Einzelbild herunterladen
 

Ich weiß sehr wohl, auf welchen politischen Gedankengängen viese Anschauungen beruhen, denn sie sind mir wiederholt von einer Stelle, die befugt war, darüber unterrichtet zu sein, dargestellt worden. Italien   hat den Versuch gemaat, bei den Verhandlungen über den Locarnovertrag auch eine Sicherheit für die Brenner­grenze durch internationale Abmachungen zu erreichen. Auch an uns ist im Laufe der Verhandlungen die Frage gekommen, wie sich Deutschland   zu einer etwaigen Einbeziehung der Brennergrenze ſtellen würde. Die Antwort, die wir darauf zu geben hatten, ist glaube ich, felbstverständlich. Zunächst einmal war diese Anfrage an die falsche Adresse gerichtet. Ueber die Brennergrenze hat Desterreich zu entscheiden, da Desterreich an Italien   grenzt. Wir haben nicht die Absicht, unsererseits das Selbstbestimmungsrecht Desterreichs aufzuheben. Wir haben nur den Wunsch, daß der Durchführung des Selbstbestimmungsrechts nicht bis in die Ewigkeit diejenigen Hindernisse entgegengesetzt werden, die wir seit 1919 haben erfahren müssen.( Lebhafte Zustimmung.) Wir haben also zunächst aus formellen Gründen abgelehnt. Es war aber auch sonst für uns unmöglich, diejenigen Bestimmungen, die sich auf die Idee des Westpaktes gründeten, auf irgendwelche anderen Grenzen zu übertragen. Man hat nun dargelegt, daß durch die Abmachungen von Locarno   zwei Arten von Grenzen in Europa   geschaffen worden wären, eine durch internationale Ber­träge besonders geschütte Grenze im Westen; durch diese inter­nationalen Verträge, die eine besondere Sicherheit schüsen, seien aber die anderen Grenzen in Europa   mehr oder weniger labi! geworden und ständen gemissermaßen als

Grenzen zweiter Klaffe da. Im Zusammenhang mit dieser Tatsache stehe die Preßfampagne gegen Mussolinis füdtiroler Politif.

Als mir diese Ausführungen zuerst vorgetragen wurden, habe ich einmal darauf hingewiesen, daß das, was hier der deutschen   Politik unterstellt wird,

vollkommener Unfian

Wenn Deutschland   dem Bölkerbund bereits angehörte, würde es an den Völkerbund das Ersuchen stellen müssen, zu diesen Drohreden Stellung zu nehmen.( Lachen bei den Deutsch­nationalen und Bölkischen.)

Ich tomme auf die Frage des Völkerbundes und auf die Kon­fequenzen, die Sie( nach rechts) glauben aus diesen Worten ziehen zu müssen, nachher zurück. Ich darf Ihnen nur das eine sagen, baß, wie Sie aus dem gestrigen einstimmigen Beschluß des Reichs. tabinetts sehen, das Reichskabinett die entgegengefeßte Folgerung aus den Tatsachen gezogen hat, als Sie sie glauben ziehen zu müssen.( 3uruf: Und die Ministerpräsidenten der Länder!) Sie wiffen ganz genau, daß in der Beratung der Ministerpräsidenten, wenn ich nicht irre, von drei Ländern Bedenken erhoben worden sind. Das ist mehr als einmal geschehen und ändert nichts daran, daß die große Mehrzahl der Länder vollkommen mit dem Vorgehen der Reichsregierung einverstanden gewesen ist.

Lassen Sie mich nach dieser Klärung des Tatbestandes mit Mussolini   in bezug auf Deutschland   gemacht hat. einigen Sägen auf die Ausführungen selbst antworten, die Herr

Es ist schwer, nicht scharf zu werden gegenüber der Ueberheb­lichkeit, den klaffenden Widersprüchen und der Maßlosigkeit der Ausführungen, die fein Ansdrud innerer Kraft zu sein brauchen. ( Sehr richtig!)

