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Unterhaltung unö A�issen
Vellage ües Vorrvärtv
Amerikanisches Glück. Don Katherina Brody. (Schluß.) Denn das Glück auch noch nicht geruhte den Goldoellers irgend­welche Anzeichen für eine nähere Bekanntlchaft mit ihm zu ge- währen, so spielte es doch hie und da slüchtig mit ihnen. Es schien sie doch als Angehörige seiner alten Garde, die ZU einem sozialen Aufstieg ausersehen war, vorgemerkt zu haben: wenn es sie auch noch vernachlässigte, so bewahrte es sie doch vor jedem Kux pse. Mit der Zeit hatte es Aoldvcller bis zu einem Laden auf dem Gast Broadway gebracht, in den er und ein Teilhaber den größten Teil ihrer Ersparnisse hineingesteckt hatten. Dieser Teilhaber, namens Lest), war rund und fett und sanft und weich. Er hatte ein dickes. lächelndes Gesicht und ebenmäßige, weiße Zähne. Goldveller hotte ihn sich deshalb ausgesucht, weil er außer einem weit größeren De- sig an Aniangskapital auch noch sehr gute Kenntnisse der englischen Schrift und Sprache besaß. Es zeigte sich jedoch, daß Levy auch noch aridere Fähigkeiten hatte. Kleine Unehrlichkeiten in den Abrechnungen und beim Erwerb von Material und das Verschwinden von kleinen Beträgen au» der Kaste drohten das Geschäft zu ruinieren. Goldveller Halle nicht mchr als zweitausend Dollar eingelegt, sein Teilhaber besaß indesten einen mehr als doppell so großen Anteil. Doch alles Geld, das Goldveller aus dem Rest seiner Ersparnisse und durch Darlehen hätte zu- sammenbringen können, würde nicht genügt haben, sich von Levy frei zu taufen. Aus Unwistenhett und Furcht wagte es Goldveller nicht, mit schärferen Mahnahmen, deren er sich hätte bedienen können, gegen seinen Teilhaber vorzugehen. Er würde lieber einem Dschungellowen gegenübergestanden als einen Rechtsanwall konsulliert haben. Er alterte und wurde durch die ständige Spannung geschwäßig. ?ede Rocht erzählle er seiner Frau und den Kostgängern die Ge- schichte seines Mißgriffs. .LSa» kann man tun, wenn man kein Glück hat?' fragte er gerne, sich gewistermaßen selbst verteidigend, indem er seine riesigen chände ausbreitete. Er arbeitet« im Schweiße seines Angesichts genau so mühselig und abgehetzt wie einstmals für sein täglich Brot und hatte doch keinen Gewinn von seiner Arbeit. Er sah den baldigen Zusammen- bruch des Geschäfte« herannahen, der ihm all seine Ersparnist« rauben würde, wenn er sich nicht von Levy befreien konnte, und er fand keinen Weg, sich von Levy zu befreien. Er besprach die Angelegenheit mit seiner Frau, doch sie war verbittert und ungeduldig. .Amerikanisches Gluck! Da hast du dein amerikanisches Glück, von dem du immer gefasell hast/ pflegte sie zu sagen. * Sarah, die Tochter Goldoellers, war nun zehn Jahre alt. Trotz- dem sie das einzige Kind war, beachtete der Voter sie kaum, der seine Enttäuschung darüber, daß es nicht ein Sohn war, offen zeigte, und die Mutter fand in ihrer Ueberlastung kein« Zeit für Zärtlichkeiten. Es war kein hübsches Kind, nofewois und bei Gelegenheit ver. stöhlen, wie Kinder aus dem Armeleuteviertel oft sind, gänzlich ver- nachlässigt und unbeschreiblich angezogen, chie und da ging sie mal in die Schule. Sie beschimpf, e die Kostgänger, und dies« ver- wünschten sie. Sie stand an den Ecken und verhöhnt« durch Ge- st Mtersch neiden die vorübergehenden Knaben, die sich sosort rächten, indem sie das frech« Ding an den Haren   zogen, daß es vor Schmerz