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zuempfinden und zu fühlen, ist ein Recht, das wir uns von niemand| gekleideten Individuen zu sprechen, die Italiens Straßen bevöltern, nehmen und bestreiten laffen.( Stürmischer Beifall.)

Ein Einschreiten gegen derartige Bewegungen, die aus der Tiefe des deufs hen Boltes herauswachsen, lehne ich namens der deutschen Reichsregierung auf das entschiedenste ab.( Erneuter Beifall.)

wo er selber doch einmal zu den primitivgekleideten Individuen gehört hat. Als ein solches primitiv gefleidetes Individuum haben wir ihn gefannt, aber damals hat er uns besser gefallen, als jetzt in seinem Herzogsmantel.( Sehr richtig!) Ihm cm allerwenigften steht es an, im aufgeblafenen Hochmut eines Emportömml.ngs über die zu spotten, die feinen so guten Schneider haben wie er ( Sehr gut und Heiterkeit). Es gibt ja Leute, die glauben, dan für ganz Europa eine mussolinische Aera bevorsteht. Herr Mussolini felbst hat das einmal verkündet. Ich glaube ir eie mussolinifdhe nese Aera Europas nicht. Es ist das tragikomische Mißgeschick des Faschismus aller Länder, daß er immer nach einem Führer sucht und feinen findet.

Ein Teil der Herren hat vorhin den Hinweis auf den Bölker­bund mit einem ironischen Lachen begleitet, aber gerade wenn folche Tendenzen möglich find, wie sie in Herrn Mussolinis Rede zum Ausdruck kommen, dann ist der Anschluß Deutschlands an diejenigen Nationen um so notwendiger, die jeder Be drohung des europäischen Friedens gemeinsam widerstehen.( Sehr richtig! in der Mitte und links. Lachen und Zurufe rechts) Gerade wenn Unterdrückungspolitik gegenüber Wenn der Faschismus einen Führer braucht, muß er warten, Minderheiten die Gesamttendenz von Europa bestimmen sollte, dann bis ein Sozialist verrückt geworden ist. ift es notwendig dieser Tendenz entgegenzutreten. Gerade wenn, mie es scheint, ein Streit entbrennt, weil andere Mächte sich wegen ( Große Heiterfeit.) An die kommende muffolinische Aera Deutsch. Deutschlands permanentem Sig im Bölferbundsrat benachteiligt lands glaube ich auch deshalb nicht, vel or unfere muffo.nifche glauben und ein ähnliches Berlangen auf Berücksichtigung stellen, era schon hinter uns haben, die Schreckensaera der Zerichmet so scheint mir das doch darauf hinzuweisen, daß man Deutschterungsphrase und wir wissen, was sie uns gekostet hat( Lebh. Beifall lands fünftige Stellung im Völkerbundsrat nicht als bei den Soz). einflußlos in der Welt betrachtet. Ich kann deshalb auch aus der Haltung Mussolinis nicht Gründe gegen unsere Außenpolitik entnehmen. Ich halte sie gerade angesichts dieser Ereignisse für be­

sonders gerechtfertigt.

3m übrigen hoffe ich, daß das italienische Bolt sich selbst der Worte Mussolinis, des Inhabers der Regierungsgewalt, erinnern möge, der einst schrieb: Die itailenisch- deutschen zwiftigkeiten in der Geschichte rührten stets mehr von Mißverständnissen, von Arg­wohn und Geisteszufiänden her, als von der Unverträglichkeit der Interessen und tiefen, leidenschaftlichen Gegenfähe. Wir haben feine Gegensäge mit dem italienischen Bolte, wir wollen mit ihm wie mit allen Völkern in Frieden feben; aber zur Grund­lage des Friedens gehört auch jene Selbst a chtung. ohne die ein Volk vor sich selbst und nach außen nicht bestehen kann.( Lebh. Zustimmung.) Aeußere Machtlosigkeit ist nicht gleichbedeutend mit dem Berlust innerer Kraft, wenn sie sich auf einen einheitlichen nationalen Willen zu stützen vermag.( Sehr gut!) In diesem Ge­fühl weise ich und, wie ich glaube, in Uebereinstimmung mit dem deutschen Volke im Namen der Reichsregierung die gegen Deutschland gerichteten Drohungen und Angriffe mit aller Ent­fchiedenheit zurück.( Stürmischer Beifall.)

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Die Erklärung der Regierungsparteien.

