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Amerika   und der Weltgerichtshof. Beitritt zur internationalen Rechtsorganisation.

New Bort, 28. Januar.  ( TU.) Der amerikanische   Senat hat sich mit 89 gegen 1 Stimme unter gewiffen Borbehalten für die amerikanische   Teilnahme an dem Weltschiedsgerichtshof aus­gesprochen.

Dieser Beschluß des für auswärtige Angelegenheiten zu ständigen Senates, daß die Vereinigten Staaten   dem Welt­gerichtshof beitreten sollen, folgt auf seine Zustimmung, an der Abrüstungskonferenz teilzunehmen. Beide Beschlüsse wären ohne Locarno   nicht zustande gekommen. Erst seit der Unterzeichnung dieses Vertragswerkes geben, in einer für den europäischen   Beobachter überraschenden Schnelligkeit, die Bereinigten Staaten ihre Isolationspolitik auf und beginnen, sich in die Organisation des internationalen Rechts einzufügen, wie sie der Bölkerbund schuf.

Die Abkehr von den Vorurteilen und Urteilen der öffentlichen Meinung der Bereinigten Staaten über den Bölkerbund und den von ihm auf Grund des Versailler Vertrags geschaffenen Internationalen Gerichtshof im Haag ift naturgemäß nicht vollständig. Der Weg zu der in Europa  begründeten und vom Völkerbund unterhaltenen internatio­nalen Justizorganisation ist mit Vorbehalten gepflastert. Gie entstammen zum Teil verfassungsrechtlichen Kompetenz­streitigkeiten; der Senat will der Erefutive möglichst wenig Handlungsfreiheit lassen, und zugleich die Bereinigten Staa­ten selbst so wenig wie möglich binden. So tamen die Be dingungen zustande, daß die internationale Gerichtsverfaffung nur mit Zustimmung der Vereinigten Staaten   geändert wer­den dürfe, daß diese sich jederzeit von dem Gerichtshof wieder zurückziehen könnten und daß für sie kein Einlassungszwang vor dem Gerichtshof bestehen dürfe, mit anderen Worten, daß sie nur freiwillig, und nicht obligatorisch vor der Haager Richterbank zur Austragung eines internationalen Prozesses erscheinen wollen. Zeigen diese Borbehalte auch, daß die Vereinigten Staaten  , an den heutigen, auf dem euro­ päischen   Kontinent geltenden Maßstäben gemessen, der Ent­wicklung des internationalen Rechtes durchaus nachhinken, so dürften die Verhandlungen über die Anerkennung dieser Bor­behalte durch die Völkerbundsmächte doch zu einem guten Ende gebracht werden. Die Hauptfrage bei den in diesem Jahr zu erwartenden amerikanisch- europäischen Verhandlun­gen wird die Wahl der Richter für den Haager Gerichts­hof sein. Die Richter werden vom Völkerbundsrat und der Bölferbundsversammlung gemählt. Nun gehören diesen Körperschaften die Bereinigten Staaten nicht an, da sie ja dem Völkerbunde selbst noch fernbleiben wollen. So wird man einen Weg fuchen müssen, um den Bereinigten Staaten Sig und Stimme im Bölferbund für die Richter wahl zu geben. Hierfür gibt es noch feinen Präzedenzfall. Aber das Weltinteresse daran, die Autorität des ersten stän­digen internationalen Gerichtshofs, den die Geschichte fennt, durch den Beitritt der nordamerikanischen Großmacht zu stärken und zu sichern, ist überragend. Es wird eine der deutschen   Aufgaben im Völkerbund   sein, das Hineinwachsen der Vereinigten Staaten   in den Bölkerbund zu fördern.

Kürzung der Dienstzeit in Frankreich  . Keine Schwächung des Heeres.

Paris  , 28. Januar.  ( Eigener Drahtbericht.) Kriegsminister Painlevé   wird am Donerstag der Kammer einen Gesehentwurf über die Reorganisation der Armee vorlegen. Diese wich­tige Bestimmung wird die Einführung der einjährigen Dienstzeit, d. h. die herabfehung von 18 auf 12 Monate fein. Daß das Kabinett Briand   inmitten der sonstigen schweren Aufgaben einen Gesetzentwurf über die Verkürzung der Militärdienstzeit einbringt, ist ein Beweis sowohl seiner Kraft wie seiner außenpolitischen Klugheit. Die Vorlage des Armee­reorganisationsgesetzes vierzehn Tage vor dem angefeßten Beginn der Abrüftungstonferenz bezweckt, Franfreichs Friedenswillen zu demonstrieren. Sein Delegierter wird in Genf   darauf hinweisen, daß sein Land dabei sei, die Dienstzeit auf ein Drittel der Dienstzeit vor dem Weltkriege herabzu fetzen. So schafft sich Frankreich   eine gute politische Position, ohne doch die Schlagkraft der Armee als eines Machtinstruments herabzumindern.