aufschrie. Sie balgte sich aus der Straße mit ihren besten Freun- binnen herum, und wenn sie das Gesicht zerkratzt bekam, so wußte sie. daß es zwecklos gewesen wäre, Trost bei der Mutter zu suchen. Mrs. Goldveller verhätschelte ihre Tochter ganz gewiß nicht, doch mißhandelle sie sie auch nicht. Sie setzte sie morgens vor die Türe, wars ihr hie und da einen Brocken aus dem Fenster zu und erwartete nicht, sie vor Abend im Hause zu haben: um diese Zeit svrang das Kind dann gewöhnlich vor seinem Vater die Treppe heraus und bettelle kreischend um einen Benny. Diesen Penny gab ihr Goldveller mechanisch, da er immer an feine eigenen Angelegenheiten dachte und ihr Geschrei ihn störte. » Eines Abend», als der Zusammenbruch des Geschäfte, sicherer denn je bevorzustehen schien, fiel es Goldveller sogar nicht einmal aus, daß er an der Straßenecke nicht wie immer von Sarahs Ge- schrei begrüßt wurde. Gegenüber seinem Wohnhause standen ein Auto und ein Krankenwagen nah beieinander. Er bahnt« sich Weg durch einen Haufen Weiber, welche sich kopfnickend und händeringend im Hauseingong zusammendrängten. .Ah. hier ist endlich Mr. Goldveller/ riefen sie in allen Ton­arten und stießen ihn vorwärts. .Was ist los?" fragte er. Ah. gehen Sie schnell hinauf, beeilen Sie sich, Mr. Gold- neller,* drängten sie ihn, wobei alle verschiedenen Stimmen sich zu einem tragischm Ton vermengte», wie das Crescendo eines grie- chisthen Chores. Er ging. Der dunkle Vorraum war voll flüsternder Schatten, die ihn bei jeder Bewegung bemitleideten. Die Wohnungstüre stand offen, und Küche, Schlafzimmer, und Eßzimmer waren erleuchtet und ge- stopft voll von schmutzigen Menschen. Sie machten Platz, daß Goldveller bis ins hinterste Zimmer gelangen konnte. Dort log Sarah bewußtlos auf dem Bett. Ein weißes Leintuch bedeckte ihre Glieder. Ein eifriger, junger Ambulanz- orzt und ein sehr stattlicher und freundlicher Schutzmann überschrien abwechselnd Mrs. Goldveller, die auf deni Pettrand saß, die Hände ringend, schluchzend und klagend, und sich bemühte, die herein- und hermiswogende Flut der kondolierenden Besucher zu vertreiben. Mrs. Soldceller schrie beim Anblick ihres Manne, auf. Der Arzt nahm Goldveller bei der Schulter. /La sehen Sie,* rief er, indem er ihn leicht schüttelte, als wolle er es ihm dadurch deutlicher machen,./ihr Kind lief unier ein Automodil. Da» link« Bein muß amputiert werden, und ich sagte gerade zu Ihrer Frau, daß es in« Krankenhaus muß Run feien Sie mal ein guter Mann und nehmen Sie Ihre Frau fort, während wir e» h-nau, tragen, verstehen Sie?* Goldveller wurde fast ohnmächtig, als er an die Ausgaben dachte solch große Ausgaben. die der Unfall verursachte. In seinen Augen standen Tränen. Das Glück, das Glück!' murmelte er. Plötzlich hob Goldveller die Augen und bemerkte, daß etwa- andere« die Aufmerkfamkett der Leute noch mehr auf sich zog als Sarahs Anblis. Es war ein« junge Dame mt S�ortkostüm. die durch die Zettungen als zutünfttge Erbin eines Riesenvermögens und zudem noch durch ihr eifriges Wirken für die Armen allgemein bekannt war. Sie stand eng in eine Ecke gedrück! und sali au«, als ob st« bei der geringsten Berührung mit irgend jemand von dielen Leuten zu schreien anfangen würde. Ihr Ehausseur in Livree stand gespreizt vor ihr und blickte halb furchtsam, balb anarissslustig drein. Er winkt« Goldveller heran, und als dieser angestolpert kam, schluchzte da» junge Weib in der Ecke. Oh. e» tut mir so leid. Ich gäbe alles darum, wenn es nicht geschehen wäre.* Sie lief unters Auto, gnädiges Fräulein,* sagte der Chauffeur hochmütig und fügte, für Goldveller bestimmt, hinzu:Hören Sie nicht aus Geschwätz. Es sind ein Dutzend Zeugen hier, die sahen, wie sie direkt unter das Auto lief, verstehen Sie?*
