor Offizieren gemacht und und protokolliert worden sind, bilden für den Historiker eine der ersten Quellen zur Beurteilung der Vorgänge. Der Redner verliest eine große Zahl von ihnen, woraus folgendes wiedergegeben sei: Oberheizer Schnarse 1. November 1918:
" Die Meinung im ganzen Schiff war, es würde ein Vorstoß gemacht, und man würde kurz vor dem Friedensschluß ein Leben nicht mehr auf das Spiel setzen. Außerdem ist gefagt worden, daß der Flottenchef diesen Borstoß nur auf eigene Berantwortung machen würde. Das dürfe er aber nicht ohne die jehige Regierung. Wenn der Reichstag seine Erlaubnis für diesen Borstoß gegeben hätte, dann wäre es eben Befehl von der Boltsregierung, und man würde mitmachen Mit dem Minensuchen war die Mannschaft einverstanden, mit dem Vorstoß nicht..
Oberheizer Schildgen am 1. November 1918:
,, Am 30. morgens ging ein Gespräch durch das Schiff, daß am Abend vorher ein Zechgelage gepesen wäre in der Offiziersmelje. Hier wäre die Rede gewesen von dem ruhmvollen Untergang der Flotte und daß man sich nicht ergeben wollte. Es ginge um die Ehre, man wolle lieber den Heldentod sterben. Diese Redensarten wurden im Schiff erzählt.. In der Kasematte und in der Vorbatterie standen die Leute gruppenweise zusammen, und ich hörte, wie sie sprachen, wir sollten an die englische Küste fahren, sie moliten aber nicht mitmachen, sonst störten wir die Friedensverhandlungen. Die Friedensbedingungen wären abends 11 Ühr angekommen. Das fagten alles die Matrosen, und es mögen auch Heizer dabei gewesen ein. Weiterhin wurde gesprochen, daß die volksvertretung nichts von dem Unternehmen wußte, der Flottenchef würde dies aus eigener Macht ausführen Der Kommandant fagte, daß kein Vorstoß geplant fei, das wäre nur ein falsches Gerücht." Obermatrose Ring: " Die ganze Befagung lief im Schiff herum und sagte, wir wollten nicht ausfahren... Noch 24 Stunden vor dem Waffenstillstand wollen sie noch eine Seeschlacht liefern."
Obermatrose Kurowski:
" Es ging am Abend schon das Gerücht, wir wollten nicht zum Minensuchen raus, sondern der Flottenchef habe irgend etwas vor, um den Friedensschluß zu verhindern. Ferner sollten die Offi
Du wandelst jetzt auf Schönherrs Spuren, die Scholle hat Dirs angetan?
Du Raffehengst auf Berber"-Huren, was warf dich so aus deiner Bahn?
Am anderen Mittag brandete unser Tisch im Voltshaus wie ein Bultan. Und der sonst vor sich hinbrütende war verwandelt, aufgerüttelt. Er sprach über seine Tragödie und warum er sie geschrieben hätte. Daß man nicht menschenverachtend und resigniert der Welt ihren Lauf lassen dürfe, sondern daß es darauf ankäme, die Masse zu packen und aufzurütteln, zum Erleben und Leben und zum Handeln. Und deshalb schreibe er Volksstücke.
Eugen Ortner hat seine Sturm- und Drangzeit überwunden.
Die Thüringer Theaterwirren. In einer vom Weimarer Stadtrat einstimmig angenommenen Entschließung in der Frage des Zuschusses für das Deutsche Nationaltheater in Weimar wird vers langt, daß, falls der thüringische Staat auf seinen in Aussicht genommenen Ansprüchen und der geplanten Neuregelung besteht, der Staatsgerichtshof gemäß dem Auseinandersetzungsvertrag anzurufen ist.
Die Staatszuschüsse zu den zahlreichen Thüringer Landes. theatern werden von der Thüringer Rechtsregierung start gefürzt ( 3. T. infolge der unverschämten Ansprüche der abgesetzten Landesväter, die zwar die Domänen usw. einsacken, die daraus früher bestrittenen Kulturaufgaben aber gnädigst dem Lande überlassen wollen). Die Stadt Weimar fühlt sich dadurch in ihren Rechten benachteiligt.
Ein Neubau des Germanischen Museums. Das Germanische Museum in Nürnberg , dessen fostbare Sammlungen immer mehr anwachsen, hat jetzt mit der Errichtung eines Neubaues begonnen, der das 1921 vorläufig abgeschlossene Galeriegebäude ostwärts mit dem Verwaltungsgebäude am Kornmarkt perbindet. Der Bau ist bereits so weit gefördert, daß man hofft, die damit gewonnenen Räume, vor allem den Gobelinsaal, im Sommer zugänglich zu machen.
-
Erffaufführungen der Woche. Mont. Sl. Theater: Der Dybut". Dienst. Renaissance Theater: Der Zusammenbruch". Schloß parl- Theater: Die Frau ohne Rub". Donnerst. Stammeripiele: Die lekte Bellebte.- Freif. Stadttheater: Oft polzug". Deutsches Theater: Juarez und Maximilian. Sonnab. Rose Theater:, August der Starte".
"
-
Urania - Vorträge. Sonnt., Donnerst. bis Sonnt.: Aegypten ". Täglich: Mont. bis Donnerst.: Die Großstadt ber 8utunit".- Die underwelt des blauen Golfes". Dienst.( 7):
"
Süda merita als Einwanderungsland.
Funfprafiitum". untenen".
-
-
Mittw.( 7):
Freit., Sonnab.( 5 u. 7): Die Gea
Russischer Kunffat end. Die„ Gesellschaft der Freunde des neuen Rukland veranstaltet am Montag 8 Ubr im„ Ruifischen Hof", Georgenſtr. 21/22, ein Stonzert des russischen Geigers N. Milstein. Der russische Schauspieler
Sokolow und Mary Schneider werden Gedichte des jüngst verstorbenen Dichters Jessenin vortragen.
Eine Auszeichnung. Den Drden Pour le merite ( Verdienstorden) für Bissenschaft und Künfte haben die Professoren Hilbert- Göttingen und Bend Berlin sowie der Maler Graj v. Kaldreuth erhalten.