Kasperletheater.
Schnee liegt auf der Straße, sauber und locker, am Rande des Bürgersteigs bereits in Berge gehäuft; aber der Himmel hat die Flächen schon wieder mit einem dicen, weißen Teppich überzogen. Ist es nicht unnatürlich, wenn angesichts dieser köstlichen Fülle eine fonntäglich müßige Kinderschar unintereffiert bleibt, wenn nicht ein einziger Schneeball die Luft durchschneidet, geschweige denn an eine richtige Schneeballschlacht oder der Bau eines Schneemannes gedacht wird? Dicht aneinander gedrängt stehen sie alle; sie warten. Und die Spannung, die sie erfüllt, ist so groß, daß sogar nur wenige [ prechen. Nur blante Augen find lebendig und die Sungen höchstens ber Allerkleinsten, denen sich die Aufregung der Großen noch nicht mitgeteilt hat. Denn hier im Rathaus soll um 3 Uhr Kasperletheater gespielt werden, und nun hat man plötzlich längst vor 3 Uhr die Türen wieder geschlossen. In hundert Paar Kinderaugen steht Frage und Erstaunen darob. Ganz Gewißte laufen um das Rathaus herum, um einen anderen Einschlupf zu finden. Doch da heißt es, daß der Saal längst gefüllt und daher geschlossen sei.
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Kinder glauben an das Wunder; sie harren weiter. Irgendwo find Füße talt geworden. Ein Trappeln geht an, eine leichte Ünruhe macht auf; aber niemand denkt daran, umzukehren. Also öffnen sich die Türen wirklich. In den Saal geht niemand mehr herein; doch die Kinder dürfen bleiben. In einer Stunde wird dann Kasperl auch für sie da fein. Dieser Aussicht gegenüber ist die Wartezeit unbe deutend. Hallen und Treppengänge, die sonst aftentragende Beamte mit ernsten Mienen durcheilen, belebt jetzt eine lustige, geduldig- ungeduldige Kinderschar. Derweil fizzt und steht oben im Saal schon Kopf an Kopf eine Menge, die atemlos den Streichen des ewig jungen Kasperl folgt. Der hat eine so wundervoll lange Nase, mie feine andere Puppe, und den Polizisten, der ganz erstarrte Würde und Amtsbewußtsein ist, figeft er mit seiner roten 3ipfelmüße im Gesicht, daß der immerfort niejen muß: Hatschi, hatschi". Felix Fechen bach hat das luftige Kinderſtüd geschrieben und führt es mit jugendlichen Helfern auf, und die Kinderfreunde von Berlin Mitte hatten dazu eingeladen. Zwei andere Sachen werden noch gespielt, asperl als Profeffor" und" Der Baubergarten", beide von Graf Bocci. Und die Kinder Spigen die Ohren, um sich fein Wort entgehen zu lassen, und Kasperl braucht nur die allerfleinste Frage an sie zu stellen, so spielen fie mit und zeigen, daß sie mit Leib und Seele dabei sind.
Aber einmal ist's zu Ende und der Gaal leert sich, langfam, sehr langsam. Denn die Kleinen fönnen sich nur schwer trennen und tleben an den Stühlen fest, als seien sie mit ihnen verwachsen. Und die letzten sind noch nicht heraus, so ist der Raum auch schon wieder gefüllt. Beit über tausend Kinder waren der Einladung gefolgt, für einen Groschen Kasperls luftige Streiche anzuschauen, und so gut hat's allen gefallen, daß das nächste Mal wohl noch viel, viel mehr
tommen merden.