/Oh,* rief die junge Dame wieder,es ist zu entsetzlich!* Es darf nicht in die Zettungen,* wandte sie sich an den Schutz- mann, der verschwiegen und unschlüssig dreinblickte. /O, es tut mir wirtlich so leid. Mr. Mr. Gold. Ich Ich möchte so sehr gern etwa» für da» Mädchen tun, wenn das Bein abgenommen werden muß. Wissen Sie, etwas für ihre Zu- tunft.* sagte sie mtt taktvcller Zurückhaltung, um den Stolz der Armen nicht zu verletzen. Goldveller lauschte begierig diesen Worten, deren Bedeutung er richtig einschätzte. Irgendein Instinkt warnte ihn, pathetisch zu werden. Er oerhielt sich still. Die Dame schlug den wchleier zurück, der ein Paar große Augen enthüllte, die in Mitgefühl weinten. Und mit der Miene eines Kindes, das ein Spielzeug als Trost an- bietet, zog sie ihr Scheckbuch heraus. * Als Sarah, Immer noch totenbleich und bewußtlos, auf einer Tragbahre hinausgetragen worden war und die teilnehmenden Be- fucher fortgegangen waren, da erwachte Mrs. Goldveller aus ihrer
Suchbwöer Lehmann
»Es hieß doch, daß Sie in Ihrer Augend ein Handwerk erlernten. Können Sie seht nicht auch als eivsachzr..." .Nichts davon! Ich will meinem ae Nebten Volte in seinem Kampfe um die wirtschaftliche Existenz nicht Konkurrenz machen.*
Teilnahmlosigkeit zu einer Art von Gemütsbewegung, wehklagt» auf ihrem Bett und stieß unzählige Verwünschungen gegen ihr Unglück aus. Dein Amerika und dein amerikanisches Glück!* jammert« sie immer und immer wieder. JO, hätten wir doch niemals Amerika  gesehen! So etwa» wäre uns nie in Rußland   pasüert.* Und wäre uns das in Ruttand passiert?* rief Goldveller. Er nahm die Hände aus den Taschen, in die er sie für den Rest des Abends gesteckt hatte, und zeigt« ihr den Beitrag der jungen Dame für Sarahs Zukunft. Es war ein Scheck über zehntausend Dollar. .Run.* sagte er und seine Augen strahlten glückselig,.nun ist es mir möglich, mich von Levy freizukaufen.* Nachdem Goldveller dieses qualvollste Hemmnis seines Lebens überwunden hatte, gab es für niemand mehr einen Zweifel, daß sein Ausstieg gesichert war. kBmchttSte UeWrMuron 0<m Tdeotwr SfctU
Ms Abraham Lincolns Leben. Der amerikanische   Bürgerkrieg ging zu Ende. Der Neger war befreit. General«herman hatte seinen Spaziergang durch Süd- Karolina, dieWege des Abfalls*, sengend und brennend beendet. RIchmond  , die Hauptstadt von Virginia  , hotte sich am 5. April 18(55 den Truppen der Union   ergeben, nachdem die Konsöderierten es vor ihrem Abzug in Brand gesteckt hatten. Am folgenden Tage war der Präsident Lincoln in die Stadt eingezogen. Nicht als Trtum- phator kam er, in schlichte� Wurde durchschritt er die Straßen der eroberten Stadt. Ohne Gepränge und unbekümmert. Den langen Weg legte der oberste Diener des Landes zu Fuß zurück, begleitet nur von Admiral Porter und drei anderen Ossizieren und einer Schutz wache von zehn mit Karabinern bewaffneten Matrosen. Die Neger begrüßten ihren Besreier mit Ausbrüchen der Freude. Ihren großen Jubel bczugt eine zeitgenössische anekdotische Schilderung, die den Charakter des großen Demokraten ins Schlaglicht rückt: Sie scharten sich um den Präsidenten, liefen voraus, schwirrten um die Flanken der kleinen Gesellschasr, und hingen wie eine schwarz« Wolke an ihren Fersen. Männer, Frauen und Kinder stießen zu der sich ständig mehrenden Menge. Sie kamen aus allen Seitenstraßen, liefen in atemloser Hast vorbei, schrien und kreischten und tanzten vor Freude. Die Männer warfen die Hüte hoch, die Frauen schwenkten Taschentücher und Hauben, klatschten in die Hände und sangen:Ehre sei Gott  , die Pracht und die Herrlichkett!