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1. Heilage ües vorwärts
doaaerstag, 71. Jebrnar 142»
Schon Justus von Liebig hat es stch zu? dankenswerte» Zlufgad« gestellt, der Menschheit darin nützlich und dienlich zu sein, die wissen- schaftlichen Forschungsergebnisse auf dem Gebiete der angewandten Chemie für die Lebenspraxis zu verwerten. Und so bemühte sich auch unsere moderne chemische Industrie in der Folge nach Möglich- keit. allen Ansprüchen des täglichen Leben» gerecht zu werden und dort vor allem helfend einzugreifen, wo uns die Natur so manches stiefmütterlich versagte. Es wurden so auf allen Gebieten Ersatzstoffe geschaifen. und ein besonderer Teil der synthetischen Chemie ist u. a. die Aufbereitung künstlicher Riechstoffe. Slumeoüüfie. Bezüglich der Fabrikation der künsllichen Riechstoff« ist uns die Nalur wiederum Lehrmeifterin geblieben-, denn nur dadurch sind wir zur künstlichen Darstellung der Gerüche gelangt, daß wir erst das j Wesen und die Zusammensetzung der natürlichea DusttrSger er- aründeien. Allerdings weichen sehr viele künstliche Riechstoffe in ihrer Darstellungsmethod« oft vollständig ab von der natürlichen Zu- 'ommen'etzung der Riechstoffträger tn den Blüten. Das beweist un« schon die Konstitution eines unserer allergewöhnlichsten künstlichen Duftstosfe: das Mirbanöl iRitrobenzol), welches bekanntlich in ein- Nächster Weise durch Eintragen von Bezol in kalte rauschende Sal> petersäure erhalten wird! setzt man der entskandenen Lösung Walser zu, so füllt Nitrobenzol als gelblich dicke Flüssigkeit aus. die giftig ist, stark nach Bitlermandeln riecht und meist nur noch für die Par- mmierung gewiller Seifen als Ersatz für Aittermandelgeruch in Frage kommt. Im'olgc der anerkannlen giftigen Eigenichalten ist allerdings die Anwendung dieses Sloffes am besten auszuschalten. Einen bei weitem vollwertigeren Ersatz des Littermandelgeruchs durale indes schon der Lenzaldehyd darstellen, der ja an sich schon ein Hauptbestandteil des ätherischen Bittermandelöls ist, künstlich aber entweder durch Destillation eines benzolsonren mit einem ameijen- sauren Salz erhalten werden kann oder durch Erhitzen von Benzol- chlorid mit Wasser, Der Denzaldehyd ist ebenfalls eine ölige Flüssig- seit mir charakteristischem Geruch und muh unter vollständigem Lust- ab'chluh au-bewahrt werden, da sich sonst der Aldehyd durch Ein- wi-knngen des cumosphärischen Luftsauerstofs» rasch zu Benzoesäure unter reichlicher Kristallbindung oxydieren würde. Unter den synthetischen Riechstoffen spielen auch sog.„einwertige Alkohol� eine ganz hervorragende Rolle. So bildet z. D. das „Geraniol " den Hauptbestandteil der ätherischen Oele von Geranium. Bellargonium, Rosen und Zirronella. Es ist ein primärer Alkohol von ausgesprochenem Rolenduft. Da»„CUronellol", das gleichzeitig auch in Rolenöl oft bis zu 30 Proz. vorkommt, zeigt den spezifischen Rosendust eben-alls, doch in feinerer Art. Das»Linalol" oder der .Ltkanyl-Aikohol" dient mit zur Darstellung von künstlichem Mai» glöckchenparfüm. Es ist ein„olefirnlcher Terpen-Alkohol'. Durch Oxydation wird es ähnlich dem Terpentinöl ziemlich zähflüssig. Linanol kommt in einer ganzen Reihe von ätherischen Velen vor,
