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ziere an Land und an Bord Abschied gefeiert haben und dabei gesagt haben: Auf Wiedersehen in der Heimat, lieber ehrenvollen Untergang, als schmachvollen Frieden. Es war ausgesprochene Stimmung gegen das Injeegehen. Der Kommandant sprach erst mit King und fragte mich dann, was ich über die Sache dächte. Ich sagte ihm: 3um Minensuchen müßten wir in See gehen. Der Kommandant fragte mich, ob ich für Ruhe an Bord garantieren fönne. Ich sagte, dafür kann ich volle Garantie geben. Ich bin der Ansicht, wenn das Inseegehen gegen den Willen der Regierung be­gangen wäre, dann wäre es meine Pflicht gewesen, das Infeegehen zu verhindern. Ich glaube auch, ich habe dem Kommandanten volle Garantie für seine persönliche Sicherheit gegeben und würde ihn, wenn es nötig gewesen wäre, mit Einjazz meines Lebens verteidigt haben."

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Matrose Kirsten:

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Ich habe am Dienstag folgendes Gerücht gehört: Die Flotte follte sich versammeln und sollte einen Borstoß machen nach England, dort einen Gewaltstreich ausführen, um den Engländern zu zeigen, daß die deutsche Flotte noch da wäre. Es war die Meinung unter der Mannschaft, daß dieses getan werden sollte im Gegensatz zur jetzigen Regierung, um Verhandlungen über Waffenstillstand oder Frieden zu stören.. Außerdem soll noch jemand beim ersten Offizier gewesen sein und soll ihm vorgetragen haben, wie die Stimmung und Meinung der Mannschaft wäre und soll gesagt haben, ein derartiger Vorstoß wäre wohl nicht im Sinne der jezigen Regierung. Darauf soll der erste Offizier geant­wortet haben: Ja, das ist Ihre Regierung." Ich glaube nicht, daß er den darin enthaltenen Gegensatz Ihre Regierung ist nicht unsere Regierung" besonders ausgesprochen hat. Ich glaube, dieses ist nachher nur so erzählt worden, ich glaube, die Stimmung ist dadurch noch gereizter und aufgeregter geworden.

Matrose Käppel:

Während ich in der Vorbatterie war, wurde etwa folgendes erzählt: Es sollte ein großer Vorstoß gemacht werden und das 1. Geschwader eingesetzt werden. In der Offiziersmesse sei gesungen worden, Siegen oder Sterben. Dieser Borstoß verletzte aber die Friedensbedingungen, die Regierung wiffe auch davon nichts, sondern der Plan sei vom Raiser ausgegangen, der sich selber auf der Baden" eingeschifft habe und durch einen großen Seefieg wieder zu Macht und Ansehen kommen wollte... Am Donnerstag morgen habe ich auch gesehen, daß das Bild von Admiral Scheer 3ertrümmert war und dafür ein aus der Zeitung ausgeschnitte nes Bild von Scheidemann aufgeklebt war. Auch hörte ich, daß gerufen worden sei: hoch für Scheidemann!" Obermatrose Ploog:

,, lleber die Beweggründe zu der Meuterei auf Thüringen " habe ich gehört, daß ein Vorstoß der Flotte ein Staatsstreich gegen die jetzige Regierung sein würde, und daß deshalb die Leute so furz vor dem Frieden nicht mehr die Knochen hinhalten wollten.

Matrose John:

Ueber die Beweggründe zu den Vorkommnissen auf Thü­ ringen " habe ich folgendes gehört: Die Flotte solle zu einem Vor­ftoß gegen England in See gehen. Dort solle fie ein ruhmreiches Ende nehmen. Der Kaiser habe sich auf Baden eingeschifft. Durch diesen Borstoß follten die Friedensverhandlungen vereitelt werden.