*, gaben alle Lobpreisungen Gott  , der all ihr Jammern in der Vergangenheit ange- hört hatte, ihr Wehklogen um Weib, Mann, Kind und den vor ihren Augen wegverkauften Freund. Gott   hatte ihnen die Freiheit gegeben und nach langen Iahren des Duldens ihnen erlaubt, so unerwartet das Antlitz ihres irdischen Wohttätere zu erblicken. /ich danke dir, lieber Herr Jesus  , daß ich Präsident Clnfum sehe!" war der Ausruf einer Ncgerfrau, die aus der Schwelle ihre» niedrigen Hauses tränenden Auges stand, und mit klatschenden Händen dankte sie laut dem Erlöser des Menschen. Eine ander«, noch überschwenglicher in ihrer Freude, hüpfte und schlug in die Hände mit all ihrer Kraft und rief;.Lobet den Herrn! Lobet den Herrn! Lobet den Herrn!* Als wenn es kein Ende gäbe für ihre Dankpreiiungen. Ein ausgoregter, verworrener Chor von Stimmen durchlckwirrte die Lust. Die Straße war fast ungangbar weaen der noch immer heranslittenden Meng«, bis Soldaten herbei- geholt wurden, den Weg freizumachen. Der Weg war lang, und der Präsident stand einen Augenblick still, um sich etwas auszuruhen.Möge der gute Herr euch segnen, Präsident Ltnkum!* rief ein aller Neger, al» ,r den Hut herunter- liß und sich verneigt«, während Freudentränen ihm die Wangen herobliefen. Der Präsident zog seinen Hut und verneigt» sich schweigend. Und dos war eine Verbeugung, die Formen, Gesetz«. Gebräuche und Zeremonien von Jahrhunderten über den Hausen wart Do» war ein Todesstoß für dl« Kavalier« und eine Todes- wunde für die Kaste.Einen Neger zu griißen! Hu!* Ein- weiße Frau hatte in einem Nebenhause des Präsidenten Gruß gesehen und wandte der Szene den Rücken mtt unaussprechlichem Abscheu. « Eine Anekdote, die den Charakter des Präsidenten trefflich kennzeichnet, erzählt Frank B. Earpenter, ein amerikanischer Maler: Es war am Abend vor meiner Abreise von Washington  . Mein Bild.Die Emanzipalions-Proklamation*(jetzt im Kapital zu
Washington  ) hatte ich vollendet. Seit zwei Tagen war es zur Besichtigung ausgestellt. Wie gewöhnlich um diese Zeit standen Kavallerie-Eskorte und Wagen für die Ausfahrt des Präsidenten bereit» um ihn nach dem.Soldatenhcim* zu führen, wo er die Mitt- fommerabende zu verbringen pflegte. Da ich wußte, daß ich keine andere Gelegenheit zu einem Abschiedswort finden würde, hiett ich in dieser Absicht nach ihm Umschau. Bald fand ich ihn halben Weges zwischen dem Portal und der Toreinfahrt stehen, die zum Kriegs- Ministerium führte. Er lehnte gegen ein Eisengitier, einen A.m über dem Gitter und einen Fuß auf der Steinsassung. Offenbar war er auf dem Rückweg vom Kriegsministerium von einem ein- fachen Mann aufgehalten worden. Der gab ibm schüchtern einen Einblick in mißliche Berhällnisse, die er nicht hatte meistern können. Während ich wartete, war ich gemächlich an die Seite des Präsi- denten geschlendert. Er sprach sehr wenig zu dem Mann, studierte aber, während jener seine Klage vorbrachte, aufmerksam den Aus- druck seines Gesichte». Als der Mann geendet hatte, fragte ihn Lincoln: /laben Sie eine unbeschriebene Karte bei sich?