I ber schweren Zeit finb dem Bezirkswohlfahrtsamt Barmittel zu geflossen, besonders aber ist von zahlreichen Seiten mit Bettstellen und Betten geholfen worden. Eine große Automobilfirma stellte für bie Abholung der geipendeten Hausratsstüde Automobile zur Berfügung, welche mehrere Tage zu tun hatten. Die Beerdigung der Opfer des Unglücs wird auch vom Bezirksamt mitbesorgt werden. Die ursprüngliche Absicht einer gemeinsamen Beerdigung murde wieder aufgegeben, da die Leidtragenden meist nach eigenem Wunsch wieder aufgegeben, da die Leibtragenden meist nach eigenem Wunsch die Bestattung porzunehmen münschten.
der Gemeinde- und Staatsarbeiter! Am Montag, den 1. Februar, abends 7 Uhr, im großen Saal ( Saal 4) des Gewerkschaftshauses, Engelufer 24/25:
Verfammlung
aller auf dem Boden der SPD stehenden Mitglieder des Berbandes der Gemeinde- und Staatsarbeiter. Tagesordnung: 1. Borfrag des Genoffen Crispien, 2. b. R.: 2leber die politifche Lage". 2. Stellungnahme zu den bevorstehenden Körperschaffswahlen. Bollzähliges Erscheinen aller Parteifreunde in diefer Berfammlung ist Pflicht. Mitgliedsbuch und Parteiausweis ist vorzuzeigen. Sympathifierende der SPD. und der Amfterdamer Richtung fönnen als Gäste eingeführt werden. Der Fraffionsvorstand.
Der Bartels- Prozeß.
Kutister als Zeuge.
Zwei Kriminalkommissare unter Bestechungsanklage. als fonft die Kunden. Als zweiter Vorsitzender des ruffischen
1000 Mart Geldstrafe für jeden.
Im Laufe der weiteren Verhandlungen gegen die Kriminal tommiffare Hans Schüler und Dr. Balter wurde als erfter Zeuge Der Kaufmann Siegfried Sachs aus der Haft vorgeführt. In der Inflationszeit hatte er eine große Zahl von Geschäften gegründet, deren Generaldirektor" er mar. Der kleine GeneralDirettor Sachs spielte im gesellschaftlichen Leben Berlins eine Zeit. lang eine große Rolle. Mit der Stabilisierung brach die Herrlich teit zusammen. Er ist mit den Ermittlungen der Kriminalkommisfare in seiner Angelegenheit mit Michael sehr zufrieden gewesen, mollte ihnen dafür eine Weihnachtsfreude bereiten, hatte sie auch mit auf seine Wohltätigkeitslifte gesetzt. Auf die Frage von Rechts. armalt Alsberg, ob die Zuwendungen gemacht seien für geleistete amtliche Dienste oder für außerberufliche Beratung, erwiderte Sachs, daß er das letztere gedacht habe. Auf eine Frage von Rechts anwalt Dr. Diamant bezeichnete er den Hauptbelastungszeugen Sonnenfeld als einen Mann, der gewerbsmäßig das Denunziantentum betreibe.
Die zmei letzten Berhandlungstage haben nicht wenig inter effante Momente gebracht. Der Donnerstag war in der Hauptfache der Erörterung über Bartels Banttonten gewidmet. Die Angestellte der Gottler- Bant, Berta Goldhaber, äußert sich über die Konten Bartels- Köpple und Holzmann. Die 10 000 m. wurden auf Holzmanns Konto nach vorhergegangener Anfündigung Bartels eingezahlt. Das Debet( die Schuldenseite) des persönlichen Kontos Bartels war auf 21 000 m. angelaufen. Die Zeugin ist aber der Ansicht, daß Bartels soviel Kredit wohl besaß. Bartels selbst erflärt, daß er Herrn Gottler durch Staatssekretär Dr. Weißmann fennengelernt und ihm oft wertvolle Informationen gegeben habe. Die Mahnung, das Konto zu decken, habe er nicht fo ernst genommen, um so mehr, als nicht zum Verkauf feines Effektenbeftandes gefchritten worden fet. Der Seuge Bers be hauptet, daß Bartels durchaus nicht anders behandelt worden fel. Flüchtlingsvereins farm er auch bestätigen, daß in russischen Kreifen nichts über die Bestechlichkeit Bartels befannt gewesen sei und daß Bartels ftets be mit ht aemefent fei, das Flüchtlingselend au mildern- Am Freitag fam nun der fa oft erwähnte Autister zu Worte, der von Holzmann betrogen und erpreßt worden sein soll Er ist der Ansicht, daß Bartels in oleichem Maße ein Opfer Holzmanns fei, wie er felbft. Holzmann habe immer erflärt, er habe Bartels fest in der Hand, dieser tue, was er wolle. Auch ihm habe man mit Ausweisung durch Bartels gedroht. Er fönne nicht fagen, ob Holzmann für Bartels Effektenfäufe gemacht habe. Jedenfalls habe er aber für Aktienkäufe, die Bartels gelten follten, 25 000 m. verlangt Ein anderes Mal habe er ihm erflärt. Bartels habe sich verspekuliert und brauche noch 18 000 M. Aus den Aussagen der Ruffin Xenia Homutoff und dem verlesenen Brotokoll der Frau Wera Rars geht hervor, daß die beiden dem Bartels über Holzmanns Mehlschiebung in Bulgarien erzählt haben. Die nächste Sigung findet am Montag statt. Es foll Minzer vernommen werden.
