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Das Geständnis des Admirals. deditusun

Keine Widerlegung der Anklagen. Der Flottenvorstoß zugegeben. Keine

Neber ble Sigung des Untersuchungsausschusses verbreitet die BDZ.- Korrespondenz folgenden Bericht:

Der Untersuchungsausschuß für die Fragen des Weltkrieges hat fich in seiner Gigung vom 25. Januar 1926 mit der Broschüre des Abg. Wilhelm Dittmann Die Marine- Justizmorde von 1917 und die Admiralsrebellion von 1918. Dargestellt nach den amtlichen Geheimakten im Auftrage des Parlamentarischen Untersuchungs­ausschusses über den Weltkrieg( 4. Unterausschuß)" beschäftigt. Die Verhandlungen sind nicht zum Abschluß gekommen. Zunächst wurde lediglich festgestellt, daß in der genannten Broschüre eine amtliche Veröffentlichung des Untersuchungsausschusses nicht vorliegt. Die Beratung wird am Mittwoch vormittag fortgefeßt.

Wie wir über den Verlauf der Sizung, an ter in ihrem letzten Abschnitt auch der Reichstagspräsident Löbe teilnahm, weiter hören, stießen die Ansichten scharf aufeinander. Auf An­regung des Vorsitzenden Abg. Dr. Bell wurde zunächst die parla­mentarisch- politische Seite der Sache besprochen. Abg. Dittmann vertrat den Standpunkt, daß seine Schrift jedem Unbefangenen als persönliche Arbeit erkennbar sein müsse. Dem wurde von ver­schiedenen Parteien entgegengehalten, daß der Untertitel dargestellt usw." unzweifelhaft den Anschein erwecke, als liege eine amtliche und abschließende Veröffentlichung des Untersuchungsausschusses selbst vor. Auch Dr. Bell vertrat eine dahingehende Auffassung.

Nach der Sizung des Gesamtausschusses trat um% 6 Uhr abends der 4. Unter ausschuß wieder zur Fortsetzung feiner Berhandlungen zusammen.

Die öffentliche Sihung.

Bei der Eröffnung der Sizung wies der Vorsitzende Abg. Dr. Philipp( Dnat.) auf die Kritik hin, die die letzten Verhandlungen des Ausschusses in der Presse gefunden haben. Der Auftrag an den Abg. Dittmann ist auf einstimmigen Beschluß des Ausschusses erteilt, die zuziehung der Presse mit 13 gegen 9 Stimmen

beschlossen worden.

Der Borsigende teilt dann den Beschluß der Bollsigung des Ausschusses zu der Dittmannschen Broschüre und

das Schreiben des Reichswehrministers zu dem Fall Canaris mit. Er meint dazu, damit würde sich die Entsendung des Vize­admirals v. Trotha als außerordentlicher Kommissar des Wehr­ministeriums erledigt haben.

Der Vorsitzende beantragt aber, den Bizeadmimral v. Trotha als Auskunftsperson zu vernehmen. Nach kurzer Geschäftsordnungsdebatte wird die fofortige Vernehmung des Vize admirals v. Trotha beschlossen. Abg. Henning( Bölf.) verlangt in einem Schreiben, daß die Abgg. Moses und Rosenberg wegen ihres Verhaltens am 23. d. M. zur Ordnung gerufen würden, was der Vorsitzende ablehnt. Weiter erflärt Henning, er werde als Zeuge den genannten Ab­geordneten nur dann antworten, wenn ihm der Borsigende ihre Fragen übermittle.( Große Heiterkeit.) Der Vorfigende stellt dazu fest, daß jeder Zeuge jedem Ausschußmitglied auf seine Fragen antworten müſſe.

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stehen können, warum die von den Angeschuldigten, vielleicht nur aus Renommiersucht, genannten Führer der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei nicht auf ihre beson deren Vorrechte als Abgeordnete perzichteten und sich zur Verfügung stellten, um die von allen Seiten gewünschte Klarheit zu schaffen.( Zustimmung rechts. Abg. Dr. Cevi ( Soz.): Vor Ihren Richtern, das wäre zuviel verlangt!)

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Das Schreiben, in dem über die Art der Vollstreckung eventueller Todesurteile Bereinbarungen getroffen wurden, fann unmöglich als ein Eingriff in das Gerichtsverfahren bezeichnet werden. In das Gerichtsverfahren habe ich nicht eingegriffen, aber als Chef des Stabes war es meine Pflicht, auch für den Fall von Todes urteilen die nötigen Vorkehrungen zu treffen. Ich komme nun auf den

Flottenvorstoß.