wie im Sergamott-, Lewendel-, ThymlanZl usw.— Auch da,.JteroT ist ein aromatischer, primärer Alkohol und kann sehr wohl in der Parfümen« das Geraniol übertreffen, da es den ursprünglichen Geruch in viel frischerem, rosenähnlichem Odeur erkennen läßt. Aehnlich wirkt der' Naphtolmethyläther. der als„Nerolin'-All oder»Dava-Jova- noch weiter bekannt ist und das Rerolin» oder Orongenblütenöl wohl am besten zu ersetzen oermag. Als.Rerolin"- Reu. auch Bromelia wird ein Raphtoläthyläther zu billigen Seifen- parfüms verwendet.— Einer besonderen Erwähnung bedarf das .Eitral", das zwar der ausgesprochene Riechstoff des Zitronenö!» und der Hauptbestandteil des Lemangrasöles ist, aber u. a. zur Dar- stellung eines weiteren synthetischen Riechstoffes, nämlich des .Zonon" als Beilchenparfüm dient. Die ölige Flüssigkeit von ur- sprünglich eigenartigem Zedernholzgeruch gibt einen neueren Be- weis, daß Riechstoffe und vor allem synthetische Riechstoffe nur tu starker Verdünnung angenehm auf die Geruchsnerven wirken können und auch nur so die natürlichen Blütendüfte Hervorbungen. Jonon entsteht beispielsweise durch Einwirkung von Azeton aus Citral oder überhaupt durch Einwirkung saurer Agentien aus Pseudo-Ionon, da» als Eitrylidenaceton zu bezeichnen ist. Wenn schon erörtert wurde, dah seder Riechstoff, sei er natürlicher oder synthetischer Her- kunft, niemals in konzentriertem Zustande den zarten Geruch ergibt, so läßt sich in dieser Beziehung in des Wortes vollster Bedeutung die Berührung der Extreme in bszug des umgekehrten Derhaltniffes der G-ruchswirkung aufs deutlichste erkennen' bei den Dustträgern des.Zavwia". woraus.wohlgerüche� gewsanea werSea... Es»st ein« völlige Berkennung der Tatsachen, dah jeder Wohl- aeruch wenn er überhaupt als solcher wirken soll, schon in den Grundstoffen an sich wohlriechend sein müsie. So ist z. B. ein Grund» ltoff des angenehm duftenden Jasmin das„Zndol", ein Körper, welcher sogar in den.menschlichen Exkrementen" vorkommt und in rohem Zustande, in konzentrierter Form, einen ekelhaft fäkulenten Geruch oerbreitet— ein Beispiel für die entgegengesetzte physio- logische Wirkung großer, und kleiner Mengen ein und desselben Stoffes. Das Iudol findet sich ebenso im ätherischen Jasmin— wie im Orongenblütenöl und im Steinkohlsnteer: es läßt sich auf Indigo zurückführen, ebenso wie ein weilerer Bestandteil des Iasminöls der Anthranilfäuremethylester, welcher aus der für die Indigo- aufbereitung so außerordentlich wichtigen Anthranilsäure hervor- gegangen ist. Das Iasminöl, das sich ja ohnedies aus einer ganzen Reihe einzelner Geruchsträger zusammensetzt, wird noch weiier substituiert durch das„venzylacelat". einem farblosen Ocl. das kräftig jasminähnlich riecht. In der gesamten Parsümerie kommt wieder der alte Erfahrungssatz zur Geltung, daß überhaupt einzelne Blütendüste fast niemals befriedigend wirken können, sondern immer erst durch Zusammeuwirkung mehrerer Stoffe, um die natürlichen Blumen- oder Kompositionrgerüche zu erlangen, und dies ist um so notwendiger bei der Verwertung von synthetischen Riechstoffen!—
Die Chemie hat e» sich ferner nicht entgehen lassen, daß das riechende Prinzip der Banllleschoten, das.Vanillin", in der Natur in den koniferen Hölzern vorkommt, ebenso wie im Peru - und Tolubalsam, im Styrax, ja sogar im Spargel. Vanillin hat gewisse Beziehungen zu dem.Koniferin" unserer Nadelhölzer, aus denen es ursprünglich gewonnen wurde.— Nachdem aber nun auch die Dustsubstanz des Nelkenöls im.Eugenol" erkannt ist und von diesem aus, durch Um- lagerungen.Zsoeugenol" gebildet wird, benutzte man das letztere zur fobrikatorischen Darstellung von Vanillin. Das Isoeugenol. das wiederum ein spezifischer Riechstoff des Muskatnußöls und des Plang-Viangöles ist, ergibt eben in seiner Verbindung mit Essig- säure das ursprüngliche Ausgangsprodukt für die Danillinbereitung. Vanillin ist bekanntlich kristallinisch. Ein weiterer Kristalriechstosf ist das.Cumarin", das Prinzip des Waldmeisteraromas: es findet sich