Für deutsch  - polnische Verständigung!

Die Lichtoase.

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,, Die Naturfreunde" über die Beschlagnahme von Räumen in der Jugendherberge Meißnershof bei Henningsdorf   eine Anfrage an den Landrat gerichtet hat. Die Anfrage wurde dem Kreisausschuß zur Erledigung überwiesen. Die sozialdemokratische Fraktion des Kreis­tages wird ihren ganzen Einfluß geltend machen, damit die er­wähnte Jugendherberge ausschließlich der Jugend vorbehalten bleibt, für die sie ja auch von vornherein bestimmt war.

Gegen die Fürstenforderungen.

Von den gestrigen Versammlungen des Reichsbanners tragen wir noch die folgenden nach:

In Lichterfelde   sprach Senatspräsident Dr. Groß­mann: Scham steigt auf, offene bei uns, heimliche bei den Monarchisten. Sie gerade fönnen sich nicht verhehlen, daß

bas erste, was die Monarchen von sich hören lassen, Forde rungen von Millionen sind. Während des Krieges hieß es: Zeichnet Kriegsanleihe. Die Besiegten zahlen. Und jest muß das Bolt durch die Schuld der Fürsten   zahlen, die haben ihr altes Leben weitergeführt, während das Bolt ge. darbt hat und verarmit ist. Man soll endlich aufhören mit der Dolchstoßlüge, Dittmann hat es aufgedeckt, gerade die Matrosen haben Deutschland   vor der Admiralsmeuterei gerettet. Als 1918 der Umsturz tam, war mancher Fürst froh, mit dem Leben davon zukommen. Beamte und Richter sprechen Recht, als ob es feine Sie verteidigen heute noch frühere Militärjuftiz. Wo ist das wahre neue Verfassung gäbe. All die Trotha und Canaris   sind Beispiele. Recht? Nicht bei den Fürsten  , jie sind ohne Besitz in die Mark gekommen, und als sie Schulden hatten, wurden sie aus den Steuern gedeckt. Jeder Krieg hat den Fürsten   Geld gebracht. Man nannte ir fordern Volksrecht. es Kammergut". Wenn die Krone fällt, fällt auch das Kammergut. zweite, sondern der erste, ber davontief. Es muß ein Wilhelm II.   war nicht der Boltsgericht werden. Oberstes Gefetz des Staates ist der Wille des Boltes.

