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Nr. SZ 43. Jahrgang"J 0�1� 0�0 Vkenstag, S. Jebraar 1�26

Gerade in der letzten Zeit bat die politische Abt eil» na am Berliner Polizeipräsidium die Abteilung la in Verbindung mit der Aufdeckung der Fememorde viel von sich reden gemacht. Die Rolle, die das Sonderdezernat für Fememorde dabei gespielt hat, wird jetzt, aus Anlaß des ersten Berliner Fememordprozesses, eine gewisse Mustrmion erhalten. Di« große Bedeutung dieser Abteilung des Berliner Polizeipräsidiums im Leben der Großstadt bsreckjtigt aber eine besondere, wenn auch skizzenhafte Darstellung ihrer Tätigkeit. Diese erscheint um so inter - essanter als sie gewissermaßen die politische und zum Teil mich wirtschaftliche Geschichte des Landes widerspiegelt. Sie mußte in der Koiserzeit damals war es die Abteilung Vit«inen gänzlich anderen Charakter tragen. Damals galt ihr Kampf alsein der Arbeiterbewegung und deren wirtschaftlichen und politischen Organi- sationen. Außer diesen waren es noch die Anarchisten und die russischen politischen Emigranten, die sich der besonderen Ausmerk- samkeit der politischen Polizei erfreuten. Heute gilt es für die Abteilung la, im Interesse der Republik nach zwei Fronten hin den Kampf gegen verfossungsfeindliche Elemente zu führen nach links und nach rechts: aber auch der Schutz der oerfassungstreuen Parteien untersteht der Abteilung la. Die Grganifation öer flbteilong Is. yie Abteilung la am Berliner Polizeipräsidium bildet einen Teil der allgemeinen Kriminalpolizei. Ihre Tätigkeit kann sie aber nicht allein auf Berlin beschränken. Rur allzu okt wird eine Zu- sammenarbeil mit den Polizeibehörden anderer Städte notwendig. Ihre spezielle Aufgabe ist Bekämpfung ttraiborer Handlungen auf politischem Gebiet oder solcher mit politischem Hintergrund. In Frage kommen in erster Linie hoch- und Landesverrat. Aufruhr. Geheimbündelei. Verstöße gegen die Republikschuhgesehe. politische Alorde(Fememorde), Zusammenstöße aus Anlaß von RUberelen zwischen politischen Gegnern. Pressedelikte: terner Beobachtung des gesamten politischen Leben» und der winichaftlichen Derhältnikie nom politischen Gesichtspunkte aus. An der Smyc der Abteilung steht Regierungsdircklor W ü n d i s ch. Sie zerfällt in neben De- zernat», die von einzelnen Polizeiräten geleitet werden. Als Hilfsarbeiter stehen ihnen Polizeioberfekreiäre und Inspektoren zur Seite Die außerordentlich zahlreichen Beamten oersehen teils den Innen-, teils den Außendienst. Letzterer wird von einem Kriminaldireklor und von besonderen Kriminalbeamten besorgt, die in einem bestimmten- Dezernat zuiammcngesaßt sind. Bon hier aus werden sie den ver'chiedenen Dezernaten zugewiesen und oer­sorgen den Straßendienst, die Uebcrwochung der Versammlungen und der Stroßenumzüg«. die Beobachtung einzelner Perionen usw. Es leuchtet von selbst ein, daß dos Hauptaugenmerk der politischen Polizei heute aus die Tätigkeit derjenigen politischen Parteien ge- richtet ist, die für das Bestehen der Republik eine Geiahr bedeuten. Vom Kapp-Putsch an datiert der Kamp' nach rechts: Erzbergers und dann Rathenaus Ermordung, das Republikschutzgesetz, die Roß-