Bei der Besprechung der Interpellationen gibt 2 b g. Scholz für die 4 Regierungsparteien eine Erklärung ab, in der die Hoff nung ausgesprochen wird, daß die Ausführungen des Reichsaußen­ministers überall richtig verstanden werden würden. Die Drohungen und Beleidigungen des Leiters der italienischen Politik seien in einem Augenblick ausgesprochen worden, in dem in Europa eine Atmosphäre des Friedens geschaffen werden sollte. Und das gerade zu dem Zeitpunkt, wo Deutschland in den Bölferbund eintreten will. Gegen die systematische Unterdrüdung der Deutschen in Südtirol habe sich die ganze deutsche Bresse gewandt, in einem Rechtsstaat wie Deutschland habe aber die Regierung feine Möglichkeit, solche Presseäußerungen zu unter­drücken. Niemand bei uns denke daran, eine irredentistische Be­wegung in Südtirol zu entfachen, wie sie Italien vor dem Kriege in Desterreich geduldet und gefördert habe. Aber die Deutschen in Südtirol hatten ein Recht auf Erhaltung ihrer alten Sitten und Kultur. Das deutsche Bolt stimme den Ausführungen des Ministers vollständig zu.( Bravo.)

Abg. Stampfer( Soz.):

Der Rede des Herrn Außenminifters ftimme ich ganz besonders in dem Punkte zu, der den Anlaß zu dem gegenwärtigen inter. nationalen Streitfall hervorgerufen hat, ich meine die Rede, die der banerische Ministerpräsident held am 4. Februar d. J. gehalten hat. Diese Rede enthält zwar nichts, mogegen fachlich Ein­spruch zu erheben wäre, aber bedenklich stimmt es, daß in Einzel landtagen von Ministerpräsidenten Reden gehalten werden, die zu folchen Auseinandersezungen Anlaß geben.( Lebh. Zustimmung bei den Goz.) Ich fann mir vorstellen, daß ein preußischer Minister­präsident, ein anderer, als der heute hier fist, Anlaß nimmt, wenig freundliche Worte an die Adresse, sagen wir Bolens oder Däne marts , zu richten. Ich fann mir denken, daß ein späterer hessischer Staatspräsident fich in gleicher Weise gegen Frankreich wendet oder daß ein sächsischer Ministerpräsident glaubt, mit der Tschechoslowakei abrechnen zu müssen. Jede diefer Reden mag für sich ausgezeichnet sein, aber was ich mir nicht vorstellen kann, das ist die Lage des bedauernswerten Mannes, der dann hier die auswärtige Bo= fitit des Reiches vertreten muß.( Sehr wahr bei den Soz.) Durch die Rede des bayerischen Ministerpräsidenten und durch die Antwort Mussolinis sind wir in einen Fehlerfreis geraten, aus dem wir erst durch die heutige Sigung befreit worden sind. Kon sequent wäre es ja gewesen, wenn Herr Held Mussolini geantwortet hätte, aber wir sind alle dafür dankbar, daß die Konsequenz nicht gezogen worden ist. Ich freue mich, daß man sich hier heute einig zu dem Grundsay befennt, daß nationale Minderheiten nicht unterdrüdt werden dürfen. Ich habe die Erklärungen des Reichsaußenministers darüber mit großer Befriedigung zur Kenntnis genommen und daraus ersehen, daß man von diesem Grundsay auch die Konsequenzen nach innen ziehen will. Das ist der entscheidende Punft.

Jeder moralische Protest gegen die Unterdrüdung eines Tells des deutschen Boffes würde kraftlos zu Boden finfen, wenn er nicht ein grundsägliches Bekenntnis zu dem Freiheitsrecht aller ist. ( Sehr gut bei den Soz.)