Ich lann Herrn Mussolini   nicht zustimmen, wenn er fagt, daß Italien   das erste Land gewesen sei, das nach dem Kriege mit Deutsch  bestanden Handelsverträge mit den Bereinigten Staaten, mit land einen Handelsvertrag abgeschloffen habe. Schon vorher Griechenland  , England, Belgien   und Desterreich. Im übrigen sind Handelsverträge bisher fein Geschent anderer Nationen an Deutschland   gewefen.( Lebhafte Zustimmung.)

Bum Anlaß seiner Ausführungen hat der italienische Minister­präsident die Rede genommen, die der bayerische   Minister­präsident held am Freitag im Bayerischen Landtag   gehalten hat. Zunächst ist eines außerordentlich seltsam. Die Rede des Herrn bayerischen Ministerpräsidenten wurde am Freitag ge­halten. Die Antwort des Herrn Mussolini   in Rom   erfolgte am Sonnabend. Man hat sich also nicht einmal die Mühe gegeben, erst den Wortlaut der Ausführungen des Herrn Held abzuwarten, sondern man hat eine internationale Attion großen Stils, die man noch ganz besonders als politische und diplomatische Aktion unterstrich, auf den ersten Nachrichten aufgebaut, die wahrscheinlich über Zeitungsberichte oder auf Grund des Zu hörens im Bayerischen Landtag   nach Rom   gelangt sein müssen. Das, was der Herr Ministerpräsident Held ausgeführt hat, klingt doch im Zusammenhang sehr viel anders als die wenigen Säge, die Herr Mussolini   zitierte. Die Worte, die Herr Mussolini   zitiert von der Freiheit der Deutschen   an der oberen Etsch", wie es Herr Mussolini  nennt, sind nach dem Wortlaut ganz flar verständlich als der Wunsch nach einer fulturellen Freiheit.( Sehr richtig!) Ich darf dabei allerdings das eine erflären,

mir erscheint es wünschenswert, daß auswärtige Pofifit nur von den Reichsstellen und im Reichstag   gemacht wird( stür­mische Zustimmung in der Mitte und links), und daß man nicht durch Anfragen und Interpellationen die Minister der Länder in die Zwangslage bringt, über diese Dinge sich äußern die Reichsregierung.( Erneute Zustimmung links und in zu follen. Verantwortlich für die Reichspolitik ist jedenfalls nur der Mitte.)

-

Herr Mussolini   hat nun in seinen Ausführungen mit einem großen Selbstbewußtsein davon gesprochen, daß das Italien   der Gegenwart etwas anderes sei als das Italien   der früheren pittoresten politischen Episode". Ich will darüber wird einmal die Geschichte ent­nicht darüber rechten scheiden fin wird.( Sehr gut!) Aber gerade diese Ausführungen über die -, was in der italienischen Entwicklung Episode oder Epoche Kraft des italienischen Volkes sind doch der allerbeste Beweis für die unnötigteit von irgendwelchen Unterdrückungsa maßregeln gegen eine fleine Minderheit.( 3uftimmung.) Gerade eine starte nationale Würde verträgt sich am besten mit dem Er­Deutschstimmung.) Auf die Dauer wird man Bölker fremden Blutes nur tragen fultureller Eigenart von Minderheiten.  ( Lebhafte Zu­

Wenn Herr Mussolini weiter sagt, wie auf ein gegebenes Stich mort hin sei eine antiitalienische Kampagne begonnen worden, so ift, und zweitens darauf, daß man hier in bezug auf die Schaffung ist das, um mit den Worten des Herrn Mussolini   selbst zu sprechen, eine dumme Lüge. Herr Mussolini   hat mit wenig Wiz und viel Behagen Walther von der Bogelweide zu ironisieren versucht. Dem Herzen des Volkes stehen nicht nur die großen Dichter und Denter nabe, sondern vor allem diejenigen, die mit ihm selbst gelebt und gelitten und aus diesen Empfindungen heraus gedichtet und gesungen haben.( Lebhafte Zustimmung.) Nicht die Bedeutung des Dichters in der Weltliteratur, sondern das tum Walthers von der Vogelweide zeugt davon, daß