Ich wurde Chef des Stabes wenige Tage nachdem Admiral Scheer die Flotte übernommen hatte. Nicht lange nachher fam der Kaiser nach Wilhelmshaven und dort entwidelte ihm Admiral Scheer in einem Vortrage, wie er sich den Einsatz der Flotte dente. Nachdem wir diese Zustimmung zu der Kriegführung durch den obersten Kriegsherrn bekommen hatten, haben wir so, wie uns das augebilligt war und wie es auch gar nicht anders möglich ist, selb ständig gehandelt. So ist

die Vorbereitung dieses letzten Borstoßes

So eingerichtet worden. Die Verhältnisse lagen so: die Weft front war in schwerster Bedrängnis zurückgehend. Flandern und die flandrische Küste waren geräumt. Die Front war im schwersten Ringen und auf ihrem rechten Flügel auf das äußerste ge­fährdet. Ich weiß nicht, wie ich anders denken und disponieren soll, als daß mein ganzes Bestreben darauf geht, diesen rechten Flügel zu deden.

So ist der Plan gefaßt worden, hineinzustoßen mit einer starten Gruppe in die flandrische Küste und zu gleicher Zeit mit einer ftarten Gruppe gegen die Themfemündung und so dort das ganze Transportwesen des Feindes aus den Fugen zu heben. Dabei mußte selbstverständlich die Hochseeflotte mit hinaus gehen. Hätten wir die großen Kreuzer allein hinausgehen lassen, so wäre das nach unserer, nach meiner Anficht, ein Ber­brechen gegen die Besatzung gewesen. Um nun eine Sicherheit zu haben, und diese Sicherheit bis auf das höchste Maß zu bringen, war nicht nur vorgesehen, daß 12 Luftschiffe gegen den Feind auf flärten, sondern daß auch sämtliche nun zur Verfügung stehenden U- Boote in mehreren Linien gegen die Anmarschwege des Feindes, die man ja genau übersehen konnte, aufgebaut waren nach einer schon einmal angewendeten Methode, die, als Admiral Jellicoe mit seiner Flotte da hindurchkam, ihn zu der Meldung veranlaßt hatte, die englische Flotte wäre in eine Hölle von U- Booten Der Vorsitzende teilt mit, daß u. a. auch Admiral v. Ca geraten. Ferner hatten wir die schon starten Minenfelder, die dem Anmarsch des Feindes im Wege standen, noch weiter pelle um jeine Bernehmung gebeten habe. Hierauf gibt Abg. aufgefüllt für die ganze 40 Seemeilen breite Minensperre. Als Graf v. d. Schulenburg( Dnat.) unter dem Beifall der Rechten Letes war geplant, sämtliche Torpedo streitt räfte in der eine Erklärung ab, die sich gegen die Angriffe auf das Offiziers- Nacht gegen den etwa animarschierenden Feind zu werfen. Ich fann torps mendet. fcinen anderen Ausdruck finden, als daß sich noch nie im Kriege ein so start und sicher vorbereitetes Unter nehmen hat durchführen lassen. Das ist der Vorstoß. den die Flotte geplant hatte in dem Empfinden der Pflicht, beizu stehen der über alles hochstehenden lämpfenden Front der Armee. Br haben diesen Bort of nach halb'ährigen Vor bereitungen fertig zur hand gehabt, als die Anfrage der Seekriegsleitung fam, ob die Flotte nicht etwas in dieser Richtung unternehmen könnte. Als wir uns über die Durchführung des Unternehmens einig waren, habe ich auch an den Chef des Stabes der Seefriegsleitung, den damaligen Admiral v. 2 evehow, die Frage gerichtet, ob die Regierung im Bilde wäre, und darauf zu­ftimmende Antwort bekommen.( Bewegung links.)

Nunmehr wird

Vizeadmiral von Trotha vereidigt und dann vernommen. Er äußert sich zunächst ausführlich über die Urlaubsfrage bei der Marine. Dabei wendet er sich gegen die Darlegungen des Abg. Dittmann, daß Mannschaften auch in dringenden Fällen feinen Urlaub befamen, während z. B. ein Offizier schon anläßlich einer Niederkunft seiner Frau be urlaubt wurde. Die Vorwürfe des Abg. Dittmann müssen daher in diefer Angelegenheit aurudge wiesen werden und ebenso bezüglich der Härte der Strafen.

v. Trotha geht dann auf die Verpflegungsverhält. nisse ein. Auf den einzelnen Schiffen bestand Selbstverpflegung. An Brot bekam die Mannschaft weit über das Doppelte dessen, was der Bürger in den Großstädten erhielt. Ebenso war es beim Fett.

