Hinein in die weltliche Schule!
Die Trennung der Schule von der Kirche ist eine Forderung, die immer noch der Erfüllung harrt. Solange die Schule noch genötigt wird, Unterricht" in Religion zu geben, bleibt sie Dienerin der Kirche. Schon jetzt haben aber die Eltern wenigstens die Möglichkeit, ihre Kinder dem Religionsunterricht der Schule fernzuhalten. Sie können die Kinder bei einer der zu diesem Zweck geschaffenen weltlichen Schulen anmelden, in denen die ohne Religions: unterricht zu erziehenden Kinder zusammengefaßt werden. Wer ohne Religionsunterricht erzogen wird, wächst deshalb nicht ohne Religion auf, nicht ohne Religion im weiteren und edleren Sinne dieses Wortes. Die weltlichen Schulen bieten statt des Religionsunterrichtes einen Gesinnungsunterricht, der alle Lehrfächer durchsetzt. Er fann in den Kindern das Gefühl der sozialen Berbundenheit mit den Mitmenschen beffer und stärker entwideln als ein vielleicht mit dem Prügelstock unterstützter Religionsunterricht, der über eine äußerliche und nur das Gedächtnis belastende Aneignung des vorgeschriebenen Bibel-, Katechismus- und Gesang buchpenfums felten hinauskommt. Die weltlichen Schulen sind aber auch Sammelſtätten der fortgeschrittenen Pädagogen, die das Kind zu einem selbständig denkenden und urteilenden Men schen und einem von Verantwortungsgefühl erfüllten Glied des Boltsganzen erziehen wollen. Die Zahl der weltlichen Schulen ist in Berlin noch nicht groß, aber sie ist im Wachsen und feiner Macht der Kirche oder der durch sie aufgepeitschten Elternkreise wird es gelingen, diese Bewegung aufzuhalten und zurückzudrängen. Alle aufgeklärten Eltern sollten bei der zu Ostern tommenden Einschulung der Sechsjährigen an die weltlichen Schulen denten und ihre Kinder solchen Schulen zuführen. Es empfiehlt sich, die Anmeldung nicht auf die lange Bank zu schieben, sondern sie betzeiten zu bewirken.
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Der„ Hochmeister" und seine Freunde. Mahraun - Versammlung im Saalbau Friedrichshain.
Die Zeiten ändern sich! Es ist noch nicht lange her, daß der autokratische Hochmeister" des Jungdeutschen Ordens " sich in seinem Stammsiz Kaffel, als Nationalrevolutionär" feiern ließ. Damals hette er in ebenso verworrenen Phrasen wie jetzt gegen die ..parteistische Demokratie" und die unheroischen Marristen". Heute ift er gezwungen, fich feiner nationalen" Bedränger zu erwehren, die ihn des Hoch- und Landesverrats bezichtigt haben.
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Die Rede, die Artur Mahraun gestern abend im Saalbau Friedrichshain vor seinen Leuten hielt, wäre allgemein politisch völlig belanglos gewesen, wenn sie nicht Aufschlüffe über gewisse Herrschaften im deutschnationalen und völkischen Lager gegeben hätte, die anderen so gern die nationale Ehre absprechen. Einige recht bittere Wahrheiten sagte er über die verlogene Kampfesweise der Rechten. Früher," so führte Mahraun aus, jang man Lobeshymnen auf uns. Heute werden wir beschimpft und als Gelbschnabel abgetan. Mit der Waffe in der Hand haben wir 1918 gegen die Revolution gekämpft, um den Staat zu retten. Als endlich(!) wieder ein nationaler Reichspräsident, Hindenburg , an der Spige stand, habe man die nationale Bewegung gefragt: Was wollt ihr denn?" Das anhaltende Negieren sei doch auf die Dauer unmöglich. Das Frontgefchlecht" habe das köstliche Erlebnis" des„ Frontschicksals" mit in die Heimat gebracht. Nicht jebem ift es allerdings so luftig ergangen. Die Sozialdemokraten find nach Ansicht des Oberleutnants a. D. ,, ökonomisch