auch sonst noch im Steinklee, in den Tonkabohnen, in Ruchgras usw. und wird durch Erhitzen von Salizylaldehyd mit Natriumncetat elhaiten. Das»hellolropin" kommt nur in ganz geringer Menge natürlich in der mexikanischen Vanille vor und wird künstlich durch Oxydation von Piperinsäure gewonnen: es entwickelt ausgesprochenen Geruch nach Hiliotropblüten. Sehr beliebt ist selbst>für die ver- wöhntesten Geruchsnerven ein zarter Fliederduft, und auch hierfür kam uns die Chemie der syntbetischen Riechstoffe entgegen! tch ausgiebigste Verwendung von.Terpineol". das. wie schon der Name sagt, durch eine Umwandlungsprozedur des Terpentinöls erhalten wird und wiederum eine ölige Flüssigkeit ist Ein beliebter Riech- stofs ist serner der Duftträger der Weißdornblüte(Aubepine), den der Chemiker im �lnlsaldehyd" isolieren konnte. Moschus. Nachdem wlr mni die hauptsächlichsten Ersatzstoffe der Blüte« und Llütenöle einer entsprechend Würdigung unterzogen haben, wollen wir noch in Kürze die synchelische Darstellung eines animalischen. d. h. tierischen Duftträgers kennen lernen, wie es beispiels» weise.Moschus" ist Der natürliche Moschus ist das getrocknete Sekret der Moschusbeutel, jener drüsenartigen Behälter, welche sich im Unterleib des Moschusbockes(olfo nur des männlichen Tieres) zwischen Nabel und Rute befinden. Natürlicher Moschus stellt eine trümelige dunkelbraune weiche Masse dar, die bitter im Geschmack ist. Der charakteristische Riechstofs ist das.Muscon". ein farbloses. dickes Oel. Bei der Moschussynthese hat es die Chemie verstanden, da» teure exostische Ausgangsprodukt vollständig zu vermeiden und auf rein künstlicher Basis zu arbeiten. Das künstliche Produkt, der sog. Moschus-Baur, ist als Trinitrobutyltoluol und ähnlichen Stoff anzusprechen Zur Herstellung haltbarer konzentrierter Lösungen wird meist Benzyl-Benzoat angewandt, das bei gelindem Erwärmen etwa 20 Proz. der verwendeten Moschusmenge in Lösung bringt, doch ist es auch gelungen, ein namentlich in Alkohol leicht losliches Präparat darzustellen. « Nach diesen Ausführungen ist allerdings noch zu bemerken, daß die künstlichen Duftträger gewiß niemals imstande sein werden, die natürlichen Wohlgerüche völlig zu verdrängen oder gar die ätheri- schen Dlütenöle nach jeder Hinsicht zu ersetzen, immerhin muß doch unzweiselhast zugestanden werden, daß sie einen gewaltigen Fort- schritt für die gesamte moderne Parsümerie bedeuten, die sich chrec in der ausgiebigsten Weife bedient, da durch die Verwendung künst- licher Riechstoffe als Ersatz für die teuren Naturprodukte alle Par- fümerieerzcugnisse im Preise ganz erheblich reduziert werden können. Außerdem konnten wir uns aus diese Weise vom Auslandsmarkt nach vielen Richtungen hin fast vollständig unabhängig machen. Ties ist ein Verdienst der modernen Forschung und der Arbeit von Jahr- zehnten unserer Wissenschast. Schluß mit dem Wirrwarr der Strafteuname« k In der Stadtverordnetenversammlung wird zur Beseitigung des oft beklagten und längst unhaltbar gewordenen Zu- stondes, daß viele Straßen- und Platznamen in der Einheilsgo- meinde Berlin doppelt und sogar mehrfach vorkommen, von der sozialdemokratischen Fraktion folgender Antrag ein. gebracht:.Da der Herr Polizeipräsident aus eine baldige Umbe- nennung der doppelt und mehrfach vorhandenen Namen von Straßen und Plätzen Berlins drängt, beschließt die Stadtverordneten- Versammlung, einen Ausschuß von 17 Mitgliedern einzusetzen. Dieser hat für die notwendigen Umbenennungen geeignete Dar- schlage auszuarbeiten, die später von der Stadtoer- ordnetenversannnlung dem Magistrat zu unterbreiten sind."