bach-Oraanisationen, die Fememorde, die schwarze Reichswehr , der Hitler -Sutsch das waren die Höhepunkte der Tätigkeit der poli- tischen Abteilung. Da? Dezernat III mußte selbstverständlich alle Fäden, soweit sie in Berlin zusammenliefen, in der Hand haben, um gemeinsam mit dem Reich-kommissariat für öffentliche Sicher- hcit und den politischen Polizeien der anderen deutschen Länder vorzubeugen und einschreiten zu können. Welch große Arbeit an Beobachtung und Ueberwachung dabei zu leisten war, läßt sich wohl denken. Ist im Augenblick die rechtsradikale Bewegung wenigstens dem Anschein nach auch in ruhigere Bahnen getreten, so dari sich das Dezernat, wie die vor einiger Zeit entdeckte Ku-Kux-Klan- Organisation, das Strejemann-Atlentat und manches andere neuer- dings zeigt, nicht in Sicherheit einlullen lassen. Der Linksbolschewis- mus kannte wieder andere Kulminationspunkte. Den ersten bildete der Ausstand in Mitteldeutschland : der zweite setzte im Herbst 1823 ein, dauerte im Frühling 1824 fort, um sich dann in gewissen Wellen weirerzubewegen. Auch der Linksbolschewismus befindet sich augenblicklich, jedoch in einem noch viel höheren Maße als der Rechtsbolfchewismus, in einem Zustande der Stagnation. Die Putschvorbercitungen von 18ZI erfahren noch immer ihre Liqui- dierung vor dem Stoatsgerichtshof in den verschiedenen Kommu- nistenvrozesien. Welch« Rolle das Dezernat III bei der Aufdeckung und Vorbeugung der kommunistischen Hirngespinste gespielt hat und wie gefürchtet und angefeindet sie deshalb ist, hat ja der Prozeß Neumann und Genoffen erwiesen. Mit den beidenpolitischen" Dezernaten steht ja dos Spitzel, und Lockspihelproblem im engsten Zusammenhang. Daß dos Lockipitzeltum oerwerilich ist, versteht sich von selbst. Um to natürlicher ist aber das System von Dertrauens- Männern, deren Ausgabe es ist, die politiicbe Polizei über die Tätig- keit und Pläne der putschistischen Organisationen zu informieren. IremSenamt MswanKerungsamt-�remöenlegion. Das Fremdenamt ist mehr als eine Paßstelle. Es hat unter Umständen auch die Ueberwachung der Fremden zu bewerkstelligen. insofern handelt es im Einvernehmen mii den entsprechenden Dezernaten. Politische Emigranten beider Richtungen,, wie der linken, so auch der rechten, machen allzu oft das fremde Land zum Tummelplatz ihrer politischen Leidenichasten, wenn das eigene durch politische Unfreiheit ihnen den Zutritt verwehrt. So waren es die russischen Monarchisten, die sich in Deutschland während der letzten Jahre hie und da unliebsam bemerkbar machten: es genügt i ja, an die Ermordung des ehemaligen Kerensky -Ministers Naboko'f zu erinnern oder an den vor einiger Zeit verhafteten u»d bald auf freien Fuß gefetzten ritsiiichen Offizier Druschelowky. Desgleichen j mußte wohl in Perbindung mit den Putschplänen der Kommunisten auch so mancher sowjetnissische Agent überwacht werden, der Fall Skvblewsky spricht Bände: das Aufsehen, das die seinerzeitige Durchsuchung der russischen Handelsvertretung und die dadurch ent- standen« diplomatische Verwicklung veruriacht hat, ist noch lang« nicht vergesien: die kommunistische Pahfälscherzentrale harrt noch ihrer gerichtlichen Erledigung. Die Ermordung des Talaat-Palcha durch den armenischen Studenten Teilirian, die Ermordung von zweit weiteren Armeniern, die Bulgaren - und Ehinesenverhaftun- gen, die nicht wenig böses Blut gemacht hoben, gehören auch hierher. Mit allen diesen Ereigniffen Hot aber das Frsmdenamt nur insofern zu tun. als Ausenthallsgenchmigungen und Aus- weisunaen der Fremden vom Fremdenamt abhängen. Daß in dieser Beziehung gerade die Ueberschwemmung Berlins mit Ruffen und in Verbindung damit gewisse Vorkommnisse siehe den im Augenblick verhandelten Fall Bartels manches Aufsehen erregt