Aus all diesen Aussagen ergibt sich flar, daß die Leute bei der Gehorsamsverweigerung gar nicht an eine Auflehnung gegen die rechtmäßige Staatsgewalt, auch nicht an eine allgemeine Dienst nerweigerung bachten. Im Gegenteil, te traten für die Re­gierung ein gegen die meuternden Admiräle und wollten ihren gewöhnlichen Dienst weiter verrichten. Erst als die Admiräle gegen­über der Regierung ihre Absicht des Flottenvorstoßes leugneten, und die düpierte Regierung die Mannschaften wieder unter die Bot­mäßigkeit der Meuterer bringen wollte, fehrte sich die Auflehmung auch gegen die Regierung, weil diese sich nicht vom Einfluß der 2fbmiräle freizumachen mußte. Noste, der damals von der Regie rung nach Kiel geschickt wurde, sagt in seinem Buche Bon Kiel bis Kapp":

Mannschaften des 3. Geschwaders sind der Ansicht gewesen, die auslaufende Flotte solle in einer letzten Seeschlacht geopfert werden. Absolute Gewißheit habe ich nie erhalten fönnen, ob diese Absicht bei der Flottenleitung bestanden hat. Es ist in Abrede gestellt worden."

Also auch Noste, der im Auftrage der Regierung gekommen war, ist von den Admiralen belogen worden. Die Auflehnung gegen den Flottenvorstoß war eine Abwehraktion und hatte feine aggressive Tendenz. Hätten die hochverräterischen Offiziere die zur Regierung haltenden Mannschaften nicht zu Fanderten einsperren lassen, so wäre es wohl faum zu weiteren Folgen der Gehorsamsverweigerung ge= fommen. Es mußte natürlich auf die Mannschaften ungeheuer er­bitternd wirken, daß die meuternden Offiziere, die ihren Berrat an der Regierung glatt leugneten, nicht nur nicht abgefeßt und zur Verantwortung gezogen wurden, sondern auch noch im Namen der von ihnen verratenen und belogenen Regierung

Strafmaßnahmen gegen die regierungsfreuen Kameraden vornahmen. Die Heizer und Matrosen schritten zur Selbsthilfe. Sie befreiten ihre verhafteten Kameraden, und mun erft wuchs die Be­wegung fich allmählich zu revolutionären Formen aus, was nur deshalb möglich war, weil die allgemeinen Zustände jener Beit ohnehin zur Revolution drängten. Wäre die Rebellion auf den Schiffen von der USPD . gemacht",

wie fälschlich behauptet wird, so hätten die Matrosen in Riel gewiß nicht ausgerechnet Noste zu ihrem Führer erwählt, gegen den sich bei vielen Anhängern der USPD . eine bis zum Haß ge­steigerte Animosität festgesetzt hatte.

Das Seitenstück zu Kiel und Wilhelmshaven ist ja München und ganz Bayern . Dort fam es eher als im übrigen Deutsch land zur Revolution, weil Desterreich zusammengebrochen war und die antifozialistisch gestimmten bayerischen Bauern und Mün­ chener Bürger

von der Angst gepackt wurden, daß die italienischen Truppen über Tirol nach Bayern kommen würden.

Also auch hier war es ein in den besonderen lokalen Berhältnissen liegender Grund, der die Revolution früher als anderwärts aus gelöst hat.

Gerade in den Hafenstädten Kiel und Wilhelmshaven , sowie in München und ganz Bayern waren die Organisationen der US PD. und der Linksradikalen, die man in rechtsstehenden real­tionären Kreisen als die Macher" der Revolution hinzustellen ver fucht, relativ schwach, viel schwächer als in Berlin , Rheinland­Westfalen, Sachsen und Mitteldeutschland , wo der Ausbruch später erfolgte. Ende Oktober und Anfang November waren die Verhält nisse im ganzen Reich bereits reif zur Revolution und deshalb konnte die revolutionäre Erhebung in der Flotte auf das ganze Reich wirken wie der Funke im Pulverfaß.

Die wahren Schuldigen.

Wo waren also die Schuldigen? Nach dem Militärftrafgesetzbuch wird wegen Kriegsverrats mit dem Tode bestraft, mer die pflichtmäßige Fürsorge für die Verpflegung der Truppen unterläßt. Das Bestehlen der Mannschaftsmenagebestände fiel zweifellos unter den Begriff des Kriegsverrats. Niemand hat aber gegen die schuldigen Offiziere ein Einschreiten gewagt. Am 3. November 1925 erzählte Kapitän zur See Persius in der Münchener Bost",

er habe am 23. November 1918 im Berliner Tageblatt" von einem Admiral erzählt, der Sped, Mehl, Kaffee usw. den Mann­fchaftsbeständen entnommen hätte, tags darauf sei der Herr, deffen Namen er nicht genannt habe, bei ihm erschienen, um seine Handlung zu entfchuldigen: Das sei allgemein üblich gewesen, die höheren Vorgesetzten häffen es erlaubt.