Das ist ja das Befen jenes überspannten Nationalismus, der uns in diesem Falle als Gegner gegenübersteht, daß er empfindlich ist, wo es um feine eigene Sache geht, daß er aber die Unempfindlich­feit einer Leiche dort vorausseßt, wo es sich um andere handelt. Diefer überspannte Nationalismus brüllt, homerisch gesprochen, wie 1000 Ochsen, wenn er meint, daß irgendwer beabsichtige, ihm zu nahe zu treten. Diefer selbe Nationalismus aber begegnet jedem Schmerzensschrei der getretenen Kreatur mit milden Drohungen. Jah frage Italien , nicht jenes Italien , das heute die Frage des Fajdhismus trägt, i frage jenes Italien , das uns teuer ist aus der Gefichte feiner Kämpfe für seine Freiheit und Einheit, ob es nicht imftande ist, die Gefühle zu begreifen, die Deutschland angesichts der Leiden der deutsch - südtirolischen Bevölkerung empfinden muß. Jeder Italiener fennt die Geschichte von dem österreichischen Feld marschall Hainau, der wegen der schändlichen Unterdrüdungen in Oberitalien eines Tages in London von fräftigen Brauerei­arbeitern mit derben Fäusten gepadt und in ein Brauereifaß hinein­gestedt wurde. Das fönnte dem italienischen Ministerpräsidenten von heute zur Warnung dienen!( Sehr wahr! bei den Soz.) Es sei denn, er hätte alle Absichten auf weitere Auslandsreisen auf­gegeben, wozu er ja nach den Erfahrungen von Locarno einigen Anlaß zu haben scheint.( Sehr richtig bei den Soz.)

Die Bedrudung unserer deufichen Belfsgenoffen in Südtirol fönnen wir als einen Teil des Systems des Faschismus ver­ftehen. Wie soll denn Südtirol afmen fönnen in einer Atmosphäre, in der ganz Italien erstickt!( Sehr wahr b. d. Soz.) Wie soll Herr Mussolini Freiheit und Recht den wenigen Deutschen feines Landes angedeihen lassen können, wenn er sie den 12 il lionen Italienern verweigert! Wie foll Ordnung und Freiheit in Südtirol herrschen tönnen, wenn in ganz Italien er poli tische Mord, die Brandstiftung gegen politische Begner an der Tagesordnung ist!( 3uftimmung bei den Goz.) err Mussolini hält sich für einen Cäsar. Er ist

nur ein Caligula.( Lebh. Beifall.) Einem Ministerpräsidenten, deffen Regierungsmethode selbst die Barbarei ist, steht es schlecht an, andere als Barbaren zu be zeichnen( Lebh. Juftimmung bei den Soz.), und über die primitiv

Deutsch - Nordtirol fordert Schuh.