haben, ist ja bekannt: ein« gewisse Schärfe bei der Handhabung der Pahoorschriftcn erscheint insofern berechtigt, als verschiedene Elemente sich über die bestehenden Paßvorschriften allzu leicht hinwegsetzen wie weit diese überhaupt erwünscht und notwendig sind, ist eine Frage für sich. Im großen und ganzen steht das Fremdenamt auf dem Standpunkt, daß Repressivmatzregeln nur als Antwort auf ähnliche Maßnahmen der in Frage kommenden. Regierungen in Betracht zu ziehen sind man denkt zum Beispie! an die Ausweisungen von Deutschen aus Norwegen , an den Wirt- schaftskrisg zwischen Deutschland und Polen . Zweifellos bildet die. Behandlung der Ausländer eine äußerst delikate Zlngelegenheir. Die Behandlung, die sie in Deutschland erfahren, wirkt auf das Verhältnis zu den Deutschen im Auslands zurück.. Keine geringe Arbeit hat auch das Dezernat, das sich mit dem Auswanderecwesen befaßt. Die Auswanderer müssen gegen Zlusbeutung durch wilde Auswanderungsbureaus geschützt werden. Es muh auf die Ein- baltung der bestehenden Vorschriften geachtet werden. Das gleiche Dezernat bearbeitet auch die Angelegenheiten der Fremdenlegion, in die sich abenteuerlustige junge Leute gern anwerben lassen. Be- sonders viele waren es aus dem besetzten Gebiet. Gerade in diesem Jahre beginnen die ersten Fremdenlegionäre in die Heimat zurück- zukehren. Die Abteilung la erhält von den verschiedenen Polizei- stellen Nachricht über' ihre Ankunft und läßt sie dann durch ihre Beamten über ihr Leben in der Freindenlegion ausführlich aus- fragen. Die Berichte laufen alle im Dezernat II zusammen. " Dann gibt es noch die Staatspolizei zentrale. Sie hat die Splonagebekämpsung zur Aufgabe. Ihre Tätigkeit erstreckt sich aus dos ganze Reich. Trotzdem Deutschland entwaffnet ist und für seine Nachbarn keine Gefahr bietet, ist das Interesse für leine mili- tärischen Geheimnisse anscheinend sehr groß. In erster Linie kommen die Nachbarstaaten in Betracht. In die OeffcntlichkeiL dringt so gut wie nichts von der Tätigkeit der Stootspolizeizentralc Die Gerichtsverhandlungen, selbst die Urteilsverkündung finden Himer geschlossenen Türen statt. Die Staffstik spricht aber eine beredte Sprache. So sind im Jahre 1824 etwa 380 Spionage) alle zur Aburteilung gelangt. Immer wieder verstehen es die fremdsr Agenten, sich deutsche Bürger gefügig zu machen und sie um des schnöden Mammons willen zur Auslieferung van Militärgeheim- niisen zu veranlassen. Das Treiben der völkischen Parteion, der. Unfug der schwarzen Reichswehr konnten selbstverständlich nicht ohne Einfluß aus die Ausbreitung des'«pionagennetzes bleiben. Die Abteilung I» Hot eine verantwortliche und politisch not­wendige Arbeit zu erfüllen. Davon, wie weit sie auf der Höhe und van welchem Geist sie beseelt ist, hängt zum großen Teile das Wohl und das Gedeihen des Staates ab. Es ist daher eine Selbst- Verständlichkeit, daß alle Posten, die wir einigermaßen mit der politischen Tätigkeit zu tun haben, von ehrlichen Republikanern b«- setzt sind. Denn diesen Beamten ist ja nicht zuletzt die Sicherheit uiü» Unoerleglichkeit der republikanischen Verfassung anvertraiA. Die Abteilung la, die politische Polizei ist ihrem Sinne nach nicht mehr, wie während der Kaiserzeit, ein Instrument gegen das Bolk, sondern Organ des Volkes im Kampfe gegen diefemgen staats- feindlichen Elemente, die seine, wenn auch noch allzu unvollkommene Schöpfung, die Republik , zum Sturze bringen wollen.

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Die Passion. Roman von Clara Bicbig.