Dem Zuckerbäcker- Romanismus der Gedächtniskirche und ihrer Umgebung muß es jetzt ganz seltsam zumute sein bei so beängstigend übermütigen Nachbarsleuten. Diese verschandelte Ede wilhel minischer Pappmachéarchitekten ist in den Abendstunden in eine phantastische Lichtwärme getaucht, unter der die Schnörkelfassaden zurücktreten und untertauchen. Drei große Kinos spielen ihre Licht­leckungen auf das Publikum. Es ist wie ein Kreuzfeuer, doppelt eindringlich, wenn man aus der verhältnismäßig dunkel liegenden Tauenzienstraße in diese elektrisch geladene Atmosphäre tritt. Da ist die konzentrierte, farbig geballte Reflame auf dem Hause Poelzigs, eine Lichtgarbe, die in ihrer räumlichen Begrenztheit nur um so stärker wirkt. Hier wird aus der Not der langgestredten Hausfront eine Tugend. Einige Meter weiter laufen die unruhigen Lichter des Ulfa  - Hauses am 300. Der Rhythmus der Lichtwellen ist hier auseinanderfließender, gleichsam suggestiv durch eine nervöse Beweglichkeit, die den Passanten unwillkürlich aufmerksam werden läßt. Groß, wuchtig, ein wenig plump und niederschmetternd reell stehen die großen Buchstaben des neuesten großen Kinos auf der anderen Seite der ach so geplagten Kirche. Es ist das Viertel der Reflamesuperlative und des falls man nur die Straße paffiert- fostenlosen Amusements. Um jo ernüchternder wirkt dagegen die gähnende Finsternis der übrigen Stadt. Ein paar helle Zentren mit großstädtischer Lichtmanier können die schläfrige Atmosphäre von neun Zehnteln des abendlichen Berlin   nicht ausgleichen. Die Lichtreklame müßte gleichmäßiger und harmonischer verteilt werden, wenn sie helfen sollte, das Persönlichkeitsbild der Reichshauptstadt abzurunden. Die Gegenfäßlichkeiten der Belichtung wirken beschämend unzulänglich für eine Biermillionenstadt. Warum aber herrscht insbe­fondere in den Arbeitervierteln ein derartiges Kleinstadtdunkel? Die Antwort liegt ja auf der Hand. Ist der Geschäftsmelt daraus ein Bor  - Das Reichsbanner, der Bund Republikani­wurf zu machen? Weiß sie doch nur zu gut, daß auch die über- scher Kriegsteilnehmer, Gau Treptow  , hatte zu reichste Lichtfülle ein entscheidendes Uebel nicht aufheben kann: die gestern abend eine Protestversammlung gegen die Abfindungs­mangelnde Zahlungsfähigkeit des werktätigen Menschen. ansprüche der ehemaligen deutschen Fürsten   in Mörners Blumengarten zu Oberschönemeide einberufen. Schon lange vor Beginn war der große Saal überfüllt, so daß viele Per­fonen feinen Einlaß mehr fanden. Der erste Vorsitzende des Reichs­banners Gau Treptow  , Herr Jung, eröffnete pünktlich die Versammlung und gab dem Genossen Reichstagsabgeordneten Künstler das Wort, der in temperamentvoller Weise die unver­schämten Abfindungsanträge der ehemaligen deutschen   Fürften geißelte. Er stellte sie auf eine Stufe mit den früheren Raub­rittern, die das arme Volk ausgeplündert hatten und auf der Land­straße liegen ließen. Ebenso machen es jetzt die Fürsten  , die wohl wissen, daß infolge der wirtschaftlichen Not das arme Bolk hungert und darbt, aber ihre Begierde nach dem Mammon ist unerfättlich. Boran diesen Vampieren marschieren, wie nicht anders zu er­warten, die Hohenzollern  , besonders der ausgekniffene Ertaiser Wilhelm in Doorn. Ebenbürtig, als eine besondere Nummer, bezeichnete Genosse Künstler den Herzog von Roburg- Gotha und die verwitwete Großherzogin Don Mecklenburg­Schwerin, die allergnädigst geruhen wolle, daß ihre ehemaligen Untertanen die von ihrem hochfeligen Herrn Gemahl ausgefekten Legate seiner Mätressen bezahlen sollen. Es handele sich um feine politische Bartelfrage, fondern betreffe die ganze deutsche Bevölke rung; jedem, auch dem eingefleischtesten Monarchisten müsse die Echamröte in das Gesicht steigen, wenn er sieht, wie die ehemaligen geliebten Botentaten das arme, vor Hunger gemarterte Bolt aus­Fürsten als schwarzweißrote Realtion. Man hoffe das Volk zu zufangen versuchen. Der Redner bezeichnete das Borgehen der zermürben und dadurch wieder auf den Thron zu kommen. Alle, die es mit der deutschen Republik ehrlich meinen, müssen deshalb in dieser Frage zusammenhalten. Zwei Resolutionen, die Proteft gegen jede weiteren Auszahlungen von Entschädigungen an die deutschen Fürsten   einlegten und restlose Enteignung des dem Volke geraubten Eigentums forderten, fanden einstimmige Annahme. In Pantom sprach in einer überfüllten Versammlung Ge noffe Crispien. Seine flaren Ausführungen fanden die allge­meine Zustimmung der Versammelten.