* Der Mann sucht« in den Taschen. Al» er keine fand, trat ein Herr, der in der Nähe stand und die Frag« gehört hatte, heran und sagte:Hier ist eine, Herr Präsident!* Inzwischen hatten sich mehrere Neugierige angesammelt, Herr Lincoln nahm die Karte und einen Bleistift und letzte sich auf die Steinfassung, die kaum mehr alsjiinf oder sechs Zoll den Lürgersteig überragte, so daß es fast den Anschein erweckte, als sitze er auf dem Bürgersteig, und schrieb dem zuständigen Bemnten aus die Karte den Befehl,.die Angelegenheit des Mannes zu prüfen*. Während er dies schrieb, beobachtete ich auf der anderen «eite der Promenade mehrere Leute, die einander zugrinsten, wegen des.unwürdigen* Derhalten» des Oberhauptes der Nation. Sie wenigstens hielten es dafür. Das Oberhaupt der Nation jedoch war sich seiner Unschicklichkeit völlig unbewußt und gewahrte auch nicht, daß er überhaupt die Aufmerksamkeit auf sich lenkte. Mir aber war dies ein rührendes Bild der dem Manne innewohnenden Herzens- güte und ieiner angeborenen Charakiergröße, die sich nicht so sehr durch Mißachtung des Konventionellen ausprägte, als durch die völlige Unbcwußtheit, daß die Art und Weise dieses ehrlichen Ver. siiches. einem Bürger der Republik  , wie niedrig er auch sei, zu dienen oder ihm zu seinem Recht zu verhelfen, die Etikette oder die Würde überhaupt oerletzen könnte.*___ E. R. Sinö Vulkane Sicherheitsventile* Nach einer weit verbreiteten Ansicht werden die Vulkane noch vielfach für Sicherheitsoenttle unserer Erde geHallen. Aber Dr. Arthur L. Day, der Direktor des Geophysikalischen Labora- toriums am Earnegie-Lnstitti:, verneint diese Frage nach jahrelangen vulkanischen Studien. Die Ergebnisse seiner Unteriuchungcn und die Beobachtungen seiner Mitarbeiter, über die in einer Londoner  Zeitschrist genauere Mttteilungen gemacht werden, schließen den Gedanken au», daß Dulkane Sicherhettsventile, die in Berbindung mit dem feuerflüssigen Erdinnern stehen, seien. Die Untersuchungen zeigen, daß die Lava unter der Oberfläche kühler ist und keine Be« gründung für die Annahme besteht, daß ein Bulkan einen voll» kommen flüssigen Inhatt aufweise. Dies« Untersuchungen wurden nicht wer durch das Hineintreiben eiserner Röhren in die Lava, sondern auch am Krater der Lassen» spitze in Kalifornien   angestellt. Dieser Bulkan war so entgegen- kommend, oll sein« Lava zn entleeren und noch dem Ausbruch einen schön geöffneten, reinen Krater für die Prüfung darzubieten. Es zeigte sich alsdann, daß frische, heiße Lava aus Scitenröhren oder Lagern oberhalb des Kraternioeaüs hereinströmte. Der Querdurch- schnitt«ine» Vulkans erscheint nicht als das alle Sicherheitsventil nach der Annahme früherer Geologen oder selbst der neueren Theorien, die eine flüssige, zur Erdkruste konzentrische Schicht ver­muten. Es ähnelt mehr einem Sammelbecken, von weichem aus Leitungsröhren zu örtlichen Kammern führen, in denen Lava zu- bereitet wird. Nach Professor Days Erklärung wird die vulkanische Tätigkeit durch Wasser hervorgerufen. Versuche zeigten, daß eine im Laboratorium unter Druck erhitzte Lösung von Kieselsäure und Potasche 12,5 Proz. Wasser aufnehmen kann. Der Felsbrei im Innern bildet eine solche Mischung und kann süns bis sechs Prozent Wasser aufnehmen. Wenn dieser Brei zu Felsen