Vom Völkerbund gegen Muffolini. Jnnsbrud, 9. Februar. ( WIB.) Zu Beginn der heu­figen Landtagsfihung verwies Landeshauptmann Dr. Stumpf auf die in den letzten Tagen bekannt gewordenen Nachrichten, deren Inhalt an den Lebensnerv des Landes rühren. Er führte u. a. aus: Die Erklärungen, die der italienische Ministerpräsident vor furzem abgab als Antwort auf gewiffe Aeußerungen des bayerischen Ministerpräsidenten, zwingen zu einer Stellungnahme, die ich im Einvernehmen mit allen Mitgliedern dieses hohen Hauses durch folgende Erklärung fennzeichnen möchte: Eine tiefgehende Er. regung geht durch das ganze Land Tirol. Schon seit geraumer Zeit hören wir von Wünschen und Bedrohungen, die durch den Staatsvertrag von St. Germain uns aufoftronierten Grenzen noch weiterhin zu unseren Ungunsten zu verschieben. Waren bisher die diesbezüglichen Nachrichten auf Aeußerungen ein­zelner unverantwortlicher Faktoren zurückzuführen, so hat sich nun­mehr die Sachlage von Grund aus verändert, indem Beil wir Freunde Italiens find, und in diesem Augen- jetzt der Chef der Regierung des benachbarten Königreichs blick unsere Grüße senden dem arbeitenden Italien , dessen sozialen 3talten mit einer feinen Zweifel laffenden Deutlichkeit die Ber. Rechte zertreten sind, dem geistigen Italien , dessen Freiheit in mak- ichiebung der Grenzen nach Norden als im Bereich der loser gewaltsamer Weife gefnebelt ist, darum sprechen wir in dieser Stunde die Erwartung aus, daß es 3fallen rechtzeitig gelingen Möglichkeit gelegen erklärt. Angesichts dieser offenkundigen Erklä­wird, sich zu befreien. Möge es die Zwangsjade, die es sich in einem rung ist es unmöglich, fernerhin ruhig zuzusehen und die Hände in unbewachten Augenblid überwerfen ließ, abstreifen und den hinein- den Schoß zu legen. Ich werde als Landeshauptmann von Tirol steden, der in fie hineingehört.( Bravo bei den Soz.) Nicht als in pflichtgemäßer Wahrung der Rechte des Landes an die Feinde Italiens stehen wir deutsche Sozialdemokraten hier. Wie Bundesregierung als den nach der Verfassung berufenen tönnten wir ein Italien hassen, das in der internationalen Freiheits. Faktor mit der Aufforderung herantreten, ungefäumt zu prüfen, ob bewegung so viele erlauchte Vorfämpfer gegeben hat. Einer der reinsten und edelsten Menschen, die ich fannte, war ein nicht die Voraussetzungen dafür gegeben sind, diese Frage dem Völkerbund vorzulegen, deffen Mitglieder Desterreich und Italiener er hieß Matteotti und das Italien Matteottis lieben wir. Und so unheilig uns die Stätte ist, von der aus ein Jtalien find. Sollte diese Prüfung ein positives Ergebnis zeitigen. Mussolini seine Brandreden in die Welt hinausschleudert, so heilin dann rechne ich zuversichtlich darauf, daß unsere Bundesregierung ist uns die Stätte, an der ein Matteotti begraben liegt, von den in dem oben angedeuteten Sinn die weiteren Schritte unternehmen Werkzeugen Mussolinis ruchlos ermordet.( Leb wird. Ich ersuche den hohen Landtag um Zustimmung zu meinen hafter Beifall bei den Goz.) Laffen Sie mich auch sprechen von weiteren Schriften. Cafare Battisti, dem Herr Mussolini in Bozen ein Denkmal sezen will. Wer wor Cäsare Battisti? Das Personalregister des österreichischen Reichsrats meldet troden, daß er laut Urteil vom 12. Juli 1916 sein Abgeordnetenmandat verloren hat. Dahinter verbirgt sich eine tiefe Tragödie. Battisti war ein Sozialist, der bei Kriegsausbruch sich vorbehaltlos zur Solidarität mit dem eigenen fämpfenden Bolle bekannte. Wie de Man, der Belgier , wie Ludwia Frank, der Deutsche , so zog der Italiener Battisti in den Krieg auf er war fein feiten seines Volkes. Tollfühn wie er mar Muffolini ging er an die Front. Er wurde gefangen genommen und nach forretter Gefeßlichkeit als Landesverräter bin. gerichtet, wie in Defterreich Hunderte und Tausende nach forrefter Gefeßlichkeit hingerichtet worden sind, weil sie das Recht der Volkszugehörigkeit höher stellten als die zufälligen Staats

grenzen.

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Was soll der ffeinerne Batfifft den Südtirolern fagen? Det fote Baffiffi fönnte ihnen sehr viel fagen! Nach den stenographischen Protokollen des österreichischen Reichs rats hat er am 8. November 1913 die Schaffung der Autonomie des Trentino , und eine totale Aenderung in der Bolilit der österreichischen Regierung gefordert. Die Regieruna, faate Battisti weiter, soll nicht vergessen, daß zwischen der Behandluna der Italiener in der Monarchie und der äußeren Politik ein enger Zusammenhang besteht. Heraus mit der Autonomie des Tridentino! Und am 12. Dezember 1911 erflärte er:

Wir wollen ein Ende haben mit dieser verantwortungslosen Politik. Wie er sich auch nennen möge, der Inspirator dieser Bedrückungspolitik gegen das Tridentino, des Haffes gegen die italienische Nation, der Verschwendung und der ständigen Gefahr für alle Völker Desterreichs, jei es, mer es mill, ist tatsächlich ein unzurechnungsfähiger, ein Mensch reif für das Narrenhaus.( Hörf, hört bei den Soz..) Im Namen der Zivilisation und der Humanität müffen wir laut auffchreien. und dem unde antwortlichen Zurufen: Weg mit der Kriegspartel, weg mit dem blutfaugenden Militarismus, und weg mit den Narren, die ihn führen.

So der tote Battisti an den lebenden Mussolini . Wir sind bereit, uns an einer Sammlung für das Denkmal Battistis zu beteiligen, unter der Bedingung, daß diese Worte in goldenen Buchstaben auf den Sockel gesetzt werden.( Sehr gut bei den Soz.)