In dieser Korruption war der Nährboden für die Unruhe in der Marine gegeben. Zum Schluß aber hatte sich die Not fo gesteigert,

daß Deutschland im Winter 1918 bei Fortführung des Krieges ven Nahrungsmitteln völlig entblößt gewesen wäre.

Daß in solch verzweifelter Situation ein Flottenvorstoß, und wenn er die englische Flotte noch so schwer getroffen hätte, für den Kriegsausbruch belanglos war, lag auf der Hand, aber er hätte die entseglichste Katastrophe über Deutschland her­aufbeschworen.

Das Waffenstillstandsangebot an Wilson war auf der Entente feite zuerst mißtrauisch als eine Falle angesehen worden. Für diese Auffassung hätte der Flottenvorstoß als schlagender Beweis gewirkt. Niemand auf der Ententeseite hätte geglaubt, daß der Vorstoß von der Marine auf eigene Faust ohne Einverständnis der Regierung erfolgt sei. Ein einziger Schrei der Empörung über die heimtückische Treu: losigkeit der Reichsregierung, die scheinheilig den Frieden gesucht und hinterrücks den Flottenvorstoß geführt, wäre durch die ganze Entente gegangen. Jede weitere Berhandlung wäre unmöglich ge= wesen. Niederwerfen und vernichten!" hätte die Parole der Entente gelautet. Das deutsche Heer wäre militärisch aufgerieben, aufgelöst worden, wäre zum großen Teil in Kriegsgefangenschaft geraten. Niemand hätte die Gelüfte der französischen Imperialisten auf das linke Rheinufer zu zügeln vermocht, Bayern hätte sich höchstwahrscheinlich separiert, die Auflösung und der 3erfall des Reich es wäre die Folge gewesen. Der Feind tief im deutschen Lande, höchstwahrscheinlich auch in Berlin , dazu die entsetzlichste Hun­gersnot im Lande, also ein Chaos und eine Katastrophe, wie sie furchtbarer nicht ausgedacht werden kann.

Vor diesem Schicksal Land und Bolt gereffet zu haben, ist das historische Verdienst der Heizer und Matrosen, die an der Oftober- November- Wende 1918 die Feuer unter den Schiffsteffeln herausriffen und das Lichten der Anter verweigerten, um den wahnsinnigen Blan der Admirale zu vereiteln. Ihnen verdankt das deutsche Volt, daß ihm seine nationale Existenz erhalten geblieben ist.

Die geschichtliche Betrachtung der November- Ereignisse von 1918 muß eine grundlegende Aenderung erfahren. Am Beginn der Er. eignisse steht nicht die militärische Rebellion der Marinemannschaften, sondern die militärische Rebellion der Admirale! Der Flottenvorstoß war der Dolch stoß der Geetriegslei tung in den Rücken der parlamentarischen Regierung des Prinzen Mar von Baden, die auf dem Boden der Bismarckschen Reichsver­fassung völlig legal gebildet worden war. Den Hoch- und Landes­verrat der Admirale durchkreuzte die Gegenattion der Matrosen und Heizer für die verfassungsmäßige Regierung. Die Ra che aktion der Admirale, die nunmehr einfeßte, löste erst die revolutionäre Erhebung der Heizer und Matrosen aus, die zum Beginn der Revolution im Reiche wurde.

Das Bort Goethes, daß Revolutionen stets von den alten Macht habern verschuldet find, hat sich auch an den deutschen Marinemacht habern im Weltfriege in vollstem Maße beſtätigt.

Die Rede des Abg. Diffmann wurde von starten Rundgebungen begleitet und am Schluß mit lebhafter Suftimmung und Beifall ent gegengenommen.

Borsitzender Abg. Dr. Philipp( Dnat.) stellt fest, daß der Be­richterstatter bei seinen sechsstündigen, sehr temperamentvollen Aus. führungen eine Reihe von Wendungen gebraucht habe, die par­lamentarisch nicht zufäffig felen.( Lebhafte Zuftimmung.) Es gehe nicht an, dem Offiziersstande vorzuwerfen, daß die

Menage von den Offizieren geffohlen

worden sei.( Gelächter bei den Sozialdemokraten und Kommunisten.) Eine solche Behauptung ist parlamentarisch unzulässig. Unter den Regierungsvertretern befinden sich eine Reihe von Offizieren, die mit Recht an einer solchen Wendung Anstoß genommen haben ( Gelächter der Sozialdemokraten und Kommunisten.)