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Völkische Schießerei am Wilhelmplah. Zwei Schwerverwundete. Der Revolverheld verhaftet. Der gestrige Demonstrationsabend hat doch noch einige Opfer gefordert. Im Anschluß an eine Versammlung der National foaialistischen Arbeiterpartei, die in den Hohenzollern  festsälen in der Berliner Straße in Charlottenburg   stattfand, kam es am Wilhelm plaß zu einem Zusammenstoß zwischen den Boltischen und einem Demonstrationszug der Kommunisten und des Roten Frontkämpferbundes  . Der anfängliche Wortwechsel artete in Tätlichkeiten aus, wobei ein Anhänger der Nationalsozia­listen, der 21jährige Victor Schierbaum aus der Solmsstr. 16, fechs Schüffe auf seine Gegner abgab. Bon den Kommunisten wurde ein gewiffer Hans Klaffert aus der Sefenheimer Straße durch einen Bauchschuß schwer verletzt und nach dem Krankenhaus Westend   gebracht. Ein weiterer Teilnehmer des fommunistischen Demonstrationszuges mußte gleichfalls nach dem Krankenhaus trans­portiert werden. Inwieweit sonstige Berletzte von den Beteiligten felbft in Sicherheit gebracht worden sind, steht noch nicht einwandfrei feft. Der völlische Rowdy, ebenso wie zehn seiner Spießgefellen meisten fand man scharf geladene Schuhwaffen. Bie uns mitgeteilt wurden verhaftet und dem Polizeipräsidium zugeführt. Bei den wird, geht es dem verwundeten RI affert den Umständen nach gut, während der zweite Schwerverleßte, ein Rudolf Winkler aus der Simeonstraße sehr schwer daniederliegt.

Hilfe für die erwerbslose Jugend. Die Beschlüsse des Magistrats.

Der Vorwärts" veröffentlichte vor furzem einen Antrag der SPD  . Fraktion, der sich mit der Not der erwerbslosen Jugend befaßte. Der Magistrat hat in seiner gestrigen Gigung Be schlüsse gefaßt, die im Wesentlichen unseren Vorschlägen entsprechen. Er hat beschlossen, der heutigen Stadtverordnetenversammlung vor zuschlagen, aus dem 10- Millionenfonds der städtischen Erwerbslosen hilfe 150 000 Mart für Speisung und kulturelle Beschäftigung der erwerbslosen Jugend bereitzustellen. Der Betrag soll an die Be­Der Betrag soll an die Be­zirksjugendämter nach der Zahl der Erwerbslosen verteilt werden. Der Magistrat ließ sich bei seinem Beschluß von den Anregungen leiten, die die Dezernenten für Jugendwohlfahrt in ihrer in der vorigen Woche abgehaltenen Konferenz gegeben haben.

