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England- Italien - Europa .

Vereinigung der Kriegsschulden.

Am Mittwoch unterzeichneten nach über achttägiger Ber­handlung der italienische Finanzminister Graf Ulpi und der englische Finanzminifter Churchill ein Schuldenablommen. Italien verpflichtete sich darin, eine jährliche Summe, die mit Dier Millionen Pfund beginnt und nach acht Jahren um eine halbe Million zunimmt, 62 Jahre lang an England zu geben.

Dies Ablommen past mit seinen bis 1987 laufenden Ab­zahlungsterminen in das Muster, das für die Rückzahlung ber interalliierten Kriegsschulden allgemein angewandt wird. Es folgt auf die italienisch- amerikanische Schulden­regelung, die im vorigen Herbst zustande tam und ebnet ebenso wie diefes für die beiden wichtigsten noch ausstehenden Schuldenregelungen den Weg zwischen Frankreich einer feits und England und Amerita andererseits.

Der gewichtige" Kettenbrief.

Eigentlich ist es vermunberlich, daß es in ben aufgeflärten Großstädten noch immer solche Fülle von Wahrsagern, Karten­legerinnen, Astrologen und ähnlichen Schwindlern gibt, die hier nicht nur prächtig gedeihen, sondern sich auch wie die Pilze ver mehren. Arme wie Reiche laufen zu ihnen und warten wegen der Nachfrage auf eine Ronsultation oft stundenlang: ihr Glud, das fie bisher nicht zwangen, hoffen sie hier durch Bundermittel und Heren fünfte zu gewinnen. Das geistige Niveau dieser scheinbar unheilbar Dummen ist auch der beste Nährboden für den immer wieder fehrenden Rettenbrief. ben angeblich ein amerikanischer Offizier oder auch ein frommmer Mann" in die Welt geschickt hat, und der dem Glück verheißt, der ihn neummal abschreibt und ihn an neun Tagen neun verschiedenen Menschen schickt. Unterläßt er es, so soll ihn statt des Glüdes schweres Unheil treffen. Schon vor dem Ariege gab es diesen bleistiftbefrigelten Bisch und noch immer turfiert er irgendwo, trog feiner handgreiflichen Sinnlosigkeit. Ab. mahmungen und Spott haben bisher nicht vermocht, ihn zum Aus. sterben zu bringen. Vielleicht gelingt es, durch ein Rechenexempel Vielleicht gelingt es, durch ein Rechenexempel Kettenbrieffpezialisten zum Stachdenken zu bringen Gesezt, der Brief würde non dem ersten Empfänger neunmal abgeschrieben und neunmal verschickt. Bon den neun Empfängern werden wieder neinmal welche verschickt und so fort, so hat im zehnten Gliebe bereits etma jeder vierte Mensch der Erde, die ungefähr 1764 Mile lionen Bewohner hat, einen solchen Brief empfangen; die Untoften. pro Brief nur mit 10 Pfennigen angefeßt, betragen dann rund 431 million, und nahezu 290 000 Briefträger, von denen jeder 15 Kilogramm trägt, sind mit der Berteilung ber 10 Gramm 30 Tonnen Tragfähigkeit wären zum Transport dieser Bost nötig. Ein- chweren Briefe beschäftigt. Annähernd 145 Eisenbahnwagen zu 30 Tonnen Tragfähigkeit wären zum Transport dieser Post nötig. Rechnet man für Lesen und Abschreiben eines Briefes 3mölf minuten, so vergeuden die Menschen mehr als 10 000 Jahre damit. Ber nicht glaubt, daß Gelb, Kraft und Zeit mußbringender ner wendet werden können, der mag weiterhin Rettenbriefe in Umlauf fegen.