Ohrfeigen bei einer Zecherei.
und ihre verhängnisvollen Folgen. Die Privatfetretärin von Sachs befundete, daß auf Einen böfen Ausgang nahm vor ungefähr acht Tagen eine der Liste in der Wohltätigkeitsmappe etwa 20 Namen standen, die neiperei in einem Lokal in der Aderstraße. Zunächst Lebensmittel erhalten sollten und auch Geld, darunter auch die ging alles sehr gemütlich zu, bis ein Gast, der in der Gegend als beiden Kriminalkommissare. Ob die Sachen abgeschickt worden sind, wenig verträglich schon bekannt war, plöglich einen Streit fann fie nicht sagen. Der nächste Zeuge ist der aus einem Strafziehen, d. h. alles furz und flein zu schlagen. Als er fich anschickte, vom 3aune brach und drohte, den Laden auf den Leisten zu prozeß in der Stlarz- Affäre bekannte Kaufmann Hermann Sonnenfeld. Als Bertreter des Personals habe er die Kassenbie Drohung wahrzumachen, fraf er mit einem Schlage die Frau eines anderen Gastes ins Gesicht. bücher in die Hand bekommen und habe dort eine Belastung von Diese beklagte sich bei ihrem Götsch mit 200 Mart und von Schüler mit 3500 Mark entdeckt. Manne, einem wahren Hünen, der bereits eingenicht war und den Die Beweisaufnahme wandte sich dann dem Beste chungsfall Borgang nicht gefehen hatte. Sofort sprang er auf und verfekte Kutister zu. Bei der Deutschen Kreditanstalt( Scharlach- Bank) tritt, daß er auf die Straße flog. Kaum lag er da, so ergriffen dem Beleidiger feiner Frau eine Ohrfeige und einen Fußmehrere Frauen Besen und Schrubber und schlugen blindlings auf ihn ein. Nach drei Stunden starb der Mann. Der Hüne, der Schlag und Fußtritt ausgeteilt hatte, war ein gewiffer B., ein sonst ruhiger Mensch, der aber nicht zu bändigen ist, wenn er getrunken hat und wenn ihm dann etwas in die Quere kommt. Er ist jetzt von der Polizei festgenommen worden. Wie die Feststellungen er gaben, hatten die Bechgenossen dem Hünen, nachdem er eingefchlafen mar, feine Badschuhe ausgezogen und ihm dafür fchmere ommistiefel angezogen, ohne daß er es merkte. So war der Fußtritt des Riesen noch schwerer geworden. B. mird fich nun wegen Körperverlegung mit tödlichem Ausgang zu verant worten haben. Die Richter werden hoffentlich nicht das Voraus gegangene außer acht lassen, nämlich, daß B., aus dem Schlaf ge: scheucht, vermutlich ohne flares Bewußtsein und Ueberlegung auf den Beleidiger seiner Frau losgegangen ift.