Außer der finanziellen Unterstützung der erwerbslosen Jugend lichen aus der städtischen Erwerbslosenhilfe, sollen sie zu fulturel= ler Arbeit gewonnen werden. Je nach Lage der örtlichen Ver= hältnisse soll den Jugendlichen beiderlei Geschlechts die Jugend­heime während der Tagesstunden geöffnet oder ihnen andere Sozialistische Rundgebung in Danzig  . Räume zur Verfügung gestellt werden. Für anregende Unterhaltung Aus Danzig   berichtet man uns: Durch seine zwischen durch Spiel und Vortrag und edle Geselligkeit ist zu sorgen. Be­dürftigen Jugendlichen foll unentgeltlich ein warmes Mittags­staatliche Stellung und sein Verhältnis zum Bölterbund beson- mahl gereicht werden. Nach Möglichkeit sollen auch die Wert ders geeignet, war der Freistaat Danzig am Sonntag der stätten in den Schulen der erwerbslosen Jugend in den Schauplatz einer eindrucksvollen internationalen Tagesstunden zugänglich gemacht werden. Für Beschäftigung der Kundgebung. In der großen Messehalle versammelten sich auf Mädchen sollen Näh stuben eingerichtet werden. Neben diesen Einladung der Sozialdemokratischen Partei annähernd 5000 Ber täglichen Zusammenfünften sind die Jugendlichen auch zu literarischen senen. Als Redner sprachen die Genossen Dr. Breitscheid und musikalischen Nachmittagen sowie zu Wanderungen, Museums. Deutschland   und Dr. Diamand. Polen  , außerdem der Vize- führungen und dergleichen Unternehmungen zu vereinigen. Auch eine ärztliche Bersorgung der erwerbslosen Jugend, ins­präsident von Danzig  , Gehl. Von der rot bekorierten Empore besondere eine Berschichtung besonders Unterernährter in Erholungs grüßten inmitten der Danziger Staatsflaggen die Farben der Re- heime, ist in Aussicht genommen. Ist doch der Ernährungszustand publiken Deutschland   und Bolen. Die Kundgebung unterstrich den Gedanken der Verſtändigung, unserer schulentlassenen Jugend, die unter den Entbehrungen der Kriegs- und Nachkriegszeit aufgewachsen ist, besorgniserregend. Die der auch in Polen   immer mehr an Boden gewinnt. Die Sozial- städtischen Kinderheime Scheuen und 3offen sollen darum der schlecht­demokratie wird dieses Wert der Völkerverständigung durchführen ernährten, schulentlassenen Jugend, das legtere den jungen Mädchen, bis zum endgültigen Sieg. Die Kundgebung nahm einen prächtigeöffnet werden. 200 Mädchen und 400 Burschen werden hier in gen, ungestörten Verlauf. Es nahmen auch zahlreiche Beiträumen von 6 Wochen Erholung und Kräftigung finden. Auch Angehörige des Bürgertums daran teil. Auch die ausländischen eine gartenbauliche und für die Mädchen hauswirtschaftliche Be­tätigung der Jugendlichen unter Beitung von Lehrern ist geplant, und Kolonien brachten ihr lebhaftes Interesse entgegen. in den Heimen leicht durchführbar. Freilich kann es sich bei der vom Magistrat bewilligten Summe nur um einen vorläufigen 3uschuß zu den Veranstaltungen der erwerbslosen Jugend handeln, wie denn auch die geplanten Maßnahmen zunächst als Bersuche auf einem sehr schwierigen Gebiet zu betrachten sind. Das Gelingen des Unternehmens wird aber nicht allein von dem In­tereffe der Jugendlichen, sondern vielmehr noch von der Mit­arbeit geeigneter Hilfsträfte abhängen. An Jugend­vereine, Gewerkschaften und Wohlfahrtsorganisationen ergeht darum der Ruf, sich den Jugendämtern für diese so notwendige und sehr wertvolle Arbeit an unserer hilfsbedürftigsten Jugend zur Verfügung zu stellen. Geschieht dies im ausreichenden Maße, so tann aus diefer Notstandsattion ein hervorragendes Erziehungswert entwickelt

Rom   läßt zu früh demonstrieren. Gegen Anti- Italien- Kundgebungen in Deutschland  !" Rom  , 27. Januar.  ( WTB.) Nach einer Stefanimeldung aus Neapel   zog ein großer Demonstrationszug durch die mit Fahnen geschmüdten Straßen der Stadt nach dem Platz der Bolksabstimmung, um dem Regierungskommissar einen Brotest gegen italien   feind liche Rundgebungen in Deutschland   zu überreichen mit der Bitte, diesen Brotest an die Regierung in Rom   weiterzuleiten. Eine Demonstration gleicher Art fand in Bari   statt. Zwischenfälle find nicht vorgekommen.

Diefer Regiefehler der Faschistenleitung hat ein Gutes: menn jekt wirklich irgendwo in Deutschland   der Abscheu über die Schande Europas  , den italienischen   Faschismus, auf der Straße laut hinaus­gerufen wird und man erfährt dann von einer Gegenfundgebung in Italien  , dann wird jedermann wissen, daß es ein wohlvorbereitetes Faschistenmanöver ist. Wie würde denn auch das gefnechtete italienische Bolt freiwillig für seine Unterbrüder demonstrieren!

Propaganda der Faust. Der französische fommunistische Ab­geordnete Doriot   wurde wegen Mihhandlung eines Bolizeibeamten gelegentlich einer Demonstration zu acht Tagen Gefängnis und 800 Franten Geldstrafe verurteilt.

werden.

Das eigentliche Problem, die zurzeit brachliegenden Kräfte der jugendlichen Erwerbslosen sowohl produktiv für die Allgemeinheit als auch für die geistige und fittliche Entwicklung der Jugendlichen selbst zu heben, ist damit freilich noch nicht gelöst. Die Busammenfassung der erwerbslosen Jugend durch die Jugendämter tann aber einen Weg zur Lösung dieser Frage bahnen.

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Schutz den Jugendherbergen. Zu der im gestrigen Abendblatt  unter obiger Ueberschrift veröffenltichten Notiz teilt uns der Vor­figende der fozialdemokratischen Kreistagsfrattion des Kreises Ost­ havelland  , Genosse Paulfen, mit, daß er bereits in der letzten Kreistagsfizung auf Grund einer Mitteilung des Touristenvereins|

Die städtische Anleihepolitit.