England hatte für 12 Milliarden Mart italienische Schak mechsel, die in den nächsten Monaten fällig wurden, in der Hand. Es begnügt sich mit einer Berzinsung, die etwa einem Siebentel dieses Kapitalmertes entspricht. Das bedeutet einen ganz außerordentlichen Schulden nachlaß Churchill erläutert ihn dahin, er habe auf Wunsch seiner Kollegen im Kabinett nicht nur die rein finanzielle Seite, fondern auch die erfreulichen Beziehungen zu Stalien in Erwägung gezogen". Somit haben die Rück­fichten der englischen Mittelmeerpolitit, im Hinblic wohl hefonders auf die Konfliktsmöglichkeit mit der Türkei , die Schuldenregelung beeinflußt. Die englische Bresse friti­fiert oder begrüßt sie je nach der innerpolitischen Ein fteilung zu dem Kabinett Baldwin. Im ganzen bricht doch die Meinung durch, England habe sich durch sein Entgegen fommen um die Einigung der europäischen Bölfer ein neues Berdienst erworben. In Franfreich erregt die Bereits milligkeit Englands, feinen italienischen Schuldner zu schonen, einiges Erstaunen. Man stellt fest. daß Frankreich ein fo günftiges Angebot niemals gemacht worden sei. Briand mird in seiner Pariser Unterhaltung mit Chamberlein versuchen, dem britischen Staatsmann die Notwendigkeit einer franfo britischen Schuldenregelung im gleichen Geifte nahezubringen; auch Amerita gegenüber, mit dem die Barhandlungen soeben begonnen haben, befigt Frankreich nun den Hinweis auf den italienischen Präzedenzfall. Die für den Schuldner günstige anglo - italienische Schuldenregelung schafft so für die fünftige deutsche Reparationspolitif einen günstigen Foden: je leichter die Laften der fontinentalen Alliierten an England und die Vereinigten Staaten , je geringer bie Schulden der europäischen Siegerstaaten an Amerita feft­gefegt werden, um so leichter wird die Last Deutschlands in der endgültigen Reparationsregelung. 30 prozentige Zollerhöhung in Frankreich . Erschwerung der Verhandlungen mit Deutschland . Paris , 29. Januar. ( Eigener Drahtbericht.) Die franzöfifche Regierung fündigt einen Gefeßentwurf an, der die geltenden Säße des französischen Zolltarifs um 30 roz. erhöhen foll. Die Maßnahme, von der man eine Mehreinnahme von etwa 400 Rillionen jährlich erwartet, wird begründet mit der Notwendig feit, die bereits seit 1922 geltenden Tarife mit der inzwischen erfolg ten Entmidlung des allgemeinen Preisntpeaus in Einklang zu brine gen. Auf die deutsch franzöfifchen Handelsvertragsverhandlun, gen deren Ergebnis dadurch erneut zuungunften Deutschlands par schoben wird, dürfte die geplante Erhöhung nicht ohne Rüd wirkung bleiben.

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Die Militärs gegen Truppenverminderung. Paris , 29. Januar. ( Eigerrer Drahtbericht.) Die von Briand und Chamberlain gemachten Mitteilungen über das Ergebnis ihres Meinungsaustauschs glaubt der Matin" dahin ergänzen zu fönnen, daß in der Frage der Herabfeßung der Bejagungo truppen im Rheinland beite Minister darüber einig gewesen feien, den deutschen Wünschen nach Möglichkeit entgegenzu. tommen. Dagegen habe die Frage des Zeitpunktes den Gegenstand längerer Diskussion gebildet, über deren Ergebnis noch nichts bekannt geworden sei. In Wirklichkeit scheinen nach unseren Informationen die Dinge so zu liegen, daß der zweifellos bei beiden Regierungen vorhandene Wunsch, ten Beschwerden ber rheinischen Bevölkerung Rechnung zu tragen, auf schärften widerstand der Militars, und zwar nicht nur der französischen, stößt. Diese haben geltend gemacht, daß die Schlagfähigkeit der Truppe die An. mesenheit geschlcffener Berbände erforderlich mache, und infolgedessen haben somohl die englischen wie die belgischen Kommandoftellen sich bishr geweigert, unter die Stärke einer Division herabzugehen. Auf biefes Argument ftüßen sich auch die Militärfachverständigen Frant. reichs, obmohl nicht weniger als vier franzöfifche Divisionen im Rheinland stehen. Auf diese Opposition find auch die in den legten Ingen von London aus verbreiteten, in Wirklichkeit aber in Ber. failles, dem Size des Interallierten Militärfomitees, entstandenen Alarmnachrichten über die nichterfüllung der deutschen Ab. rüftungsbestimmungen zurüdzuführen.

Fememordprozeß Panier.

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Beginn am Montag. Rorrespondenz B3. meidet:

Oeffentlich oder geheim?