Herr Mussolini droht uns ieht mit Krieg. Ueberfälle Bewaffneter auf Unbewaffnete gehören zu den Spezialitäten des Faschismus, aber ich glaube nicht, daß die Methoden aus dem Inneren Italiens ohne weiteres auf die internationale Braris zu übertragen ist. Ich stimme dem Außenminister darin bei, daß mir gerade darum, weil sich im Süden eine Gefahrenzone auf­getan hat und weil wir um das Recht der deutschen Minderheiten tämpfen wollen, in den Bölkerbund hinein mußten. Der Eintritt in den Böllerbund war die beste Antwort auf die Rede Mussolinis. Wir deutschen Sozialdemokraten haben eine reiche Er­fahrung darin, wie man auch ohne Waffe den Kampf gegen Unter­brückung führen kann geftüßt allein auf die Waffe des Rechts. Auf diese Waffe des Rechts gestützt, in brüderlicher Solidarität mit unseren italienischen Genossen und mit allen freien Geistern Italiens wollen wir getrost den Tag erwarten, an dem die Wolle des fa schismus vorüberzieht und die Sonne der Freiheit scheint für Italien , für Südtirol , für alle!( Lebhafter Beifall.)

( Schluß des Berichts in der 2. Beilage.)

Italien und die Tschechoslowakei . Mussolini fontra Masaryk.

Mussolini hat in seiner Rede über Südtirol einen Bergleich zwischen den Stärken der deutschen Minderheiten Italiens und der Tschechoslowakei gezogen. Dabei hat er nach dem von ihm höchftselbst tontrollierten Stefanitegt gesagt, daß in der Tschechoslowakei Millionen Deutsche 5 Millionen Tschechen nämlich des Staatsvolls" gegenüberftänden.

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Damit hat der Leiter eines der Tschechoslowakei nerbün deten Staates dem schlechten Dienst, den er der tschechischen Re­gierung damit erwies, daß er sich auf die Sprachenverordnung dieser demokratischen, Republit zur Rechtfertigung des faschistischen Bernichtungsfeldzugs gegen die deutsche Minder­heit berief, einen noch viel schlechteren Dienst für den Staat hinzu­gefügt, der besonders in der Feindschaft gegen die Gewährung der Selbstbestimmung an Deutschösterreich heute der aufrichtigste Ver­bündete Mussoliniens ist. Die Sudeten- Karpathen- Republik beruht nämlich als tschechoslowafischer Staat mit minderberechtigten Minderheiten, statt als Nationalitätenstaat mit gleichberechtigten Völkern wie die Schweiz , auf der Behauptung, daß Tschechen und Slowaken ein Volk von über 7 Millionen felen, somit die Mehrheit unter den 13 Millionen Staatsbürgern darstellten. Indem der italienische Ministerpräsident von 5 Millionen Tschechen als dem sozusagen souveränen Bolt dieses Staates spricht. erfennt er- gewiß ungewollt, aber darum desto wertvoller, weil aufrichtig! an, daß die Tschechen nicht einmal die Mehrheit in einem Staat find, der nichts anderes sein will als der tschechische Staat.

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Diejenigen slowakischen, deutschen, polnischen, utrainischen und madjarischen Politiker, die immer schon behaupten, die Slowaken feien ein eigenes Bolt, werden sicher alles eher erwartet haben, als folche Unterstügung von dieser Stelle!

Die Abgeordneten aller Parteien gaben durch Erheben von den Sigen ihrer Zustimmung zu dieser Erklärung Aus­drud.

Kein Matteotti- Prozeß!

Der Scheinprozeß ein Schimpf für den Ermordeten.

Paris , 9. Februar. ( WTB.) Die seit einigen Tagen in Paris erscheinende antifaschistische Zeitung Corriere degli Italiani" ver öffentlicht einen Artikel über die Angelegenheit Matteotti . Darin wird ein Schreiben der Rechtsanwälte Matte­ottis abgedruckt, in dem diese gegen die im Falle Matteotti an­gewandte Art und Weise der Untersuchung protestieren. Ferner wird ein Brief der Frau Matteotti an den Vorsitzenden des Schwurgerichts bekanntgegeben, in dem Frau Matteotti ihren Ent­schluß mitteilt, ihre Pripattlage zurückzuziehen. Sie begründet das damit, daß aus verschiedenen Phasen der Unter­fuchung und aus der fürzlich erlassenen Amnestie hervorgehe, daß ein wirtlicher Prozeß nicht geführt werden folle. Des halb ersucht sie, daß man sie von dem Erscheinen in dem Pro­zeß entbindet. Wenn sie die Borladung annähme, so würde fie nach ihrer Meinung das Andenten ihres Mannes be­schimpfen.