Abg. Dillmann( S03.) entgegnet, daß er gesagt habe, zweifellos falle das Bestehlen der Mannschaftsmenagebestände zugunsten der Offiziersmessen unter den Kriegsverrat, so daß beim Nachweis eines solchen Diebstahls die schuldigen Offiziere hätten mit dem Tode bestraft werden müssen.( Unruhe.)

Vorsitzender Dr. Philipp( Dnatl.) nimmt von dieser Erklärung Kenntnis, hält es aber für feine Pflicht, einzuschreiten, wenn legi­timierte Mitglieder des Ausschusses sich durch Rebewendungen be­leidigt fühlen können.

Der Vorsitzende teilt dann mit, daß Bizeadmiral v. Trotha und Archivrat Voltmann nicht als Sachverständige anwesend sind, sondern als Vertreter des Reichswehrministeriums und des Reichsministerium des Innern. Er gibt weiter eine Zuſchrift des völkischen Abg. Henning bekannt, der sich als Zeuge gegen die Aussagen Dittmanns anbietet. Der Ausschuß wird in einer vertrau­lichen Sigung darüber beschließen, ob der Abg. Henning und evtl. noch andere Zeugen zu laden find.

Das Wort erhält darauf Korvettentapitän Canaris : Als er zu Beginn seiner Ausführungen erflärt, er müsse die von Dittmann gegen die Marineleitung vorgebrachten Vorwürfe entschieden zurüd weisen, erhebt sich bei den Sozialdemokraten und Kom­munisten großer Lärm, die ihm zurufen,

er habe nicht zu frififieren, sondern zu widerlegen. Canaris führte in seiner Erwiderung aus: Die Rädels. führer der Meuterei in der Flotte hatten enge Beziehungen zu der USP., und die von dort ausgehenden Einwirkungen stärkten ihnen den Rücken und lieferten ihnen das Material für ihre verwerfliche, die Disziplin untergrabende Tätigkeit. Außer der Ein­wirkung der USP. hat ohne Zweifel eine Berbindung mit noch weiter links stehenden Gruppen, die aktiv auf die Revolution hin­arbeiteten, bestanden.

Aftenmäßige Belege laffen sich hierfür nicht angeben, jedoch geht es aus zahlreichen Aufrufen und schließlich auch aus nach träglichen Beröffentlichungen des Oberheizers Sachse hervor. Letztere müssen selbstverständlich mit Borsicht ge wertet, dürfen aber auch nicht völlig außer acht gelassen werden. Reichpietsch und Sachse haben noch vor ihrer Berhaftung mit dem Parteisekretär der USP. Sens in Kiel die Flottenstreit. frage besprochen. Reichpietsch war durch einen Brief Dittmanns eingeführt und berief sich bezüglich des Streits ausdrücklich auf Ditt mann. Canaris erzählt weiter lang und breit und in schnarrendem Offizierston, Reichpietsch habe gestanden", von Dittmann ein Emp­fehlungsschreiben an den Vertrauensmann der USP. in Kiel , Sens, und ein solches an den Vertrauensmann in Wilhelmshaven , Büdeler, bekommen zu haben, um mit ihm die Gründung einer Ortsgruppe und die Bewegung in der Marine zu besprechen".

Daß die Gründung einer Parteigruppe weber verboten noch strafbar war, tommt dem Republitaner" Canaris offen. bar gar nicht zum Bewußtsein!

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Der Bericht des Genoffen Dittmann ist heute als Buch im Verlage von 3. H. W. Dieh Nachf. G. m. b. H., Berlin , erschienen unter dem Titel: Die Marine- Juftizmorde von 1917 und die Admirals- Rebellion von 1918. Dargestellt nach den amtlichen Ge­heimatten im Auftrage des Parlamentarischen Untersuchungsaus­schuffes über den Weltkrieg".

104 Seiten in schwarzweißrotem Einband mit den Porträts der ermordeten Matrosen, 1,60 m. Erhältlich in allen Vorwärts". Speditionen, in jeder Buchhandlung sowie direkt durch den Verlag 3. H. W. Diez Nachf. G. m. b. H., Berlin SW 68, Lindenstr. 3.

Ohne Abstand."