Wie wir erfahren, wird der Fememorb Banier nunmehr boch am 1. Februar vor dem Schwurgericht des Land gerichts III unter Borsiz non Bandgerichtsdirettor Bombe ftattfinden. Das Gericht wird sich am Montag morgen zunächst mit der Frage zu befchäftigen haben, ob die Verhandlungen öffent lich oder geheim zu führen find. Wie wir erfahren, will ein Teil ber erteidiger den Ausschluß der Deffentlichkeit im Interesse der Staatssicherheit beantragen, doch liegt bemerkens­werterweise ein solches Begehren von der Staatsanwalt Ichaft nicht vor. Das Gericht wird über die Frage öffentlich oder nicht öffentlich, alfo am Eingang der Berhandlung zu entscheiden

haben.

Wie wir weiter erfahren, ist die Zahl der wegen ber Feme­morde anhängig gemachten Berfahren in den letzten Tagen um awei neue Fälle erweitert worden, die gegenwärtig von der Staatsanwaltschaft in Landsberg a. d. W. bearbeitet werden.

Preiswucher.

Für den Urbeiter ist das Schlechtefte gut genug.

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bann die Wahl der Deputationen und Ausschüsse. Zu der Aus. meifung von Landarbeiter auf Gut Blanien. felbe follte der Versammlung aus dem gemischten Ausschuß Bericht erstattet werden. Der Ausschuß hatte bereits seine Arbeit abgeschlossen. Er hatte das Vorgehen der Gutsverwaltung als gegen das Gefei verstoßend gefennzeichnet. Am Tage der Versammlung wurde plöglich eine weitere Sigung einberufen und dem Ausschuß ein Schreiben des Güterdirektors, nicht des Aufsichtsrats, vorgelegt. Hiernach ist alles im nölligen Einverständ nis mit den Schnittern erledigt morden. Benn noch in der Ause lassung des Nachrichtenblattes der Stadt Berlin an den Bormärts" ( 21. Januar) bemerkt wird, es waren Ausländer darunter", to wird in dem Schreiben nur noch von einem Ausländer gesprochen. Das Nachrichtenamt erklärt, da sie Wohnungen dort nicht hatten, übernahm fie das Obdach". Die Tatsachen liegen aber so, daß der Wagen mit den Menschen und Habjeligfeiten stundenlang vor dem Rathaus in Pankow stand und hier be­rechtigtes Aufsehen erregte. Wetter versagte das Wohnungs amt völlig. Die Leute mußten schließlich für die Nacht bei Brivate leuten untergebracht werden. Diese Tatsachen sind auch in weiteren Berhandlungen nicht aus der Welt zu schaffen und dese schulfes abgeschloffen werden könnte. halb war unser Redner der Auffassung, daß die Arbeit des Aus Die Bersammlung beschloß froßdem Beritagung, um noch weitere Aufklärung zu schaffen. In sehr vorgerädter Stunde fam die Berjammlung zur Beratung des Haushaltes für 1926, bei der vor allem gefordert murbe, daß Berlin mehr Verständnis für die Nöte des Bezirks zeigen möge.

Der nicht geeignete Mann.

Ein Arzt in einer großen Berkehrsstraße des Nordens inseriert, er fönne zwei Zimmer an jemanden abgeben, der auf der Dring­lichkeitsliste stehe. Am Tage darauf erscheint ein Mann bei ihn, der einen Schein des Wohnungsamtes auf eine Stube und Küche porweist. Man wird bald einig, statt des einen Zimmers will ihm das Wohnungsamt, um die Angelegenheit in Ordnung zu bringen. der Arzt die Küche überfaffen. Am nächsten Tage geht man auf Lange prüft der Beamte die Papiere und weiß nicht, was er du fangen foll fangen foll. Er spricht von Bordringlidfeitstifte, bie vor allem zu berücksichtigen sei, schüttelt den Kopf und schicht beide Männer zu dem Dezernenten. Dieser Herr ist sehr beschäftigt und wie es sich für einen höheren Beamten gezient, turz angebunden. Nein, ohne Bordringlichkeitstifte sei nichts zu machen, und übrigens, hierbei firiert er den Wohnungsuchenden, erschiene er ihm nicht als der geeignete Mann". Darauf erstauntes Fragen, das nicht beantwortet wird. 3c, die Bordringlichkeitstifte fei zu empfehlen, aber wie gesagt, er erscheint ihn nicht als der geeignete Mann. Ein Orakel kann nicht dunkler sprechen. Nach acht Tagen steht der Mann auf der Vordringlichkeitslifte. Wieder erscheint er vor dem Dezernenten, aber kein Resultat iſt zu erzielen, man macht Ausflüchte und vertröstet uns ist außerdem sehr beschäf tigt, das geschah furz nach Weihnachten . Der Mann wartet heute noch, ohne die näheren Gründe der Berzögerung zu wiffen, auf die Erlaubnis, die Wohnung beziehen zu dürfen. Jo, unerforschlich find die Wege mancher Behörden!