versunken". Nicht Demokratie, sondern Blutokratie herrsche bei uns. Der Staat sei an die Geldmächte der Gegenwart ausgeliefert. Er, Mahraun , wäre der größte Feind der Dittatur. Dann aber in einem Atem:„ Es Pann eine zeitweise Dittatur geben." Mit dem bißchen Soldaten spielen, wie es die völkischen Gruppen treiben, tönne es nicht getan sein. Hier sei feine Idee, sondern nur gedanten lofer Parademarsch. Im übrigen habe man noch jede große politische Epoche verleumdet. Selbst Kant jei ein Schwäger genannt worden. Hugenbergs„ Tag" befämpfe ihn in überaus gehäffiger Beife. Wir werden für unsere Forderung fämpfen, im Rampf mit der Rechten oder auch gegen sie. Ich will eine Synthese von schwarzweißrot und schwarzrotgold. Die Methode einer ge= wiffen Breffe ist verächtlich, in jedem intsgegner einen Lumpen oder Schuft zu sehen." Zur Judenfrage sagte er, man müsse die Juden ertragen". Die nationale Bewe gung sei ausgesprochen bolfchemisiert. Den alten Antifemiten ist auf einmal das Rußland Sinomjem. Apfelbaums völtisch zuverlässig geworden. Wer die Schlag fraft der westlichen Industrie kenne, verliere die Luft, nach dem Often zu tendieren. Man fann es uns( Mahraun und Bornemann) doch nicht verübeln, menn mir einen Patrouillenritt nach dem e ft e r gemacht haben. Das sei auf einmal Hoch- und Landesverrat. Im übrigen wäre ihm die Außenpolitik nebensächlich. Wer Enthüllungen über die mysteriösen deutsch - französischen Verhandlungen des jungdeutschen Staatsmanns" erwartete, wurde sehr enttäuscht.
Die Samariter bei Demonftrationen im Lustgarten. Das Polizeipräsidium teilt folgendes mit: Um bei Demonftrationen im Luftgarten den notwendigen Ordnungsdienst versehen zu können, find bei zukünftigen Demonstrationen und sonstigen Kundgebungen im Luftgarten den Samaritern folgende Stellen zum Aufenthalt angewiesen: Eingang zum Schloß, an der Schloßapotheke; Eingang zum Eishof, hinter der Apothete; Säulenhalle vor der Nationalgalerie; Torweg zum Schloß, gegenüber dem Neptunsbrunnen und Eingang zum Marstall. An anderen Sammelstellen kann die Aufstellung von Samaritern aus Gründen der Ordnung und aus verkehrstechnischen Gründen nicht gestattet werden. Die Veranstalter von Demonstrationen werden im eigensten Intereffe der Demonstration und der Demonstranten aufgefordert, sich ftreng an diese Bestimmung zu halten.
Ein neues Asyl der Heildarmee.
Das städtische Asyl für Obdachlose beherbergt in jeder Nacht Hunderte von Menschen, die zwischen Asyl und Straße zu wählen haben. Andere nächtigen in den Bahnhofs- Wartefälen oder treiben sich in billigen Kneipen bis 1 Uhr morgens herum. Aber wo schlafen fie? Die in den Bahnhofs- Wartejälen haben gewöhnlich Fahrkarten, die fie für die Benutzung der Morgenzüge im voraus gelöst haben. Daneben hilft die Heilsarmee , aber ihre Hilfe fonnte in diefer Beziehung nicht ausreichend sein, da die Heime bisher nur 230 Menschen weitere Gebäude erworben, die 400 Männern und 200 Frauen Aufnahme gewähren fonnten. Jetzt hat die Heilsarmee zwei Obdach gewähren sollen. Die Häuser liegen in der Kastanien allee. Mahlzeiten werden in der im Hause befindlichen Küche zubereitet und zum Selbsttoſtenpreis verabreicht. Für das Bett im Schlaffaal, wie im Einzelzimmer, werden fleine Breise berechnet, die die laufenden Unfosten deden sollen. Aber auch Leute, die nicht zahlen können, werden feineswegs fortgewiesen. Um die Aus= geftaltung diefes fich dauernd selbst erhaltenden Wohltätigkeitsheimes möglich au machen, ist eine Summe von 400 000 m. erforderlich. 250 000 m. find bereits von der englischen Heilsarmee gegeben.