oder auf das Vorhandensein einer großen deutschen   Stimmung Ursache und Wirkung vollkommen miteinander perwechselt. Italien   ist jahrelang von deutscher   Seite in freundschaftlichem Sinne behandelt worden. Die ganzen deutschen  Breffeftimmen gegen Italien   sind erft entstanden als Reaffion auf die Mitteilungen, die über das veränderte Regime in Südtirol   nah Deutf land gelangten.( Sehr richtig! bei den Regierungsparteien.) Es besteht ja nun in Rom   eine andere Auffassung über die Einwirkungsmöglichkeit der Regierung gegenüber der Preffe als in Berlin   Man will nicht verstehen, daß wir nicht die Möglichkeit hätten, Erörterungen in der Presse abzustoppen, wenn sie uns nicht gefallen. Faft sch liegen jedenfalls die Verhältnisse so, daß mir awar die Presse bitten fönnen, in dieser und jener Frage einige Burückhaltung zu wahren, daß wir aber im übrigen nicht diejenigen Einflußmöglichkeiten befigen, die man sich in Rom   verschafft hat.( Sehr gut!)

Es geht deshalb die gesamte Beweisführung des Herrn Muffolini vollkommen fehl, wenn er aus der Stellung der Bresse   schließt auf eine Dirigierung

der Presse durch die Reichsregieruno.

Rechtlich hat Deutschland   teine Möglichkeit, unmittelbar in die Berhältnisse Südtirols   einzugreifen. Muffolini hat vollkommen

recht, wenn er davon spricht, daß das zunächst eine inneritalienische Angelegenheit sei. Italien   hat auch eine besondere Ber­pflichtung zu besonderem Schuß der Minderheiten, wie sie von den Nachfolgestaaten übernommen worden ist, nicht auf sich

genommen.

Das ändert aber nichts an der Gemeinschaftlichkeit deutschen fulfurellen Empfindens für Staaten deutscher Kultur, für ein Land und ein Bolt, das seit Jahrhunderten deutsch   gewesen ist und bis zur Stunde zur deutschen   Kulturaemeini haft gehört. ( Lebhafte Zustimmung.) Tatsächlich lieren weiter die Dinge fo, dah, wenn aus der Politik der Unterdrückung eines Volfes eine Gefahr der Störung des Friedens entsteht, der Appell an den Bölferbund zuläffig ist.

Darüber hinaus ist der Bölkerbund an sich diejenige Inftitution der Böller der Welt, der die Rechte unterbrüdier Nationen zu vertreten hat. Gerade die Rede des Herrn Musso. lini wirft biefes Problem auf. Seine Rede fordert nicht nur die Italienisierung Südtirols  , sondern sie ist in der ganzen Welt als eine Kriegsdrohung aufgefaßt worden, die sich ent­meder gegen Defterreich oder gegen Desterreich und Deutschland   zu­gleich richtet. Derartige Drohungen find mit dem Geist des Völker­bundes shlechthin unvereinbar.( 3ustimmung bei den Regierungs­parteien und links. Lachen bei den Deutschnationalen und Böl­fischen.)

Otto Dix  .

In den schönen Räumen von Nierendorf  ( üzomstraße 32) ist das Lebenswert des 35- jährigen Otto Dig ausgestellt. Man fieht Bildniffe und Landschaften aus seiner Lehrzeit( 1913), die recht deutlich schon die Klaue des Löwen zeigen, einige der tollen dadaistischen" Werke und dann die 1920 einfegenden Malereien des Reifgewordenen, die seinen Namen weit über Deutschland   hinaus bekanntgemacht haben. Auf diefe, und zumal auf die großen Kom­positionen und Bildnisse der letzten Jahre, ist naturgemäß der stärkste Nachdrud gefallen.