Zwei Kriminalkommissare al8 Angeklagte.

In die Affäre Iwan Rutister und Gebrüder Stapouter- Sachs spielt die Anflage hinein, die sich gegen die Kriminalkommiffare Dr. after und Hans Schüler richtet, die heute vor dem Amis­perichtsrat Graf Schulenburg als Einzelrichter beim Amtsgericht Mitte begann. Die von Staatsanwaltschaftsraf Dr. Lehmann ver tretene Antlage wirst den beiden Kriminalkommissaren des Berliner Bolizeipräsidiums nor, daß fie als in ihr Amt einschlagende an fich nicht pflichtwidrige Handlung ,, Geschente angenommen haben, und amar foll Götsch von dem Kaufmann Siegfried Sachs alias General­birefior Stappwfer zu Weihnachten 1923 2ebensmittel und eine Milliarde Bapiermarf, von Jwan Kutister im Januar 1924 2000 af erhalten hoben. Schiller foll ebenfaus ron Gads Stapomfer Lebensmittel, eine Attentqiche und eine Billiarde Baptermorf, non Swan Rutister 2000 m. er balten haben. Die Angeklagten werden durch die Rechtsanwälte Dr. Isberg und De Diamant verteidigt. Sm ganzen find zu der Verhandlung 23 Zeugen geladen. Iman Rufister ist aber nicht erschienen. Dagegen wird Sade Stapowfer aus der Unter­Berlauf der Verhandlung, fich irgendwie schuldig gemacht zu haben.

Bor wenigen Tagen berichteten wir von einer Bucheraffäre, die eine Weißenseer Großgärtnereibejizerin betraf und die mit deren Berurteilung zu 3000 m. Geldstrafe endete. Jetzt stand ein ähn licher Fall vor dem Schöffengericht Berlin- Mitte gegen den Gemüse gärtner Otto Sim mat in Weißensee zur Bert, andlung. Auch dieser Gemüsegärtner hatte Wirsingkohl mit 6 m. pro 3entner an den Reinhandel abgegeben, während der Großhandelspreis an dem be­treffenden Tage nur 3,50 M. 6am. 4,50 m für besten Kohl betrug. Die Anklage lautete auf Preis mucher. Eine etwas fornische Bendung nahm die Angelegenheit, als der Angeklagte ein Gutachten über feine Geftehungstoften vorlegte, monach er einen Zentner Birfingfohl mit seinem geforderten Preise rechtfertigen wollte. Rod dem Gutachten hätte ber Kohl fogar 6,60 M.(?) pro Beniner toften müffen. Er hat also eigentlich noch menschenfreund lich gehandelt, da ez ja feinen Rohl mit Berlust verkaufte. Das Ge richt war aber anderer Meinung, zumal ein ähnlicher Fall vor meni gen Tagen ein ganz anderes Bild ergab. Es wurde befchloffen, von der Landwirtschaftstammer gleichfalls ein Gutachten einzuholen und die Berhandlung bis dahin zu vertagen.- Ein weiterer Fall richtete fich gegen die Stanbinhaberin Bülow in der Zentralgartthalle. Die Angeklagte hatte eine Stange Meerrettig mit 50 Bi. verfauft, mährend ein Breis von 25 Bi. bereits durchaus ange meffen mar. Die Stanbinhaberin wurde zu 20 M. Geldstrafe verurteilt. Sie wollte porerit Widerspruch einlegen, nahm diejen jedoch zurüd, als fie erfuhr, daß die Strafe bei der nächsten Ber­bandlung noch ungünstiger ausfallen fönnte. Der dritte Fall richtete fich gegen den Kartoffel- und Gemüsehändler Siemert aus Lichtenberg. S. hatte Kartoffeln zinn Preise von 2,40 m. und 2,50 M. pro Zentner eingekauft und sie zu einem Zehnpfundpreise von 35 Pf. an den Berbraucher abgegeben. Da die Verdienstspanne 25 Broz. betragen soll, hätten die Startoffeln nur 30 bzm. 31 Bf.fuchungshaft porgeführt. Die Angeklagten beftritten im bisherigen fosten dürfen. Der Angelsagte selbst tonnte zu feiner Entschulbi gung wenig anführen, um fo fonderbarer berührten die Erklärungen feines Berteidigers. Der Vorfizende hatte nämlich gesagt, daß die ärmere Bevölkerung mit jedem Pfennig redynen müffe, und daß es ein großer Unterschied lei, ob eine Arbeiterfrau 31 oder 35 Bf. für zehn Bfund Kartoffeln bezahle. Der Berteidiger fühlte sich bemüßigt zu sagen, daß, wenn man eben zu 35 Bf. teine guten Kartoffeln erstehen tönne und Pfennige dabei eine Rolle spielen, man eben Startoffeln effen möge, bie billiger und weniger gut sind. Mit anderen Worten: für den Arbeiter ist das Schlechteste gut genug. Einen gleichfalls fonderbaren Standpunt nahm Herr um mer als Bertreter der mittleren Breisprüfungsstelle und Herr Berichte, M. d. 2, als Sachverständiger( Birtschaftspartei) ein. Nach ihren Angaben gäbe es feit anderthals Jahren schon teine Breisnotierungen mehr, und im übrigen freie Bahn bem freien natürlich auf Kosten der Berbraucher. Sie Hanbel mert wurde zu 30 M. Gelb ftra fe verurteilt. In seiner Urteils. begründung führte der Borsigende aus: Kartoffeln find in weitestem Maße Gegenstände des täglichen Bedarfs, vor allem der ärmeren Bevölkerung. Die gefezliche Berdienstipanne hat der Angeklagte er heblich überschritten, und das Gericht nimmt zu feinen Gunsten mur fahrläffiae Handlung an. Gerade Rartoffeln bürsten nicht nach oben auf 10 Bi. abgerundet werden. Der Handel famm sich scheinbar nach immer nicht daran gewöhnen, mit Bfennigen zu rechnen, trotzdem erst fürzlich bekannt wurde, daß auf der Reichsbank Laufende Don Martin& upfermünzen lagern, die nur darauf marten, in den Handel gebracht zu werden. Bisher hatten die Händler das Kupfergeld aber scheinbar nicht nötig, und es hat den Anschein, als ob sich alles mit Händen und Füßen gegen eine Pfennigrechmung Straube..