befindet sich ein Bosten von 4000 Mart unter Untoftentonto und es find mit dem Bermert wegen der Stein- Bant" je 2000 Marf auf Konten der beiden Angeklagten überwiesen und eingezahlt worden. Graf Schulenburg verweist darauf, daß diese Einzahlung unmittelbar nach der Beilegung des Geschäfts mit Michael, das auf dem Polizeibureau angebahnt worden war, erfolgt sei, und daß es den Anschein habe, als ob damit eine Dankesfchuld abgetragen merden sollte. Der Chef der Buchhaltung, Selig john, fann feine Auskunft geben, wie die Zahlung zustande getommen ist. Nach Beendigung der Beweisaufnahme führte Staatsanwaltschaftsrat Dr. Lehmann zur Begründung der Anklage aus: Die Verhandlung habe ein trübes Bild über die Tätigkeit der Angeflagten in der Inflationszeit gezeichnet. Bedauerlich sei es, daß folchen Beuten das Schicksal von Beschuldigten anvertraut worden fei. Feft stehe, daß ihnen die gebuchten Gelder zugeflossen seien. Ebenso liegt es mit den Geldern von Kutister. Bugunsten der Angeklagten wolle er alle Milderungsgründe in Betracht ziehen und beantrage daher gegen jeden der Angeklagten 1 Monat Gefängnis und Ein ziehung der Beftechungsgelder von insgesamt 7600 Mart. Das vom Amtsgerichtsrat Graf von Schulenburg verkündete Urteil fautet: Die Kriminalfommissare Götsch und Schüler werden wegen Bergebens gegen§ 331 in je zwei Fällen zu je 1000 Mart Geld strafe verurteilt. Je 3000 Mark Bestechungsgelder merden dem Staat für verfallen erklärt. In der Urteilsbegründung führte Graf von Schulenburg aus, daß er unter allen Umständen die Worte des Staatsanwalts unterstreichen müsse, daß sich ein trübes Bild der Zeit ergeben habe. Es müssen aber auch die traurigen Zeitumstände zugunsten der Angeklagten berücksichtigt werden. Sie waren jung und unerfahren auf einen sehr wichtigen Bosten gestellt worden und maren ihm nicht gewachsen. Noch heute machten sie einen jungen Eindruck. Gegen das Urteil haben die Rechtsanwälte Dr. Alsberg und Dr. Diamant sofort Berufung bei der Kleinen Straffammer des Landgerichts I eingelegt. ,
Hilfe für die Opfer der Explosionskatastrophe. Die Hilfsaktion für die Opfer des Explosionsunglücs in der Kirchstraße ist von den Bezirkskörperschaften des Verwaltungsbezirks Tiergarten mit Nachdruck aufgenommen worden. Ueber den Rahmen der gesetzlichen Fürsorgepflicht hinaus ist 93 Bewohnern b3m. 30 Haushaltungen Hilfe zuteil geworden. Die an das Bezirksamt gelangten Gesuche um Möbel, Betten, Bettstellen und Befleibung sind berücksichtigt worden. Auch wurden geldliche Beihilfen für die erste Ausstattung gegeben. Das Bezirkswohnungsamt hat ferner für Unterkunft aller obdachlos gewordenen Berfonen gesorgt und den Familien Wohnungen, sowie den einzelstehenden Personen anderwettes Unterfommen überwiesen. Zwölf Familien wurde der Umzug durch das Bezirksamt besorgt. Aus vorhandenen Beständen des Bezirksamts wurden hierbei noch Wohnungseinrichtungen teilweise zum Eigentum, zum Teil leihweise übergeben. Die Bezirkskörperschaften hatten zunächst aus eigenen Verstärkungsmitteln 5000 Mart verwenden können, die aber nicht ausreichend waren, so daß der Magistrat um Zuschuß ersucht wurde. Der Magistrat hat hierauf eine Verſtärkung der beim Bezirksamt rorhandenen Mittel bewilligt. Die Wohltätigkeit der Mitbürger hat fich auch in diesem Falle wieder in erfreulicher Weise geregt. Trog
Reichsbannerfundgebung in Potsdam . Kaisers Geburtstag wurde von den Botsdamer Hoffreifen zu einem besonders herausfordernden Monarchistenrummel benutzt. Das dortige Reichsbanner veranstaltet deshalb Sonntag, den 31. d. M., vormittags 11 Uhr, Gegenfundgebungen in Sanssouci , bei denen auch die Frage der Fürstenabfindungen behandelt werden wird. Dr. Mischler ( Potsdam ) und Oberit Schüsinger werden sprechen. Freie Männerchor Botsdam wirkt mit.