kristallisiert, wird ein« große Wassermenge frei. Geschieht dies in einem geschlossenen Raum, io kann sich ein enorm starker Druck entwickeln, und der Ausbruch eines Bulkan» ist nicht mehr und nicht weniger als die explosive Freiwsrdung der Gase. Solmld die nachfolgenden Massen mit den unter furchtbarem Druck darin ausgelösten Gasen der Vulkanmündung sich nähern, läßt der Druck nach und sie werden zersprengt. Wenn diese Gase, wie in den meisten Fällen, Haupt- sächlich aus Wasserdampi bestehen, so ist der größte Teil des Aus- bruchs vulkanischer Staub in Dampfwolken und durch den Stoß herausgeschleudcrte Materie. Wenn die aus dem Felsbrei befreiten Gas« chemisch aktiv sind, so wie chlorsaurer Schwefel oder Wasser- stoff, dann entwickelt sich ein« stärkere Tätigkeit und Giftgase und glühende Lavoströme werden erzeugt. Die vulkanische Tätigkett scheint nachzulassen nud wenige Aus- brüche der jüngsten Zeit haben auch nur eine Quadratmeile Lava» fluß ergeben. Man kann daraus schließen, daß unsere Vulkane ort- liche, oberflächliche Angelegenheiten sind, die verspätete, geologische Vorgänge darstellen. Sie sind einfach Ausflüsse von Felsbreimassen in den letzten Stadien der Kristallisation, von denen wenig mehr übrig ist als wenige verstreute Lager von geologisch unbedeutendem Umfang. Das ist ein beruhigender Gedanke. Wenn wir jedoch einer anderen wissenschaftlichen Schule glauben sollen, so gibt es eine Menge radioaktiver Materie in der Erde, die im Laufe der Zeit durch Wärmeentwicklung nach mehr Felsbrei erzeugen und furcht- bare Katoklysmen verursachen wird. Da hierfür kein bestimmter Zeitpunkt angegeben und es vermutlich erst in hunderttausend Iahren passieren wird, so haben wir reichlich Zeit, neue Theorien zur Widerlegung der ungemütlichen radioaktioistischen Idee auszu- arbeiten. Notar und Technik. In derU r a n i a* zeigt Dr. Jng. Feld- Hans anhand einer Reihe von Beispielen an Fischkörpern, daß eine ganze Reihe von technischen Erfindungen in der Natur längst bor- Hansen sind. Der Aufsatz schließt: Daß Natur und Technik getrennt voneinander und noch gleichen Gesetzen arbeiten, zeigte mir wonige Wochen vor seinem Tode Ernst Haeckel  . Immer wieder hatte dieser für alle Aufgaben der Kultur begeisterte Gelehrte Beispiele au» dem Tiertörper, auf die sich die Gesetze der Technik zwanglos anwenden lassen. Bald waren es Scheinwerfer mit modernen Linsensystemen an den Leuchtorganen von Krebsen, bald waren es sorgsam gekrümmt« Lettschouseln an Peredtneen des Meeres, die sich durch die Leirschaiiseta dt« be» wegende Meeresströmung mühelos zuführen. Besondere reizvoll mar für mich Haeckols Erklärung der Kugellager bei Radtolarien. Die« sind winzig« Meeresbemohner. deren schaumiges Plasma in zierliche Skelett««rngeschlossen ist. Um dem Plaema innerhalb der Kiesel- skelette Bewegung zu ermöglichen, sind dies« wie Kugellager auf- gebaut. E» ist ein großer Irrtum, zu glauben, daß die Werke der technischen Kultur uns der Allmutter Natur entfremden. Technik ist Menschenwerk, und alles menschliche Schaffen führt gern durch dunkle und irrige Wege. Hat sich aber der Geist des Konstrukteurs von Fehlern gereinigt, oder hat das Genie ohne Irrwege ein neue« Körnchen Wahrheit erkannt, dann sehe» beide oft staunend, daß Mutter Natur berechtigt wäre, die Priorität(den Vorrang) für sich zu fordern und gegen die angemeldeten Patente Einspruch zu er- heben,_________________