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Die Steuern des Stadtrates.

In der Bezirksverfammlung des 19. Rreifes( Bankow) gab der Borsigende folgende Anfrage ber D. befannt:

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Bir fragen

Die Anleihe der Bewag".

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Die Berliner Städtische Elektrizitäts- Aktiengesellschaft( Bewag) hat mit dem Banthaus Hallgarten u. Co., New York , die Berhand lungen über eine Anleihe von 3 Millionen Dollar zum

schluß gebracht. Die Schuldverschreibungen find im Gesammenn betrag von 1 Million Dollar nach Ablauf von 2 Jahren und im Gesamtnennbetrag von 2 Millionen Dollar nach 3 Sabren fällig. Die Obligationen sind mit einer Berzinsung von Prog. aus­gestattet, der Ausgabefurs beträgt für die Schuldverschreibunden mit ameijähriger Laufzeit rund 96,2 Broz, für diejenigen mit dreijähriger Laufzeit rimd 94,5 Proz. Bemerkenswert ist, daß die Anleihe unter Bürgschaft der Schwestergesellschaft der Bewag, der Berliner Städti­fchen Gaswerfe Aftiengesellschaft, jedoch ohne eine Garantieüber­nahme durch die Stadt Berlin und ohne Einräumung irgendwelcher Sonstiger Sicherheiten zustandegekommen ist. Der Erlös der An. Teihe ist für die weitere Finanzierung der umfangreichen Bauvor. haben der Cieftrizitätswerte beftimmt.

Die Labenschlächter gegen Preisabbau! Zin 25. Januar fard eine Sigung der Fleischerinnung Berfins stott. In diefer Sigung äußerte fich Altmeister kraner, der Vor­stand des Interessenverbandes der Ladenschlächter Groß- Berlins , zu der Preisfrage wie folgt: Angesichts der gesuntenen 23 iebpreise fei jeßt die Zeit getommen, bie Ber bien f( panne der 2a de nichlachter zu erhöhen. tom. mentar überflüffig. Man versteht jegt den Widerstand der Hand­merier gegen die Preisabbaugelege, die ihnen einen Strich durch die Rechnung machen sollen.