Dann wurden die Menagetommissionen eingeführt. Auch aus der Schilderung des Abg. Dittmann ergibt sich, daß sie zu einer neben dem militärischen Apparat sich entwickelnden Organi­fation wurden, die von den Verpflegungsfragen überging zur Be­handlung von politischen Fragen, die mit der Verpflegung nicht mehr das Geringste zu tun hatten. Wenn solche Kommissionen fich zusammenfanden in Räumen an Bord, die von Offizieren nicht betreten werden dürfen, die ohne Kontrolle sind, wenn sie sich zusammenfanden in Lokalen an Land, so ist das ein Zustand, der mit der Leitung einer einheitlichen Kriegsmacht unverträg. lich ist.

Bizeadmiral von Trotha fommt dann auf die Unbotmäßig feiten im Sommer 1917 zu sprechen. Er erklärt: Ernst wurden die Dinge aber mit dem Aufmarsch der Besatzung von Brinz Luitpold". Es wurde uns dann bekannt, die Aussprache, die Köbes im Restaurant Tivoli an die Leute gehalten betamen die Dinge aber mit dem Aufmarsch der Besatzung von Prinz Luitpold". Es wurde uns dann bekannt die An­sprache, die Köbes im Restaurant Tivoli an die Leute gehalten hat, und in der Köbes jagte: Die Heizermache hat uns eigentlich einen schlechten Streich gespielt, denn in 14 Tagen oder drei Wochen wollten wir zu einem großen Schlage ausholen. Mit uns gingen die Besatzungen von Friedrich dem Großen", König Albert", Westfalen" und die ganze Brinz- Luitpold" Besatzung. Diese Rede wurde uns bereits am selben Tage von allen Seiten befanntgegeben, so daß an ihr fein Zweifel ift. Schon das allein ist der Aufruhr.( Unruhe links.) Bei den ersten Feststellungen, noch ehe die Untersuchung in feste Bahnen tam, machte ein Matrose die Aussage, daß er am 1. August im Restaurant Tivoli" zu einer Berfammlung aufgefordert wäre, wo ein unbekannter Matrose oder Heizer gesprochen hätte. Er wäre etwas später hingekommen. Was vorher war, wüßte er nicht. Zunächst wäre eine Propaganda rede für die USP. gehalten und dann wäre ausgeführt worden, wir sollten und müßten uns fest zusammenschließen, und wenn wir fest zusammen vereinigt wären, nötigenfalls mit Ge. malt gegen unfere Vorgesezten vorgehen.( Hört! Hört! rechts.) Ebenso belundete der Heizer Mühlburt, daß er am 23. Juli, also schon einige Tage vorher, in demselben Lokale einer solchen Bersammlung beiwohnte, die unter der Bezeichnung Menage­tommiffion" getagt hätte. Dort hätte ein Matroje von Friedrich dem Großen über die Friedensbedingungen gesprochen und ausgeführt, seine Rede müsse in der Marine verbreitet werden und dafür gesorgt werden, daß

die Abgeordneten der USPD . demnächst in Stockholm den nötigen Rückhalt hätten. Wenn die Abgeordneten aber wieder­tehren sollten, ohne etwas erreicht zu haben, dann müßten wir nach ruffischem Muster jeder tun, was er zu tun hätte, um die Feffeln zu sprengen.( Hört! Hört! rechts).

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Abg. Dittmann: Die entscheidende Frage ist, ob die Regie rung des Prinzen Mag unterrichtet war! Trotha: Das tann ich so genau nicht sagen; es tönnte ja Jmmer, wenn wir die Waffe noch festgestellt werden. hemmungslos anwendeten, famen von oben herab Einwendungen,