Aber es lohnt und es ist notwendig, diesen außergewöhnlichen Künstler von seinen Anfängen an zu verfolgen und die ungeheure Vielgeftaltigkeit feines Wefens als ein Ganzes zu faffen. Man wird dann eigentlich erst die Unbegrenztheit dieser Erscheinung erkennen, die wir nicht anstehen, ein Genie der bildenden Kunst zu nennen ( wobei mit solcher Bezeichnung sehr sparsam umzugehen wäre; der verstorbene Corinth war auch einer der Wenigen, denen dieser Name gebührt, und es ist äußerst interessant, die ungemeine Ver­schiedenartigkeit ihrer Ausdrucksform in den zwei wunderbaren Aus­ftellungen zu vergleichen).

Was uns hier am meisten feffeft, ist die Berflochtenheit des Künstlerischen   und des Inhaltlichen bei Otto Dix  . Die Betrachtung der Jugendwerte zeigt, daß die Wurzeln seiner Kunst durchaus in der Form, das heißt in der Tradition liegen, die ihn von Anfang an auf scharfe Bestimmtheit und plastische Ber wertung der Lotalfarben verwies, und daß erst das ungeheuerliche Erlebnis von 4% Kriegsjahren an gefährdetster Front in Frankreich  feine Begabung zu schonungsloser Sachlichkeit weckte. Der Inhalt feiner Kunst ist gleichwohl nicht in erster Linie von den grauen­vollen Kriegserinnerungen bedingt. Bilder wie die grandiose Barri fade und der( einst dem Kölner   Museum gehörende) Schützengraben sowie die Kriegsmappe mit 50 Radierungen gehören allerdings zu feinen einbrudsstärksten Arbeiten, aber sie ragen faft vereinzelt aus feiner sonstigen Produktion heraus.

Das kommt daher, daß Dig nicht fanatisch auf ein politisches Programm eingestellt ist wie George Groß  , sondern daß er die ganze Fülle des Lebens in seiner Kunst umfaßt. Allerdings weniger bie sogenannten Schönheiten als die Nachtfeiten unserer meist wenig erfreulichen Existenz. Die Hölle des Schüßengrabens und der In flationsjahre hat ihm die Lust an der anmutigen Tändelei gründlich

genommen.

Das Verflochtenfein, von dem wir sprachen, diese unlösliche Ein­heit von malerischer Form und fachlichem Gehalt, bedingt den außer ordentlichen Eindruck der Dirischen Kunst. Die Eindringlichkeit feiner Schilderung, die penetrante lleberwahrheit im Verförpern alles Menfchhaften, Räumlichen und Stofflichen ist einer Welt gewidmet, die der brave Bürger sorgsam und ängstlich verbirgt. Dir holt sie mit unerschütterlicher Ruhe hervor und stellt sie vor die entsegten Augen der Mitlebenden, als präsentiere er ein appetitliches Still­leben. Diese Selbstverständlichkeit ist das Revolutionäre an seiner Kunst, das jedermann aufwühlen muß, dem sich schlechterdings niemand entziehen kann. Unfreiwilliges Zeugnis davon legte der Dresdener   Staatsanwalt ab, der einstmals einige der ausgestellten

er

Bozen   innerhalb der deutschen   Kulturgemeinschaft liegt.( Lebhaftes Bravo.) Herr Mussolini   hat geglaubt, fich über deutsches Empfinden und auch über die deutsche Kultur selbst vor der Welt luftig machen zu können. Er hat seiner Abneigung gegen Deutschland  , dessen Gastfreundschaft er einst selbst in Anspruch genommen hat, dadurch Ausdruck gegeben, daß von einem Mißbrauch der Gastfreundschaft durch deutsche  Touristen sprach, die als primitiv gefleidete Individuen durch die herrlichen Städte Italians zögen.( Bewegung und Zurufe.) In dem gleichen Zusammenhang, in dem Herr Mussolini   fich über den Mißbrauch der Gastfreundschaft durch primitiv gef'eidete Deutsche aussprach, hat er aber die stärksten Drohungen dagegen aus­gesprochen, daß etwa ein Bontott gegen Italien   durchgeführt würde, und davon gesprochen, daß er dann Repressalien in der dritten Potenz uns gegenüber ergreifen würde.( Burufe links.) Wenn die Zahl derjeninen Deutschen  , die Italien   in 3ufunft als Touristen befuchen wollen, sehr gering werden sollte, so dürfte das nicht die Folge deutscher Maßnahmen, sondern in erster Linie die Folge der Rede des Herrn Mussolini   sein.( Allseitige Zustimmung.)