GttKel Moses . Roman von Schalom Asch . 5. Onkel Moses. Ein gut stück Zeit, bevor unsere Geschichte einsetzt, taucht« eines Tages in einem kleinen Städtchen in Polen plötzlich ein Fremder aus; er war ganz anders gekleidet als die anderen Einwohner des Städtchens, trug einen kurzen, deutschen Rock und eine wunderlich karierte Hose aus Damentuch mit einem breiten, steifen Hut und einen weißen, weit ausgeschnittenen Kragen, den man damals Vatermörder nannte. Große goldene Ringe�an den Fingern und eine goldene Kette über der karierten Samtweste: der Mann trug keinen SäMirrbart. ober einen kurzen Backenbart. Die Erscheinung des Fremden rief solches Staunen hervor, daß sicher eine Panik ausgebrochen wäre, wäre er nicht auf der Straße mit einem im Städtchen wohlbekannten Bewohner, nämlich mit Josef dem Grieß- müller gesehen morden. Aeltere Einwohner der Stadt erkannten bald in dem Fremden den ältesten Sohn Josef des Grießmüllers, der vor vielen Jahren in die weite Welt gegangen war.~ Jüngere Leute trn Stadtchen wußten gar nicht, daß Josef der Grießmüller noch einen älteren Sohn hatte, und die. welche sich doch daran erinnerten. Kotten diesen längst für tot gehalten. Sein plötzliches Erscheinen in den Gassen des Städtchens weckte oei vielen Leuten Jugenderinnerungen. Sie erkannten in dem Fremden ihren Jugendfreund, ihren Cheder- kom-raden- st) traten sie denn auf den Fremden zu und begrüßten lfm mit dem großem.Sckzolem Alejchem". Bald durchdrang das ganze Städtchen die Kund« von der Ankunft des.Amerikaners", der aus der weiten, weiten West heim- yctehn war. Am Abend war die Wohnung Josef des Grieß- Müllers belagert von Verwandten näheren und ferneren Grades, von Rachbarn und von Einwohnern ohne nähere Familienbsziehunqen zum Grießmüller, die gekommen waren, um noch ibren Angehörigen in Amerika Erkundigungen ein- .zuziehen Auch wenn einer einen Sohn oder Bruder in Afrika. in Brasilien oder in England hatte, erkundigte er sich bei dem .Amerikaner" nach ihm Denn, was eigentlich Amerika sei. darüber wor man sich im Städtchen noch nicht ganz klar, und damals hieß alles Amerika — für die Stadtbewohner gab es von jenseits der Grenze an«me einzige große Stadt, die hieß »Amerika ". � Bald begann«n Raunen und Rauschen im Städtck-.en von den fabelhaften Reichtümern des Amerikaners. Es gingen
Erzählungen um von einem Stock mit goldenem Knopf, den er seinem Vater mitgebracht,»md von goldenen Uhren und goldenen Ketten, die er seinen Brüdern und der ganzen Fami - ' lie zum Geschenk gemacht hatte. Und als er am Sabbat in einem neuen karierten Anzug und einem Ueberzieher mit Seidenfufter über die Straße ging und beim Thvraauftuf, mit dem man ihn natürlich beehrte, dem Vater ein.Mischeberach" machen ließ und dabei einen ganzen Rubel spendete, da gab es solche Aufregung im Städtchen, daß es geradezu in die Gluten und Wolken der Phantasie und der Legende über den Reichtum des Amerikaners gehüllt war. Josef der Grießmüller. tvelcher bisher in der Stadl nicht sehr angesehen gewesen war — er mahlte die ganze Nacht hindurch Grieß in einem kleinen Lcdenraum und bei Tag ging er stets schläfrig hemm—. wurde mit einem Male ein so geachteter Bürger, als hätte er das große Los gezogen. Den ganzen Sabbat lang wurde Kugel und Schalet aus den Häusern der besten und vor- nehinsten Bürger der Stadt in die Wohnung Josefs des Grießmüllers getragen, um dem vornehmen Gast, dem „Amerikaner", aufzuwarten Bald ging das Gerücht um. der Amenkaner sei her- gekommen, um große Geschäft« zu beginnen, er würde gleich die nächste Woche ansangen, eine große Grießmühle zu bauen. und habe zu diesem Zwecke schon beim Gutsherrn ein großes Stück Feld vor der Stadt gekauft. Die Juden begannen zu rechnen und wiegten sich freudig in der