die uns fagten, das und das dürft ihr nicht machen. Es war uns zwar schmerzlich, aber wir haben uns dem gefügt. Wenn hier zur Sprache gekommen ist, daß beim Aufhören des U- Boot- Krieges der Admiral Scheer gesagt habe: Dann haben wir für die Flotte unsere Handlungsfreiheit wieder, so ist diese Aeußerung für jeden Eingeweihten flar verständlich. Denn beim un­gehinderten U- Boot- Krieg mußte immer die ganze Flotte ihre operative Freiheit aufgeben. Solange der U- Boot- Krieg aufs schärfste durchgeführt wurde, mußte die Flotte hinter den U- Booten stehen. Wir konnten feine U- Boots- Bewegung durchführen, ohne daß nicht ganze Geschwader Tage und Nächte lang draußen standen, um den Minenräumern usw. die Möglichkeit zu geben, zu arbeiten. Es handelte sich da um Entfernungen bis zu hun bert Seemeilen, so daß verständlich wird, daß die Flotte aus einandergerissen war. Natürlich fam der Feind dann nicht, wenn die lotte hinter den U- Booten stand, weil er Angst hatte vor unserer Waffe.( Unruhe links.) Mit dem Moment also, mit dem auf Befehl von oben herab der U- Boot- Krieg eingestellt wurde, hatte tatsächlich die Flotte ihre operative Freiheit vollkommen wiederbekommen.

Das ift, glaube ich, alles, was ich hierzu zu sagen habe. Abg. Dittmann( Soz.): Kann der Zeuge aus eigenem Wissen angeben, daß Prinz Mag von Baden feine Juftimmung zum Flotten­vorstoß gegeben hat?

v. Trotha: Nach dem die Unruhen auf den Schiffen aus gebrochen waren, war der Flottenvorstoß natürlich unmöglich ge­worden. Wir haben sofort zwei Offiziere, den einen nach Spa, und den anderen nach Berlin zum Marinestaatssetretär geschickt, um über diese Sachlage die entscheidenden Stellen zu unter­richten. Nach Berlin fuhr Korvettentapitän Gladisch. Der da­malige Staatssekretär des Reichsmarineamts, Admiral Ritter von Mann, schickte Gladisch zum Kanzler Prinz Mar, der aber Kapitän Gladisch hat dann dem im Bett fchon im Bett lag. In der Meldung, die liegenden Kanzler die Sache vorgetragen. er mir nachher erstattete, hat er mit teinem Worterwähnt, daß Prinz Mag geäußert hätte, er wisse gar nichts von dem Vor­stoß, denn dieser Vorstoß hätte gar nicht stattfinden sollen.

Abg. Dr. Rofenberg( Komm.) fragt, ob der Flottenvorstoß nur den 3wed verfolgte, die rechte Flonke der Landarmee zu decken und das englische Transportwesen zu stören, oder ob man hoffte, mit cinem solchen Vorstoß die englische Seeherrschaft zu brechen.

v. Trotha: Das ist nicht zu beantworten.(!) Es handelte sich darum, ob der Engländer fam. Aber wenn er fam, hatten wir alles vorbereitet, um unsere Flotte voll einzusehen, und wir waren der ficheren Ueberzeugung, daß wir der englischen Seemacht Aufruhr- Churchill hat ja später erflärt: Je weiter man hineinfieht in einen ganz gewaltigen Stoß verfekt hätten.( 5) ört, hört! rechts.). die Geschehnisse, um so flarer sieht man, an einem wie dünnen Fädchen die Entscheidung in den letzten Tagen gehangen hat.( Leb. haftes: hört, hört! rechts.)

Wenn auch die Leute von sich aus gesprochen haben mögen das weiß ich ja nicht aber jedenfalls stand hinter dieser verfammlung die Usp., bildlich gesprochen.

Abg. Dittmann: Ist das eine 3eugenausfage? Trotha: Ich weiß ja nicht, was an den Sachen wahr ist. Die Leute fönnen renommiert haben. Aber von dem Moment an hat das Dr. Rosenberg( Komm.): Hatte man die Möglichkeit, eine Flottentommando mit aller Schärfe darauf gedrungen, daß larameite Geeschlacht etwa wie die erste am Stagerrat zu heit gefchaffen werde. In so bedeutungsvollen Fragen, die nicht erreichen oder glaubte man, die englische Flotte entscheidend nur für jeden im deutschen Volke, sondern auch gerade für die Mit zu schlagen? glieder der USB. wichtig waren, mußte der einheitliche Bunsch auf Klarheit gerichtet sein. Ich habe es nicht per

v. Trotha: Ueberlegungen dieser Art habe ich damals nicht gemacht. Wenn es zu einer Entscheidungsschlacht gekommen wäre,

so wäre die englische Flotte, das Rüdgrat der englischen Macht in der Welt, nach unserer Ueberzeugung so gewaltig ge­schädigt worden, daß das ganze Bild der Mächte der Welt ver­ändert worden wäre.( Lebhaftes hört, hört! rechts.)