Es ist außerdem eine starte Undantbarkeit, zu differen­zieren zwischen Menschen gesellschaftlicher Zivilisation und Menschen geistiger Kultur, die vielleicht doch als Persönlichkeiten höher zu merten find. auch wenn sie primitiv gekleidet sein sollten.( Erneute lebhafte Zustimmung.) Im übrigen weiß ich, daß Herr Mussolini  nicht immer davon gesprochen hat, die deutsche Ku'tur sei über­wunden, daß er nicht immer in dem Sinne Stellung genommen hat, wie er es in dieser Rede getan hat.( Burufe rechts.) Er hat einmal in der Borrede zu einem Buch von Deutschland   ge­sprochen. und in diesen Darlegungen hat er zum Ausdruck nebracht: Wir wissen, daß das deutsche   Bolt noh to ft bare Kräfte zivilifatorischer Mitarbeit, unendliche Möglichkeiten des Fortschritts und Wohlstandes in sich birgt. Wir missen, daß man Europa   einen schlimmen Dienst erwiese, wenn man dazu beitrüge, Deutschlands   Boltsmaffen in Berzweiflung und in den Ruin hineinzuheben."

Das war im Jahre 1920.

Bilder beschlagnahmen und vernichten wollte. Das reattionäre Bürgertum fühlt sich von der Brutalität dieser Wahrheiten betroffen, und allerdings mit Recht, weil die geheimsten Schäden seiner Mentalität hier aufgedeckt werden, ohne aggressive Absichten, aber um so schonungsloser, weil die Darstellung des absoluten Spießer ftumpffinns, feiner idiotischen Erotit und seiner Herzlosigkeit mit einer beinahe herzlichen Sachlichkeit zur Darstellung tommen und schärfer gegen den Geist" dieser Seiten aussagen als die gepfeffertste

In den Bildnissen aber, die mehr und mehr Hauptgebiet von Digens Kunst werden, ringt sich eine Objektivität durch, die alle Berneinung überwindet und jener Größe zuftrebt, die durch die Namen Dürer   und Holbein gekennzeichnet ist. Hier meldet sich ein Wendepunkt fünstlerischer und fultureller Entwicklung, der auf poli. tischem Gebiet etwa in Locarno  " feine Parallele hat.

Dr. Paul F. Schmidt

Zwei Tanzvorführungen von mehr oder minder verfchämtem Ballettcharakter sahen wir letzte Woche im Blüthner Saal Die Primaballerina vom ehemaligen taiserlichen Theater in Moskau  , Katerine Devillier produzierte sich mit ihrem Ensemble. Sie selbst eine Tänzerin von gutem Mittelmaß, startem Temperament und schwerem, zu schwerem örper. Ihre Arrangements feiblich phantasievoll und abwechslungsreich. Das Ensemble Durchschnitts ballett   in schönen und reiden Kostümen. Für moderne Ausdrucs, funft durchweg verpfuscht und verloren. Bescheidene Gipfelleistung: Das Pas de deux  , Tanz der Afrobaten"( Kitty Zammit und Fidy Grube), eine technisch faubere und amüsante Barieténummer. Lehr reich die große spanische Suite mit ihrem leidenschaftlich wirbelnden Elan des Aufftampfens, Drehens und Erstarrens in dekorativen oder pantomimischen Posen. Aus alten Boltstänzen ist für den Tanz der Zukunft mehr zu gewinnen als aus alten Ballettformen. Im Ensemble der Eduardowa- Schule erschien einst Marianne Winkelstern   als ein fleiner Star. Jezt, als felbständige Solistin, enttäuscht sie. Ist zweifellos eine tänzerische Natur, hat zuweilen überraschend starte Momente im Armschwung und in einer feltsam eckigen Schulterbewegung, die zu der meist sehr weichen Attion des Rumpfes schön tantraſtiert Der Aplomb, unzuverlässig am Anfang, wurde später sicherer. Frage: Wäre diefe jugendliche Balletteuse für den modernen Tanz zu retten? Antwort: Wenn fie guten Willen hat, vielleicht. In eingen Tänzen, z. B. im Chopin  - Walzer, dämmerte feelisch Ausdrucksvolles, gab es Rhythmen, die erlebt, nicht aus Pas und Ports de Bras zufammengeflict waren. Aber diese Licht puntte waren felten und spärlich. Knallig affettierendes Schöntun, chronisch zur Schau gestellter Liebreiz, Süßliches, Fades, Läppisches überwucherte. Will sie sich befehren und statt einer mittelmäßigen Ballerine eine Tanzkünstlerin werden, so ist keine Zeit zu verlieren.