Der Notenfälscher Schulz.

Ein deutscher Monarchist im Hortyftenauftrag. Budapest , 9. Februar.( Eigener Drahtbericht.) Der verhaftete Gerö pom Kartographischen Inftitut, wo die falschen Franken ges druckt wurden, hat über seinen Angestellten Schulz, der viel mit der Fälscherarbeit zu tun hatte, folgendes angegeben: Schulz stammt aus Köln und war jahrelang in der faiserlichen russischen Noten­druckerei tätig. Er zog tann nach Deutschland , verließ es aber, als er feine geeignete Stellung finden konnte und meil ihm als Mo narchisten die Republ nicht paßte.( Ein seltener Monarchist für. wahr! Red.) Ende 1922 trat er mit ungarischen Reaktionären in Berührung, 1923 in Verhandlungen mit dem Prinzen Windisch­grät über die Möglichkeit einer Frankenfälschung. Sch z war dann bei dem Windischgräß, sowohl in dessen Ofener Balais als auch im Sarospatafer Schloß, und er unterrichtete den Gerō in der Herstellung der falschen Banknoten.

Die französischen Polizeibeamten haben auf telegraphische Ant­frage nach Paris den Bescheid erhalten, daß Schulz in der franzö­fischen Kriminalevidenz nicht vorkomme und völlig unbekannt sei.

In der Nationalversammlung gab es heute anläßlich einer Rede des Innenministers Rafowiti Sturmfzenen. Die Opposition empfing den Minister mit Rufen:" Danten Sie ab! Sie haben hier nichts zu tun!" Ratewifi bestritt, daß es eine Telephonzenjur gebe.( Rufe links: Es gibt auch eine Briefzenfur. Dr. Bascony( der gegen die Fälscherbande fämpft. Red.) flage auch, er werde von Geheimpoliziften beobachtet.). Dies ist ebenfalls grundlos.( Ungeheurer Lärm und Proteftrufe links.)

Ministerpräsident Graf Bethlen betrat in diesem Augenblick den Saal. Die Einheitspartei erhob sich und brachte ihm minuten. lange Ovationen dar. Der frühere Präsident der National­versammlung, Abg. Stephan Rakowski, übertönte den Beifall mit dem Rufe: hinweg mit diesen Leuten!", was die Rechte au heftigen Zornesausbrüchen veranlaßte. Der Minister des Innern fonnte nur mühsam seine Rede fortseßen.

Brandmarkung der Rechten.

In der französischen Kammer.

Paris , 9. Februar.( Eigener Drahtbericht.) In der Kammer gab es am Dienstag einen sehr scharfen Zusammenstoß zwischen der Rechten und der Regierung. Der Rechtsrepublikaner Flandin fündigte an, daß sich seine Bartei bei den entscheidenden Ab­Stimmungen der Stimme enthalten werde. Genosse Leon Blum kennzeichnete sofort die Demagogie der Opposition, die bisher keine pofitiven Gegenvorschläge gemacht hat, aber alle Borschläge der Re­gierung und der Finanzkommission zu Fall zu bringen sucht. Auch Briand hielt der Rechten entgegen, daß sie alles tue, um das Bertrauen des Landes zu untergraben. Eine Partei, die die Steuerzahler zum Steuerstreit veranlasse und das Ver­trauen des Landes in seine Sicherheit zerstöre, nur um die Außen­politik der Regierung in Mißtredit zu bringen, fönne wirklich nicht behaupten, etwas zur Ueberwindung der schwersten Krise beizutragen, die Frankreich augenblicklich durchmache. Der Ministerpräsident ver­sicherte schließlich, daß die Regierung ents hlossen sei, ihre Eristen3 in die Wagschale zu werfen, um eine rasche Berabschiedung des Finanzgesetzes herbeizuführen. Ein Antrag der Rechten auf Ab­lehnung des zur Beratung stehenden Artikels wurde mit 276 gegen 252 Stimmen zurückgewiesen.

Die Steuernof der Agrarier." In dem unter diefer leber­schrift im Dienstag- Abendblatt erschienenen Artikel hat sich ein Drudiebler eingeichlichen. Es muß in der ersten Epalte, und awar in der vierten geile von unten bei Nennung der versteuerten Ein tommen nicht 450 000 Watt, sondern 45000 Mart heißen.