«Lieben Sie ihn denn, Fräulein? Noch nach all dem?" Eva dachte an oll die Kränkungen, an die Berzweislungs- ausbräche, die sie hier schon in der kurzen Zeit miterlebt hotte. Lieben?! Sie sind wohl nicht ganz richtig hier?" Das Fräulein tippte sich auf die Stirn.Lieben?! Den kann ich doch nicht mehr lieben. Ich hasse ihn, ich hasse ihn!" Ihre Augen flammten.Aber er soll, er muß, und er wird mich heiraten!" Das begriff Eva nicht. Und das beschwerte noch mebr ihre Seele. Es war ja alles so traurig, so unendlich traurig und so niederziehend hier. Da war es bei Lenchen längst nickt so niederziehend gewesen oder war sie damals noch allzu dumm? Jetzt war sie klug, allzu klug. Sah ,zu tief in das Gebrechen alles Menschlichen hinein. Und das riß sie immer mehr zum Rand jenes Fensters hin. aus dem es hinabgehl in eine dunkle, unergründliche Tiefe. Jetzt hatte sie keine Angst mehr, hinabzuspringen, würde sich auch nicht mehr zu schützen suchen vor zu hartem Fall. Es kam ihr gar nicht darauf an. wenn sie erst noch Schmerzen leiden mußte, nur dann auch wirklich zu Ende, endlich zu Ende! Long genug war der Weg geweken, den Eva gegangen, ihr Kreuz auf den Schultern. Ihre Füße, ihre Hände trugen Wundenmale, das schmerzlichste, blmendste Mal trug aber ihre Seele. Es war genug jetzt, übergenug. Sie hatte eine unendliche Sehnsucht, ihr Haupt zu neigen. Wenn Eva in der Küche zum Blankzeugputzen. zum Scheuern der Fliesen scharfe Essenzen benutzte, auf deren Flaschen der vorsichtige Drogist ein Etikett mit einem Toten- köpf klebt, dann roch sie daran, aus ihren Blicken sprach ein« heimliche Gier, ein dürstendes Begehren. Das hier an den Mund heben, trinken! Und wenn es auch brannte. Schlund und Mag«, zerfraß. Aber doch war es ihr noch nicht ver- läßlich genug: sie würde vielleicht schreien vor Schmerz wer ist seiner selbst so sicher, daß sich ihm in höchster Qual nickt doch ein Schrei entringt? und das Fräulein� würde schreien, und dann würde man ihr den Magen auspumpen, sie wieder zum Leben zwingen. Und das wollte sie nicht, sie wollte sterben. In solchen Stunden war Eva dem Fräulein unerklärlich: warum blickte das Mädchen sq seltsam? So wie ganz ab- «esend? Sie sprach, sie ging, als wäre sie eine Maschin«, als *>&xta ihr die Gedanken ganz weit fort, Und da» Gesicht

war dann so verändert, der Mund fest aufeinandergepreßt, die Wangen plötzlich ganz hohl, die Stirn zusammengezogen, wie ein Mensch sie zusammenzieht, wenn er angestrengt auf etwas lauscht. In dem haselnußfarbenen Braun der Augen flackerte dann etwas auf, was das Fräulein ängstigte Alte Leute leben ganz in ihren Erinnerungen, die Gegen- wort nehmen sie nur noch hin wie ein lästiges Muß Eva war alt, sehr alt. Wo sie stand, wo sie ging, was sie tat, überall waren Erinnerungen bei ihr. Sie sprach mit ihnen. Und es war merkwürdig: das Böse, das ihr widerfahren war und es war dessen je weit mehr als des Guten trat jetzt zurück hinter das Gute. Sie saß wieder auf ihrer Mutter Schoß Fräulein Helene zog ihr die Schuhe aus, wärmte ihr die Füßchen mit ihrer Hand goldene, honigduftcnde Blumen pflückte sie auf der Tiergartenwiese sie sammelte Bernstein und Muscheln am blauen Meer sie spielte mit ihrem kleinen Hund sie ging über sonnige Wege in Frau Lessels Garten sie laß mit Albert am Feiertag im Theater ihr war so wohl. Und sie hörte Stimmen, die sie lange, och, so lange nicht mehr gehört hatte. Meine kleine Eoa!" flüsterte zärtlich die Mutter Schwester Johanna sprach:Meine gute Eva!" Wando bat:Komm, wir gehen nach Hause"! Albert fragte: .Könnten wir nicht manchmal zusammen ausgehen?" die schöne Frau Lessel sprach und lächelte dazu verheißend: Wenn es nicht mehr geht, werde ich schon sehen." Ach. sie