Das Rundfunkprogramm. Sonnabend, den 30. Januar.
Wege zur Völkerverständigung.
Englisch schreibende Genoffinnen und Genossen( Arbeiter, Angestellte, Beamte, Lehrer, Studenten), die fähig und geneigt sind, mit englischen Gesinnungsfreunden Briefwechsel zu pflegen, werden gebeten, fich an den Ausschuß der Freunde der internationalen Kleinarbeit", 3. 5. des Genossen Dr. A. Paez, Berlin NM. 21, Stromstraße 58, zu wenden, Berufs- und Alters angabe ist erwünscht, um evtl. Berufskollegen und gleidhaltrige zu sammenzuführen.
Die Arbeitsgemeinschaft unterhält bereits einen erfolgreichen Briefverkehr mit Gesinnungsfreunden in Großbritannien . In einigen Orten Englands haben Genossen der Independent Labour Party sogar schon Reisefaffen eingerichtet, um in absehbarer Zeit ihre deut schen Genossen besuchen zu können. Sobald die wirtschaftlichen Verhältnisse es gestatten, tann der Besuch deutscherseits erwidert werden. Ebenso wird danach gestrebt, während des Besuches gegenseitig tostenlos im Hause einer Familie mohnen zu fönnen.
Im weiteren Verlauf wird der gleiche Anschluß mit Gesinnungsfreunden anderer Länder gesucht werden, denn die Träger der Bemegung, nicht nur die Spitzen, sollen sich fennen und verstehen lernen. Nicht nur internationale Kongresse, die gewiß den harten Boden auflodern, sollen befriedigen, sondern, persönliche Zusammenarbeit mit englischen Genossen, selbst auf begrenztem Gebiet, foll mithelfen, tiefere und interne Kenntnis des fremden Landes und feiner Bewohner zu erlangen. Diesen gewiß steinigen Pfad auch meiterhin erfolgreich zu beschreiten, ist eine der Aufgaben, die die Arbeitsgemeinschaft zu erfüllen gedenkt.
Genossen anderer Städte follten daher gleichfalls Arbeitsgemeinschaften bilden und sich mit dem Berliner Ausschuß ehestens in Berbindung setzen. Die Parteipreffe im Reich wird um Abdruck dieser Zeilen gebeten!
Radicke
Watt
Denjenigen Eltern, die zu Ostern ihre Kinder in weltliche Schulen bringen wollen, wird eine Zusammenstellung der in Berlin vorhandenen weltlichen Schulen erwünscht sein. In diesem Winterhalbjahr bestehen hier folgende weltliche Schulen: im Verwaltungsbezirt Tiergarten : Schulen 240 und 254, Waldenserstraße 20/21; im Berwaltungsbezirt Wedding: Schule 11, Schöningstraße 17; Schulen 208 und 283, Gotenburger Straße 2; Schule 223, Butbuffer Straße 3; Schulen 244 und 245, Panfstraße 20/22; Schule 262, Lütticher Straße 4; Schule 308, Am Leopoldplay; im Berwaltungsbezirk Spandau : Schule 21( Lebensgemeinschaftsschule), Konfordiastraße 25; Schule 22( Lebensgemeinschaftsschule) Mittelstraße 20; im Berwaltungsbezirk Neukölln: Schulen 5 und 6, Mariendorfer Beg 69/70; Schulen 15 und 16, Lessingstraße 38/39; Schulen 31 ( Lebensgemeinschaftsschule) und 32a( Lebensgemeinschaftsschule), Rütlistraße 41/42; Schule 32b( Lebensgemeinschaftsschule), KaiserFriedrich- Straße 4; Schulen 41 und 42, Rütliſtraße 41/42; im BerSchule 3, Adlershof , maltungsbezirk Treptom: straße 10/11; Schule 5. Oberfchonemeibe, Rottmeierstraße 10; Schule 7( Lebensgemeinschaftsschule), Oberschöneweide , ftraße 