Hoffnung, mit des Amerikaners Hilfe ihr Glück zu machen. Als der Sabbat zu Ende war. besuchten Makler und Kaufleute aller Kategorien Josef den Grießmüller und begannen von verschiedenen Geschäften zu sprechen. Der eine schlug einen Handel mft Ochsen vor, der andere mit Wolle, ein dritter eine Anleihe für den Gutsherrn gegen hohe Zinsen. Andere gingen noch weiter und begannen, sich delikat und zartfühlend zu er- kundigen, ob Herz und Hand des Gastes noch frei seien. Denn es mar bekannt geworden, der Amerikaner fei noch ledig. Der Amerikaner hörte allen Besuchern sehr ernst.zu, inter- cssierte sich für alles, fragte nach allem und wollte alle Einzel- heilen wisien. gab allen Hofsnungen, und es schien, als werde er im nächsten Augenblick das ihm vorgeschlagene Geschäft abschließen. Aber er machte keine Geschäfte in der Stadt. Da sich der Amerikaner ein paar Wochen ohne Beschäf- tigung im Städtchen aufhielt, ruhig bei seinem Voter, dem Grießmüller, wohnte, und da sich an ihm kein Grosclzen ver- dienen ließ— so verlor er allmählich seinen ganzen Reiz. Niemand rmeressierte sich mehr für ihn. Seine karierte Hose weckte kein Staimen mehr, ja, nicht einmal seine goldenen
Ring« und die Geschenke aus Gold gaben Anlaß zu Ge- fprächen. Josef der Grießmüller verlor auch sein Ansehen. Man hörte wieder bei Nacht die Mühlsteine in seinem Laden weinen und sah bei Tag einen oerschlasenen. mit Mehl be- stäubten Juden vor sich. Jedermann wor mft eigenen An- gelegenheiteNi beschäftigt, und der Amerikaner war erledigt. Aber gerade als sich niemand mehr für ihn interessierte, begann der Amerikaner für die Einwohner des Städtchens großes Interesse an den Tag zu legen. Er erkundigte sich bei jedem seiner Bekannten genau nach Beruf, Verdienst und Wochengebrauch, besuchte fremde Wohnungen und sah sich genau an, wie die Leute dort wohnten und lebten, was sie aßen und worauf sie schliefen. Als man ihn fragte, weshalb er dies eigentlich wissen müßte, ob er den Leuten etwa Lebens-- unterbalt geben wollte, da lächelte er bloß: .Man soll alles wissen. Wissen-ist ein wertvoller Besitz!" Einige Zeit später war der Amerikaner versclswunden. Einen jüngeren Bruder hatte er mitgenommen, dein Vater hotte er, wie man erzählte, ein paar hundert Rubel zurück- gelassen, um die Mühle zu vergrößern. Wie er gekommen ivar, so verschwand er auch. Zuerst hatte man es gar nicht bemerkt. Als man aber dann doch feststellte, der Amerikaner sei fort, sagte man im Städtchen allgemein, es habe eben so kommen müssen. Denn Amerika sei ein Zauberland, das den. der ihm verfallen sei, nicht ruhen lasse. Wer einmal die Schwelle Amerikas betreten hat, der kann in keinem anderen Lande mehr seßhaft werden, und wäre es auch sein Geburts- ort; denn es zieht ihn nach Amerika zurück, wie es den Dieb zu feinem Raube zieht.... Aber bald nach dem Amerikaner begann das ganze Städtchen nach Amerika zu wundenl. Im Ansang war es gar nicht zu merken, daß die Einwohnerzahl des Städtchens immer mehr zusammenschmolz. Die Allen zogen auf den Friedhof, die Jungen nach Amerika .... Zuerst nabm der Amerikaner seine Angehörigen hinüber... erst die Brüder. dann die übrige Familie, die Kinder der Brüder, die Oheime und deren Söhne und Schwiegersöhne. Später aber begannen sich Kinder von Schwägern und entfernten Verwandten, schließlich Bekannte und einfache„Landsleute" an ihn um Schiffskarten zu wenden. Der Amerikaner wurde allmählich zu einer Art Berwandtschaftsmittelpunkt auch für ganz fremde Leute: sie waren bemüht, irgendeine entfernte Verschwägerung mit ihm herauszufinden, die legten sie ihm dann in einem Brief dar und baten ihn um eine Schiffskarte. � Der Amerikaner schlug die Bitte niemals ab. Und allmählich verlies sich das Städtchen.(Fortsetzung folgt.� �