General v. Kuhl: Bom Standpunkt des Heeres aus muß ich diese Ausführungen ergänzen. Wir haben schon von 1917 ab die große Befürchtung gehabt, daß die Engländer in Holland landen würden. Wir hatten für diesen Fall schon einen vollständigen Auf­marschplan gegen Holland immer bereit. Die dazu not­wendigen Truppen haben uns aber im Jahre 1918 auf dem Rückzug gefehlt. Da aber wurde die Frage gerade akut, als wir die flan­drische Küste räumen mußten. Damals verstärkten sich die Nachrichten von einer bevorstehenden Landung der Engländer zu­nächst an der flandrischen, dann an der holländischen Küste immer mehr. Eine solche Landung hätte für unseren rechten Flügel geradezu tatastrophal gewirkt. Wenn hier ein Flotten­Dorstoß gemacht worden wäre, so wäre das für uns eine auß er. ordentliche Beruhigung und Entlastung gewesen, auch wenn die Landung in Holland nicht gefommen wäre, denn es hätte die ganze Aufmerksamkeit der feindlichen Kriegführung auf die See gelenkt. Jeder Borstoß durchkreuzt die Absichten des Feindes. und gibt ein ganz neues Bild. Wenn auch die Flotte untergegangen wäre bei diesem Borstoß, so hätte sie uns doch einen großen Dienft geleistet und sie wäre ehrenvoller untergegangen als wie sie nachher ruhmlos und nuklos abgeliefert worden ist in Scapaflow. Die politische Lage wäre nach meiner Ansicht nicht verschlechtert worden, die militärische schon gar nicht. Je mehr wir unsere Widerstandsunfähigkeit zeigten, um so schlechter wurden wir be­handelt. Hätte die Flotte zum Schluß noch gezeigt, daß fie kampf­fähig ist, so hätte das ein anderes Bild ergeben.

Sachverständiger Dr. Herz teilt mit, der Staatssekretär v. Bayer habe ihm geschrieben, er habe von dem Blane einer großen See­fchlacht gegen England erst aus dem Münchener Dolchfstoßprozeß Renntnis erhalten.

Abg. Brüninghaus( D. Bp.) stellt fest, daß nach den Aussagen v. Trothas die Flotte noch nie so start gewesen sei, als in dem Augen­blic, in dem der Vorstoß geplant war, und daß alle Chancen für uns waren, falls sich die englische Flotte unter für uns gün­ftigen Bedingungen gestellt hätte. Der Gedante eines solchen Bor stoßes war in diesem Zeitpunkt viel aussichtsreicher als zu irgend­einer anderen Zeit des Krieges. Es ist festgestellt worden, daß das Kabinett des Prinzen Mag von Baden damit einverstanden war, daß die Flotte entsprechend ihrem Charakter als Rampf­mittel so eingesetzt werden sollte, wie es der obersten See triegsleitung als richtig erscheinen würde. Diese Feststellung ist wichtig, denn in der Presse wird mit der Behauptung operiert, daß dieser Flottenvorstoß gegen den Willen des Prinzen Mag Don Baden geplant gewesen wäre. Es steht fest, daß die Beschränkungen, die das Kabinett des Prinzen Mag von Baden der Seekriegsleitung auferlegt hatte, sich dahin erschöpften, daß befohlen wurde: Ihr führt feinen U- Bootfrieg mehr.

Dr. Rosenberg( Komm.) weist die Feststellungen des Ab­geordneten Brüninghaus zurück. Der Ausschuß sei mit seinen Arbeiten noch lange nicht so weit, um jetzt schon Feststellungen treffen zu können.

Abg. Brüninghaus( D. Bp.): Ich hätte meine Feststellungen beffer in eine Frage gekleidet, um mir dann vom Zeugen Trotha bestätigen zu lassen, ob ich ihn richtig verstanden habe oder nicht. ( Gelächter links.)

Profeffor Delbrüd: Zur Klärung der Frage, ob der Prinz Mag mit dem Flotten vorstoß einverstanden mar, möchte ich doch folgendes betonen: Am 20. Oktober ist der U- Boot­frieg eingestellt worden. Die Besprechung des Prinzen Max mit dem Admiral v. Levezom muß also wohl am 21. oder 22 Oktober stattgefunden haben. Am 26. Oftober aber hat Seine Majeftät aus­drücklich die militärische Leitung unter die zivile Gewalt gestellt. Wenn also auch am 21. oder 22. Oftober der Prinz Mag zu den