69/70; im Berwaltungsbezirt Lichtenberg: Schule 34 Schule 35 ( Lebensgemeinschaftsschule), Scharnweberstraße 19; ( Bebensgemeinschaftsschule), Pfarrstraße 7/9; Schule 36a, FriedrichStraße 71, und Friedrichsfelde , Rummelsburger Straße 64; Schule 36b, Leopoldstraße 14/16; Schule 37( Lebengemeinschaftsschule), Marktstraße 12; Schule 38, Holteistraße 7/9; im Verwaltungsbezirk Beißenfee: Schule 8, Wörthstraße 23 und Roeldeftraße 169; im Verwaltungsbezirt Pantow: Schule 11( Pädagogische Verfuchsschule), Niederfchönhausen. Bismardstraße 11: im Berwaltungsbegirt Reinidendorf: Schule 4a, Haufotterplay 4: Schule 5a, Augufte- Bittoria- Alec 37; Schule 6a, Holländerstraße 25/30. Diese Aufzählung zeigt eine sehr ungleiche Verteilung der melt lichen Schulen über das Stadtgebiet. Daß Bezirke wie Wedding , Neukölln und Lichtenberg mit den größten Zahlen vertreten sind, ift ohne weiteres verständlich. Aber wundern muß man sich, daß andere Bezirke mit einer gleichfalls meift proletarischen Be völkerung noch nicht eine einzige weltliche Schule haben. Im älteren Berlin gilt das besonders für Prenzlauer Berg , Friedrichshain und Kreuzberg . Die Zusammenstellung zeigt, wieviel zu tun noch übrig bleibt. Mögen die Eltern nun wenigstens die schon bestehenden Schulen beachten und ihre Kinder ihnen zuführen.
30 Jahre Gefängnisgeistlicher.
Der frühere Pfarrer aus dem Untersuchungsgefängnis Moabit , Distel, sprach auf Einladung der Comenius- Gesellschaft über seine Erfahrungen. Es war Erlebtes eines Menschen, der viele viele Tausende in Augenbliden größter Seelennot, als sie sich erdrückt von der Laft der staatlichen und der Selbftanklage, entmutigt non allen, oft selbst von ihren Nächsten, verlassen wähnten, als sie und verzweifelt teinen Ausmeg mehr zu sehen glaubten, der einzige Tröfter war. Tröfter, einerlei, ob der Hilfsbedürftige hoch" oder Der Pfarrer war niedrig" stand, firchlich oder Freigeist war. immer nur Mensch. So fagt er 3. B. von den politischen Gefangenen, von den Kommunisten: gerade fie wären für das Beiftige besonders aufgefchloffen gewesen. Ihnen stellt er die von Frömmigkeit triefenden Kinder der Kirche gegenüber, die ihm heuchlerisch zu imponieren versuchten. Ich bin von ihnen immer wieder belogen und betrogen morden." Erschütterndes gibt es in feinem Büchlein: 30 Jahre Gefängniserfahrungen" nachzulesen. So erzählt er von einer Hinrichtung: Der zum Tode Berurteilte hat bis zum letzten Augenblick seine Unschuld beteuert. Auf Antrag Distels trat turz vor der Urteilsvollstreckung der Gerichtshof noch einmal zusammen. Trotzdem fand die Hinrichtung statt. Hinterher stellte der Pfarrer fest, daß ein Unschuldiger sein Leben hat lassen müssen. Besonders liebevoll hatte er die Jugendlichen in sein Herz geschlossen. Wenn es mehr solcher Pfarrer in den Gefängnissen und Zuchthäusern gäbe, wäre die Gefangenschaft für manch einen leichter zu ertragen. Distel war ursprünglich Kaufmann. Aus Eignung wurde er Pfarrer. Aus innerem Beruf fam er ins Gefängnis. Jetzt tann er zurückschauend sagen: Ich habe nicht umsonst gelebt."