Eine schwere Selbftanzeige erstattete Anfang Januar d. 3. der frühere Heizer des Minenfuchbootes obenfels", ber jebige Schloffer Eugen Hennig aus Potsdam . Im Jahre 1917 mill Hennig in einem Hamburger Lotal ein 18jähriges Mäbchen fennengelernt und an Bord genommen haben. Nad intimen Be ziehungen im Heizraum habe er dem Mädchen den Schädel einge­schlagen und die Leiche verbrannt.

Durch Ortsgesetz vom 9. mai 1922, abgebrudt im Dienst hlatt 1922, nr. 837, ist die Ausübung einer bezahlten Reben belchäftigung den befoldeten Mitgliedern des Magistrats und der Bezirksamter nur mit Zustimmung beider städtischen Rörperschaften gestattet. Nach uns gewordenen Mitteilungen übt Herr Stadtrat Cemfes fel. iiwe. Das fleine neuerfiandene, aber schon Feuten eine derartige Nebenbeschäftigung aus. daher das Bezirksamt. 1. Jit dem Bezirksamt diese Neben- fchicfalsreiche Theaterchen in der Lügowstraße hat sich beschäftigung befanni? 2. Hat Herr Stadtrat Feuten die 3u jest mit einigem Glüd bem Bolfsstück zugewandt und spielt einen ftimmung erhalten? 3. Haben Bezirksamt und Bezirksverfamm dramatisierten Berliner Roman Erdmann Gräfers vor einem recht anspruchslosen Publikum. Der Roman wirft bestimmt origineller lung bie Suftimmung gegeben? 4. Wann ift diese erteilt 5. Belche Einnahmen find erzielt und find bie gefeglicher als das etwas schwerfällig gearbeitete Stüd, das ver allem unter bem Mangel einer flotten Darstellung leidet. Es war eine ziemlich Steuern gezahit? Weiter find Gerüchte im Umlauf, nach denen Herr Stadtrat euten beim Kauf seines Hauses in der hölzerne Gesellschaft, die sich ta auf der Bühne bewegte und, mit Kronprinzenstraße der Steuerbehörde falsche Angaben über die Ausnahme des Fräulein Ellen ener, die Temperament und Be­Höhe des Kaufpreises gemacht und hierdur eine Steuerhintergabung zeigte, und der Herren Lundi und Burghardt, unter bem Niveau dessen stand, was man in Berlin befcheiben fordern ziehung begangen hat. Wir fragen daher: 1. Sind bem Bezirks­amt diese Gerüchte bekannt? 2. Wenn ja, was hat das Bezirksamt muß. Die Mufil von Richard Hirsch war freundlich. AMerdings etwas abgenutzt, aber fangbar. getan, um diesen Gerüchten entgegenzutreten?

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So, wie die Dinge flegen, fann fein Zweifel darüber bestehen, daß für den Ausschluß der Deffentlichteit in den Geme­mordprozessen nicht der geringste Grund vorhanden ist Grade das entgegengesezte Verhalten der Mecklenburger Gerichte hat darüber volle Klarheit geschaffen. Selbst in der deutschlaffung einer Schulaula an die Erwerbslosen zur Abhaltung ihrer nationalen Breise wandte man sich gegen derartige Ber­tuschungsmethoden. Es ist anzunehmen, das fich die unsinnige Behaiministrämeret im Fememardprojet Banier und den fich anschließenden Berfahren nicht wiederholt.

Bolt und Zelf", unfere illustrierte Wochenschrift, liegt heutigen Bostauflage bei.

Eine Beantwortung durch das Bezirksamt erfolgte nicht, fo geht die Anfrage zunächst in den Geschäftsgang. geht die Anfrage zunächst in den Gefchäftsgang. Die Frattion der ber RD. hatte einen Antrag eingebracht, auf fostenlose Ueber Sterbetafel der Groß- Berliner Partei- Organisation Versammlungen. Das Bezirksamt lehnte diese Forderung ab, da die Schufräume durch die außerordentliche Inanspruchnahme fehr leiben. Genoffe Mühlmann erffarte es für selbstverständlich, verstorben Chze trinem anderen. Ginäherung and Sonnabend, den 30. Jez to den Erwerbslosen Räume zur Besprechung ihrer Angelegen mittage pitntific 12 Uhr, int krematoriuin Bauxschulenme Bahlreiche Betate heiten zur Berfügung gestellt werden. Die Bersammlung erledigte| gung ist Bflict.

3. bt. Unter Genoße Baul, Blettig ist am Mittwoch, den 27. januar.