Steigende Volksnot.
Im Zeichen der fürstlichen Millionenforderungen.
Das Reichsministerium des Innern hat eine Dentschrift] über die gesundheitlichen Verhältnisse des deut schen Volfes in den Jahren 1923 und 1924 veröffentlicht. Sie ist nicht so umfangreich, wie die vor einigen Monaten erschienene Dentschrift des preußischen Wohlfahrtsministeriums, bietet aber immerhin noch Material genug, um, trotz der allseitig beobachteten leichten Besserung der Gesundheits- und Ernährungslage des deut schen Volkes im Jahre 1924, ein Bild der fatastrophalen 2 us wirtungen des Krieges und der Inflations Periode zu geben.
Die Denkschrift stellt fest, daß eine im Jahre 1921 eingetretene leichte Besserung der Lebensmittelversorgung und der allgemeinen Wirtschaftslage mit hier und da beobachteter günstiger Rüdwirtung auf den Zustand der Volksgesundheit nur vorübergehend war.„ Die Inflationsjahre 1922/23, wo viele Millionen von Menschen infolge unerhörter Teuerung und immer mehr zunehmender Knappheit an Lebensmitteln und anderen Gegenständen des täglichen Bedarfs
außerstande gerieten, fich und ihre Familienangehörigen hinreichend zu ernähren
und mit den sonstigen Lebensbedürfnissen zu versorgen, bedeuteten einen so erheblichen Rückschlag, daß die furchtbarsten Folgen für den gesamten Boltstörper in bedrohliche Nähe gerückt zu fein schienen."
Diesen Ausführungen ist faum etwas hinzuzufügen. Es ftimmt auch vollauf, was die Denkschrift über den Gesundheitszustand im allgemeinen fagt:
Beitaus der größte Teil des deutschen Boltes wird von der immer noch ungünstigen Ernährungslage betroffen. Nur die Landbevölkerung, soweit sie selbst Nahrungsmittel erWenn die zeugt, ist verhältnismäßig günstig gestellt. Lebensmittelpreise auch zum Teil hier und da im Laufe des Jahres 1924 etwas gesunken find, so ist andererseits die Kauffraft weiter Kreise der Bevölkerung ft art gesunken, so daß weite Schichten das Geld zum Antauf der notwendigsten Lebensmittel mur mit großer Mühe aufzubringen vermögen. Viele Perfonen, die ihr Leben seit dem Kriege dadurch gefristet haben, daß fie unter fchweren seelischen Kämpfen von ihren Wertgegenständen ein Stüd nach dem anderen verkauffen, haben nunmehr ihr Vermögen aufgebraucht und stehen ohne eigene Hilfsmittel da. Die Ernährung ist somit für einen großen Teil des Boltes unzureichend und ferner auch wegen der einseitigen Zusammenfegung vielfach unzwedmäßig. Diese Tatsachen in Berbindung mit den hohen Preisen der Heizungsmaterialien, mit überfüllten, gefundheitswidrigen und zum Teil menschenunwürdigen Wohnungsstätten arbeiten einem fräftigen Aufschwung der Boltsgesundheit und der Widerstandsfähigkeit gegen Erkrankungsgefahr auch jetzt noch entgegen."
Es ist kein Wunder, wenn als Folge solcher Zustände der Gefundheitszustand der Gesamtbevölkerung für das Berichtsjahr 1924 fein so günstiger ist als in den vorhergehenden Jahren.