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Darlegungen des Admirals v. Levezom nichts geäußert hat, so folgt daraus noch gar nichts. Es kommt vielmehr darauf an, ob nachdem die militärische Leitung ausdrücklich unter die bürgerliche Leitung gestellt war, der Prinz Mag ein so ungeheuerliches Unter­nehmen, wie den Flottenvorstoß gegen England, das, wie es auch ausfallen mochte, den ganzen diplomatischen Feldzug umwerfen mußte, ausdrücklich und nicht etwa bloß indirekt durch Schweigen zustimmend gebilligt hat und ob dieses Unternehmen durch die Zustimmung des verantwortlichen Reichskanzlers gedeckt worden ist oder nicht. Dafür aber, daß es gedeckt worden ist, ist auch nicht der geringffe Beweis bisher erbracht worden, und es wäre ab­zuwarten, ob er noch erbracht werden kann. Im übrigen fann ich nichts anderes sagen, als was ich schon in jenem Gutachten aus. geführt habe und das auch meiner Auffassung entspricht: Lieber die ganze Flotte in Grund und Boden geschossen, als daß sie sich s0 ergeben hat, wie das nachher geschah.( Beifall rechts.)

Abg. Diffmann( Soz.): Wenn ich den Zeugen v. Trotha recht verstanden habe, vermag er nicht konkret zu sagen, wann die Unter redung des Admirals v. Levezow mit dem Prinzen Mar statt­gefunden haben soll?( Admiral v. Trotha bestätigt diese Auffassung) Dann möchte ich noch auf folgendes hinweisen: Der Zeuge v. Trotha hat hier ausgeführt, daß beabsichtigt war, einmal gegen die flan­drische Küste und dann gegen die Themfemündung vorzustoßen. Wenn die Stizze richtig ist, die im Münchener Dolch stoß­prozeß der damalige Sachverständige v. Trotha verwendet hat, so ist festzustellen, daß sich der Hauptstoß der Flottenattion gegen das englische Gros richtete, das in Edinburgh bzw. Scapaflow lag. ( Unruhe rechts.) Es liegt mir daran, klargestellt zu sehen, ob es sich bei dem beabsichtigten Flottenvorstoß um ein later­nehmen handelte, das lokaler Natur war, oder ob es sich um ein Unternehmen handelte, mit dem man glaubte, die Kriegsentscheidung noch zugunsten Deutschlands ändern zu können.

Infolgedessen

v. Trotha: Es war ein Borstoß gegen die Verbindungs­wege des Feindes. Selbstverständlich mußten wir damit rechnen, daß das englische Gros aus seinen nördlichen Häfen auslaufen würde, um dem entgegenzutreten. haben wir auch alles an Sicherheiten getan, was wir tun tonnten. Wir haben z. B. zwölf Flugzeuge und viele U- Boote eingefekt. Das lebrige ist Entwicklung!( Sehr richtig rechts; Gelächter links.)

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Sachverständiger Dr. Herz: Entgegen dem, was der Herr Abg. Brüninghaus ausgesagt hat, möchte ich doch feststellen, daß aus dem, was der Herr v. Levezom dem Prinzen Mar sagte, fein Menich heraushören konnte, daß es sich um eine große Seefchlacht handeln follte. Es macht vielmehr den Eindruck, als ob diese unbestimmte Form der Mitteilung abfichtlich gewählt worden ist, um Untlarheit entstehen zu laffen. Weiter möchte ich ergänzend mitteilen, daß der damalige Bizetangler v. Payer in feinem Schreiben an mich noch hervorgehoben hat und der Herr Abg. Scheidemann hat dies im Münchener Dolchstoßprozeß bestätigt- daß im Kabinett damals niemals davon gesprochen wurde, daß ein solcher Vorstoß geplant wurde und daß nach seiner Auffassung vor einem solchen Borstoß die Waffenftillstandsverhandlungen hätten gekündigt werden müffen und daß schließlich das kabinett wahrscheinlich niemals einen Sigung mit zuziehung der Pressevertreter wird voraussichtlich er st folchen Borstoß würde gestattet haben. Darauf wurde die Sigung geschlossen. Eine neue in etwa vierzehn Tagen stattfinden.

Waffenübungen der polnischen Jugend. Die Militärbehörden haben auf Weifung des Kriegsministers beschlossen, den Pfadfindern, dem Verband der katholischen Jugend, den Sofolverbänden sowie den Verbänden für militärische Ausbildung der Schuljugend Waffen zu den Uebungen zur Verfügung zu stellen. Die Aufsicht über die Baffen wird instruktionsoffizieren obliegen.