J. S.

Entscheidung im Stadion- Wettbewerb. In dem engeren Bett bewerb für die neue Stadionanlage der Hochschule für Leibes übungen ist soeben die Entscheidung gefallen. Das Preisgericht, dem u. a. die Architekten Ludwig Hoffmann   in Berlin  , German Bestel meŋer in München  , Paul Bonaz in Stuttgart   und Wilhelm Kreis  in Düsseldorf   sowie der Reichskunstwart Dr. Redslob angehörten, erkannte unter den sieben eingeladenen Baufünstlern( Biebendt, Dern

|

durch eine große und gerechte Politik an sich fesseln.( Sehr wahr! in der Mitte und links.) Ein schwaches und ohnmächtiges Italien  nehmen; das Italien   des faschistischen Stolzes sollte von seinent fönnte Schwäche und Ohnmacht zum Grund von Unterdrückung Standpunkt aus am ehesten deutsche Sprache und Schule in Südtirol  ertragen fönnen.( Sehr richtig!)

für meine Person und für das von mir vertretene Amt das eine Wir haben ja auch in Deutschland   Minderheiten, und ich möchte aussprechen:

wir fönnen für deutsche Minderheiten im Auslande nur mit voller Ueberzeugung und aus qutem Gewiffen eintreten, wenn wir das, was wir für Deutsche   im Ausland verlangen, auch denjenigen geben, die Minderheiten in unserem deutschen   Bater­lande darstellen.( Lebhaftes Bravo.)

Herr Mussolini   hat nicht diese Folgerungen aus dieser Kraft Italiens  gegenüber der fleinen Minderheit in Tirol gezogen, sondern er hat statt dessen Drohungen gegen Deutschland   ausgestoßen. Er hat von den Folgen gesprochen, die eintreten fönnten, wenn die deutsche   Re­gierung die Verantwortung übernähme für das, was in Deutsch­ land   geschehen sei oder in Deutschland   vielleicht noch geschehen könne. Er hat in diesem Zusammenhange von dem weiteren Vor­ein Bordringen über den Brenner hinaus, nahdem er eine Minute tragen der Trifolore gesprochen, was ja nur bedeuten fann vorher die Brennergrenze als die von Gott   unfehlbar gewollte Grenze erklärt batte.( Sehr gut! und heiterkeit) Ich weiß nicht, was Herr Muffolini meint.

Das Aussprechen derartiger Drohungen iff entweder ein Frevel oder eine Cächerlichkeit.( Zustimmung.)

Man hat durch die Friedensverträge von 1919 die Grenzen Europas  verändert. Man hat Millionen deutscher Staatsbürger unter fremde Oberhoheit gebracht: in vollem Gegensatz zu der Idee des Selbst­bestimmungsrechts der Völker( sehr gut!), das man so stolz als Grundfaz im Kriege proflamiert hatte.( Lebhafte Bustimmung.) Wir haben die dadurch geschaffene Lage respektiert und haben in der Erfüllung dessen, was ein unmenschlicher Friede uns auferlegt hat, mehr als irgendein anderes Bolt Erde getan. Aber das Recht des deutschen   Bolfes, mit den in einem anderen Staate lebenden Menschen gleichen Blutes mit­

er

burg, March  , Beolzig, Rentsch, Seiffert und Max Taut  ) dem Ent­murf des Regierungsbaumeisters Werner March   und feines Bruders den Preis zu. Die Brüder March sind die Söhne des verstorbenen Geh. Baurats Otto March  , des Erbauers der alten Stadionanlage im Grunewald.