In dem kleinen Inserat ist eine Zweizimmerwohnung an­gepriesen für 50 Mark Monatsmiete. Sie liegt in einer teuren oder andere dekorative Dinge besitzen. Nicht einmal Abstand wird Gegend des Westens, in der die meisten Häuser eigene Autogaragen verlangt, und die Wohnung ist außerdem noch zwangswirtschaftsfret. Es ist, als ob ein weltfremder Philantrop unaufdringlich den Be­drängten helfen möchte, ein seltenes Gemüt findet in stillem Wohltun Genüge. Allerdings bleibt im Inserat die Frage offen, ob die Wohnung möbliert oder leer ist. Das Haus sieht vornehm aus. Das Vestibül vermeidet Marmornachahmungen und schlechte Wand­gemälde. Es wohnen hier Leute, die sich sicherlich den Kopf über schwierige Bilanzen zerbrechen und dazu mindestens eine Sieben. zimmerwohnung gebrauchen. In der vierten Etage liegt die inserierte Wohnung, in der zweiten hören bereits die schweren Treppenläufer auf. Die Wohnung ist bestimmt ein Teil des Bodens gewesen, was auch später ein freundlich lächelnder Herr milde bestätigt. Ursprüng­lich sei es ein 3immer gewesen, dann hätte man die Wand nach dem Boden durchbrochen, und so sei denn diese Wohnung entstanden. Ja, er hätte das selbst machen lassen, ein guter Gedante, seine Augen funkeln dabei vor heimlichem Stolz. Aber jetzt möchte er fie los werden, er will mit seiner Frau auf Reisen gehen. Was soil er ständig in Berlin ? Die Wohnung ist sehr elegant möbliert, auch ein Telephon ist vorhanden, es steht etwas anmaßend auf dem großen Diplomatenschreibtisch, an dem sicherlich noch niemand gearbeitet hat. Die Möbel sind selbstverständlich in den Mietspreis einbezogen. Ja, aber das Reisen tostet Geld. Deshalb wolle er vermieten. Bei dieser Feststellung ist der Herr tief philosophisch geworden. Mit 50 Mark ist nicht viel anzufangen, aber die Wohnung sei auch ohne Abstand zu haben, und seine Möbel stelle er ebenfalls zur Verfügung, deshalb bebeute doch ein Darlehen von zweitausend Mart teine übertriebene Forderung. Die Möbel, fosend streicht der Herr dabei über den Schreibtisch, böten dech genügende Sicherheit. Aber die Wohnung ist ohne Abstand zu vermieter

Schwerer Verkehrsunfall in Tempere ,.

Ein folgenschwerer Zusammenstoß zwischen einem Straßenbahn­wagen der Linie 96 und einem Rohlen- Lastwagen er eignete sich heute vormittag gegen 410 Uhr in Tempelhof an der Ecke des Deutschen Ring und der Berliner Straße. Der Führer des Straßenbahnwagens fonnte seinen Wagen nicht rechtzeitig zum Halten bringen und fuhr auf den Anhänger des Last­wagens auf. Der Anprall war so heftig, daß der Führer des Straßenbahnwagens, Mag Fehling, vom Berron geschleudert wurde und bewußtlos auf dem Pflaster liegen blieb. Mehrere Personen, die auf dem Perron standen, erlitten gleichfalls mehr oder minder schwere Verlegungen. Der Schuhmacher Methtow aus Neukölln , Weserstr. 145, zog sich einen tom pli zierten Beinbruch zu. Während die anderen Berletzten nach Anlegung von Notverbänden auf der Rettungsstelle wieder entlassen merden fonnten, wurde Fehling durch einen Wagen des Städtischen Rettungsamtes nach dem Krankenhaus Am Urban und Methtow nach dem Neuköllner Krankenhaus gebracht. Der Zustand des Straßenbahnführers ist ernst, doch nicht lebensgefährlich. Die Schuldfrage ist bisher noch nicht geklärt.

Vier linke Schuhe.

In einem Schuhwarengeschäft im Zentrum erschien ein Junge von etwa 12 Jahren und bat, ihm pier linte Schuhe mitzu­geben, damit seine Mutter ihm etwas Passendes aussuchen tönne. Er werde dann wiederkommen und das passende Paar faufen. Weil man annahm, daß der kleine Stunde mit den linten Schuhen allein doch nichts anfangen fönne, so gab man ihm ohne Argwohn die gewünschten vier Stüd mit. Der Junge ließ sich aber nicht wieber sehen und seine Angaben erwiesen sich als Schwindel Bahr scheinlich wird nun das pfiffige Bürschchen versuchen, in einem anderen Laden sich durch gleiche Schwindeleien vier rechte Schuhe zu verschaffen, sadaß er dann vier Paar beisammen hat.