Neue Ausschreitungen völkischer Banditen. Der nationalistische Mob hat nicht genug von dem Pistolenattentat auf dem Wilhelmsplay. In ber Donnerstagnacht tam es wiederum zu empörenden Erzeffen des Hafenkreuzlergesindels a m Kurfürstendamm , Ede Joachimsthaler Straße Hier pöbelte ein Trupp rechtsraditaler Burschen Bassanten an und murde tätlich. Als sich die Angegriffenen die Belästigungen ver baten, versezten die Rowdies ihren Gegnern Fußtritte und mißhandelten mehrere Personen aufs gröblichste. Beim Anrücken eines herbeigerufenen Bolizeikommandos entflohen die völkischen und nationalen Wegelagerer feige und entfamen leider zum Teil im Straßengewühl. Sechs Bersonen wurden festgenommen. Bei einem wurde fogar ein Spiraltoifaläger gefunden und beschlagnahmt. Die Polizei sollte an unruhigen Tagen, wie mir fie gerade ieht mieder erleben, dafür sorgen, daß an den beiden berüchtigten Eden des Westens, vor der Wilhelma und an der oben genannten Ede, vöffische Zusammenrottungen überhaupt unmöglich
Außer dem üblichen Tagesprogramm: 3.45 Uhr nachm.: Dr. Walter Nußbeck:„ Eine Fahrt durch Großbritannien Schottland ". 4.30-6 Uhr nachm.: Nachmittagskonzert der Berliner Funkkapelle. Leitung: Konzertmeister Ferdy Kauffman. 6.45 Uhr abends: Medizinisch- hygienische Plauderei ( Sanitätsrat Dr. Paul Frank). 7.15-8.05 Uhr abends: Hans7.15 Uhr abends: Abteilung Bredow- Schule( Bildungskurse). Sprachunterricht. Esperanto( Direktor Julius Glück). 7.45 Uhr abends:( Hochschulkurse). Abteilung Photochemie. Geh. Reg.Rat Dr. A. Miethe: Ziele und Wege der Naturfarbenphotographie. Die alten Verfahren der Farbenphotographie. 8.30 bis 10 Uhr abends: Otto- Reuter - Abend. 1. Helmburg- Holmes: Gänsemarsch, Marsch( Berliner Funkkapelle. Leitung: Konzertmeister Ferdy Kauffman). 2. Kouplets( Otto Reutter ). 3. a) Conradi: find. Ouvertüre zu„ Berlin wie es weint und lacht, b) Kollo: Schlag auf Schlag. Potpourri( Berl. Funkkapelle). 4. Couplets( Otto Reutter ). 5. A. Egers: Jawohl! Jawohl! Jawohl! a. d. Operette„ No No Nanette " ( Berliner Funkkapelle). Anschließend: Dritte Bekanntgabe der neuesten Tagesnachrichten, Zeitansage. Wetterdienst. Sportnachrichten. Theater- und Filmdienst. 10.30-12 Uhr abends: Tanz musik( Berliner Funkkapelle, Leitung: Kapellmeister Franz v. Szpanowski).
Königswusterhausen, Sonnabend, den 30. Januar. 3-3.30 Uhr nachm.: Professor Dr. Amsel: Einheitskurzschrift 3.30-4 Uhr nachm.: Prof. Dr. Amsel: Einheitskurzschrift. 4 bis 4.30 Uhr nachm.: M. Alfieri und Frl. G. van Eyseren: Spanisch für Anfänger. 4 30-5 Uhr nachm.: Frl. Rechtsanwalt Dr. Bohrend baw. Frau Dr. A. Zahn- Harnack: Die Frau als Bürgerin.
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Ein Geifteskranker zwischen Gräbern. In der vergangenen Nacht gegen 8, Uhr bemerkte der Wächter des St.- 2ucas Friedhofes am Tempelhofer Weg einen Mann, der zwischen den dortigen Gräbern umberirrte. Da bei stiet er fredliche Schreie aus und demolierte die Gräber, indem er die Kränze und anderen Blumenschmud herunterrig und mehrere Glasfugeln gertrümmerte. Der Wächter benach richtigte das leberfallkommando, dessen Beamte den offenbar Geistestranten festnahmen und in ihm einen 35 Jahre alten Bildhauer Karl E. aus Berlin - Wilhelmsböbe ermittelten. Er wurde zu feiner Beobachtung einer Bribatheilanstalt überwiesen.