Ueber die Geschlechtstrantheiten liegen neuere Erhebungen nicht vor. Nach der 1919 vorgenommenen Geschlechtstranfenzählung wurde angenommen, daß in der Zivilbevölkerung der Jahreszugang an Reuerkrankungen sich auf über eine halbe Million beläuft. Die Jahresfrankenziffer beträgt 8,7 auf je 1000 der Gesamtbevölkerung. Obwohl nach Meinung der Aerzte der Höchststand der geschlechtlichen Erkrankungen überschritten ist, stellt die Denkschrift fest, daß die Geschlechtstrantheiten noch in großer Verbreitung herrschen. Das laffen die von den Ländern erstatteten Gesundheitsberichte mit aller Deutlichkeit erfennen. Namentlich hat die Jugend der Großstädte in hohem Maße Anteil an der Verbreitung dieser Krankheiten. Es ist bezeichnend, daß als Grund dafür, daß die unternommenen Abwehrmaßnahmen nicht zum gewünschten Erfolge geführt haben, die wirtschaftlichen Nöte des Jahres 1923 angegeben werden, die viele Beratungsstellen zwangen, ihren Betrieb einzustellen. Auch die immer noch grassierende Wohnungsnot mit ihren Folgeerscheinungen muß eine weitere Verbreitung der Geschlechtskrankheiten begünstigen.
Der Ernährungs- und Gesundheitszustand der Kleinkinder, Schulkinder und Jugendlichen ist nach den amtlichen Ausführungen keineswegs so, daß er zufriedenstellend wäre. Aus dem Mansfelder Gebirgstreis wird z. B. mitgeteilt, daß an einem bestimmten Stichtag
41 Proz. der Schulkinder ohne heißen Morgenfrunt, 32,2 Broz. ohne erstes Frühstück und 10,4 Broz ohne zweites Frühstück in die Schule tamen. Aehnliche Verhältnisse herrschen nach der preußischen Denkschrift im Junterparadies Ostpreußen. In t einem Bezirk ist die als Gegenmaßnahme durchgeführte Schulspeisung als ausreichend bezeichnet worden,
In einzelnen Bezirken und Städten war infolge der herrschenden Erwerbslosigkeit fogar das Schulfrühstüd als ein viel zu fleiner Beitrag zur Sicherstellung der Ernährung, für die die Eltern tatsächlich nicht auffommen fonnten, bezeichnet worden. Als besonders notleidend find das Waldenburger Kohlengebiet, Nürnberg , Fürth , Freiburg i. Br. und Thüringen bezeichnet. Die mangelnde Ernährung hatte zur Folge, daß ein großer Teil der schulentlassenen Jugend in seinen Wachstumsverhältnissen weit unter das normale Maß gesunken ist.
Was die allgemeine Ernährungslage anlangt, so möge an dieser Stelle in erster Linie die Bersorgung mit mild, Fleisch und Brot intereffieren. An Milch standen im Jahre 1924 nur etwa 55 Broz. der vor dem Kriege vorhandenen Mengen zur Verfügung. Die Fleischversorgung erreichte nur 82 Broz. des letzten Vorkriegsjahres. Während vor dem Kriege 249 Kilogramm Brotgetreide auf den Kopf der Bevölkerung entfielen, belief sich die entsprechende Menge im Jahre 1924 nur auf 162 Kilogramm.
Es ist ganz selbstverständlich, daß der Gesundheitszustand eines Boltes im höchsten Maße abhängig ist von der Ernährungslage. Die häufigen Krisen mit ihren Folgeerscheimungen, in der Hauptsache aber Erwerbslosigkeit, müffen ganz selbst
ficheres Rennzeichen der sich in der Hauptsache auf die arbeitende Bevölkerung auswirkenden Krise, daß die Zahl der Selbstmorde
Nicht unbedenklich haben die übertragbaren Krant heiten, wie Diphtherie, Scharlach, Typhus und auch Kindbettfieber im Jahre 1924 zugenommen. Die Geburtenhäufig- verständlich den Gesundheitszustand herabdrücken. Und es ist ein teit fiel von 20,1 auf je 1000 der Bevölkerung im Jahre 1921 auf 15,3 im Jahre 1924, ein sicheres Merkmal der sich stetig verschlechternden wirtschaftlichen Lage. Die für Preußen angeführten 3iffern über Früh- und Fehlgeburten find geradezu katastrophal. Die Früh und Fehlgeburten im Jahre 1921 haben sich in Preußen von 62 595 mit 1160 Todesfällen auf 73 319 Früh und Fehlgeburten mit 1223 Todesfällen gesteigert.