Wieder zahlreiche Glätteunfälle.

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Das sonderbare Naturereignis, das sich heute morgen den Ber­ liner Straßenpassanten bot nämlich ein ausgesprochener heftiger Regen bei 3 Grad Kälte jorgte nicht nur für die Bereifung der Kleidung, sondern verwandelte auch Straßendämme und Bürger­fteige in fpiegelglatte lähen. Nachdem gestern die Zahl der Glätteunfälle auf drei herabgegangen war, ereigneten sich heute vormittag wieder wahre Massenstürze. Nicht weniger als acht zehn Bersonen wurden allein auf den Rettungsstellen be handelt. Eine Frau, die sich mehrere Rippenbrüche zuzog, mußte in das Krankenhaus übergeführt memben

Nachdem gestern abend das Quecksilber noch 10 Grad Kälte zeigte, stieg die Temperatur in den heutigen Morgenstunden erheb lich und kam dem Nullpunkt verdächtig nahe. Der schon seit einigen Tagen erwartete Schnefall segte ein, und gegen Mittag gab es bereits Regen mit Schnee. Das schönste Tauwetter hat eingesetzt. Dieser plögliche Betterumschlag findet feine Erflärung in dem Herannahen eines Tiefdrudgebietes, das, vom Atlantik tommend, auf seiner Borderseite sehr viel warme Luft mit sich führt. Eine große Zahl von Tiefbrud wirbeln erstreckt sich von Westeuropa quer über den Atlantit, und die wahrscheinliche Annäherung dieser einzelnen Wirbel wird für die nächste Zeit so sagen die Wetterpropheten- mildes, aber aber auch regnerisches Winterwetter bringen.

Zwischenfall bei einem Demonftrationsumzug. Gelegentlich eines Umzuges der Kommunisten mit Mujit tam es gestern abend an der Bismard. Ede Wilmersdorfer Straße in Charlottenburg zu einem Zwischenfall, da die Umzügler den An­ordnungen des dortigen Schupobeamten, die Demonstration mit Rücksicht auf den Berkehr zu unterbrechen, nicht Folge leisteten. Die Menge johlte und beschimpfte den Beamten, worauf einige Umzügler feftgenommen wurden.

Aufnahmeprüfungen für die Förderklaffen. Zu Ostern 1926 finden wiederum Brüfungen derjenigen Schüler statt, die in die Förderklassen des Köllnischen Gymnasiums aufgenommen werden wollen. In Frage tommen begabte Schüler der II O- Klasse. Der Bezirksschulausschuß Berlin 1 bis 6 hat daher von den Bezirksämtern wie auch von den Rektoren der Gemeinde­Knabenschulen der Bezirke 1 bis 6 bis spätestens 20. Februar Mel­bungen von geeigneten Knaben erbeten. Auf Antrag werden bei festgestellter Bedürftigkeit Freischule und freie Lernmittel gewährt, soweit die feinerzeit geltenden Grundsätze dies zulaffen. Die Ent. cheidung hierüber trifft der Bezirksschulausschuß Berlin 1 bis 6. Auf keinen Fall darf den Kindern oder Eltern Schulgeld- und Lern­mittelfreiheit zugesagt werden. Der Lehrgang der Klassen des Köllnischen Gymnasiums feilt sich nach zwei Jahren in eine gymnasiale Abteilung mit Griechisch( von OIL an auch Englisch und Hebräisch) und eine realgymnasiale Abteilung mit Englisch. Er fördert in sechs Jahren bis zur Reife. prüfung und erstrebt eine Bildung, die für akademische Berufe vorbereitet. Die Raempf Realschule führt in drei Jahren bis zum Reifezeugnis für Obersetunda. Der Zögling fann dann in das Leben treten, hat aber auch Anschluß an die Berliner Oberrealschulen, die ihn in weiteren drei Jahren bis zur Reifeprüfung bringen können.

Zur Beschaffung eines Erholungsheims ist den Bolizeibeamten Berlins die Beranstaltung einer Lotterie bewilligt worden, deren Ziehung am 11. und 12. Februar b. I. ftattfindet.