Der Magistrat hat der Beteiligung der Stadt Berlin   an der von der Deutschen Girozentrale( Deutschen Kommunalbank) be schlossenen internen Anleihe von 20 Millionen Reichsmart zuge­stimmt. Berlin   wird aus dieser Anleihe etwa 3 Millionen erhalten und kommt damit in die Lage, wenigstens einen Teil der 1925 im Ausleihehaushalt vorgesehenen Kämmereiausgaben auch wirklich durch Anleihen zu decken. Die Bedingungen für den Geld­nehmer sind allerdings erheblich ungünstiger als die für Auslandsanleihen üblichen. Die effettive Zinsenlast stellt sich auf über 10 Broz.

Dieses fleckerweise Zusammenfraßen von fleinen Beträgen mag zwar durch die Not des Augenblicks bedingt sein. Dem Ansehen und dem Kredit der Stadt ist dieses Verfahren aber nicht nüßlich.

Auch der Ulap pleite.

Die Ulap- A.- G. befindet sich schon seit längeren Zeiten, das ist fein Geheimnis und in der Presse mehrfach erörtert worden, in Zahlungsschwierigkeiten. Was aber der Deffentlichkeit nicht bekannt sein dürfte, ist die Tatsache, daß die Majorität der Ulap- A.- G. sich in den Händen der Landbant des Herrn Hugenberg be­findet. Herr Blaustein, der Hauptdirektor der Ulap, geht in den Räumen der Landbank aus und ein. Er, der sicherlich nicht so national eingestellt ist, wie der nationale Inspirator der Landbank, Herr Hugenberg. Wegen dieser Geschäfte, die mit der Aufgabe der Landbank nicht das geringste zu tun hat, ist der Direktor, der für diese Geschäfte verantwortlich ist, in die Wüste geichidt worden. Aber es heißt weiter, daß auch durch Bermittlung der

Landbank

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der

- und hierbei soll die Raiffeisenbank beteiligt sein Ulap erhebliche Kredite zugeflossen sind. Der Wert der Aktien soll allerdings in der Bilanz der Landbant vollständig zur Abschreibung gelangt sein. Und wie ist es mit den Krediten der Raiffeifenbant? Es wäre um so notwendiger, daß das preußische Staatsministerium fich über diese Dinge äußerte, als befanntlich vor einigen Tagen die Provinz Grenzmart einen erheblichen Bosten Aktien der Land­bant erworben hat und als nunmehr, nachdem durch diesen Erwerb, die Aktienmajorität sich in den Händen staatlicher und provinzieller Organe befindet, der preußische Staat unter Ausschaltung des Hugen­bergfchen Einflusses an die Sanierung der Landbank herangehen will.

Schwerer Unfall in einer Eisengießerei. Von einem schweren Unfall wurden heute mittag gegen 12 Uhr zwei Arbeiter, die in der Eisengießerei von Hartung in der Herzbergstraße in Lichtenberg   beschäftigt find, betroffen. Aus bisher unbe­fannten Ursachen wurde der 28 Jahre alte Schlosser Mag Bart­nid aus der Kugeler Str. 15 und der 47 Jahre alte Former Ernst Gautlow aus Hönow   am ganzen Körper schwer verbrannt. Durch einen Wagen des Städtischen Rettungsamts wurden die beiden Schwerverleßten nach der Unfalltlinit Johannisstraße transportiert. Der Zustand ist bedenklich. Eine Untersuchung des bedauerlichen Un­glücksfalles ist eingeleitet.

Schwierige Rettung aus Seenot. Der Dampfer, Präsident Roosevelt  " meldet folgendes durch Funfspruch: Während einer vorübergehenden Sturmstille wurden zwölf Mann von der Be satzung des englischen Frachtdampfer Antino e" von der Roose belt" gerettet. Wenn sich der Sturm legt, wird die Roosevelt  " versuchen, den aus dem Kapitän und zwölf Mann bestehen­den Rest der Besagung der Antinoe  " in Sicherheit zu bringen. Die Antinoe" befindet sich in großer Not. Während der Rettungs­arbeiten hat die Roosevelt  " 3 mei Mann und fünf Boote verloren.