Die Säuglingsfferblichkeit
ist nach den Angaben im erfreulichen Rückgang begriffen. Aber es bleibt abzuwarten, ob dieser Rüdgang infolge der neuerdings eingetretenen schlechten wirtschaftlichen Lage weiter anhalten wird.
Die Tuberkulose, die in der Denkschrift als verderblichste Krankheit" bezeichnet ist, war bereits in den letzten Jahrzehnten vor dem Weltkrieg in einem ständigen gleichmäßigen Rüdgang begriffen. Die Sterblichkeit an Tuberkulose fiel von 1895 bis 1913 um 42,4 Proz. Die Denkschrift stellt jedoch fest, daß sich mit der Steigerung der Ernährungsschwierigkeiten während der Kriegsjahre auch die Todesfälle an Tuberkulose vermehrten, und zwar für das Reichsgebiet um 55,5 Proz. und in den deutschen Städten jogar um 72,6 Proz. Die ersten Nachkriegsjahre zeigten eine starte Abnahme der Tuberkulose- Todesfälle. Diese stiegen zwar im Jahre 1923 wieder langsam an, um dann im Jahre 1924 auf die niedrigste bisher in Deutschland beobachtete Zahl zu fallen. Das ist gewiß eine erfreuliche Tatsache. Leider müssen wir gleichzeitig einschränkend hinzufügen, daß diese Besserung der Tuberkulose nach den Ausführungen in der preußischen Denkschrift außerordentlich steptisch bewertet werden muß. Jedenfalls meldet die vorliegende Denkschrift, daß seit dem Herbst 1924 die Inanspruchnahme der Heilstätten für tuberkulöfe Erwachsene und Kinder dauernd zuge nommen hat und daß diese Anstalten im allgemeinen den ganzen Herbst und Winter hindurch so stark besetzt gewesen sind, wie es noch nie der Fall war.
Der Dank des Exmittierten.
ständig zunimmt, während die Zahlen für die Neugeborenen und für die Eheschließungen ständig zurückgehen.
Ein Kuriosum sei noch erwähnt: Die Denkschrift würdigt die immer mehr um sich greifenden Abtreibungen einer besonderen Erwähnung in folgendem klassischen Satz: Während die Abtreibungen der Leibesfrucht früher in der Hauptsache nur in den Großstädten beobachtet wurden, finden fie jetzt infolge der ganz allgemein gefundenen Moral und infolge der in weitesten Bevölkerungsschichten bestehenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten auch auf dem platten Lande Eingang."
In diefer mehr als eigenartigen Bemerkung spiegelt sich die amtliche Engstirnigkeit wider, die fein psychologisches Verständnis für die geradezu ungeheuerliche Not der proletarischen Schichten aufzubringen vermag. Die Herren sind erschrocken darüber, daß nun auch auf dem platten Lande die Bewohner nicht mehr bedentenlos Kinder in die Welt setzen wollen, für die sie nicht ausreichend sorgen können. Nur so nebenbei bemerkt sei die Tatsache, daß lange, bevor die Abtreibungen sich bei der Stadtbevölkerung bemerkbar machten, die Beseitigung der Leibesfrucht ein Privileg der herrschen. den Klasse war. Nur eine durchgreifende Aenderung der hierfür in Betracht kommenden gefeßlichen Bestimmungen(§ 218) vermag insofern Wandel zu schaffen, als sie die Frauen fachkundigen Aerzten und nicht Kurpfuschern und weisen Frauen zuführt.
Es ist im großen und ganzen ein trübes Bild, das uns die Dentschrift zeigt. Wie schrecklich mögen aber nun erst die Auswirkungen der jetzigen Wirtschaftskrise mit ihren abnormal hohen Erwerbslosenziffern sein! So dürftig die Denkschrift ist, sie ist uns ein weiterer Beweis dafür, daß ein Bolf, das in solchen Zuständen zu leben gezwungen ist, sich selbst aufgeben würde, wollte es etwa noch die Ansprüche der früheren Fürsten erfüllen.
Gegen James Klein.