waren ja alle lieb! Und besonders Lenchen. Und der Pro- fesior war auch gut, und die Doktoren waren gut, selbst die alte Bensch und Schwestern Maria und Martha, und Grete und der arme kleine Felix, und Peterselms und die Baronin. Nur Tante Ella ließ sich niemals sehen, der Onkel auch nicht. und vich; die LSmmlein mit ihrem Neffen. Und Sophie auch nicht. Und das war gut: denn die wollte sie niemals mehr sehen, dos tat immer noch weh. Eva breitete ihre Arme aus, sie umarmte all ihre guten Erinnerungen. Die bösen wies sie zurück:Ihr sollt mich nicht mehr stören. Ihr habt mir wehe getan, ihr habt mich verjagt, ihr habt mich gehetzt von Türe zu Türe �nun ist es genug. Nun könnt ihr mich nicht mehr kränken!" Weinen Sie doch nicht," sagte Eva zu Fräulein Frida. Wenn Herr Alsheim kommen sollte, dann will ich ihm gern noch sagen, daß Sic fortgegangen sind und nicht mehr wieder- kommen. Sie haben noch eine Mutter, S i e sind doch noch glücklich daran!" Ich kann nicht, ich kann nicht!" Das Fräulein hatte vor dem Stuhl auf de» Knien gelegen, auf dem Eoa faß. den

Kopf in den Schoß des Mädchens verborgen. Jetzt sprang sie auf, ihr tränenübersträmtes Gesicht war verzerrt vor Wur und Verzweiflung:Sie haben ganz recht, Eva, ja, ich müßte gehen! Aber ich tu's doch nicht. Ich rann nicht. Die zu Hause denken, ich bin längst verheiratet,'ne reiche Frau, und nun soll ich eingestehen, daß ich so blamiert bin? Nein, da? tue ich nicht. Und ibm diesen Gefallen tun? Erst recht nicht. Ich baffe ihn, ich haste ihn jetzt, nun ich das letzte weiß, noch tausendmal mehr. Aber er soll mich heiraten!" Und sie drohte mit der erhobenen Hand in die Luft. Herr Alsheim hatte schon Tage und Tage nichts von sich hören und sehen lassen. Er hatte"auch aus kein Schreiben ge- antwortet. Und das Fräulein hatie geschrieben und antele- phoniert und wieder geschrieben. Eva sah ihre Herrin ratlos durch die Wohnung lausen, sie traute sich nicht fort, sie wartete, erwartete ihn immer vergebens. Und nachts �rt« sie das Fräulein ruhelos weinen. Herr Alsheim hatte sich jeden Besuch seiner Freundin m der Privatwohnung und im Geschäftslokal energisch verbeten. Gehen Sie nicht, warnte Eva. Aber Fräulein Frida ging doch: sehr elegant, in langem seidenen Mantel, einen gleich- farbigen Hut mit Pleureusen auf dem Kopf. Aber ganz aus- gelöst kam sie bald wieder zurück. Fast schreiend stürzte sie zu Eva hinein:Was sagen Sie dazu?! Mit einer anderen lebt er in seiner Privatwohnung zusammen mir hat er gesagt, seine Mutter wohnt bei ihm, darum soll ich nicht kommen. Schöne Mutter das! Sie machte mir ja die Türe auf. Und vorher in seinem Geschäft das Achselzucken:Be- daure, der Chef ist nicht da" das höhnische Lächeln: ,Ist nicht zu sprechen." Für mich nicht zu sprechen?!"Bedaure sehr!" 0 diese? Kerl, dieser Schuft, dieser wortbrüchige Schuft!" Die Wut des Fräuleins hatte keine Grenzen gekannt und auch nicht ihre Verzweiflung. Eoa wunderte sich selber, daß sie so viel Anteil hatte nehmen können. Lange, lange hatte sie auf die Berzweifette eingeredet, das Herz klopfte ihr dabei so, als gälte es, atemlos berbeistürmend. einen Menschen zu retten. Dieses dumme Herz! Es macht ihr immer viel Pein, und wenn sie sich so aufregte, wie eben jetzt, dann noch mehr Pein. Und daß jene nun doch nicht gehen wollte, diesen Mann nicht verlasse«, dem sie überlästig war, von dem sie selber sagte, daß sie ihn haßte, das regte sie sehr auf. Aber das Fräulein weinte klagend:Meine schöne Wohnung, all die mir lieben Sachen," und dazwischen zornig:Nein, den Gefallen tu ich ihm nicht!" Eva wandte sich ab, ihr war es sehr elend: o. daß sie doch bald gehen könute, abschließen! Hier war es so schmutzig. (Vchluß svlgl.)