Corinth und die Tapiauer Geistlichkeit. In der Corinth- Aus stellung der Rationalgalerie wird der große Altar aus der Geburts stadt des Meisters, aus Tapiau  , vermißt. Die Kirchenbehörde hat ihn nicht zur Verfügung gestellt. Der Cicerone" nennt das um so verurteilenswerter, als dieselbe Kirchenbehörde den Altar nicht für wert erachtete, um ihn in der Kirche aufzustellen, für die ihn Corinth 1909 gemalt hat, sondern ihm bis heute nur in der Safristei einen notdürftigen Aufenthaltsort zubilligte.

Einen interessanten Rechtsspruch fällte das 8. Pariser Zivil­gericht. Ein 19jähriges Mädchen, das durch eine bei einem Auto­beraubt worden war, flagte gegen den Automobilbefizer auf Schaden­mobilunfall erlittene Berlegung der Möglichkeit zur Mutterschaft erfag. Das Gericht gab ihrer Klage Folge und verurteilte den Be­figer zur Zahlung von 30 000 Franken. In der Urteilsbegründung erklärt das Gericht, daß die Unmöglichkeit der Mutterschaft bei einem 19jährigen Mädchen eine Verminderung des menschlichen Rapitals" darstelle.

New York   verliert einen Prozeß gegen fanadische Indianer, Nach über 100 Jahren haben die fanadischen Cayuga- Indianer, die jetzt in der Ontario- Reservation angesiedelt sind, gegen den Staat New York   einen Entschädigungsanspruch durchgefeßt, der noch aus der Zeit der amerikanischen   Revolution stammt. Das Gebiet der Canuga- Indianer war damals durch die Kriegsoperationen ver­wüstet worden, und im Jahre 1795 wurde zwischen dem Stamm und New York   ein Vertrag abgeschlossen, wonach New York   alljährlich an die Cayuga- Nation und der Nachkommenschaft für immer" 2300 Dollars abzuführen hatte. Die Zahlungen murden auch bis zum Jahre 1810 prompt geleistet. Dann lehnte New York   unter Berufung auf die gespannten Beziehungen zwischen Großbritannien  und den Bereinigten Staaten die Weiterzahlung an die in Kanada  anfäffigen Cayugas ab. Bei Friedensschluß im Jahre 1814 wurde den tanadischen Cayugas mitgeteilt, daß fie infolge ihres Bünd­niffes mit den Engländern ihre Rechte und Ansprüche verwirkt hätten. Die Indianer aber gaben ihre Sache nicht verloren und erreichten jetzt, daß die Pecuniary Claims Commission" in Washington   ihnen eine Entschädigung von 100 000 Dollars als Abfindung zuerkannte.

beater des Weitens ein neues Lanzwert zu Giftaufführung, das Mary Wigman   bringt mit ihrer Tanzgruppe am 16. und 17. Im aus einer Reihe von Suiten besteht. Bei dielen Abenden wird zum erften Male bas erweiterte Tanzorchester, das die Künstlerin geſchaffen hat, mitwirten.

Für die Erhaltung des Goethe- Hauses. Im Intereffe der Erbaltung des schloffen, dem Frelen Deutschen Hochftift, das nach Berlust des Stiftungs­Goethe- Hauses und feiner Sammlungen bat der Frantiurter Magistrat be­fapitals die für die Erhaltung erforderlichen Mittel nicht aufbiingen fann, eine Subvention bis zu 15 000 m. jährlich zu bewilligen unter der Bor­auslegung, daß das Reich sowohl als Breußen einen gleichen Beitrag leisten.