Die am 25. Januar tagende Bezirksdelegiertenverfammlung Groß- Berlin der Genossenschaft Deutscher Bühnenangehörigen als bevollmächtigte Bertretung der gesamten Berliner Schauspielerschaft verlangt, daß ein Mann wie James Klein aus dem deutschen Theaterleben verschwindet und fordert sofortige Konzessions. entziehung.
Bon einem Berliner Mietschöffengericht wurde ein Mieter wegen Mietschulden und gewisser Berstöße gegen die vertragliche Hausordnung zur, Räumung ohne Anspruch auf Erfagwohnung verurteilt. Versuche, vor der Ermittierung eine andere Bohnung durch das Bohnungsamt zu erhalten, schlugen fehl. Die Wohnungsämter schreiten fast immer erst nach der Zwangsvollstreckung ein. Der Gerichtsvollzieher tam und ließ die gesamte Wohnungseinrichtung Umleitung von Straßenbahnlinien. Wegen Bauarbeiten am nach der Straße tragen, wo sie zunächst stundenlang stand. Die Straße. Der ermittierte Mieter war inzwischen nach dem Woh- Linien 3, 44 und 55 wie folgt umgeleitet: Linie 3 und 44 vom 28. Januar d. J.( Mittwoch zum Donnerstag) von 1,30 Uhr an die Polizei kam und verlangte schnelle Entfernung der Sachen von der Knie, in Charlottenburg , werden in der Nacht vom 27. zum nungsamt gestürmt und erhielt sofort eine furz vorher freigewordene Knie über Tiergarten, Großer Stern, Hansaplak, Stromstraße, Wohnung zugewiesen. Wenige Tage später erschien er bei dem Anwalt seines früheren Hausbesizers und- bebantte sich für Turmstraße. Linie 55, Richtung Charlottenburg bam. Spandau , pom Knie über Berliner Straße, Spandauer Straße, Spandauer die Ermission. Auf die erstaunte Frage des Anwalts, was denn das heißen solle, antwortete der Ermittierte treuherzig: Herr Bod. Von der Beusselstraße fahren zum Anschluß an die Linie 55 Doktor, Sie haben ja nur Ihren Auftrag erfüllt, aber ich hätte nie Einjezzüge 1,40, 1,55, 2,10 Uhr über Siemensstadt nach Spandau. geglaubt, daß ich jemals eine so schöne Wohnung bekommen Zeugen gesucht. Am 2. Weihnachtsfeiertag, vormittag 11% Uhr, würde. Hier hatte ein glücklicher Zufall gewaltet. Gewöhnlich wurde in der Dresdener Straße, am Kottbusser Tor , eine Frau po m tommt es anders. Die Möbel wandern nach einem Speicher, die Autobus der Linie 11 überfahren. Zeugen, die den Unentgeltliche Zimmer oder Freizimmer suchen die akademischen ermittierte Familie flüchtet nach dem Obdachlosenafyl. Bestenfalls Borfall gesehen haben, werden gebeten ihre Adresse mitzuteilen an überhaupt zur Ber - 9. Wohnungsämter gegen Arbeitsleistung, Beaufsichtigung der fügung hat, ein faum den notdürftigsten Ansprüchen genügender Schularbeiten, Nachhilfe- Unterricht oder sonstiger Art für eine Raum zugewiesen. Um allen diesen Gefahren zu entgehen, ist es Anzahl Studenten, die infolge wirtschaftlicher Notlage nicht im empfehlenswert, sofort nach dem Räumungsurteil sich um einen stande find, die üblichen Mietspreise zu zahlen. Meldungen Wohnungstausch zu bemühen. Der Tauschpartner, der in die sonst nehmen entgegen: Alademisches Wohnungsamt, Univerfität, zwangsweise zu räumende Wohnung einzieht, haftet nach LandZimmer 26-27, Fernsprecher Zentrum 109 80. Akademisches Woh gerichtsentscheidungen allerdings für die rückständige Miete, bringt mungsamt Technische Hochschule, Zimmer 157, Fernspr. Steinplatz 9000. I aber dieses Geldopfer, wenn er sich verbessern fann.
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